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SOLIDARISCHE LANDWIRTSCHAFT

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ICH BIN IM GARTEN

ICH BIN IM GARTEN

2 FRAUEN. 180 GEMÜSESORTEN. 0 PESTIZIDE.

Die Welt braucht Visionäre und Idealisten. Michaela Jancsy und Reingard Prohaska sind beides. Sie betreiben eine solidarische Landwirtschaft im Almtal und produzieren hochwertiges Gemüse nach eigenen Werten. „Wir sind Bio Austria zertifiziert, aber die strengsten Richtlinien sind unsere eigenen.“ Das Motto der Frauen: 180 Gemüsesorten und 0 Pestizide.

Text: Christina Tropper (Oberösterreich Tourismus) Fotos: Martin Fickert

SOLIDARISCHE LANDWIRTSCHAFT.

„Die Natur ist unsere Chefin“, sind sich Reingard Prohaska und Michaela Jancsy einig.

Stehen eine Juristin, eine niederländische Fotografin, eine Umweltpädagogin und eine Biologin im Almtal am Feld und ernten Erbsenschoten. Was nach einer launigen Anekdote klingt, ist Alltag bei „almgrün“, einem hochwertigen Gemüseproduzenten mit ausgezeichneter Qualität und der Philosophie der solidarischen Landwirtschaft. Der Betrieb befindet sich direkt vor den Toren der Grüne Erde-Welt in Steinfelden.

Arbeit mit allen Sinnen.

„Unsere Kunden können mitarbeiten, müssen aber nicht. Wir möchten aber allen Mitgliedern, die Lust darauf haben, die Möglichkeit geben, unser Gemüse und unsere Arbeit mit allen Sinnen zu erleben. Deswegen laden wir zu Mitmachtagen ein. Dann kann jeder, der einen Ernteanteil besitzt, bei uns mitarbeiten“, erzählt Michaela Jancsy. Sie und ihre Kollegin Reingard Prohaska bearbeiten einen Hektar Erde mit Mangold und Tomaten, Karotten und Zwiebeln. Insgesamt 180 Gemüsesorten werden rund um das Jahr angebaut. „Irgendwas wächst bei uns immer.“ Vielfalt ist den Bäuerinnen wichtig, bis zu 20 verschiedene Salatsorten gedeihen auf den Feldern. „Wir sind das Gegenmodell zu ‚Geiz ist geil‘.“ Und das kommt an. Die Warteliste, um einen Ernteanteil zu ergattern, ist lange. „Wir haben, was wir anbauen. Und wir bauen für 80 Kunden an, nicht für 81.“

„Uns geht es nicht um Profitmaximierung, sondern um einen achtsamen Umgang mit den Lebensgrundlagen und ein rücksichtsvolles Miteinander.“

Michaela Jancsy und Reingard Prohaska

Erntehelfer aus aller Welt.

Erntehelfer kommen nicht nur aus der Region, sondern aus der ganzen Welt. Über das Onlineportal wwoof.net reisen arbeitswillige Weltenbummler aus Japan, Kanada, den USA oder Indien an und arbeiten für Kost und Logis. Sie leben und wirken mit den beiden Frauen und bekommen so Einblicke in die Natur und Kultur der Region. „Unsere Karotten haben teilweise drei Füße. Auch wenn das Gemüse optisch nicht immer makellos ist, wir können jede Delle und Kurve erklären. Jede Frucht wird wertgeschätzt. Und der Geschmack ist sowieso unschlagbar“, erzählt Michaela Jancsy und fügt hinzu: „Wir haben da keinen Einfluss. Die Natur ist unsere Chefin!“ Die studierte Umweltpädagogin aus Wien wollte vor Jahren schon weg aus der Stadt.

Insgesamt 180 Gemüsesorten werden rund um das Jahr angebaut. Auch wenn das Obst und Gemüse nicht immer makellos ist, bei „almgrün“ wird jede Frucht wertgeschätzt.

Dann lernte sie die Biologin Reingard Prohaska kennen. Und es kam, wie es kommen musste: Die beiden suchten sich einen Flecken Erde, um gemeinsam zu arbeiten.

Die Landwirtschaft ist weiblich.

In Teilen von Asien und Afrika sind rund 60 Prozent der Landwirte Frauen. „Ja, es sind Frauen, die einen Großteil der Menschheit ernähren. Das System ist aber auf Männer ausgelegt. Das beginnt schon bei der Arbeitskleidung“, erzählt Reingard Prohaska. Um ein Zeichen zu setzen, hat der Frauenbetrieb auch allen Maschinen weibliche Namen gegeben. Die Handfräse heißt Bella, der Bauwagen Fernanda. Ganz nach dem Motto „Selbst ist die Frau“ haben sich die Unternehmerinnen viel technisches Know-how angeeignet. Ihren Traktor haben sie bei einem Wettbewerb gewonnen. Hat das Duo einmal freie Minuten – und das ist selten –, so trifft man sie am Almsee, bei Waldness oder im Grüne ErdeBistro an. „Wir leben in einer der schönsten Regionen der Welt und wollen der Natur durch unsere Arbeit auch etwas zurückgeben. Über die Grüne Erde-Welt können Interessierte geführte Touren durch den „almgrün“-Betrieb buchen.

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SOLIDARISCHE LANDWIRTSCHAFT

Mehrere private Haushalte teilen sich bei einer solidarischen Landwirtschaft die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs. Im Gegenzug erhalten die Kunden den Ernteertrag. Durch den persönlichen Bezug zueinander erfahren sowohl die Erzeugerinnen und Erzeuger als auch die Verbraucherinnen und Verbraucher die vielfältigen Vorteile einer nichtindustriellen, marktunabhängigen Landwirtschaft. So können die Landwirte am Beginn des Jahres ihren Anbau planen und wissen, dass die Produkte auch Käufer finden.

Petersilienpesto à la almgrün

Gschmackiges Pesto kann man nicht nur aus Basilikum machen. Wenn es im Sommer nach langen Arbeitsstunden am Feld schnell gehen muss mit dem Abendessen, machen wir gerne Pasta mit Petersilienpesto.

ZUTATEN:

• 1 Sträußchen Petersilie • Sonnenblumenkerne • Kaltgepresstes Sonnenblumenöl • Bergkäse gerieben (optional) • Salz • Saft und Abrieb einer Bio-Zitrone

ZUBEREITUNG:

Ein Büscherl Petersilie fein schneiden – man kann auch die Stiele verwenden – und in ein Mixgefäß geben. Sonnenblumenkerne leicht anrösten und dazugeben. Reichlich kaltgepresstes Sonnenblumenöl, geriebenen Bergkäse (weglassen, wenn es vegan sein soll), Salz, einen Schuss Zitronensaft und ein bisschen abgeriebene Schale einer Bio-Zitrone beimengen. Einen kleinen Schuss kaltes Wasser dazu, damit das Ganze schön schaumig und hellgrün wird, und mixen. Das Pesto passt auch wunderbar zu frisch gekochten Heurigen, aufs Brot, zu Gegrilltem oder ins Salatdressing. In saubere Gläser gefüllt und mit einer Schicht Öl bedeckt, kann man das Pesto auch konservieren. Im Kühlschrank hält es am längsten.

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