9120130810001 05 Österreichische Post AG / MZ23Z043752M, Life Style Projekt GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck© Shutterstock Change MAI 2024 | € 5,30 VISION AKZEPTANZ LOYALITÄT MITEINANDER
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Irina Shayk by Steven Meisel
VON GELASSENHEIT UND LEICHTSINN
W„Wäre es nicht auch ein bisschen schade, wenn wir zu früh zu viel gewusst hätten?“
as würden Sie Ihrem jüngeren Ich aus heutiger Sicht raten? Mehr zu wagen oder weniger zu riskieren? Länger zu bleiben oder früher zu gehen? Groß zu denken oder das Glück im Kleinen zu suchen? Die Frage, was sie das LEBEN bisher gelehrt hat, stellen wir in jeder Ausgabe prominenten Österreicher:innen. Diesmal haben wir Schauspielerin Ursula Strauss darum gebeten, ihre GEDANKEN mit uns zu teilen (Seite 18). „Bei sich bleiben, nicht in die Vergleichsfalle tappen, stark und freundlich durchs Leben gehen“, würde sie ihrem jüngeren Ich unter anderem mit auf den Weg geben. Das klingt durchaus nach einem soliden Plan für ein gelasseneres Leben. Auch in schwierigen Zeiten bei sich zu bleiben, ist allerdings eine nicht zu unterschätzende Aufgabe – für das jüngere und das ältere Ich.
Wissenslücken. Was immer uns das Leben mit den Jahren auch lehrt – wäre es nicht auch ein bisschen schade, wenn wir zu früh zu viel gewusst hätten? Die vielen von jugendlichem LEICHTSINN geprägten ABENTEUER möchte ich jedenfalls nicht missen. Und ein paar positive Aspekte sollte sie dann ja doch haben, die Sache mit dem Älterwerden. Gelassenheit und Erfahrung zählen auf jeden Fall dazu. Ich wünsche Ihnen einen gelassenen Mai und ganz viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe!
Anregungen, Wünsche, Ideen? katharina.zierl@wienerin.at
KATHARINA ZIERL
Redaktionsleitung WIENERIN
© Franz Oss
3
12 SOLIDARITY, SISTERS! Warum Stutenbissigkeit und Zickenkrieg sexistische Stammtischweisheiten sind
28 MUTTER-TOCHTER-DUO
Filmemacherin Mirjam Unger und Schauspielerin Maya Unger im Interview
Der Hauptcast des Falco-Musicals in den angesagtesten Sommerlooks
52 REBELLIOUS GLAM Schmuckdesigner Thomas Sabo über sein 40-jähriges Scha en
56 TOP ODER FLOP
Welche TikTok-Beauty-Hacks tatsächlich funktionieren
70 COMEDY-QUEEN
Aida Loos präsentiert ihr neues Kabarettprogramm „Zeitloos“
Küstenmetropole in Südspanien
136
142 IMPULSE
© Martin Duschek, Pexels/Shvets Production, Cody Critcheloe, Pexels/Angela Roma, Hersteller
STYLE
32 BACKSTAGE
BEAUTY
LEBEN
MAI 2024
VALÉ VALENCIA
108 OUTDOOROASE
Wie aus Balkonen und Terrassen ein Open-Air-Wohnzimmer wird GENUSS
112 DANKE, MAMA
Köstliche Rezepte für den Muttertag
120 CROSSOVER
Die besten Fusion-KitchenRestaurants in Wien
BUSINESS
132 NOT YOUR BUSINESS
In ihrem Buch rechnet Verena Bogner mit der kapitalistischen Arbeitswelt ab FREIZEIT
146 MIX & MATCH
Diese Wiener Concept-Stores sollten Sie kennen
UM’S ECK
160 VOLLER GESCHICHTE
Unikat im Servitenviertel: Boutiquehotel „The Harmonie“
74
MEDIENINHABER & HERAUSGEBER
Life Style Projekt GmbH
Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck o ce@wienerin.at
GESCHÄFTSFÜHRUNG
Mag. Andreas Eisendle
Ing. Samira Kurz (Prokuristin)
MEDIA DIRECTOR
Sabine Gallei
REDAKTIONSLEITUNG
Mag. Katharina Zierl
REDAKTION
Laura Altenhofer, BSc, BA
Lana Schneider, BA
GRAFIK
Martina Frötscher
Lea Vogelsberger
Cheryl Kapferer
Sonja Heiser, BSc
REDAKTIONSLEITUNG
BUNDESLÄNDERINNEN
Mag. Katharina Zierl
MITARBEITER:INNEN
DIESER AUSGABE
Jasmin Schakfeh
Andrea Lichtfuss, MA
Tjara-Marie Boine, BA
Sabrina Kraussler
Mag. Viktória Kery-Erdélyi
Linda Pezzei
Susanne Bickel
Christine Dominkus
Leonie Werus
Nicole Gerfetz-Schiefer
Wiebke Schenter
Daniela Hruschka
Betina Petschauer
Elisabeth Trauner
Nicole Madlmayr
Martin Duschek
SALES WIENERIN
Martina Ploc
Simone Rach
REDAKTIONSKONTAKT redaktion@wienerin.at
LEKTORAT
Patricia Konrath, BA BA MA
Mag. Dr. Melanie Knünz
Lea Hof, BA
ABO-SERVICE
Martha Strickner aboservice@wienerin.at
DRUCK
Informationen zur O enlegung gem. § 25 MedienG können unter www.wienerin.at/info/o enlegung abgerufen werden. Weitere Infos zum Datenschutz sind unter www.wienerin.at/info/ datenschutz-und-cookies/ abrufbar. 51 WOHNEN
SPITZ(E)
Stimmungsbooster für den Kleiderschrank
Walstead Leykam Druck GmbH & Co KG
VERTRIEB
Presse Großvertrieb Austria Trunk GmbH, 5081 Anif
Die Juni-Ausgabe erscheint am 31. Mai 2024.
COVER FOTO : Shutterstock
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BLÜTE IN VOLLER
REDAKTION: Andrea Lichtfuss
FOTOS: Hersteller, Pexels/Alina Matveycheva, Unsplash/Micheile Henderson
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4 5 3 6 2 1 6 UP TO DATE
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4 5 6 1 2 3 8 LIEBLINGE DER REDAKTION
Jeden Monat zeigen wir hier ausgewählte Stücke, die es uns ganz besonders angetan haben.
REDAKTION:
www.slovenia.info/de #ifeelsLOVEnia #myway SLOWENIEN. MEINE ART DES STADTBUMMELS. KUNST & KULTUR
Andrea Lichtfuss FOTOS: Unsplash/Jasmin Chew, Unsplash/ Marla Prusik, Hersteller
LIEBLINGE DER REDAKTION
LIEBLINGE UNSERE
BUNDESLÄNDER MAGAZINE 9 9
DIE BUNDESLÄNDERINNNEN –wir wissen, was Sie bewegt
444.000 Leser:innen
REICHWEITENVERGLEICH BUNDESLÄNDERINNEN WOMAN
313.000 Leser:innen
Quelle: Media Analyse 2023 (Jänner bis Dezember 2023) · Werte in Leser:innen pro Ausgabe. Woman monatlich, Bundesländerinnen monatlich, Gratis, Schwankungsbreite Woman +/- 24 Tsd., Bundesländerinnen +/- 28 Tsd.
DANKE MAMA
Am 12. Mai zelebrieren wir den Muttertag
Seit hundert Jahren feiern wir in Österreich alljährlich den Muttertag, um den Mamas für Stärke, Mut, Liebe und Fürsorge zu danken. Übrigens wird dieser Tag weltweit gefeiert, allerdings oftmals an unterschiedlichen Tagen: In Frankreich ist Ende Mai der Muttertag, in Irland und Großbritannien wurde am Fastensonntag gefeiert. An dieser Stelle wünschen wir Ihnen einen wundervollen Tag und denken auch an diejenigen, die nicht zusammen feiern können oder den Muttertag nicht feiern wollen. Wir senden Liebe an alle, die ihre Mutter verloren haben, an Mütter, die ihre Kinder verloren haben, an Personen, die kein gutes Verhältnis mit ihrer Mutter haben, an Frauen, die keine Kinder haben können und alle, die selbstentschieden keine Mutter sein wollen.
• #powerduos • #genderhealthgap
IMPULSE #womenforwomen
© Pexels/Criativa Pix Fotografia
THE:
ZUCKUNGEN DES PATRIARCHATS DIE LETZTEN
Stutenbissigkeit, Queen-Bee-Effekt und Zickenkrieg – vom Missbrauch des Naturbegriffs und wie wir uns von unserer eigenen Wahrnehmung austricksen lassen. Das Gebot der Stunde: „Solidarity, Sisters!“
12 IMPULSE
SORORITY VEREINSVORSTAND 2024: hinten: Carina Gastelsberger, Katja Grafl, Evin Ersen, Marta Suzama, Natalie Atzenberger; vorne: Viktoria Stanzl, Marlene Fischer, Sibel Ada, Rika Mader, Carmen Cirnfus.
ÜBER
Es beginnt mit der Geburt. – Nona, werden Sie jetzt denken. Nur ist an dieser Stelle nicht einfach das Wunder Leben per se gemeint, sondern die Zuordnung zu einem Geschlecht und zwar als All-inclusive-Package. „Man ordnet mit dem Geschlecht sofort Eigenschaften zu, mit der Person selbst hat das nichts zu tun. Wenn es nun heißt, Frauen sind stutenbissig, was wäre das männliche Pendant dazu?“, stellt Katja Grafl die quasi rhetorische Frage. „Durchsetzungsfähig würde man bei Männern sagen“, merkt Natalie Atzenberger an. „Oder der geile Hengst?“, lacht Sibel Ada.
Das Trio gehört zum aktuellen Vorstandsteam von „The:Sorority“, jener Wiener Plattform, die sich zum Ziel setzt, Frauen und als Frauen gelesene Personen zu vernetzen und zu fördern. Der intersektional feministische Verein feiert heuer sein zehnjähriges Bestehen und wurde „als Gegengewicht zu männlichen Seilschaften gegründet, das Motto: ,Solidarity, Sisters!‘“, sagt Katja Grafl. Das Jubiläums-„Feministival“ ist für November geplant; allein im Vorjahr stellte der fast ausschließlich ehrenamtlich tätige Verein mehr als 60 Veranstaltungen auf die Beine.
„The:Sorority“ gab schon 2018 ein fundiertes wie pointiertes feministisches Buch heraus, an Aktualität hat es (leider) nichts eingebüßt: „No More Bullshit. Das Handbuch gegen sexistische Stammtischweisheiten“. Je mehr man in die Arbeit des Vereins eintaucht, umso mehr fühlt sich die Interviewanfrage nach dünnem Eis und Provokation an: „Zickenkrieg, Queen-Bee-Effekt und Stutenbissigkeit – alles Mythos oder gibt es einen wahren Kern?“ – Das Eis hält zum Glück, mit drei Expertinnen des Sorority-Boards, des bewusst sehr divers zusammengestellten Vorstandsteams, treffen wir uns zum Austausch: Katja Grafls Grundberuf ist Sozialarbeiterin, sie studierte Politikwissenschaft mit Fokus auf Gender, eine der vielen Facetten ihrer Expertise ist gendersensible Pädagogik. Sibel Ada macht gerade ihren Ph.D. (Doktorat) in Neurowissenschaft an der MedUni Wien und arbeitet im Medical Team eines Pharmaunternehmens. Natalie Atzenberger studierte Politikwissenschaft und internationale Entwicklung und ist Koordinatorin für Gleichberechtigung, Diversität und Inklusion bei einem österreichischen Baukonzern.
Der fatale Bestätigungsfehler. Für sie ist die Sache völlig klar: „Dass Frauen untereinander nicht solidarisch sind, ist eine patriarchale Erzählung, um davon abzulenken, dass die eigentliche Gefahr für Frauen nicht andere Frauen sind, sondern das System. Die Personen, die verhindern, dass Frauen aufsteigen, Posten bekommen und in Entscheidungsgremien sind, das sieht man beispielsweise bei Führungspositionen oder Gender Pay Gap.“
Die typischen Zuschreibungen wie
REDAKTION: Viktória
„zickig“ hören Mädchen schon mit zwölf, sagt Natalie Atzenberger, und jedes Mal, wenn sich eine Frau unsolidarisch verhält, werden die Zuschreibungen bestätigt und größer. Das passiere auch, weil einerseits ebenso Frauen Teil der patriarchalen Logik sind und andererseits auch Frauen einander unsympathisch finden können. Verhält sich ein Mann unsolidarisch, passiert nichts, sagt Atzenberger; verhält sich eine Frau solidarisch, ist das nicht so viel wert. „Wenn man Mädchen von Anfang an sagen würde, Frauen sind untereinander total solidarisch, wäre diese vermeintlich objektive Wahrnehmung ganz anders.“
In der Wissenschaft nennt man das Bestätigungsfehler; Studien müssen genau deswegen „doppelblind“ sein, andernfalls trickst uns unsere Wahrnehmung aus. „Das ist, wie wenn ich sage: Jedes Mal, wenn ich nach Kärnten fahre, ist schönes Wetter. Es kann sein, dass von zehn Mal nur drei Mal die Sonne scheint, trotzdem werde ich denken, dass fast jedes Mal schönes Wetter ist, weil ich die ,Schönes-Wetter-Urlaube‘ stärker in Erinnerung habe.“ Wenn nun Frauen seit der Jugend erzählt bekommen, dass Frauen untereinander stutenbissig sind, reicht eine einzige furchtbare Vorgesetzte, um das zu bestätigen. Natalie Atzenberger: „Ich nenne das anekdotische Evidenz – also keine Evidenz.“
„Ich könnte natürlich sagen, dass ich so etwas selbst kenne, aber wenn ich mir mein Leben anschaue, habe ich vielmehr das Gegenteil erlebt: Frauen, die für mich da waren, als es mir nicht gut ging, und Frauen, die mir Türen geöffnet haben“, sagt sie. Mag sein, dass sich Mädchen im Teenager-Alter vergleichen, sich als Konkurrenz wahrnehmen, aber insgesamt ist sie davon überzeugt, dass es sich hier um eine Mär handelt, die vom eigentlichen Problem ablenkt: „nämlich dem patriarchalen System, in dem die größte Gefahr für Frauen männliche Gewalt ist.“
Was immer hilft: reflektieren, hinterfragen. Beispielsweise wie lange man das schon – implizit und explizit – erzählt bekommt, dass sich geschlechtsreife Mädchen um Jungs streiten oder wie hübsch ihr Kleid ist und dass man auf ebensolche Dinge den Fokus legen soll.
NO MORE BULLSHIT
Das Handbuch gegen sexistische Stammtischweisheiten ca. € 20,Verlag: Kremayr & Scheriau
ISBN: 978-3-218-01134-1
Kery-Erdélyi| FOTOS:TheresaWey,Lana
13 IMPULSE
Lauren , Th e : Sorority
WIE GEHTSOLIDARITÄT?
Zu dem Thema gibt es auch mittlerweile genügend Studien, hakt Katja Grafl ein. „Das Queen-Bee-Syndrom ist nicht belegt, hingegen habe ich wieder eine jüngere Umfrage entdeckt, bei der rund 700 junge Business School-Absolvent:innen angegeben haben, dass sie vielmehr erlebt haben, dass Frauen in Führungspositionen eher dazu tendieren, jüngere Frauen zu fördern“, erklärt sie. „Es gibt Männer und Frauen, die unsolidarisch sind, das ist nicht geschlechtsspezifisch.“
Das Herz des Patriarchats. Ob nun Stutenbissigkeit oder Queen-Bee-E ekt – Neurowissenschaftlerin Sibel Ada ärgert nicht zuletzt der Missbrauch des Naturbegri s. „Genetische Unterschiede zu finden, war das Fundament der Nazis, des Kolonialismus und von allen möglichen Machtgefällen, die man versucht hat zu etablieren. Ich würde sogar behaupten: Das ist das pochende Herz des Patriarchats.“
Zum Einsatz kommen Naturbegri e laut Sibel Ada für gewöhnlich zu Ungunsten von marginalisierten Gruppen, zu denen Frauen gehören. Wenn nun so eine Beschreibung aus der Natur verwendet wird, gilt die Zuschreibung quasi als genetisch konserviert, „dann kann man nichts dagegen machen, dann sind halt Frauen wie Stuten und bissig. Das ist etwas extrem Perfides, weil es den Eindruck vermittelt, dass ein Naturgesetz dahintersteht, was ein absoluter Bullshit ist“, stellt sie klar.
Mittlerweile gebe es hingegen jede Menge wissenschaftliche Belege dafür, dass Sexualität nicht binär ist und dass es nicht nur zwei Geschlechter gibt. Den Naturbegri stellt sie in dem Zusammenhang überhaupt infrage: „Wir arbeiten, leben in Häusern, wir gestalten die Natur. Natur ist das, was unsere Realität ist. Die Evolution ist Natur und wir evolven in die Richtung, dass Frauen mittlerweile mitkriegen, dass das Patriarchat scheiße ist – also ist das jetzt Natur.“
•Sei anderen Frauen* eine Fürsprecherin, auch in deren Abwesenheit!
•Empfiehl Kolleginnen weiter und erhöhe so ihre Sichtbarkeit!
•Hilf Jüngeren, Spielregeln im Job schneller zu durchschauen!
•Verzichte auf frauenspezifische Schimpfwörter und Abwertungen!
•Schlage Frauen für o ene Stellen, als Expertinnen oder Vortragende vor.
•Feiere Kolleginnen*, wenn sie erfolgreich sind!
Zu allem Überfluss wird Stutenbissigkeit sozusagen künstlich befeuert, weil der den Frauen zugewiesene Raum minimal gehalten wird; „er hat jeweils nur eine gewisse Toleranz für eine gewisse Menge an Frauen“, erklärt Sibel Ada. „Das erweckt den Anschein, Frauen würden einander Räume wegnehmen, dabei sind es die Männer.“
Quelle: Sorority (Hg.): „No More Bullshit. Das Handbuch gegen sexistische Stammtischweisheiten“ (Kremayr & Scheriau)
Früchte der Solidarität. „Wie schön die Erfahrung von Solidarität unter Frauen ist, kriegen wir regelmäßig bei unseren Sisters-Meet-ups mit“, beschreibt Katja Grafl. Wie man sich auch im Alltag solidarisch zeigen kann, dazu hat Sorority auch einige Ideen im Buch parat, eine davon: das aktive Vernetzen. „Viele Jobs bekommt man, weil man empfohlen wird; das pushen wir als Verein branchenübergreifend“, sagt Katja Grafl – „Würde man den Auftragswert berechnen, wäre der mittlerweile sehr hoch, es sind so viele Unternehmen und Aufträge durch Sorority-Netzwerke entstanden“, ergänzt Natalie Atzenberger.
Triebfeder der Unterdrückung sei nicht selten die Angst vor Machtverlust, fügt Katja Grafl hinzu. „Aber wer sagt, dass Macht weniger wird, wenn man sie teilt?“ Sibel
Ada findet das geradezu zynisch: „Interessant ist, dass das gleiche System mit dem Machtbegri so angstvoll umgeht, weil das eine limitierte Ressource sei, aber die Natur, die tatsächlich limitiert ist, exploitiert das gleiche System ohne Ende.“
Der Tatendrang hält an: „Unsere feministischen Kämpfe müssen noch diverser werden, damit sich möglichst viele Zielgruppen wiederfinden, die in der Gesellschaft marginalisiert sind“, merkt Katja Grafl selbstkritisch an und fügt hinzu: „Ich sage bewusst Kampf, weil es kein Spaziergang ist: Es geht um Rechte, die wir noch nicht haben, und um Rechte, die wir wieder verlieren können.“
„Es gibt aktuelle Studien, die belegen, dass Frauen tendenziell progressiver werden und Männer konservativer –die schauen sich dann Andrew Tate an“, sagt Sibel Ada. „Dieses System wird brechen. Ich nenne das gerade die letzten Zuckungen des Patriarchats, wenn beispielsweise Abtreibungsgesetze wieder verschärft werden. Denn die Generation an Frauen, die sich das alles nicht mehr gefallen lässt, wächst parallel dazu.“
14 IMPULSE
Nicht ganz sicher
ganz sicher nicht. spielt’s mit uns
Unser #TeamÖffiLiebe gibt jeden Tag alles, damit ganz Wien weiterkommt.
WO TRIFFT MAN
Sie ist Influencerin, Model, Comedienne und Aktivistin für queere Rechte. Steffi Stanković erzählt im Interview über ihr Leben, ihre Transition und ihre Liebe zu Wien.
Ste Stanković ist eine trans Frau mit Migrationshintergrund, kämpft gegen Anfeindungen und macht sich für queere Rechte stark. Ihre Erlebnisse verarbeitet die 32-Jährige zum Teil mit Humor: Bei ihren Comedy-Auftritten auf den Wiener Open-Mic-Bühnen steckt sie andere mit ihrer positiven Energie an. Bis September ist die Newcomerin komplett ausgebucht. „Es ist sehr heilsam, gemeinsam zu lachen“, erzählt sie im Interview mit WIENERIN. Momentan schreibt Ste Stanković an ihrem ersten Soloprogramm.
„Mir glaubte niemand“. Die gebürtige Serbin hatte es gelinde gesagt nicht immer einfach im Leben. „Mit acht oder neun Jahren habe ich mich als trans geoutet. Meine Familie hat mich damals nicht wirklich ernst genommen“, erzählt sie. In den 1990er-Jahren hätte es in Serbien so gut wie keine Aufmerksamkeit für dieses Thema gegeben: „Trans Menschen waren einfach nicht sichtbar. Ich wusste nicht, ob ich alleine bin. Heute sieht die Welt ganz anders aus“, zeigt sie sich erleichtert.
Umzug nach Wien. Im Alter von 18 Jahren beschloss Ste , nach Wien zu ziehen, ein Kunstgeschichtestudium und gleichzeitig ihre Transition zu starten. „Ich konnte Deutsch, also bot sich Wien gut an. Heute sehe ich mich durch und durch als Wienerin“, sagt sie. In Serbien war die Situation für trans Personen schwierig: „Es gab nur einen Arzt in Belgrad, der sich mit Transitionen beschäftigte. Die Wartezeit betrug bis zu vier Jahre. Außerdem ist man in Serbien nur auf das Notwendigste versichert“, berichtet Ste . Nach einem Jahr in Wien erzählte sie ihrer Familie von der Transition: „Sie besuchten mich für eine Woche in Wien, und ich wollte es nicht mehr verbergen.“
Outing. „Es war sehr hart für alle Beteiligten“, erinnert sich Ste . „Eltern wollen natürlich, dass ihr Kind sicher ist, der gesellschaftlichen Norm ent-
spricht und keinen Gegenwind bekommt. Vor allem für etwas, über das sie selbst nicht viel wissen“, erklärt sie. Ein schwerer Schritt, der das Verhältnis zu ihrer Mutter aber immens verbesserte. „Es stand immer etwas zwischen uns – wie eine Glaswand. Nachdem es ausgesprochen war, konnten wir uns berühren.“ Ihre Eltern hätten sich aufgrund unterschiedlicher Meinungen über die Transition getrennt, erzählt Ste . Mittlerweile lebt ihre Mutter in Wien und ist die größte Unterstützung für die Aktivistin.
Beauty-Branche als Safe Space. 2011 brach Steffi das Studium ab und stieg in die Beauty-Branche ein. Acht Jahre lang arbeitete sie für verschiedene Beauty-Unternehmen als Make-up-Artist. „Als Person, die mitten in ihrer Transition steckte, war die Branche ein sicherer Ort für mich“, sagt sie.
Anfänge als Aktivistin. In dieser Zeit entdeckte Ste die Kraft von Social Media für sich: „Ich klärte immer wieder auf Facebook über trans Identitäten auf, postete Links und Videos.“ Als Aktivistin bezeichnete sie sich damals noch nicht. Plötzlich bekam sie eine Interviewanfrage und wurde als solche bezeichnet. „Mir gefiel diese Rolle. Ich fragte mich: ‚Wie weit kann meine Stimme gehen?‘“ Immer wieder wird sie zu Panel-Talks und TV-Diskussionen eingeladen.
Wo sie dringend Handlungsbedarf sieht? „Die Entmenschlichung, die zum Teil in diesen Diskussionen passiert, ist wirklich absurd. Die Existenz von trans Personen wird zur Debatte gestellt“, erzählt die Aktivistin. „Ich finde nicht, dass jede Meinung valide ist und vor einem großen Publikum präsentiert werden sollte.“ Mittlerweile arbeitet sie auch in einem Teilzeitjob im Bereich soziale Arbeit. „Ich bin richtig glücklich, dass mir all meine Jobs irrsinnig viel Spaß machen.“ In ihrer spärlichen Freizeit verbringt Ste gerne Zeit mit ihren Freund:innen und ihrer Familie. Wo sie in Wien anzutre en ist und an welchen Orten sie Energie tanken kann, erzählt sie im Wordrap.
IMPULSE 16
LIEBLINGSCAFÉ?
Ich liebe es, mit Familie und Freund:innen brunchen zu gehen – am liebsten ins Café Harvest im 2. Bezirk. Das ist auch für Date-Nights ganz cool. Auch das Café der Provinz mag ich sehr gern.
LIEBLINGSGRÄTZEL?
Ich habe sehr lange im 16. Bezirk gewohnt und wohne derzeit wieder dort. Man findet mich sehr oft in den verschiedensten Lokalen am Yppenplatz und auch am Brunnenmarkt beim Einkaufen. Das ist für mich mein liebster Spot in Wien. Die gute Energy, das leckere Essen und die unterschiedlichen Menschen machen den Yppenplatz für mich aus.
LIEBLINGSBAR?
Ich trinke keinen Alkohol, weil er mir einfach nicht schmeckt. Den Kater tue ich mir am nächsten Tag auch nicht gerne an (lacht). Aber manchmal schaue ich gerne in der Cocktailbar The Sign im 9. Bezirk vorbei, wenn meine Freund:innen etwas trinken gehen möchten.
LIEBSTES RESTAURANT?
Wenn es kein Date ist, gehe ich nicht zum Dinner (lacht). Aber wenn ich mit Freund:innen essen gehe, bin ich manchmal im All Reis anzutre en. Der Sticky Mango Rice ist der Wahnsinn – ich liebe Desserts. Für Dates kann ich das Shanghai Tan sehr empfehlen. Es hat diese sexy, steamy Atmosphäre im Keller.
LIEBSTER ORT IN DER NATUR ODER ZUM SPAZIERENGEHEN?
Die Bellevuewiese mag ich am liebsten. Sie ist sehr underrated, aber wunderschön. Im Frühling auf der Wiese zu sitzen, Sonne zu tanken und die Aussicht zu genießen, ist das Beste.
STEFANIE STANKOVIC Wordrap
REDAKTION: Sabrina Kraussler
FOTOS: Hanna Fasching
IN WELCHER STADT WÜRDEST DU WOHNEN WOLLEN, AUSSER IN WIEN?
Ich bin beruflich und privat super oft in Berlin. Ich finde diese Stadt so cool, aber ich weiß nicht, ob ich dort leben könnte. Ich habe mal einen Sommer dort verbracht – das war die beste Zeit, die ich je hatte. Es gibt immer etwas zu tun, man hat in einer Stunde acht Optionen – das macht es so aufregend! Ich liebe aber auch Griechenland, egal ob Inseln oder Städte – ich fühle mich dort sehr wohl.
17 IMPULSE
1. Eigentlich ist bis jetzt alles gut gegangen. So viel kann mein jüngeres Ich also nicht falsch gemacht haben.
2. Mein jüngeres Ich hätte mutiger sein dürfen, nicht so stark an sich zweifeln sollen. Lange hatte ich Minderwertigkeitskomplexe, die noch immer in mir wohnen, weil das jüngere und das ältere Ich nicht getrennt voneinander sind. Aber mittlerweile bin ich die Unsicherheit schneller wieder los. Mein jüngeres Ich kann also darauf vertrauen, dass man selber gut genug ist.
3. Sich früher für Politik zu interessieren. Im Nachhinein betrachtet war es schade, dass es in der Schule keine politische Bildung gab.
4. Früher mit Sport zu beginnen. Ich hätte immer gerne Ballett getanzt, aber bei uns in Pöchlarn gab es das nicht, und etwas Adäquates habe ich nicht gefunden. Tanzkurse und Seminare konnte ich erst mit neunzehn beginnen.
5. Bei sich bleiben, nicht in die Vergleichsfalle tappen, stark und freundlich durchs Leben gehen. Sich von außen nicht so schnell aus sich herausjagen lassen.
6. Mein jüngeres Ich hat überall aufgezeigt, wo es um Rollenspiele gegangen ist, im Kindergarten, bei den Pfadfindern, der Jungschar und in der Schule. Sketches, Schattenspiel und Aufführungen - ich habe alles ausgenutzt, was in den 1980er-Jahren am Land verfügbar war.
7. Den Klavierunterricht ernster zu nehmen! Ich würde gerne spielen können, aber damals hat es mich nicht so getriggert, was ich heute echt bereue (lacht)
8. Mehr Fragen zu stellen an die Generation meiner Großmutter. Als Nachzügler nach drei Brüdern war ich in meiner Pubertät zu jung und auf mich selbst fokussiert. Ich hätte mich mehr mit der eigenen Herkunft befassen und die Geschichten der Frauen voriger Generationen erfragen sollen.
9. Die Langeweile, die man manchmal empfindet, wirklich zu genießen. Mein früheres Ich war zu ungeduldig. In Wirklichkeit waren diese Momente des herrlichen Nichtstuns goldene Momente – von einer tiefen Ruhe getragen.
10. Im Moment sein! Nichts anderes kann man beeinflussen, das Vergangene ist vergangen, die Zukunft ist noch nicht da. Sich mit dem Moment beschäftigen, den man gerade geschenkt bekommen hat.
ZUR PERSON:
Ursula Strauss ist eine der gefragtesten und ausdrucksstärksten Schauspielerinnen, die in genreübergreifenden Kino- und TV-Produktionen im deutschen Sprachraum nahezu omnipräsent ist. Derzeit ist sie u.a. in der ORF-Serie „Biester“ zu sehen. Die vielfach Ausgezeichnete ist seit zehn Jahren glücklich verheiratet und feierte am 25. April ihren 50. Geburtstag.
Prominente Österreicherinnen und Österreicher verraten uns zehn Dinge, die sie das Leben bisher gelehrt hat.
WAS ICH MEINEM JÜNGEREN ICH RATEN WÜRDE
© Rafaela Pröll
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