Business History Monat November 2021

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GAW Group TEXT: MAXIMILIAN BACHER, DAVID LIST; ÜBERARBEITUNG: ROLAND BRANDTNER

Zukunft benötigt Kontinuität Ob Aufbereitungsanlagen für eine umweltverträgliche Kartonproduktion oder Anlagen zur Bearbeitung und Rückgewinnung von hochwertigen Kunststoffen, die 1951 in Graz gegründete GAW Gruppe leistet ihren unternehmerischen Beitrag weltweit.

A

us dem von Erhardt Pildner-Steinburg gegründeten Grazer Armaturen-Werk (GAW) entwickelte sich im Laufe von 70 Jahren eine weltweit agierende Technologie-Unternehmensgruppe, die heute 580 Mitarbeiter beschäftigt und einen Umsatz von über 120 Millionen Euro erwirtschaftet. Unternehmerische Verantwortung, Mut und die konsequente internationale Ausrichtung bilden neben dem Engagement der Familie Pildner-Steinburg die Basis einer Erfolgsgeschichte über mittlerweile drei Generationen hinweg.

VOM ARMATURENWERK ZUM ANLAGENBAUER Zunächst werden im Werk Wechselriemenund Keilriemenscheiben für die Elektroindus­ trie sowie Holzbearbeitungsmaschinen erzeugt. Doch schon bald werden Stoffschieber und Ventile für Papierund Zellstofffabriken, also Armaturen, die zur Absperrung und Regulierung des Papierstoffes dienen, ins Produktions-

programm aufgenommen. Dementsprechend hat das Grazer Armaturen-Werk nichts mit Badewannen oder Waschbecken, sondern vom ersten Tag an mit Maschinen und Anlagen zu tun. Der Nachholbedarf der österreichischen Papierindustrie und die Entwicklung einer Anlage zur automatischen, kontinuierlichen Auflösung von Aluminiumsulfat erfordern die baldige Erweiterung der Produktionsflächen. 1962 übersiedelt die GAW an den neuen Firmenstandort – in die Puchstraße im Bezirk Graz-Puntigam. Über Jahrzehnte kultiviert und um die Gruppenzentrale sowie das Betriebsgelände der Spedition THOMAS und der AutomationX erweitert, ist er bis heute der zentrale Firmensitz der GAW.

NEUE UNTER­NEHMER­ GENERATION Als Erhardt im Jahr 1974 überraschend erkrankt und verstirbt, übernehmen seine Söhne Jochen und Jörg gemeinsam den Betrieb und richten ihn entlang ihrer studentischen Ausbildun-

gen aus. Jochen nimmt sich des Kaufmännischen an, Jörg konzentriert sich auf technische Fragen. So sollte es ihnen in den folgenden vierzig Jahren gelingen, die GAW zu einer international agierenden Unternehmensgruppe zu entwickeln und dabei den familiären Kern zu bewahren.

DER WEG ZUR UNTER­ NEHMENSGRUPPE Die GAW spezialisiert sich fortan auf den Anlagenbau für die Papierindustrie und beginnt sich auf die Prozessteuerung und Digitalisierung ihrer Anlagen zu fokussieren. Als sich Mitte der 1980er-Jahre die Exportaktivitäten zunehmend entfalten, setzen Jochen und Jörg einen wesentlichen Schritt zur heutigen GAW Unternehmensgruppe. Gemeinsam mit Karl Frühauf gründen sie das Speditionsunternehmen THOMAS. Zudem widmet sich das Unternehmen verstärkt der umweltverträglichen Papierproduktion. Die Gruppeneinbindung der OSMO, ein auf Membrantechnologie spezialisiertes Unternehmen, sorgt dabei für

das Verfahrenswissen rund um die Rückgewinnung von Rohstoffen aus Abwässern. Um 2010 herum beschließen Jochen und Jörg, eine Kunststoffsparte aufzubauen sowie die bereits regen Aktivitäten im Geschäftsbereich der Automatisierung zu intensivieren. Mit UNICOR und ECON integriert die GAW zwei Unternehmen aus dem Kunststoffbereich in die Gruppe. Beide genießen das Renommee eines Technologie- und Innovationsführers und positionieren sich mit Fokus auf einen globalen Nischenmarkt. Zudem holen die Brüder mit der AutomationX einen etablierten Lösungsanbieter für Prozessautomatisierung in den Kreis der GAW Unternehmensgruppe. Als sie im Jahr 2016 ihr Lebenswerk übergeben, sind sie dem Ziel, die GAW Gruppe zu einem Komplettanbieter im Industrieanlagenbau zu entwickeln, ein großes Stück nähergekommen. Den Weg in die Zukunft geht nun die dritte Generation. Und dabei wird sie von exzellenten Mitarbeitern, Führungskräften und Managern begleitet.

TIMELINE 1951

1962

1974

Unerwarteter Tod des Gründers; die Söhne Gründung des Grazer Armaturen-Werks Standortwechsel in die heutige Unter­ Jochen und Jörg Pildner-Steinburg übernehmen nehmenszentrale in der Grazer Puchstraße durch Erhardt Pildner-Steinburg die Leitung und internationalisieren den Betrieb

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