8 minute read
PAULUS PLOIER
HELFEN HOFFEN HEILEN
Text: Ulli Wright Foto und Bild: www.paulus-art.at
„Helfen hilft“, weiß Österreichs bekanntester Mundmaler Paulus Ploier (56), der seit einem Unfall vom Hals abwärts querschnittsgelähmt ist, aus eigener Erfahrung. Als Vizepräsident vom „Verein Rückhalt Österreich – Krisenbegleitung für Baby, Kleinkind und Familie“ hat er einen Kongress initiiert, der von 2. bis 5. Mai in der Kaiserstadt Bad Ischl stattfinden wird.
Es war ein Sprung ins zu flache Wasser, der das Leben des damals 18-jährigen Paulus Ploier von einem Tag auf den anderen völlig veränderte. „Ich war jung, voller Energie und ein leidenschaftlicher Schlagzeuger. Die Auftritte mit meiner damaligen Band IMUN waren der Mittelpunkt meines Lebens, das Tanzen mein Lebenselixier. Durch den Unfall war ich vom Hals abwärts querschnittsgelähmt“, so Paulus Ploier. Ans Aufgeben dachte der junge Mann auch in dieser schwierigen Zeit nicht. Im Rehazentrum Bad Häring entdeckte er schließlich seine Leidenschaft und sein Talent für das Malen mit dem Mund. „In der ersten Phase erlernte ich die Mundmalerei autodidaktisch, danach nahm ich drei Jahre lang Kunst- und Malunterricht. Seit 1990 unterstützt mich die Vereinigung der mund- und fußmalenden Künstler in aller Welt e. V. (VDMFK – www.vdmfk.com) und seit 23 Jahren bin ich Vollmitglied dieser weltweit tätigen Vereinigung“, schildert Ploier. Seither konnte er mit seinen Bildern zahlreiche Erfolge feiern, nahm an vielen Kunstmessen und Ausstellungen im In- und Ausland teil und ist zum bekanntesten Mundmaler Österreichs avanciert. Paulus Ploier malt immer in Verbindung mit seiner Seele und wenn er jemanden porträtiert, malt er dessen Seele. Seine bevorzugten Motive sind neben Porträts auch Landschaften und Blumenstillleben. Seine stilistischen Vorlieben sind leicht getuschte Farbskizzen, in denen er seine Motive großzügig zu Papier bringt.
Comeback als Musiker
„Heute weiß ich, dass mir die Mundmalerei eine therapeutische Heilsenergie geschenkt hat“, ist Ploier überzeugt. Und all das, was er in seinen Bildern darstellt, drückt er inzwischen auch wieder mit gleicher Intensität in seiner Musik aus. Sein starker Glaube, der Weg mit seiner Frau Monika und der unbändige Wille mit Stimmübungen einfach weiter zu singen, öffneten ihm seine Lungen und seine Stimme wieder neu. Mit seiner „Paulus‘ Painting Blues Band“ ist er sehr erfolgreich auf verschiedensten Events unterwegs und hat sogar ein Album herausgebracht.
Aber dem ist nicht genug. Paulus Ploier ist nicht nur erfolgreicher Mundmaler und Musiker, sondern auch Focusing- und Krisenbegleiter. Zudem studiert er an der Universität in Salzburg, ist Vizepräsident vom „Verein Rückhalt Österreich“ und Initiator sowie auch Veranstalter diverser Projekte. Derzeit freut er sich auf sein neues Projekt, den „3H-Kongress Helfen-Hoffen-Heilen/Krisenbegleitung für Baby, Kleinkind und Familie“, welcher von 2. bis 5. Mai 2022 in Bad Ischl über die Bühne gehen wird.
Helfen hilft
„Als Vizepräsident vom ‚Verein Rückhalt Österreich‘ weiß ich aus Erfahrung, wie wichtig es ist, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich selbst wurde vom Hilfesuchenden zum Hilfegebenden und ich weiß, dass ‚Helfen hilft‘. Daher stehen viele meiner Initiativen auch unter dem Motto ‚Helfen – Hoffen – Heilen‘. Meine Berufung ist es, Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu begleiten“, so Ploier.
„3H-KONGRESS HELFEN-HOFFEN-HEILEN“
IN BAD ISCHL
Zum 10-jährigen Jubiläum des „Verein Rückhalt Österreich“ findet von 2. bis 5. Mai der Kongress „3H Helfen-Heilen-Hoffen –Krisenbegleitung für Baby, Kleinkind und Familie“ in Bad Ischl statt. Eingeladen sind all jene, die sich für Krisenbewältigung innerhalb der Familie interessieren. Eine hochkarätige Besetzung aus Experten, Forschern und Wissenschaftlern versammelt sich im Kongress & TheaterHaus Bad Ischl und gibt einen umfangreichen Überblick über frühkindliche Entwicklung, Schwangerschaft und Geburt, belastete Mutter-Kind-Beziehungen und vieles mehr. Unter dem Motto „Beziehung, Bruch und Bindung – Für Bindung ist es nie zu spät“ werden beim Kongress Probleme, der Umgang damit und Erfolge aufgezeigt. Zum Beispiel berichtet der Arzt, Theologe und Psychotherapeut Dr. Terence Dowling zum Thema „Die vier Phasen der frühkindlichen Entwicklung“ oder die Klinische und Gesundheitspsychologin Mag.a Judith Raunig beleuchtet das Thema „Wenn der Kaiserschnitt seelische Narben hinterlässt“.
AUSSTELLUNG DER MUND- UND FUSSMALENDEN KÜNSTLER
Gleichzeitig und in das Kongressprogramm integriert startet unter dem Motto „KUNST heilt“ die Ausstellung der mund- und fußmalenden Künstler in aller Welt (VDMFK), die bis Ende September im Kongress & TheaterHaus Bad Ischl zu sehen sein wird. Neben Paulus Ploier aus Strass im Attergau, Lea Otter aus Innsbruck und Rouhollah Sedighi aus Linz gibt auch die bekannte italienische Fußmalerin Simona Atzori Einblicke in ihre künstlerische Arbeit. Zahlreiche Interviews und eine Live-Malvorführung zur Eröffnung der Vernissage komplettieren das Programm und „Die Krauthäupl Musi“ aus St. Georgen im Attergau sorgt für gute Stimmung.
Die Teilnahme am Kongress ist für alle Interessierten kostenlos. Einzige Voraussetzung für eine Teilnahme ist die rechtzeitige Anmeldung beim TVB Bad Ischl unter Tel.: 06132/27757.
Die alten Denker
UND DER ZEITGEIST
Franz Doppelbauer aus Gmunden ist Lehrer mit einer großen Liebe zu Philosophie und Literatur. Diese hat ihn dazu veranlasst, ein Buch zu schreiben, das klug, witzig und skurril zugleich ist: Er verwickelt darin fiktiv (längst) verstorbene Geistesgrößen in heutige Debatten. Ein Gespräch mit dem Autor.
Text: Maria Russ Fotos: privat, Shutterstock
Der Titel seines neu erschienenen Erstlingswerkes ist beinahe so lang wie dessen Entstehungsgeschichte: „Lustige, legendäre, skurrile und unvergessliche Begegnungen zwischen Sokrates, Schopenhauer, Mephisto, Paganini, Hesse, Kafka und dem Zeitgeist“ verlangte dem Autor ein hohes Maß an Vorarbeit ab. Solch gewiefte wie witzige Gespräche zwischen bekannten Persönlichkeiten der Geistesgeschichte schüttelt sich niemand einfach aus dem Ärmel, Franz Doppelbauer beschäftigt sich gar seit Jahrzehnten intensiv mit Sokrates, Schopenhauer, Kafka und Co. Dies allerdings nicht nur für das Buch, sondern vor allem aufgrund eines tiefen Interesses und einer echten Begeisterung für die großen Denker der Vergangenheit. In dem überaus lesenswerten Buch finden sich Monologe wie auch fiktive Gespräche zwischen bekannten Persönlichkeiten, etwa spricht Niki Lauda mit Günther Anders, der Philosoph Arthur Schopenhauer mit „genderbeauftragten Damen des Österreichischen Parlaments“, Jean-Jacques Rousseau tritt beim Treffen der EU-Bildungs- und Unterrichtsminister in Brüssel auf oder Sokrates befindet sich am G-20-Gipfel in Rom. Was den in Gmunden lebenden Lehrer und Buchautor Franz Doppelbauer zu dem Buch bewogen hat und was er dem Leser damit mitteilen möchte, erfuhren wir im Gespräch.
Sie waren Lehrer für Deutsch, katholische Religion, ECHA (Diagnose und Förderung von Hochbegabten) und Ethik am Gymnasium Schloss Traunsee in Gmunden und unterrichten nun „Ethik für Mediziner“ an der HFH in Linz. Wann haben Sie Ihre Liebe zum Schreiben entdeckt? Und woher kam die Idee zu einem so außergewöhnlichen – und außergewöhnlich fantastischem – Buch? Franz Doppelbauer: Meine Liebe zum Schreiben entdeckte ich als Jugendlicher – ich schrieb viele Gedichte und Erzählungen, welche unveröffentlicht blieben. Goethes, Hesses und Thomas Bernhards Sprache – in allen Werken – hat mich dermaßen fasziniert, dass ich selber ein Buch über Leseerfahrungen und spannende literarische und ethische Diskussionen mit Schülern und Freunden, vor allem über die großen Philosophen, und über meine Begegnungen und Erkenntnisse bei meinen vielen Reisen schreiben wollte.
In Ihrem Vorwort schreiben Sie: „Das Buch will nicht moralisieren und belehren, sondern unterhalten und für die großen Denker, geistigen Väter und kritischen Mahner begeistern.“ Unterhaltsam ist Ihr Buch allemal. An wen richtet es sich? Mein Buch richtet sich an alle neugierigen Leserinnen und Leser, die auch auf der Suche nach dem ganz Großen, nach dem tiefsten Sinn im Leben, abseits von allem oberflächlichen, banalen alltäglichen Geschwätz, sind. Die großen Denker, Philosophen und Propheten, welche immer schon mutig und kritisch – oftmals unter Einsatz ihres Lebens (siehe Sokrates) – gegen die Dummheiten und Gemeinheiten ihrer Zeit die Stimme erhoben, sie werden in den einzelnen Kapiteln so vorgestellt, dass man auch heute ihre Sprache und ihre Anliegen gut verstehen kann – sie „sprechen“ unsere heutige Sprache. Jede und jeder, besonders Jugendliche,
LEHRER UND AUTOR. OStR Prof. Mag. Franz Doppelbauer
soll für die Schönheit der Sprache, den geistigen Reichtum und die ethischen Erkenntnisse unserer geistigen Väter begeistert werden.
Mit einem Augenzwinkern hinterfragen Sie im Buch den Zeitgeist, der mitunter groteske Züge annimmt, so etwa beim Thema „Gendern“ oder wenn Geistesgrößen, deren Denken uns seit Jahrhunderten prägt, plötzlich des Rassismus bezichtigt werden. Kann man dem nur humoristisch begegnen? Nein, aber manche zeitgeistigen Entwicklungen und Handlungen unserer „Stars und Sternchen“ aus Politik und Gesellschaft sind dermaßen absurd und grotesk, dass diese nicht unwidersprochen bleiben dürfen. Wer hätte etwa geglaubt, dass es in Europa heutzutage noch zu einem so brutalen Angriff eines Landes auf ein anderes kommen würde oder dass bei Präsidenten von Weltmächten nachweislich Lüge, Gewalt und Meinungsterror in ihrem politischen Geschäft dominieren? Dass Sprachverrohung im politischen Diskurs und bei Debatten im Parlament und in gewissen Medien so überhandnehmen? Ich will aufzeigen, dass die Würde des Menschen und der gesamten Schöpfung, Toleranz, der Glaube an das Gute, die Ethik wichtig und überlebenswichtig sind, dass es heute aber auch viel Erfreuliches, Spirituelles und Positives gibt – was besonders in den Kapiteln sieben und zwölf zur Sprache kommt.
Im Buch finden sich Monologe wie auch fiktive Gespräche zwischen bekannten Persönlichkeiten. Etwa spricht Niki Lauda mit Günter Anders oder Schopenhauer mit „genderbeauftragten Damen des Österreichischen Parlaments“. Verstorbene fiktiv in heutige Debatten zu involvieren – Sie müssen sich mit jenen sehr intensiv befasst haben ... Ja, über Jahrzehnte! Ich liebe die großen Denker und Propheten der großen fernöstlichen Religionen, der indigenen Völker, der antiken und abendländischen Geschichte. Ihre hohen Werte und Ideale scheinen vergessen und verdrängt worden zu sein; es braucht sie aber, um in der Gegenwart und Zukunft Antworten auf die drängenden aktuellen Fragen in Ökologie, Gesellschaft, Bildung, Weltfrieden usw. zu geben. Die Kinder und Jugendlichen von heute haben es verdient und ein Recht darauf, abseits von Materialismus und empathieloser Oberflächlichkeit das große Ganze im Auge zu behalten, auf dass die Welt eine bessere werde.
BUCHTIPP BEGEGNUNGEN zwischen Sokrates, Schopenhauer, Mephisto, Paganini, Hesse, Kafka und dem Zeitgeist; Novum Verlag, ISBN 978-3-99131-129-4, € 15,95 Das Buch ist im Qualitätsbuchhandel und online unter „office@novumverlag.com“ erhältlich.