Universum Magazin 03 2017

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3 | MÄRZ 2017

RESSORT

€ 5,00

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BEDROHTES

MONGOLEI

FRÜHLING

COCOS KEELING ISLANDS

BUNTES PARADIES COCOS KEELING ISLANDS

FRÜHLING Die holde Zeit, in der die Lebensgeister wiederkehren

MONGOLEI

Rückkehr der Götterwelt: Wie der Buddhismus den Kommunismus überlebt hat

+ DAS NATURHISTORISCHE – DAS MAGAZIN DES NHM Österreichische Post AG MZ 02Z030834 M. LW Werbe- und Verlags GmbH, Ringstraße 44/1, 3500 Krems. Retouren an PF 100, 1350 Wien


Wer auf der Suche nach Postkartenmotiven ist, wird auf den Cocos Keeling Inseln fündig. Das Atoll im Indischen Ozean besticht durch seine Strände, Palmen – und durch die farbenprächtigen Tridacna-Muscheln.

MARTIN STAMPFER

WEITERE COVERFOTOS: SHUTTERSTOCK, KHM MUSEUMSVERBUND

VERENA POPP-HACKNER

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INHALT 3|17 UNIDIVERSUM 6 Das Universum in seiner ganzen Vielfalt

FWF

Eine bei klirrendem Frost gefrorene Seifenblase: Dieses Foto von Martin Stampfer – eine von mehr als 400 Einsendungen zum heurigen Fotowettbewerb – ist jetzt, wo endlich der Frühling kommt, nicht mehr möglich.

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Die Seite des Wissenschaftsfonds

MOLDENS NISCHEN-VIECH Der Sterlet

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Folge 68

IMPRESSUM OFFENLEGUNG 97 ORF PROGRAMMVORSCHAU 98

NATUR&REISE Sternenmeer und wilde Kämpfe

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Bestechend schön, voller Leben und faszinierender Farben: All das trifft auf die Siegerfotos des UNIVERSUM Magazin Fotowettbewerbs 2017 zu. Sehen Sie selbst!

Die beiden Pole des Naturschutzes

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Wie dient man der Natur besser: durch eine Ausweitung von Wildnisgebieten – oder durch eine nachhaltige Bewirtschaftung der alten Kulturräume?

Endlich Frühling!

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Nach langer Zeit der Einkehr und Ruhe erwacht die Natur in voller Pracht zu neuem Leben. Der Frühling umfängt uns duftend, klingend und wohlschmeckend.

WISSEN&TECHNIK Stahl ohne Schadstoff

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Noch fallen bei der Stahlproduktion CO2-Emissionen an. Ein nun in Entwicklung befindliches Verfahren soll den Ausstoß mittels Wasserstoff künftig auf null reduzieren.

Die Götter der Mongolei

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Im Kommunismus war der Buddhismus in der Mongolei verboten. Viele Kultgegenstände überlebten, ihre Bedeutung wird nun von einer Wiener Forscherin ergründet.

Krankhaft gelangweilt

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Überforderung im Job wiegt schwer, Langeweile oft noch mehr: Unterforderung nagt nicht nur am Selbstwert, sondern zieht auch die Psyche gravierend in Mitleidenschaft.

LEBEN&FREIZEIT Paradies mit Ablaufdatum

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itten im Indischen Ozean, fernab jeglicher Zivilisation, liegen die Cocos Keeling M Islands. Trotz der Abgeschiedenheit ist das Idyll vielfach in seiner Existenz bedroht.

Das Naturhistorische

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arum Ameisen gewollt explodieren und welche Evolution Minerale durchlaufen haben, W beantwortet das NHM-Wien-Special, das auch eine neue Fossilien-Sammlung vorstellt.

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Lebensstandard hinkt Einkommen hinterher

Die Naica-Höhlen sind berühmt für ihre riesigen Kristalle – im Bild metergroße Gips-Kristalle.

50.000 JAHRE GESCHLUMMERT IN KRISTALLEN

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ass Mikroorganismen sehr zäh sein können, ist bekannt. Die Funde in der mexikanischen Naica-Höhle haben die NASA-Wissenschaftler aber dann doch überrascht: Sie stießen auf Mikroorganismen, die vor 10.000 bis 50.000 Jahren in Kristalle eingeschlossen wurden – und die auch nach dieser Zeit noch lebensfähig waren! Nach ersten Analysen handelt es sich um rund 100 verschiedene Arten – großteils Bakterien, von denen die Mehrzahl bisher auf der Erde unbekannt war. Als ihnen im Labor geeignete Bedingungen geschaffen wurden, wachten manche Arten aus dem Schlummerzustand auf und vermehrten sich. Diese Lebewesen sind „lithotroph“, das bedeutet, dass sie ihre Energie aus chemischen Reaktionen von Gesteinen beziehen – etwa aus Sulfiten, Mangan oder Kupfer. Bei dem Fundort handelt es sich um eine stillgelegte Kupfer- und ZinkMine, die rund 800 Meter tief ist. Warum sich die NASA mit solchen Mikroben beschäftigt, ist leicht erklärt: Auf der Suche nach außerirdischem Leben wollen Astrobiologen möglichst genau Bescheid wissen, unter welchen Bedingungen Organismen in geologischem Material überleben können. Der nunmehrige Überraschungsfund mache Hoffnung, so hieß es, dass es auch auf anderen Planeten Leben geben könnte – dass etwa am Mars Mikroorganismen die Zeit seit dem Verschwinden des flüssigen Wassers überdauert haben könnten.

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enn das Einkommen von Menschen in Entwicklungsländern wächst, dann verbessert sich auch der Zugang zu grundlegenden Annehmlichkeiten der Moderne wie etwa Elektrizität, Wasserver- und Abwasserentsorgung. Allerdings geht der Prozess langsamer vor sich als erwartet: Forscher des IIASA in Laxenburg haben nun nachgewiesen, dass der Zugang zu moderner Infrastruktur dem Einkommenszuwachs zeitlich stark hinterherhinkt. Besonders lang dauert es, bis är-

SHUTTERSTOCK

NASA

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mere Menschen Zugang zu Kanälen und Kläranlagen sowie zu sauberen Küchenöfen bekommen. Relativ gesehen schneller setzen sich die Stromund Trinkwasserversorgung durch. Dieser Befund weckt Zweifel, ob das Entwicklungsziel der UNO erreichbar ist, bis 2030 jedem Erdbewohner Zugang zu Strom, sauberem Trinkwasser und Abwassersystemen zu ermöglichen. Allerdings macht eine historische Betrachtung Hoffnung: Heute geht es mit der Verbesserung des Lebensstandards wesentlich schneller voran als noch vor einigen Jahrzehnten.


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Universum Magazin

Fotowettbewerb

2017 Natur Schau spiel

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Der Sterntaler Das Gesäuse zählt zu den letzten Orten, wo der Sternenhimmel noch nicht durch urbane Lichtverschmutzung getrübt ist.

Andreas Hollinger


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Naturschutz

Soll man die Natur am besten in Wildnisgebieten in Ruhe werken lassen? Umgebung langfristig erhalten bleibt? Die aktuelle Debatte um

WILDNIS ODER N Einen Auerhahn bei der Balz beobachten zu können, ist ein äußerst selten gewordenes Ereignis. Im Lungau z. B. ist das noch möglich.

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Oder soll der Mensch eher so leben und wirtschaften, dass die natürliche den Naturschutz bewegt sich zwischen diesen beiden Polen.

ACHHALTIGKEIT? Text: Martin Kugler

ORF/DREID.AT FILMPRODUKTION/JOHANNES PÖTSCHER

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enn man Herrn und Frau Österreicher fragt, was ihnen zu den Berggebieten im Land einfällt, dann kommen sehr häufig Antworten wie „Natur“, „schöne Landschaft“, „frische Luft“ sowie touristische Aspekte wie „Sport“ oder „Erholung“. 81 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sind stolz auf die landschaftliche Schönheit der Berge und Almen, ergab erst kürzlich wieder eine Market-Umfrage mit 400 Teilnehmern. Kaum jemand kommt aber auf den Gedanken, dass Bergregionen auch ein Wirtschaftsraum sind – und dass die Landschaft ohne Bewirtschaftung sehr viel ärmer wäre: Ohne Landwirtschaft wäre der Großteil der alpinen Regionen dicht bewaldet, weite Ausblicke wären die Ausnahme, Almen würden erst rund 200 Meter höher beginnen, saftig-bunte Bergwiesen wären eine Seltenheit. „Einerseits schaffen die österreichischen Bergregionen die nationale Identifikation, andererseits werden sie hauptsächlich als Freizeitraum gesehen. Die Berglandwirtschaft steht im Abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit“, fasste der Meinungsforscher Werner Beutelmeyer bei der Präsentation der Studie bei der „Wintertagung“ des Ökosozialen Forums zusammen. Kurz gesagt: „Naturschutz steht vor Naturnutzung“, so der Meinungsforscher. Dass die Antworten auf die Frage, welche Erwartungen die Menschen an ländliche Bergregionen hätten, dazu im Widerspruch stehen, scheint kaum einer der Befragten zu bemerken. Die häufigste Aussage war nämlich: „Die Natur soll so bleiben.“

Doppelt bedrohte Alpenlandschaft

Den Gefallen tut uns der alpine Raum aber nicht: Er verändert sich – und zwar, wie der Doyen der Alpenforschung, Werner Bätzing, betont, aus einem doppelten Grund: „Die alpenspezifischen Le-

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NATURSCHÄTZE ÖSTERREICHS

URBANER WÜHLER

Erst in der Dämmerung verlässt der Dachs seinen unterirdischen Bau, um die Umgebung nach Regenwürmern abzusuchen. Von seiner Anwesenheit zeugen daher großflächig angelegte Grabungsarbeiten. Solche Spuren finden sich immer öfter auch an Stadträndern und in Parks. Text: Marlene Erhart

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amentlich ist der Dachs wohl einer der bekanntesten Waldbewohner Österreichs. Auch wie er aussieht, wissen die meisten. In freier Wildbahn haben ihn hingegen die wenigsten mit eigenen Augen gesehen. Dabei kommt uns Meles meles immer näher: Es zieht ihn von seiner ursprünglichen Heimat in Laubwäldern an die grünen Gürtel um Großstädte. Selbst in großen Parks im urbanen Raum hat er sich breitgemacht, so auch in Wien. Im Rahmen des Citizen-Science-Projekts „StadtWildTiere“ wurden bisher 124 Dachs-Sichtungen in der Hauptstadt gemeldet. Hier gilt er bereits als dauerhaft ansässiger Bewohner, jede Beobachtung kann auf www.stadtwildtiere.at registriert werden. Die Daten werden vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Vet-MedUni Wien ausgewertet und publiziert. Die Erhebung zeigte auch, dass der Dachs klar präferierte Ausgangszeiten hat: 40 Prozent der gesichteten Dachse waren zwischen Mitternacht und zwei Uhr früh unterwegs. Der Großteil der 124 Tiere bewegt sich an den grünen Rändern des 18. und 19. Bezirks – doch auch in den „Wildniszonen“ im Augarten wurden drei Exemplare gesichtet. Dachse können sich relativ mühelos unterschiedlichen Lebensräumen anpassen und nutzen in der Stadt von Müllplätzen bis zu Komposthaufen viele Futterquellen. Im urbanen Raum haben die Tiere zudem keine natürlichen Feinde, lediglich der Straßenverkehr, Giftköder oder Eingriffe des Menschen in ihren Lebensraum können Dachsen hier gefährlich werden.

Dachsburg in fünf Metern Tiefe Zwischen Jänner und Mai ziehen Dachse ihre Jungen im unterirdischen Wohnkessel auf, wobei Störungen von außen das Überleben des Wurfs gefährden können. Sowohl das Jagdgesetz als auch das Wiener Naturschutzgesetz weisen in dieser Phase daher eine

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Schonzeit aus, in der Dachse weder gejagt noch in ihrem Lebensraum gestört werden dürfen (1. Jänner bis 31. Mai). Wo es das Nahrungs- und Platzangebot erlauben, führen Dachse ein geselliges Dasein in Familiengruppen von bis zu 15 Tieren. Bewohnt wird ein gemeinsamer unterirdischer Bau, die sogenannte „Dachsburg“. Sie besteht aus einem System von Kammern und Tunneln und verfügt meist über mehrere Zugänge. In einer geräumigen Kammer legen Dachse den mit trockenem Gras, Farn, Moos und anderem Nestmaterial ausgekleideten Wohnkessel an. Jede Dachsgeneration erweitert den Bau um eigene Wohnflächen, teilweise auch um weitere Ausgänge. Ihr Geschäft verrichten die Tiere außerhalb der Behausung in eigens angelegten Latrinen. Dachsburgen liegen in bis zu fünf Metern Tiefe, wobei die Verbindungsgänge selbst rund 60 Zentimeter hoch sind. Mit einer Körperlänge von bis zu 90 Zentimetern und einem Gewicht von gut 15 Kilo ist er der größte Vertreter der Familie der Marderartigen.

Pflanzen, Aas und Würmer Von der Dachsburg führen einige stark genutzte Wege durch das Revier. Ein solcher Pfad, auch „Dachspass“ genannt, wird meist über Jahre für Patrouillengänge genutzt. Oft stellen diese Pfade eine direkte Verbindung zwischen Dachsburg und einer bevorzugten Nahrungsquelle der Allesfresser dar. Obwohl drei Viertel der Mahlzeiten eines Dachses pflanzlich sind, schließt das letzte Viertel mit Schnecken, Mäusen, Vogeleiern oder Jungvögeln auch Aas mit ein. Die bevorzugte Fleischspeise stellen allerdings Regenwürmer dar – davon satt zu werden, bedeutet durchaus hohen Aufwand. Von Vorteil ist die enorm biegsame Schnauze des Dachses, mit der lockeres Erdreich spielend leicht durchwühlt werden kann. Ω


In den 1970er-Jahren wurde der friedfertige Dachs (Mit-)Opfer des gesetzlich verordneten Fuchsbekämpfungsplans, bei dem Fuchsbaue zwecks Eindämmung der Tollwut begast wurden. Heute gilt ihr Bestand als stabil, die Roten Liste führt sie unter „nicht gefährdet“. UNIVERSUMMAGAZIN 3 | 2017

SHUTTERSTOCK

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VOESTALPINE AG

Wasserstoff und Stahl


53 Text: Martin Kugler

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isen ist eines der am weitest verbreiteten chemischen Elemente: 4,7 Prozent der Erdkruste bestehen aus diesem Material – damit ist Eisen (hinter Sauerstoff, Silizium und Aluminium) das vierthäufigste Element. Allerdings kommt es so gut wie nie in seiner metallischen Form vor, sondern praktisch immer in Verbindung mit Sauerstoff, manchmal auch mit Karbonat oder Schwefel. Einzige Ausnahme sind – neben kleinen Einschlüssen in Basalt – Meteoriten, aus denen schon die Alten Sumerer und Ägypter vor 5000 Jahren kleine Eisengegenstände formten. Größere Mengen an Eisen wurden erst verfügbar, als die Hethiter um 1300 v. Chr. lernten, die Eisen-Ionen in den Erzen zu metallischem Eisen zu reduzieren. Damals wie heute wird da-

UMWELTFREUNDLICHER

STAHL

Bei der Voestsalpine in Linz wird nun eine weltweit einzigartige Anlage errichtet, die den Weg zu einer CO2-freien Eisen- und Stahlproduktion ebnen könnte.

Stahl ist einer der wichtigsten Werkstoffe der Menschheit: Nach diesem Metall wurde ein ganzes Zeitalter – die Eisenzeit – benannt, zudem war es die materielle Basis der Industriellen Revolution.

für Kohlenstoff in Form von Holzkohle, Kohle oder Koks eingesetzt: Der Sauerstoff im Erz geht im Hochofen vom Eisen auf den Kohlenstoff über, die zurückbleibenden Elektronen reduzieren die Eisen-Ionen zu metallischem Eisen. Durch weitere Behandlung können daraus Gusseisen, viele verschiedene Stahlsorten oder Schmiedeeisen hergestellt werden. Diese Technologien bestimmen seit rund 2500 Jahren, seit dem Beginn der Eisenzeit, die Materialgeschichte der Menschheit – in verstärktem Ausmaß seit der Industriellen Revolution. DIE CRUX SIND DIE CO2-EMSSIONEN

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echnisch funktioniert die Eisenherstellung seit Langem perfekt, sie ist auch energetisch weitestgehend optimiert. Sie hat aber einen entscheidenden Nachteil: Bei der Reduktion des Eisenoxides durch Kohlenstoff wird Kohlendioxid frei – und CO2 ist bekanntlich

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Mongolei

DIE WIEDERKEHR Text: Martin Kugler

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In kommunistischen Zeiten war in der Mongolei der Buddhismus verboten. Die religiösen Vorstellungen überlebten im Verborgenen und sind heute wieder fester Bestandteil im Leben der Menschen. Eine Wiener Forscherin ergründet die Veränderungen, die buddhistische Kultgegenstände – von denen es überraschend viele auch in Wien gibt – im Laufe der Zeit erfahren haben.

KHM MUSEUMSVERBAND (3)

DER GÖTTERWELT Religiöse Figuren Die Mongolei war bis zur kommunistischen Machtergreifung 1921 ein Zentrum buddhistischer Kunst: links und rechts zwei Tsam-Statuetten (links: Garuda, rechts: Laikhan Sorogdad) – Tsam ist ein religiöser Tanz; in der Mitte „Tsagaan Ovgon“ (Der weiße Alte) – eine Figur, die u.a. langes Leben und Fruchtbarkeit symbolisieren soll.

D

ie Mongolei war, wie viele kommunistische Staaten, mehr als 60 Jahre ein antireligiöser Staat: Der mongolische Buddhismus – ähnlich wie in Tibet mit vorbuddhistischen und schamanistischen Vorstellungen vermischt – wurde ab den späten 1920er-Jahren zurückgedrängt. Es kam zur Enteignung des Klerus, die Zustände für die Mönche wurden immer schwieriger. 1937, als der Buddhismus schließlich gänzlich verboten war, kam es zur Schließung und Zerstörung der mehr als 1000 Klöster und Tempel. Schätzungen zufolge wurden rund 18.000 höherrangige Mönche verhaftet und umgebracht; Mönche in niederen Rängen wurden zu Handwerkern „umgeschult“. Das religiöse Leben war erloschen. Zumindest offiziell und in der Öffentlichkeit. Unmittelbar nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes 1990 ereignete sich aber Erstaunliches: Wie aus dem Nichts erstanden die alten Rituale und Glaubensvorstellungen wieder. Allerorts wuchsen z. B. wieder Oovos, mit bunten Gebetsfahnen und anderen Opfergaben bestückte Steinhaufen, aus dem Boden, wo die Bevölkerung

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Cocos Keeling Inseln

Die 27 Cocos Keeling Inseln liegen mitten im Indischen Ozean, 3000 Kilometer von der Postkarten-Motiven – in einem vermeintlichen Paradies,


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Das Paradies – zum Greifen nahe

nächsten Stadt entfernt. Ein Bericht von einer Fotoexpedition – auf der Suche nach das mit einem Ablaufdatum versehen ist. Text & Fotos: Verena Popp-Hackner

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ORF-Programm im März 2017 Sendungstermine vorbehaltlich kurzfristiger Änderungen. Aktuelle Termine: https://www.facebook.com/ORFUniversum oder http://tv.orf.at/universum

Universum History Codename Madeleine – Eine Muslimin gegen Hitler

Noor Inayat Khans Geschichte ist so vielseitig wie unbekannt. 1940 beschließt die junge Muslimin und Pazifistin, sich der rassistischen Schreckensherrschaft der Nazis aktiv entgegenzustellen und lässt sich in England von der Royal Air Force zur Funkerin ausbilden. Sie wird ins besetzte Frankreich geschickt, wo sie den französische Widerstand unterstützt – ein Unterfangen, das sie mit dem Leben bezahlt. Regie: Robert Gardner Deutsche Bearbeitung: Caroline Haidacher 14.3.2017, 20:15 Uhr, ORF 2

Lungau – Wildnis im Herzen der Tauern

Die Lonka im Weißpriachtal ist das Herzstück des Biosphärenparks Lungau. An ihren Ufern lebt eine Iltisfamilie, für die das Tal einen üppigen Lebensraum darstellt. Noch heute ist der Lungau schwer zugänglich. Umso vielfältiger ist die Natur: Bergseen, Moore und artenreiche Almwiesen charakterisieren das Schutzgebiet. Eine Dokumentation von Waltraud Paschinger WH: 15.3.2017, 1:35 Uhr, ORF 2 17.3.2017, 22:45 Uhr, ORF 2

Universum History Der Vampir von Venedig

ORF/ZDF ENTERPRISES/LAURA J. BOYD

Im Jahr 1575 wurde Venedig von der Pest heimgesucht. Auslöser der Epidemie war in den Augen vieler ein vampirartiges Wesen, der „Leichentuch-Fresser“. Der geheimnisvolle Untote soll sich angeblich auf die Lebenden gestürzt ha-

ORF/BBC/MARK MACEWEN

10.3.2017, 22:45 Uhr, ORF 2

Die wunderbare Welt der Affen 3 Teile ab 28.3., 20:15 Uhr, ORF 2

ben, um sie zu infizieren. Über 400 Jahre später hat der forensische Archäologe Matteo Borrini einen vermeintlichen Vampir exhumiert – und Erstaunliches zutage gefördert. Ein Film von Leslie Atkins Dt. Bearbeitung: Andrea Lehner 24.3.2017, 22:45 Uhr, ORF 2

Universum History Piraten des Kaisers

Im Ersten Weltkrieg entsandte die Deutsche Admiralität zwölf getarnte Kaperschiffe. Sie sollten feindliche Handelsfrachter ausrauben und versenken sowie wichtige Handelshäfen der Alliierten verminen. Keines der Schiffe kam so weit wie die „SMS Wolf“. 451 Tage waren die „Piraten des Kaisers“ auf See. Beeindruckendes Archivmaterial und Spielszenen machen eine der außergewöhnlichsten Fahrten des ersten Weltkrieges unmittelbar lebendig. Ein Film von Oliver Halmburger Bearbeitung: Doris Hochmayr 28.3.2017, 20:15 Uhr, ORF 2

Die wunderbare Welt der Affen – Fremde Verwandte (Teil 1 von 3) Etwa 400 Primaten-Arten leben über den halben Erdball verstreut. Es gibt sie in allen Größen und Gestalten, mit unvermuteten Fähigkeiten und eigenwilligen Gewohnheiten. Was alle verbindet, ist eine Handvoll gleicher biologischer Merkmale. Was sie voneinander trennt, ist die Art, wie sie zum Einsatz kommen. Ein Film von Giles Badger Deutsche Bearbeitung: Doris Hochmayr WH: 29.3.2017, 1:55 Uhr, ORF 2 31.3.2017, 22:45 Uhr, ORF 2

Universum History Aufbruch in die Neue Welt Der Vampir von Venedig 17.3.2017, 22:45 Uhr, ORF 2

1492 und 1517 – diese beiden Jahreszahlen, verknüpft mit der Entdeckung Amerikas

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durch Kolumbus und der Reformation Luthers, gelten bis heute als Geburtsstunde der Neuzeit. Abseits von Europa wird die Eroberung neuer Kolonien und Märkte in Übersee und Indien von neuartigen Handelsgesellschaften finanziert. Der Kapitalismus beginnt sich abzuzeichnen. Ein Film von Renny Bartlett Dt. Bearbeitung: Caroline Tann 4.4.2017, 20:15 Uhr, ORF 2

Die wunderbare Welt der Affen – Familienbande (2/3)

Im Zentrum steht das Zusammenleben von Primaten und ihre ausgeklügelte Kommunikation innerhalb der Gruppe. In punkto Sozialleben haben Primaten die ganze Palette an möglichen Familienkonstellationen parat: von strenger Hierarchie, etwa bei den Pavianen, bis zu den Bonobos, für die der zärtliche Umgang miteinander oberstes Gebot ist. Ein Film von: Giles Badger und Rosie Thomas Deutsche Bearbeitung: Doris Hochmayr WH: 5.4.2017, 2:05 Uhr, ORF 2 7.4.2017, 22:45 Uhr, ORF 2

Universum History Die Apokalypse der Neandertaler

Vor Zehntausenden Jahren lebte der Neandertaler Seite an Seite mit dem modernen Menschen. Doch die kräftig gebauten Neandertaler starben vor rund 30.000 Jahren aus. Die Dokumentation begleitet Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die versuchen, Licht ins Dunkel der Urgeschichte zu bringen. Ein Film von Jason Levangie Bearbeitung: Edith Stohl 11.4.2017, 20:15 Uhr, ORF 2

Die wunderbare Welt der Affen – Superhirne (3/3)

Das Geheimnis des Erfolges aller Primaten ist ihr kreativer

Intellekt. Er hilft, sich rasch an veränderte Bedingungen anzupassen, neue Probleme lösen zu können und eingeübte Fertigkeiten zu verbessern. Ein Schlüssel zur Weiterentwicklung ist, Wissen innerhalb der Gruppe zu teilen und voneinander zu lernen – der Beginn von dem, was wir Kultur nennen, findet auch bei Affen und Lemuren statt. Ein Film von Giles Badger und Gavin Boyland. Deutsche Bearbeitung: Doris Hochmayr WH: 12.04.2017, 01:40 Uhr ORF2 14.4.2017, 12:15 Uhr, ORF 2

Das Moor

Es scheint, als wären die bizarrsten Vertreter aus Fauna und Flora im Moor zu Hause. Hier leben Pflanzen, die Tiere fressen und quietschbunte Pilze, die Pflanzen aussaugen. Märchenhaft erscheinen die wenig bekannten Moorbewohner, wie Moosjungfer, Wasserralle oder Federgeistchen. Flugaufnahmen machen deutlich, wie sehr unsere Moore Inseln gleichen; Oasen in der urbar gemachten Landschaft. Ein Film von Jan Haft 17.4.2017, 12:00 Uhr, ORF 2

Inn – Der grüne Fluss aus den Alpen

In Mitteleuropa ist der Inn der längste Nebenfluss der Donau und durchfließt auf 520 Kilometern drei Länder – die Schweiz, Österreich und Deutschland. Ehe er zur Donau wird, hat er viele Verwandlungen durchgemacht: Aus dem ungestümen Gebirgsbach ist über viele Flusskilometer ein gezähmter Fluss geworden, der schließlich zurück zur Natur findet, um neuerlich artenreicher Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen zu sein. Eine Dokumentation von Franz Hafner 18.4.2017, 20:15 Uhr, ORF 2

Wildes Italien: Von den Alpen zum Mittelmeer

Die Schönheit Italiens reicht von den schroffen Dolomitenriegeln bis in die dichten Abruzzenwälder und von den azurblauen Küsten des Mittelmeers bis zu den roten Felsen Sardiniens. Italien ist Naturjuwel und Rückzugsort vieler Tiere, die aus anderen Regionen Europas schon verschwunden sind, etwa große Jäger wie Wölfe oder Bären. Ein Film von Hans-Peter Kuttler Bearbeitung: Jutta Karger WH: 19.4.2017, 2:00 Uhr, ORF 2


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DAS Naturhistorische

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Minerale n Die Vögel der Stadt n Venus, Venus, Venus n Natura morta: Leben im Rahmen Paläozoischer Trilobit (Dreilappkrebs) Dicranurus monstrosus Devon, 405 Millionen Jahre (Alnif, Marokko)


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