Thesis book Fabian Huber HS 21

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Strassen und Pfeiler Über räumliche Beziehungen in Lugano

Thesisbuch Herbstsemester 2021 Von Fabian Lukas Huber



Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen der Master Thesis «Lugano– città in transizione» mit den Strassen und Pfeilern – und ihren räumlichen Beziehungen in Lugano. Unter dem Schleier der Vision, einen leeren Stadtraum mit einem Markt zu füllen, gilt diese Arbeit der Suche nach Dingen, die eine Stadt zu einem lebenswerten Ort gestalten. In empirischer Manier wird versucht, aus Beobachtungen eine Entwurfsstrategie abzuleiten. In wechselseitiger Befruchtung werden örtliche Phänomene mit der Kultur und ihrer Geschichte in Beziehung zueinander gesetzt und reflektiert. Verflochten wird alles zusammen mit Texten ausgesuchter Architekten und Stadtplaner, die der Arbeit ein qualitätsvolles und relevantes Fundament verleihen werden. Und bestenfalls gedeiht daraus ein gesunder Vorschlag, wie ortsbezogen und in einer spezifischen Kultur eine Entwurfsstrategie formuliert werden kann, die es uns eigentlich unscheinbar; ermöglicht sich mit dem Ort zu identifizieren und zugehörig zu fühlen.


Thesisbuch Herbstsemester 2021

Strassen und Pfeiler Über räumliche Beziehungen in Lugano Verfasser Fabian Lukas Huber Luzern Begleitung Thesisbuch Prof. Dr. Oliver Dufner Begleitung Thesisprojekt Prof. Lando Rossmaier Buchdruck Gegendruck GmbH Neustadtstrasse 26 6003 Luzern Buchbinder Gegendruck GmbH Neustadtstrasse 26 6003 Luzern

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2021 Datum: 18.01.2022


Inhalt

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Einleitung Lugano Stadtgeschichte Projektort Vision für den Ort Annäherung an die städtische Struktur Erläuterung Eine architektonische Sprache Beobachtung im Strassenraum Säulen und Pfeiler Die Portici Piazza Ex Scuola Annäherung an den Projektort Ein Raum der gefüllt werden will Piazza Mercato Busbahnhof Markthalle Kiosk Materialisierung und Konstruktion Schlusswort Literaturliste Abbildungsverzeichnis Redlichkeitserklärung

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Abb. 1. Zeichnung Via Pessina. Lugano 19.Jh.

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Einleitung

Uns alle eint die urmenschliche Fähigkeit, den Raum wahrnehmen zu können. Es gibt viele unterschiedliche Dinge, die sich in das komplexe Geflecht unserer gebauten Umwelt einweben. Lugano ist ein Ort, wo sich grossartige Phänomene vermischen und etwas Vertrautes entfalten. Diese Gewissheit beschäftigt insbesondere nach dem Besuch des Projektortes im nördlichen Teil der Stadt. Spürbar ist eine Atmosphäre, die seltsamerweise nicht so richtig zum Rest des historischen Zentums passen will. Ein eigenartiges Gefühl beschleicht die Gedanken, während die Augen nervös von Ding zu Ding springen und versuchen, irgendwelche Eindrücke zu verarbeiten. Wir leben in einer Zeit der visuellen Überstimulierung, die uns auf Distanz festzementiert und es uns schwierig mach, Freundschaften zu schliessen. Nicht nur zu anderen Menschen. Unter diesem Licht scheint es um so skurriler, dass das offene Strassengeviert nun seit bald 50 Jahren gewissenermsssen unbebaut ist. In einem langwierigen Prozess wird verkrampft nach etwas Grossartigem gesucht. Nicht nach einer Baute, sondern nach einem kräftigen Impuls der, im Stande sein soll, dem nördlichen Stadtteil Luganos wieder etwas Leben einzuhauchen. Diese Arbeit darf als empirische Studie betrachtet werden, die im Rahmen der Masterthesis, die Theorie mit dem Entwurf verzwirnt und danach sucht, wie das ehemalige Schulgelände wieder freudvoll in die wunderbare Stadtatmosphäre eingeschlossen werden könnte. Das langgeplante Gemeindeprojekt sieht in einer ersten Etappe vor, das Grundstück mit der neuen Tram-Endstation aufzuwerten und mit dem Bahnhofsplateau zu verknüpfen. Daneben soll die erste Markthalle Luganos entstehen, die gewissermassen die bekannte und geschätzte Atmosphäre des Strassenmarktes zum Ort transferiert und so nachhaltig die Umgebung umstrahlen soll. Beides macht das ehemalige Schulgelände wichtig. Es fängt an, sich neu mit der Umgebung zu verästeln und sich als Knotenpunkt mit der Umwelt zu verbinden. Deshalb wird den Dingen empirisch nachgegangen und versucht, die Veränderungen, die auf den Ort zukommen, zu verstehen und geschichtlich und architekturhistorisch nachzuvollziehen. Eine wertvolle Begleitung fand die Arbeit mit dem Buch «Eine Muster-Sprache». Es festigte den Pfad und half, sich den scheinbar normalen Dingen zuzuwenden, ihre Qualitäten zu erkennen und schätzen zu lernen. Verwoben wird die Arbeit mit Texten bekannter Architekten und Stadtplanern, die zum einen geholfen haben, das technische Vokabular zu finden und zum andern die Beobachtungen auf ein relevantes Fundament zu stellen. Am Schluss wird die Arbeit wahrscheinlich kein Geheimrezept sein, sondern mehr eine Art schriftliche Reflexion konkreter Phänomene, die eng mit dem Projekt in Lugano verflochten sind und bestenfalls eine angemessene Antwort auf komplexe Fragen, in freudvoller Manier bereithält.

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Lugano

Abb. 2. Plakat Lugano 1937. Von Mario Pescini. Eine von vielen unterschiedlichen Darstellungen der Stadt Lugano.

Abb. 3. Lugano. 1 Luganersee 2 Cassarate 3 Monte Brè 4 Monte San Salvatore 5 Historisches Zentrum 6 Bahnhofsplateau 7 Besso 8 Molino Nuovo 9 Castagnola-Cassarate

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Postkarten und Plakaten haftet in ihrer eigenen Art als kulturelle Beiträge etwas Interessantes an. Ein Hauch Kommerz vielleicht, vermischt mit künstlerischen Bemühungen, positiven Gefühlswelten und der unterschwelligen Ausstrahlung, dem Betrachter etwas schmackhaft zu machen. Als lieber Gruss oder in Form einer kleinen Provokation, mit dem Ziel auf einer winzigen Fläche etwas vermeintlich Einzigartiges zugänglich zu machen. Postkarten sind keine Tricksereien, sondern so etwas wie gutartige Überspitzungen einiger konkreter Phänomene. Sie zeigen in einfacher Manier, Dinge die wichtig zu sein scheinen. Hat man nun eine Postkarte über Lugano vor sich; dann sieht man das saubere Wasser des Luganersees, die hübschen Häuser, die sich wie farbige Kieselsteine am Uferquai entlang versammeln oder verstreut am Hügel sitzen. Manchmal hat man den Blick von einer Anhöhe, einem Plateau und sieht über die gebaute Landschaft in die Weite, im Hintergrund die Bergmassive Monte Brè im Osten oder Monte San Salvatore im Süden. Dazu eine angenehme sonnig- mediterrane Atmosphäre die alles in eine grosse Umarmung einschliesst. Tatsächlich liegt die Gemeinde Lugano im «Sottocneri; unterhalb des Monte Ceneri, dem Höhenzug der die Magadinoebene vom Vedeggiotal trennt.»1 Die Stadt entwickelte sich halbkreisförmig am Westufer um die Bucht am grossen Arm des gleichnamigen Sees. Es gibt Ausläufer entlang des Cassarete Richtung Norden, östlich Richtung Monte Brè und südlich Richtung Monte San Salvatore.2 Die Gemeinde Lugano beansprucht ungefähr eine Fläche von 70km2 und setzt sich zusammen aus der «Altstadt und den Quartieren Besso, Cassarate, Centro, Loreto und Molino Nuovo» und verschiedenen Ortsteilen die im Zuge der Eingemeindungen ab 1972 bis zuletzt 2013 dazugekommen sind.3 Lugano war von 1789–1803 Hauptstadt des Kantons und wechselte sich von 1814–78 mit Bellinzona und Locarno alle sechs Jahre ab. Mit seinen über 100'000 Einwohnern war die Gemeinde Anfang des 21. Jahrhunderts mit beinahe 40% der Gesamtbevölkerung des Kantons die grösste Agglomeration.4 Lugano hat eine besondere Ausstrahlung. Die Stadt beheimatet wichtige Sitze von «Institutionen der Verwaltung, Wirtschaft, des Gesundheitswesens, der Kultur und der Kirche.»5 Lugano besitzt eine Strahlkraft weit über die Landesgrenze hinaus und findet eine wertschätzende Anerkennung und die ein oder andere Schwärmerei auch innerhalb der Schweiz.

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Die Stadt Lugano darf zumindest städtebaulich als ein Ort betrachtet werden, der sich stetig weiterentwickelt und verändert hat. Es scheint demzufolge wichtig, einige geschichtliche Wendepunkte zu beschreiben, die sich in der vielfältigen Stadtstruktur zeigen und im heutigen Stadtbild sichtbar sind. Grundsätzlich ist Lugano wie jede Stadt im Sinne eines Untersuchungsobjektes für sich selbst zu betrachten: Als komplexes Gefüge unterschiedlicher Dinge die am Ort zusammenkommen. Trotzdem gibt es übergeordnete Phänomene; sie werden in einem späteren Kapitel genauer untersucht. Es sind Dinge wie die natürliche Beschaffenheit der Umgebung, aber auch weltliche und religiöse Traditionen, die einen Ort mitformen und so zu einem Teil des Ortsgeistes beitragen, wie es Leonarde Benevolo in seinem Buch «Die Geschichte der Stadt» beschrieb.6 2.1 Stadtgeschichte Ausgrabungen und archäologische Funde lassen den Ursprung Luganos bis auf Siedlungsstrukturen aus der Jungsteinzeit zurückverfolgt. Ausgrabungen dazu gab es rund um den See.7 Reichhaltiger werden die Funde aus der römischen Besatzungszeit. Einige Gräber, vereinzelt Münzen und Inschriften zeugen eindrücklich von ihrer Präsenz. Belegt ist die römische Anwesenheit ab dem 1.Jh. v. Chr. mit Verweis auf ein wichtiges Zentrum nördlich des Luganersees in Bioggio.8 Schriftliche Erwähnung erfuhr die Stadt erstmals im Jahr 724 in einer Schenkungsurkunde «zweifelhafter Echtheit».9 Interessant ist aber eine Urkunde aus dem Jahr 984, in welcher Lugano schon früh als Marktort bezeichnet wurde, denn in Lugano kreuzten sich wichtige Handelswege.10 In der darauffolgenden Zeit teilte die Stadt oft das Leid der umliegenden Ortschaften. Herrscher und Besetzer wechselten sich ab und nutzten die optimale strategische Lage der heutigen Gemeinde als Verteidigungslinie zu «den Alpenpässen und den wichtigen Handelsrouten zwischen dem Seengebiet und dem Norden.»11 Eine Zusicherung zur vollständigen Unabhängigkeit erlangte Lugano das erste Mal nach der Unterwerfung durch den Mailänder Herzog Filippo Maria Visconzi im Jahr 1416.12 Mit der Eroberung durch die Franzosen formten sich im 15.Jh. die ersten politischen und administrativen

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Strukturen in Form von zwei Räten als Vertreter der Quartiere.13 Jedoch war auch das darauffolgende Jahrhundert geprägt von Zänkereien und Kriegen unter den Franzosen, der Eidgenossenschaft und den Italienischen Staaten ringsum. Sie alle versuchten die Lombardei an sich zu reissen. Anfang des 16.Jh. wurde Lugano schliesslich nach einigen Fehlversuchen endgültig von der Eidgenossenschaft besetzt und kehrte zurück zu ihren Freiheiten und Privilegien, die sie sich in früheren Zeiten bereits erworben hatte.14 Es gab einen Rat, der zusammengesetzt war aus Mitgliedern der vier Quartiere Nassa, Cabnova, Verla und Cioccaro. Diese mehr oder weniger exklusive demokratische Adelsherrschaft führte Lugano in eine friedlichere Zeit. Im Jahr 1798 wurde Lugano in die Helvetische Republik eingegliedert und damit zur Hauptstadt des Kantons ernannt.15 Daneben erhob sich die Gemeinde auch als einen bedeutsamen religiösen Ort. Mit der heutigen Kathedrale San Lorenzo, die auf eine Pfarrkirche aus dem Jahr 818 zurückgeht und dem Bischofssitz, ist sie bis heute ein wichtiges kirchliches Zentrum. Weiter gab es das aus dem damaligen Humilitaten Orden entstandene Kloster aus dem 13.Jh. mit der dazugehörigen Kirche Sant'Antonio Abate, mit ihrem heutigen Neubau aus den Jahren 1633–52. Etwas später ging das Kloster der aufgelösten Humilitanten an die Somasker und wandelte sich später in ein Kollegium, dann in eine Schule und sogar in ein kantonales Gymnasium. Ende des 19.Jh. wurde der Bau vom Bund gekauft, der auf dem Grundstück die neue Hauptpost mit seinem markanten Turm in Auftrag gegeben hatte.16 Weitere wichtige Bauten sind die Kirche San Rocco, entstanden im 16.Jh. am gleichen Ort seines Vorgängerbaus, in der Flucht zur Piazza Riforma. Und die Kirche Santa Maria degli Angioli aus dem 15.Jh. mit dem berühmten Renaissancefresco von Bernardino Luini, am südlichen Stadteingang zur Via Nassa. Es gab kleinere Manufakturen, die in einen bedeutsamen lokalen und internationalen Handel mit der Lombardei und der Deutschschweiz vernetzt waren. Später kamen die Woll- und Seidenproduktion dazu und auch die Kupferschmiede erlangten bedeutsame Anerkennung.17 Ab Mitte des 18.Jh. kam der Grosshandel mit Vieh dazu, welches von Österreich und der Zentralschweiz bis in die Lombardei gehandelt wurde. Im Gegenzug wurden Getreide und Salz von der Lombardei nach Lugano importiert. Mit dem florierenden Handel nahmen im gleichen Zeitraum aber auch zwielich18 tige Geschäfte und der Schmuggel zu. Lugano hatte nur noch ein geringes Risiko in kriegerische Auseinandersetzungen hineingezogen zu werden und

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Abb. 4. Gemälde Lugano 1849. Von Carlo Bossoli. Erste Dampfschiffe, leicht befestigtes Seeufer und das Rathaus mit dem damaligen Theater, bis 1889. Im Hintergrund der Monte Brè.

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attraktive Steuersätze. Das führte zu vielen neuen Niederlassungen ausländischer Unternehmen. Darüber hinaus entwickelten sich die heutigen politischen Strukturen und Administrationen. Die Bevölkerungszahlen stiegen kontinuierlich an. Besonders gross war der Anstieg an auswärtigen Arbeitnehmerinnen.19 Herrschaftliche Bauten entstanden in der Folge und Lugano fing an, sich den Hügeln hinauf und dem Casarate entlang auszudehnen. Der 1346 errichtete Bischofspalast wurde abgerissen und durch das heutige Ratshaus an der Piazza Riforma ersetzt. Ab 1870 entstand die erste Etappe der Seepromenade und wurde Anfang des 20.Jh. in einer zweiten Etappe fertiggestellt. Die Kantonsstrassen wurden gebaut und verknüpften Lugano mit Bellinzona, Ponte Tresa und Chiasso. Der regelmässige Dampfschiffsbetrieb stellte sich ein und der Seedamm zwischen Melide und Bissone wurde gebaut. Dadurch wurde die Nord-Süd-Verbindung gestärkt; vor allem auf Kosten der Verbindung am Lago Maggiore. Mit der Erweiterung der Gotthard Bahnlinie und dem Bahnhof in Lugano um 1882 wurde die Wichtigkeit der Verbindung zusätzlich gesteigert. Lugano liegt an einer der Hauptverbindungen von Norditalien zu Mittel- und Nordeuropa.20 Das kam nicht zuletzt dem florierenden Tourismus zu gute und führte zu diversen neuen Arten der Dienstleistung. Weiter entstand die Tradition der Seilbahnen, die Plateaus und Berge touristisch zugänglich machten und so den Ort im kleineren Massstab weiter verästelte.21 Die tiefgreifende Veränderung des Stadtbildes setzte sich fort. Arbeiterquartiere entlang des Cassarate und im Maghetti-Quartier, bei der Kirche San Rocco, wurden abgerissen und in Geschäftsquartiere umgestaltet. Der Ort wandelte sich immer mehr zu einem Handel-, Dienstleistungs- und Finanzplatz. Die Agglomerationsbildung erfuhr dadurch eine etwas unkontrollierte Ausdehnung. Speziell die nördlichen Quartiere um Molino Nuovo haben noch heute mit ihrer Identität zu ringen. Nach dem 2. Weltkrieg, gab es einen weiteren, sprunghaften Anstieg. Speziell im Finanzsektor: Verursacht vor allem durch massiven Kapitalfluss aus Italien. Zwischenzeitlich waren neun von zehn Personen im Dienstleistungssektor tätig, wovon drei Viertel mit dem Zug nach Lugano pendelten.22 Nicht zuletzt schlägt sich das bis heute in der Stadtatmosphäre nieder und zeigt einige deprimierende Veränderungen. Heute hat Lugano durch die starken Regulierungen im Finanzsektor und die Anziehungskraft der nähergerückten, grossen Städte mit einer überdurchschnittlichen Abwanderung zu kämpfen, was sich insbesondere im beträchtlichen Leerwohnungsstand und dem Stadtleben bemerkbar macht. Visionen und Ideen zur Stärkung des Zentrums und der Stadtatmosphäre sind da und für die Zukunft Luganos und das Zusammenleben in der Stadt entscheidend.

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Projektort

Eine bedeutungsvolle Veränderung besteht in naher Zukunft in der erwartungsvoll umbenannten Stadtlücke «Piazza Ex Scuola». Mit dem Bau der neuen Tramlinie, die vom Bahnhof herunterkommend in das Stadtzentrum führen soll, wird dort in einer ersten Etappe die neue Endstation entstehen. Dieser Eingriff bringt das Potential mit sich, die jetzige Knotensituation neu zu denken. Unter Anderem soll der Busbetrieb neu gebündelt werden und zusammen mit dem projektierten Tram, für alle Besuchenden, einen angenehmen, nördlichen Zugang zur Altstadt ermöglichen. Über die letzten Jahre entstand daraus eine grossartige Idee, gefüttert mit allerlei Visionen verschiedener Parteien. Nichtsdestotrotz bleibt es ein Ort mit riesigem Potential. Zum einen als Knotenpunkt und zum anderen als nördliche Eintrittspforte in die Altstadt. Dieser Tatsache ist sich die Stadtregierung bewusst und ist schon seit einigen Jahren auf der Suche nach Ideen, die den Ort nachhaltig mit Leben füllen könnten. Daraus entsprang die Vision für den Bau einer Markthalle, um mit der architektonischen Strahlkraft das Gebiet rund um die Piazza nachhaltig mit Leben zu füllen. 3.1 Vision für den Ort

Abb. 5. Lugano Zentrum. 1 Kathedrale San Lorenzo 2 Kirche santa Maria degli Angioli 3 Kirche San Rocco 4 Kirche Sant'Antonio Abate 5 Piazza Ex Scuola 6 Piazza Riforma 7 Corso Enrico Pestalozzi 8 Via Pretorio 9 Via Nassa

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Der Projektort liegt am nördlichen Ende der historischen Altstadt und wird begrenzt durch den Corso Enrico Pestalozzi und seitlich durch die Via Pretorio und die Via Giovanni Nizzola. Das Grundstück beheimatete ähnlich der umliegenden Liegenschaften klösterliche Bauten. Genauer war es ein Kloster der Augustinerinnen mit der dazugehörigen Kirche Santa Margherita. Im Zuge umfänglicher Auflösungen kirchlicher Strukturen wurde das Kloster Mitte 19.Jh. aufgehoben und von da an als Lazarett weiterbetrieben. Etwas später wurde darin eine Kaserne eingerichtet, die im Laufe der Zeit immer umfänglicher zu einer Schule umgenutzt wurde. In Anbetracht der steigenden Schülerzahlen und dem sanierungsbedürftigen Bauwerk, wurde ab 1967 die gesamte Schule, weiter nördlich, in neue Räumlichkeiten umgesiedelt.23 Ein Jahr später wurde das alte Schulhaus komplett abgerissen und vegetiert seit diesem Zeitpunkt als Piazza Ex Scuola etwas verwahrlost vor sich hin. Natürlich entfachte daraus eine längere Zeit der politischen Konsultation, auf der Suche nach einer geeigneten Idee für den Ort. Währenddessen wurde die städtische Lücke hauptsächlich als Parkplatz für Autos genutzt. Drei Jahre mussten vergehen, bis der Architekt Carlo Cesarini den Wettbewerb gewann, den Ort mittels einer Tiefgarage und darüberliegender Grünzone zugänglich zu machen. Etwa sieben Jahre später wurde der Vorschlag jedoch wieder aufgegeben.24

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Abb. 6. Fotografie 1970. Damals ein grosser Autoparkplatz. Im Hintergrund der markante Turm des Postgebäudes. Am rechten Bildrand der Palazzo Riva.

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Die Idee, den freien Raum zu begrünen und ihn als Knotenpunkt für den öffentlichen Verkehr zu gestalten, wurde jedoch interessiert weiter entwickelt. Mit der ersten Version des Verkehrsplans im Jahr 1994 wurde das gesamte Gebiet rund um das ehemalige Schulgelände als wichtiger Verkehrsknoten des öffentlichen Nahverkehrs ausgesucht und ebnete den Weg für die Projektierung neuer Busspuren, Unterstände und kleinen Gewerbeflächen.25 Ausgeführt wurde das Projekt 35 Jahre später, im Jahr 2002 durch Mario Botta und zeigt sich heute entlang des Corso Pestalozzi in einer transparenten, temporäranmutenden Architektursprache. Eine interessante Ausdrucksart, die sich im Deckmantel des langwierigen Planungsprozesses und der unentschlossenen Suche nach Etwas, überraschend gut ausbalanciert. Die Autoparkplätze wurden verkleinert und dafür den Motorrädern und Velos mehr Platz zur Verfügung gestellt. Zehn Jahre später wurde auf Kosten der letzten Autoparkplätze eine dritte Busspur, inklusive neuer Überdachung, dazugebaut.26 Trotzdem beschleicht den Betrachter das mulmige Gefühl, dass trotz umfänglicher Möblierung und forcierter Füllung des unbebauten Geländes, dem Ort immer noch irgendetwas fehlt. Symptomatisch dafür ist zumindest die jahrelange Suche nach Nutzungen die dem nördlichen Quartier etwas Sinnlichkeit und Lebensqualität einverleiben könnten. Nun liegt der festgelegte Planungshorizont auf dem Jahr 2030 und soll mit der neuen Tramstation eine wichtige Verknüpfung erhalten. Zudem soll das Gebiet in Form einer Markthalle mit der bekannten und geschätzten Atmosphäre des Strassenmarktes den Raum umstrahlen. Beides wird dazu führen, dass der Ort aus städtebaulicher- und soziologischer Sich, wichtig wird. Er wird sich anfangen neu zu verästeln und mit der Umgebung in Beziehung treten. Deshalb bleibt die Frage auch heute noch brisant, was der Ort denn wirklich sein soll. Unterschiedliche Namen wie; «Margherita, Corso, Ex Scuola und zuletzt Mercato», verweisen auf die turbulente Geschichte die dem Ort innewohnt und zeigen, dass man sich bis heute nicht ganz sicher ist, was er einmal sein soll. Daraus resultiert die Wichtigkeit, umso genauer hinzuschauen und die städtebauliche Vernetztheit und Kultur des Ortes genau herauszuschälen. Abb. 7. Pensillinia Botta 2002. Heute zeigt sich die lange Busüberdachung dem Strassenraum.

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Abb. 8. Doppelseite: Situationsplan Lugano. Mstb: 1:4000.

3.2 Annäherung an die städtische Struktur Gemäss Bundesinventar für schützenswerte Ortsbilder ist das Gelände rund um das ehemalige Schulareal stark geprägt durch den Corso Pestalozzi, der das Quartier in ost,-westlicher Richtung durchquert.27 Mit der bemerkenswerten Umgestaltung städtebaulicher Strukturen Ende des 19.Jh. wurde die Hauptstrasse neu ausgerichtet und dadurch das mittelalterliche Raumgefüge teilweise abgerissen und neu gestaltet.

Abb. 9.

Abb. 12. Piazza Ex Scuola. 1 Corso Enrico Pestalozzi 2 Piazza Alighieri Dante 3 Via Pretorio 4 Spinnerei 1871 5 Zollhaus 1916 6 Postgebäude 1912 7 Palazzo Riva 1733 8 Palazzo Ransilio 1985 9 Bankinstitut 1960

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Lugano 1855.

Abb. 10. Lugano 1904.

Abb. 11. Lugano 2021.

Früher führte die Strasse über den Piazza Alighieri Dante ins Stadtinnere. Heute begrenzt sie den historischen Stadtteil im Norden und ist auch mit dem Namen Via Cantonale als stark frequentierte Hauptstrasse bekannt, die das Zentrum umfährt. An Wichtigkeit gewonnen hat dafür die Nordsüdverbindung mit der Via Pretorio die den Corso Pestalozzi kreuzt und wunderbar auf die Kirche Sant' Antonio Abate führt und weiter auf die Piazza Alighieri Dante leitet. Dazu gesellen sich einige wichtige Bauwerke die bis auf das 17.Jh. zurückgehen und massgeblich zur Identität des Ortes beitragen; angefangen bei der ehemaligen Spinnerei aus 1871, nördlich der Hauptstrasse, erkennbar am grossen, gepflegten Garten vor dem liegenden Bauwerk. Der dreigeschossige Bau liegt hinter ein paar grossen Bäumen und öffnet den Strassenraum zu einer wohltuenden grünen Nische, die fein von einer Mauer auf Armhöhe umzogen wird. Das Grundstück ist heute zugänglich und als Hotel umgenutzt. Weiter entlang der Via Giovanni Nizzola finden sich bürgerliche Hofgebäude aus Anfang 20.Jh. die mit dem alten Zollhaus aus dem Jahr 1916 einen adäquaten Abschluss finden. Zur Via della Posta richtet sich das gleichnamige Postgebäude aus. Das neorenaissance Gebäude ist mit seinem Eckturm von weit sichtbar. Der Turm akzentuiert zum einen das Ende der Strasse und ist zum anderen ein charaktervoller Orientierungspunkt am kleinen Platz davor. Folgt man der Contrada di Verla in westlicher Richtung, lockt die rechte Fassadenecke der Kirche S. Abate.28

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Gegenüber steht ein Wohnhaus aus dem 1910 im Jugendstil gebaut, mit reichhaltig verzierten Balkonen, die freundlich auf die Strasse schauen. In nördlicher Richtung entlang der Via Pretorio in der Kreuzung zur Via Ludovico Ariosto, sitzt der Palazzo Riva. Das älteste Gebäude am Strassengeviert, in spätbarockem Stil, stammt aus dem Jahr 1733. Etwas weiter finden sich zwei hübsche bürgerliche Hofhäuser, die zusammen eine kleine Nische bilden und kürzlich saniert wurden. Überquert man dann wieder die Hauptstrasse, kommt man zum Palazzo Ransilio, einem Finanzdienstleistungsgebäude von Mario Botta aus dem Jahr 1985. Bereits Erwähnung fand seine etwas später entworfene Busstation längs der Strasse. Im Zentrum zeigt sich das Bauwerk von Rino Tami aus dem Jahr 1960, das als Bankinstitut mit seiner roten Natursteinfassade mitten auf dem Gelände des alten Klosters, allseitig frei, die Strassenräume definiert.29

Abb. 13. Piazza Ex Scuola. Fotografie: Richtung Palazzo Riva.

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3.3 Erläuterung Grundsätzlich ist es irritierend von einer Piazza, einem Platz, zu sprechen wenn man sich damit auf das ehemalige Schulgelände beziehen möchte. Seit nun mehr als 50 Jahren ist der Ort gewissermassen ein offengelegtes Strassennetz: Vier Strassen die sich kreuzen und in der Mitte einen leeren Raum zurücklassen. Camillo Sitte beschrieb in seinem Buch; «Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen», dass aus rein hygienischer und technischer Sichtweise diese Tatbestände schon genügen mögen, den Ort einen Platz zu nennen. In seinen künstlerischen Beziehungen wird ein solcher unbebauter Fleck dadurch aber noch nicht zu einem guten Stadtplatz.30 Genau genommen gehört sogar noch einiges dazu; wie bei einem möblierten Zimmer gibt es Ausschmückung, Bedeutung und Charakter. Das wichtigste ist aber die Geschlossenheit des Raumes.31 Aldo Rossi ergänzte dazu etwas später; «dass das Strassennetz immer der Kommunikation dient und niemals der Kunst. Es ist nicht möglich, es sinnlich aufzufassen oder gar zu überschauen, ausser am Plan. Künstlerisch wichtig ist nur dasjenige, was überschaut, was gesehen werden kann; also die einzelne Strasse, der einzelne Platz.»32 Symptomatisch dafür und sicherlich gutgemeinte Initiativen zeigen sich in der Art, wie versucht wird, den leeren Raum zu möblieren. Mit Fahrzeugen, Brunnen, Abfallentsorgungsstationen, Markierungen, Lampen, differenzierter Bodengestaltung und Vegetation wird danach gesucht, am Ort etwas Leben zu ermöglichen. Alles Bestrebungen, den Raum geschlossener erscheinen zu lassen, ihn vielleicht auch aufzuteilen und in Form kleinerer Räume zugänglicher zu machen. Denn die Grösse des Ortes ist schwer zu kontrollieren. Die hochwertige Pencilinia Botta wie sie liebenswürdig genannt wird, verstehe ich in diesem Kontext als temporär anmutenden Charakter, der in der Sprache eines Übergangsbaus verstanden werden kann und eventuell, tatsächlich einmal verschwinden wird und seinen Platz freigibt, für etwas Neues das bleibt. Daraus lässt sich die These ableiten, dass der leere Strassenraum gar keine Markthalle sein will, auch kein Busbahnhof; sondern einfach nur gefüllt werden will: Mit einer Baute sehr wahrscheinlich aber allem voran mit dem geschäftigen Treiben der Menschen und der daraus resultierenden geschätzten, südländischen Freude am Leben.

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Ausschmückung, Bedeutung und Charakter sind Erzeugnisse einer Kultur, gewachsen in einer Gemeinschaft, deren Werte im Gros auf einen gemeinsamen Nenner zurückzuführen sind. Ähnlich einer eingerichteten Stube absorbiert die Stadt die Menschen, die sie bewohnen und zeigt die Vorstellung einer gemeinsam Art zu Leben, in ihrer plastischen Erscheinung. Demzufolge geben die Strasse, der Platz und das Bauwerk manchmal eindeutiger, manchmal subtiler einen Hinweis auf ihr Umfeld preis. Und das macht sie zu Tatbeständen, die im heutigen Stadtgefüge ablesbar sind und historisch nachvollzogen werden können. Ob die Stadträume das Potential haben, sich über die rein technischen Aspekte abzuheben und etwas künstlerisches freizusetzen scheint demnach tiefer vergraben zu sein, als die abstrakte Analyse des Gebäudekörpers im Stadtgefüge uns ermöglicht. VECTORWORKS EDUCATIONAL VERSION

Abb. 14. Die Mauer. Feste Grenze.

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Abb. 15. Die Freistellung. Keine Abgrenzung. VECTORWORKS EDUCATIONAL VERSION

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Abb. 16. Die Kolonnade. Überlappende Räume. VECTORWORKS EDUCATIONAL VERSION

Die beschriebene Beziehung ist erfahrungsgemäss komplexer, als sie den Anschein macht: Vielleicht so wie bei uns Menschen: Offenheit und Geschlossenheit: Zwei Extreme mit Irgendetwas dazwischen. Um der Projektidee und dem Gefühl für den Ort etwas näher zu kommen scheint es wichtig, dieses Dazwischen genauer zu untersuchen, genauer hinzuschauen und in einen geschichtlichen Kontext versuchen einzurahmen.

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Abb. 17. Postkarte Lugano 19.Jh. Frauen mit Rückentragen richten sich unter den Arkaden, geschützt, für den Strassenmarkt ein.

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4.1 Beobachtung im Strassenraum Im Vergleich zu den vorhergegangenen Karten und Bildern; auf der linken Seite einen aktuellen Situationsplan dazu. Gezeichnet sind die Gebäudegrundrisse und dazu die Art und Weise, wie die Bauten auf dem Boden stehen. Was sichtbar wird, ist der öffentliche Raum und wie er an die privaten Gebäude geführt wird. Erkennbar ist, dass wichtige Verbindungen von Säulen begleitet werden und die Räume irgendwie ausgeschmückt zu sein scheinen. Als Besucher fällt man in einen einfachen Rhythmus. Der Stress fällt ab. Die Augen werden wacher und die Schritte verlangsamen sich. Vielleicht hat es mit der Gestaltung des Strassenraumes zu tun, vielleicht aber auch mit den vielen verschiedenen Läden, die den öffentlichen Weg bespielen. Vielleicht ist es aber auch beides und sie bedingen sich gegenseitig. Und auf einmal öffnet sich der Weg. Es hat sich angedeutet, trotzdem ist man irgendwie freudig überrascht. Kleine Kaffees ersetzen hier den Händler und Licht und Luft mischt sich in das öffentliche Leben am Platz. Ein Gefühl das auch im abstrakten Stadtplan etwas nachvollzogen werden kann. Enge Gässchen öffnen sich zu kleinen Plätzen. Es liest sich fast wie ein rhythmisches Atmen und ein räumliches Verständnis setzt ein, das für Abwechslung und Freude sorgt. Einige Plätze sind ringsum mit Säulen bespielt, ähnlich dem historischen Forum. Trotzdem sind vereinzelt Bauten freigespielt, die dadurch wichtiger werden und dem Ort abwechslungsreiche Zwischenräume ermöglichen. Manchmal stehen diese Solitäre direkt auf dem Boden, ohne den Säulengang, was den Eindruck sogar noch verstärkt. Zusammen entsteht ein atmosphärisches Erlebnis, das weit über die abstrakte Nutzung der Räume hinausgeht und der Stadt und ihrer Kultur, im künstlerischen Sinn, versucht gerecht zu werden. Eine leichte Führung stellt sich ein, die durch die Stadt und zu den wichtigsten Orten leitet. Die eigenen Schritte verlangsamen sich, im Takt der Pfeiler fällt man in ein Schlendern. Die Blicke werden geführt, sie verlieren sich nicht und die Orientierung fällt leicht, Geborgenheit, Sicherheit und daraus ein Gefühl der Zugehörigkeit und Heimat stellt sich ein.

Abb. 18. Situationsplan: Strassenraum Lugano. Gassen und Aufweitungen.

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Abb. 19. Via Nassa. Räumliche Beziehungen und krumme Gässchen. Situation: Mstb: 1:1000.

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Strassen und Pfeiler


Abb. 20. Piazzetta Emilio Maraini. Räumliche Beziehungen und Platzaufweitungen Situation: Mstb: 1:1000.

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4.2 Säulen und Pfeiler

Abb. 21. Portico. Gedeckter Strassenraum.

Betritt man die Stadt Lugano nun gedanklich von südlicher Seite, findet man sich in der Via Nassa wieder. Mit ihrem Namen verweist sie noch heute auf eines der vier historischen Stadtquartiere. Ein weiterer, feiner Hinweis auf die Sensibilität der Bevölkerung, mit der den über die Jahrhunderte gewachsenen Dingen Rechnung getragen wurde. Es gäbe auch einen Pfad über die Salita M. e A. Chiattone in das Stadtinnere oder die Möglichkeit, mit dem Schiff an der Riva Vincenzo Vela anzulegen oder talseitig über den Corso Enrico Pestalozzi einen Zugang zum Ort zu finden: Namen mit Verweisen auf topografische Gegebenheiten oder kulturell soziale Rituale und Geschichten, die mit dem Ort verflochten sind. In der Via Nassa werden wir begrüsst mit der freundlichen Geste des gedeckten Strassenraumes: Etwas spezielles. Ähnlich dem Eintreten in ein Haus, findet man sich im Innern wieder, geschützt und willkommen. Gässchen ohne Säulen verweisen meist noch auf frühere klösterliche Strukturen, mit nach innen gerichteten Kreuzgängen. Jedoch werden die wichtigen, historischen Verbindung mal links, mal recht oder beidseitig durch den Säulengang erweitert. Sie schützen vor Witterung und begleiten den Besucher zum grossen Piazza Riforma, dem Rathaus, oder weiter bis zum Rand der Altstadt; über die Piazza Abate zur Via Cantonale. Im Prinzip ist es eine architektonische Sprache, die bekannt ist und geschichtlich nachvollzogen werden kann. Weshalb es Sinn macht, diesen Baustil etwas genauer zu untersuchen und woraus die Wesenszüge der Stadt möglicherweise weiter geschärft werden können: Angefangen bei der Säule und dem Pfeiler: VECTORWORKS EDUCATIONAL VERSION

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Abb. 22. Säule. Säule mit Gewölbedecke.

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Abb. 23. Pfeiler. Pfeiler mit Bogen und Flachdecke. VECTORWORKS EDUCATIONAL VERSION

Die Säulen im Untersuchungsbereich sind häufiger rund und vereinzelt auch eckig als Pfeiler entworfen. Ihr Querschnitt beträgt maximal 60cm und die Höhe zwischen 3 und 4 Meter. Der Bogen ist seperat und misst nochmals um die 1.5 Meter. Das Achsmass veriert ungefähr um die 4 Meter. Eine Basis und ein Kapitell finden sich bei beiden Arten häufig und der Säulenschaft verjüngt sich teilweise in der Länge.

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Strassen und Pfeiler


Abb. 24. Toskanische Ordnung. Runde Säulen mit verjüngendem Schaft, einer Basis und einem Kapitell.

Abb. 25. Toskanische Ordnung. Kann auch gemauert sein als vorgehängter Pilaster als Schmuck.

Im zweiten Buch der vier Bücher der Architektur, beschrieb Andrea Palladio die Säule als «den schönsten Schmuck der ein Bau bekommen könnte» und leitete so in das Kapitel der Säulenordnungen ein.33 Er beschrieb die unterschiedlichen Säulenordnungen und wie sie in einer bestimmten Hierarchie zum Bauwerk stehen. Angefangen bei der toskanischen Säule. Sie ist die schlichteste und einfachste ihrer Art.34 Darauf folgen die dorische, die ionische, dann die korinthische und zuletzt die Komposite Ordnung. Im Prinzip handelt es sich um ein statisches Arrangement des vertikalen Lastabtrags. Die dorische Säule findet ihren Platz an unterster Stelle im Bauwerk: Direkt auf dem Sockel, ohne Basis. Sie ist fest und nur wenig verschnörkelt, dadurch ist sie im Stande, die meisten Lasten zu tragen. Genau so die toskanische Säulenordnung. In gestalterischem Sinn, bringt sie nach Palladio einen eher derben Charakter mit sich und ist kaum in einem oberen Geschoss zu finden.35 Ihr fehlt der ganze Schmuck, die Kanneluren und die feinen Steinmetzarbeiten um das Kapitell. Vielleicht kommt ihre wahre Schönheit von ihrer Schlichtheit und der damit verbundenen zeitlosen Eleganz. Die Säule hat eine Basis, ein einfaches Kapitell und ein präzis gearbeiteter, verjüngenden Säulenschaft. Möglicherweise eine Andeutung auf ihre noble Herkunft, die Toskana. «Schlicht und hochwertig sei sie,» meinte Palladio.36 Gebaut wurde sie als Schmuck vieler Villen und bei Bauwerken mit grossen Vertikallasten. Das hatte mitunter praktische Gründe. Der Säulenabstand zueinander, respektive die Interkolumnie konnte durch den aus Holz gefertigten Architrav sehr weit gewählt werden. Für eine Villa mit dazugehörigen Wagen und landwirtschaftlichen Gerätschaften drumherum war das ideal. Dazu war sie preiswert. Wenn ein Modul dem unteren Durchmesser einer Säule entspricht, ist das komplette Element mit Basis und Kapitell insgesamt sieben Module lang.37 Im Vergleich zu den Säulen in Lugano sehr ähnlich. Das gleiche gilt für den Säulenabstand. In Lugano zeigt sich ein Durchschnitt von etwa vier Interkolumnien. Wobei eine ansehnliche Vielfalt, speziell mit weiten Abständen, bei mehrheitliche jüngeren Bauten, anzutreffen ist. Gemäss Palladio konnten die Säulen und Pfeiler auch sehr dick gestaltet werden, dadurch veränderte sich einfach ihre Länge entsprechend. Die Eckpfeiler der Gebäude waren dicker und wurden meist als Pfeiler gestaltet. Bei privaten Bauten und Villen waren sie zwischen einem drittel und zwei Dritteln dick und mussten im Querschnitt viereckig sein. Um Kosten zu sparen wurden die Seiten weniger breit als die Front gefertigt.38

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Palladio, 1570. S.49

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Palladio, 1570. S.53

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Abb. 26. Pfeiler und der Raum drumherum. Pfeiler 40cm, Umschwung 1.5m nach Alexander. VECTORWORKS EDUCATIONAL VERSION

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Dazu gesellt sich die berechtigte Ergänzung Christopher Alexanders; «dass manchem Pfeiler, insbesondere den Freistehenden, über ihre konstruktive Rolle hinaus auch eine wichtige soziale Bedeutung zukommt.»39 Er untersuchte wie massgeblich ein starker, dicker Pfeiler die menschliche Umwelt bereichern kann. Entweder einzeln oder zusammen, schaffen Pfeiler «Raum für menschliche Aktivitäten.»40 Sind sie dünn und beruht ihre Gestalt auf rein konstruktiven Entwürfen wird das kaum möglich sein und sie werden «nie eine angenehme Umwelt hervorbringen.»41 Bautechnisch waren die Pfeiler durch ihre natürliche Beschaffenheit aus Holz, Stein oder Ziegeln meistens massiv und schufen so, nutzbaren Raum um sie herum. Zudem stimmten sie mit den sozialen Gegebenheiten überein. «Weshalb es in unserer Zeit umso wichtiger sei, die verlorengegangene, soziale Funktion bewusst der konstruktiven Eigenheit hinzuzufügen», führte er aus.42 Sie muss sozusagen dazuentworfen werden. Daraus leitete er eine kreisförmige Fläche ab, die in einem Radius von etwa 1.5 Metern den Raum um den Pfeiler einnimmt und ergänzte, wie wichtig ein oberer und unterer Abschuss des Pfeilers ist, wobei ohne beidem, der ganze Raum drumherum verloren geht.43

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Czech, 1995. S.1149

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Strassen und Pfeiler


Abb. 27. Villa Repeta 16.Jh. Für Herr Mario Repeta.

Es scheint so, als finden sich Hinweis auf die Traditionen und die Lebensart der Menschen in der Beziehung der Bauten zum öffentlichen Raum. Palladio verglich dazu in einem kurzen Abschnitt die Verwandtschaft des Bauwerks zur Stadt. Er beschrieb die Stadt als ein Konstrukt, ähnlich der eines grossen Hauses und umgekehrt das Haus als eine kleine Stadt.44 Für eine Villa genau wie für die Stadt wird ein geeigneter Ort gesucht. Ist der Bauplatz gefunden, kümmert man sich um eine praktische und elegante Einteilung der unterschiedlichen Räume. Wichtig dabei sind die Hierarchien untereinander und dass die Räume sich nicht gegenseitig versperren und im Weg sind. Trotzdem sollten die Räume in Bezug zueinander stehen und in gegenseitiger Rücksicht auf die unterschiedlichen Lebensumstände aller Bewohner angeordnet sein. Darauf folgend, beschrieb er den differenzierten Umgang der Überdachung der verschiedenen Räumlichkeiten. Im speziellen ging er auf die Überdachung des Herrenhauses ein; wobei alle Kammern optimalerweise durchgängig überdacht sein sollen, damit der Hausherr, gedeckt durch das Dach, an jeden Ort des Hauses ohne dem Regen oder der Sonne ausgesetzt zu sein und vor der Witterung geschützt, seinen Geschäften nachgehen konnte.45 Zudem würde der grosse Vorteil entstehen, «unendlich» viele Dinge an diesen gedeckten Orten in der Villa lagern zu können, die vor der Sonne und dem Regen geschützt werden müssen. Und selbstverständlich fügte er an; «werden die Säulengänge eine grosse Zierde sein»46 Die Villa für den Herrn Mario Repeta die von Andrea Palladio Mitte des 16. Jahrhunderts fertiggestellt wurde veranschaulicht diese Kultur wunderbar. Grundsätzlich besteht das gesamte Anwesen aus Säulengängen in dorischer Ordnung. Die Interkolumnien messen vier Säulendurchmesser. In den Ecken des Hauptgebäudes befinden sich die Taubenhäuser als Loggien ausgebildet und richten sich nach aussen. Im linken Flügel gegenüber den Stallungen, liegen die Zimmer der Gäste. Sie sind reichhaltig geschmückt und einladend verziert. Somit konnten die Gäste des «Edelmanns» mit grossen Freuden in den Zimmern untergebracht werden. «Der Bau bietet die Annehmlichkeit, dass wohin man auch geht, überdacht ist. Und weil sich der Wohnbereich des Hausherren und der Wirtschaftsbereich (Villa) sich ein einziges Stockwerk teilen, wird der Wohnbereich, weil er sich nicht eigens abhebt, so viel an Pracht verlieren, wie der Wirtschaftsbereich an Schmuck und Würde gewinnt, die eigentlich dem anderen zusteht und sich so dem des Hausherren gleichstellt, zur Schönheit des Ganzen».47 Beschrieb Palladio sein Bauwerk.

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Palladio, 1570. S.169

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Abb. 28. Via Nassa: Säulengänge im Stadtgefüge.

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Strassen und Pfeiler


4.3 Die Portici Um das Bild weiter zu vervollständigen hilft es, sich die historische Stadt Lugano, wie ein eingerichtetes Haus vorzustellen: Ein Ort mit Räumen und Zimmern, die in Bezug zueinander stehen und verbunden sind. Es gibt geschmückte Räume, Aufweitungen, Nischen, enge Räume und weite Räume. Es gibt feine Hierarchien, wobei wichtige Orte so verbunden sind, dass man vor der Witterung geschützt seinen Dingen nachgehen kann. Aus der gewachsenen Kultur, der Geschichte und der Logik des täglichen Lebens sind verschiedene Räume hervorgegangen. Es sind Ordnungen adaptiert worden, die einer Logik folgen und mit Schönheit zu tun haben: Präzise Formulierungen und Unschärfen. Einige Räume sind geschmückt und stehen in einem Verhältnis zueinander. Es gibt private Orte und öffentliche Orte und einen Ort irgendwo drumherum oder dazwischen. Sie können sich abgrenzen, ineinanderfliessen und verrenken und so die Grenzen zum verschwinden bringen. Oder sie umarmen sich, schätzen und stärken sich gegenseitig. Eine spürbare Spannung entsteht daraus. Wie bei unterschiedlichen Körpern die sich näherkommen. Es ist eine Atmosphäre, die etwas über einen Ort zu erzählen hat; vielleicht aufdringlich und kräftig oder fein, einfach und als angenehmes Gefühl wahrnehmbar: Ein Versuch einer Annäherung an das Gebaute und ihre Unmittelbarkeit. Genau so beschreibt es aber auch ein Verhältnis der Bewohnerinnen untereinander; will man etwas miteinander zu tun haben, wie in der Villa des Herrn Mario Repeta, der mit dem Bau freudvoll geschmückter Kolonnaden seine Gäste empfängt oder man weist das Gegenüber ab aus Angst oder Abneigung. Die Strassenbreite in der Via Nassa neandriert von knapp 4 Meter bis zu einer Breite von 9 Meter, gemessen bis zu den Pfeilern. Die Pfeiler haben eine Höhe von 4–5 Meter und verbinden sich mit einem Bogen in der Vertikalen bei etwa 7 Metern. Die kantigen aber meistens runden Pfeiler haben Querschnitte, die dem eines menschlichen Körpers sehr nahe kommen. Etwa rund einen halben Meter Durchmesser. Gesetzt sind sie ungefähr alle 4 Meter und definieren meistens mit einem etwas dickeren Pfeiler den Beginn eines neuen Bauwerks oder Strassenabschnittes. Mit einem Öffnungsverhältnis von ca. 4 zu 6 laden sie ein, saugen die Strasse in sich auf und bieten einen behaglichen Ort zum Spazieren, einen kleinen Aussenbereich (manchmal auch der Einzige) für Restaurants oder bieten Ausstellungsfläche oder eine Vorzone für kleinere Geschäfte.

Abb. 29. Via Nassa. Säulengänge.

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Bernard Rudofsky beschrieb in seinem Buch «Strassen für Menschen» die Kolonnade im Kontext italienischer Architektur mit dem präziseren Begriff des Portico, in der Mehrzahl Portici, welcher dem Begriff der Arkade vorzuziehen sei. «Der Portico ist eine Kolonnade; ein geschützter Wandelgang, der aus einem Dach besteht, das von in regelmässigen Abständen errichteten Säulen getragen wird, gewöhnlich an ein Gebäude angeschlossen, aber manchmal auch ein selbstständiges Bauwerk bildend.»48 Daraus abzuleiten sind Hinweise auf verschiedene Typen, Ausformulierungen und ihr differenzierter Bezug zum öffentlichen Raum. Der Historiker Gibbon behauptete sogar; «Vom Portico, lernte der römische Bürger zu leben, logisch zu denken und zu sterben.»49 Der Ursprung dieses geschützten Wandelgangs geht in Europa zurück bis zur griechischen Stoa. Sie war ein überdachter Säulengang, der das «soziale und politische Foyer der Stadt bildete.»50 Die Stoa definierte einen Raum, der immer zugänglich war und wie ein öffentlicher Platz nie abgeschlossen wurde. In und um die Stoa fand der Markt statt, auch Kunst wurde ausgestellt und war zugänglich für alle Bürgerinnen und Bürger und nicht zuletzt fungierte der Ort als öffentlicher Verhandlungsraum und Gerichtssaal,51 sichtbar für alle. In Zentraleuropa sind die Portici von Bologna ein wunderbares Beispiel für ihre soziale Strahlkraft und klimatische Bedeutung.52 Ähnlich wie in Lugano nur länger, sind die Portici in Bologna zu riesigen Zügen aneinandergereiht und über viele Jahrhunderte gewachsen. Die Stadt ist älter als Rom und wurde im Jahr 189 v. Chr. als römische Kolonie auserlesen.53 Der Aufbau der Stadt orientierte sich weitgehend an den römischen Strassennetzen, die fächerartig vom Zentrum wegführten. Beinahe alle Strassen waren gesäumt mit Säulengängen. «Eine Mindesthöhe von sieben Bologneser Fuss waren vorgeschrieben (2.66 Meter), so war es möglich auch mit dem Pferd hindurch zu reiten.»54 Weitreichende Bekanntheit erlangten die Portici mit der Gründung der ersten westlichen Universität im 12.Jh. die in direktem Zusammenhang mit dem Überfluss an gedeckten Strassenabschnitten stand. Durch fehlende Räumlichkeiten hielten die Professoren ihre Vorlesungen in ihren eigenen Häusern oder gemieteten Räumen ab.55

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Rudofsky, 1995. S.68

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Rudofsky, 1995. S.77

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Rudofsky, 1995. S.68

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Benevolo, 2007. S.433

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Benevolo, 2007. S.437

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Rudofsky, 1995. S.70

Strassen und Pfeiler


Abb. 30. Bologneser Portico. Stich aus dem 19.Jh.

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Abb. 31. Palazzo della Ragione Bergamo. Einzelner Portico.

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Strassen und Pfeiler


Dadurch wurden die Strassen zwischenzeitlich als Korridore der Universität genutzt. Es herrschte reger Betrieb. Die Universität wuchs und brachte bekannte Persönlichkeiten wie Dante oder Petrarca hervor.56 Mit dem steigenden Platzmangel wurde die Debatte lanciert, für die gesamte Studentenschaft und Fussgänger vor jedem Haus einen Portico als zusammenhängendes Dach zu bauen. Die Idee traf auf grosse Zustimmung in der Bevölkerung und zeigte sich in der grossen sozialen Einstimmigkeit, anhand der Finanzierung die hauptsächlich von den privaten Eigentümern ausgegangen war.57 Die Ausführung und Materialisierung wurde sehr gewissenhaft überwacht und durch die Stadtbehörden vorgegeben und zuletzt von den Eigentümern bewirtschaftet. Ein wertvoller Teil des Besitzes kam so dem Gemeinwohl zugute. Teuer vermietbare Fläche wurde als gemeinschaftliche, öffentliche Promenade zugängliche gemacht.58 Rudofsky beschrieb die Portici als; «das greifbare Symbol bürgerlicher Zusammengehörigkeit, ein wahrhaftiger Ausdruck von Menschenliebe.»59

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Rudofsky, 1995. S.70

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Piazza Ex Scuola

Möglicherweise ist Städtebau in künstlerischer Hinsicht nichts weniger als die Suche nach Sinnlichkeit, in der Gemeinschaft. Ähnlich der freudvollen Überraschungen im Strassenraum, die Kevyn Lynch in seinem Buch beschreibt. Und die gibt es. In der gesamten Stadt, aber auch verdichtet auf dem Gelände der ehemaligen Schule in Lugano. Theodor Fischer, ein Architekt und Stadtplaner aus dem 19.Jh. «gilt in diesem Zusammenhang als einer der präzisesten Vertreter einer frühen, anwendungsbezogenen Stadtabukunst.»60 Als «harter Realismus, Hingabe an das Seiende und den Dienst am Wirklichen,» fasste er seine Haltung zur Aufgabe des Städtebaus zusammen.61 Es scheint deshalb umso wichtiger, genau hinzuschauen und die Stadträume gesondert versuchen nachzuvollziehen. VECTORWORKS EDUCATIONAL VERSION

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Abb. 32. Ehemaliges Schulgelände. Ohne Busstation. Mstb: 1:5000.

Im obigen Situationsplan des Projektortes, sind alle Verkehrsachsen eingezeichnet und die angrenzenden Bauten dazu. Fein schraffiert ist der leere Zwischenraum, ohne den existierenden Busunterstand, der wie bereits beschrieben, in temporärer Art seinen Ausdruck findet. Es ist gewissermassen eine Suche nach allem, mitunter aber nach den malerischen Motiven des alten Städtebaus und der Frage nach ihrer Relevanz für unsere Zeit. Es scheint so wie Camillo Sitte den Hinweis geschrieben hat; «ein Erkennen und Bestimmen der Schönheiten des alten Städtebaus, was sich noch retten lässt und was wenigstens als Erbgut erhalten bleibt.»62 Wobei der Kontext ihrer Entstehung nicht aus den Augen verloren werden darf, dass die «lebhaften und praktischen Verwendungen alter Stadtplätze, speziell im Mittelalter und der Renaissance, durchaus eine andere war und die Übereinstimmung zwischen Bauwerk und dem öffentlichem Raum damals im Einklang miteinander lag.»63

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Castorph, 2016. S.31

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Castorph, 2016. S.32

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Sitte, 1901. S.16

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Abb. 33. Piazza Ex Scuola. Üppige Möblierung

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Abb. 34. Via Pretoria. Kleine Aufweitung im Strassenraum Situation 1:5000 / 1:1000 VECTORWORKS EDUCATIONAL VERSION

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Strassen und Pfeiler


5.1 Annäherung an den Projektort

Abb. 35. Via Pretoria. Kleine Nische gestaltet mit Bäumen und Bänken.

Die Via Pretorio ist mit ihrer langen Geschichte bis heute eine der wichtigen Verkehrsachsen von der nördlichen Region in die Stadt. Der Palazzo Riva weicht ihr etwas zurück und sucht mit seinem mittigen Eingangsportal den Bezug zum Gegenüber. Zusammen mit den Hofgebäuden weiten die drei Bauten die Strasse etwas auf, die in der Mitte von der Via Ludovica Ariosto erschlossen wird. Je nachdem von welcher Seite die Betrachtung erfolgt, macht die Strasse eine leichte kurve und läuft in eine Nische, eine feine Staffelung wird sichtbar oder der kleine Raum versteckt sich ein wenig und gibt nur kleine Hinweise auf sich preis. Der kleine Raum ist heute mit vier Bäumen und je einer Sitzbank dazu gestaltet. Der Boden ist mit grauen Gneisquadern ausgekleidet. In der Mitte ist die ankommende Wasserrinne der Strasse künstlerisch gestaltet und zeigt sich als Kreis. Einen Hinweis zu einem früheren Gegenüber und zur heutigen, unvollständigen Situation liefern zwei historische Fotografie aus dem Jahr 1919, mit Verweis auf die damalige klösterliche Struktur und dem integrierten Sakralbau. Erkennbar am voluntenartigen Giebelschmuck und dem etwas breiteren Gebäudekörper.

Abb. 36. Luftaufnahmen 1919. Palazzo Riva mit gegenüberliegendem Klosterbau.

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Abb. 37. Via Pretoria. Verbindung zur Via Ludovico Ariosto.

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Strassen und Pfeiler


Abb. 38. Via Pretoria. Kleine Aufweitung gestaltet mit Bäumen und Bänken.

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Abb. 39. Via Pretoria. Strasse zur Kirche Sant'Antonio Abate. Mstb: 1:5000.

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Abb. 40. Via Massimiliano Magatti. Kurve Richtung Luganersee.

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Strassen und Pfeiler


Abb. 41. Kirche Sant'Antonio Abate.

Wie wichtig die Strasse ist, zeigt sich unter anderem in der Ausformulierung und Gestaltung ihres Abschlusses. Wobei ein harmonisches Versickern innerhalb eines verästelten Systems keinesfalls abgewertet werden soll und auch seine Schönheit besitzt. Nur zeigt sich in diesem speziellen Fall tatsächlich die Wichtigkeit. Die Kirche Sant'Antonio Abate steht nicht genau in der Achse der Strasse. Sie ist leicht abgedreht. Fast ein wenig unscharf zeigt sie ihr Gesicht und streng genommen ist sie auch nicht der Abschluss der Strasse. Es wirkt nur so. Die Strasse mach einen kleinen Knick, eine Kurve und bewegt sich weiter Richtung Luganersee. Möglicherweise liegt genau darin die Schönheit dieses Bildes. Auch Theodor Fischer schätzte die geschwungene, leicht gekrümmte Strasse und beschrieb; «wie sich dadurch der Blick nicht in der Weite verliert»64 und die «Fassaden dadurch ein abwechslungsreiches und geschlossenes Bild für den Flaneur bilden. Die Häuser und Freiräume werden komplex in Beziehung gesetzt und in der Summe der Fassaden entsteht ein stadträumliches Ensemble und wenn man so möchte, im Ergebnis sogar ein malerisches Stadtbild.»65 Eine Abzweigung wird ungezwungen auf den dazugehörigen Kirchenplatz geführt. Die eben untersuchte Aufweitung der Strasse beeinträchtigt diesen Moment keines Falls. Womöglich verstärkt sie den Effekt sogar noch. Nichtsdestotrotz ist der ausufernde, leere Raum gegenüber störend. Die leere Fläche ist zu gross und die Fassade des Finanzinstituts wird dadurch zu wichtig.

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Castorph, 2016. S.33

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Abb. 42. Piazza Alighieri Dante. Mit der Kirchenfassade.

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Abb. 43. Kirche San Rocco. Strasse von der Piazza Riforma.

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Abb. 44. Piazzale della Posta. Turbinenförmige Platzanordnung. Mstb: 1:5000 / 1:1000. VECTORWORKS EDUCATIONAL VERSION

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Abb. 45. Contrada di Verla. Mit Sicht auf den kleinen Platz.

Die Piazetta della Posta ist umrahmt von stehenden, hübschen Platzfassaden, die jede für sich, in ihrer Gestalt und Machart, den Ort irgendwie kostbar werden lassen. Alle Strassen gehen turbinenartig vom Zentrum weg. Gemäss Camillo Sitte ein Hinweis auf einen guten Platz, der gemeinsam mit der Umwelt gewachsen ist. Im Idealfall, meint er dazu; «ist von jeder Stelle des Platzes jeweils nur ein einziger Ausblick aus dem Platz vorhanden.»66 Die Gebäude springen dadurch manchmal etwas mehr nach vorne und manchmal liegen sie etwas weiter zurückversetzt, wodurch die wichtige Geschlossenheit entsteht. Auch Theodor Fischer spricht von den «stark gekrümmten Einführungen der Zufahrten zu den Plätzen und weisst dann weiter auf die Sichtbarkeit der einzelnen Fassaden und das schöne, abwechslungsreiche Bild, das entsteht.»67 Zwischen den Bauten und in der Nähe des Platzes gibt es Läden und Bistros, die ihre Dinge auf die Strasse hinaus stellen. Offensichtlicherweise ist die Nordfassade des Platzes aber offen. Das verunmöglicht das Gefühl der Geborgenheit und verklärt den Ort auf vielen Ebenen. Das war nicht immer so, wie die Luftaufnahme zeigt.

Abb. 46. Luftaufnahmen 1919. Piazetta della Posta.

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Sitte, 1901. S.38

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Castorph, 2016. S.33

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Abb. 47. Piazetta della Posta. Kleine Geschäfte im Zwischenraum.

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Strassen und Pfeiler


Abb. 48. Piazetta della Posta. Turbinenartige Strassen und die Geschlossenheit des Platzes.

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Abb. 49. Corso Pestalozzi. Garten mit Sitzmauer. Dahinter die alte Spinnerei. Mstb: 1:5000 / 1:1000. VECTORWORKS EDUCATIONAL VERSION

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Strassen und Pfeiler


Früher als Vorplatz zur Spinnerei sind es heute mehrere grosse Bäume und ein kleiner Grünraum, die gemeinsam die lange Hauptrasse lebensfroher gestalten. Praktischerweise wird dadurch der öffentliche Raum mit mehr Licht und frischer Luft versorgt. Der Ort bietet aber auch eine Heimat für Bienen, Vögel und Insekten. Umrahmt und dadurch etwas privater wird alles zusammen durch eine niedrige Bruchsteinmauer. Das ist schön und gut für die vielen Eidechsen. Leider sitzt obendrauf ein Zaun, der es kaum möglich macht, als Fussgänger innezuhalten, auf die Mauer zu sitzen und dem Verkehr zuzuschauen. Dadurch wird der kleine Abschnitt zur Strasse eher rasch passiert, denn zugänglich ist er nicht wirklich, ausser für die Hotelgäste vielleicht, von der anderen Seite. Abb. 50. Alte Spinnerei. Mit Garten und kleiner Mauer.

Auf der historischen Fotografie erkennt man einen Knick im Bau der Spinnerei. Damals wurde der Garten fester eingeschlossen und öffnete sich der gegenüberliegenden Seite klar. Auch die Bäume waren enger gepflanzt und dichter. Gegenüber gab es ähnliche, kleine Bäume und grüne Inseln. So als würden sie zusammen kommunizieren und gemeinsam den dazwischenliegenden Strassenraum aufwerten, jeder so wie er kann.

Abb. 51. Luftaufnahme 1919. Garten der Spinnerei.

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Ein Raum der gefüllt werden will

Möglicherweise sind es die kleinen, unscheinbaren Dinge die wirklich gut sind und gemeinsam eine reichhaltige Kultur entstehen lassen. Dinge die frei sind und genüsslich konsumiert werden dürfen. Die Dinge, die man erst vermisst, wenn sie weg sind vielleicht: Ein Dach, das vor Regen schützt, oder eine bequeme Sitzbank, gut platziert an einem belebten Platz, auf die man sich setzt und den vorbeigehenden Menschen ein wenig zuschaut. Oder das hübsche Gesicht der Kirche, das den Ankömmling freundlich begrüsst, wenn man in die Strasse einbiegt. Diese kleinen Dinge eben. Ob es Momente sind, die geschätzt werden, ist schwierig zu beantworten. Vielleicht reicht ihre blosse Präsenz und alleine das Wissen um ihre Existenz, als gesunder Nährboden einer Gemeinschaft. Das Projekt für die Piazza Ex Scuola hat zumindest den Anspruch, genau diese Dinge nicht kaputt zu machen, vielleicht sogar Neue zu entdecken und bestehende, etwas verkümmerte Momente zu reparieren. Ähnlich im Sinne Theodor Fischers These am Anfang zu seinen sechs Vorträgen über die Stadtbaukunst: «Über Stadtbaukunst reden heisst für mich nicht etwa, ästhetische Gesetze des Städtebaus aufstellen. Nichts liegt mir ferner, als in den Ton derer einzustimmen, die da zu sagen pflegen: Die Kunst soll, die Kunst muss. Die Kunst muss und soll nichts, ausser was sie aus sich heraus tut und tun muss, was sie im Zwang der Entwicklung schafft, unabhängig vom Willen des einzelnen, ja auch vom Willen vieler. Ob diese Entwicklung freilich Gesetzen folgt, dem nachzuspüren, verlohnt sich; und erkennen wir solche, so wird auch der Ausführende sich ihrer vernünftigerweise erinnern, wenn er nicht Gefahr laufen will, grosse Umwege zu machen oder sich in Sackgassen zu verlieren.»68 Ein erster Anknüpfungspunkt liegt im Fortsetzen des gedeckten Weges. Sozusagen als Wohnungseingang in die Stube von Lugano soll es möglich sein, geschützt von Zimmer zu Zimmer zu schlendern und seine Dinge zu erledigen. Oder man tut einfach gar nichts und ist einfach nur dort. Weiter soll selbstverständlich allen untersuchten Strassenräumen Rechnung getragen werden. Dort wo es ein besonderes Licht hat, gibt es vielleicht eine Bank zum Hinsetzen und da wo viele Menschen durchlaufen etwas Weite, vielleicht ein Verpflegungsstand und kleine Überraschungen im Strassenraum: Alles unter dem Deckmantel einer Kultur und einer Gemeinschaft, die zusammenkommt. So wird nachhaltig das Gemeinwohl gestärkt und es Aussenstehenden ermöglicht, daran teilzunehmen und miteingeschlossen zu werden.

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Castorph, 2016. S.32

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Abb. 52. Piazza del Tramonto. Kleine Mauer zum sitzen.

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6.1 Piazza Mercato

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Drei unterschiedliche, neue Baukörper sind es, die gemeinsam als Ensemble den Anspruch haben, den Räumen ihre Sinnlichkeit zurückzugeben und dabei helfen sollen, den historischen Zweck der Raumbezüge wieder zu finden. Fugenlose Räume sollen entstehen, die zusammen mit dem Stadtraum als Einheit gelesen werden dürfen. Entlang dem Corso liegt der neue Busbahnhof der mit seiner langen Fassade den Strassenraum definiert. Ähnlich dem Vorgängerbau ist das Gebäude leicht zurückversetzt und lässt so die Strasse fein hineinfliessen, woneben auch die projektierte Tramhaltestelle genügend Fläche bekommt. Eine leichte Fassung bekommt dadurch auch der Grünraum der Spinnerei wieder. Etwas abgewinkelt dazu steht die Markthalle. Wie alle anderen Bauten am Platz, richtet auch sie sich mit einer hübschen Fassade zur Piazzetta della Posta aus. Dadurch wird die Geschlossenheit des Ortes repariert und räumliche Bezüge werden wiederentdeckt. Verbunden sind die beiden Bauten fein mit einem kleinen, grünen Marktgarten der mit einer Sitzmauer umspielt werden soll. Sie macht einen kurzen Schritt in den Strassenraum, um freundlich zur Spinnerei über die Strasse zu schauen und so den Bezug zur anderen Mauer und den Bäumen zu finden. Von der Piazza weiter zum Palazzo wird dezent die Wegverbindung freigespielt und so wie zu früheren Zeiten, dem alten Gebäude entgegengeführt. Es ist eine hohe Mauer, die auf der Südwestseite die letzten Sonnenstrahlen des Tages einfängt. Dort wird sie zur kleinen Piazza Tramonto. Auf der Nordseite, zum neuen Marktplatz hin, bildet sie eine stabile und schützende Rückwand für einen langen Tisch und gemeinsame Essen. Abgeschlossen wird die Mauer am Westende mit einem kleinen Kopfbau, der im Sinne einer Trinkhalle den Menschen dient. Von da abgeschrägt zur Busstation, wird der Weg gesäumt von freistehenden, schönen Bäumen und Bänken. Sie machen einen leichten Knick und bilden gemeinsam mit der gegenüberliegenden Aufweitung, den Bäumen, den Bänken und dem Kiosk, einen Ort mit grosser Aufenthaltsqualität, zu jeder Tageszeit. Dadurch wird auch die wichtige Strassenflucht zur Kirche wieder dezent flankiert, ohne die Räume dahinter abschotten zu müssen. Der gedeckte Weg bietet den Blick zum Marktplatz und dem dazugehörigen Bauwerk. Dort wo sich die Strassen kreuzen, entsteht der neue Marktplatz.

Abb. 53. Schemaplan. Überlappende Stadträume. VECTORWORKS EDUCATIONAL VERSION

Abb. 54. Projektplan. Situationsplan.

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Busbahnhof

Piazza del Mercato

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Piazza del Tramonto

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Abb. 55. Doppelseite. Erdgeschoss mit Umgebung.

6.2 Busbahnhof Das Bauwerk entlang der Strasse soll zwar den Raum definieren und ihm eine stabile Fassade geben, trotzdem soll der öffentliche Strassenraum nicht abgrubt abgegrenzt werden. Viel mehr soll die Strasse und dementsprechend die Menschen, die dort sind, mit dem neuen Marktplatz dahinter und den anderen zwei Bauten angemessen verwoben werden. VECTORWORKS EDUCATIONAL VERSION

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Abb. 56. Palazzo della Ragione Milano. Situation 1:5000 / Pläne 1:1000. VECTORWORKS EDUCATIONAL VERSION

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Um den räumlichen Bezügen sicher zu sein, begleiteten schon früh einige grossartige Palazzi das Projekt als Referenzen. Mitunter der Palazzo della Ragione in Milano. Er liegt an einer grösseren Nebenstrasse, die direkt auf die Hauptfassade des Mailänder Doms ausgerichtet ist. Daraus resultiert eine angemessene Fassung der Strasse, die den Blick begleitet und unbewusst über die Piazza zum Dom hinführt. Unmittelbar daneben gibt es aber trotzdem einen kleinen Markt, Restaurants und Wege hinter dem Palazzo, die zugänglich sein sollen und mit der Strasse zu tun haben wollen. Früher fuhren Händler mit ihren Wagen unter den grossen Bau, um ihre Waren zu verzollen und sich anzumelden. Behaglich und geschützt vor der Witterung konnte so den Geschäften nachgegangen werden. Oder es fand eine öffentliche Gerichtsversammlung statt, die sichtbar war für alle Schaulustigen, ähnlich der antiken Stoa. Deshalb steht das Bauwerk auf massiven Pfeilern. Und wie zur damaligen Zeit, ist das freie Erdgeschoss auch heute noch ein wichtiger, öffentlicher Ort für Ausstellungen, Märkte und als Übergangszone zum dahinterliegenden Raum. Der bewährte Bautyp ist weder an die Nutzung noch an die Zeit gebunden. Spannend ist auch, dass der öffentliche Raum drumherum an Stabilität und Kontinuität dazugewinnt und in seiner Art und Atmosphäre erhalten bleibt. Bau und Umwelt sind verwoben und scheinen sich gegenseitig zu bedingen. VECTORWORKS EDUCATIONAL VERSION

Strassen und Pfeiler


Abb. 57. Busbahnhof. Strassenansicht.

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Abb. 58. Palazzo della Ragione Padua. 1:5000. VECTORWORKS EDUCATIONAL VERSION

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0 .3 m 2 .0 m

Abb. 59. Palazzo della Ragione Vicenza. 1:5000.

6.3 Markthalle Das Erdgeschoss der Markthalle besteht aus einem einzigen, grossen Portico und bekommt dadurch eine ähnliche Verwandtschaft zur Typologie des Palazzo. Vergleicht man dazu den Palazzo in Padua und den Palazzo in Vicenza, dann erkennt man die grossen Marktplätze vor beiden Bauwerken. Die Räume sind gefasst und die Strassen kreuzen sich dort. Beide Bauten sitzen auf massiven Pfeilern, um nicht zu sagen Gewölbestrukturen. Der Palazzo in Padua misst im Kern etwa 30 Meter und der Palazzo in Vicenza ungefähr 25 Meter. Im Zentrum des Erdgeschosses sind die Räume demzufolge relativ dunkel und für den Markt eher ungeeignet. Nicht zuletzt aus dieser Problematik heraus entstanden die feineren Portici um die Bauwerke herum. Bei beiden Palazzi wurden in unterschiedlicher Manier, zusätzliche Säulengänge angebaut. Sie sind feiner und zugänglicher und verästeln sich so mit der Umgebung. In Padua sind es sogar bis zu drei zusätzliche Schichten die dazugebaut wurden. Dadurch bekam der Markt geschützten, hellen Raum und die Besucher können wettergeschützt durch den Markt schlendern. Wo neben dem Gewölbekeller ein angenehmer Durchgang bleibt und heute auch Ausstellungsort, Lager und Abstellplatz für allerlei Dinge ist erfüllt er die wichtige Aufgabe, den dahinterliegenden Raum zugänglich zu halten.

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Abb. 60. Palazzo della Ragione Bergamo. 1:5000.

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Übersteigt der Portico also eine gewisse Breite, kann das zu Licht- und Luft Problemen führen, die den hypäthralen Marktplatz möglicherweise stärken, ihn jedoch an die Aussenhülle des Bauwerkes drängen. Beim Palazzo in Milano mit seinen 20 Metern Breite wurde nie eine zusätzliche Porticoschicht dazugebaut, nur aufgestockt. Auch beim Palazzo in Bergamo scheint der riesige Portico als Markt, Begegnungs,- und Versammlungsort gut zu funktionieren. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Pfeilerlänge. Denn nur mit einer angemessenen, lichten Höhe, scheint der dazugehörige Raum wirklich zu funktionieren und die Menschen einzuladen. Ist die Gewölbedecke zu niedrig, fängt sie an sich drückend anzufühlen und verhindert so das Zusammenkommen. In den beiden letztgenannten Bauwerken sind die Dächer der Portici mit rund 8 Metern möglicherweise ideal: Dies im Rahmen damaliger technischer Möglichkeiten und dem Bedürfnis nach ausgewogenen Licht und Luftverhältnissen.

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Abb. 61. Markthalle. Sicht von der Via della Posta.

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6.4 Kiosk

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Abb. 62. Portico dei Servi. Feine Definition des Strassenraumes und Vorplatzgestaltung zur Kirche. Situation 1:5000 / Pläne 1:1000.

Die Wichtigkeit dieses Baus steckt in der Beziehung zur Strasse, zum Marktplatz, seiner Verbindung mit dem Busbahnhof und der Markthalle. Der Bau liegt mitunter an der Kreuzung und dessen Überleitung ins Geflecht der historischen Stadt.

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Im architekturhistorischen Kontext zeigt der Portico dei Servi wunderbar, wie die Gestalt des Strassenraumes bewahrt werden kann, aber trotzdem der dahinterliegende Platz offen und zugänglich bleibt. Er baut sogar eine Hierarchie auf und gestaltet mit dem Vorplatz einen würdigen Auftritt der Kirche. Wege kreuzen sich dort und liessen den Platz entstehen. Die Säulen wirken etwas feiner durch die grössere Interkolumnie von etwa 6 Metern: Ähnlich wie freistehende Bäume mit einer grossen Kronen. VECTORWORKS EDUCATIONAL VERSION

Abb. 63. Kiosk. Feine Mauer entlang der Piazza del Tramonto.

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Abb. 64. Kiosk. Kleiner Verpflegungsstand als Mauerkopf.

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Abb. 65. Doppelseite: Schnitt Markthalle.

Abb. 66. Porphyr. Blick von der Piazza Alighieri Dante.

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6.5 Materialisierung und Konstruktion

Abb. 67. Porphyr. Schichtung von Platten.

Alle Bauten stehen stabil da, schliesslich empfangen sie Besucher. Die Menschen, Velos, Motorräder, Busse und Autos bewegen sich um sie herum und sollen dementsprechend mit einer angemessener Qualität und Haptik in Berührung kommen. Die meisten Bauten in Lugano sind gemauert und verputzt, in vielen verschiedenen Farben, aber dezent. Eingezeichnet sind manchmal auch grosse Steinquader oder die Gebäudeecken sind in der Art eines Bilderrahmens säuberlich bossiert. Dann gibt es Bauten mit Natursteinfassaden, die in der Herstellung etwas teurer sind. Das bringt die Konsequenz mit sich, dass es meistens wichtige, öffentliche Bauten sind oder solche von wohlhabenden Institutionen oder privaten Bauherren. Im Gebiet rund um Lugano ist Stein reichlich vorhanden, vom Gneis bis zum Granit. Kreative Kombinationen davon findet man an den unterschiedlichsten Orten. In meinen Augen ist der rötliche Stein, der Porphyr, etwas besonderes. Sichtbar ist er oft als Bodenschmuck der vielen Plätze oder als Pflasterung von Wegen und Strassen. Es ist ein wunderbarer Stein, der in früheren Zeiten nicht selten für ganz spezielle Steinmetzarbeiten ausgesucht wurde. Der Stein hat einen rötlichen Schimmer und je nach Region verändert sich die Maserung in vielen verschiedenen Arten. Nahe dem Projektort sieht man ihn als Schmuck der Piazza Alighieri Dante in quadratischen Bodenplatten. Auch der Bau von Rino Tami ist geschmückt mit ihm. Dort ist der Stein fein poliert, edel und fast steril. Und zuletzt, wobei nicht mit absoluter Sicherheit, die Kirche S. Abate und der Palazzo Riva. Beide finden ihren Ausdruck in gemauerten, ehrwürdigen Fassaden, mit diesem typischen rötlichen, tiefliegenden Schimmer drin. An diese Tradition knüpfe ich mit den neuen Bauten gerne an. Dazu gesellt sich die Frage nach einer angemessenen Konstruktionsweise. Man wünscht sich was Festes, Natürliches und am besten in einem gesunden ökologischen Verhältnis. Daraus entstand die Idee, das Feste, Schwere mit dem Filigranen und Leichten zu kombinieren und in Bezug zu setzen. Jede Baute; der Busbahnhof, die Markthalle und der Kiosk, haben verschiedene Charaktere: Demzuvolge auch einen andersartigen Umgang, wie die Dinge konstruktiv ihren Ausdruck finden. In der Machart bleiben sie gleich, mit besonderem Verweis auf die Stahlpfeiler und ihren Bezug zum Boden und dem gemauerten, selbsttragenden Naturstein.

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Schlusswort

Phänomene sind Erscheinungen, die sich zeigen, wenn um sie herum alles einer ähnlicher Art entspricht. Oder man schafft es die Umgebung auszublenden, sich zu konzentrieren und auf etwas einzulassen. Vielleicht verhält es sich so wie mit den Rosinen im Teig. Sie sind flüchtig, Momentaufnahmen. Sie ändern sich mit der Zeit und sind immer in der Minderheit. Das bedeutet aber nicht kraftlos; vielleicht sogar im Gegenteil. Kommt man nun dieser gleichartigen Masse etwas auf die Schliche - könnte das bedeuten, dass man empfänglicher wird für die «Dinge» dazwischen. Und das bedeutet; genau hinzuschauen. Durch den kontinuierlichen Knetprozess verändert sich die Materie. Kaum zu beobachten. Mit der Zeit werden sogar scheinbar normale Dinge zu Dingen mit Seltenheitswert. Diese Veränderung lässt sich als Momentaufnahme nicht begutachten aber dafür geschichtlich nachvollziehen und mit unserer Zeit in Verbindung setzen. Vielleicht sind es die einfachen Dinge. Einfache Dinge in einer komplexen Umwelt vielleicht. Einfach aber nicht im Sinne ihrer Machart oder ihrer räumlichen Komplexität, sondern in ihrer Beziehung zu uns Menschen. Wir leben in einer Welt, in der alles irgendwie möglich ist und jeder Geschmack tausendfach bedient wird. Überladen und nochmals überladen mit Schichten aus Informationen und Reizen, verbunden mit Allem, schweben wir irgendwo im luftleeren Raum, kaum mehr fähig, uns zu orientieren. Sich zu fokussieren wird schwieriger. Und vielleicht liegt genau in dieser homogenen Masse die grosse Kraft. Denn je gleichmässiger dieser Teig ist, desto grösser sind auch die Störungen, die in ihm sichtbar werden. Eine Tendenz zum Extremen vielleicht; die unser menschliches Sinnessystem zum Kapitulieren bringt. Unser Raumgefühl wird gekapert von nicht verarbeitbaren Umwelteindrücken, die sich zu einem unheiligen Brei vermischen und durch unseren Sehnerv unsere Seele korrumpieren. Vielleicht ist es zeit einfach mal innezuhalten. Chrisopher Alexander beschrieb im Buch; «Eine Muster-Sprache», den guten Platz unter anderem als einen Ort, an dem man reden kann.69 Irgendwie eine berührende Vorstellung. Diese Arbeit war mein Beitrag, sich einigen grundlegenden Dingen zuzuwenden. Dinge, die ich in Lugano aufgeschnappt habe und gemeinsam mit dem Ort, seiner Geschichte und der Sehnsucht nach der geschätzten Atmosphäre des Marktes zu verweben versuchte. Ähnlich der Organistin, die versucht, mit ihren Melodien im Lärm der New Yorker Strassen etwas durchzudringen. Und möglicherweise hält man einen Moment lang inne um zuzuhören.

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Czech 2011. S.334

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Abb. 68. Doppelseite: Schnitt Busbahnhof und Kiosk.

Abb. 69. Die Organistin mit Handschuhen und in Stiefeln kämpft mit ihren Wohltätigkeitshymnen gegen den Lärm der New Yorker Fifth Avenue an.

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Literaturliste

Benevolo, L. (2007). Die Geschichte der Stadt. (9. Auflage). Frankfurt/Main: Campus Verlag. Castorph, Matthias. Stadtbaukunst heute?. In: Tec21, 15/2016, S. 30-35. Czech, H. (Hg.) (1995). Eine Muster-Sprache. Wien: Löcker Verlag. Hägg, M. (2019). Studio di Fattibilita. Piazzale Ex Scuola. Città di Lugano. Lynch, K. (2013). Das Bild der Stadt. Basel: Birkhäuser Verlag GmbH. Negro, G. (2017). Lugano. Historisches Lexikon der Schweiz (HLS). Verfügbar unter https:// hls-dhs-dss.ch/de/articles/002177/2017-06-26/ (10.12.2021). Palladio, A. (2008). I quattro libri dell'architettura. Übesetzt aus dem italienischen von Hans-Karl Lücke. (3. Auflage). Wiesbaden: Marixverlag GmbH. Rossi, A. (2015). Die Architektur der Stadt. Basel: Birkhäuser Verlag GmbH. Rudofsky, B. (1995) Strassen für Menschen. Wien: Residenz Verlag. Sitte, C. (2015). Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen. (1. Auflage). Dresden: Saxoniabuch. ISOS, Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung. (2006). Lugano, ISOS_3975. Wikipedia. Die freie Enzyklopädie. (2021). Sottoceneri. Verfügbar unter www.wikipedia.ch (13.11.2021).

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Abbildungsverzeichnis

Abb.1: Zeichnung: Via Pessina. Verfügbar unter https://lanostrastoria.ch/ entries/GqdXKOmJXMO Abb.2: Plakat: Lugano 1937. Verfügbar unter https://shop.ticino.ch/ products/vintage-poster-lugano-mario-pescini (07.01.2022). Abb.3: Satellitenbild: Lugano. Karten der Schweiz. Verfügbar unter https://s. geo.admin.ch/956059da1f (07.01.2022). Abb.4: Gemälde: Lugano. Verfügbar unter https://www.e-periodica.ch/ digbib/view?pid=kas-002%3A2014%3A65%3 A%3A262#293 (07.01.2022). Abb.5: Satellitenbild: Lugano Zentrum. Karten der Schweiz. Verfügbar unter https://s. geo.admin.ch/956059da1f (07.01.2022). Abb.6: Fotografie: 1970. Verfügbar unter https://www.vincenzovicari.ch/ oggetti/50562-parcheggio-del-piazzale-ex-scuole-a-lugano (07.01.2022). Abb.7: Fotografie: Pensillinia Botta 2002. Aus: Eigene Fotografie von F.H. (2021). Abb.8: Situationsplan: Lugano. Aus: Eigene Zeichnung von F.H. (2021).

postkarte_markt_lugano_schweiz239947248186329590 (07.01.2022). Abb.18: Situationsplan: Strassenraum Lugano. Aus: Eigene Zeichnung von F.H. (2021). Abb.19: Zeichnung: Ausschnitt Via Nassa. Aus: Eigene Zeichnung von F.H. (2021). Abb.20: Zeichnung: Piazzetta Emilio Maraini. Aus: Eigene Zeichnung von F.H. (2021). Abb.21: Fotografie: Portico Lugano. Aus: Eigene Fotografie von F.H. (2021). Abb.22: Zeichnung: Säule. Aus: Eigene Zeichnung von F.H. (2021). Abb.23: Zeichnung: Pfeiler. Aus: Eigene Zeichnung von F.H. (2021). Abb.24: Zeichnung: Die Toskanische Ordnung. Aus: Palladio, A. (2008). S. 54. Abb.25: Zeichnung: Die Toskanische Ordnung. Aus: Palladio, A. (2008). S. 55. Abb.26: Zeichnung: Raum um Pfeiler. Aus: Eigene Zeichnung von F.H. (2021). Abb.27: Plan: Villa Repeta. Aus: Palladio, A. (2008). S. 185.

Abb.9: Situationsplan: Lugano 1855. Karten der Schweiz. Verfügbar unter https://s. geo.admin.ch/95606dfae7 (07.01.2022).

Abb.28: Fotografie: Säulengänge. Verfügbar unter https://journal.wetag.ch/ home/2019/06/05/shoppen-in-lugano-mit-pamela-pintus (07.01.2022).

Abb.10: Situationsplan: Lugano 1904. Karten der Schweiz. Verfügbar unter https://s. geo.admin.ch/9560701eba (07.01.2022).

Abb.29: Zeichnung: Via Nassa. Aus: Eigene Zeichnung von F.H. (2021).

Abb.11: Situationsplan: Lugano 2021. Aus: Eigene Zeichnung von F.H. (2021).

Abb.30: Bild: Bologneser Portico. Aus: Rudofsky, B. (1995). S. 62.

Abb.12: Satellitenbild: Piazza Ex Scuola. Karten der Schweiz. Verfügbar unter https://s. geo.admin.ch/956059da1f (07.01.2022).

Abb.31: Bild: Palazzo della Ragione Bergamo. Aus: Rudofsky, B. (1995). S. 69.

Abb.13: Fotografie: Piazza Ex Scuola. Aus: Eigene Fotografie von F.H. (2021). Abb.14: Plan: Die Mauer. Aus: Eigene Zeichnung von F.H. (2021). Abb.15: Plan: Die Freistellung. Aus: Eigene Zeichnung von F.H. (2021). Abb.16: Plan: Die Kolonnade. Aus: Eigene Zeichnung von F.H. (2021). Abb.17: Postkarte: Lugano 19.Jh. Verfügbar unter https://www.zazzle.ch/alte_

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Abb.32: Schemaplan: Ehemaliges Schulgelände. Aus: Eigene Zeichnung von F.H. (2021). Abb.33: Fotografie: Piazza Ex Scuola. Aus: Eigene Fotografie von F.H. (2021). Abb.34: Schemapläne: Via Pretoria. Aus: Eigene Zeichnungen von F.H. (2021). Abb.35: Fotografie: Via Pretoria. Aus: Eigene Fotografie von F.H. (2021). Abb.36: Luftaufnahmen: Palazzo Riva 1919. ETH Bibliothek. Bildarchiv. Verfügbar unter https://ba.e-pics.ethz.ch/main/galleryview/

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qsr=Lugano%201919 (07.01.2022). Abb.37: Fotografie: Via Pretoria. Aus: Eigene Fotografie von F.H. (2021). Abb.38: Fotografie: Via Pretoria. Aus: Eigene Fotografie von F.H. (2021). Abb.39: Schemaplan: Via Pretoria. Aus: Eigene Zeichnung von F.H. (2021). Abb.40: Fotografie: Via Massimiliano Magatti. Aus: Eigene Fotografie von F.H. (2021). Abb.41: Fotografie: Sant'Antonio Abate. Aus: Eigene Fotografie von F.H. (2021). Abb.42: Fotografie: Piazza Alighieri Dante. Aus: Eigene Fotografie von F.H. (2021). Abb.43: Fotografie: Kirche San Rocco. Aus: Eigene Fotografie von F.H. (2021). Abb.44: Schemapläne: Piazzale della Posta. Aus: Eigene Zeichnungen von F.H. (2021). Abb.45: Fotografie: Contrada di Verla. Aus: Eigene Fotografie von F.H. (2021). Abb.46: Luftaufnahme: Piazzale della Posta 1919. ETH Bibliothek. Bildarchiv. Verfügbar unter https://ba.e-pics.ethz.ch/main/galleryview/ qsr=Lugano%201919 (07.01.2022). Abb.47: Fotografie: Piazzetta della Posta. Aus: Eigene Fotografie von F.H. (2021). Abb.48: Fotografie: Piazzetta della Posta. Aus: Eigene Fotografie von F.H. (2021). Abb.49: Schemapläne: Corso Pestalozzi. Aus: Eigene Zeichnungen von F.H. (2021). Abb.50: Fotografie: Alte Spinnerei. Aus: Eigene Fotografie von F.H. (2021). Abb.51: Luftaufnahme: Alte Spinnerei 1919. ETH Bibliothek. Bildarchiv. Verfügbar unter https://ba.e-pics.ethz.ch/main/galleryview/ qsr=Lugano%201919 (07.01.2022). Abb.52: Visualisierung: Piazza del Tramonto. Aus: Eigene Grafik von F.H. (2021). Abb.53: Schemaplan. Aus: Eigene Zeichnung von F.H. (2021). Abb.54: Situationsplan. Aus: Eigene Zeichnung von F.H. (2021).

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Abb.55: Situationsplan: Erdgeschoss. Aus: Eigene Zeichnung von F.H. (2021). Abb.56: Schemapläne: Palazzo Milano. Aus: Eigene Zeichnung von F.H. (2021). Abb.57: Visualisierung: Busbahnhof. Aus: Eigene Grafik von F.H. (2021). Abb.58: Schemaplan: Palazzo Padua. Aus: Eigene Zeichnung von F.H. (2021). Abb.59: Schemaplan: Palazzo Vicenza. Aus: Eigene Zeichnung von F.H. (2021). Abb.60: Schemaplan: Palazzo Bergamo. Aus: Eigene Zeichnung von F.H. (2021). Abb.61: Visualisierung: Markthalle. Aus: Eigene Grafik von F.H. (2021). Abb.62: Schemapläne: Portico dei Servi. Aus: Eigene Zeichnung von F.H. (2021). Abb.63: Visualisierung: Kiosk. Aus: Eigene Grafik von F.H. (2021). Abb.64: Visualisierung: Kiosk. Aus: Eigene Grafik von F.H. (2021). Abb.65: Schnitt: Markthalle. Aus: Eigene Zeichnung von F.H. (2021). Abb.66: Fotografie: Piazza Alighieri Dante. Aus: Eigene Fotografie von F.H. (2021). Abb.67: Fotografie: Porphyr. Aus: Eigene Fotografie von F.H. (2021). Abb.68: Schnit: Busbahnhof und Kiosk. Aus: Eigene Zeichnung von F.H. (2021). Abb.69: Bild: Die Organistin. Aus: Rudofsky, B. (1995). S. 135.


10 Redlichkeitserklärung

Hiermit versichere ich, dass die vorliegende Arbeit mit dem Titel: Strassen und Pfeiler Über räumliche Beziehungen in Lugano selbstständig durch mich verfasst worden ist, dass keine anderen Quellen und Hilfsmittel als die angegebenen benutzt worden sind und dass die Stellen der Arbeit, die anderen Werken - auch elektronischen Medien - dem Wortlaut oder Sinn nach entnommen wurden, unter Angabe der Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht worden sind. Fabian Lukas Huber

Luzern, 18.01.2022

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