Wasserzeitung 03/2010

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5. JAHRGANG NR. 3 AUGUST 2010

INFORMATIONEN VOM WASSERZWECKVERBAND MALCHIN STAVENHAGEN

Was für ein unvergesslicher Sommer Im Juli stieg der Trinkwasserverbrauch auf den Spitzenwert von 205.000 m3 „Heißer Sommer in diesem Jahr, ist ein heißer Sommer, wie wunderbar“, so trällerten einst Chris Doerk und Frank Schöbel in einem DEFA-Musikfilm der 70er Jahre. Mensch und Natur lechzten bei den Rekord-Temperaturen des Monats Juli nach Frische und Abkühlung. Dabei bewährte sich unser Lebensmittel Nr. 1, das Trinkwasser, als unübertroffener Durstlöscher und bewahrte manches Pflanzenleben vor dem Dahinwelken.

fast 2,5 Millionen Liter abgegeben. Dagegen nimmt sich der Verbrauch des 31. März 2010 mit 1.711 m³ geradezu bescheiden aus. Es war also schon ein hartes Stück Arbeit, das die Wasserwerker in diesem Hitzemonat Juli leisten mussten. „Dennoch konnten wir die die stabile und qualitätsgerechte Belieferung der knapp 26.000 Einwohner im Versorgungsgebiet sichern“, zeigt sich eine äußerst zufriedene Geschäftsführerin des WasserZweckVerbandes Malchin-Stavenhagen, Petra Tertel, im Gespräch mit der Wasserzeitung.

Wasserversorgung zu jeder Zeit gesichert

Trinkwasserpolitik des WZV bestätigt

Insgesamt wurden im Juli ca. 205.000 m³ Trinkwasser in das gesamte Netz eingespeist, ein bisher noch nie erreichter Wert seit Verbandsgründung und ein Leistungssprung gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres um 21 %. Großen Anteil an dieser Versorgungsspitze hatte das Wasserwerk Malchin. Allein in Haushalte, Landwirtschaft und Kleingewerbe flossen im vergangenen Monat ca. 51.000 m³ des Lebensmittels Nr. 1. Weitere über 31.000 m³ besten Wassers wurden für die Industrie bereit gestellt. Im Vergleich von Juni zu Juli wuchs die „Trinkwasserproduktion“ des Werkes auf 150 %. Auch an einzelnen Tagen lieferte Malchin Trinkwassermengen in bisher noch nicht erreichtem Umfang. Beispielsweise wurden am 9. Juli 2.493 m³ oder

Zugleich verweist sie darauf, dass gerade solche Situationen wie die anhaltende Hitze die Richtigkeit der „Trinkwasserpolitik“ des Verbandes bestätigen. Diese beruht auf der Modernisierung der Wasserwerke mit hochwertiger Mess- und Steuerungstechnik und einer schrittweisen Sanierung der Hauptverteilungsleitungen und der örtlichen Trinkwassernetze. Dazu gehört ebenso die Ablösung von acht Wasserwerken, deren Technik nicht mehr den Anforderungen der Zeit entsprach. „Insgesamt haben wir seit der Verbandsgründung in den Trinkwasserbereich rund 25 Millionen Euro gesteckt und sind damit auch gegen solche Wetterlagen weitestgehend gewappnet“, betont die Diplomingenieurin.

So machten selbst die heißen Tage Spaß und Laune. Wasserwerksmeister Wolfgang Block bei einer Qualitätskontrolle. m3/Monat

an Haushalte, Landwirtschaft und Kleingewerbe

Februar

März

April

34.969

Januar

34.239

0

31.636

10.000

32.193

20.000

29.720

30.000

31.705

40.000

Mai

Juni

51.071

50.000

SOMMERRODELBAHN & AFFENWALD Wohin bei dieser Affenhitze? Ans kühle Wasser oder man lässt sich ein frisches Lüftchen um die Nase wehen. Das passiert Ihnen garantiert auf der Malchower Sommerrodelbahn, wo Ihnen der Fahrtwind auf der 800 m langen Strecke mit sieben Steilkurven und sechs Schikanen die ersehnte Kühlung bringen wird. Und auch den Aufstieg zu dem 30 m hohen Starthaus müssen Sie nicht fürchten, denn ein Schlepplift bringt Sie bequem nach oben. Im benachbarten 1,8 Hektar großen Naturgehege können Sie sich‘s bequem machen und einer Großfamilie Berberaffen über

Monatsabgabe im Wasserwerk Malchin 2010

60.000

Juli

Geben Sie Ihrem Affen Zucker

die Schulter schauen, wie die mit den tropischen Temperaturen umgehen. Also geben Sie Ihrem Affen Zucker, am besten auf der Sommerrodelbahn mit Affenwaldanschluss.

Auf dem Weg zum 30 m hohen Starthaus der Rodelbahn.

Adresse: Karower Chaussee 6, Malchow; Tel.: 039932 18422 Öffnungsz: April–Okt., 9–18 Uhr Rodelbahn Einzelfahrt Erw./Ki.: 2,20/1,60 EUR 6-er Karte Erw./Ki.: 9,50/ 6,50 EUR Affenwald Erw./Ki.: 3,50/3,00 EUR

NACHRICHTEN WZV-Kraftwerk Auf der Kläranlage des WasserZweckVerbandes wird mehr Energie aus Klär- und Biogas erzeugt als für die Reinigung des Schmutzwassers erforderlich ist. Dadurch werden Kosten eingespart und die Gebühren im Abwasserbereich stabilisiert. Nach Aussage des Klärwerksleiters könnte der Verband die Grundversorgung für das Fernwärmenetz der Stadt Stavenhagen gewährleisten. Ausführlich auf Seite 4/5


Aktuelles

Sei­te 2

Wasserzeitung

Rechtliche Grundlagen und Möglichkeiten der Regenwasserbeseitigung

Der Rat der Fachleute ist gefragt Um den jährlichen Niederschlägen von rund 600 Litern pro Quadratmeter in Mecklenburg-Vorpommern Herr zu werden, bedarf es vieler Überlegungen. Zumal der Anteil des verunreinigten Niederschlagswassers, das von Dächern und anderen befestigten Flächen abfließt, durch wachsende Bebauung und Versiegelung zunimmt. Wohin also mit dem Regen und wer ist eigentlich für die himmlischen Ergüsse zuständig? Antworten auf diese Fragen erhielt die Wasserzeitung beim Referatsleiter Abwasser im Schweriner Umweltministerium, Olaf Seefeldt.

Rechtliche Grundlagen „Das vom Dach oder von befestigten Flächen abfließende und gesammelte Regenwasser definiert der Gesetzgeber als Abwasser und legt damit wie beim Schmutzwasser die Beseitigungspflicht grundsätzlich in die Hände der Kommunen“, erläutert Seefeldt. Er verweist dabei auf den § 54 des Wasserhaushaltgesetzes. Weiter macht er auf den § 55 aufmerksam, der im Absatz 2 verlangt, dass „Niederschlagswasser ortsnah versickert, verrieselt oder direkt oder über eine Kanalisation ohne Vermischung mit Schmutzwasser in ein Gewässer eingeleitet werden (soll), soweit dem weder wasserrechtliche noch sonstige öffentlich-rechtliche Vorschriften noch wasserwirtschaftliche Belange entgegenstehen“. Dies kann z. B. auch auf den Grundstücken selbst

Im­pres­sum He­raus­ge­ber: ZV Kühlung Bad Doberan, ZV Grevesmühlen, WZV Malchin Stavenhagen, ZV Sude-Schaale, ZV Insel Usedom Re­dak­ti­on und Ver­lag: Spree-PR Märkisches Ufer 34 10179 Berlin Telefon: 030 247468-0 E-Mail: agentur@spree-pr.com Internet: www.spree-pr.com V.i.S.d.P.: Thomas Marquard Re­dak­tion: Dr. Peter Viertel Mitarbeit: Anette Pröber, Kerstin Schröder Fo­tos: ZV Grevesmühlen, Historische Gesellschaft Zinnowitz, Nationalpark Jasmund, A. Pröber, K. Schrö­der, P. Tertel, Dr. P. Viertel, Archiv Layout: SPREE-PR, Johannes Wollschläger (verantw.) Druck: Nordost-Druck GmbH & Co. KG

Das neu angelegte Regenrückhaltebecken am Ortseingang von Basepohl in der Nähe Stavenhagens.

geschehen. Ist dies nicht möglich und die Gemeinde für die Aufgabe der Regenwasserbeseitigung zuständig, kann sie diese Aufgabe, wie beim Trinkwasser, an Dritte – meist Zweckverbände – übertragen.

Praktische Umsetzung „Sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus ökologischer Sicht orientieren wir darauf, die Möglichkeiten für eine Versickerung des Regenwassers auf den Grundstücken zu prüfen“, betont der Referatsleiter. Dabei ist allerdings eine Reihe von Faktoren zu beachten wie die Bodenstruktur, die

Flächengröße, anfallende Wassermenge usw. „Deshalb“, so Seefeldt, „sollte man sich rechtzeitig den Rat von Fachleuten einholen, z. B. in den Gemeinden auf den Sachverstand der Mitarbeiter des Bauamtes vertrauen oder die untere Wasserbehörde konsultieren“. Dort, wo die Bedingungen für das Versickern vor Ort nicht gegeben sind, erläutert der Wasserwirtschaftler weiter, muss eine ordnungsgemäße Ableitung in die Regenwasserkanalisation, besser noch eine intelligente Regenwasserbewirtschaftung erfolgen.

Beispiele der Niederschlagswasser­beseitigung Dezentrale Anlagen Regenwasser wird entweder auf dem Grundstück oder in räumlicher Nähe versickert. Zu beachten sind: Durchlässigkeit, Größe der Fläche, anfallende Menge. Die Kosten für diese privaten Anlagen tragen die Grundstückseigentümer selbst. Dabei gibt es Verfahren wie z. B.: • Flächenversickerung • Muldenversickerung • Rohrversickerung • Schachtversickerung

• V ersickerungsbecken, Teichanlagen, Retentionsraumversickerung Zentrale Anlagen Das Niederschlagswasser wird per Kanal direkt dem Gewässer oder einer Behandlungsanlage zugeführt. Für diese öffentlichen Anlagen berechnen die Betreiber den bevorteilten Bürgern eine Gebühr und meist auch einen Erschließungsbeitrag bzw. Baukostenzuschuss.

Beim Zweckverband gut aufgehoben Drei Fragen an Willi Voß, Bürgermeister von Neukalen WZ: Ihre Stadt hat die Ableitung des Niederschlagswassers dem WasserZweckVerband Malchin Stavenhagen übergeben. Welche Gründe spielten dabei eine Rolle? Willi Voß: Bereits mit der Gründung unseres WasserZweckVerbandes Malchin Stavenhagen im Jahr 1992 war klar, dass wir die hoheitliche Aufgabe der Abwasserbeseitigung nur komplett übertragen. Und Abwasser ist nun mal Schmutz- und Regenwasser. Beide Systeme einem Aufgabenträger anzuvertrauen ist das einzig Richtige, allein wenn man an die Investitionen und an die Bewirtschaftung denkt.

Willi Voß

Offenbar gehen aber nicht wenige Gemeinden davon aus, dass aus Kostengründen die Niederschlagswasserbeseitigung bei ihnen besser aufgehoben ist? Das kann ich mir nur schwer vorstellen, denn auch Gemeinden haben

Unterhaltungs- und Investitionsaufwand zu tätigen, der in irgendeiner Form möglichst verursachergerecht umgelegt werden muss. Und Voraussetzung dafür ist nicht zuletzt ein zuverlässiges Satzungswerk, das uns in die Lage versetzt, den erforderlichen Aufwand über Gebühren zu decken. Ich bin fest davon überzeugt, dass diese Aufgabe in der Gemeinschaft eines Zweckverbandes viel besser wahrgenommen werden kann. Welche Akzeptanz hat die vom WZV erhobene Niederschlagsgebühr von 0,35 EUR/m² bei den Bürgern von Neukalen? Diese Gebühr wurde erstmalig 1998

erhoben, denn bereits zu diesem Zeitpunkt hat unser Zweckverband den gesplitteten Gebührenmaßstab (getrennte Abrechnung von Schmutzund Niederschlagswasser) angewandt. Die Gebühr betrug damals noch 0,73 DM/m², das wäre mit 0,37 EUR/m² gleichzusetzen. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, das die heutigen 0,35 EUR/m² für irgendjemanden ein Stein des Anstoßes sind. Zumal wenn man berücksich­tigt, dass ein Grundstückseigentümer im Durchschnitt für das Ableiten des Regenwassers von seiner angeschlossenen Fläche ca. 42 EUR im Jahr zu zahlen hat.


auguSt­2010­

J

DAs eHReNAMt IN MeCkleNBuRG-VORPOMMeRN

eder Dritte in Deutschland engagiert sich ehrenamtlich beim Katastrophenschutz, in Sportvereinen, Umweltverbänden, in der Jugendarbeit oder in den Kirchen. Allein im sozialen Sektor werden jährlich 6,5 Mrd. Stunden ohne Vergütung geleis-

Katastrophenschutz

sport

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tet. Das entspricht einer Arbeitszeit von 3,2 Millionen Vollzeitbeschäftigten. Die Wasserzeitung möchte in vier Beiträgen den Einsatz aller ehrenamtlichen Helfer in Mecklenburg-Vorpommern würdigen.

Vereinsleben

Kulturbereich

Die Hobby-Historiker von Zinnowitz Ein Verein und seine Vorsitzende erzählen die Geschichte vom Fischerdorf zum Ostseebad Ihr drittes kleines Buch zur Geschichte ihres Heimatortes hat die Zinnowitzerin Ute Spohler schon herausgebracht. „Weil Geschichte festgehalten werden muss, in Erinnerung für uns Ältere und natürlich als Dokumentation für die ganz Jungen, die diese Zeit nicht erlebten“, sagt die 57-Jährige, die nicht viel Aufhebens um ihre Person will. In ihrem erst vor wenigen Monaten erschienenen Bildband „Zinnowitz, ein Fotoalbum“ aus der Reihe „Bilder aus der DDR“ erzählt die Autorin viele kleine, oftmals persönliche Geschichten.

Lernen aus alten Zeitdokumenten In dem reich bebilderten Buch lassen sich darüber hinaus viele schöne Erlebnisse aus dem DDR-Alltag entdecken. Menschen berichten, wie vor Jahrzehnten gelebt, gewohnt und gelacht wurde. Die Autorin, seit vielen Jahren Vorsitzende der Historischen Gesellschaft zu Seebad Zinnowitz auf Usedom e. V., hat es sich zur Aufgabe gemacht, Zeitdokumente zu sammeln.

Wenn Ute Spohler zur Reise durch die Geschichte einlädt, ist das Museum in Zinnowitz stets gut besucht.

„Nichts soll vergessen, nichts entsorgt und vernichtet werden. Aus Geschichte kann man lernen.“ So beschreibt Spohler den Gedanken der Gründungsmitglieder, die sich 1996 zusammenfanden. Heute hat der Verein

18 Mitglieder und 10 Ehrenmitglieder bzw. fördernde Mitglieder. Vor einem Jahr – pünktlich zur 700-Jahrfeier von Zinnowitz – bekam das Heimatmuseum im Bahnhof von Zinnowitz ein neues Domizil. „Der Platz ist sehr

würdig und als Verein können wir nun unsere Ortsgeschichte besser präsentieren“, sagt Spohler. Viele Touristen und Usedomer hätten das Angebot bereits genutzt, sich die Entwicklung

Heimatgeschichte im küsterhaus einem Blasebalg angefacht wird, dann sind das Erlebnisse, die die Kinder nicht vergessen werden.“ Ungezählte Stunden Arbeit haben die ehrenamtlichen Mitglieder bereits investiert. Allein die jährlich wechselnden Ausstellungen kosten Kraft. Seit gut sieben Jahren steht dem Heimatverein mit dem sanierten Küsterhaus aus dem Jahr 1812 auch eine ansprechende Ausstellungsfläche zur Verfügung. Informationen: Altes Küsterhaus, Schulstraße 2, 19249 lübtheen, Tel.: 038855 77523; Öffnungszeiten Dienstag und Donnerstag von 9 bis 12 und 14 bis 17 uhr, sonntags und feiertags von 14 bis 17 uhr und nach vorheriger Absprache.

museum als Aushängeschild des Ortes „Mit Hilfe unserer Gesellschaft ist auch schon so manche Doktorarbeit geschrieben worden“, erzählt die engagierte Frau, die für ihr Hobby nicht auf die Uhr schaut. Da sich das Museum zunehmend zum Aushängeschild des Ortes entwickelt, arbeitet man inzwischen immer enger mit der Kurverwaltung und dem Tourismusverband zusammen. „Die Vorträge unserer HobbyGeschichtsforscher oder auch unsere Wanderausstellung sind gut nachgefragt“, freut sich die Vereinsvorsitzende Ute Spohler.

LÜBTHEEN

Mit großer Begeisterung erzählt Marlies Bünsch, Mitarbeiterin der Stadtverwaltung Lübtheen, und verantwortlich für das Heimatmuseum, was der Heimatverein des kleinen Städtchens Lübtheen in den letzten Jahren bewahrt, zusammengetragen und aufgearbeitet hat. „Wir wollen Geschichte für die nachfolgenden Generationen erlebbar machen“, betont Bünsch. Jutta Rotter, die Vorsitzende des inzwischen 78 Mitglieder zählenden Vereins, der sich 1994 gründete, ist Grundschullehrerin. Sie sagt: „Gerade für die Jüngsten ist es wichtig, zu sehen und zu erfahren, wie haben die Menschen früher gelebt und was gab es an Handwerk in der Region. Wenn das Feuer in der alten Schmiede mit

vom einstigen Fischerdorf Zinnowitz bis zum modernen Ostseebad anzuschauen.

Marlies Bünsch (l.) und Jutta Rotter vor dem sanierten Küsterhaus.

Museum in Zinnowitz Am Bahnhof 1 Öffnungszeiten: Mo–Fr 10–17 uhr Sa + So 14–17 uhr (Führungen außerhalb der Öffnungszeiten können unter Tel.: 0162 4255000 oder E-Mail u.spohler@gmx.net vereinbart werden.) Infos: www.insel-usedom.net/ historischegesellschaft zinnowitz.htm




LEBENSELIXIER WASSER

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WASSER UND KUNST (2)

Ein strömendes Gewässer hört sich bisweilen wie Musik an. Volkslieder stellen nicht zufällig, zum Beispiel in „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“, eine Beziehung des

WASSERZEITUNG

Musik

kühlen Nass zu wohlklingenden Tönen dar. Selbst große Komponisten widmeten vor hunderten Jahren dem Wasser ganze Werke. Das alles nahmen wir zum Anlass, unsere Serie „Wasser und Kunst“ mit Blick auf die Musik fortzusetzen.

Johann Strauss (1825–1899)

Der Wasserträger Uraufgeführt 1867 in Wien, lehnte das Publikum den Walzer aufgrund des Textes ab. 1890 schrieb Dr. Franz von Gerneth „Donau so blau, durch Flur und Au ...“. Es wurde ein Welterfolg.

Franz Schubert (1797–1828)

Schubert komponierte sein einziges Klavierquintett vermutlich 1819. Der Name „Forellenquintett“ führt auf „Die Forelle“ als Thema des Variationensatzes zurück.

Bedrich Smetana (1824–1884)

Für den Kinofilm „Wolga, Wolga“, Regie Grigorij Aleksandrov, UdSSR 1938, komponierte Isaak Ossipowitsch Dunajewski die Filmmusik „Der Wasserträger“.

Den Text dafür schrieb Wassilij Iwanowitsch Lebedew-Kumatsch, den Alexander Ott übersetzte. Dunajewski wurde 1900 in der Westukraine geboren. Er studierte Komposition und erlangte durch seine Filmmusik große Popularität.1955 beging Dunajewski Selbstmord.

*leicht alkoholhaltiges Getränk auf der Grundlage vergorenen Brots (vergleichbar der Berliner Weiße)

Ein Quell der Inspiration Die Wasserzeitung sprach mit Komponist Prof. Siegfried Matthus Wasserzeitung: Prof. Matthus, mit bis heute über 600 Werken zählen Sie zu den produktivsten zeitgenössischen Komponisten überhaupt. Wodurch werden Sie immer wieder inspiriert? Prof. Matthus: Die meisten meiner Kompositionen sind in Stolzenhagen nördlich von Berlin entstanden. Dort steht mein Haus direkt am See. Das klare Wasser, die Natur inspirieren mich. Hier werden meine Gedanken zu Noten. Außerdem finde ich am und im Wasser Ruhe und Entspannung. Von März bis September schwimme ich ja auch im See.

Des Menschen Seele gleicht dem Wasser, sagt Goethe. Keine Kunst aber gleicht dem Wasser so sehr wie die Musik. Ja, richtig. Alles fließt. Alles strömt. Wasser will gespürt und erlebt sein. Die Kraft des Wassers ist so elementar wie die Kraft des Lebens. So mächtig. Und so widersprüchlich. Übrigens finden sich Wasser und Natur auch in meinem Werk. Meine musikalische Öko-Trilogie „Der Wald“ (Paukenkonzert), „Der See“ (Harfenkonzert) und das Orchesterstück „Die Windsbraut“ setzen sich damit auseinander. Wer sich dies heute anhört, möge Hölderlins Spruch bedenken,

„Die Moldau“ ist das berühmteste Werk von sechs sinfonischen Dichtungen aus „Mein Vaterland“. Smetana komponierte es 1874 bei völliger Taubheit.

Frédéric Chopin (1810–1849)

dass da, wo Gefahr droht, auch das Rettende wachse.

Brachte Sie diese Lebensquelle zur Musik? Damit verbinde ich mein musikalisches Schlüsselerlebnis. Nachdem ich an meinem 17. Geburtstag im April 1951 im Admiralspalast Mozarts „Zauberflöte“ gehört hatte, spazierte ich durch den Rheinsberger Park in Richtung See. Vom nahen Rummelplatz dringt Musik herüber. Da fiel der Entschluss: Ich werde Komponist.

Entstand 1838/39 als eines der 24 Preludes auf Mallorca, wo sich Chopin mit seiner Lebensgefährtin George Sand aufhielt, um von seiner Tuberkulose geheilt zu werden – leider ohne Erfolg.


NATIONALPARKS

AUGUST 2010

1

Müritz

2

Vorpommersche Boddenlandschaft

3

Jasmund

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4

Schaalsee

Jasmund – der Natur ihren Lauf lassen Er ist zwar der kleinste unter Deutschlands Nationalparks, aber in vieler Hinsicht einzigartig. So können an der Steilküste des Parks geologische Epochen der Erdgeschichte wie in einem aufgeschlagenen Buch in Augenschein genommen werden. Die Gletscher der letzten Eiszeit haben hier die vor 70 Millionen Jahren auf dem Meeresboden entstandenen Schichten aus Kalk-Schalen und -Skeletten von Kleinstlebewesen aufgebrochen und Mitbringsel aus Skandinavien (Sand, Lehm, Mergel, Findlinge) darüber- und dazwischengeschoben. Nachdem sich vor rund 12.000 Jahren die Gletscher zurückgezogen hatten, schufen dann Niederschlag, Wind, Wellen und Frost die weißen Felsendome von Rügen, deren bekanntester der 118 m hohe Königsstuhl ist.

Setzen auf die Kraft der Elemente Noch heute sorgt die Wucht dieser Naturelemente dafür, dass es immer wieder, meist bedingt durch einsickernden Regen, zu kleinen, manchmal auch großen Uferabbrüchen

Nationalpark in Zahlen Fläche 3.003 ha • Davon 2.123 ha Wald • 673 ha Ostsee • ca. 200 ha Moore, Strand, Wiesen und Siedlungen Weitere Infos Nationalpark-Zentrum KÖNIGSSTUHL Stubbenkammer 2 18546 Sassnitz Tel.: 038392 661766 E-Mail: info@koenigsstuhl.de www.koenigsstuhl.de

Im Spiel von Wind, Wellen und Frost unterliegt die Steilküste einer steten Veränderung.

kommt, die dann von der Brandung in die Ostsee zurückgespült werden. Das Respektieren und Gewährenlassen der natürlichen Prozesse stellt die oberste Prämisse der Nationalparkmitarbeiter für die unterschiedlichen Lebensräume im Nationalpark dar.

Das betrifft neben der Kreideküste den größten geschlossenen Buchenwald an der Ostseeküste ebenso wie die zahlreichen Moore oder die Blockstrände mit Salz tolerierenden Pflanzen wie den Meerkohl oder den Meerstranddreizack.

Doch ein Bewohner des Nationalparks scheint den Veränderungen zu trotzen. Ein kleiner unscheinbarer Strudelwurm hat sich aus der letzten Eiszeit in unsere Zeit herübergerettet. Entsprechend den damaligen Bedingungen liebt die 1,5 cm lange Alpen-

planarie (Crenobia alpina) kalte Bäche. Temperaturen über 15 ° Celsius sind für sie tödlich. Doch ob nun mit oder ohne Alpenplanarie, die Eiszeit ist den Besuchern durch die imposanten Kreidefelsen der Halbinsel Jasmund sowieso stets gegenwärtig.

KÖNIGSSTUHL Um den Namen des Kreidefelsens ranken sich mehrere Geschichten. Einer Sage zufolge wurde in alter Zeit derjenige zum König gewählt, dem es als Erstem gelang, von der Seeseite aus den Kreidefelsen zu erklimmen und sich auf den oben aufgestellten Stuhl zu setzen.

Führungen (bis zum 31.10) • Von Hagen durch den Buchenwald zum Königsstuhl Täglich 11 Uhr; Treff: Hagen Parkplatz • Von Lohme durch den Buchenwald zum Königstuhl Mittwochs, 11 Uhr Treff: Lohme, Haus Linde • Von Sassnitz durch den Buchenwald zu den Wissower Klinken Donnerstags und sonntags, 11 Uhr Treff: Sassnitz, Buswendeplatz Wedding

Der 118 m hohe Königsstuhl.


UMSCHAU

WASSERZEITUNG

VERBANDSMITGLIEDER IM PORTRÄT (15)

SEITE 8

Malchin

Stadt Malchin

Die WZ sprach mit dem Bürgermeister von Malchin, Jörg Lange

Landkreis Demmin

Eine Stadt, die immer wieder aufgestanden ist Der 56-jährige Jörg Lange gestaltet seit über 25 Jahren die Malchiner Kommunalpolitik maßgeblich mit. Mit dem 1. November 1994 übernahm er das Bürgermeisteramt der Stadt. Der studierte Diplomphysiker ist verheiratet, hat drei Kinder und zwei Enkelkinder und zu seinen Hobbys zählen neben der Familie Trompete blasen im Posaunenchor und Joggen. WZ: Was macht Malchin lebenswert? Jörg Lange: Unsere Stadt ist in eine wunderbare Landschaft von Wald, Bergen und Wasser eingebettet. Außerdem wohnen hier Menschen, mit denen es sich sehr gut leben lässt. Darüber hinaus können wir auf ein Bildungs-, Kultur- und Freizeitangebot verweisen, dass für eine Stadt von etwa 10.000 Einwohnern schon recht beachtlich ist. Und was schätzen Sie persönlich an Malchin? Dass die Stadt nach mehreren Verwüstungen und Plünderungen in den vergangenen Jahrhunderten und auch nach dem sinnlosen Kampf gegen Teile der Roten Armee vom 30. April 1945 mit einer Zerstörung von 70 Prozent immer wieder aufgestanden ist. Eine Botschaft, die uns auch bei der Meisterung der vor uns liegenden nicht einfachen Aufgaben helfen kann und wird. Die demografische Entwicklung macht auch um Malchin keinen Bogen. Wie begegnen Sie ihr?

Jörg Lange

Beispielsweise durch Förderung des Zusammenwachsens der inzwischen elf Ortsteile unserer Stadt. Wir versuchen dieses Gemeinschaftsgefühl „Wir sind alle Malchiner“ durch ein ganzes Bündel von Maßnahmen zu entwickeln. Dazu zählen beispielsweise Einwohnerversammlungen vor Ort, eine umfassende Information der Bürger mit unserem Amtsblatt und auch der Wasserzeitung, gemeinsame Veranstaltungen wie das Altstadtfest und die Seniorenweihnachtsfeier. Worauf sind Sie als Bürgermeister besonders stolz? Dass es uns in Malchin gelungen ist, durch Ansiedlungen von großen Unternehmen Arbeitsplätze für die Einwohner zu erhalten bzw. zu schaffen und die Stadt finanziell besser auszustatten. Das betrifft das Pektinwerk von Cargill, das 100 Mitarbeiter beschäftigt, die Firmen der SARIAGruppe mit dem Tierkörperverwerter SecAnim, der Biogasanlage ReFood und dem Biodieselwerk ecoMotion. Dazu zählt ebenfalls das Biomasseheizkraftwerk von enviaM, die Tabakfabrik, die Rapsveredelung Vorpommern und das Mischfutterwerk der Fugema.

Viel Industrie in einer Tourismusregion? Natürlich ist uns klar, dass für uns der Tourismus ein relevanter Wirtschaftszweig der Zukunft sein wird. Wenn auch die Zahl der Übernachtungen bei uns von 1994 bis 2009 gestiegen ist, ist das noch lange nicht die Ziellinie in diesem Wirtschaftsbereich. Wir sind aber nach wie vor auf Arbeitsplätze in der Industrie angewiesen. Das kann nicht anders sein, wenn wir viele Standards in Malchin halten wollen. Deshalb müssen und wollen wir mit produzierendem Gewerbe leben. Dabei sei darauf verwiesen, dass die meisten in Malchin und Umgebung angesiedelten Unternehmen mit umweltfreundlichen Energien befasst sind. Die Malchiner werden also mit Geruchsbelästigungen leben müssen? Sie meinen die Rapsveredelung an der Peene. Zunächst erfüllt das Werk nachweislich alle gesetzlichen Anforderungen des Immissionsschutzes. Dass es dennoch an manchen Tagen mächtig riecht, liegt an den Emissi-

onen dieses Betriebes, die unglücklicherweise durch die Lage im Peenetal und eine entsprechende Windrichtung unterstützt werden. Über diese Belästigung ist die Stadt mit dem Geschäftsführer im Gespräch und spätestens 2011 soll mit einer Abgasreinigung Abhilfe geschaffen werden. Was lag Ihnen während Ihrer Amtszeit noch am Herzen? Das Gesicht einer Stadt bildet oft der Marktplatz. Deshalb sind wir froh darüber, dass wir durch die Innenstadtbebauung um das Rathaus wieder ein geschlossenes Zentrum für Malchin geschaffen haben. Als Bürgermeister sind Sie auch in der Arbeit des WZV MalchinStavenhagen eingebunden? Das ist für mich eine wichtige Aufgabe, denn die zuverlässige Versorgung mit Trinkwasser und die Behandlung umweltgerechte des Abwassers

gehört zur Daseinsvorsorge für die Bürger. Da dies die einzelnen Kommunen in der gesetzlichen vorgeschriebenen Qualität nur schwer leisten können, war die Gründung des Verbandes eine segensreiche und weitsichtige Entscheidung. Auch für den Geldbeutel der Kunden? Ja, denn wir konnten bis auf begründete Ausnahmen aufgrund von Preissteigerung bei Kraftstoffen und Energie die Gebühren stabil auf einem niedrigen Niveau halten. Dabei kann man nicht hoch genug schätzen, dass das Lebensmittel Trinkwasser bei uns ohne Bedenken genossen werden kann. Dies ist nicht überall auf der Welt so. Sehen das die Bürger auch so? Ich denke schon. Aus Gesprächen weiß ich, dass die große Mehrheit die Arbeit der Mitarbeiter des Zweckverbandes um Geschäftsführerin Petra Tertel sehr schätzt.

Das Rathaus auf dem Marktplatz wird jetzt wieder von einem Häuserensemble umrahmt.

Der Wassersteckbrief Trinkwasser Versorgung • Wasserwerk (WW) Malchin für die Stadt und die Orte Axelshof, Duckow, Kummerow, Leuschentin, Maxfelde, Scharpzow • WW Gülitz für Gülitz, Salem, Gorschendorf, Retzow und Jettchenshof • WW Neu Panstorf für Neu- und Alt Panstorf • WW Remplin für Remplin. • Kleine WW für Panstorf-Forsthof und Viezenhof • Private Wasserversorgungsanlagen gibt es in Pisede und Hagensruhm

Netz • Hauptleitungen: 79.783 m • Hausanschlussleitungen: 21.668 m • Rohwasser(Brunnen)leitungen: 2.277 m Investitionen In der Stadt Malchin mit seinen jetzt dazugehörigen Ortsteilen wurden ca. 7,7 Mio. Euro eingesetzt. Bund und das Land stellten ca. 25.000 Euro an Fördermitteln bereit Perspektive Mittel- bzw. langfristig sollen die Wasserwerke in Viezenhof, Forsthof Neu Panstorf und Remplin abgelöst werden. Geplant: Versorgung Vie-

zenhof von Gielow aus, Remplin und der Forsthof von Neu Panstorf, WW Gülitz wird in eine Druckstation umgebaut und die Versorgung erfolgt über Schorrentin-Neukalen.

Abwasser • 1980er Jahre: Stadt Malchin wurde über eine 12 km lange Abwasserdruckrohrleitung an die Kläranlage Stavenhagen angeschlossen. • Beginn der 1990er Jahre: Remplin, Salem und Retzow neu erschlossen, Abwassersystem in Malchin und Gorschendorf als Trennsystem ausgebaut.

• Abwasserteichanlage in Gorschendorf stillgelegt und eine Abwasserdruckrohrleitung zur Entwässerung von Neukalen, Salem und Gorschendorf verlegt. Netz • Schmutzwasser-Kanäle: 70.575 m davon Druckrohrleitungen: 37.466 m • SchmutzwasserGrundstücksanschlüsse: 9.397 m • Regenwasser-Kanäle: 27.967 m • RegenwasserGrundstücksanschlüsse: 6.696 m Investitionen Der WZV hat bisher ca. 17,8 Mio. Euro in den Ausbau des Trennsystems,

die Verlegung der Abwasserüberleitungen zur KA Stavenhagen, den Bau der Abwasserpumpwerke der Kläranlage in Retzow investiert. Perspektive Das Abwasserkonzept für die Stadt Malchin sowie der dazugehörigen Ortsteile kann als abgeschlossen betrachtet werden. Die Orte bzw. Ortsteile Neu- und Alt-Panstorf, Forsthof-Panstorf, Viezenhof, Pisede, Hagensruhm werden auch zukünftig dezentral entsorgt. Dort ist der WZV für die Fäkalschlammabfuhr aus den KKA sowie die Entsorgung der abflusslosen Gruben verantwortlich.


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