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SCHWARZE STERNE ÜBER LINZ

Linz ist der Lebens- und Arbeitsmittelpunkt von Thomas Baum. Seine Brüder sind der Musiker und Komponist Andy und der Schauspieler Martin Baum.

Im vierten Band seiner Worschädl-Krimireihe setzt Thomas Baum auf einen unter die Haut gehenden Plot, ideenreiche Wendungen, einen filmischen Schreibstil und ein Thema, das aktueller nicht sein könnte: Cyberkriminalität. Der Linzer Autor im Interview.

Text: Maria Russ Fotos: Sarah Baum, Reinhard Winkler

Die Cyberkriminalität hat seit der COVID-19-Pandemie stark zugenommen, doch schon die Jahre davor war sie von einer kriminalistischen Randerscheinung zu einem ernst zu nehmenden Problem geworden. Sein Gespür für topaktuelle und fesselnde Themen hat den Linzer Autor Thomas Baum dazu veranlasst, genau dieses Thema in einen spannenden Plot für sein aktuelles Buch zu verpacken. Es trägt den Titel „Schwarze Sterne“ und erscheint am 12. Oktober beim Haymon Verlag.

Die Handlung. Obwohl Cybersicherheit nicht zu seinen Spezialgebieten gehört, muss sich Kommissar Robert Worschädl in die Abgründe des Cybercrime wagen, in denen sich sonst nur üble Hacker herumtreiben, denn eine Programmiererin kommt auf brutale Weise ums Leben. Schnell kommen Zweifel an der eigenen Wahrnehmung auf: War die Ampel wirklich grün, über die ich gefahren bin? Bin ich in mei-

nem Zuhause in Sicherheit? Ist mein Arbeitskollege der freundliche Mensch, für den ich ihn bisher gehalten habe? Die Menschen in Linz können sich selbst nicht mehr trauen. Ampelanlagen spielen verrückt, Lichter gehen unvermittelt aus. Und dann ist da plötzlich ein Erpresserschreiben …

Der Autor. Thomas Baum ist ein viel beschäftigter Mann. Neben seiner Tätigkeit als psychologischer Berater und Lehrbeauftragter an der Kunstuniversität Linz schreibt er erfolgreich Theaterstücke und Drehbücher, hat dafür auch schon mehrere Preise eingeheimst, etwa den Kulturpreis des Landes Oberösterreich oder den Österreichischen Volksbildungspreis. Aus Baums Feder stammen u. a. der Kinohit „In 3 Tagen bist du tot“ sowie Folgen für TV-Serien wie „Tatort“ und „Winzerkönig“. Aber auch die Kriminalromane des Linzers können sich sehen – oder besser: lesen – lassen. „Schwarze Sterne“ ist bereits sein vierter Roman mit dem sympathisch-knorrigen Protagonisten Robert Worschädl als Linzer Chefinspektor. Mit der Krimireihe schafft es Thomas Baum, die Genres des internationalen und regionalen Spannungsromans geradezu perfekt zu verbinden.

OBERÖSTERREICHERIN: Herr Baum, wie kam Ihnen die Idee zu „Schwarze Sterne“, in dem Sie ein sehr aktuelles Thema behandeln?

Thomas Baum: Vor einiger Zeit hatte ich beim Einschalten meines Computers am Desktop eine fett geschriebene Erpressernachricht auf dem Bildschirm. Die Drehfassung zum Kinofilm „In 3 Tagen bist du tot“ und einige meiner Drehbücher zur Serie „Der Winzerkönig“ waren verschlüsselt. Zum Glück allerdings war da alles schon produziert und gesendet. Ich weiß nicht mehr, wie viele Bitcoins fürs Freischalten verlangt wurden, jedenfalls habe ich sofort entschieden, keinen Cent zu bezahlen. Damals habe ich realisiert, dass es so eine Cyberattacke auch bei einem kleinen Ein-Personen-Unternehmen geben kann. Seither lebe ich mit dem Bewusstsein, dass jederzeit jemand von außen meine Daten einsehen und das Innenleben meines Computers steuern kann. Das hat mich schon sehr beschäftigt und auch inspiriert.

DAS ORGANISIERTE VERBRECHEN KENNT KEINE GRENZEN.

Thomas Baum

Warum haben Sie Linz als Schauplatz Ihrer Krimireihe gewählt?

Linz ist mein Lebens- und Arbeitsmittelpunkt. Ich mag die Kompaktheit dieser Stadt, in der viel Unterschiedliches Platz hat: Industrie, Kunst, digitales Know-how, Bodenständigkeit, universitäre Vielfalt – in dieser überschaubaren und zugleich weltoffenen Mixtur siedle ich Kriminalfälle an, die stets regionale und internationale Bezüge haben. Das organisierte Verbrechen kennt keine geografischen Grenzen. Aber meine Romane leben auch von kleinen Vorkommnissen. Von alltäglichen, unauffälligen Ereignissen, die mit einem Mal eine besondere und vielleicht sogar entscheidende Rolle spielen. Dafür bietet eine nicht allzu bekannte, nicht allzu grelle und nicht allzu komplexe Stadt wie Linz den geeigneten Rahmen.

Sie schreiben auch Drehbücher – beeinflusst diese Arbeit Ihre Kriminalromane?

Ja, wie beim Schreiben von Drehbüchern wünsche ich mir auch beim Roman am Ende jedes Kapitels einen „Trampolin-Effekt“, der die Geschichte im Kopf der Leser zum Fliegen bringt, der die Fantasie und die Gedanken beflügelt. Nicht nur beim Entwickeln filmischer Szenen, auch beim Roman ist es für mich entscheidend, in welchem Moment meiner Figuren ich ein Kapitel beginne und beende. Ich vergleiche das gerne mit der Druckanzeige bei Schnellkochtöpfen. Spannend wird es, wenn es im Topf brodelt, wenn der Druck ein gewisses Niveau erreicht hat, die inneren und äußeren Konflikte wirksam werden. Wenn der Druck seinen Höhepunkt erreicht, wird es höchste Zeit, wieder auszusteigen.

Beim filmischen Schreiben habe ich außerdem gelernt, dass die nicht erzählten Teile einer Geschichte mindestens so wichtig sind wie die erzählten. Die Erzähllücken schaffen beim zusehenden oder lesenden Publikum den Raum, um unbewusst oder bewusst an der Geschichte mitzubauen und das Eigene mit der stattfindenden Geschichte zu verbinden.

Welche Projekte stehen als Nächstes an?

Diesen Sommer habe ich damit verbracht, mit einer Kollegin das Treatment (Anm.: eine Vorstufe zum späteren Drehbuch) für einen Kinofilm auf die Beine zu stellen. Die Vorlage in Form eines Psychothrillers stammt von ihr, das Drehbuch soll im kommenden Frühjahr fertig sein. Konkreteres möchte ich aber noch nicht verraten. Danach ist ein Drehbuch für einen Fernsehfilm geplant. Und dann muss wieder Zeit für einen nächsten Fall rund um Chefinspektor Robert Worschädl sein …

BUCHTIPP:

Thomas Baum: „Schwarze Sterne“, Kriminalroman, Haymon Verlag, ISBN 978-3-7099-7935-8, € 14,95

FLOWERS

© Michael Reitter-Kollmann

Blumen sind ein zentrales Bildmotiv der oberösterreichischen Fotokünstlerin Ingrid Bartel, deren Werke bis 7. Oktober in der Linzer Tummelplatz Galerie zu sehen sind.

Fotokünstlerin Ingrid Bartel hinterfragt in ihren Bildern die ephemere Schönheit der Blumen und inszeniert sie in den unterschiedlichsten Phasen ihres Lebenszyklus – von der Knospe über ihre Blütezeit bis hin zum Verwelken. Wenn sie bereits ihren Zenit überschritten haben und von der Hochblüte geknickt in den Verwelkungsprozess eintreten, wird ihre Fragilität und Zerbrechlichkeit sichtbar. Ingrid Bartel fokussiert solche Momente des Verfalls in ihren inszenierten Bildern und verhilft den Blumen dadurch zu einer würdevollen Erscheinung. Ihre Blumenarrangements stehen als Metapher für Vergänglichkeit in unserer heutigen Zeit, die durch eine Zeitenwende geprägt ist. Durch ihre akribisch ausgeleuchtete Darstellungsweise von grellbunt bis monochrom schafft sie eine eigene Ästhetik, in der die Blume als Sinnbild für Veränderung und Vergänglichkeit erscheint. Wir haben bei Ingrid Bartel nachgefragt, welche Bedeutung Blumen im Alltag für sie haben.

OBERÖSTERREICHERIN: Frau Bartel, seit wann arbeiten Sie mit Blumen?

Eigentlich seitdem ich fotografiere, das sind in Summe circa 40 Jahre – also schon ziemlich lange (lacht).

Welche Bedeutung haben Blumen für Sie im Alltag?

Blumen sind für mich auch im Alltag ein zentrales Thema. Schnittblumen sind bei mir zu Hause Teil der Einrichtung und im Garten pflege und hüte ich meine Rosen. Einladungen von Freunden und meiner Familie werden bei mir im Kontext der Jahreszeit und der vorhandenen Blumen gestaltet.

Wie lange arbeiten Sie an einem Bild wie dem oben abgebildeten?

Dieses Arrangement umfasst eine Aufnahmedauer von rund drei bis vier Wochen. Zuerst entziehe ich den Blumen die Feuchtigkeit, dann stelle ich die Arrangements zusammen. Da manche Blüten nicht arrangierbar sind, muss ich die ganze Komposition von vorne zusammenstellen – es ist ein Prozess, der viel Geduld erfordert.

„Female SENSIBILITY“ im Lentos

© Estate Birgit Jürgenssen / Courtesy Galerie Hubert Winter, Wien / Bildrecht Wien 2021 / SAMMLUNG VERBUND, Wien © Penny Slinger / Courtesy of the Artist and Broadway 1602 Uptown & Harlem, New York / SAMMLUNG VERBUND, Wien Noch bis 9. Jänner 2022 präsentiert das Lentos Kunstmuseum Linz die Ausstellung „Female Sensibility“. Thematisiert werden unter anderem Mythen der Weiblichkeit.

Text: Maria Russ

Insgesamt 82 Künstlerinnen – unter ihnen 17 Österreicherinnen – hinterfragen die Konstruktion des Weiblichen in den 1970er-Jahren – dies wird derzeit im Lentos Kunstmuseum anhand von über 200 eindrucksvollen Kunstwerken aus der Wiener SAMMLUNG VERBUND gezeigt. Die Ausstellung hebt die Pionierleistung der „Feministischen Avantgarde“ hervor, ein Begriff, den Gründungsdirektorin und Ausstellungsdirektorin Gabriele Schor prägte, um den Kunstkanon zu erweitern.

Der weibliche Körper als soziales

Zeichen. Erstmals in der Geschichte der Kunst zeigten viele Künstlerinnen auf verschiedenen Kontinenten die Unterdrückung der Frau. Dabei setzten sie den eigenen Körper als soziales Zeichen ein. Sie prangerten die Einschränkung auf die Rolle der Mutter, Haus- und Ehefrau an, visualisierten das Eingesperrtsein, die weibliche Sexualität, das Diktat der Schönheit und fächerten eine Vielzahl von weiblichen Identitäten auf. Erstaunlich ist, dass formal ähnliche Strategien entstanden, obwohl die Künstlerinnen einander nicht kannten.

Politisches Privates. Von der männerdominierten Malerei losgelöst widmeten sich die Künstlerinnen Medien wie Fotografie, Film und Performance, die historisch „unbelastet“ waren. Der Überzeugung „Das Private ist politisch“ folgend reflektierten sie traditionelle gesellschaftliche Erwartungen an Frauen und traten diesen mit viel Ironie entgegen. Neben prominenten Positionen können auch viele weniger bekannte im Lentos zum ersten Mal entdeckt werden.

AUSSTELLUNG

„Female Sensibility – Feministische Avantgarde aus der SAMMLUNG VERBUND“ im Lentos Kunstmuseum Linz

BANKSY

kommt nach Linz

Ab 19. November 2021 ist „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“ erstmalig in Österreich in der Tabakfabrik Linz zu sehen.

Er ist weltberühmt und dennoch ein Mysterium – Banksy, der in Bristol geborene und bis heute anonyme Graffiti-Künstler und Maler, der dafür bekannt ist, die Grenzen des Kunstmarktes infrage zu stellen und der mit seinen Arbeiten seit Jahren für Furore sorgt. Die Ausstellung zeigt dabei eine noch nie dagewesene Präsentation mit mehr als 100 Werken des gefeierten

Street-Art-Superstars: Graffitis,

Fotografien, Skulpturen, Videoinstallationen und Drucke auf verschiedenen Materialien wie Leinwand, Stoff, Aluminium, Forex und Plexiglas wurden eigens für diese Sonderschau reproduziert und zusammengetragen.

Ausstellungszeitraum:

19. November 2021 – 20. März 2022, Tabakfabrik Linz Tickets unter www.mystery-banksy.com

Kulturreicher Herbst

Satire, Musical und schwungvolle Rhythmen: Der Musiksommer Bad Schallerbach wird im Oktober facettenreich und hochkarätig.

© Hans Leitner

ALLE TERMINE AUF EINEN BLICK

Russkaja, 7. Oktober 2021 … auch für die Seele: Die Kultband aus „Willkommen Österreich“ sorgt mit fantasievoller Feinsinnigkeit für ungewohnt langsame, beswingte Rhythmen.

Wir Staatskünstler, 13. Oktober 2021. Jetzt erst recht: In ihrem neuen Bühnenprogramm präsentieren Florian Scheuba, Thomas Maurer und Robert Palfrader eine satirische Bilanz über die politische Lage und ihre Akteure.

Mark Seibert, 20. Oktober 2021 (verschoben vom 5. März 2021)

Russkaja

Karten und Rückerstattung

Bereits gekaufte Karten behalten ihre Gültigkeit. Bei Absagen und terminlichen Verhinderungen am Ersatztermin erfolgt die Rückerstattung laut gesetzlicher Verordnung ausschließlich in Form von Musiksommer-Gutscheinen.

Wir Staatskünstler

KONTAKT

www.musiksommerbadschallerbach.at sowie Verein Kurmusik Bad Schallerbach unter Tel.: 07249/420710

ARBEIT WOHLSTAND MACHT

Bewegende Geschichten, die Steyr bis heute geprägt haben, zeigt die Oberösterreichische Landesausstellung 2021.

Aufstieg und Krise, Kampf und Rebellion, großer Luxus und kleine Freuden, Industrialisierung und Innovation. Die Oberösterreichische Landesausstellung ARBEIT WOHLSTAND MACHT zeigt noch bis 7. November 2021 am Beispiel der Stadt Steyr die Entwicklung unserer Gesellschaft – vom Mittelalter bis in die Gegenwart. An den drei Standorten Museum Arbeitswelt, Innerberger Stadel und Schloss Lamberg erzählt die Ausstellung bewegende Geschichten von Arbeiterinnen und Arbeitern, Bürgerinnen und Bürgern sowie von Adeligen, die bis heute die Stadt und die Mentalität der Menschen prägen.

HIGHLIGHTS IM HERBST:

2. Oktober: ORF Lange Nacht der Museen (bis 1 Uhr geöffnet): Eintritt in die LA21 und alle Begleitangebote um 6 Euro

2. Oktober: 17 Uhr 3. Oktober: 14 Uhr 7. Oktober: 17 Uhr ÜBER.MORGEN STEYR. Ein Audiowalk in die Zukunft (theaternyx.at)

Mehr Infos auf: www.landesausstellung.at

OÖ. Landesausstellung Steyr 2021 24. April bis 7. November ARBEIT WOHLSTAND

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG

MACHT

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