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Seegrün

SEEGRÜN-INHABERINNEN. Julia Balaz-Hecht und Zivana de Kozierowski, langjährige Redakteurin von UNSER SALZKAMMERGUT, in der Traungasse in Gmunden, eine der ältesten Gassen der Stadt.

NEU IN GMUNDEN.

seegrün in der Traungasse lädt zum Verweilen ein und bietet schöne Produkte, die von Massenware und Wegwerfgesellschaft weit entfernt sind.

ES GRÜNT SO seegrün ...

Seit Mitte Juni ist die Gmundner Altstadt um einen kleinen, feinen Laden reicher. Im seegrün in der Traungasse 12 bieten Zivana de Kozierowski und Julia Balaz-Hecht auf 30 Quadratmetern edle Produkte, Lebensart und Kultur an und zeigen stilbewusst auf, wie man leerstehende Innenstadtlokale mit viel Herzblut und Kreativität zum Leben erwecken kann.

Text: Ulli Wright Fotos: Monika Löff

STILECHT. Ihren Laden haben Zivana und Julia in Eigenregie renoviert und gestaltet. Aufgrund von Nachfragen bieten sie künftig auch Wandgestaltung und konzeptionelle Gestaltung von Räumen an.

Handgemachter Schmuck aus alten venezianischen Glasperlen, kunstvolle Fotoprints aus dem Salzkammergut hinter Acrylglas, Schals aus handgewebten Leinenstoffen, recycelte Gläser aus kleinen und großen Vöslauerflaschen – betritt man den Laden seegrün in der Traungasse 12 in Gmunden, kommt man aus dem Staunen so schnell nicht mehr heraus. Den beiden kunstsinnigen Freundinnen Zivana de Kozierowski und Julia Balaz-Hecht ist es gelungen, aus einem leerstehenden Geschäftslokal einen hippen Innenstadtladen zu machen. „Wir haben immer wieder davon gesprochen, einen kleinen Laden in der Gmundner Innenstadt zu eröffnen, aber lange Zeit nicht das Passende gefunden. Eines Tages war es dann soweit und Julia entdeckte den kleinen, leerstehenden Raum in der Traungasse“, schildert Zivana de Kozierowski und erzählt, dass es danach genau eine Stunde gedauert hat, bis der Entschluss gefallen war, diesen zu mieten. „Auch der Name ‚seegrün‘ war bei einem Glas Prosecco schnell gefunden“, lacht Julia Balaz-Hecht und erklärt, dass seegrün für das Lebensgefühl im Salzkammergut, inspiriert von Wasser, Natur und Landschaft, steht, was sich in Form von zeitgenössischer Fotografie, Glaskunst und anderen stilvollen, handgemachten Dingen im Laden widerspiegelt.

TRADITIONELLES HANDWERK & MODERNES DESIGN

„Wir bieten eine Auswahl schöner Produkte aus traditionellem Handwerk in Verbindung mit modernem Design. Nachhaltigkeit und fairer Handel sind für uns dabei unumgänglich“, erklärt Zivana de Kozierowski das Konzept. Über ihre berufliche Tätigkeit als freischaffende Journalistin und SetDesignerin für FotografInnen hat sich die zweifache Mutter im Lauf der Zeit viele Kontakte zu KünstlerInnen, FotografInnen und KunsthandwerkerInnen aufgebaut. „Unser Fokus liegt zwar auf Regionalität, diese wird aber nicht vorausgesetzt, daher bieten wir, wenn sie zu unserem Konzept passen, auch besondere Produkte von ProduzentInnen aus ganz Österreich an“, so Vierfachmama Julia Balaz-Hecht, die seit 15 Jahren für den Einkauf eines oberösterreichischen Unternehmens zuständig ist und in erster Linie den administrativen und buchhalterischen Part im seegrün innehat.

KONZEPT GEHT AUF

Ihre langjährigen Jobs haben die beiden Gmundnerinnen trotz der Eröffnung ihres Ladens nicht an den Nagel gehängt. seegrün hat 25 Stunden die Woche für KundInnen geöffnet und dient für Zivana darüber hinaus auch als „Schreibwerkstatt“. Und das Konzept geht auf. „Die Reaktionen, die wir von den BesucherInnen bekommen, sind einfach unglaublich und

„NACHHALTIGKEIT UND FAIRER HANDEL SIND FÜR UNS UNUMGÄNGLICH.“

MARKENZEICHEN. Der Fisch kommt im seegrün in vielen Varianten vor.

haben unsere Erwartungshaltung bei Weitem übertroffen“, schwärmt Julia. „Die Mischung aus coolen, zeitgemäßen und traditionellen Dingen kommt irrsinnig gut an und es ergeben sich auch schöne Synergien mit anderen GeschäftsInhaberinnen. So stellen wir zum Beispiel derzeit für eine ‚Kollegin‘ aus der Nachbarschaft in unserem Laden Bilder aus“, freut sich Zivana und ergänzt, dass sie und Julia mit ihrem Konzept auch aufzeigen wollen, dass man mit etwas Kreativität leerstehende Geschäftslokale in der Innenstadt beleben kann. Voraussetzung ist natürlich auch die Verfügbarkeit von erschwinglichen Geschäftslokalen.

AUSSTELLUNGEN, RAUMGESTALTUNG & LESUNGEN

Auch für die Zukunft haben sich die beiden Freundinnen einiges vorgenommen. So sollen etwa in Kooperation mit Kreativen und Kunstschaffenden Produkte in Form von kleinen Sondereditionen entstehen, und –aufgrund von Nachfragen – bieten sie künftig Wandgestaltung und konzeptionelle Gestaltung von Räumen an. Zusätzlich werden sie auch kleinen, feinen Events wie Buchpräsentationen oder Ausstellungen einen Raum geben. Ein Besuch im seegrün ist wie ein Besuch bei guten Freundinnen. Man trifft sich, plaudert und taucht ein, in eine Welt, die von Massenware und Wegwerfgesellschaft weit entfernt ist. „Traut euch“, lautet der Appell von Zivana de Kozierowski und Julia Balaz-Hecht, die mit seegrün das beste Beispiel dafür liefern, dass man mit viel Liebe, Kreativität und innovativen Ideen seine Träume verwirklichen kann.

UNIKATE. Handgemachter Schmuck, Porzellan und Keramik sowie mundgeblasene Gläser und künstlerische Fotografien – Massenware findet man im hippen Altstadtladen nicht.

KONTAKT

seegrün Lebensart und Kultur

Traungasse 12 | 4810 Gmunden

Öffnungszeiten: Dienstag: 9 – 14 Uhr Donnerstag: 9 – 12 Uhr, 14 – 17 Uhr Freitag: 9 – 12 Uhr, 14 – 17 Uhr Samstag: 9 – 13 Uhr

atelier@seegruen.at Instagram: seegruentraunsee

Vom Grünberg, dem Hausberg der Gmundner, hat man nicht nur einen traumhaften Blick auf den Traunsee. Bei einer Wanderung gibt es allerhand Spannendes zu entdecken.

Sagenhafter rünbergG

MÄRCHENHAFT.

Von links: Ein Teil des Grünbergs, mittig der Traunstein und ganz rechts der Erlakogel, besser bekannt als „Schlafende Griechin“, deren Profil ein liebeskranker Riese in den Berg gemeißelt haben soll.

Bei der Naturschauspiel-Führung „Sagenhafter Grünberg“ durften wir die Wald- und Faunawelt links und rechts vom Weg auf den Gmundner Hausberg ganz bewusst erleben. Wald- und Kräuterpädagoge Christof Buchegger erzählte uns unterwegs berührende Märchen, erstaunliche Fakten und spannende Mythen über Pflanzen von A bis Z.

Text: Elisabeth Buchegger Fotos: Christof Buchegger, Martin Fickert, PIXABAY Jeden zweiten Samstag im Monat kann man von Mai bis Oktober der spannenden Tour vom „Naturschauspiel“ mit dem Wald- und Kräuterpädagogen Christof Buchegger am Grünberg beiwohnen. Treffpunkt ist die Seilbahnstation am Gipfel des beliebten und allbekannten Grünbergs. Dort erwartet uns Christof Buchegger, unser heutiger Naturvermittler, bereits mit einer Handvoll interessierter Leute, die so wie wir seinen spannenden Geschichten lauschen werden. Der ausgebildete Wald- und Kräuterpädagoge ist seit der Gründung des „Naturschauspiels“ vor zwölf Jahren mit Begeisterung dabei und macht gemeinsam mit seiner Kollegin, Gertraud Pühringer, abwechselnd die Samstagstour rundum die Pflanzen-

„ICH BIN DER VERMITTLER ZWISCHEN PFLANZE UND MENSCH.“

Christof Buchegger

oase. Die Führung dauert circa drei Stunden und der 49-jährige Gmundner begleitet uns vom Treffpunkt bis zum Laudachsee, wo die Wanderung nach einer Runde um den See beim Gasthaus Ramsaualm endet. „Manchmal kommen mir einige Gäste schon etwas früher abhanden. Vor allem wenn der Durst groß ist, kehren manche lieber schon früher ein“, lacht Buchegger. Um zehn Uhr geht’s endlich los: Der Naturkenner begrüßt uns herzlich zur heutigen Führung. „Wir schauen links und rechts vom Weg, was dort wächst, und wir tauchen in die Sagen- und Mythenwelt ein. Ich bin quasi der Vermittler zwischen Pflanze und Mensch“, stellt sich Buchegger vor, ehe wir losstarten.

DER ALLESKÖNNER: DIE BRENNNESSEL

Nach nur wenigen Gehminuten bleiben wir bei der allbekannten und (leider) vielfach gehassten Brennnessel stehen. Denn viele kennen sie nur als nerviges, schmerzauslösendes Gewächs und gehen ihr daher lieber aus dem Weg. Aber was viele nicht wissen: Die Pflanze kann man vielseitig verwerten und verwenden. Einerseits kann man die Nessel kulinarisch auf den Teller und auch in den Tee bringen, andererseits kann man aus dem faserigen Stängel Textilien herstellen. Christof Buchegger erklärt, dass das Volk im Ersten Weltkrieg von der k. u. k. Armee sogar aufgerufen wurde, die Brennnessel zu sammeln und zum Heer zu bringen, um der damaligen Knappheit der Rohstoffe entgegenzuwirken. Auch einen lustigen Fakt hat er für uns parat: „Früher hatten die Wachleute oft eine Brennnessel dabei und nesselten sich, um sich vor dem Einnicken zu schützen. Also quasi unser heutiger Kaffee – nur etwas schmerzhafter“, schmunzelt Buchegger. Die ganze Gruppe betrachtet fasziniert die kleinen, unter dem Blatt angesiedelten Brennhaare, die das unangenehm brennende und juckende Gefühl auslösen können, bevor wir zu unserem nächsten Stopp weitergehen.

VATER-TOCHTER-TOUR.

Für diesen Artikel machte Unser Salzkammergut-Praktikantin Elisabeth Buchegger die NaturschauspielFührung „Sagenhafter Grünberg“, die ihr Papa Christof regelmäßig anbietet.

BRENNNESSEL.

Warum die Brennnessel früher auch bei Wachleuten eingesetzt wurde, erfährt man bei der Wanderung.

TOLLKIRSCHE.

Wunderschön, aber giftig, also Finger weg!

HOLLER.

Wussten Sie, dass es zwischen Holler und Frau Holle einen Bezug gibt?

DIE DROGE IM WALD –DIE TOLLKIRSCHE

Unser nächster Halt führt uns zur Tollkirsche. „Obwohl der Verzehr weniger Beeren zum Tod führen kann, haben wir sie wahrscheinlich schon alle konsumiert“, wirft Christof Buchegger ein. Das versetzt uns ins Staunen. „Beim Augenarzt wird uns nämlich ein Mittel mit den Inhaltsstoff en der Tollkirsche, auch Belladonna genannt, ins Auge geträufelt, um die Pupillen zu weiten“, klärt uns der Waldpädagoge auf. Außerdem wirkt die Kirsche wahrnehmungsverändernd und ist wegen ihrer Süße vor allem für Kinder eine sehr verführerische Giftpfl anze. Auch wenn die „Belladonna“ mit ihren glänzenden Früchten noch so lockt, Finger weg von dieser giftigen Pfl anze!

DER HOLLER UND DIE FRAU HOLLE

Beim Holunder angekommen, erfahren wir, dass er im Volksglauben wirklich einen Bezug zum bekannten Märchen „Frau Holle“ hat. „Laut einigen Mythen ist der umgangssprachlich genannte ‚Holler‘ nämlich mit der Unterwelt verbunden und auch die alte Dame aus dem Märchen soll die Herrin einer anderen Welt symbolisieren“, erzählt uns Christof Buchegger. Die als heilig angesehene Pfl anze wurde früher vielfach verehrt. Kleine Opfergaben wurden vor die Pfl anze gelegt und Verletzte suchten dort Unterstützung für ihre Heilung. Außerdem ist immer noch in manchen Köpfen verankert, dass man den Holler nicht schneiden darf, da ansonsten ein Unheil droht. Dazu gibt es sogar eine Bauernweisheit: „Bauer, willst du aus

dem Leben scheiden, musst du fl eißig Holler schneiden.“ Und noch etwas erfahren wir von Christof Buchegger: Es gibt zwei Holunderarten, den weißen und den dunklen Holler. Die beiden kann man vor allem in der Frühreife nur schwer voneinander unterscheiden. Um welche Art es sich letztendlich handelt, kann man an dem Mark, also dem Inneren des Stängels erkennen. Denn der dunkle Holler hat ein weißes Mark, während der weiße oder rote Holler ein schwarzes Mark hat. Der weiße Holler bildet zur Reife rote Hollerbeeren, daher der zweifache und etwas verwirrende Name.

„BAUER, WILLST DU AUS DEM LEBEN SCHEIDEN, MUSST DU FLEISSIG HOLLER SCHNEIDEN.“

DES BAUMES TODESURTEIL: DER BORKENKÄFER

Bei einer ziemlich mitgenommenen, kranken Fichte bleiben wir erneut stehen. Ein Specht hat große Löcher in die Rinde geschlagen, denn da fi ndet er ausreichend Futter in Form von Borkenkäfern. Das braune, kleine Insekt zählt nicht zu den beliebtesten Lebewesen im Wald. Der Schädling zerfrisst nämlich ganze Wälder und besiedelt am liebsten Fichten. „Genau deshalb sind Monokulturen der Fichte sehr risikoreich. Der Käfer ist grundsätzlich sehr ‚faul’ und fl iegt nicht gerne weit. Da bietet sich für ihn nichts besser an, als ein Wald, wo jeder Baum schmeckt“, erklärt uns der Waldpädagoge. Am Grünberg sind auch einige Lockstoff fallen für Borkenkäfer aufgestellt. „Diese dienen primär nicht zur Bekämpfung des Insekts, sondern zur Evaluierung, ob hier ein Käferproblem vorliegt“, so der gebürtige Gmundner.

BORKENKÄFER.

Fauler und unbeliebter Schädling.

LAUDACHSEE.

Mit der Umrundung des Bergsees und einer Einkehr in die „Ramsaualm“ endet die „Sagenhafter Grünberg“-Tour.

LIEBE STECKT IM BERG

Auf unserem Weg zum Laudachsee machen wir noch bei vielen Pflanzen halt und erfahren zum Beispiel etwas über das Weidenröschen, den Bärenklau, den Schachtelhalm, die Vogelbeere und noch andere Pflanzen. Aber auch die Märchen und Mythen, die uns Grünberg-Kenner Christof Buchegger entlang des Weges erzählt, machen die Wanderung extrem kurzweilig. Uns Frauen hat es vor allem die Liebesgeschichte vom Blondchen und dem Riesen Erla angetan, von dem es sehr viele unterschiedliche Erzählungen gibt ... Der Riese Erla und die Nixe Blondchen vom Laudachsee lernten sich an den Ufern des Bergsees kennen und waren unsterblich ineinander verliebt. Erla baute für ein gemeinsames Zusammenleben sogar ein Schloss im See, das wir heute alle unter dem Namen „Schloss Ort“ kennen. Eine Hexe verwandelte die beiden vorübergehend in Menschenform, um im gemeinsamen Heim wohnen zu können. Eigentlich schien ihrem Glück nichts im Wege zu stehen, bis Blondchen offenbarte, dass ein Nixenglück immer nur einen Sommer lang wahren würde. Und so sollte es auch sein: Als das erste Laub den Herbst einläutete, wurde Blondchen unsterblich krank. Keine Ärzte und Hexen konnten es verhindern – Blondchen starb. Darüber war Erla so verzweifelt, dass er sich als Riese wieder in die Berge zurückzog und aus Liebe und Trauer ihr Antlitz in den Berg meißelte. Und noch heute kann man aus so mancher Perspektive die Gesichtszüge der „Schlafenden Griechin“ im Erlakogel erkennen.

FAST AM ZIEL

Freude macht sich breit, als wir unser Ziel, den Laudachsee, sehen. Eingebettet in die schöne Landschaft glitzert der kleine Bergsee in der Sonne. Im Sommer bietet sich dieser auch zum Abkühlen an. Obwohl die Ramsaualm schon zu sehen ist und zur Erfrischung lockt, entscheiden wir uns, noch den See zu umrunden, was sich bei Bucheggers weiteren Erzählungen in jedem Fall lohnt. Bevor die Tour „Sagenhafter Grünberg“ für uns zu Ende geht, kehren wir noch gemeinsam mit unserem Wald- und Kräuterpädagogen im Gasthaus ein.

Wer wissen möchte, welch faszinierenden Pflanzen in der Naturoase am Grünberg zu finden sind, neugierig ist, mehr über Borkenkäfer, Specht und Co. zu erfahren oder in das „Märchen der sieben Brünnlein“ eintauchen möchte, sollte sich noch bis Ende Oktober zur gewitzten und spannenden Tour aufmachen und an den laufenden Veranstaltungen teilnehmen, die übrigens auch bei Schlechtwetter stattfinden. Auch individuelle Touren sind buchbar.

TERMINE „SAGENHAFTER GRÜNBERG“ • noch am 17.09., 01.10. und 15.10.22 jeweils von 10 bis 13 Uhr • Treffpunkt: Gmunden, Karl-Josefvon-Frey-Gasse 4 (Bergstation der Grünbergseilbahn), Dauer ca. drei Stunden sowie individuelle Termine für Gruppen nach Vereinbarung. Anmeldungen zum „Sagenhaften Grünberg“ sind online und per Mail unter naturerfahren@gmx.at möglich. • Infos und Anmeldung für weitere 137 Naturschauspiele in Oberösterreich, die von mehr als 200 Guides vermittelt werden unter: www.naturschauspiel.at

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