sportlich - Das Sportmagazin für Leipzig und die Region | Mai 2022

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GLEITFLIEGEN

GLEITEN WIE EIN ADLER Reporterin Gina Apitz ist im Selbstversuch Gleitschirm geflogen – und wäre am liebsten Stunden in der Luft geblieben. Fotos: Wolfgang Sens, André Kempner Text: Gina Apitz

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ie Sonne lacht vom Himmel über einer Wiese nahe des kleinen Orts Teuchern bei Weißenfels. Hier soll es gleich hoch in die Luft gehen, und zwar via Gleitschirm. Knapp 40 Minuten sind LVZ-Fotograf Wolfgang Sens und ich von Leipzig aus hierhergefahren. Allein abheben kann ich natürlich nicht und bin froh, dass mein Tandempilot David Hünig – Chef einer neuen Leipziger Gleitschirmflugschule – uns schon gemächlich entgegenläuft. Wir starten auf einem ehemaligen Agrarflugplatz. Davon ist allerdings nichts mehr zu erkennen. Vor uns liegt eine grüne Wiese, daneben ein Acker. Wir sind nicht die Einzigen, die heute abheben wollen. Eine Hand^voll Gleitschirmflieger hat sich auf der Wiese versammelt. Alle sind Mitglied im Luftsportverein Neuseenland. Man duzt sich. Das sei in dem Sport so, heißt es gleich zu Beginn. Für sie ist der Flug hier eine Premiere. Denn gestartet sind die Piloten bisher auf einer Wiese in der Nähe des Hainer Sees bei Kahnsdorf. Doch dort soll bald ein Solarpark entstehen. Kein Platz mehr für Gleitschirmflieger.

START PER SEILWINDE

Der Sonne entgegen: Tandempilot David Hünig und Copilotin Gina Apitz segeln sanft im Gleitschirm über die Felder bei Teuchern.

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Nico Zwicker – selbst im Vorstand des Vereins – hat heute eine wichtige Funktion. Er steuert die Seilwinde, die uns gleich in die Luft befördert. Ungefähr 400 Mal hat er das schon gemacht. Er selbst fliegt seit 2016 und ist zugegebenermaßen lieber in der Luft als am Boden. Das etwa 1000 Meter lange Seil wird langsam von der Winde gerollt und per Motorrad zum Startplatz gebracht. Während in den Bergen jeder Pilot selbst starten kann, sind im Flachland zwei weitere Helfer nötig, erklärt David. Einer muss die Seilwinde bedienen, der Startleiter den Flug des Piloten überwachen und am Schluss die Seile wieder zum Startpunkt bringen. Jetzt wird noch die Funkverbindung getestet. Dann geht es los. Am Startpunkt schleppt David den 38 Quadratmeter großen Schirm aus dem Auto aufs Feld. Der besteht aus Nylongewebe und reißfesten Kunststoffleinen. Das Material wird regelmäßig gecheckt und wenn nötig ersetzt, beruhigt David mich. Und im Notfall haben wir einen Ersatzschirm dabei. Dann heißt es für uns beide Helme auf und Gurte anlegen. Schließlich wird das Seil eingehakt, das uns gleich nach oben befördert. Obwohl es schon mein zweiter Gleitschirmflug ist, bin ich kurz vor dem Start ein bisschen aufgeregt. Der Startleiter gibt das Signal, dass es losgehen kann. Das Seil vorn an meinem


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