BURGENLAENDERIN Juli/August Vorschau

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BURGENLÄNDERIN ÖSTERREICHISCHE POST AG, MZ 13Z039838 M, STEIRERIN VERLAGS GMBH, SCHUBERTSTRAßE 29/1, 8010 Graz • Foto: VanDeHart Photography

Juli/August 2017 • € 3,– 4. Jahrgang • Nr. 6

KitesurfLadies & das Sommerprogramm um den Neusiedlersee

WIR SIND EIN DREAMTEAM BUNDESKANZLER CHRISTIAN KERN & GATTIN EVELINE IM EXKLUSIVEN TALK

We are sailing

Ein burgenländisches Paar umsegelt seit 3 Jahren die Welt

IHR GROSSES SOMMER& LIEBESHOROSKOP

Gerda Rogers blickt für Sie in die Sterne

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EDITORIAL Bis zum Sommer ist alles erledigt!

Singen Sie bitte! Laut und falsch!

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© Olga Rubio, Marija Kanizaj

as bis zum Sommer nicht erledigt ist, wird nix mehr, war die Devise meiner Oma. Und sie meinte: Vorhaben, die von Jänner auf März verschoben und im Juni auf Herbst verlegt werden, stehen unter einem schlechten Stern. Auf meiner geistigen „vor Sommer noch erledigen“-To-do-Liste standen bis vor Kurzem so an die (gefühlte) hundert Positionen. Inklusive ambitionierter Vorhaben wie „Bikinilade ausmisten“, „Schuhschrank ordnen“, „alte Sneakers endlich zum Sondermüll bringen“ oder „Putzerei!“ Die Sache mit der Putzerei ist bei uns kompliziert, weil sich außer mir niemand für Putzerei-Botendienste zuständig fühlt. Aber spätestens, wenn der Sommer vorbei ist, wird der Kleiderhaufen, auf dem ein Post-it-Zettel mit dem Vermerk „Putzerei, dringend!“ hängt (Sie sehen, ich bin top organisiert!), hoffentlich zur Putzerei gebracht, damit wir alle im Sommer 2018 frisch geputzt in den Urlaub starten können. Zumindest die wichtigen Dinge sind aber erledigt, z.B. der Erwerb eines neuen schwarzen Bikinis, der sich nahtlos zu den vorhanden elf schwarzen Bikinis in meine Lade einfügen wird. Froh macht mich auch meine neue weiße Hose, die an mir mega-cool aussehen wird, wenn ich den Reißverschluss einmal zubringen werde. Derzeit scheitert das Vorhaben an exakt der kleinen Menge Hüftgold, die ich vor dem Sommer noch ... na, Sie wissen schon. Oma, du hast Recht gehabt. Ich werde den Sommer trotzdem genießen und danach die Sachen in die Putzerei bringen... Wie auch immer IHR Sommer aussieht: Genießen Sie ihn! Herzlichst, Ihre

USCHI FELLNER PÖTTLER

Herausgeberin von den Bundesländerinnen-Magazinen

B „ Die wichtigen Dinge sind erledigt, wie z. B. der Erwerb eines schwarzen Bikinis und einer weißen Hose. Der Rest kann warten …“

„ Wie gerne würde ich einfach hemmungslos falsch singen!“ 3

ringen Sie anderen gerne Ständchen? Herzlich, falsch, dafür laut? Dann gratuliere ich Ihnen! Bei uns daheim sieht Singen so aus: Einer stimmt den ersten Ton an und mit Harmonika-, Gitarren- und Querflötenbegleitung wird das Geburtstagskind harmonisch ins neue Jahr geleitet. Falschsinger werden mit strengen Seitenblicken bestraft. Wie gerne würde ich hemmungslos falsch singen (was ich angeblich ohnehin tue, es mir aber nicht bewusst ist), einfach laut und lustig feiern, dass das Geburtstagskind es wieder ein Jahr weiter geschafft hat. Wobei mir nicht immer klar ist, was das Ziel ist. Endlich erwachsen zu werden, auf die Volljährigkeit des Kindes oder gar auf die Pension warten? Wir von der BURGENLÄNDERIN singen heute Ihnen ein Ständchen und bedanken uns für Ihre Treue. Bei dieser Gelegenheit sende ich ein Dankeschön an meine Kolleginnen und Kollegen, euer Einsatz ist großartig! Hervorheben möchte ich unsere Burgenland-Redakteurin Nicole Schlaffer. Sie jongliert bravourös Kinder wie Haushalt und hat nebenbei das ganze Bundesland für neue Geschichten im Blick. Ein dickes Danke geht an unsere Grafikerinnen, die jeden Schlendrian ausbaden müssen (denen aber der stressbedingt anfallende und mitunter ausufernde Schokokonsum nicht anzusehen ist). Wir haben uns die Sommerpause verdient. Sie bestimmt auch, liebe Leserinnen und Leser! Sonnen Sie sich in den schönen Seiten des Lebens. Haben Sie es fein und singen Sie! Singen macht gesund und glücklich. Auch Erwachsene sollten das tun dürfen.

DANIELA MÜLLER

Chefredakteurin der BURGENLÄNDERIN


IMPRESSUM

65 FREIZEIT & KULTUR 66

Eigentümer und Verleger Die Steirerin Verlags GmbH & Co KG Schubertstraße 29/1 8010 Graz Tel.: 0316/84 12 12-0 Fax: 0316/84 12 12-709 office@dieburgenlaenderin.at

Herausgeberin Uschi Pöttler-Fellner Chefredakteurin Dr. Daniela Müller

Mit dem Kitesurf-Ladys am Neusiedlersee

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BÜHNE PURBACH Die Künstler Susanne und Heinz Hellberg ganz privat

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83 GENUSS 84

AUFGEKOCHT mit Christian Reisinger, Koch mit Leib und Seele

Redaktion Mag. Nicole Schlaffer

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MENSCHEN

91 SOCIETY

Redaktionelle Mitarbeit Mag. Viktória Kery-Erdélyi

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EINE GROSSE LIEBE

STANDARDS

Sales Director National Marena Kopic marena.kopic@bundeslaenderinnen.at Key Account National Sabine Gallei sabine.gallei@bundeslaenderinnen.at Assistentin der Geschäftsleitung Veronika Probst office@dieburgenlaenderin.at Abo-Service Tel.: 0316/84 12 12-0 abo@dieburgenlaenderin.at Grafik Micki Weikhard Daniela Balazic grafik@dieburgenlaenderin.at Lektorat www.redpen.at Druck Druck Styria GmbH & Co KG Vertrieb Morawa Pressevertrieb Ges.m.b.H., 1011 Wien Die September-Ausgabe erscheint am 01. September 2017.

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3 Jahre, 3 Personen, 5 Quadratmeter

EDITORIAL

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„LOOK! INTO MY LIFE“ by Uschi Fellner-Pöttler

19 STYLE & BEAUTY

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20 SEE-FASHION Die tollsten Sommerstyles auf der Mole West

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BEACH-BEAUTY Glitzer, Glossy: So fallen Sie am Strand garantiert auf

41 WOHNEN 42

MUTAUSBRUCH Farbe im Wohnbereich? Trauen Sie sich!

47 LEBEN & GESUNDHEIT 48

000

IHR LIEBESSOMMER

BURGENLÄNDERIN

Gerda Rogers blickt für Sie in die Sterne

www.dieburgenlaenderin.at

54 Die Informationen zur Offenlegung gemäß § 25 des Medien­gesetzes können abgerufen werden unter www.dieburgenlaenderin.at

DIE WELTUMSEGLER

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VERHEXTES TEAM Kräuterexpertin Miriam Wiegele und Sabine Müntz

61 UNTERWEGS IN

STEGERSBACH

Juli/August 2017 • € 3,– 4. Jahrgang • Nr. 6

ÖSTERREICHISCHE POST AG, MZ 13Z039838 M, STEIRERIN VERLAGS GMBH, SCHUBERTSTRAßE 29/1, 8010 Graz • Foto: VanDeHart Photography

Anzeigen Gerald Ringbauer Rosemarie Wiedner

Bundeskanzler Kern und Gattin Eveline im Talk

We are sailing

KitesurfLadies &

Ein burgenländisches Paar umsegelt seit 3 Jahren die Welt

das Sommerprogramm um den Neusiedlersee

IHR GROSSES SOMMER& LIEBESHOROSKOP

WIR SIND EIN DREAMTEAM BUNDESKANZLER CHRISTIAN KERN & GATTIN EVELINE IM EXKLUSIVEN TALK

Titel

Gerda Rogers blickt für Sie in die Sterne

SUMMER LE OF STYCOOLS TEN LOOKS AM SEE DIE

COVER-FOTO Pamela Schneider © Vanessa Hartmann/VanDeHart Photography

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© Vanessa Hartmann/VanDeHart Photography, Emmerich Mädl

Geschäftsleitung Mag. (FH) Nicole Niederl Mag. Andreas Eisendle

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Menschen Füll das PanTa Herz Seit fast 10 Jahren füllt die Pannonische Tafel eine Lücke zwischen Überschuss und Bedarf durch das unermüdliche Tun vieler engagierter Menschen. Gemeinsam holt und verteilt das Tafelteam rund um Andrea Roschek jeden Monat an viele finanziell schwächer gestellte Menschen im Burgenland über 50 Tonnen (!) Lebensmittel, die im Normalfall im Müll landen würden, jedoch absolut einwandfrei und genusstauglich sind und oft noch entsorgt werden müssen, bevor (!) sie in den Handel kommen. Nun brauchen die Helfer selbst Hilfe. Denn die monatlichen Fixkosten für Miete, Betriebskosten und Transporter bringen die Tafel derzeit an ihre Grenzen. Deshalb startete das Team nun die Ferien-Sammel-Aktion „Füll das PanTa Herz“: Spendenkonto IBAN: AT65 1400 0381 1003 3629 BIC: BAWAATWW © photospirit.at

Jeder Beitrag zählt.

DEM ZERBROCHENEN KRUG AUF DER SPUR

© beigestellt

Wolfgang Böck ist seit 2004 Intendant der Schloss-Spiele und bringt heuer eine Justizkriminalgeschichte nach Kobersdorf. Doch nicht nur die Komödien sind jährliche Highlights in Kobersdorf, sondern auch die Touren mit anschließendem Vorstellungsbesuch zählen zu einer lieb gewonnenen Tradition, die aus dem Veranstaltungsprogramm der Schloss-Spiele Kobersdorf nicht mehr wegzudenken ist. Dabei wird Intendant Wolfgang Böck mit Motorrad (am 15. Juli) bzw. Jaguar-Oldtimer (am 23. Juli) jeweils die Spitze der Konvois anführen, um motorisierte Fans nach Kobersdorf zur Vorstellung von „Der zerbrochene Krug“ zu geleiten.

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Menschen

Eine phänomenale

Liebe Text Alexandra Stroh, Uschi Pöttler-Fellner Fotos Arman Rastegar

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Bundeskanzler Christian Kern und Ehefrau Eveline gewähren im entspannten Gespräch selten private Einblicke: ihr erstes Date, Paar-Rituale & gelungenes Patchwork.


Menschen

V

erbiegen wollen sie sich nicht. „Es ist uns wichtig, authentisch zu bleiben“, erklärt das Ehepaar Kern unisono im sehr persönlichen Interview. Es sei verständlich, dass die Österreicher wissen wollen, wie „die Kanzlers“ so privat sind, und „sie haben auch ein Recht drauf “, so Kern. Deshalb gewähren er und seine Frau Eveline Steinberger-Kern – erfolgreiche Selfmade-Unternehmerin im Energie- und Start-up-Business – erstmals private Einblicke und verraten, welche fixen Familienrituale sie haben, warum bei ihnen Patchwork so gut funktioniert und ihre Beziehung in 15 Jahren „jeden Tag phänomenal“ war. Der Talk.

BURGENLÄNDERIN: Das gemeinsame Frühstück ist fixes Ritual bei Ihnen. Was war heute das Thema? Eveline Steinberger-Kern: Das ist nicht so aufregend, wie man vielleicht glauben mag. Wir sprechen einfach über das, was an diesem Tag kommt. Das Wichtigste ist, dass wir uns die Stunde bewusst füreinander nehmen. Christian Kern: Heute erinnere ich mich an einen ausufernden Teil über Ameisen (lacht). Unsere Tochter erzählt beim Frühstück einfach viel über ihre Erlebnisse aus der Schule. Beschwert sie sich, dass Sie zu wenig Zeit haben? Oder ist das kein Thema? Er: Also bei mir nicht. Sie: Gerade haben wir eine Phase, in der wir uns beschweren, weil sie keine Zeit hat, weil sie sehr viel mit ihren Freundinnen unternimmt. Er: Das ist der Abschiedsschmerz, weil sie in die vierte Klasse geht und viele Freundinnen nachher andere Schulen besuchen – deshalb häufiger „Sleep­over“. Auch bei Ihnen? Er: Ja, klar. Das haben wir auch oft bei uns. Sie: Wir müssen dann vor allem fürs Frühstück sorgen. Herr Kanzler, für den Einkauf sind Sie im Hause zuständig? Er: Nur am Wochenende. Sie: Ich mag das gern, wenn Chris­ tian einkauft, weil er einen guten ­Geschmack hat und auf den Märkten immer frische Sachen kauft.

AUTHENTISCH. Die Kerns im offenen Talk mit Uschi Pöttler-Fellner und Alexandra Stroh im Wiener Volksgarten.

Wer ist fürs Kochen zuständig? Sie: Christian ist ein Meisterkoch! Er: (lacht) Sagen wir mal so: Ich habe drei oder vier Rezepte, deren Ergebnis man auch wirklich essen kann. Rund um Pasta und Huhn. Wir sind beide Jamie-Oliver-Fans. Sie: Unsere Tochter und ich lieben es und dürfen die niederen Dienste ausführen und nachher aufräumen. Aber unser Jüngster kocht ja auch sehr gerne und sehr professionell. Er: Und der mittlere Sohn kocht ­vegan. Davon profitieren wir oft. Wie oft sind alle Kinder zusammen? Also Carla mit ihren drei älteren ­Brüdern? Sie: Regelmäßig, aber wir würden es uns noch öfter wünschen. Er: Die Söhne sind schon ausgeflogen. Aber sie verstehen sich wirklich gut. Die Carla als Nesthäkchen schafft es, alle um den Finger zu wickeln. Sie: Wir sind sehr stolz drauf, dass dieser Zusammenhalt da ist. Wir binden auch unsere Familien maximal mit ein. Alle sind überall willkommen. Er: Weihnachten und die Geburtstage sind natürlich große Highlights. Und ich besuche auch einmal die Woche meine Mutter, die jetzt 89 und allein ist. Sie: Unsere Familie wird auch immer größer. Meine drei Geschwister ha9

ben Kinder. Es kommen neue Nichten und Neffen dazu. Das ist sehr schön. Wie hat Ihre Kindheit Sie politisch geprägt? Sie: Meine Mama hat die Landwirtschaft bei uns zu Hause betrieben, mein Papa war Eisenbahner – aber meine Eltern haben es immer ­geschafft, zu sagen: „Denkt mit eurem eigenen Kopf. Hinterfragt kritisch.“ So bin ich zu den Wahlen gegangen. Habe vor jeder Wahl nachgedacht, wem ich meine Stimme gebe. Dieses Jahr wähle ich

„ICH BIN DEM LEBEN WAHNSINNIG DANKBAR FÜR MEINE FRAU.“ Christian Kern

Christian Kern, also die SPÖ (lacht). Er: Ich hatte eigentlich ein eher unpolitisches Elternhaus, aber was bei uns auf der Tagesordnung stand, war, dass bei uns immer Leute waren – meistens ältere. Das Kümmern um andere ist in unserer Familie immer Lebensprinzip gewesen. Später ist das bei mir rasch zum allgemeinen Engagement für andere geworden. Zuerst gar nicht im Sinn von Parteipolitik. Erst ein Buch des Querdenkers Günther Nenning („Realisten oder Verräter?“) hat mich dazu gebracht, in die SPÖ einzutreten.


Mit eben der geht es jetzt auf einen heftigen Wahlkampf zu. Haben Sie beide eine Absprache, wie weit Sie sich auch privat rauslehnen? Er: Das Privatleben ist ja nicht ganz zu verbergen. Die Österreicher wollen ja doch wissen, wer diese Person ist und wer dazugehört. Hat der Kinder? Wofür hat er schon Verantwortung getragen? Wie hat er sein Leben gestaltet? Das wird immer wichtiger, weil die Menschen immer mehr Personen und immer weniger Parteien wählen. Die Leute wollen das wissen, und ich finde, sie haben ein Anrecht darauf. Sie: Man agiert aus dem privaten Zusammenhalt heraus ja auch beruflich, deshalb kann man das eine nicht losgelöst vom anderen betrachten. Uns ist wichtig, bei dem, was wir tun, authentisch zu sein, und daraus definieren wir auch unsere Grenze. Wir verbiegen uns nicht. Seit einem Jahr ist es ja so: Wenn wir die vier Wände verlassen, sind wir de facto nicht mehr privat. Und das ist auch okay. Er: Aber wir haben unseren Lebenswandel deshalb nicht geändert. Die Zeit ist nur knapper geworden. Wir joggen zusammen durch die Stadt und gehen dann einkaufen. Die Verkäuferin im ­Supermarkt hat unlängst gesagt: Sind Sie das wirklich? (lacht) Sie: So spontan wie früher können wir natürlich nicht mehr sein. Also einen spontanen Abstecher von unserem

„WIR SIND SO VIELE JAHRE VERHEIRATET, UND JEDER TAG WAR PHÄNOMENAL.“ Christian Kern

Ferienort Millstätter See ans Meer zu machen, das ist jetzt nicht mehr ganz einfach umzusetzen. Er: Und mal am Neusiedler See in der Badehose im Strandbad … das ist halt jetzt ein No-Go. Ihrer Frau ist es gelungen, mit weXelerate (www.wexelerate.com) Europas größtes Start-up-Zentrum nach Wien zu holen. Wann haben Sie das letzte Mal zu Ihr gesagt: „Schatz, ich bin sehr stolz auf dich!“ Er: In schwachen Wochen sechs Mal. Ich bin sehr stolz auf meine Frau. Unglaublich, was sie erreicht hat. Sie: Christian ist auch mein wichtigster Gesprächspartner in beruflichen Dingen. Wer ist bei Ihnen impulsiver, wer bremst mehr? Sie: Ich bin sehr überlegt, aber ja, auch manchmal impulsiv. Ich probiere gerne aus, entdecke gerne Neues und habe auch keine Sorge, mal auf die Schnauze zu fallen. Das haben mir mei10

ne Eltern mitgegeben. Geht nicht immer gut, macht aber nichts: Aufstehen und beim nächsten Mal besser machen! Deswegen fühle ich mich im Bereich Technologie und Innovation auch sehr wohl. Wenn Ihr Mann ein Start-up wäre und Sie müssten einen Investor davon überzeugen, dann würden Sie das wie tun …? Sie: Noch wichtiger als die Geschäftsidee sind die Menschen, die diese Idee vorantreiben. Und ich glaube, wenn ich Christian anschaue, sehr zufrieden sein zu können. Christian ist leidenschaftlich in dem, was er tut, eloquent, analytisch und wirtschaftlich kompetent. Tolle Eigenschaften, um Investoren zu überzeugen. Er: Eine alte CEO-Weisheit: Wenn du dich entscheiden kannst, die richtige Strategie oder die richtigen Leute zu ­haben – nimm die richtigen Leute. Warum sind Sie als Paar Pass-­ Stücke. Haben Sie das früh erkannt? Er: Unsere Geschichte hat sich ja über mehrere Stufen angebahnt. Ich habe Eveline das erste Mal gesehen, als ich beim Verbund-Konzern einen Vortrag über Strom-Trading gehalten habe. Sie ist damals in der letzten Reihe gesessen, und ich musste auf einmal aufgrund der Ablenkung meine Blätter vom Boden aufklauben (lacht). Zusammen kamen wir dann erst, als sich unsere beruflichen Wege getrennt haben. Das wollten wir auch nie vermischen. Sie: Ich dachte damals: Der schaut gut aus – und dann kann er auch noch was. Sehr selten (lacht). Und viel später war dann unser erstes Date. Ein sehr schönes. So wie man sich das als kleines Mädchen vorstellt, wenn man sich Hals über Kopf verliebt. Und zum Glück hält es an. Das weiß man gar nicht genug zu schätzen. Wie pflegen Sie Ihre Beziehung? Er: Wir haben viele Gemeinsamkeiten, nehmen aufeinander Rücksicht. Sich zu verlieben ist ja erst mal nicht ganz so außergewöhnlich. Aber jetzt sind wir schon so viele Jahre verheiratet, und es war jeder einzelne Tag phänomenal. Vielleicht hat es etwas Schicksalhaftes. Ich bin dem Leben wahnsinnig dankbar. Sie: Was für eine schöne Liebeserklärung. Ist Österreich schon reif für einen

© Facebook/Screenshot

Menschen


Menschen Kanzler mit einer derart selbstständigen, eigenständigen Frau? Er: Das ist doch eines der wichtigsten politischen Projekte, dass wir Frauengleichberechtigung ganz konkret weiterbringen. Gerade wurde die Frauenquote in Aufsichtsräten im Justizausschuss durchgebracht. Das ist mir sehr wichtig. Und mir ist wichtig, das wir beim Mindestlohn weiterkommen, weil das ein wichtiges Frauenthema ist. Wir wollen, dass Frauen eigenständig leben können und nicht abhängig sind. Wir haben bei der SPÖ 40 Prozent Frauen im Parlament. Es hat eine politische Bedeutung für mich, dass

FAMILIENGLÜCK. Eveline und Christian Kern mit Tochter Carla (heute 10). Kerns Söhne aus erster Ehe sind 18, 20 und 29 Jahre alt.

Frauen selbstständig und erfolgreich sind. Sie: Ich habe noch nie ein negatives Wort im Sinn von „Das ist doch die Frau von ...“ gehört. Im Gegenteil. Aber zur Gleichstellung von Mann und Frau möchte ich sagen: Ist es nicht das, was 2017 längst Realität sein müsste? Ich jedenfalls bin schon so sozialisiert worden und möchte alle Frauen ermutigen. Er: Aber ein Satz, der mir wichtig ist: Die Eveline ist keine politische Figur, kein Schattenminister. Tanzen Sie gerne zusammen? Sie: (lacht) Ja, aber nicht gut. Er: Wir tanzen eher Freestyle (lacht). Ich habe Tanzstunden genommen für die Hochzeit. Verheerenderweise hatte der Tanz Samba-Elemente. Und ich habe eher nicht so eine brasilianische Hüfte. Sie: Ich tanze aber sehr gern. Und ich habe die steirische Hüfte (lacht). Wie war der Moment, als Sie gefragt haben, ob Ihre Frau immer an Ihrer ­Seite bleiben möchte? Er: Für mich war das ja sowieso klar ... So viel: Es war wild-romantisch. Zum Schluss: Ihre Wünsche für Österreich, für die Zukunft Ihrer Kinder? Sie: Ich wünsche mir ein progressi-

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ves, weltoffenes Österreich, wo Leistung zählt, aber sozialer Zusammenhalt die Klammer rundherum ist. Ich wünsche, dass alle Menschen in diesem Land einem Job nachgehen können

„ICH DACHTE: DER SCHAUT GUT AUS, UND KANN AUCH NOCH WAS.“ Eveline Steinberger-Kern

und am Ende des Monats dafür ein Gehalt bekommen, mit dem sie ihre Familie ernähren können. Ich wünsche mir eine Energiewende, die diesen Namen verdient ... Er: Ich habe im Plan A noch 145 Seiten mehr. Die Essenz der Politik ist, dafür zu sorgen, dass jeder in diesem Land die Chance auf ein geglücktes Leben bekommt. Das werden wir erreichen, wenn wir wirtschaftlich zu den Stärksten gehören, und dann nicht vergessen, dass sich die Stärkeren um die Schwächeren zu kümmern haben.


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