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RÄUCHERN MIT DER KRÄUTERHEXE
Räuchern
MIT DER KRÄUTERHEXE
In den Raunächten vom 25. Dezember bis zum 6. Jänner duftet es am Ferienhof von Silke Antensteiner in Zamsegg nach Beifuß, Thymian und Fichtenharz. Die ausgebildete Kräuterpädagogin lebt damit eine lange Tradition – das Räuchern. Das mystische Ritual soll Glück und positive Energie im neuen Jahr verbreiten. Gerne gibt sie ihr Wissen weiter.
Fotos: Oberösterreich Tourismus/Martin Fickert
Fast meditativ steigen in der alten Bauernstube in Zamsegg blaugraue Rauchschwaden auf. Man inhaliert die Kräuter förmlich.
Die Kräuter findet Silke Antensteiner vor der Haustüre. Auf ihrem Bauernhof bietet die dreifache Mutter auch spezielle Kräuterwochenenden an.
„Ich bin eine echte Kräuterhexe“, sagt Silke Antensteiner, lächelt dabei und zündet mit einem Holzspan getrocknete Kräuter aus dem hauseigenen Garten und der Natur in einer Räucherschale an. Sie sitzt dabei in der alten Bauernstube, trinkt einen Schluck Tee aus selbst gepflückten Kräutern und fügt gleich hinzu: „Für mich ist Kräuterhexe kein Schimpfwort, vielmehr eine Berufsbezeichnung.“ Überall am Hof sieht man große Glasgefäße mit getrockneten Blüten, Kräutern und Stauden. „Zu den Grundkräutern beim Räuchern zählt jedenfalls der Beifuß, der leicht brennbar ist. Auch Johanniskraut und Rosenblätter sowie Lavendel sind beliebte Räucherzutaten“, erzählt Silke Antensteiner fachkundig und atmet tief ein. Die ganze Stube hat mittlerweile einen bittersüßen und zugleich schweren Duft. Fast meditativ steigen blaugraue Rauchschwaden auf und tänzeln zur rustikalen Holzdecke hinauf. Man inhaliert die Kräuter förmlich.
Sinnesreize und Emotionen
Bereits die Kelten räucherten mit Beifuß. Damals war man der Meinung, so böse Geister vertreiben zu können. Wem das nun zu wenig wissenschaftlich erscheint, dem sei an dieser Stelle gesagt: Die feinen Räucherdüfte können nachweislich die Stimmung aufbessern und zaubern weihnachtliche Atmosphäre ins ganze Haus. Denn: Räucherrituale wirken nicht allein über den Geruchssinn auf das Wohlbefinden, sondern über das limbische System, in dem das Gehirn Emotionen und Sinnesreize verarbeitet, sogar auf das Langzeitgedächtnis. Durch das Verbrennen gelangen die Wirkstoffe der Pflanzen aber auch in die Luft, werden eingeatmet und gelangen somit in den Blutkreislauf.
Laut Überlieferung ist besonders das Lüften im Anschluss an eine Räucherzeremonie besonders wichtig, damit auch symbolisch das Negative das Haus verlässt.
WANN SIND DIE RAUNÄCHTE?
Vermutlich gehen die Raunächte auf den germanischen Mondkalender zurück. Denn ein Mondjahr umfasst 354 Tage, unser Sonnenjahr besteht aber aus 365/366 Tagen. So entsteht eine Differenz von elf bzw. zwölf Tagen. Je nach Region unterscheidet sich die Anzahl der Raunächte. Diese besonderen Tage werden „die Nächte zwischen den Jahren“ genannt und einem Mythos zufolge sind an diesen Tagen die Kräfte der Natur außer Kraft gesetzt und die Tore zu einer anderen Welt stehen offen.
DIE VIER WICHTIGSTEN RAUNÄCHTE SIND:
• die Nacht vom 21. auf den 22. Dezember. Sie wird auch
Thomasnacht genannt. • der Heilige Abend vom 24. auf den 25. Dezember • die Neujahrsnacht vom 31. Dezember auf den 1. Jänner • die Nacht vom 5. auf den 6. Jänner In diesen vier Raunächten werden Haus und Hof geräuchert, um Schutz für die darin lebenden Menschen und Tiere zu bringen.
Silke Antensteiner
WAS IN DER RÄUCHERSCHALE LANDET
BEIFUSS:
wirkt anregend, reinigend und soll Schutz geben
JOHANNISKRAUT UND KÖNIGSKERZE:
stimmungsaufhellend
THYMIAN:
gut für die Atemwege und die Nerven
ROSENBLÄTTER:
Herzenskraft
WACHOLDER:
desinfiziert und wirkt aufbauend, heilend und reinigend
LAVENDEL:
reinigt, desinfiziert und beruhigt
BALDRIANWURZEL:
schafft Harmonie und beruhigt
SALBEI:
reinigend, erfrischend, gedächtnisstärkend und aufbauend Silke Antensteiner ist gebürtige Linzerin und hat einige Zeit in Salzburg gelebt. Die Bäuerin und Mutter dreier erwachsener Kinder hat die Liebe zur Landwirtschaft aber relativ bald entdeckt. „Das Leben hier am Hof ist nicht langsamer, aber erfüllter – sowohl mit Arbeit als auch mit Natur.“ Das schätzen die Gäste. Denn neben Milchwirtschaft, Lämmerzucht und Almwirtschaft bietet Antensteiner auch Urlaub am Bauernhof an und weiht ihre Besucher bei speziellen Kräuterwochenenden in die Kräuterkunde ein – mit Blick auf das Tote Gebirge versteht sich. Dazu gibt es hausgemachten Lindenblütensaft und natürlich Kräuterweckerl mit selbst gemachter Kräuterbutter. Die Landwirtin wandert mit ihren Gästen durch die Natur, sammelt Blüten und Blätter und stellt damit auch Liköre oder Lippenbalsame her.
RÄUCHERN – EINE ANLEITUNG
WAS MAN BRAUCHT:
RÄUCHERPFANDL (kann theoretisch auch ein altes Metallpfännchen sein) RÄUCHERKOHLE
FRISCHE ODER GETROCKNETE KRÄUTER
nach Lust und Laune, auch Tannenreisig ist möglich
EVENTUELL HARZE
Räucherkohle anzünden. Sobald die Glut gut glimmt, Kräuter, Tannennadeln oder Harze darauf legen, bis ein fein duftender Rauch aufsteigt. Anschließend von Raum zu Raum gehen und den Rauch in alle Räume einziehen lassen. Auf Höfen werden auch die Ställe geräuchert. Wichtig ist, nach dem Räuchern die Fenster zu öffnen, damit Rauch und böse Geister Haus und Hof verlassen.
Als spiritueller Mensch schöpft Silke Antensteiner aber natürlich nicht nur Kraft aus den Kräutern, sondern vor allem aus der Natur rund um sie herum. Wenn die Zeit es erlaubt, so verbringt sie gerne ihre Nachmittage am Pießling-Ursprung, einer der größten Karstquellen Europas, und lauscht dem Getöse der mächtigen Wassermassen. Oder sie lässt ihre Gedanken beim Stoderer Weitblick in die Ferne schweifen. „Wir leben hier, wo andere Urlaub machen. Dafür bin ich sehr dankbar.“
Als spiritueller Mensch schöpft Silke Antensteiner Kraft aus der Natur rund um sie herum.
Echte Begegnungen wie jene mit Silke Antensteiner finden Sie im Online- magazin von Oberösterreich Tourismus: oberoesterreich.at/magazin. Angebote für Ihren Urlaub am Bauernhof gibt es unter urlaubambauernhof.at/oberoesterreich.