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MUTTER ERDE ZULIEBE

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MALLORCA

MALLORCA

Mutter Erde

zuliebe

Vom „Unpackbar-Laden“ über den plastikfreien Onlineshop bis hin zu nachhaltigen Kinderbüchern, restaurierten Möbeln und der „Hofladen-Map“: Auf den folgenden Seiten stellen wir Oberösterreicherinnen und ihre kreativen Projekte für ein nachhaltiges Leben vor.

Text: Nicole Madlmayr, Linnéa Harringer

Nachhaltige Kinderbücher aus Linz

Elisabeth Ritzberger hat Psychologie studiert und macht gerade den Master in Personalmanagement. Ihre Karenzzeit hat die Linzerin genützt, um nachhaltige Kinderbücher zu produzieren.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, nachhaltige Kinderbücher zu machen?

Die Idee hatte ich während der Karenz zu meiner Tochter Frida. Gerade Kinder schauen sich Bücher gern mal genauer an und prüfen sie sozusagen auf Herz und Nieren. Eltern wissen, wie das dann aussieht: Das Buch wird abgeschleckt und in den Mund genommen. Darum war mir besonders wichtig, auf gesundheitsschädliche Inhaltsstofe zu verzichten. Nach dem Motto „Grün gedacht, für Kinder gemacht“. Alle Bücher werden klimapositiv zu 100 Prozent in Österreich produziert, es gibt also keine langen Transportwege. Und mit Ausnahme des Bindungsfadens sind sie kompostierbar und plastikfrei.

Worum geht es in den Büchern?

In unseren Büchern schwingt immer charmant eine etwas philosophische Lehre mit, die Kindern vermitteln soll, mutig zu sein, etwas Neues auszuprobieren, auch wenn es andere für vermeintlichen Blödsinn halten, und dass es für jedes Problem eine Lösung gibt. Das erste Buch trägt nicht umsonst den Titel „Den Mutigen gehört die Welt –Frida geht auf Reisen“. Mit dem neuen Buch „Der Hase Mufel – Erstlesegeschichte“ haben wir beinahe schon ein Lehrbuch ausgearbeitet, das besonders für Kinder geeignet ist, die gerade mit dem Lesen beginnen – vor allem, wenn das noch nicht so gut klappt und ein Erfolgserlebnis her muss. Das Kind wird hier von der ersten bis zur letzten Seite von unserer Autorin Daniela, die es in selbstgedruckter Form bereits jahrelang bei ihrer Arbeit als Logopädin im Einsatz hatte, angeleitet und so zu ersten Erfolgserlebnissen geführt.

Wo kann man Ihre Kinderbücher kaufen?

Sie sind auf unserer Homepage und auch im stationären Handel erhältlich. Eine Liste dazu gibt es ebenfalls online.

www.fridaverlag.com

Meine berufliche Laufbahn ist für meine Generation wohl etwas untypisch.

Selina Kurzmayr

Damit sich das Blatt wendet

Die Linzerin Selina Kurzmayr (30) gründete im vergangenen Jahr ihr plastikfreies, nachhaltiges Unternehmen „Blattwende“. Mit ihrem Onlineshop möchte sie den Menschen erleichtern, ihren Haushalt nachhaltig zu führen und bewusster einzukaufen.

„Meine berufliche Laufbahn ist für meine Generation wohl etwas untypisch“, schmunzelt die Oberösterreicherin. Nach 14 Jahren im ein und demselben Unternehmen, spürte sie, dass nun die Zeit für Veränderung gekommen war. Sie kündigte, packte ihre sieben Sachen und ging auf Weltreise. Am Ende der Welt, besonders in den zwei Monaten in Südostasien, wurden ihr auch die Schattenseiten unserer Welt direkt vor Augen geführt: „Zugemüllte Strände, Smog in den Großstädten, Tierquälerei zur Unterhaltung der Touristen ... all das wirkte auf mich wie ein schlechter Film. Und leider musste ich feststellen, dass dieses Szenario zu einem großen Teil ein Ergebnis der westlichen Welt ist“, schildert Selina ihre Erfahrungen. „Der Drang, etwas verändern zu wollen, wurde immer stärker.“

Wieder zurück in Linz gründete sie ihr Unternehmen „Blattwende“: einen plastikfreien, nachhaltigen Onlineshop. Ihr Ziel ist es, zu zeigen, dass „öko“ nicht gleich „mehr Aufwand“ oder „teuer“ bedeutet, sondern dass es unheimlich schöne und trendige Produkte gibt, welche die Umwelt etwas entlasten. Egal ob Bad, Küche oder für unterwegs – auf www.blattwende.at findet man alles, was das grüne Herz begehrt. Selina gibt auf der Homepage auch Tipps, wie man zum Beispiel Kafeesatz wiederverwenden kann oder wie man WC-Reiniger selber herstellen kann. Aber auch nachhaltige Last-Minute-Geschenkideen werden präsentiert. Alle Produkte von „Blattwende“ sind frei von Mikroplastik und anderen Schadstofen und es wird großer Wert auf ressourcenschonende Produktion, umweltfreundliche Materialien und fairen Handel gelegt. Selbstverständlich werden alle Produkte plastikfrei verpackt und CO2-neutral versendet. In Kooperation mit nahegelegenen Unternehmen rettet „Blattwende“ intaktes Verpackungsmaterial, das nach einmaliger Nutzung entsorgt werden würde, und schenkt diesem ein zweites Leben. Aber auch soziales Engagement liegt Selina am Herzen. So unterstützt „Blattwende“ die Organisation „The Ocean Cleanup“, die täglich daran arbeitet, unsere Meere von Plastik zu befreien.

Jemen: Kindheit in der Katastrophe

Wir müssen jetzt handeln, bevor es für Hunderttausende Kinder zu spät ist. Deine Spende rettet Kinderleben!

Wir hofen, nicht nur Müll zu sparen, sondern auch der Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken.

Christina Liu & Tina Prückl

Verpackungsfrei einkaufen

Vor mehr als einem Jahr haben Christina Liu und Tina Prückl (beide 28) ihren Unpackbar- Laden in der Linzer Harrachstraße eröfnet. Die beiden Frauen setzen dort auf verpackungsfreies Einkaufen.

Wie ist die Idee entstanden, ein verpackungsfreies Geschäft zu eröfnen?

Das Hauptziel hinter unserem Unpackbar- Laden war grundsätzlich, bewusstes und verpackungsfreies Einkaufen in Linz zu ermöglichen. Die Idee ist dann im Zuge eines Zero-Waste-Workshops entstanden, den wir in Wien besucht haben. Danach haben wir uns sofort ans Werk gemacht und monatelang geplant, weitere Workshops besucht und Lieferanten gesucht. Wir hatten glücklicherweise viel Unterstützung von Familie, Freunden und bereits bestehenden Unverpacktläden.

Was kann man bei euch einkaufen?

Unser Sortiment reicht von Lebensmitteln bis hin zu Kosmetik- und Haushaltsprodukten. Regionales und saisonales Obst und Gemüse kann auch in den gewünschten Mengen vorbestellt und dann bei uns abgeholt werden. Wir bieten hochwertige und sorgfältig ausgesuchte Produkte an, die wir zum Teil direkt von Bauern oder Bio-Lieferanten beziehen. Das Sortiment wird laufend erweitert und angepasst. Darum hängt im Laden auch eine „Wunschtafel“, auf der unsere Kunden ihre individuellen Wünsche kundtun können. Auf unserer Homepage können sich Interessierte über unser Sortiment und unsere Lieferanten informieren.

Wie funktioniert ein „unverpackter“ Einkauf?

Unsere Kunden kommen mit ihren eigenen Behältern und können diese in Selbstbedienung befüllen. Der leere Behälter wird erst abgewogen, das Gewicht notiert, dann wird abgefüllt und am Ende bezahlt, wobei wir mit unserer integrierten Waage das Leergebinden-Gewicht vom Gesamtgewicht abziehen. So verrechnen wir nur die Waren. Außerdem sind unsere Kunden nicht mehr an Standardgrößen gebunden. So hofen wir, nicht nur Verpackungsmüll zu sparen, sondern auch der Lebensmittelverschwendung etwas entgegenwirken zu können.

www.unpackbar-laden.at

Alle Hofläden in der Map sind meine persönliche Empfehlung.

Anita Moser

Gutes direkt vom Hersteller

Die Linzerin Anita Moser ist Foodbloggerin, Kochbuchautorin und Genussmensch durch und durch. Am liebsten kocht sie mit saisonalen Zutaten aus der Region. Diese kauft sie gern bei bäuerlichen Direktvermarktern. Um diese ein bisschen bekannter zu machen, hat die Gründerin der beliebten FacebookGruppen „Linz isst…“ und „Ö isst…“ nun eine Hofladen-Map online gestellt.

Warum haben Sie eine „Hofladen-Map“ ins Leben gerufen?

Ich schreibe in meinem Blog schon seit Jahren über Hofläden und habe immer unheimlich viele Fragen und Nachrichten dazu bekommen. Immer mehr Menschen wollten von mir wissen, wo sie diese oder jene Produkte kaufen könnten. Darum ist es auch nicht ganz uneigennützig, alle Direktvermarkter in einer Map zusammenzufassen (lacht). Und seit Corona boomen Hofläden ja total – besonders, wenn es 24-Stunden-Läden sind und man rund um die Uhr dort einkaufen kann.

Welche Hofläden und Direktvermarkter findet man in Ihrer Map?

Alle Direktvermarkter habe ich selbst besucht, sie sind meine persönliche Empfehlung. Das Angebot ist extrem vielfältig und reicht von Fleisch- und Wurstwaren, Obst und Gemüse bis hin zu besonderen Getreidesorten und verschiedensten Milchprodukten. Es ist eine besondere Vielfalt, die unsere bäuerlichen Produzenten in ihren Läden anbieten. Mir ist es ein Anliegen, sie ein bisschen mehr vor den Vorhang zu holen.

Warum ist das Einkaufen in einem Hofladen für Sie nachhaltig?

Weil man in einem Hofladen regionale Produkte direkt beim Produzenten kauft. Die Waren müssen also nicht um die halbe Welt gekarrt werden, um auf unserem Teller zu landen. Im Gegenteil: Wir unterstützen damit unsere Bauern. Mein eigenes Kaufverhalten hat sich in den vergangenen Jahren um 500 Prozent verändert. Als meine Kinder noch klein waren, bin ich als berufstätige Mama abends schnell in den Supermarkt gegangen und habe gekauft, was mich „angesehen“ hat. Ich habe zum Beispiel nicht auf die Herkunft geachtet. Das ist heute vollkommen anders. Ich kaufe auch noch im Supermarkt ein, aber viel lieber bei den Direktvermarktern. Natürlich sind die Produkte dort teurer, aber am Ende des Tages kommt es oft sogar billiger, weil ich nicht ein Kilo Äpfel kaufen muss, sondern kleinere Mengen bekomme. Und auch der Geschmack ist ein anderer. Wer einmal Brot oder Gebäck aus Sauerteig gekostet hat, mag nichts mehr aus einer Backbox.

Die Hofladen-Map wird ständig erweitert und ist auf der Homepage von Anita Moser unter www.private-taste.at zu finden.

Ich liebe alte Möbel, weil sie so viel Wärme, Gemütlichkeit und Seele ausstrahlen.

Charity Guedou

Neues Leben für alte Möbel

Charity Guedou aus Kematen am Innbach hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht: Sie restauriert gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten alte Möbel und haucht ihnen so neues Leben ein. Weil sie viel zu schade für den Sperrmüll wären.

Wie kommt es, dass Sie alte Möbel restaurieren?

Mein Ehefreund – so nenne ich meinen Partner, weil wir schon so lange zusammen, aber nicht verheiratet sind (lacht) – und ich hatten in unserer ersten gemeinsamen Wohnung, die sehr modern eingerichtet war, auch einen alten Schrank von seinem Papa. Darin haben wir sehr viel untergebracht, aber optisch hat er überhaupt nicht zu uns gepasst. Also haben wir ihn einfach anders lackiert – und so war die Idee im Grunde geboren. Gestartet habe ich Ende 2015 als kleiner Pop-up-Store im Concept Store Salon Hochstetter in der Linzer Tabakfabrik. Allerdings bin ich dann schwanger geworden und habe Ende 2019 langsam wieder mit meinem kleinen, aber feinen Unternehmen begonnen.

Was fasziniert Sie an alten Möbelstücken?

Sie strahlen für mich so viel Wärme, Gemütlichkeit und Seele aus. Es ist immer faszinierend, welche Geschichte die Stücke erzählen und auch welches Geheimnis sich in ihnen verbirgt. Bei der letzten Kommode, die wir aufbereitet haben, sind uns Architekturpläne aus dem Jahr 1821 in die Hände gerollt. Das ist immer ein ganz besonderer Moment! Außerdem liebe ich es, dass die Möbel so wunderbar charmant und unperfekt sind – so wie wir Menschen auch. Früher wurden viele Möbelstücke ohne Maßband, sondern nach Gefühl und Augenmaß gefertigt. Auch das macht sie einzigartig!

Haben Sie ein Lieblingsstück, von dem Sie sich dann nicht trennen konnten?

Ja, alle! (lacht) Wir stecken so viel Liebe, Zeit und Herzblut in jedes einzelne Stück und sie sind alle für sich einzigartig und besonders. Da fällt es mir manchmal wirklich schwer, mich von ihnen zu trennen. Auch unseren Kindern geht es hin und wieder so. Vor einem halben Jahr hatten wir einen Schaukelstuhl, in dem sie sehr gern gesessen sind. Als er dann weg war, waren sie richtig traurig. Aber aus platztechnischen Gründen können wir natürlich nicht alles selbst behalten.

www.chary-chic.at

„Fangen Sie im BADEZIMMER an“

Die Entscheidung für einen ressourcenschonenden Lebensstil liegt bei jedem von uns. Dass man mit vielen kleinen Schritten im Alltag einiges bewirken kann, weiß Lorraine Wenzel von Zero Waste Austria.

Text: Ulli Wright Foto: Lea Fabienne Photography Lorraine Wenzel, Geschäftsführerin von Zero Waste Austria

Die Erdbeeren am Markt kaufen, eine wiederbefüllbare Flasche verwenden, auf die Zahnbürste aus Holz umsteigen – es sind viele kleine Schritte, die in Sachen Nachhaltigkeit eine große Wirkung haben. Wie man sich am besten an einen ressourcenschonenden Lebensstil herantastet, hat uns Lorraine Wenzel, Geschäftsführerin von Zero Waste Austria, erklärt.

OBERÖSTERREICHERIN: Frau Wenzel, es ist jetzt 14 Uhr, was haben Sie heute der Umwelt zuliebe schon alles gemacht?

Lorraine Wenzel: Unsere Heizung ist ausgeschaltet, ich habe heute noch keinen Abfall produziert und Naturkosmetikprodukte benutzt. Ich ziehe immer meine Ladekabel aus der Steckdose, sobald ich sie nicht mehr brauche, und ich habe meine selbstangebauten Kräuter und Gemüsesetzlinge gegossen.

Geht es bei Zero Waste Austria ausschließlich um Abfallvermeidung?

Nein, Zero Waste ist keine reine Abfallvermeidungsbewegung, sondern eine Klimaschutzbewegung. Es geht uns um jeden einzelnen Schritt, mit dem man als Einzelperson unser Klima schützen kann. Das beginnt bei der Mobilität und geht bis hin zum Lebensmittel- und Kleiderkauf. Im Prinzip sollten wir versuchen, bei allem, was wir im Alltag machen, die nachhaltigere Entscheidung zu trefen. Als Einzelperson kann man vor allem im Lebensmittelbereich sehr vieles bewegen, indem man zum Beispiel unverpackte und saisonale Lebensmittel in Unverpacktläden oder am Markt kauft. Das sind Dinge, die jeder sofort umsetzen kann.

Mit dem richtigen Lebensmittelkauf kann man also einiges bewirken?

Ja genau, denn die Lebensmittelverschwendung ist in Sachen CO2-Belastung ein Riesenthema. Der Großteil an Lebensmitteln wird übrigens im Privatbereich weggeworfen. Daher ist es wichtig, wie und wo man einkauft und wie man mit Lebensmittel umgeht. Dass man zum Beispiel Reste wie trockenes Brot oder Gemüseschalen nicht wegwirft, sondern verarbeitet. Im Prinzip kann man von der Knolle bis zum Blatt alles verwerten.

Wie und wo soll man am besten mit der Umstellung beginnen?

Man sollte das Ganze langsam angehen. Am besten ist es, Schritt für Schritt vorzugehen, anstatt sich über Nacht voll und ganz reinzuhauen. Das funktioniert in den meisten Fällen nicht, denn wenn man sich genauer mit der Materie beschäftigt, merkt man schnell, wie viele Themenfelder mit hineinspielen. Am Beginn muss man sehr viel recherchieren und das kostet Zeit. Mein Rat ist, im Badezimmer anzufangen. Hat man ein Produkt aufgebraucht, schaut man sich nach Alternativen um. Beachten sollte man dabei auch, ob ein Produkt zum persönlichen Lebensstil passt. Auch in der Küche kann man mit Kleinigkeiten viel bewirken, indem man zum Beispiel auf ein ökologisches Spülmittel umsteigt oder eine Holzspülbürste mit Naturborsten benutzt.

Gibt es ein paar Regeln, wie man nachhaltig leben kann?

Man sollte unterwegs immer einen Beutel und auch eine wiederbefüllbare Trinkfasche mithaben. Ideal ist auch, zu einem Ökostromanbieter zu wechseln oder statt dem Auto mit dem Fahrrad oder den Öfs zu fahren. Das alles sind kleine Schritte, die eine große Wirkung haben. In unseren Facebook-Gruppen und am Blog auf unserer Homepage bieten wir viele Infos und Hilfestellungen an. (www.zerowasteaustria.at)

Wenn sich viele Menschen für einen ressourcenschonenden Lebensstil entscheiden, kann man einiges erreichen.

Auf jeden Fall, wenn man sich zum Beispiel ansieht, wie viele vegane Produkte es mittlerweile am Markt gibt, ist das der beste Beweis, dass wir Konsumentinnen und Konsumenten eine Entscheidungsgewalt haben. Sobald wir ein bestimmtes Produkt kaufen, ist das ein Stimmzettel. Wenn viele Menschen für eine Sache stimmen – und das kann die kleinste Sache der Welt sein –, dann reagiert der Markt darauf.

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