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Mutter \u2013 Vater \u2013 Schauspielkind Was darf's denn sein \u2026 mit oder ohne?

Kinderfüße

© Susanne Gaida

Mutter – Vater – Schauspielkind

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Was darf's denn sein … mit oder ohne?

von Simone Wagner

Was hier ein bisschen wie die nette Bedienung in einer Metzgerei unseres Vertrauens klingt, ist die Frage, wie wir gerne unsere Verpflegung bei der bzw. nach der Ausübung unseres Berufs hätten. Aber wenn es darum geht, wie wir Kinder und Karriere unter einen Hut bekommen, ist die Stille – ohrenbetäubend. Was machen wir als Vater und Mutter, wenn am Theater Abendprobe auf dem Programm steht oder unser Nachwuchs mit Scharlach zuhause auf der Couch liegt? Im besten Fall gibt’s ’ne Oma. Aber was passiert, wenn ich im wahrsten Sinne des Wortes mutterseelenallein in Cottbus am Staatstheater gastiere? Wie sehr freuen wir uns, wenn wir nach dem Elternjahr wieder eine Episodenrolle an einer prämierten Vorabendserie ergattern konnten. Wie schön, wenn wir wieder im Studio stehen dürfen und nicht nur, „butzibutzibuh...ei, wer ist denn da?“ ins Mikrophon schmettern dürfen. Aber teilweise sind das alles nur Wunschgedanken, denn das Elternsein und im Beruf stehen ist mehr als schwierig. Der BFFS will die Vereinbarkeit von Familie und Beruf realisieren, damit der Wunsch Wirklichkeit wird.

„Mit Kind kannst du deine Schauspielkarriere vergessen!“

von Anna Böger

Es klopft ganz vorsichtig an der Tür meines Wohnmobils. Bela, der Regieassistent fragt von draußen, wie lange wir noch brauchen. Wegen der Lichtstimmung. Die Sonne geht nämlich in den nächsten 30 Minuten unter.

Wir, das sind meine 3 Monate alte Tochter und ich. Es ist der erste Job, den ich nach der Geburt angenommen habe: Dreharbeiten in Ungarn. Gerade wird die Schlussszene gedreht. In einem Steinbruch, irgendwo. Aber meine Tochter hat Hunger und verweigert kategorisch und konsequent das Fläschchen. Außerdem tun meine Brüste weh und das Kostüm hat jetzt ein paar Spuren von Charlottes Mahlzeit aufzuweisen. Als wir fertig sind, ist die Sonne weg. Irgendwie hat es dann doch alles funktioniert. Und das tut es seitdem immer wieder. Irgendwie. Aber dieses „Irgendwie“ nervt.

Deswegen hatten Vorstandsmitglied Simone Wagner und ich die Idee, einen BFFS-Stammtisch zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu organisieren: „Mutter – Vater – Schauspieler?“

Schnell wurde an dem Abend in Frankfurt deutlich, dass das für ganz viele von uns ein sehr wichtiges Thema ist. Nach einem regen Austausch, Ideensammlungen und eindeutigen Ansagen war klar, hier muss noch einiges passieren. Egal ob für Mann oder Frau.

Es kann doch nicht sein, dass wir zwar bei Dreharbeiten genau gefragt werden, wie wir das Catering gerne hätten: Mit oder ohne Fleisch, Laktose ja / nein? Gluten, Farb- und Konservierungsstoffe? Aber sobald unsere Kinder ins Spiel kommen herrscht Funkstille?! Im schlimmsten Fall hören wir Tipps von Kolleginnen oder Kollegen, die einem abraten, das Wort Kind auch nur ansatzweise zu erwähnen. Einmal schwanger – immer schwanger. „Mit Kind kannst du deine Schauspielkarriere vergessen!“, so eine erfahrene Schauspielerin. Übrigens, eine ohne Kind. Ach echt? Mit dieser Mär und auch der gähnenden Leere, äh, ich meine Stille um dieses Thema, sind wir als Mütter und Väter allein gelassen. Fazit: Macht jeder halt irgendwie für sich alleine! Da ist es wieder das Wort: „Irgendwie“.

Wir wollen das ändern! Wir möchten nicht mehr nur „Irgendwie“. Nein, wir wollen Struktur, klare Regeln und wir wollen mehr Selbstbestimmung. Und zwar mit Kind und Karriere. Wir möchten das zusammen. Im BFFS, da draußen in der Welt. Schritt für Schritt.

Im ersten Schritt wollen wir wissen, was wird gebraucht, um Kinder und Beruf unter einen Hut zu bringen? Was sind die Bedürfnisse der Eltern / Mütter / Väter, die in der Film- und Theaterbranche arbeiten, wenn es darum geht, Karriere und Familie zu vereinbaren? Aufenthaltsraum für Mutter / Vater und Kind bei Dreharbeiten, Babysittervermittlung durch Sender / Produktionsfirmen vor Ort, mobile Kitas, Kinderbetreuung am Theater, Notfallbabysitter, mehr Verständnis von Kollegen und Kolleginnen ohne Kinder, Änderungen beim Elterngeld, überhaupt tarifvertragliche Verbesserungen für Beschäftigte mit Kindern und, und, und.

Darum bittet unser BFFS alle Mitglieder und alle Kollegen und Kolleginnen, sich an der Umfrage „Was hilft mir mit meinem Kind beim Arbeiten?“, welche bei uns auf der Homepage: www.bffs.de zu finden ist, zu beteiligen: Keine Sorge, diese Umfrage ist anonym und beansprucht nur ein paar Minuten. Wir vom Team „Vereinbarkeit von Beruf & Familie“ möchten die Ergebnisse der Umfrage kategorisieren und priorisieren, um dann zu überlegen, welche konkreten Forderungen sich daraus ergeben, die unser BFFS künftig gegenüber Politik, Arbeitgeber und Sender stellen kann. Wir sagen jetzt schon vielen Dank und werden natürlich alle auf dem Laufenden halten.

Anna Böger

© Lisa Folkens

Anna Böger ist Schauspielerin und Mutter einer dreijährigen Tochter. Anna Böger wurde 1977 in München geboren. Ihre Schauspielausbildung erlangte sie zwischen 1999 und 2001 am Max Reinhardt Seminar in Wien. 2001 hatte sie ein Engagement am Schauspielhaus Zürich. Weitere Stationen ihrer Bühnentätigkeit waren das Berliner Ensemble, die Münchner Kammerspiele und das Theater Freiburg. Ihr Filmdebüt gab Anna Böger in dem 2006 erschienenen Spielfilm „Shoppen“.

Die Schauspielerin lebt in Frankfurt und ist neue BFFS Regionalpatin für die Rhein-Main Region. Sie unterstützt das von den Vorstandsmitgliedern Klara Deutschmann und Antoine Monot Jr. geleitete Ressort „Gleichstellung“ beim Thema „Vereinbarkeit von Beruf & Familie“. Dieses Anliegen liegt ihr schon seit langem am Herzen und sie hat geholfen, dazu eine Arbeitsgruppe einzurichten.

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