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Kleine und andere Sünden

Kleine und andere Sünden

Im 80er Jahre-Kultfilm „The Blues Brothers“ wird John Belushi von der Leiterin seines früheren Waisenhauses, einer furchteinflößenden Nonne, mehrfach „gezüchtigt“, sobald er wieder mal geflucht hat. Das geht dann etwa so: „Kacke!“… Klatsch! ... “Aua, Kacke!!“ … Klatsch! ... „Aua, Kacke!!!“… Klatsch! usw. Denn kleine Sünden straft der HERR bekanntlich sofort.

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Was aber ist mit den großen Sünden, den sogenannten 7 Todsünden*? Gibt es die überhaupt noch? Eindeutig: Ja! Aber gibt es sie auch im tugendhaften Synchronuniversum? Betrachten wir die 7 einmal im Einzelnen:

Im Gegensatz zum Glamour von Film& Fernsehen verrichten Synchron-Menschen ihre Arbeit überwiegend in bequemer Alltagskleidung. Für Eitelkeiten modischer Natur ist hier also eigentlich kein Platz. Andererseits ist die Zugehörigkeit zu bestimmten Kreisen, Verbänden oder Clubs nicht selten mit einer gewissen Herablassung (Hochmut?) gepaart – denen gegenüber, die nicht dazu gehören. Das kann man ignorieren oder sich bemühen, endlich auch dazu zu gehören.

In einer Branche, in der laut häufiger Klagen kaum(noch) etwas zu verdienen ist, ist sparsames Wirtschaften zwingend notwendig und geradezu Pflicht. Das sollte jedoch nicht in Geiz ausarten, wo selbst an der Anschaffung funktionstüchtiger Dialogbuch-Ordner, Schreibgeräte und Pult-Lampen gespart wird. Und auch andere Formen von „Erbsenzählerei“ bzw. das Feilschen um kleinste Beträge sind doch eher unwürdiges Verhalten. Geschieht das eventuell aus Habgier? Da sollte Jede/r in sein eigenes Herz schauen!

Für die schöne Todsünde der Wollust scheint im hektischen Betrieb hingegen kaum noch Zeit zu sein. Das freundliche Flirten ist da noch die beste Ersatzhandlung. Andererseits sollten den immer längeren Arbeitszeiten endlich einmal Grenzen gesetzt werden. Vielleicht unter dem griffigen Motto: „Mehr freie Zeit muss her – für Liebe und Verkehr!“ Oder so ähnlich…

Gerechter Zorn kann sich angesichts der Zustände schon von Zeit zu Zeit einstellen. Da muss schon sehr tief in sich ruhen oder fast schon zynisch geworden sein, wer solche Anwandlungen nicht erlebt. Sündhaft wird das aber eigentlich erst, wenn man seine Wut an den Falschen auslässt. Für schlechtes Essen soll man sich ja auch beim Koch und nicht beim Kellner beschweren! Unschuldige KollegInnen und andere Mitglieder der Crew sind da meistens die falsche Adresse. Schlechte Laune ist übrigens keine Todsünde. Sie sollte es aber sein.

Da es (von wenigen positiven Ausnahmen abgesehen) kaum noch Kantinen und noch weniger Zeit für Nahrungsaufnahme (früher: Mittagspause) gibt, sind Völlerei & Gefräßigkeit in der Öffentlichkeit noch selten zu beobachten. Angesichts der stressigen Zeiten ist schnell Zuzubereitendes, schnell zu Verdauendes bzw. schnell zu Bestellendes an die Stelle ausufernden Schlemmens getreten. Gut essen kann man ja immer noch zu Hause.

Um es ein für allemal festzuhalten: Neid und Missgunst sind unserer Branche und speziell dem Beruf Schauspieler/in völlig fremd. Wir können von Glück sagen, dass wir mit diesem Problem, das in unserer modernen bzw. modernden Gesellschaft grassiert, nichts, aber auch gar nichts zu tun haben.

Zu guter Letzt: Es wäre ein Widerspruch in sich, den Beschäftigten in den Synchronstudios so etwas wie Faulheit vorzuwerfen. Der buchstäbliche Bienenfleiß ist eher das Markenzeichen ihrer Arbeit. Es bleibt nur eine Frage: Wer erntet den meisten Honig? Das kann man eigentlich deutlich sehen, vorausgesetzt, man leidet nicht unter Ignoranz oder anderen Wahrnehmungsstörungen. Zum Glück sind die in den überwiegenden Fällen heilbar. Für Sünden gibt es Absolution – aber nicht immer.

Stefan Krause

* 1 Hochmut/Eitelkeit 2 Geiz/Habgier 3 Wollust/Begehren 4 Zorn/ Wut 5 Völlerei/Gefräßigkeit 6 Neid/Missgunst 7 Faulheit/Ignoranz

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