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KATRIN LUX

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DIREKTVERTRIEB

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„ICH KANN ÜBER MICH SELBST LACHEN“

Als perfektionistische Dani Pichler sorgt Katrin Lux (41) in der neuen ORFComedyserie „Familiensache“ für beste Unterhaltung. Privat hat die erfolgreiche Schauspielerin den Perfektionismus längst abgelegt und steht zu ihrer grauen Strähne.

© ORF Roman Zach-Kieslilng

Dass sie seit 13 Jahren in München lebt, merkt man Katrin Lux kein bisschen an. In Mostviertler Dialekt redet die attraktive Schauspielerin, die bereits in Erfolgsformaten wie „Tatort“, „Der Bergdoktor“, „Die Rosenheim-Cops“ oder „Der Alte“ zu sehen war, munter drauf los und schwärmt von ihrem Aufwachsen im idyllischen St. Peter in der Au. Seit acht

Jahren spielt sie in der bayerischen Langzeitserie „Dahoam is Dahoam“ mit und hat sich als Köchin Fanny in die Herzen unserer deutschen Nachbarn gespielt.

Das 13-jährige Töchterchen wird langsam flügge, was Mama Katrin wieder mehr Freiraum gewährt und so hat sich die 41-jährige Schauspielerin vergangenen Frühling nach Wien begeben, um dort mit Publikumslieblingen wie

Andreas Vitásek und Robert Stadlober die schräge ORF-Comedyserie „Familiensache“ zu drehen. Uns hat Katrin Lux erzählt, was die Zuschauer erwartet, warum sie zu ihrer grauen Strähne steht und wie sie es von der Metzgerstochter zur erfolgreichen Schauspielerin geschafft hat.

FERNSEHEN IST AUCH DAFÜR DA, DIE REALITÄT ABZUBILDEN – MIT EINER FRAU, MIT DER MAN SICH IDENTIFIZIEREN KANN.

Als schräges Ehepaar suchen Dani (Katrin Lux) und Andi (Robert Stadlober) bei Paartherapeuten Dr. Nemeth (Andreas Vitásek) Rat und Hilfe. Die ORF-Serie „Familiensache“ ist ein humoriges Format für die ganze Familie.

OBERÖSTERREICHERIN: Frau Lux, Sie leben seit 16 Jahren mit Ihrer Tochter und Ihrem Mann in München. Durch Ihr Engagement in der Comedyserie „Familiensache“ kommen Sie wieder vermehrt in Ihre österreichische Heimat zurück. Wo und wie sind Sie aufgewachsen?

Katrin Lux: Ich bin in Kirchdorf an der Krems geboren und in der elterlichen Metzgerei in St. Peter in der Au im Mostviertel sehr bodenständig aufgewachsen. Schon als Kind habe ich davon geträumt, in die weite Welt hinauszugehen. Wie schön das Mostviertel ist, habe ich erst viel später gemerkt und mit meinem Mann zusammen sogar das Buch „Mild & Wild“ über Menschen, Landschaften und Küche in dieser Region gemacht. Das Bodenständige und Geradeaus-Sein sind tolle Eigenschaften, die ich mir aus meiner Heimat mitgenommen habe. Erst seitdem ich selber Mutter bin, merke ich, wie viel Freiheit ich als Kind hatte. Dieses gesunde Aufwachsen am Land habe ich erst viel später schätzen gelernt.

Wann wussten Sie, dass Sie vor die Kamera wollen?

Anscheinend habe ich das schon im Kindergartenalter angekündigt. Ich habe sehr gerne Menschen imitiert und damit meine Familie zum Lachen gebracht. Das war sicher die Initialzündung, aber natürlich war ich damals noch Lichtjahre davon entfernt, überhaupt zu wissen, was für ein Beruf das ist. Mit zehn Jahren wurde bei mir eine schwere Skoliose diagnostiziert. Ich war sehr verkrümmt und musste ein Korsett tragen. Damals hat es so ausgesehen, als ob ich diesen Weg nicht einschlagen könnte, dennoch kam für mich nie etwas anderes infrage.

FAMILIENSACHE

Seit 20. September geht es immer montags um 21.05 Uhr auf ORF 1 zur „Familiensache“. Die Familien-Comedyserie handelt vom schrägen Ehepaar Pichler, gespielt von Katrin Lux und Robert Stadlober, das Rat beim nicht weniger schrägen Therapeuten Andreas Vitásek sucht. Die zehn 45-minütigen Folgen basieren auf dem israelischen Erfolgsformat „La Famiglia“.

Nach der Pflichtschule haben Sie eine Ausbildung zur Bürokauffrau gemacht. War das der Plan B?

Das war der Deal mit meinen Eltern, die wollten, dass ich eine Ausbildung abschließe, ehe ich mich der Schauspielerei widme. Nach der Ausbildung zur Bürokauffrau bin ich nach Wien auf die Musicalschule von Peter Weck gegangen. Daneben habe ich mir als Model etwas Geld dazuverdient. Ich wollte so schnell wie möglich auf eigenen Beinen stehen.

Welche Erfahrungen haben Sie beim Modeln gemacht? Hätte es damals schon „Germany‘s Next Topmodel“ gegeben, hätten Sie sich beworben?

Mit meinem damaligen Bewusstsein hätte ich mich sicher bei GNTM beworben. Es war mir immer wichtig, für mein Leben selbst die Verantwortung zu tragen und als Model konnte ich in kurzer Zeit verhältnismäßig viel Geld verdienen. Ich war zwar nicht in einer Topliga, habe aber für Zeitschriften und Werbespots gemodelt und mir damit den Schauspielunterricht finanziert.

Mit nur 18 Jahren spielten Sie bereits im TV-Film „Preis der Unschuld“ von Gabriel Barylli die Hauptrolle. Wie ist es dazu gekommen?

Gabriel Barylli kannte die Chefin meiner Modelagentur und hat dort ein Casting abgehalten. Für die Hauptrolle wurde ein Mädchen gesucht, das an einem Modelcontest teilgenommen hat und letztendlich in die Hände korrupter Machenschaften gekommen ist. Es war ein großes Casting und heute weiß ich auch, warum man sich für mich entschieden hat. Nicht deshalb, weil ich so talentiert war, sondern weil ich dieses unglaublich naive Mädchen vom

© ORF Roman Zach-Kiesling

Für die Produktion der neuen Serie verbrachte Katrin Lux wieder vermehrt Zeit in ihrer österreichischen Heimat.

Land war und das passte zu 100 Prozent zu dieser Rolle.

Wie ist es Ihnen bei den Dreharbeiten gegangen?

Da mir der Ernst der Lage nicht bewusst war, habe ich es als große Spielwiese empfunden. Das war auch mein Glück (lacht).

War das der Türöffner für Ihre weitere Karriere?

Der Film war für mich ein großer Schritt, um überhaupt ins Business zu kommen. Ich bin danach auch nicht mehr auf die Musicalschule zurückgegangen, sondern habe mich für „Learning by doing“ entschieden. Als ich jedoch Rollen spielte, die mir nicht so perfekt auf den Leib geschnitten waren, habe ich mir schwer getan und erkannte sehr schnell, dass es sich um einen Beruf handelt, den man lernen soll. Nur talentiert sein bringt nichts! Daraufhin habe bei Klaus Ofczarek Schauspielunterricht genommen und bin nach Berlin gegangen, wo ich ebenfalls eine tolle Lehrerin gefunden habe.

Mit Erfolg, denn von „Tatort“ bis zum „Bergdoktor“ haben Sie im deutschsprachigen Fernsehen in allen bekannten Formaten mitgespielt. Wie hat sich das alles ergeben?

Es gibt viele verschiedene Wege, um in diesem Business zu Rollen zu kommen. Am besten man hat eine Agentur, die einen vertritt und Castings auswählt, die zu einem passen. Es gehört auch viel Glück und Vertrauen dazu, denn die Arbeit als Schauspielerin ist immer auch die Arbeit an sich selbst.

Seit 2013 sind Sie in der bayerischen Serie „Dahoam is Dahoam“ mit dabei und spielen die Köchin Fanny. Wie kam es zu dieser Rolle?

Als vor 13 Jahren meine Tochter zur Welt kam, wollte ich nicht mehr so viel reisen und unterwegs sein, sondern Routine und Struktur haben. Ich kannte den Produzenten der Serie und wusste, dass sie in der Nähe von München gedreht wird, also habe ich ihm mein Interesse mitzuspielen, mitgeteilt. Ein Jahr später hat er mich angerufen und gemeint, er hätte die perfekte Rolle für mich. Seither spiele ich die Köchin Fanny aus dem Mostviertel und bin wahrscheinlich die einzige Österreicherin, die im deutschen Fernsehen im Heimatdialekt redet (lacht).

Mittlerweile gibt es fast 3.000 Episoden von „Dahoam is Dahoam“. Wenn man so lange in einer Serie spielt, lebt man dann nicht auch irgendwie in dieser Welt und wird wie diese Person, die man spielt?

Wenn man einen Charakter über einen so langen Zeitraum spielt, ist das Ablegen der Rolle schwierig. Wenn ich dramatische Szenen spiele, muss ich mich jedoch abgrenzen, was nicht immer einfach ist. Jetzt wird es allerdings Zeit, dass ich die „Frittierjacke“ der Fanny ausziehe und wieder zu mir selber finde.

Kann man sagen, dass Sie mit der Dani Pichler in der ORF-Comedyserie „Familiensache“ neu durchstarten?

Ja, ich habe immer gesagt, wenn meine Tochter in die Pubertät kommt, dann starte ich mit 40 nochmal richtig durch. Ich bin glücklich, dass mir das nun aufgegangen ist und ich in dieser tollen Serie spielen kann. Es gefällt mir auch sehr, wieder häufiger in meine ehemalige Heimat zu kommen.

In der Serie geht es um die Familie Pichler, deren Leben ganz besonders aufregend und kompliziert ist. Mit ihrem Seriengatten Andi (Robert Stadlober) besuchen Sie regelmäßig den schrullig-schrägen Paartherapeuten Dr. Nemeth (Andreas Vitásek). Warum sollten wir uns die Serie anschauen?

Die Serie sollte man anschauen, weil Lachen heilsam ist. Ich denke, dass wir

uns nach dieser Pandemie mit all ihren Einschränkungen nach Formaten sehnen, die eine gewisse Leichtigkeit haben und uns zum Lachen bringen. Es ist ein frisches, neues Format, eine Familienkomödie, in der sich jeder – egal ob mit oder ohne Familie – wiedererkennen wird. „Familiensache“ bietet abseits von Sex and Crime Unterhaltung für die ganze Familie und regt zu Gesprächen und auch zum Nachdenken an.

Gibt es zwischen Dani Pichler und Katrin Lux Ähnlichkeiten?

Ich befürchte ja (lacht).

Sie sind seit 2013 mit dem Fotografen Guido Lux verheiratet, würden Sie sich professionelle Hilfe holen, sollte es zu einer größeren Krise kommen?

Auf jeden Fall! Es sollte kein Tabu mehr sein, uns für unser Seelenwohl Hilfe zu holen. Wenn unser Auto einen Ölwechsel braucht, geben wir ihm das beste Öl, aber was ist mit uns? Wir geben Dingen im Außen immer noch viel mehr Wert als Dingen, die wirklich wichtig sind. Oft braucht man den Blick von außen, weil man sich selbst nicht wahrnimmt. Das ist auch bei Dani und ihrem Mann Andi so. Von außen betrachtet haben die zwei eine liebevolle Basis, sie sehen es nur nicht mehr. Mein Mann und ich führen viele intensive Gespräche, reflektieren und fragen uns regelmäßig, wo wir stehen. Ich glaube, Partnerschaft und Leben funktionieren nur so. „Familiensache“ ist eine Comedyserie, worüber können Sie eigentlich lachen?

Über sehr vieles. Humor zu haben ist mir ganz wichtig und hat mir auch schon durch viele Phasen meines Lebens geholfen. Dafür bin ich dankbar. Ich weiß nicht, ob man humorvoll sein lernen kann oder vererbt bekommt. Ich kann zum Glück auch sehr gut über mich selbst lachen.

Im vergangenen Jahr haben Sie sich von Ihrem Mann mit grauem Haaransatz fotografieren lassen. Sie sind 41 Jahre alt, wie geht es Ihnen als Schauspielerin mit dem Älterwerden?

Im Lockdown habe ich meinen grauen Haaransatz jeden Morgen mit Ansatzspray verdeckt. Irgendwann habe ich mich gefragt, warum ich das eigentlich mache, wenn mich außer meiner Familie ohnehin niemand sieht. In dieser Zeit habe ich mich auch mit der „Umwertung aller Werte“ von Friedrich

Nietzsche beschäftigt und wir haben in der Familie darüber diskutiert, was wirklich wichtig für uns ist. Ich denke, man muss in Sachen Älterwerden ein Zeichen setzen, daher habe ich mich mit Haaransatz für die Öffentlichkeit fotografieren lassen. Ich habe mich auch dazu entschieden, eine graue Strähne als Hommage an Corona zu behalten. Mir fällt keine Schauspielerin ein, die unter 70 ist und sich im Fernsehen mit grauen Haaren zeigt. Es ist wichtig, dass wir wieder mehr zu uns finden und authentischer sind. Fernsehen ist I N K Ü R Z E auch dafür da, die Realität abzubilden – mit einer Frau, mit der man sich identifizieren Glücklich macht mich ... Ich habe erkannt, dass ich für kann. mein Glück selber zuständig bin. Dani Pichler hat aber keiNiemals vergessen werde ich ... die Geburt meiner Tochter ne graue Strähne ... Schwach werde ich bei ... Büchern Das hat mit der Rolle zu Weißbier oder Most ... selbstverständlich Most! tun. Dani will jedem gefallen Lebensmotto: Das ist ein Trinkspruch aus dem Mostviertel: und in jeder Hinsicht perfekt „G’sundheit, sollst leben!“ sein, darum haben wir die Strähne für die Zeit der Dreharbeiten gefärbt. Wären Sie gerne noch einmal 20? Nein, mir taugt mein Alter, weil ich mir andere Fragen stelle und mir viel mehr Zeit für mich selber nehme. Früher habe ich mich stark über mein Äußeres definiert, heute halte ich mich an anderen Werten fest und bin mit allem sehr einverstanden. Was machen Sie gerne in der Freizeit, wie können Sie am besten abschalten? Indem ich meditiere und Zeit mit meiner Familie verbringe. Dank unserem Hund bin ich auch viel in der Natur unterwegs und ich achte darauf, dass es mir FRÜHER HABE ICH gut geht. Als Frau schaut man immer, dass MICH STARK ÜBER es allen rundherum gut geht, aber nur wenn es uns selber gut geht, können wir MEIN ÄUSSERES das auch weitergeben. Das ist die Weisheit des Älterwerdens. Ich gönne mir meinen DEFINIERT, Raum und versuche, alles viel bewusster HEUTE HALTE zu machen. Gibt es eine Traumrolle, die Sie gerne ICH AN ANDEREN spielen würden? WERTEN FEST. Momentan träume ich davon, dass die ORF-Serie „Familiensache“ weitergeht und ich noch viele Jahre die Dani spielen darf.

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