UNTREU . UND JETZT?
COOL DOWN
KÜHLENDE
BEAUTY-TRENDS
FRISCHE
SOMMER-STYLES
UNTREU . UND JETZT?
COOL DOWN
KÜHLENDE
BEAUTY-TRENDS
FRISCHE
SOMMER-STYLES
Der Caddy Edition ist ein Caddy, mit dem Sie ein Statement setzen. Dank der markanten Akzente wie den LED-Leuchten, der Privacy-Verglasung und den vielen dunklen Design-Elementen trifft das Sondermodell optisch voll ins Schwarze. Die praktischen Ausstattungen wie zwei Schiebetüren, bis zu 7 Sitzplätze und jede Menge Stauraum sind Features, die für jedes Familienauto passend sind. Und für Unternehmer ist der Caddy vorsteuerabzugsberechtigt.
1) Erhalten Sie serienmäßig eine um 3 Jahre verlängerte Garantie im Anschluss an die 2-jährige Herstellergarantie, bei einer maximalen Gesamtlaufleistung von 100.000 km (je nachdem, welches Ereignis als Erstes eintritt). Über die weiteren Einzelheiten zur Garantie informiert Sie Ihr Volkswagen Nutzfahrzeuge Partner. Bei Aus- und Aufbauten nur gültig für werksseitigen Lieferumfang. 2) Bei Kauf eines Caddy erhalten Sie € 1.000,− Family-Bonus. Der Bonus ist ein unverb. empf., nicht kart. Preisnachlass inkl. MwSt. und NoVA und wird vom unverb. empf., nicht kart. Listenpreis abgezogen. Gültig für Privatkunden bei Kauf und Zulassung bis 31.12.2024. Nur bei teilnehmenden VW Betrieben. Nur mit ausgewählten Aktionen kombinierbar. Nur solange der Vorrat reicht.
Kraftstoffverbrauch 4,9–7,7 l/100 km. CO2-Emission 127–175 g/km. Symbolfoto.
volkswagen.at
Haben Sie schon mal von „Sommer-FOMO“ gehört? Nein? Okay, anders: Gehören Sie zu den Menschen, die sich das ganze Jahr auf den Sommer freuen und dann ein bisserl unentspannt sind, sobald er da ist? Weil jeder (Sonnen-)Tag voll ausgekostet werden MUSS und man NUR JETZT Zeit hat, alle Freizeitaktivitäten anzugehen? Kommt Ihnen bekannt vor? Damit sind Sie nicht alleine, denn FOMO, also das englische Kürzel für „Fear of missing out“, ist in der heißen Jahreszeit besonders verbreitet. Aktuell hat man einfach besonders häufig das Gefühl, etwas Einzigartiges zu verpassen. Getoppt wird das mit Urlaubseindrücken der Freund:innen auf Social Media – und schon glaubt man, dass alle anderen besser wissen, wie der „Traumsommer“ abzulaufen hat.
„Gerade im Sommer haben wir häufig Angst, etwas zu verpassen.“
Schluss damit. Wir drücken an dieser Stelle die Pausetaste. In diesem Sommer lehnen wir uns ab jetzt einfach zurück, hören auf mit Vergleichen und besinnen uns auf uns selbst. Passend dazu tauchen wir in der neuen WIENERIN in eine bunte Vielfalt an Geschichten ein. Wir zeigen, was jede:r von uns tun kann, um uns für den FRIEDEN stark zu machen. Wir sprechen über TABUS wie Seitensprünge und biologische Uhren, haben spannende Persönlichkeiten getroffen und TRENDS in und rund um Wien kuratiert. Damit wir mit neuer Energie und frischen Gedanken im Hier und Jetzt ankommen und jeden Sommermoment bewusst genießen können. Viel Freude beim Entschleunigen und Lesen!
Anregungen, Wünsche, Ideen? sarah.lehner@wienerin.at
SARAH
LEHNER Chefredakteurin WIENERIN
14 FRIEDENSBEITRAG
Forscherin Judith Kohlenberger erklärt, wie wir unsere Demokratie schützen
26 ORGASM-GAP
Wieso Frauen in heterosexuellen Beziehungen seltener kommen
36 PERFECT MATCH
Wie Lena Klenke im neuen PrimeVideo-Film zu Ste Graf wurde
38 TENNISCORE
Styles, mit denen man am und neben dem Court punktet
BEAUTY
44 STIMMT DAS?
Wir klären die wichtigsten Fragen zum Thema Sonnenschutz
56 ICE, ICE, BABY
Diese Methoden und Treatments sorgen für Abkühlung
LEBEN
72 BLICK IN DIE STERNE
So wird Ihr Astro-Sommer
88 DIE UHR TICKT
Warum die biologische Uhr nicht nur Frauensache ist
WOHNEN
92 BIG SEE AWARD
Diese lokalen Architekturprojekte haben uns überzeugt
SEITENSPRUNG
Verzeihen oder nicht?
96 RETROLOOKS
Kitschige, bunte Küchen liegen voll im Trend
GENUSS
100 SCHANIGÄRTEN
Schöne Gaststätten für laue Sommerabende
102 FANGFRISCH
Diese Fischgerichte versprechen maritimen Genuss
BUSINESS
108 HUT AB
Drei Wiener Hutmacher:innen über die Kunst des Handwerks
112 WORK-LIFE-BALANCE
Warum das Thema einen Generationenkonflikt auslöst
FREIZEIT
122 EVENTKALENDER
Bei diesen Veranstaltungen wird der Sommer 2024 unvergesslich
126 JEDERFRAU!
Das neue Gesicht der Salzburger Festspiele
137 VORHANG AUF
Lili Paul Roncalli im Interview
UMS ECK
152 12 H UNTERWEGS
Unsere Hotspots im Gußhausviertel
118
134
MEDIENINHABER & HERAUSGEBER
Life Style Projekt GmbH
Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck o ce@wienerin.at
GESCHÄFTSFÜHRUNG
Mag. Andreas Eisendle
Ing. Samira Kurz (Prokuristin)
MEDIA DIRECTOR
Sabine Gallei
CHEFREDAKTEURIN
Sarah Lehner
REDAKTION
Laura Altenhofer, BSc, BA
Lana Schneider, BA
GRAFIK
Martina Frötscher
Lea Vogelsberger
Cheryl Kapferer
Sonja Heiser, BSc
REDAKTIONSLEITUNG
BUNDESLÄNDERINNEN
Mag. Katharina Zierl
MITARBEITER:INNEN
DIESER AUSGABE
Andrea Lichtfuss, MA
Tjara-Marie Boine, BA
Sabrina Kraussler
Mag. Viktória Kery-Erdélyi
Linda Pezzei
Susanne Bickel
Christine Dominkus
Nicole Gerfetz-Schiefer
Wiebke Schenter
Daniela Hruschka
Martina Frötscher
Leonie Werus
Elisabeth Trauner
Lissi Stoimaier
Hanna Lechner
SALES WIENERIN
Martina Ploc, Simone Rach
REDAKTIONSKONTAKT redaktion@wienerin.at
LEKTORAT
Patricia Konrath, BA BA MA
Mag. Dr. Melanie Knünz Lea Hof, BA
ABO-SERVICE
Martha Strickner aboservice@wienerin.at
DRUCK
Walstead Leykam Druck GmbH & Co KG
VERTRIEB
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BEACH, PLEASE! Strandmode der Saison COVER FOTO: Unsplash/Mos Sukjaroenkraisri
Presse Großvertrieb Austria Trunk GmbH, 5081 Anif
Die September-Ausgabe erscheint am 30. August 2024.
Informationen zur O enlegung gem. § 25 MedienG können unter www.wienerin.at/info/o enlegung abgerufen werden. Weitere Infos zum Datenschutz sind unter www.wienerin.at/info/ datenschutz-und-cookies/ abrufbar.
Sommerzeit ist Festivalzeit:
Unsere Must-haves für einen stylischen und zugleich praktischen Festival-Look.
REDAKTION: Tjara-Marie Boine
FOTOS: Hersteller, Pexels/Vera Bomstad
AY ’ N N I G
1 | ZUGABE. „Mushroom Boonie“-Hut von Dravus, gefunden bei Blue Tomato, um € 29,95 2 | CHILLOUT. Solar-Powerbank mit induktivem Laden, gefunden bei MediaMarkt, um € 69,95 3 | VIP. Crop Top im Häkellook von H&M, um € 30,99 4 | BACKSTAGE. Eckige Cateye-Sonnenbrille von & Other Stories, € 29,– 5 | HEADLINER. Moon Bag von Got Bag, gefunden bei Lieblich & Schön, um € 39,90 6 |SOUNDCHECK. Ohrstöpsel zur Lärmreduktion von Loop, um € 29,95 7 |AFTERSHOW. Plateaustiefel von Dr. Martens, € 230,–8 | FRESH UP. Trockenshampoo-Schaum „save the day“ von Feschi, 100 ml, um € 13,95
entdecke die Trendfarben für deinen Sommer muchi, topless & offbeat chic muchi barefoot
1 SATIN. Camisole aus der Serie Coco von Mey, um € 59,99 2 WUFF. Kerzenständer von Mica Decorations, um ca. € 40,– 3 REGENCY. Kleid von Guess, gefunden bei Peek & Cloppenburg, um € 139,99 4 FÜR HALS UND HAAR. Schal aus Seide von Pucci, um € 230,– 5 COPPER. Riemensandale von Mango, um ca € 46,–
REDAKTION: Andrea Lichtfuss FOTOS: Hersteller, Pexels/Allanfranca
Jeden Monat zeigen wir hier ausgewählte Stücke, die es uns ganz besonders angetan haben.
Du suchst Qualität und zeitloses Design? Dann ab zu Primark, denn die neue „The Edit“-Kollektion vereint beides. Unser Highlight: Das Ombré-Kleid (€ 25,-) in neutralen Erdtönen und angesagtem Schnitt – perfekt für stylische Sommerlooks! Ab sofort in allen Primark Stores.
Citroën ë-C4 und ë-C4 X setzen Maßstäbe in Reichweiteneffizienz und zeichnen sich durch hohen Fahrkomfort und modernste Ausstattung aus.
Der Citroën ë-C4 und ë-C4 X definieren Ästhetik und E zienz im Segment der Kompaktlimousinen neu. Die Modelle beeindrucken durch ihre aerodynamische Linienführung, eine ausdrucksstarke Karosserie und eine markante Dachlinie. Ihr innovatives Design wird durch die charakteristische V-förmige LED-Lichtsignatur und einen stilvollen Heck-Spoiler perfektioniert.
Unter der Haube bieten der ë-C4 und ë-C4 X zwei moderne Motorisierungen. Der Basisantrieb mit einem 100 kW (136 PS) starken E-Motor und einer 50-kWh-Batterie erreicht eine beeindruckende Reichweite von bis zu 357 km nach
WLTP*. Für noch mehr Reichweite steht ein 54-kWh-Akku in Kombination mit einem 115 kW (156 PS) starken Elektromotor zur Verfügung, mit der sich bis zu 420 km nach WLTP* realisieren lassen. Trotz der höheren Batteriekapazität bleiben die Ladezeiten bemerkenswert kurz: An einer Schnellladestation kann das Fahrzeug in weniger als 30 Minuten von 20 auf 80 Prozent geladen werden.
CITROËN Ë-C4 X TESTSIEGER IM 1.000-KM-TEST
In nur 11 Stunden und 57 Minuten inklusive Ladezeit meistert der Citroën ë-C4 X den 1.000-Kilometer-Test, der von der unabhängigen Unternehmensgruppe UTAC durchgeführt wurde, um den ë-C4 X im Wettbewerbsumfeld zu bewerten.
Im Innenraum setzt der ë-C4 neue Maßstäbe in puncto Ruhe, Komfort und Geräumigkeit. Die Ausstattung „Citroën Advanced Comfort“ garantiert ein großartiges Fahrerlebnis. Hinzu kommt ein großzügiges Raumangebot, überragende Kniefreiheit im Fond und sinnvolle Ablagemöglichkeiten, die den Alltagskomfort zusätzlich steigern. Große Glasflächen und ein optional erhältliches elektrisches Schiebedach lassen viel Licht in den Innenraum und scha en eine angenehme Atmosphäre.
Sicherheit und Assistenz werden großgeschrieben: Bis zu 20 innovative Fahrassistenzsysteme unterstützen Fahrerin und Fahrer und sorgen für Sicherheit und Gelassenheit bei jeder Fahrt. Ob auf dem Weg zur Arbeit, zur Schule oder in der Freizeit – der ë-C4 und der ë-C4 X bieten eine ideale Kombination aus Komfort und Dynamik. Entdecken Sie, wie Citroën das Fahrerlebnis neu definiert auf www. citroen.at oder beim Citroën Partner.
* ë-C4 & ë-C4 X: Verbrauch kombiniert: 14,7 – 15,2 kWh/100 km, CO2-Emission kombiniert: 0 g/km. Reichweite bis zu 422 km nach WLTP. Reichweite, Verbrauchs- und Emissionswerte wurden gemäß der WLTP ermittelt und sind nur als Richtwerte zu verstehen. Die tatsächliche Reichweite unter Alltagsbedingungen kann davon abweichen.
Der „Woman in Business Award“ im Herbst feiert die Erfolge inspirierender Unternehmerinnen, die mit Innovationskraft und Kreativität wichtige Impulse für den Wirtschaftsstandort Österreich setzen.
Die Wirtschaft wird weiblicher, denn immer mehr Frauen machen sich selbständig. Österreichweit sind es über 140.000, mehr als jedes dritte Unternehmen wird von einer Frau geführt, fast jedes zweite von einer Frau gegründet. Im Vorjahr gab es einen Rekord bei der Gründung von Einzelunternehmen. Die wichtigsten Motive für Frauen, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen: flexible Zeitund Lebensgestaltung und der Wunsch, die „eigene“ Chefin zu sein.
Der „Woman in Business Award 2024“ holt am 20. November besondere Leistungen von Unternehmerinnen vor den Vorhang. Ob Gründerin, Social Entrepreneurin oder Innovatorin – in sechs Kategorien werden inspirierende Leistungen ausgezeichnet. Einreichungen bis 31. August. Alle Infos zur Teilnahme unter www.womaninbusinessaward.at.
Zusammenhalt. Welchen wichtigen Beitrag Frauen für den Wirtschaftsstandort Österreich leisten, zeigt der „Woman in Business Award 2024“. Im Herbst werden die inspirierendsten Unternehmerinnen ausgezeichnet, von Gründerin über EPU, Innovatorin bis Social Entrepreneurin. Noch bis 31. August können Frauen in der Wirtschaft ihre Erfolgsgeschichte präsentieren und einreichen.
Es geht darum, Unternehmerinnen noch sichtbarer zu machen. Denn Frauen in der Wirtschaft sind tolle Vorbilder, wenn es darum geht, Klischees zu überwinden und Erfolgsgeschichten zu schreiben. Erfolgreiche Unternehmerinnen sind selbstbewusste Gestalterinnen. Genau darauf kommt es auch für mehr Fair-Play zwischen den Geschlechtern an.
Vorbilder. Ein Award bringe nicht nur Anerkennung für die Ausgezeichneten selbst und Sichtbarkeit gegenüber Kund:innen, er sei auch ein wichtiges Signal für andere Unternehmer:innen, betont Martha Schultz, WKÖ-Vizepräsidentin und Bundesvorsitzende von Frau in der Wirtschaft (FiW). „Mit Ihrer Teilnahme unterstützen und motivieren Sie Frauen, die noch über eine Zukunft in der Selbstständigkeit nachdenken. Schreiben Sie Ihre Erfolgsgeschichte weiter und machen Sie sie ö entlich. Zum Beispiel mit Ihrer Teilnahme am ‚Woman in Business Award 2024‘.“
Bewerben Sie sich bis 31. August 2024 und zeigen Sie Ihre #femalepower
Die Teilnahme ist in einer oder auch mehreren Kategorien möglich.
Der WOMAN IN BUSINESS AWARD 2024 ist der Treffpunkt des Jahres, der die Erfolgsgeschichten inspirierender Unternehmerinnen feiert, die mit ihrer Innovationskraft, Kreativität und ihrem Engagement nachhaltige Impulse für den Wirtschaftsstandort Österreich setzen.
Informationen finden Sie unter www.womaninbusinessaward.at
um nur € 49,–jährlich lesen *
#imaginepeace • #dirtytalk • #talkoftown
Mehr Aufmerksamkeit, mehr Maßnahmen und mehr finanzielle Ressourcen
2024 wurden die Geldmittel der Beratungsstellen für Frauen erstmals seit Jahrzehnten erhöht. „Das war ein wichtiger Schritt“, lobt Sophie Hansal, Geschäftsführerin vom Netzwerk österreichischer Frauen- & Mädchenberatungsstellen, und fordert gleichzeitig eine jahrelange finanzielle Sicherung. Denn: Der Bedarf an Beratung für Mädchen und junge Frauen steigt laut mehreren Studien der letzten Jahre drastisch an. „Stellen haben im letzten Jahr einen durchschnittlichen Anstieg von 30 Prozent verzeichnet, manche von ihnen deutlich mehr. Die Problemlagen werden zunehmend komplexer und vielschichtiger, und Beratung nimmt mehr Zeit in Anspruch“, merkt Angelika Atzinger vom Verein Amazone an.
Die preisgekrönte Fluchtforscherin Judith Kohlenberger legt zwei neue Bücher vor und erklärt, wie wir unsere Demokratie an Europas Grenzen gefährden und warum streiten mit „anders“ denkenden Familienmitgliedern ein Friedensbeitrag ist.
REDAKTION: Viktória Kery-Erdélyi
FOTOS: Vandehart Photography
Vielleicht haben Sie davon schon gehört oder gelesen: Tendenziell überleben mehr Männer die Flucht über das Meer im Schlauchboot. Nicht selten wird hierzulande gemutmaßt, das hätte geschlechterhierarchische Gründe.
Das Gegenteil ist der Fall. Männer platzieren sich in den Booten an der Außenseite, um Frauen in der Mitte vor hohen Wellen zu schützen. Doch die Boote werden durch Schlepper massiv überladen, sie senken sich, es schwappt mehr und mehr Wasser hinein, und die Dämpfe des mitgeführten Benzins betäuben die Frauen, sodass sie häufig bewusstlos zu Boden sinken.
Andreas, 60, ist Wirtschaftswissenschaftler und erfolgreicher Unternehmer; er half mehrere Wochen an Bord des Rettungsschiffs Aquarius.
Seine letzte Fahrt wird seine eindringlichste. In einem gekenterten Boot entdecken die Seenotretter:innen, zu denen er gehört, Dutzende ausschließlich männliche Überlebende in teils schlechtem Gesundheitszustand – aber auch 23 Tote: 22 Frauen und einen Mann.
„Die tödliche Kombination aus Treibstoff, Wassereintritt und rutschigem Gummiboden machte auch die von der Aquarius gefundenen Frauen chancenlos: Alle 22 waren im Boot und nicht außerhalb dessen ertrunken“, beschreibt Judith Kohlenberger in ihrem jüngst erschienenen Essay „Grenzen der Gewalt“ (Leykam). Nahezu zeitgleich veröffentlichte sie außerdem das Sachbuch „Gegen die neue Härte“ (dtv). Und zwar nur zwei Jahre nachdem die Migrationsforscherin an der WU (Department Sozioökonomie) „Das Fluchtparadox“ (Kremayr & Scheriau) schrieb.
Verhärtung ist nur eine vermeintliche Überlebensstrategie, denn wir brauchen einander, wir hängen voneinander ab.
Judith
Kohlenberger, Migrationsforscherin
Schon wieder dieses Thema? Ja und nein. Es geht um Flüchtende. Um Menschen, die auch dort sterben, wo viele von uns den Sommerurlaub verbringen. Das Mittelmeer sei zu einem „Grab für Männer, Frauen und Kinder“ geworden, klagt auch Papst Franziskus seit Jahren immer wieder. Es geht aber nicht um Flüchtende allein. Parallel wurden Prozesse in Gang gesetzt, die die Gesellschaft und die Demokratie bedrohen – und unseren Frieden. Welche Gefahren lauern, die wir bald nicht mehr wegschieben werden können, beschreibt Judith Kohlenberger in ihren beiden neuen Büchern. Und auch, wie wir da wieder herauskommen können.
Zwei Bücher zeitgleich zu Flucht – wieso?
Judith Kohlenberger: In „Grenzen der Gewalt“ richte ich den Blick auf die Grenzen: Was passiert mit den Menschen, die ankommen, aber auch mit denen, die Menschen aufnehmen oder zur Abwehr abbestellt sind. Es geht um den „Gürtel der Gewalt“, der Europa säumt. Ich habe das bewusst persönlich angelegt, es kommen meine Verbindungen zu Flucht und Vertreibung, mein Aufwachsen im burgenländischen Grenzgebiet vor.
„Gegen die neue Härte“ ist ein Sachbuch; hier geht es darum, was die Grenzgewalt in den letzten zehn Jahren mit dem Inneren der Gesellschaft gemacht hat. Meine These: Es wird nicht nur harte Kante gegen Asylsuchende gezeigt, es findet auch eine Verhärtung im Inneren statt, ein Abwenden vom Anderen, auch in Bereichen, die vordergründig nichts mit Migration zu tun haben. Man schottet sich ab, zieht sich in die eigene Blase zurück. Beide Bücher beschreiben jeweils ein eigenes Phänomen, aber sie existieren, weil sie einander bedingen. Ich verstehe die Bücher stark in Konversation miteinander.
Sie sind höchst fesselnd, aber wir leben in einer Zeit, in der viele keine Nachrichten mehr hören möchten. Wie bringen Sie die Menschen dazu, diese Bücher zu lesen?
„Das Fluchtparadox“ wurde „Wissenschaftsbuch des Jahres“, es war für den deutschen Sachbuchpreis nominiert, und es wurde gekauft und gelesen; das hat mich bestärkt. Es gibt einen Bedarf, zu verstehen und auch Lösungswege aufzuzeigen, die sich nicht erschöpfen in „Festung Österreich“ oder „Festung Europa“. Denn dabei handelt es sich nur um Scheinlösungen, die genauso wenig funktionieren wie das Auslagern von Flüchtlingen in Drittstaaten, nach dem Motto „aus den Augen, aus dem Sinn“. Ich gebe im Buch den Begegnungen mit Grenzpolizist:innen viel Raum, sie sehen das Thema erstaunlich differenziert und haben mir vieles widergespiegelt, was ich aus der Forschung kenne. Ein Beamter sagt: „Wir können kontrollieren und Zäune bauen, so viel wir wollen. Wenn wir nicht die Fluchtursachen angehen, werden immer mehr Leute kommen.“ Es wäre sehr wichtig, dass die Politik den Menschen aus der Praxis zuhört. Dieser Polizist, den ich noch dazu aus meiner Schulzeit kenne, hat eine Gegenerzählung zum kolportierten Kontrollverlust. Er betont: Unsere Exekutive verkörpert den Rechtsstaat, jede:r Migrant:in wird registriert und identifiziert. – Wer von Chaos an der Grenze spricht, redet eigentlich die Arbeit der Polizei schlecht.
Parallel zur „neuen Härte“, wie Sie sie beschreiben, ist es gesellschaftstauglich geworden, sich feinfühlig zu zeigen. Wie geht sich das aus? Wenn man sich dieses Phänomen genauer anschaut, etwa psychische Belastungen offen zu zeigen, erkennt man, dass das stark an die eigene Blase gerichtet ist. Vieles spielt sich im virtuellen Raum ab; der Algorithmus sorgt zusätzlich dafür, dass der Austausch nur unter den „eigenen“ Leuten stattfindet. Die vermeintliche Offenheit wirkt häufig nicht über die eigene Blase hinaus.
Ich bin mit FPÖ-Wähler:innen in meinem familiären Umfeld aufgewachsen und musste früh entscheiden, wie ich damit umgehe. Denn fast alles, wofür ich stehe, richtet sich gegen das, was die Partei vertritt. Aber rund 30 Prozent der Österreicher:innen wählen die FPÖ, natürlich sind das auch unsere Onkel, Tanten und Cousins. Ich glaube nicht, dass für irgendeine Seite etwas gewonnen wäre, auch nicht für den Flüchtling an der Grenze, wenn ich diese Menschen bei der Familienfeier meide. Man kann auf seine Werte beharren und aus-
sprechen, womit man nicht einverstanden ist, aber die grundsätzliche Zugewandtheit sollte bleiben.
Also lieber streiten?
Demokratie ist nichts anderes als diszipliniertes Streiten; ich habe das in meiner Familie gut gelernt. Und auch auszuhalten, dass man bei einem Thema auf keinen grünen Zweig kommt, aber sich trotzdem gern hat.
So wie bei manch einem jugendlichen Geflüchteten ein Diebstahl aus seiner Biografie genährt ist, verhält es sich auch bei Menschen, die offen für rechte Ideen sind. Das ist in beiden Fällen keine Entschuldigung, aber eine Art der Erklärung, um eine gewisse Grundempathie aufrechtzuerhalten. Empathie als begrenzte Ressource nur für die Meinigen – dieses Rezept taugt nicht.
Ich bin weder für komplett offene noch für komplett geschlossene Grenzen – auch nicht im Zwischenmenschlichen. Man muss eine gewisse Offenheit bewahren, um den anderen nahekommen zu lassen. Gleichzeitig muss man Grenzen setzen können, wenn es übergriffig wird. Dieses Austarieren der Grenzen ist uns leider abhanden gekommen.
Sie haben kürzlich in Ihrem Podcast „Aufnahmebereit“ Elfriede Jelinek zitiert: „Ich höre ein Ungeheuer atmen.“ Ihr Gast war die preisgekrönte Journalistin Susanne Scholl, die sinngemäß dazu sagte: Der größte Fehler nach dem Zweiten Weltkrieg war, dass er in ganz Europa nicht aufgearbeitet wurde. Hat die gegenwärtige Verhärtung damit zu tun?
Leider gibt es eine gewisse Kontinuität; gerade Österreich hat sehr spät mit der Aufarbeitung der NS-Zeit begonnen und macht es sich beim neu erstarkten Antisemitismus zu leicht, indem er „den Anderen“ zugeschoben wird. Bezeichnend für die aktuelle Situation finde ich, dass sowohl antisemitische als auch antimuslimische Vorfälle gestiegen sind. Es geht immer um „das Andere“, um „das Fremde“. Unsere Empathie kann und darf keine begrenzte Ressource sein. Frei nach Hannah Arendt ist es unsere Kernaufgabe, allen Menschen ihre Menschlichkeit zuzugestehen. Die Negation dieser Menschlichkeit ist ein Einfallstor: Es beginnt bei „Fremden“, bei Geflüchteten, Obdachlosen, Homosexuellen – und setzt sich endlos fort. Irgendwann kommen Menschen mit Behinderungen dran und dann Frauen, die gar keine Minderheit sind, aber eben nicht Teil der männlichen Norm.
Woher kommt die „neue Härte“?
Ich habe die Härte als eine kulturelle Technik beschrieben, ohne sie zu entschuldigen. Die Pandemie, die massive Beschleunigung und all das, was gerade passiert, führen laut dem deutschen Sozio-
Judith Kohlenberger: „Gegen die neue Härte“ (dtv), € 18,50, ISBN 978-3-423-44557-3
Judith Kohlenberger: „Grenzen der Gewalt“ (Leykam), € 16,50, ISBN 978-3-7011-8344-9
logen Steffen Mau zu einer „Veränderungserschöpfung“. Algorithmen treiben uns noch weiter auseinander. Der Austausch mit dem „Anderen“ kann irritieren, das braucht eine gewisse Grundtoleranz, das stört und erschöpft – der Grundimpuls von vielen ist es da zuzumachen. Das mag menschlich sein, aber es schadet uns; die Verhärtung ist nur eine vermeintliche Überlebensstrategie, denn wir brauchen einander, wir hängen voneinander ab.
Es ist gerade die Zuwendung, die uns sicherer machen kann. Nur wenn ich mein Gegenüber im Blick habe, kann ich Grenzen austarieren. Wenn ich Zugewandtheit lebe, kann ich vom Positiven profitieren, von Inspiration und Innovation beispielsweise. Wenn eine Grenzüberschreitung passiert, kann ich diese besser navigieren.
Ist unsere Demokratie bedroht?
Ja, diese These stelle ich stark in den Raum; ich habe das schon beim „Fluchtparadox“ getan und jetzt wieder: Was an den Grenzen passiert, hat Auswirkungen auf die Demokratie im Inneren. Das ist die Einflugschneise. Wir sehen das in Ländern wie Polen und Ungarn, wo die Rechte von Schutzsuchenden mit Füßen getreten werden. Gleichzeitig passieren Einschnitte bei LGBTQI-Rechten, bei der Presse- und Medienfreiheit, bedroht sind die Unabhängigkeit der Justiz und die reproduktiven Rechte der Frauen. Wir verstehen die Fluchtforschung auch als Demokratieforschung. An der Grenze wird die Demokratie nach ihren Werten und Prinzipien befragt. Wie wir mit denen umgehen, die von außen kommen, sagt etwas darüber aus, wie wir im Inneren miteinander leben.
Plakativ ausgedrückt: Wenn wir die Politik der Abschottung und Abschreckung weiterführen, schaffen wir ein Europa, das auf einem Fundament der Gewalt und auf Leichen gebaut ist. Irgendwann
FILM. Chris Krikellis: „Souls of a River“ (Großer Diagonale-Preis 2023, Österr. Filmpreis (2024)
kommt das Ungemach der Welt so nahe, dass wir uns ihm nicht mehr entziehen können. Abwendung führt uns nur immer tiefer rein in die Misere. Was bedeutet das für „unseren“ Frieden?
Ohne Gerechtigkeit kein Frieden. Wenn Beendigung des Konflikts eine der beiden Seiten mit dem Gefühl hinterlässt, sie wäre betrogen oder ungerecht behandelt worden, erreicht man keinen nachhaltigen Frieden. Wir haben das bei den „Black Lives Matter“-Demos gesehen: „No justice, no peace“ ist so banal wie wahr. Nachhaltiger Frieden geht nur mit Gerechtigkeit – die Bedingung dafür ist die grundlegende Anerkennung der Gleichwertigkeit aller.
Schauspielerin und Autorin Monica Weinzettl ist vielen bekannt aus „Muttertag“, „MA2412“ oder „Dancing Stars“. Seit den 1990er-Jahren begeistert sie außerdem als Kabarettistin das Publikum, teilweise zusammen mit Ehemann Gerold Rudle.
1. Du bist auf dem richtigen Weg. Vertrau auf dich und nimm vieles ein wenig leichter. Dein Motto: „Schau hin und geh weiter“ war nicht so falsch.
2. Wechsle nicht von der Französisch Klasse in die Latein Klasse zurück, nur weil es für dich einfacher ist. Du könntest Französisch später in all deinen Frankreichurlauben gut gebrauchen.
3. Ähnliches gilt für den Gitarre Unterricht. Halte durch!Du würdest später wahnsinnig gerne ein Instrument spielen können.
4. Wenn dein Latein Nachhilfelehrer dir so fest den Arm abdrückt, dass du Tränen in den Augen hast und blaue Flecken, zeig ihn an, oder erzähl es deinen Eltern! - Auch wenn seine Vokabel-Me-
thode dich bis ans Lebensende erinnert, dass „dolus“ auf Deutsch „Schmerz“ heisst.
5. Frag die Oma nach dem Rezept für ihre Erdäpfldatschgerl und die Vanillekipferl.
6. Wähle nicht immer den Weg der Angepasstheit. Sei ruhig mutiger und steige ab und zu jemandem auf die Zehen! Du kannst nicht jedem gefallen. Später willst du das sowieso nicht mehr!
7. Lass dich nicht vom Scheinwerferlicht blenden! Aber das ist dir bisher eh ganz gut gelungen.
8. Niemand bereitet dich auf Erfolg vor. Du wirst selbst damit klar kommen müssen.
9. Du lernst nie aus, du weisst nie, was abseits der Bühne auf dich zukommt. Aber du lernst, wie du mit Unsicherheiten umgehst. Und dann kannst du dich jeden Tag wieder neu dafür entscheiden.
10. Vergiss nie, dass der Clown die wichtigste Mahlzeit des Tages ist!
Prominente Österreicher:innen verraten uns zehn Dinge, die sie das Leben bisher gelehrt hat.