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Ein begehrter Platz
STADT, LAND, STUTZ Neulich habe ich im Zug etwas entdeckt, das ich noch nie zuvor gesehen habe. Das ist nicht selbstverständlich, denn ich fahre jeden Tag im gleichen Zug, und nach so vielen gemeinsamen Jahren rechnet man nicht mehr damit, eine ganz neue Entdeckung zu machen. Jedenfalls gibt es ja seit Längerem nicht mehr in jedem Abteil einen Abfallkübel (zumindest nicht in dem Zug, zu dem ich eine engere Beziehung pflege). Stattdessen ist jeweils am Anfang und am Ende jedes Ganges einer angebracht. Und direkt neben einem solchen Kübel nun also die Entdeckung: ein etwa gleich grosser Behälter für gelesene Zeitungen.
Ich wette, Ihnen ist der auch noch nie aufgefallen. Schliesslich sind wir während des Zugfahrens immer mit unseren Smartphones beschäftigt. Das ist wiederum der Grund, warum gar nie das Bedürfnis aufkommt, eine Zeitung irgendwo zu deponieren. Entspre- chend war der Behälter gähnend leer. Mehr noch: Sein Chromstahl glänzte, als wäre er vor zehn Jahren das letzte Mal berührt worden. Was für eine Platzverschwendung! Ich überlegte mir sofort, wie man den wertvollen Platz stattdessen nutzen könnte.
1. Ladestationen für Smartphones. Naheliegend, dafür mit hoher Nachfrage. Und für alle Kulturpessimisten: Man braucht auch Akku, um einen Online-Zeitungsartikel fertig zu lesen. 2. Ein zusätzlicher Sitzplatz. Man sitzt dann zwar direkt neben dem Abfallkübel, aber immerhin allein, und jeder ÖV-Fahrer weiss: Alles ist besser, als zu stehen. 3. Ein Schirmständer. Niemand will einen triefenden Schirm auf dem Schoss haben. Das Risiko, ihn zu vergessen, ist allerdings sehr hoch. 4. Ein Wasserspender. Vor allem im Sommer nützlich, wenn die Klimaanlage ausgefallen ist. 5. Ein weiterer Abfallkübel. Denn seien wir ehrlich: Es gibt einfach zu wenige. MM