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«Hier darf ich alles und muss nichts»
Manchmal möchte frau einfach ein wenig allein sein. Glück haben dann alle, die eine eigene Hütte im Garten besitzen, ein She Shed. Vier Frauen zeigen ihr kleines Reich.
Text: Yvette Hettinger zum ersten Mal erblickte. Da war sie gerade bei ihrem Partner eingezogen und dachte: «Wie schade, dass das Hüttchen als Stauraum genutzt wird.» Potenzial erkannt, Mann gefragt und gleich angepackt: Die Kaderlis öffneten die Vorderseite des Schopfs zum Garten hin und verglasten sie mit massgeschneiderten Scheiben vom Glaser sowie alten Balkontüren. Innen tünchten sie alles weiss und verlegten Steinplatten. Dann hievten sie die 20-jährige Sofagarnitur von der Stube hinein. Heizen kann man das Häuschen nicht, aber einen Stromanschluss gibt es, also wurden Kabel für Lampen und Musikboxen gezogen. Letztere berieseln nun den Raum mit Alexandra Kaderlis Musik.
Süsse Sonntagsstunden
Ein wenig Norah Jones, ein bisschen Michael Bublé, Decken, Kissen und Keramik: Sie machen aus dem einstigen Ziegenstall einen Ort zum Abhängen, und genau das tut Kaderli oft. Hier lässt sie sich auch von der Muse küssen, schmökert in Interiorbüchern, skizziert Ideen für Geschäft, Garten oder Haus und notiert Geistesblitze. «Hie und da, an einem Sonntag», sagt sie lächelnd, «strecke ich mich auf dem Sofa aus und schliesse die Augen.» Manchmal döst sie ein und erwacht erst wieder, wenn ihr Mann an die Tür klopft. Dann nehmen sie zusammen drinnen Apéro, flankiert vom Olivenbaum und seinen Strandläufern. Sie plaudern und blicken hinaus in den Garten. Und geniessen.
«Ihr macht das super»
Die Parzelle von Tamara Grimm (36) und Jessica Wobmann (34) liegt direkt am Hauptweg des Schrebergartenareals Friesen-
Alexandra Kaderli setzt in ihrem Häuschen auf sanfte Töne und Naturmaterialien.
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«Dies ist dein Raum, tobe dich beim Einrichten aus! Du musst keine Kompromisse eingehen und niemandem erklären, warum du es hier bunt hast –oder schlicht oder romantisch.»
Tamara Grimm (links) und Jessica Wobmann sind einfach «uhgern» zusammen – am liebsten in ihrem Schrebergartenhäuschen.
TIPP von Jessica Wobmann und Tamara Grimm «Immer, wenn wir etwas Neues ins Häuschen bringen, fliegt dafür etwas anderes raus. So wird es drinnen nie zu voll.» berg in Zürich, gleich beim Eingang. Hier müssen praktisch alle Pächter vorbei, wenn sie zu ihren Gärten gehen. Oft bleibt jemand kurz stehen und sagt: «Sieht schön aus. Ihr macht das super.» Einige möchten auch kurz ins Häuschen gucken, denn man munkelt, es sei ein Bijou.
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Tatsächlich überrascht das Gartenhaus mit einem äusserst charmanten und cleveren Innenleben. Die knapp zwei mal drei Meter beherbergen eine Sitzbank, zwei Hocker, einen Wandsowie einen Buffetschrank und ein Schuhgestell. «Wir haben ganz schön gezirkelt mit allem, was wir reingebracht haben», sagt Wobmann, während sie einen Gaskocher und Tassen hervorzaubert. Das Schlüsselkästchen etwa – ein Mitbringsel aus Ibiza – passt genau zwischen zwei Balken, in der Breite wie in der Tiefe. Ebenso die zweckentfremdete Aufhängestange des Abtropfgestells, an dem jetzt Grillzangen und anderes Zubehör hängen. In filigranen Gestellen und auf schmalen Regalen an den Wänden ist allerlei Kleinkram säuberlich verstaut, daneben finden sich Gartenhandschuhe – dekorativ auf Haken gespiesst.
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Die beiden Kitaleiterinnen –seit der Berufsschule 2006 beste Freundinnen – kümmern sich seit etwa sieben Jahren um den Garten. Bei Kaffee und Kuchen erzählen sie, wie es dazu kam. «Es ist schon seit über 20 Jahren unser Familiengärtli, und als mein Vater krank wurde, wollte ich alles für ihn in Ordnung bringen», so Jessica Wobmann. Tamara war zur Stelle, und gemeinsam rodeten, schnitten und pflanzten die beiden im Akkord. Beim Facelifting des Häuschens gingen sie behutsam vor: «Auch mein Papi sollte sich hier noch wohlfühlen», sagt Wobmann.
Zusammen mit ihren Partnern malten die Frauen die Wände weiss an und zogen eine Decke aus Spanplatten unter die Balken. Den Boden deckten sie mit Linoleum ab. Während Grimm gern exakt arbeitet und sich bis heute einen Riss im Bodenbelag nicht verzeiht, geht Wobmann auch mal unzimperlich vor und kaschiert unschöne Stellen kurzerhand mit Farbe – so geschehen mit der Fussleiste an der Eingangstür. «Die war schmutzig, also habe ich sie einfach golden angesprayt.» Die beiden kichern und werden dann wieder ernst: Nach einigem Zögern und mit etwas schlechtem Gewissen malten Grimm und Wobmann auch des Vaters Buffetschrank weiss an. «Es sollte doch alles auch für meinen Papi stimmen», sagt Wobmann. Als es ihm wieder besser ging, vernahmen sie mit Erleichterung sein «Momol, gefällt mir!».
Ein Ort der Ruhe
Allerdings sind Häuschen und Garten jetzt fest in Frauenhand. Hier treffen sich die Freundinnen zum Werkeln und Essen, Käfele und Plaudern. Jessica Wobmann ist öfter auch mal allein hier, etwa nach der Arbeit. «Hier komme ich einfach zur Ruhe», sagt sie. Manchmal bringt sie ihren E-Reader mit. Einmal haben die Freundinnen ihre Partner im Winter zum RacletteEssen eingeladen. Gegrillt wurde der Käse am Outdoor-Cheminée, gegessen im Häuschen. «Hey, dort drinnen haben wir doch das Gartentagebuch begonnen!», ruft Tamara Grimm. Sie huscht ins Häuschen, kommt mit einem Heft zurück, und beide beugen sich kichernd über Notizen wie «Melone essen» oder «Pläuderle mit Yvonne und Heini» sowie