BURGENLÄNDERIN Mai 2018 • € 3,– 5. Jahrgang • Nr. 4
ÖSTERREICHISCHE POST AG, MZ 13Z039838 M, STEIRERIN VERLAGS GMBH, SCHUBERTSTRAßE 29/1, 8010 Graz • Foto: Comma
VON KLASSISCH BIS MODERN Mörbisch & Co: Der Festspielreigen beginnt
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STYLE-HIGHLIGHTS UND COUTURE AUS DEM BURGENLAND
IHR NEUER LOOK
Die schönsten Beauty-Trends ganz einfach nachstylen
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© 2018 PANDORA Österreich GmbH | Zelinkagasse 14/2 | 1010 Wien
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Mein Plus-fünfGrad-Outfit
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ährlich im Frühling verwandle ich mich von einem zivilisierten Menschen in eine maßlos verwirrte Person. Bar jeder Vernunft mache ich dann Sachen, für die ich meine Kinder umgehend mit einem Jahr Hausarrest bestrafen würde. Ich lege zum Beispiel bei den ersten zarten Plusgraden prinzipiell die Strümpfe ab. Weil ich mir denke: Endlich Sonne! Das nutze ich jetzt aus! Da von Natur aus großzügig denkend sehe ich auch den Begriff „vernünftige Schuhe“ großzügig: Selbst zarte Sandalen und luftige Sandaletten können sehr vernünftig sein, wenn man sie richtig kombiniert. Zu einem der neuen Chiffonröcke etwa. Die sind jetzt sehr trendy! Obenrum ein Spitzenteil, und damit der Look nicht zu lieblich wirkt, noch eine kleine Jeansjacke drüber. Fertig ist mein Plus-fünf-Grad-Outfit. Stille Beobachter wollen zwar bemerkt haben, dass mein Gesichtsausdruck an solchen Tagen seltsam verbissen wirkt, glaube aber, die irren sich. Musste nur mal wieder die Kinder schelten, die es obercool finden, bei lächerlichen fünf Plusgraden OHNE HAUBE aus dem Haus zu gehen. Ich wünsche Ihnen einen sonnigen, warmen April! Ich mache mir jetzt mal aufgrund sehr kalter Füße einen heißen Tee …
Jetzt muss ich mich einbremsen
„Selbst zarte Sandalen und luftige Sandaletten können vernünftige Schuhe sein, wenn man sie richtig kombiniert.“
„Wie diese Leistungsschau genervt hat, jedes Kind kann alles besser als das andere. Jetzt habe ich selbst eines …“
USCHI FELLNER
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ensch, wie sehr habe ich unter dieser Leistungsschau gelitten! „Mein Maxi kann das“, „mein Fritzi kann noch mehr“, „meine Susi ist hochbegabt“. Lauter Mütter, die sowieso die besten Kinder der Welt hatten. Mein Freundeskreis wurde schlagartig um zehn Jahre jünger, die hatten „das“ alles noch vor sich und mit denen konnte man über „richtige“ Themen reden. Und plötzlich hat man selbst ein Kind und muss sich ständig einbremsen, um die Eigenschaften des eigenen besten Kindes der Welt nicht ständig in die Welt hinauszuposaunen. Wann, wenn nicht im Mai ist der beste Zeitpunkt, um all den besten Mamis der Welt zu huldigen? Auch wenn Sie nicht viel vom Muttertag halten: Lassen Sie sich hochleben, mit einem Glas Prosecco auf sich anstoßen und schenken Sie sich ein paar schöne Lesestunden mit unserer umfangreichen Mai-Ausgabe. Wir haben die Enkelin einer interessanten, kinderreichen Familie getroffen und burgenländische Designerinnen über Style befragt. Wir haben in den Festspielsommer hineingeschnuppert und mit Kulturschaffenden geplaudert. Wenn Sie sich eine Auszeit schenken wollen: Auch dafür haben wir feine Tipps. Machen Sie sich eine schöne Zeit. Sie haben sich’s verdient!
DANIELA MÜLLER
Herausgeberin von den Bundesländerinnen-Magazinen
Chefredakteurin BURGENLÄNDERIN
Weinfrühling Südburgenland, 28. – 29. April.
C’est la Mü Festival, 26. Mai, Cselley-Mühle Oslip. 3
© Marija Kanizaj, Shutterstock, beigestellt
Lange Nacht der Bibliotheken, 28. April.
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IMPRESSUM Eigentümer und Verleger Die Steirerin Verlags GmbH & Co KG Schubertstraße 29/1 • 8010 Graz Tel.: 0316/84 12 12-0 • Fax: 0316/84 12 12-709 office@dieburgenlaenderin.at
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Geschäftsleitung Mag. (FH) Nicole Niederl • Mag. Andreas Eisendle Herausgeberin Uschi Pöttler-Fellner Chefredakteurin Dr. Daniela Müller Redaktion Mag. Nicole Schlaffer Daniela Müller Yvonne Hölzl
8 | DIE JILG-FAMILIE Eine Enkelin rollt die berührende Geschichte ihrer Großfamilie auf.
16 | NICHT VERGESSEN Barbara Glück über ihr Leben am traurigsten Arbeitsplatz Österreichs.
21 | STYLE 22 | HOMEMADE Vier burgenländische Designerinnen in ihrer eigenen Fashionshow.
37 | BEAUTY 38 | HAIRSUMMER Freche Schnitte und Styles machen Lust auf Sonne und mehr.
55 | WOHNEN 56 | WELCOME HOME
84 | FESTSPIELSOMMER Feine Festivals und ein launiges Gespräch mit den Brüdern Kutrowatz.
94 | LUST AUF UNGARN Die schönsten Seiten des Nachbarlandes.
101 | GENUSS
102 | VEGGIE-BITES Es muss nicht immer Fleisch sein: die besten vegetarischen Burger.
113 | SOCIETY
Redaktionelle Mitarbeit Mag. Viktória Kery-Erdélyi Anzeigen Rosemarie Wiedner Gerald Ringbauer Marietta Barabás Sales Director National Marena Kopic • marena.kopic@bundeslaenderinnen.at Key Account National Sabine Gallei • sabine.gallei@bundeslaenderinnen.at Assistentin der Geschäftsleitung Veronika Probst • office@dieburgenlaenderin.at Back-Office Sofie Zötsch Abo-Service Tel.: 0316/84 12 12-0 • abo@dieburgenlaenderin.at
STANDARDS 3 | EDITORIAL 120 | LOOK! INTO MY LIFE by Uschi Fellner-Pöttler
Traumhafte Inneneinrichtung mit Stil und Persönlichkeit.
Grafik Micki Weikhard • Daniela Balazic Max Kapfenberger grafik@dieburgenlaenderin.at Lektorat www.redpen.at Druck NP Druck GmbH, 3100 St. Pölten
61 | LEBEN
Vertrieb Morawa Pressevertrieb Ges.m.b.H., 1011 Wien
62 | NEUER VERSUCH Unerfüllter Kinderwunsch: Hilfe, wenn das Baby auf sich warten lässt.
Die Juni-Ausgabe erscheint am 1. Juni 2018. www.dieburgenlaenderin.at
66 | MAMACOACH Erziehung nicht dem Zufall überlassen: wie ein Elterncoach unterstützen kann.
71 | FREIZEIT
Die Informationen zur Offenlegung gemäß § 25 des Mediengesetzes können abgerufen werden unter www.dieburgenlaenderin.at
72 | INS PARADIES Wir gönnen uns eine feine Auszeit in der Vila Vita in Pamhagen.
Foto: Comma
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© Vanessa Hartmann, Barbara Amon, Wohnstudio Schranzer, Comma
7 | MENSCHEN
78 | UNTERWEGS IN OBERWART
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Haidhofstraße 31 • 2500 Baden/Wien Tel.: 02252/88 655-0 • autohaus-baden@weintritt.at
it dem Easy FoldFlat System bietet der neue Ford Galaxy die Möglichkeit, den Innenraum für jede Fahrt neu zu gestalten – denn die serienmäßigen 7 Sitze können bequem per Knopfdruck umgeklappt werden und schaffen Geräumigkeit ohne Ende. Mit dem intelligenten Allradantrieb – auch in Kombination mit Automatik erhältlich – sind Sie perfekt für schlechte Witterungsverhältnisse gerüstet. Weitere innovative Tech-
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look! at me WAS MICH IM MAI ANZIEHT BY USCHI FELLNER
Der Frühsommer ist meine Jahreszeit! Weil das Schönste bevorsteht: der Sommer!
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Als die 36-jährige Luci Tumova vor knapp 3 Jahren ihre Tochter Zoe zur Welt brachte, suchte sie verzweifelt nach hochwertigem Spielzeug und personalisierten Alltagsgegenständen für Kleinkinder – und nicht nach buntem Plastikkram. Die Idee eines eigenen Shops war geboren. Viel Herzblut und Leidenschaft investierte die studierte Juristin in ihr Konzepte für den Online-Shop und den Store in Breitenbrunn. www.herzchenklein.at
MIT SPITZER FEDER Karikaturen zum Schmunzeln und zum Nachdenken finden sich in der kommenden Ausstellung im Projektraum Burgenland. Die Schau bittet vier Karikaturisten vor den Vorhang: Robert Szinovatz, bekannt durch die Wochenzeitung Burgenländische Freiheit (BF), Gerald Koller alias Geronimo (aus Rust), Peter Palkovits (kroatisches Wochenblatt Hrvatske Novine) und Michael Pammesberger (Tageszeitung Kurier und Magazin News). 18. Mai bis 2. September 2018, www.projektraum-burgenland.at
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© Geronimo
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© Wolfgang Prummer
Noch einmal Kind sein
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Von der GESELLSCHAFT verurteilt 16 Kinder, die von der Gesellschaft gebrandmarkt wurden, mit einer Mutter ohne Träume. Roswitha Jilg-Hübner rollt für uns ihre berührende Familiengeschichte auf. Text Nicole Schlaffer Fotos Barbara Amon, privat
S
ie hat 16 Kinder zur Welt gebracht. Theresia Hübner wäre heuer im Mai 120 Jahre alt geworden, doch sie starb bereits 1966 mit 68 Jahren. Eine ihrer Enkelinnen trägt nun die Familiengeschichte zusammen und erzählt, wie sehr sie als Kind unter der Stigmatisierung ihrer Familie gelitten hat: Roswitha Jilg-Hübner ist eine von 148 Nachkommen von Theresia und Ferdinand Hübner aus Eisenstadt. Die Familie kämpfte gegen Vorurteile, Armut und Schikanen.
Euthanasie-Wahnsinn. Theresia Hübner wurde 1898 geboren und bekam mit 17 Jahren ihr erstes Kind, mit 42 ihr letztes. In diesen 25 Jahren machte die Frau 15 Schwanger-
schaften durch (ein Zwilling starb bei der Geburt und ein Säugling wenige Monate nach seiner Geburt). 14 Kinder zog sie mit ihrem Mann Ferdinand groß. Ihre erste Tochter, Theresia (siehe Familienbild auf S. 10, hinzuretuschiert), nahmen ihr jedoch die Nationalsozialisten. Sie wurde als „psychisch krank“ in eine Anstalt nahe Wien eingewiesen und starb dort 1945 mit 30 Jahren im Rahmen des Euthanasieprogramms der Nazis. Erhalten hat Theresia Hübner von der nationalsozialistischen Herrschaft das Mutterkreuz in Gold, weil sie mehr als 8 Kinder hatte. 148 Nachkommen. „Ich habe mich oft gefragt, was in meiner Omama vorgegangen ist in ihrer Jugend“, diese und viele weitere Gedanken beschäfti8
gen Roswitha Jilg-Hübner stark. Als Enkeltochter hat die 65-Jährige ihren Großvater noch gut in Erinnerung. Ferdinand Hübner war als Trommler und Leichenbeschauer in Eisenstadt bei der Bevölkerung bestens bekannt, Leute gaben ihm Essen, wenn er ihnen die neuesten Nachrichten überbrachte, luden ihn auch auf das ein oder andere Glas Schnaps und Wein ein. Den Alkohol trank er, das Essen brachte er nach Hause zu seiner Familie – in ein Miet-Haus am sogenannten „Oberberg“. An Nahrung fehlte es dort also nie, gekocht wurde in riesengroßen Töpfen, Schuhe gab es nur im Winter und geschlafen haben mehrere Kinder in einem Bett. Die größeren Kinder mussten natürlich fleißig mithelfen, sowohl im Haushalt als auch bei der Erziehung der kleineren.“
Menschen
Ich bin stolz darauf, in diese Familie geboren worden zu sein: ohne Luxus, Privilegien, Protektion und Arschkriecherei. Roswitha Jilg-HĂźbner
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Menschen
r ihre Oma a Jilg-Hübne So hat Roswith Rollstuhl und viel älter, : im in Erinnerung h war. ic hl äc ts ta e als si
Rauswurf. Ihre Oma sei eine sehr ruhige und bescheidene Frau gewesen, erzählt uns Roswitha. Sie selbst habe vieles aus ihrem Leben erst innerhalb der letzten 10 Jahre erfahren – und zwar von ihrer „Emmi Tant“, eines der vier noch lebenden Kinder der Hübner-Familie, mittlerweile 89 Jahre alt. Diese beschrieb ihre Mutter als eine Frau, die kaum auf der Straße war. „Sie war immer zu Hause, weil immer war irgendwer da, der was gebraucht hat. Sie war geduldig und aufopfernd. Außer Familie gab es für sie nichts. Sie hatte null Interessen.“ Unter anderem eine Folge der vielen Kinder war auch der körperliche Verfall. Roswitha erinnert sich an ihre Oma nur noch im Rollstuhl bzw. bettlägerig. „Sie hat keinen Lärm mehr ertragen. In beiden Händen hielt sie immer ein Taschentuch, weil sie so gezittert hat. Wenn es mal lauter wurde, hat sie zu wimmern begonnen, das hat sie einfach nicht ausgehalten. Ich frage mich oft, welche Ängste und Wünsche sie hatte. Als sie starb, sah sie aus wie weit über 80, obwohl sie erst 68 war.“ Dazu beigetragen haben sicher auch die Erlebnisse, die die Familie durchstehen musste. Zum Beispiel als der Eigentümer ihres Hauses sie delogierte. „Als sie vor die Tür gesetzt wurden, waren schon alle Kinder auf der Welt, aber nicht mehr alle zu Hause. Sie wurden in einen großen Saal übersiedelt, dorthin, wo heute die Bauernschule ist.
Die Familie Hübner – Aufnahme aus den 1960er-Jahren mit Mutter Theresia (ganz vorne in Schwarz) und Vater Ferdinand (ebenfalls vorne in Schwarz).
Dort drin hat man Gestelle aufgestellt und mit Leintüchern abgetrennt, damit ‚Räume‘ entstanden. Einige der erwachsenen Kinder haben heftig gegen diese Delogierung protestiert und sich sogar mit der Polizei angelegt.“ Mehrere Jahre wohnten Theresia und Ferdinand Hübner mit 5 ihrer jüngsten Kinder in der Notunterkunft, bis sie dann in eine kleine Gemeindebauwohnung in die Ruster Straße umzogen, wo sie bis zu ihrem Tod (Theresia 1966, Ferdinand 1976) lebten und von ihrer Tochter Christl gepflegt wurden. Hübner-Gsindl. „Mein Vater und seine Geschwister waren so zufriedene und bescheidene Menschen, das gibt es heute kaum mehr. Die haben sich gegenseitig so richtig aufgefangen. Und sie waren nicht dumm, alle haben einen Beruf erlernt, sind einer ehrbaren Arbeit nachgegangen und waren fleißig. Aufgrund ihrer Armut konnten sie jedoch nie ihre gesamten Möglichkeiten ausschöpfen und sind immer als ‚Hübner-Gsindl‘ abgestempelt worden“, berichtet Jilg-Hübner. Sie erinnert sich noch gut an ihre eigene Kindheit. Lange Zeit litt sie unter den Vorurteilen und der Stigmatisierung ihrer Familie. „Eisenstadt war damals eine Beamtenstadt und ich war ein Arbeiterkind und stammte vom Hübner-Gsindl ab. Mein Vater war gelernter Maler, meine Mama arbeitete in einem Kaufhaus und putzte bei ande-
ren Leuten, wir waren vier Kinder und wir waren arm. In meiner Klasse waren viele Beamten- und Arztkinder, die wollten nichts mit mir zu tun haben. Das Schlimmste aber war, dass ich die Armut an meiner Person gespürt hab, ich hab immer eine Schuld in mir getragen.“ Einfach nur funktioniert. Von der damaligen Armut ist heute nichts mehr übrig. Roswitha Jilg-Hübner hat sich in ihrem Leben hochgearbeitet, eine beruflich erfolgreiche Karriere hingelegt und lebt mit ihrem Mann in Bayern und in ihrem Ferienhaus auf Portugal. Ihre Tochter lebt in Rust und auch Roswitha möchte ihren Lebensabend hier verbringen. Und doch weiß sie, dass von den alten Vorurteilen noch viel in den Köpfen der Leute steckt. „Dabei geht es doch gar nicht darum, ob du arm oder reich bist, sondern dass du emotionale Intelligenz besitzt und dich durchkämpfen kannst.“ Für ihre Tochter Claudia war sie immer da, obwohl der Beruf und der Umzug nach Deutschland ihr Leben nicht immer einfach machten. Denn das konnte ihre Oma Theresia für ihre Kinder nie sein. „Emmi und Christl Tant sagen, sie haben nie mit ihrer Mutter gesprochen, wie eine Tochter normalerweise mit ihrer Mutter spricht. Das haben sie alles mit ihren Schwestern gemacht. Sie glauben, dass ihre Mutter gar keine Träume und Wünsche hatte, sie hat einfach nur funktioniert.“
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Redakteurin Nicole Schlaffer mit Roswitha Jilg-Hübner im Garten ihrer Tochter in Rust.
Roswitha Jilg-Hübner wird ihre Familiengeschichte in einem Buch an die Öffentlichkeit tragen, das Ende 2018 erscheinen soll und mit dem sie ihre Oma im Jahr ihres 120. Geburtstages besonders würdigen möchte. „Trotz der Schwierigkeiten in meiner Kindheit, bin ich sehr stolz darauf, in diese
Familie geboren worden zu sein und das alles erfahren und erlebt haben zu dürfen: Armut ohne Privilegien, ohne Protektion und Arschkriecherei. Intellekt drückt sich nicht nur durch ein langes Studium aus, sondern durch ein noch längeres, vielseitiges Sein.“
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Auch wenn ich nun Mutter bin, finde ich wichtig, dass man noch vorhanden ist, so wie frĂźher. Lena Hoschek
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„Ich schwänze einfach mal“ Ihr Johann wird bald ein Jahr. Wie sich Lena Hoschek in ihrer neuen Rolle als Mutter zurechtgefunden hat und was Familie für sie bedeutet. Text Alexandra Stroh Foto Lupi Spuma
Wie bringen Sie Job und Familie unter einen Hut? Klappt nicht. (lacht) Und wie schaffen Sie sich dazwischen noch persönliche Freiräume? Das klappt schon gar nicht. Deshalb heißt es wie zu Schulzeiten – schwänzen. Ich hätte eigentlich Anwesenheitspflicht, aber wenn ich nicht mehr kann oder nicht mehr will, dann schwänze ich einfach. Warum ist es so wichtig, neben Kind & Karriere auch auf sich selbst zu schauen? Ich werde bald 37 und mein Körper verrottet. Wenn ich nichts tun würde, wäre mein Körper ein Kadaver (lacht mit Augenzwinkern). Ich muss täglich ein 8,5 kg schweres Kind heben und habe nebenbei noch 1.000 andere Sackerln in der Hand. Leider habe ich immer wieder Probleme mit meinem Rücken und muss daher mindestens zwei Mal die Woche zur Physiotherapie. So ist mir die körperliche Betätigung schon aufgezwungen. Natürlich ist es mir auch nach wie vor wichtig, mich zurechtzumachen und mich nicht gehen zu lassen – Haare und Make-up leiden an besonders stressigen Tagen schon mal darunter, aber das war früher auch so. Aber alles in allem will ich mich selbst auch noch halbwegs schön finden. Auch wenn ich nun Mutter bin, finde ich es wichtig, dass man noch vorhanden ist, so wie früher. Ich bin schon noch ich. Wie hat der kleine Johann Ihre Einstellung zum Leben verändert? Meine Grundeinstellung zum Leben war immer schon positiv und ich bin auch jeden Tag wirklich dankbar für alles. Was ich auch gerne jeden Abend zelebriere, wenn ich den Tag Revue passieren lasse. Natürlich ist man mit einem Kind aber noch viel glücklicher und noch viel dankbarer. Es steigert das Glücksgefühl ungemein, wenn man sein Kind ansieht und es einfach nur lieb lacht. Im Mai ist Muttertag: Welche Bedeutung hat dieser Tag in Ihrer Familie und jetzt mit der Geburt von Johann? Ich habe einen tollen Mann, der mir auch unterm Jahr Blumen bringt. Aber grundsätzlich mag ich Anlässe. Sei es
Menschen
Ostern, Weihnachten oder Muttertag. Wenn die Kinder Gedichte aufsagen und man selbst gebastelte Geschenke bekommt – ich finde das super. Vor allem jetzt werden es bestimmt noch tollere Tage für mich, wo ich mich selber auch feiern lassen darf. Ich lasse mich generell gerne feiern. Sei es der Geburtstag oder Weihnachten, wenn ich Geschenke auspacke – ich mag das. Ich bin ein Befürworter von kommerziellen Anlässen, die ja meist aus einem sehr netten Gedanken heraus entstehen. Ich mag auch Klischees – ich muss mich nicht immer dem Mainstream gegenüber querstellen. Ich gehöre ja ohnehin nicht dazu. Mir machen auch so manche Mainstream-Aktivitäten Spaß. Ich mag sogar den Stau zu Weihnachten, weil ich weiß, die Menschen fahren alle heim zu ihren Familien – das ist doch nett. Zum Schluss: Verraten Sie uns Ihre Pläne? Worauf dürfen wir uns freuen? Ich hoffe selbst auf noch mehr Kinder und auf viele schöne neue Kollektionen.
Albert Trinkl, Gärtner aus Loipersbach
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Ich
schau drauf, dass Sie bei uns Gärtnern immer gut beraten sind.
“
Unsere Gärtner. Unsere Vielfalt.
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Bedürfnisse ERNST NEHMEN SPAGAT. Mutter sein, top im Job und die eigenen Bedürfnisse wahrnehmen: So geht’s, erklärt Manuela Vollmann vom abz* Autria (www.abzaustria.at).
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inder versorgen und betreuen, die Pflege der Eltern organisieren oder übernehmen und als Fachkräfte dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen: Das geht mit Vollzeit für Männer und Frauen, wie wir sie bisher definieren, nicht. Männer wünschen sich, ihre Arbeit zu reduzieren, fürchten aber negative Folgen für ihre Karriere. Frauen würden gerne mehr Stunden arbeiten, können aber oft nicht von ihren Teilzeitjobs aufsteigen. Die flächendeckende Kinderbetreuung, insbesondere von Kindern vor dem schulpflichtigen Alter und außerhalb der Unterrichtszeiten, ist nicht gegeben. Eine 30-Stunden-Woche für Männer und Frauen würde neue Vereinbarkeitsperspektiven schaffen. Solange es diese Strukturen nicht gibt und Frauen den Spagat zwischen den unterschiedlichsten Anforderungen schaffen müssen, kann ich nur empfehlen, die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen und auch entsprechende Forderungen zu stellen – im Berufs- genauso wie im Privatleben.
Vielen Frauen kann ich auch empfehlen, den eigenen Perfektionismus zurückzustellen. Manuela Vollmann
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Investment in eigene Ressourcen. Sprechen Sie es an, wenn z. B. wichtige Meetings immer erst nach 17 Uhr stattfinden, erläutern Sie beim Ausstiegsgespräch vor der Karenz bereits ihre Wiedereinstiegspläne, überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Partner, wie auch er Elternkarenz in Anspruch nehmen und danach Stunden reduzieren könnte. Wenn Sie Teilzeit arbeiten und den Großteil der Kinderbetreuung übernehmen, klären Sie mit Ihrem Partner die Möglichkeit, im Gegenzug einen aktiven Beitrag auf Ihr Pensionskonto einzuzahlen. Diese Gespräche sind oft fordernd und bedeuten ein Investment Ihrer Ressourcen, aber gute Vereinbarungen zahlen sich in jedem Fall aus. Vielen Frauen kann ich auch empfehlen, den eigenen Perfektionismus zurückzustellen: Es muss nicht immer jeder Kuchen für ein Schuloder Kindergartenfest selbst gebacken sein, um nur ein Beispiel zu nennen. Manchmal ist es wichtiger, die eigenen Energiereserven aufzutanken.
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Work-Life-Balance. Manuela Vollmann vom abz* austria weiß, wie Vereinbarkeit von Kind und Karriere gelingt, ohne auf die eigenen Energiereserven zu vergessen.
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