Megaron_der Urtyp des Hauses

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Μέγαρον Megaron - der Urtyp des griechischen Hauses


Arbeit zur Vorlesung Architekturgeschichte 1!

Inhaltsverzeichnis ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! !

Vorwort Definition Zeitliches Geschichtliche Entwicklung Haustypen Megaron Celle Astylos Antenhaus Apollonheiligtum Säulen Bautechnik Rekonstruktion Sekundäre Quellen Vom Megaron zum Tempel Hausarchitektur und Gesellschaft Korridorhaus Literaturnachweis

Manuel Gegenhuber


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Vorwort Die Architekturgeschichte versteht sich hauptsächlich als Kultur der monumentalen Bauten, wobei die private Architektur einen geringeren Stellenwert in der Forschung inne hat. In dieser Arbeit wird hauptsächlich private Architektur analysiert, da sie einen wesentlichen Grundstein für die spätere europäische Kultur legt. Die mykenische Hausarchitektur ist nicht nur ein Teilgebiet der mykenischen Baukunst, sie steht trotzt unterschiedlicher Aufgabe und Gestaltung nicht im Gegensatz zur Palastarchitektur. (1) Die oft in der Literatur vollzogene Trennung von Haus und Palastarchitektur ist nicht gerechtfertigt. (2) Definition

Das Wort Megaron hat in der Antike und in der Architekturgeschichte mehrere Bedeutungen. Der Plural dieses Wortes lautet Megara. Das Wort selbst hat seinen Ursprung im Altgriechischen und bedeutet „Haus“ beziehungsweise „Gemach“ Megaron wird allgemein als ein im östlichen Mittelmeerraum weit verbreiteter Bautyp verwendet, als auch im engeren Sinn als Beschreibung für einen der drei Hauptteile des antiken griechischen Hauses. In der Fachsprache der Archäologen ist der Megaron ein langgestreckter rechteckiger Raum. Dieser ist entweder mit einer einfachen oder doppelten Vorhalle ausgestattet. Meistens wurden zwei Säulen als Raumabschluss verwendet. Dadurch ergibt sich vor dem Wohnraum eine Säulenhalle. Dieser nun entstandene Raum wird in der Architektur als Ante bezeichnet. Der Eingang befindet sich zentriert in der Mitte der Schmalseite des Baukörpers. (3) Darüber hinaus muss angemerkt werden, dass das Wort Megaron nicht nur in architekturgeschichtlicher Weise ein wichtiger Begriff ist, sondern auch aus archäologischer Sicht Bedeutung hat. So hat L. Deroy das Wort Megaron als Raum, „in dem das Herdfeuer brennt“ gedeutet. Dieser gilt als typischer Mittelpunkt eines festländischen griechischen Hauses vom späten Neolithikum bis in die geschichtliche Zeit. Dieser Herdraum tritt in Häusern verschiedenen Typs und verschiedener Größe auf. Zeitliches Diese Urform des griechischen Hauses ist nach dem Stand der Archäologie schon im mittleren Neolithikum entstanden. Das Neolithikum bezeichnet den Zeitraum von 5 500 bis 2 200 vor Christus und wird im Allgemeinen als Jungsteinzeit bezeichnet. (4) Den Zeitraum von 1600 bis 1050 vor Christus bezeichnet man als Späthelladikum und entspricht der sogenanten späten Bronzezeit am griechischen Festland. Dieser Zeitraum stand ganz stark unter dem Einfluss der mykenischen Kultur und gilt als erste Hochkultur am europäischen Festland.(5)


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Geschichtliche Entwicklung Der Grundstein zur griechischen Architektur wurde in der Mitte des 3. Jahrtausend vor Christus an der kleinasiatische Küste gelegt. Die frühesten Siedlungen von Troja, Lesbos und Samos lassen einen Haustypus erkennen. Dieser wird als Megaron bezeichnet. Muss man hier erwähnen, dass sich das Megaron deutlich von den spätsteinzeitlichen rechteckigen und runden Hütten auf der Balkanhalbinsel differenziert. Weiters weist er auch einen Unterschied von den zellenartig aneinander gebauten Siedlungskomplexen aus dem Orient auf.(6) Mit dieser freistehenden, aber durch ihre strenge Form ruhige und feierlich wirkende Bauweise, die durch ihre gegliederte offene Front charakterisiert ist, wurde ein architektonisches Prinzip in der damaligen mittelmeerischen Welt geschaffen. Diese Bauweise war der additiven und so zusagen zusammenschieben vieler beliebiger Einzelräume, wie sie im Orient vorherrschend war in architektonischer Sicht deutlich überlegen. Dieses freistehende Megaron wurde um 2500 vor Christus von den westlichen Kulturen der Ägäis übernommen. In der sogenanten Kykladenkultur sind Megaronformen erkennbar, die in dicht gedrängte akkumulierende Bauweise der meist befestigten Städtchen einflossen. Die Megaronformen der subneolithischen Siedlung Dimini verschmolz quasi in der nachfolgenden Frühhelladischen Epoche (2500 - 1900 vor Christus) mit Kurven und Rundbauten zu haarnadelförmigen Grundriss mit apsidialer Rückseite.(7) Haustypen


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Die Basis des Wissens ist durch archäologische Ausgrabungen fundiert. Generationen von Forschern versuchten sich ein Bild von den Wohnungen der Helden zu machen und fanden schließlich einen Konsens. Dieser Haustypus wurde sowohl in Troja, danach in Tiryns, aber auch in Kreta gefunden. Sodass man einhellig diesen festländischen Haustypen definierte. Spricht man vom Megaron so differenziert man diesen Bautypus grob in drei verschiedene Typologien. Der einfachste dieser ist der Megaron Cella und entspricht einem langen rechteckigen Baukörper ohne Vorhalle. Der Rechteckige Innenraum wird in der Fachsprache als Cella bezeichnet. Eine weitere Form ist das Megaron mit Vorhalle. Hierbei wird der rechteckige Baukörper baulich durch eine Mauer geteilt, wodurch eine Vorhalle entsteht. Im Tempelbau bezeichnet man diese Form als Astylos. Dies bedeutet übersetzt „ohne Säule“. Der dritte Typ entspricht einem Megaron mit Vorhalle plus zwei paramedianen Säulen. Diese Bauform wird als Antentempel bezeichnet. Der Dachrand wird von ein bis zwei Holzstützen getragen wird, wodurch die Eingangsseite eine betont nach außen gerichtete Form erhält. Der Antentempel ist eine der ältesten und einfachsten Formen des griechischen Tempels. Dieser wurde auch von den Römern übernommen uns bestand daher im Mittelmeerraum bis in das dritte Jahrhundert nach Christus. (8) Megaron Cella Von Seiten des Grundrissese betrachtet handelt es sich hier um einen Rechteckbau mit einem einachsigen Grundriss und stellt als Minimalvarianten ein einräumiges Haus dar. Es hat einen langrechteckigen Grundriss, wobei sich der Eingang an der vorderen Schmalseite befindet. Ein sogenanntes Breithaus wäre mit einem Eingang an der Längsseite und ein Quadrathaus hat ungefähr gleiche Außenwände. Obwohl es sich um einen einfachen Grundriss handelt kann man nicht von einem primitiven Grundriss sprechen. Es eröffnet sich in einem einräumigen Haus eine große Varaitionsbreite der Nutzung. Als Bespiel eines solchen Haustypes kann in Athen am Akropolisnordhang ein derartiges Beispiel genannt werden. Es hat Außenmaße von 2,3 mal 2 Meter und daher eine Nutzungsfläche von 5m2. Die Ausrichtung dieses Hauses ist Ost - West. Der Eingang befindet sich an der Ostseite. Aufgrund der örtlichen Begebenheiten mit aufsteigenden Felsen liegt auf der Südmauer eine größere Steinplatte, die auch


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als Stützbasis gedient haben kann. Der vermeintliche Herd befindet sich in diesem Haus im Südwesten. (9) Als Rekonstruktion dieses Gebäudes darf erwähnt werden, dass es aufgrund ihrer Lage unterhalb der Akropolis kein repräsentatives Gebäude darstellt und dem verfügbaren Platzt angepasst war, auch keinerlei besondere Gestaltung an der Eingangsseite vermuten lässt. Die Nutzung dieses Haustypus am Abhang der Akropolis ist nicht eindeutig identifizierbar. Architekturgeschichtlich sind diese Häuser mit einfachster Konstruktion nachzuweisen, die im Siedlungsverband um ein Zentrum entstanden sind.(10) Astylos Die in Eutresis gefundene Struktur des sogenannten Haus V ist charakterisiert durch eine im Norden gelegene Vorhalle des Hauses und ein im Westen befindlichen Antenkopf. Der Osten ist eher unklar, scheint aber durch eine Stichmauer getrennt zu sein. Und in der Nordostecke befand sich eine runde Herdstelle, westlich des Eingangs. Rekonstruktionen zu folge ist die Begrenzung des Hauptraumes nicht eindeutig geklärt. Die Außenmaße des Hauses betragen 7 mal 9,5 Meter und hatte daher eine Nutzfläche von 40m2, ohne den Nordraum. Anzumerken ist bei diesem Fund, dass es sich bei dem Herd im Vorraum um eine Sommerküche gehandelt haben müsste, was durch die 5 mal 10 Zentimeter großen Verdichtungen bestärkt wird, da man annimmt, dass hier die Stützen für die Überdachung lokalisiert waren. (11) Es scheint somit eine Reduktion auf Haustypen vorliegend, die tatsächlichen Bauwerke


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scheinen trotzdem an die Topografie des Bauortes angepasst zu sein. Das Antenhaus Das Antenhaus ist ein rechteckiges Bauwerk mit einer Folge ungleich großer und nicht gleichwertiger Räume. Der Raum an der schmalen Eingangsseite ist immer wesentlich kürzer, als der anschließende Hauptraum. Dieser wurde nur als Übergangsraum, ohne weitere Funktion zu erfüllen, verwendet und ist als einfache Vorhalle konstruiert worden. Dieser Raum kann verschiedenartig aufgefasst und entsprechend unterschiedlich gestaltet sein. Diese Vorhalle ist von der Breite des Hauses begrenzt. Die seitliche Begrenzung ist durch die Anten gegeben, wobei seine Rückwand die eigentliche Außenwand des Hauses, Vorderseite darstellt. Die Front des Hauses ist offen konzipiert. Jedoch unabhängig von der Breite des Hauses sind Stützen eingezogen. Angrenzend an die Vorhalle befindet sich der Hauptraum. Dieser ist mit Abstand der größter Raum des Gebäudes. In der überwiegenden Mehrzahl der Grundrisse ist er langrechteckig. Eher in die Tiefe, als in die breite gezogen. Wichtig ist nicht die Größe, sondern dieser Raum das Zentrum des häuslichen Lebens bildet. Die Herdstelle ist hier platziert. Der Herd liegt nicht immer im Zentrum des Raumes, sondern ist eventuell durch eine Stütze, die in der Mitte platziert wurde, etwas aus der Mitte geschoben. Es kann auch vorkommen, dass er gar an die Mauer oder in eine Ecke gestellt worden ist. Die Zahl der Stützen im Hauptraum entspricht dem der Vorhalle. Die hiermit gedachte Grundrissteilung, darf in ihrer Aussagekraft jedoch nicht überschätzt werden. Zwei Stützen entlang der Mittelachse teilen Raum in dem Sinne, dass man von einer 2 Schiffigkeit sprechen könnte. Die selbe Vorsicht muss genau so bei der Raumteilung der Palastmegara durch vier Innenstützen um Zentralherd betrachtet werden. Weiters ist das Abhanden sein von Innenstützen nicht unmittelbar der Bautechnik zuzuschreiben. Es kann nun hinter dem Hauptraum ein weiterer Raum folgen. Die Abmessungen dieses Raumes entsprechen annähernd dem der Vorhalle. Dies ist ein im Abseits


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gelegener Raum. Hier wird das Streben nach Symmetrie und Logik im griechischen Raum deutlich. Dieser Raum war jedoch nicht offen, weil er dann nutzlos gewesen wäre. Hier ist man sich jedoch nicht ganz sicher ob dieser offen oder geschlossen war, da es bei Ausgrabungen zu Beschädigungen der Bauwerke kam. Dieser hintere Raum übernimmt keine besondere Funktion, wurde möglicherweise als Speicherraum genutzt und war nur vom Hauptraum zugänglich. Dieser letzte Raum wurde teilweise auch halbkreisförmig errichtet. Wenn dieser halbkreisförmig errichtet wurde, so spricht man von einem Absishaus. Doch es kann auch sein, dass dieser Raum nicht existierte und die Trennmauern verschwunden sind. (12) Zwei Grundrisse sind bekannt, wo dieser Hinterraum trapezförmig ausgelegt wurde. Wobei G. Mylonas in dieser Konstruktion den Übergang von Kurvenbauten zum Rechteckbau sieht. (13) Das Besondere bei diesen Grundrissen ist die Aneinaderreihung mehrerer Räume mit verschiedenen Größen und Funktionen, die somit zu einer Einheit verschmelzen. Durch die Anordnung und architektonischen Gestaltung der Räume ergibt sich sowohl eine Behaglichkeit im Tagesrhythmus, als auch im Jahresrhythmus, sowie eine Verschmelzung von Außen nach Innen. Bezüglich der Außenmaße kann man von etwa 7 mal 9,3 Metern ausgehen, wobei sich dabei eine Nutzfläche von etwa 66 m2 rekonstruieren lässt. Anhand archäologischer Daten konnten Grundflächen von 17 - 77 m2 nachgewiesen werden. Als typisches Beispiel eines Antenhauses kann das in Eutresis gefundene Objekt House D genannt werden. Problematisch ist hier das vermeintliche fehlen der Vorderseite des Hauses und des vorderen Abschnittes des Hauptraumes. In folge des schönen Pflasters im Westen des Hauses und teills erhaltenen Hinterzimmers kann auf eine Nutzfläche von mindestens 33 bis maximal 77 m2 geschlossen werden. Die Außenmaße betragen 5,6 Meter in der Breite und mindestens 8,3 beziehungsweise 11 Meter in der Länge. Das Hinterzimmer ist mittig vom Hauptraum zugänglich. Architekturgeschichtliche Bedeutung hat dieser Fund, weil


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es in der letzten mittelhälladischen Phase erbaut wurde und bis in die Frühmkykenische Zeit benutzt wurde. (14) Als weiteres Beispiel eines Antenhauses kann das in Pylos gefunden Weinmagazin erwähnt werden, mit Außenmassen von 18,48 mal 8,45 Meter bietet es eine Nutzfläche von 103 m2. Zusätzlich zu diesem großen rechteckigen Hauptraum grenzt ein Vorraum im Südwesten an. Der Vorraum ist nicht an der Schmalseite, sondern durch eine breite Türe in der Nord West Wand zu betreten. Vorraum und Hauptraum sind durch einen annähernd mittig gelegenen Durchgang verbunden. In

den Vertiefungen des Bodens standen 35 Pithoi an den Längswänden und zweireihig mittig. Aufgrund dieser Funde hat man dieses Gebäude als Weinmagazin identifizieren können. Pithois sind Vorratsgefäße oder Krüge, die im gesamten mediterranen, insbesondere aber im ägäischen Kulturraum einschließlich Kreta vorkamen. (15) Appolonheiligtum, Schatzhaus der Athena Die architektonischen Einzelheiten der dorischen Häuser in Olympia unterscheiden sich denen von Dailos ebenso wie denen in Delphi, wo die gesamte Bandbreite der griechischen Architektur quasi ein Abbild auf engstem Raum präsentiert wird. Eine Abweichung der bisherigen Konstruktionen war es die Säulen zwischen den Anten durch Märchenfiguren zu ersetzen. Die Form des Antentempels wurde in der Folgezeit von den Schatzhäusern übernommen. Das erste


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Schatzhaus von Sikon entspricht einem dorischen Antentempel, mit einem Außenmaß von 6,34 mal 8,48 und ist am Ende des fünften Jahrhunderts erbaut. Die Proportionen stehen in einem Verhältnis von drei zu vier. Es besteht aus einem massiven Fundament, dass aus den Resten zweier Porosbauten zusammengestückelt ist. Es besteht aus einer Cella und einer zweisäuligen Vorhalle und zum Zeitpunkt der Erbauung ein Giebeldach. Die Gesamthöhe des Baus betrug 7,6 Meter. hervorzuheben ist der Aufwendige Bildschmuck an den Giebelfeldern. (16) Die Säulen Repräsentation oder Mode? Die Säulen und Pfeiler sind in der mykenischen Architektur nicht nur als Stützwerk eingebracht worden, viel mehr ist ihnen eine repräsentative und dekorative Wirkung zu zuschreiben. Zu betrachten sind allerdings nur die Basen von Säulen und Pfeilern und einfachen Stützen in den Grundrissen, doch ist an zunehmen, dass sie auf Brüstungen und oberen Stockwerken verwendet wurden. Mit dem Bauelement der Säulen zieht ein neues funktionelles Element vorwiegend in den Großbauten ein und wird als Halle bezeichnet. Vor allem in Tirins ist erkennbar, dass die Halle die selbe Funktion haben wie Korridore. Man könnte sie auch als offene Korridore bezeichnen.Die mykensichen Hallen unterscheiden sich deutlich von minotischen, die nur selten einen Korridorcharakter haben. Dennoch kann das Vorbild nur in der minoischen Palastarchitektur zu finden sein, für die etwa eine dreifache Doppelflügeltür zwischen Vorraum und Vorhalle in Tirinta Megaron als entsprechender Beweis heran gezogen wird. Mit dem offenen Korridor schufen sie einen praktischen in bestehender Architektur integrierten Baukörper. Bei diesem Stilelement muss es sich um eine späte Errungenschaft der Palastarchitektur handeln, die in frühen Beispiel nicht erkennbar war und auch in der Hausarchitektur nicht vorkommt. Einachsigkeit der Innenstützen findet man im


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mykenischen Haustyp der Spätzeit. Begründet scheint dies durch die geringe Raumbreite, nicht aber als Vorbild aus dem Palastbereich. (17) Bautechnik Die Erläuterung der Bautechnik im nachfolgendem dient dem allgemeinen Verständnis. Die Hauptmaterialien der Griechen waren Stein, Holz und Lehm. Diese Materialien sind überall in ausreichender Menge zur Verfügung gestanden. Bearbeitete Steine sind bei mykenischen Häusern und Großbauten eher selten zur Anwendung gekommen. Dort wurden Stoffe wie Alabaster importiert. Alabaster ist eine Steinart, die gewisse visuelle Ähnlichkeiten zum Marmor aufweist, jedoch schlechte Wärmeleitungseigenschaften hat. Alabaster kann je nach Fundort weiß, hellgelb oder grau sein. Kalk wurde für Wände, als auch für den Estrich verwendet. Standard der Mauern war der Lehmziegelbau. Die Lehmziegel wurden auf einem Steinsockel verlegt, der ohne erkennbarer Distanz auf dem Fundament ruht. Fundamente bestanden je nach Mauerbreite aus mehreren unregelmäßigen Lagen großer Feldsteine, die ungefähr in Flucht liegen. Gut gefugt waren die Steine des Mauersockels, der das Außenniveau des Hauses unterschiedlich hoch überragt. Dies deshalb um die Adoben vor Bodenfeuchtigkeit und Traufwasser schützt. Die letzte Lage des Mauersockels wurde so gut als möglich eben gefertigt, um eine gute Grundlage für den Weiterbau mit Adoben her zu stellen. Dieses Schicht wird als „Euthynterie“ bezeichnet. Um diese Ebene möglichst genau zu fertigen, wurden oftmals kleinere Steine oder Bruchstücke von Vorratsgeräten verwendet. Das Bindemittel der damaligen Zeit war Lehm. Sowohl für das Fundament, als auch für das Mauerwerk. Bei größeren Bauwerken wurde teilweise das gesamte Erdgeschoss aus aus Feldsteinmauern errichtet worden sein. Reine Steinbauten gibt es zwar aber nur sehr selten und und in bestimmten Landstrichen. Die Adoben sind breit und flach. Sie nahmen die gesamte Mauerbreite ein und sind mit einem Fugenwechsel versetzt. Auf das Lehmmauerwerk ist an oberster Stelle eine weitere Steinschicht platziert. Diese dient als Auflager für das hölzerne Rahmenwerk. Bei einfachen Häusern sollte dies für die Verteilung der Lasten ausreichend gewesen sein. Die Dachformen der damaligen Zeit sind entweder das Flachdach oder das Satteldach. Doch sichere Nachrichten fehlen, daher gibt es einige Hypothesen. Es gibt für beide Dachformen sehr überzeugende Argumente. Die beiden Dachformen sind in der Konstruktion zu ähnlich, um dies entscheiden zu können. Auf den Querbalken liegen dünnere Hölzer, auf diesen befand sich Schilf oder ganz feines Astwerk. Diese waren immer mit Lehm verbunden. Den sekundären Quellen zufolge gilt das Flachdach für die größeren Bauwerke und das Satteldach für die einfacheren Bauten. Der Estrich besteht aus Lehm. Gelegentlich wurden Kieselsteine in den Boden eingebettet. Vor und Hofräume sind mit einem unregelmäßigem Pflaster gedeckt. Ein Plattenpflaster zeichnet oft besondere Bereiche eines Hauses aus. Estrich und Pflaster konnten bei langjährigen Nutzungen immer wieder erneuert werden. Zur normalen Ausstattung des Hauptraumes gehörte ein Herd. Dieser war in der Mitte des


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Raumes platziert, oder falls eine Mittstütze vorhanden war exzentrisch. Feuerstellen, die an eine Wand oder in eine Ecke gebaut wurden, sind nichts besonderes. Oftmals wird der Herd durch eine geringfügig in den Lehmestrich eingesetzte Steinsetzung gefasst. Die Feuerstellen sind durch Verfärbungen des Lehms zu erkennen. Halbkreisförmige oder rechteckige Steinsetzungen in den Wänden wurden für die Aufbewahrung von Koch Untensilien verwendet. An den Wänden befinden sich oft Erdbänke, deren Begrenzung auch mit Stein gemauert wurde. Diese wurden zum Sitzen oder als Ablagefläche benutzt. In Kulträumen wurden ähnliche Bänke für Weihegaben verwendet. Die Innenwände wurden durch einen Verstrich aus Lehm, oder eher seltener aus kalkhaltigem Putz gedeckt. Man vermutet, dass die Wände teilweise bemalt wurde, oder mit kalkweißen Anstrich getätigt worden waren. Figurale Dekoration kam bei kleineren Bauten nicht vor. bei größeren ist es anzunehmen, wurde jedoch nur teilweise nachgewiesen. Türen und Fenster sind bei Lehmziegelbauweise ausschließlich aus Holz möglich. Der alleine schon wegen des Anschlags der Türen und Fenster notwendig wird. Behauene Schwellsteine kommen wieder nur bei Großbauten vor. Bei einfachen Häusern liegen entweder ein langer oder 2 bis 3 kurze Steine im Fundament der Türöffnung. Darauf waren meistens Hölzerne Schwellsteine aufgelegt. Für die Innenstützen wurden Basissteine benötigt. Diese liegen meistens in der Mittelachse des Hautraumes. Eher selten kommt es vor, dass Stützen an den Wänden stehen. Treppen gehören zu größeren Häusern. Doch diese sind heute nicht mehr nachweisbar, da sie aus Holz gefertigt waren. Teilweise wurden die Treppen unterstützt mit Stein oder Lehmziegelmauerwerk. Behälter wurden aus Lehmziegeln gemauert. (18) Rekonstruktionen Die aus den vorhanden Grundrisstypen getätigten Rekonstruktionen der Häuser sind als wage einzustufen, da sie sich grundsätzlich nicht a priori mit Architektur beschäftigen. Architekturgeschichtlich kann man davon ausgehen, dass es ohne eine befriedigende Ordnung der Grundrisse sinnlos ist sich mit architektonischen Details auseinander zu setzten. Die Typologie der Grundrisse birgt Fehlerquellen und kann nicht in eine Haustypologie erweitert werden. Ein Haustyp ist die Summe aller äußeren Erscheinungsformen eines Gebäudes ausgehend von Grundriss, Baumaterial, Gliederung und Dachform. Bedenkt man jedoch, dass architektonische Accesoirs, die den Haustyp ausmachen, wie Fenster, Balkone, Loggien und Bemalung nicht rekonstruiert werden können. Aus die Dachform und die Dachdeckung ist uns bis heute nicht eindeutig identifizierbar. Somit muss man sich auf die gefundenen und vermessenen Grundrisse zurückziehen. Alles andere verbleibt Theorie. Wie Vielfältig die Haustypen bei gleichen Grundriss durch verschiedene Dachformen entstehen, sei an dieser Skizze veranschaulicht.


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Leider sind aus der mykensichen Architektur nur Räume im Aufbau vollständig erhalten, die keine allgemein gültige Rekonstruktion zum Gesamtbild eines Hauses betragen würden. Somit ist das Aussehen nicht rekonstruierbar, da jedes einzelne Haus individuell gestaltet wurde. Neben der Grundrissgliederung müssen die Reste der Innenausstattung wie Herd, Bänke, Abstellfläche, Stützen Balkenbetung, Treppenansätze et cetera zu einer Vorstellung im Aufriss beitragen. Wichtige Elemente wie Wandputz, Belichtung, Belüftung, als auch Kälteschutz fehlen zur Gänze. Somit muss festgestellt werden, dass die Basis der Rekonstruktion als gering anzusehen ist. Somit ist aufgrund der geringen Datenlage die Rekonstruktionsmöglichkeit als Versuch zu verstehen und es werden in der Literatur immer wieder außerhalb des ägäischen Raumes und anderer Epochen zur Erklärung, Entwicklung und Rekonstruktion der mykenischen Hausarchitektur herangezogen. In diesem Konnex muss auch daraufhin gewiesen werden, dass auch diese auf geringer Datenbasis fundiert. Somit bleiben die Rekonstruktionsbestrebungen weiterhin nur Hypothesen. Als weiterer Aspekt ist anzumerken, dass abgesehen von wenigen Plätze die Zerstörung der Mauern und Grundrisse, sowie Steinraub zur Wiederverwendung gerechnet werden muss. Daher sind selbst die Grundrisse in einem schlechten Zustand und somit die Rekonstruktionsmöglichkeiten minimal, wenn man bedenkt, dass der Grundriss als einziges Faktum für diese zur Verfügung steht. (19)(20) Sekundäre Quellen zur Hausarchitektur Neben den Grabungsberichten mit Grundrisserläuterung dienen die Bildliche Überlieferung, die Wandmalerei, die Reliefs, Siegel und Ringbilder als sekundäre Quellen zur Hausarchitektur und können ein Hilfsmittel für mögliche Rekonstruktionen darstellen. Unter den archäologischen Funden wuchs die Zahl der Architekturdarstellungen auf Siegeln und Fresken. Derartigen Überlieferungen zu folge sind die Megaron Bauten als Vorläufer des dorischen Tempels anzusehen


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und waren mit einem Giebeldach gedeckt. Andererseits hatte man zunehmende Evidenz auf Siegel und Fresken, wo fast alle Fassaden mit Flachdächern versehen waren. Die ältere Dorfarchitektur auf den ägäischen Inseln und Kreta hatten Flache Terrassendächer. Dieses so gewonnene Bild wurde auf die Zentralbauten der mykenischen Paläste übertragen und wirkte auf die einfache Hausarchitektur weiter. Im mykenischen Palastmegaron sind die einfachen Züge des Antenhauses wieder zu finden. Jene die den Frühgriechischen Tempel als Folge des mykenischen Palastmegaron sahen, hatten wiederum Argumente für ein geneigtes Dach. Somit ist die Auseinandersetzung um Dachform nicht beendet. Reliefs, Wandmalereien und Siegelbilder sind als Quellen heran zu nehmen. Die Fresken von Mykene, Tirins und Pylos zeigen friesartige Figurenkompositionen, sowie ornamentale Flächenfüllmuster, aber auch erzählende Bilder, mit Landschaften oder architektonischen Darstellungen. In diesen Architekturdarstellungen werden ausschließlich Fassaden gezeigt, wobei diese sowohl als Einzel Darstellung, als auch im Siedlungsverband dargestellt sind. Fenster und Türen sind ebenso mit abgebildet. Unter diesem Aspekt ist in Folge der Detailgenauigkeit der Aussagewert der Architekturdarstellungen in der Wandmalerei für die tatsächlich gebaute Architektur als gegeben hin zu nehmen. Trotz zeitlicher und Stilistischer Unterschiede ist in diesen Architekturdarstellungen eine Kontinuität und Uniformität nach zu vollziehen. In den Festländischen Palästen ist wenig Raum für individuelle Bildschöpfung geblieben. Aus dem privaten Bereich außerhalb der Paläste sind nur ornamentale Wandmalereien bekannt. Die Architekturdarstellungen auf Siegelsteinen, Siegelabdrücken und auf den Bildplatten der Edelmetallringe tragen leider auch nicht zur Rekonstruktion der festländischen spätbronzezeitlichen Bauten bei. Es sind zwar einfache Fassaden eingraviert, es besteht aber eine deutliche Diskrepanz zwischen Bild, Bildinterpreatation und em tatsächlichen Architekturbefund. Das dort abgegebildete Schema ist sehr einfach gestaltet. Einige senkrechte Linien werden von einem kariertem Dreiecksfeld bekrönt, sodass sie als Haus oder Hütte mit steilen Dach interpretiert werden können. Die Bilder auf den Gold und Silberringn sind zwar erzähl freudiger und es wird mehr wert auf die Wiedergabe der architektonischen Einzelheiten gelegt. Da diese Ringbilder extrem an den Kult gebunden sind, sind Altäre Fassaden von Kultbauten


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und einzelstehende Säulen dargestellt. Leider gestatten auch diese Abbildungen keine eindeutige Rekonstruktion der tatsächlichen Architektur. Die dreidimmensionalen Hausmodell scheinen sich noch am besten zu eigenen um das tatsächliche Aussehen der Häuser zu vermitteln. Leider sind sie nicht in jeder Epoche vorhanden und haben eine höhere Aussagekraft im Bezug auf Kult, als im Bezug auf Architektur. Weiters ist an zu merken, dass teilweise eine beträchtliche Dissonanz zwischen Grundriss mancher Modelle und den Grundriss zeitgleicher Häuser vorliegt. Daraus ergibt sich die Frage, ob diese Modelle möglichst getreue Abbildungen der Hausformen sind, oder sind die Modelle aufgrund der Materialwahl Ton nicht Detailgetreu wieder gegeben. Fest steht, dass sie Modelle des Neolithikums aus Nord und Mittelgriechenland rechteckige Grundrisse hatten und die Dachform überwiegend als Satteldach vorgelegen hat. Hier besteht eine weite Übereinstimmung der archäologischen Funde, insbesondere der Hausgrundrisse und der Modellgrundrisse. Die ein räumigen kleinen Tonhäuser hatten ebenso den Eingang an der Schmalseite und dürfen sich so als Abbilder der tatsächlichen Häuser verstehen. (21) (22) Vom Megaron zum Tempel

In der griechischen Religion hat die Götterwelt einen enormen Stellenwert, der sich auch in der Architektur widerspiegelt und im Grunde als einziges Thema das Heiligtum und den Tempel hervor hebt. In den ersten Jahrhunderten wurden die Götter in ihren eigentlichen Herrschaftsbereich der Natur verehrt. Zum Beispiel war Zeus auf Berggipfeln, Poseidon im Vorgebirge und Demeter bei der Quelle von fruchtbaren Ebenen dargestellt, wohingegen Athene in mitten der Stadt verehrt wurde. Somit bilden Felsen, Höhlen oder Quellen die ursprünglichen Felsmale, die Verehrung heftet sich an Ruinen und Burgen, der mykenischen Vorzeit. Die mythisch verklärten Helden und Mythen dieser Zeit galten als schützende Stammväter und als Bindeglied der Götter und Menschen. Wettkampfstätten wie Olympia sind ein Indiz für den Heroenkult mit der Verehrung von Zeus und Posseidon. Seit dem zehnten Jahrhundert traten neben den ursprünglichen


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Naturmalen, in denen die Götter anwesend waren, entwickelten sich aus flüchtig behauenen Steinen schließlich Altäre für die Opfergaben. Zu Beginn des 8. Jahrhunderts verliehen die Griechen ihren Göttern statuarische Gestalt in dem sie ihren Kultbildern ein Haus erbauten. Dies ist der Beginn der abendländischen monumentalen Kunst. (23) Das Megaron, das als Archetyp der Ägäischen Architektur gilt, steht auch hier wiederum am Anfang der Reihe der griechischen Tempeln. Anfänglich war es ein kleiner Bau (Unter lebensgroße Götterbilder) und somit nur ein Schrein, dessen Längswände einen offenen Vorraum begrenzten, an dessen Front Stützen für den Giebel errichtet waren. Dieser Grundriss des Antentempels wurde für kleine Tempel (Naiskos) Schatzhäuser (Thesauros) und Torbauten (Propylon) verwendet und wurde durch eine Vorhalle mit Stützen ergänzt (Prosytylos). Der Tempel gilt als selbstständiges, sich selbst genügendes Bauwerk und gilt quasi als „autark“. Errichtet ist er an einem Gott geheiligtem Ort. Durch die verschiedenen Ebenen hebt er sich vom Boden ab. Durch die Säulenreihen grenzt er sich klar von der Umgebung ab. Als Kunstwerk ruht er in sich unabhängig des Ortes der Erbauung. So sind Tempel an Berghängen, Sumpfniederungen in Städten, oder an Küsten erbaut. Sehr wohl besteht eine Einheit mit der Landschaft, die als mythisch bezeichnet werden kann. Autark ist der Tempel auch noch in anderem Sinn. Er kümmert sich nicht um den Betrachter und kennt keine Rücksichtnahme auf benachbarte Bauten. Die Cella ist kein architektonischer Raum im engeren Sinn und dient offenbar für das notwendige Behältnis des Kultbildes. Und wurde auch nur von wenigen und nur um des Kultbildeswillen betreten. Die Versammlungen, Opfer und Gebete, an denen die gemeinde teil nahm fand am Altar vor dem Tempel unter freien Himmel statt. Damit ist eigentlich dem Tempel alles abgesprochen, was für uns den Begriff Architektur ausmacht.


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Im Vergleich zum Menschen, dessen Proportionen und Gliedmaßen sich den Regeln der Natur anpassen, sind die Proportionen des Tempels ebenso fest gelegt. Bei den kleinen Bauten der Frühzeit sind Türe und Stufen nach Schritt und Menschengröße bestimmt worden. Wohingegen bei den monumentalen Steintempeln die Stufen nicht mehr klimbar sind. Die ungeheuren Türen nicht mehr nach menschlichen Maß gemessen werden können. Auch sind die Größe der Dachziegel schier angewachsen. Somit besteht auch in der Größe eine Autarkie, diese Eigenständigkeit der Baukunst entwickelt auch neue Dimensionen, die nicht mehr dem Gebrauch oder Zweck bestimmt sind. Auch der Bauschmuck ist immer überdimensioniert und bildt mit das plastische Wesen des Tempels. Nur aus einer Idee heraus erklärt sich auch aus ökonomischen Standpunkt die unerhört aufwendig und kostspielige Steinmetztechnik, die quasi nicht recht zu fertigen ist. Bei frühen Tempeln versuchte man Pläne zu verwirklichen, wie zum Beispiel Säulen aus einem Stein zu schaffen. Wie beim Apolontempel von Korinth zu sehen ist. Jede Säule hat ein Gewicht von etwa 30 Tonnen. Wo derartige Ideen nicht mehr möglich waren, fügte man die Bauelemente derart fugenlos zusammen, dass keine Nadel in den sehr feinen Fugen ein zu bringen war. Man verzichtet dabei auch auf Bindemittel, wobei Kalk und Mörtel bekannt waren. Zur Verbindung dieser Elemente dienten versenkte Klammern oder Dübel aus Holz oder Metal. (24) Hausarchitektur und Gesellschaft Die Architektur ist nicht isoliert zu betrachten, sondern gilt als unmittelbarer Ausdruck der Gesellschaft. Obzwar die Grundrisse nicht allesamt exakt erhalten


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sind, so kann die Veränderung der Grundrisse als Veränderung im Sozial- und Wirtschaftgefüge der Gesellschaft gedeutet werden. Wenn gleich Veränderungen der Architektur nur in einem geringen Ausmaß möglich sind, so ist es der Grundriss selbst insbesondere selbst Ausstattung, die die Veränderung in sich birgt. Ob Veränderungen und Abweichungen eine geringe Modifizierung der Praxis darstellt, und ob es sich um einen geistigen Wandel handelt, kann letztendlich nicht bewiesen werden. Die Griechen als solche darf man sich keineswegs als homogene Volksmasse vorstellen. Sie waren gespalten in Stämme, die zu verschieden Zeiten eingewandert waren. Die Dorier und die Ioner beherrschten die Gesellschaft, waren aber in einer Unzahl kleiner autarker Stadtstaaten aufgesplittert, die zumeist untereinander verfeindet waren. Sowohl die Sprache als auch die Kunst hatten ihre Eigenständigkeit, sodass es eigentlich fragwürdig ist, ob es sich um eine Nation gehandelt hat. Die Hellenen fühlten sich nur gegenüber Feinden als Einheit und zelebrierten diese Einheit auch bei panhellenischen Festen wie in Olympia oder Delphi, die gleichsam religiösen gemeinsamen Ursprung hatten. In Folge dieser Differenziertheit bildeten die Dorier am Pelopones und die Ioner auf den Inseln und den Küsten Kleinasiens zwei verschiedene architektonische Strukturen aus. Ein konstanter Faktor mit unterschiedlichen Einflüssen ist das Klima, nach archäologischer Erkenntnis war es damals feuchter, als heute. Es gibt auch nur wenige Schachtbrunnen in den bekannten Siedlungen und keinen sicheren Nachweis von Zisternen oder mit dem Haus verbundenen Wasserspeichermölichkeiten. Es gibt Anhaltspunkte für oberirdische Wasserspeicherung und Verteilung. In Pylos und Mykene sind Hinweise von Zuleitungen für Frischwasser aufgetaucht. Eine geordnete Wasserableitung scheint an fast allen Siedlungsplätzen vorhanden gewesen zu sein. Daraus ist zu schließen, dass der tägliche Wasserbedarf aus ganzjährigen fließenden Quellen oder Bächen getätigt wurde und die Niederschläge der Grund für die großdimensionierten Ableitungen waren. Das Klima hat auch Einfluss auf die Dachform, wobei sowohl Steil-, als auch Flachdach vorhanden waren. Anhand der Größe des umliegenden Ackerlandes kann man auf die Zahl der damit ernährbaren Menschen schließen und daher auch im günstigsten Fall die Zahl der Bewohner eines Hauses ermitteln. Bei Schätzungen der Hausbewohner von der Raumgröße und Anzahl auszugehen, bringt keine Ergebnisse, sondern nur Zufälle. Auch das Raumangebot für den Lebensmittelspeicher lässt auf keine Anzahl der Hausbewohner schließen. Landwirtschaft, Klima und politische Struktur müssen auch zeitweise eine Steigerung der Produktion begünstigt haben. Nur so ist es erklärbar, dass selbstständige Speicherbauten gefunden wurden und auch überdurchschnittliche Speichermöglichkeiten in großen Hauseinheiten vorhanden waren. Aus diesen enormen Speicherkapazitäten ergibt sich auch die Notwendigkeit einer Verwaltung beziehungsweise einer Administration. Ein Teil der Mehrproduktion war für den Warenaustausch beziehungsweise Handel bereit gestellt. Leider fehlen nach wie vor das schlüssige Verbindungsstück zwischen Architektur und erhaltener Literatur. Wäre dieses Verbindungsstück vorhanden, könnten Hausformen gesellschaftlichen Gruppen zugeordnet werden und somit könnte die Literatur der Architektur dienlich sein. Bekannte Gesellschaftsordnungen


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können in bekannter Architektur bestätigt werden. Von bekannter Architektur kann man jedoch nicht auf bestimmte Gesellschaftsordnungen schließen. In Mykene sind neben der Palastanlage innerhalb und außerhalb der Burgmauer Hausgrundrisse freigelegt worden, die untereinander und in ihrem Bezug zur Palastarchitektur differenziert sind. Diese Differenzierung kann als Ausdruck sozialer Abstufung interpretiert werden. In Tirins gibt es neben dem Palast und den uns schon bekannten Grundrissen eine dritte Variante von Grundrissen, die sehr viel bescheidener ausfällt. Aufgrund der uns vorliegenden Erkenntnissen kann an nicht davon ausgehen, dass eine einheitliche mykenische Gesellschaftsordnung gegeben war. Die Hausarchitektur ist nicht nur landschaftlich differenziert, sondern wird von Klima Baumaterial und davon abhängigen Baustil differenziert. Häufige Wiederholungen von verschiedenen Grundrisstypen in einigen Landschaften sind zu bemerken. So sind Antenhäuser mit zwei Stützen in der Vorhalle nur in Atika gebaut worden. Räume an mehr als zwei Achsen nur in der Argolis, wo das Kerngebiet des Korridorhauses beheimatet ist. Der Anteile der einfachen Rechteckbauten ist in allen Landschaften recht konstant. Die landschaftlichen Gemeinsamkeiten der Hausarchitektur können nicht auf politische Abgrenzungen der mykenischen Herrschaftsbereich schließen lassen. Diese Grenzen sind in den Jahrhunderten fließend gewesen. Als sicher gilt, dass den verschiedenen Grundrisstypen auch eine gesellschaftliche Abstufung zu Grunde liegt. Die hierarchische Spitze entfernte sich von der gemeinsamen Architektonischen Basis, bleibt aber den wichtigen Details der Tradition verbunden. (25) Das Korridorhaus Die thematische Weiterentwicklung vom Antenhaus in Hinblick auf Funktionalität und Größe ist das sogenannte Korridorhaus. Es wurde in den Zentren der mykenischen Welt gefunden. Es handelt sich um einen mehrräumigen, mehrachsigen Grundriss, aber eine andere Kombination von Hauptraum und der Nebenräume. Beim Korridorhaus ist die Verbindung im Hausinneren durch den Korridor möglich, was zu einem geschlossenen Grundriss führt und eine bessere Kontrolle über den Eingang ermöglicht. Wie der Name auch sagt, ist das


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bezeichnende Charakteristikums des Grundrisses ein langer, zumeist die gesamte Länge des Hauses einnehmender Korridor. Die Räume der beiden Seiten sind unterschiedlich in Größe und Proportion, der Grundriss ist nie symmetrisch. Auf der einen Seite des Korridors befindet sich Vorraum Hauptraum und Hinterraum und wiederspiegelt die Grundrisse des Antenhauses. Diese Einheit ist nur über den Korridor vom Vorhauses zugänglich. Der Hauptraum ist naturgemäß der Größte Raum, in dem sich auch die Herdstelle befand. Auf der anderen Seite des Korridors befinden sich Magazine, meist gleicher Abmessungen. Wobei jeder dieser Räume nur vom Korridor zugänglich war. Zwischen den Magazinen selbst bestand keine Verbindung. Korridorhäuser waren zumeist mehrstöckig. Erwähnenswert ist, dass kein Korridorhaus dem Anderem gleicht, da aufgrund der Vielfalt der Anordnung der Räume eine große Variabilität möglich ist. In der Bauweise heben sich große Korridorhäuser von den einfachen Häusern dieser zeit ab. Die Räume sind rechtwinkelig. Die Mauern aufgrund der Mehrstöckigkeit breit, stabil und genau gesetzt. (26)


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Literaturnachweis 1. Hiesl G. : Späthelladische Hausarchitektur: Studien zur Architekturgeschichte des griechischen Festlandes in der späten Bronzezeit. Mainz am Rhein, Phillip von Zabern 1989, 1. 2. W.B. Dinsmoor, The Architecture of Ancient Greece, 1950 3. Aus der kleine Pauly: Megaron 1149 4. Wikipedia, online Lexikon, Artikel Neolithikum 5. Wikipedia online Lexikon, Artikel Späthelladikum 6. Gruben G.: Die Tempel der Griechen, Hiermer, 1986, 12. 7. Gruben G.: Die Tempel der Griechen, Hiermer, 1986, 13. 8. Wikipedia, online Lexikon, Artikel Megaron 9. Hiesl G. : Späthelladische Hausarchitektur: Studien zur Architekturgeschichte des griechischen Festlandes in der späten Bronzezeit. Mainz am Rhein, Phillip von Zabern 1989, 5,13. 10.O. Broneer, Hesp. 2, 1933, 351 - 356; 4, 1935, 109 - 113, PI. I;) 11.Hiesl G. : Späthelladische Hausarchitektur: Studien zur Architekturgeschichte des griechischen Festlandes in der späten Bronzezeit. Mainz am Rhein, Phillip von Zabern 1989, 15. 12. Hiesl G. : Späthelladische Hausarchitektur: Studien zur Architekturgeschichte des griechischen Festlandes in der späten Bronzezeit. Mainz am Rhein, Phillip von Zabern 1989, 5. 13.G. E. Mylonas: K. Kourouniotis, Eleusiniaka I, 1932, 29Fff. 14. Hiesl G. : Späthelladische Hausarchitektur: Studien zur Architekturgeschichte des griechischen Festlandes in der späten Bronzezeit. Mainz am Rhein, Phillip von Zabern 1989, 68. 15. Hiesl G. : Späthelladische Hausarchitektur: Studien zur Architekturgeschichte des griechischen Festlandes in der späten Bronzezeit. Mainz am Rhein, Phillip von Zabern 1989, 62-63. 16. Gruben G.: Die Tempel der Griechen, Hiermer, 1986, 81ff. 17. Hiesl G. : Späthelladische Hausarchitektur: Studien zur Architekturgeschichte des griechischen Festlandes in der späten Bronzezeit. Mainz am Rhein, Phillip von Zabern 1989, 225 - 228. 18. Hiesl G. : Späthelladische Hausarchitektur: Studien zur Architekturgeschichte des griechischen Festlandes in der späten Bronzezeit. Mainz am Rhein, Phillip von Zabern 1989, 6 - 8. 19. Hiesl G. : Späthelladische Hausarchitektur: Studien zur Architekturgeschichte des griechischen Festlandes in der späten Bronzezeit. Mainz am Rhein, Phillip von Zabern 1989, 8-12. 20. Pful E. Vorgriechische und Griechische Haustypen, Blümler 1914, 186ff. 21. Hiesl G. : Späthelladische Hausarchitektur: Studien zur Architekturgeschichte des griechischen Festlandes in der späten Bronzezeit. Mainz am Rhein, Phillip von Zabern 1989, 229 - 235. 22. Rodenwalth G., Fragmente mykensicher Wandfregquente AM 36, 1911, 221. 23. Gruben G.: Die Tempel der Griechen, Hiermer, 1986, 27. 24. Gruben G.: Die Tempel der Griechen, Hiermer, 1986, 29f.


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25.Hiesl G. : Sp채thelladische Hausarchitektur: Studien zur Architekturgeschichte des griechischen Festlandes in der sp채ten Bronzezeit. Mainz am Rhein, Phillip von Zabern 1989, 239. 26. Hiesl G. : Sp채thelladische Hausarchitektur: Studien zur Architekturgeschichte des griechischen Festlandes in der sp채ten Bronzezeit. Mainz am Rhein, Phillip von Zabern 1989, 111ff.


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