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Gekommen, um zu bleiben: Wie Bilanzbuchhalterin Sonja Bergler im feinen Bioladen in Bisamberg die berufliche Erfüllung fand.

Text: Viktória Kery-Erdélyi

Foto: Peter Tomschi

Ihren Job als Bilanzbuchhalterin mochte sie auch nach 20 Jahren, ihr Wertesystem vertrug sich aber kaum noch mit jenen der Konzerne, für die sie arbeitete. Ausgleich findet Sonja

Bergler bei ihrer Ausbildung zur landwirtschaftlichen Facharbeiterin in der

Gartenbauschule Langenlois; 2014 will sie sich neu orientieren – und die vielzitierte neue Tür, die sich öffnet, wenn andere zugehen, steht direkt vor ihr.

Wie begann Ihr neues Leben?

Ich bin zufällig im neuen Bioladen der Arge Rosenauerwald in meinem Wohnort Bisamberg gelandet. Eigentlich wollte ich nur einkaufen und bin innerhalb von wenigen Tagen erstmals in einem Lebensmittelgeschäft hinter der Theke gestanden. Ich war teilweise überfordert, aber sehr zufrieden.

Sie führen heute mit einem engagierten Team den Bioladen. Was gibt‘s dort?

Meine Produkte kommen aus regionaler, kleinbäuerlicher Struktur, ich kenne fast alle meine Lieferantinnen und Lieferanten persönlich und besuche sie immer wieder. Von Milchprodukten in Pfandgläsern, über Brot, Gebäck, Mehlspeisen, Obst und Gemüse, Frischfleisch und Fisch, Getreideprodukte, Öl, Essig bis hin zu Säften, Wein und Bier ist mein Sortiment angewachsen.

Was steht hinter gartenfein.at? „gartenfein“ ist mein Müßiggang, meine Ruheoase, mein Fitnesstraining. Da gehe ich meiner Leidenschaft Gemüsebau nach und verarbeite alles fast meditativ beim Einkochen etwa zu Gemüsesugo, Essiggurkerl, Chutneys und Suppenwürze – nach alten Rezepten meiner Oma und meinen neuen Ideen.

VIEL GRÜN STATT BÜRO. Sonja Bergler wagte einen kompletten Neustart, arbeitet hart, ist aber sehr happy damit.

Was bedeutet für Sie Erfolg?

Wenn ich zufrieden vom Bioladen nach Hause gehe, weil ich viele glückliche Gesichter gesehen, sehr viel positives Feedback bekommen und gute Gespräche geführt habe. Auch wichtig: dass ich für das Essen meiner Familie selbst sorgen kann und weiß, wo es herkommt und auch ihre volle Unterstützung dabei habe, wenn es auch viel Arbeit bedeutet.

Was ärgert Sie, stimmt Sie traurig?

Gier, wachsender Egoismus und der daraus resultierende fehlende Zusammenhalt. Das wird uns auf den Kopf fallen.

Mein Lieblingsgemüse ist … Karotte, weil ich den Duft von dem frischen Grün und den Wurzeln liebe, ich sie vielseitig vom Frühstück bis zur Jause verwenden kann und sie sich gut lagern lässt.

Wenn ich Heißhunger auf Süßes habe … werde ich bei den Waldviertler Mohnzelten oder den Himbeertörtchen schwach, die im Laden vor mir stehen.

Wer inspiriert Sie? Thomas Anderl, der Hauptverantwortliche der Arge Rosenauerwald. Er hat mir gezeigt, wie man einen kleinen Bioladen sozial fair, ressourcenschonend, mit viel Respekt vor Mensch, Tier und Natur führen kann und gleichzeitig damit sein Auslangen findet.

Welche Persönlichkeit würden Sie gerne treffen?

Den Dalai Lama, weil ich seine unglaubliche Güte und Ruhe bewundere.

Welche Frage würde Ihnen am meisten auf der Seele brennen?

War ich in einem vorigen Leben eine Nacktschnecke, weil ich sie nicht töten kann? Scherz! Ich würde einfach mit ihm über Gott und die Welt plaudern.

Was würden Sie ändern, wenn Sie die Macht dazu hätten?

Weltweit das Parteiensystem abschaffen, nur empathische, fachlich und sozial kompetente Ministerinnen und Minister direkt von den Bürgern wählen lassen. Und die Bodenversiegelung brennt mir unter den Nägel. Wir haben zu viel Einkaufs- und Parkfläche. Wir brauchen keine neuen Einkaufszentren, sondern belebte Orts- und Stadtkerne, wo man sich treffen, Kultur genießen kann und wo für alle Generationen Platz ist.

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