Familienblatt der Pfleiderer, Sommer 2017

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Sommer 2017

1. Oktober

Familien

treffen in Münsingen / Württ. S. /  Illustrationen von

Isabell  Pfl eiderer

Unter Mitarbeit sämtlicher Mitglieder des Familienverbandes herausgegeben von Matthäus Felder, Allee 1, 72805 Lichtenstein-Unterhausen (matthaeusf@aol.com)


Geburtstagskinder

Binningen (CH), 30. April 2017

Drei „Schweizer“ feiern 70. Geburtstag Bild oben; von links nach rechts: Lotti Eidenbenz - Christoffel mit Florian auf dem Schoß; Ingrid (Kopp-Eidenbenz) , damals 3 jährig, Ruth Eidenbenz-Tschudin mit Käti (Chamberlain-Eidenb., Engl.); die seinerzeit 9 jährige Roswitha (Blanc-Eidenbenz , † 2000); Rose Eidenbenz-Hoppe und Baby Maja (Samimi-Eidenbenz). Das Foto entstand 1947 im Garten des Großelternhauses von Hanna und Hermann Eidenbenz-Pfleiderer am St. Johannsring in Basel.

Familien-Nachrichten Geburt : 17. 01. 2017 (Winnenden), Luka & Leonidas Papadopoulos, Zwillingssöhne von Niko Papadopoulos und Christina geb. Pfleiderer

Lieber Leser, hier sind wir auf Deine Zuschrift angewiesen, wie es ja auch in der Satzung heißt: Jedes Mitglied ist verpflichtet, die ihn und seine Angehörigen betreffenden Daten wie Geburten, Eheschließungen, Todesfälle usw. zu melden – per Brief an den Herausgeber oder E-Mail an: matthaeusf@aol.com


Verwandte Treffen

Anmeldung

E  Einladung

Familien

treffen Sonntag, 1. Oktober 2017 72525 Münsingen/Schwäbische Alb, Gemeindehaus, Schillerstraße 27

Nachweislich seit den 1840 er Jahren sind hier Familienangehörige beheimatet und die Familie Pfleiderer hat sich in Münsingen bereits in siebter Generation weit verzweigt. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen. Viele interessante – bekannte oder noch unbekannte – Verwandte und neue Freunde werden Euch begegnen.

s erfolgt noch eine gesonderte Einladung an alle Mitglieder – voraussichtlich im Juli. Diese enthält dann auch das Anmeldeformular.

Beginn

M

ünsingen feiert am 1. Oktober um 10.15 Uhr in der Martinskirche Erntedankfest. Wäre es nicht schön, durch die gemeinsame Teilnahme uns schon mal mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut zu machen? Direkt im Anschluss treffen wir uns im Gemeindehaus.

Matthäus Felder (Vorsitzender u. Schriftführer) Reiner Pfleiderer (Stellvertr. Vorsitzender) Susanne Schuster (Schatzmeisterin) Erich Pfleiderer (Beisitzer) Kurt-Georg Pfleiderer (Beisitzer)

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„Schtuegert, Ulm und Biberach …“

Ludwigsburg

1 : 500.000 0

(Winnenden) Hertmannsweiler

• Waiblingen

Kornwestheim

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Backnang

Marbach a. N.

Stuttgart

10

Alte + aktuelle Kreisstädte

1647

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Schorndorf

Beutelsbach

Schwäbisch Gmünd

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Göppingen

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Kirchheim unter Teck

Nürtingen

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Termine

Einladung zur Jahreshauptversammlung Liebe Mitglieder des Familienverbands Pfleiderer e. V. im Anschluss an das gemeinsame Mittagessen beim Familientreffen am 1. Okt. 2017 im Münsinger Gemeindehaus geht es von ca. 14 Uhr – 14. 30 Uhr um unsere Vereinsformalien.

Tipps für 2. /3. Oktober

Burgenwandern im Großen Lautertal Sofern es das Wetter zulässt, kann wer Lust hat, am Mo., 2. 10. 17 mit uns eines der schönsten Täler der Schwäbischen Alb durchstreifen und dabei auch Burg Hohenhundersingen, Bichishausen, Gundelfingen sowie die zünftige Gastlichkeit der Gegend kennenlernen. – Nähere Infos beim Familientag.

Tagesordnung 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.

Begrüßung Bericht des Vorsitzenden Bericht des Schriftführers Kassenbericht Bericht der Kassenprüfer Entlastung der Vorstandschaft Wahlen Anträge Programm 2017 /18 Verschiedenes

Anträge zur Versammlung sind bis spätestens Freitag, den 22. September bei Matthäus Felder, Allee 1, 72805 Lichtenstein schriftlich einzureichen. Alle Vereinsmitglieder sowie Freunde des FV Pfleiderer sind recht herzlich eingeladen. Mit verwandtschaftlichen Grüßen

Matthäus Felder (Vorsitzender)

Biosphärenmarkt – „Messe in der Innenstadt“ Aussteller, Künstler, Gartengestalter, Floristen, Anbieter von Grünem und Schönem für drinnen und draußen, präsentieren Wohnaccessoires und vieles mehr. Selbstverständlich gibt es auch Essens- und Verpflegungsstände von Anbietern mit regionalen Produkten. Das abwechslungsreiche Angebot mit über 160 Marktständen spannt einen Bogen von Dekorativem und Nützlichem für Haus, Garten, Mensch und Tier und somit wird der Biosphärenmarkt ein Treffpunkt für Liebhaber der schönen Dinge. Mit verkaufsoffenem Feiertag in der Innenstadt. Dienstag, 3. Okt. 2017, 11 bis 18 Uhr.

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Johann Christoph Pfleiderer

Der Chirurg

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nfang März stolperte ich vor meiner Arbeits   stelle in Gomaringen und stürzte so hart zu Boden,    dass mir Nase und rechter Unterarm zu Bruch gingen. Folge: Klinik, OP in Tübingen. Die Ärzte verpassten mir einen das Ellengelenk übergreifenden „Fixateur externe“ und einen Nasengips. Eine Woche später wurde im geöffneten Arm eine Metallplatte verschraubt. Krankenschwestern und Therapeuten umsorgten mich liebevoll. In diesen Situationen stellt man sich solche ­Fragen wie „Was sind wir doch bloß für zerbrechliche Kreaturen?“ oder auch „Wie ­erging  es  den  Patienten  vor  300  Jahren?“

1717 *. Kirchheim war damals ein festungsmäßig ausgebautes Städtchen mit RenaissanceSchloss, das immer wieder als Wohnsitz der herzoglichen Witwen diente. Die Einwohnerzahl lag bei etwas mehr als 2000. Damals vor 300 Jahren tobte aber auch die erbitterte Schlacht von Belgrad gegen die Türken. Das bis heute überlieferte Volkslied von Prinz Eugen, dem edlen Ritter erzählt deren Geschichte. Ich hielte es für möglich, dass unser Chi­rurg Pfleiderer seine beruflichen Kenntnisse in jungen Jahren beim Militär erworben hat. Der Sohn eines Waiblinger Sattlers war beim Belgrad-Sieg nämlich 23 Jahre alt. Er heiratete erst im April 1724 zu Kirchheim/Teck die 18 Jahre alte Justine Regine Greiner. Die Chirurgie galt zu jenen Zeiten eher noch als ein Handwerk und grenzte sich ab gegenüber der inneren Medizin und Pharmazie. Wir dürfen vermuten, dass Johann Christoph auch das eine oder andere einschlägigen Fachbuch besaß sowie praktisch* auch Geburtsjahr von Maria Theresia

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therapeutisches Interesse an den Tag legte. Der Bestseller „Chirurgie, in welcher alles, was zur Wund-Artzney gehöret, nach der neusten und besten Art/…“ von Lorenz Heister erschien erstmals 1708. Besondere Lateinkenntnisse waren für Chi­rur­gen eher zweitrangig. Nur die Herren Doctores pochten auf ihre gelehrte Bildung und sahen auf den Wundarzt, wie auf die Chirurgie überhaupt, stolz herab. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts be-


Kirchheim unter Teck

Bei den hier abgedruckten Illustrationen handelt es sich um gemeinfreie Fundstücke im Internet. gann sich die Chirurgie langsam die Anerkennung ihrer Gleichberechtigung in den medizinischen Fakultäten zu erkämpfen. J. C. Pfleiderer war – auch das sei erwähnt – Mitglied des Kirchheimer Gerichts, also des Gremiums, das man heute als Gemeinderat bezeichnen würde. Die weiße Perücke war Bestandteil seiner Amtstracht. Er und Gattin Justine bekamen 13 Kinder, wovon fünf das Erwachsenenalter erreichten und auch Familien gründen konnten. Per Zufall verstarben so­wohl

der Stadt-Chirurg als auch seine Ehefrau am 18. März des französischen Revolutionsjahrs 1789. Im Pfleiderer-Buch steht (S. 332): „Er starb am Nachlass der Natur seines Alters (95 J.), sie (83 J.) an einem auf eine Brustentzündung erfolgten Steckfluss.“ – Vielleicht stößt ja einmal einer unserer geneigten Leser im Kirchheimer Stadt- oder im Landesarchiv auf Quellen, die uns mehr über Ausbildung, Leben und Wirken des Kirchheimer Chi­rurgen erzählen. Das wäre doch dann wirklich eine span­ nende Geschichte. ●i Matthäus Felder

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Ein Aquarell, in das jeder selbst hineininterpretieren darf, was er will.

Eines der Lieblingsbilder Isabells. FĂźrs Gesicht diente eine Vorlage aus einer Zeitschrift. Der Rest habe sich dann ergeben, sagt sie. Ein Stillleben zum Thema Aschenputtel (oder eher Cinderella). Das Bild rechts daneben wurde auch nach Vorlage angefertigt. Hier wollte Isabell eine neue Gestaltungstechnik in Form von geometrischen Figuren ausprobieren.

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Isabell Pfleiderer.

S

ie studiert Lehramt für Gymnasien im 4. Semester für die Fächer Deutsch und evangelische Religion an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Beheimatet ist Isabell im Erholungsort Bad Bibra (Sachsen-Anhalt), Papa Hartmut ist Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und, wie man am Namen Pfleiderer unschwer erkennt, ein gebürtiger Schwabe. Ganz unten: Beim Umriss von Island werden verschiedene Muster ausprobiert und im Zusammenspiel gleichzeitig die isländische Flagge abgebildet.

Darstellung des Sternzeichens “Widder“.

Her vor-  orragende. Zeichnerin. „Hier wurde ich ein wenig durch den Film Exmachina inspiriert. Außerdem zeichne ich sehr gern Dinosaurier.“

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Jerusalem 1910. Jakob Prinz und seine Frau Emilie geb. Tietz stehen als Hochzeitsgäste in zweiter Reihe links. Der jüngste Sohn Viktor *1899 sitzt vorne vor dem Bräutigam. Die Tochter Rosine *1890 steht ganz rechts im hellen Kleid (ohne Hut). ☛ Aus dem Archiv der Tempelgesellschaft.

.Jakob Prinz, Auswanderer, Templer vo n

A

B i rgi t A r n o l d

m 25. Januar 1729 heiratete Johann Georg Pfleiderer (1702–1749) in Hertmannsweiler die Witwe des Lorenz Hilt, geborene Anna Margaretha Schneider. Aus dieser Ehe sind zwei Töchter bekannt: Elisabeth, *17. 11. 1729, und Anna Margaretha, *15. 1. 1736. 1757 heiratete die jüngere der beiden Töchter, Anna Margaretha, den Bauern und Bürger Matthäus Prinz, ebenfalls aus Hertmannsweiler, *15. 7. 1729. Ihre Großeltern Hans Kaspar und Ursula Pfleiderer müssen mit der Familie gut bekannt gewesen sein, denn sie sind als Taufpaten des Ehemannes im Kirchenbuch vermerkt. Das Ehepaar bekam 9 Kinder, 3 Söhne und 6 Töchter. Im Sommer 1818 verließ der zweitälteste Sohn, Christoph Ulrich Prinz,

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* 4. 12. 1773, von Beruf Weingärtner, seinen Heimatort als Witwer mit 9  Kindern. Gut 100 Jahre später schreibt sein Enkel Jakob Prinz in seinen Lebenserinnerungen: „Ich besitze noch die Abschrift seines Auswanderungspasses, den mein Vater als Familien­heiligtum hinterlassen hat. Der Pass, ausgestellt am 1. Juni 1818 zu Waiblingen in Württemberg, besagt, dass Christof Ulrich Prinz, Weingärtner, gebürtig in Hertmannsweiler, bisher wohnhaft in Höfen, Oberamt Waiblin­


Gastbeitrag gen, den 13.  Juli 1818 durch Bayern nach Georgien reist und bei Ellwangen das Königreich verlässt. Alter 44 Jahre, Größe 5  Fuß, 9  Zoll, Statur schlank, Gesichtsform länglich, Gesichtsfarbe bleich, Haare schwarzbraun, Augenbrauen  dito, Nase spitzig, Mund groß, Wangen ­schmal, Zähne gut, Beine gerade, Witwer. Kinder neun: Johann Burkhard 21 Jahre, Elisabeth Katharine 18, Christof Friedrich 15, Anna Marie 13, Christine 10, Jakobine 8, Anna Dorothea 6, Matthäus 3, Anna Barbara  ½. Vermögen 1257 Fl., 43 Kr. Jedes Kind 125 Fl., sämtlich mit­einander 1126  Fl., 27  Kr. Im Ganzen die Familie mitgenommen 2384 Fl. 40 Kr. Nicht leibeigen, sondern frei. Schulden bezahlt; ­guter Ruf, brav, arbeitsam.“

Das Heil liegt in der Ferne

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hristoph Ulrich Prinz hatte sich mit seiner Familie den württembergischen separatistischen Gläubigen angeschlossen, die sich vom Zwang der Staatskirche befreien wollten und ihr Heil in der Auswanderung nach Russland – insbesondere Georgien – sahen. Dort erhofften sie sich einen Bergungsort, wo sie als Gemeinde Christi während der antichristlichen Umtriebe Sicherheit finden könnten. 1817 machten sich die ersten „Auswanderungsharmonien“ über die Donau von Ulm aus auf den Weg. Viele Menschen kamen bei dieser Reise ums Leben, noch bevor sie das Schwarze Meer erreicht hatten. Nur 500 von 1400 Familien ließ die russische Regierung bis nach Georgien weiterreisen; viele ließen sich daraufhin im Gebiet um Odessa nieder. Christoph Ulrich Prinz schloss sich im Sommer 1818 einer zweiten Auswanderungswelle an und verließ seine Heimat als Teil der

„Reichenberger Harmonie“, die auf dem Landweg nach Südrussland zog. Auf dieser Reise kam in Schlesien die jüngste Tochter Barbara ums Leben – „unters Wagenrad gekommen“. Nach langem Umherziehen ließen sich die 50 Kolonisten aus Reichenberg 1822 zwischen den weiter nördlich gelegenen Mennonitenkolonien an der Molotschna und dem Asowschen Meer nieder. Sie gründeten die Kolonie Neuhoffnung, als deren geistlicher Vorsteher Christoph Ulrich Prinz schon am 22. 7. 1822 genannt wird. Dort heiratete dieser auch um 1824 seine zweite 15 Jahre jüngere Frau, Johanna Scholl aus Reichenberg, die ihn um 25 Jahre überlebte. Der einzige Sohn aus dieser zweiten Ehe war Jakob Prinz’ Vater (*1827). Als jüngster Sohn der ganzen Familie übernahm er nach dem Tod des Auswanderers sehr jung 1844 die Hofstelle und heiratete 1847 Rosine Gamper. Das Ehepaar hatte 18 Kinder, von denen sieben im Säuglingsalter starben. Der zweitälteste Sohn Jakob, geboren 1851, besuchte die Dorfschule und arbeitete anschließend dort als „Provisor“ (Hilfslehrer). Geistig schloss er sich den Ideen der württembergischen Templer an. Diese Bewegung war durch den Pfarrer Eduard Wüst, einen charis­matischen Prediger, zwischen 1845 und 1859 in den Kolonien der Separatisten und in den nördlich angrenzenden Mennonitenkolonien bekannt gemacht und angestoßen worden. 1876 besuchte Jakob Prinz die Tempelschule in Jaffa; danach legte er das Abitur in Berdjansk ab und studierte anschließend alte Sprachen in St. Pe-

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Württembergische Templer tersburg, als einer der ersten deutschen Kolonistensöhne an einer russischen Universität. 1883 heiratete er in Tempelhof Emilie Tietz, die Tochter eines der wohlhabendsten Templer in der Siedlung. Gleichzeitig trat er eine Stelle an am privaten Progymnasium in der Kolonie Tempelhof im Kaukasus; als dieses 1891 geschlossen wurde, bekam er eine Anstellung am staatlichen russischen Gymnasium in Pjatigorsk. 1898 schrieb er ein umfangreiches Buch über die „Kolonien der Brüdergemeinde“, aus denen er stammte. In der Zeit danach war er auch journalistisch tätig. 1909 kam er um seine Pensionierung ein und reiste nach Palästina aus. Dort wirkte er drei Jahre lang als Leiter der Schule der Templer in der neu gegründeten Templerschule in Sarona (heute Teil von Tel Aviv). Von 1912 bis 1921 lebte Jakob Prinz in der Schweiz. Bedingt durch die revolutionären Wirren in Russland blieb allerdings seine Pension aus, und er geriet in finanzielle Not.

Jakob stirbt in Tübingen

S

einen Lebensabend verbrachte Jakob Prinz nach dem Tod seiner Frau mittellos und krank, zuletzt auch dement, im Bürgerheim in Tübingen, wo er 1926 starb und auf dem Stadtfriedhof beigesetzt wurde. Das Grab besteht dort noch. Die Spuren seiner eigenen drei Kinder haben sich leider verloren. In den Jahren vor seinem Tod schrieb er ausführliche Lebenserinnerungen, in denen es u. a. heißt: „Von den 4 Söhnen des Großvaters hat sich ein gewaltiges Geschlecht am Schwarzen und Asowschen Meer entwickelt. Und noch mehr von seinen stattlichen Töchtern. Einzelne

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Zweige sind schon über den Kaukasus und Ural nach Osten hinübergerankt und haben dort Wurzeln gefasst. Aber als ich kurz vor dem Weltkriege zum ersten Male nach Württemberg kam, fand ich den Namen nicht mehr in den Dörfern an der Murr. Der Letzte des Stammes war als alter Junggeselle bei der Obsternte von der Leiter gefallen und hatte dabei den Tod gefunden. Er war der Letzte, der des Großvaters Haus bewohnte, in dem nun fremde Leute sitzen. Die Familie scheint sich in die Städte zurückgezogen zu haben … Ein Zweiglein ist sogar über die Alpen gekrochen und dort zu Messieurs Princes geworden. In einem welschen Schweizerort traf ich französische Vettern … Der Großvater hat mit seiner Auswanderung einen Schritt von unberechenbaren Folgen getan. In Württemberg ist sein Familienname auf dem Land ausgestorben. Aus seinen Nachkommen in der Schwarzmeersteppe konnte ich heute nach kaum hundert Jahren mindestens 180 Familien zusammenzählen, obgleich ich nicht alle Eheschließungen der letzten Jahre erfassen konnte und viele durch den Weltkrieg verhindert worden sind. Die Nachkommen sitzen fast ausnahmslos auf eigenem Land in der Krim, dem Taurischen, Donischen, im Kaukasus und am Ural.“ ● Birgit Arnold aus KorntalMünchingen beschäftigt sich als Lehrerin i. R. seit fast 10 Jahren mit Auswanderungsgeschichte und -ge­ schichten, von Europa in Richtung Russland und in den Vorderen Orient (Palästina). „Auf diese Weise bin ich eines Tages auch bei der Familie Pfleiderer gelandet und habe den Nachfahren der Margaretha Pfleiderer dort angebunden.“


Lesetipp

Pauline und ihre Töchter „Missionsbräute“ als lebenslange Weg-Gefährtinnen  Basler Missionare in Indien und China

J

unge Frauen waren im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts bereit, sich nach Beratung durch Freunde und Verwandte auf eine schriftliche Brautwerbung einzulassen und als „Missionsbräute“ zu ihren unbekannten zukünftigen Männern, die als Missionare in Indien oder China arbeiteten, zu reisen. Sechs Lebensbilder aus der Geschichte der Basler Mission schildern den Lebensweg dieser Frauen, die dann als Missionarsfrauen und Weg-Gefährtinnen die Arbeit ihrer Männer begleiteten und zugleich eigene Projekte in Angriff nahmen. Sie sammelten Frauen und Mädchen und lehrten Lesen und -Schreiben; sie unterrichteten sie in Hauswirtschaft und anderen praktischen Dingen, aber sie machten sie auch mit der biblischen Botschaft bekannt. Damit schenkten sie diesen meist verachteten und benachteiligten Frauen ein neues Selbstbewusstsein und ermöglichten vielen ein selbständiges Leben. Durch diese Arbeit legten diese Missionarsfrauen den Grund für die Frauenarbeit in den entstehenden Kirchen und

ebneten den Weg, dass später auch Missionarinnen ausgesandt wurden. In der offiziellen Darstellung der Missionsgeschichte werden diese „Missionsbräute“ und Weg-Gefährtinnen oft nicht erwähnt. Jetzt aber würdigt diese erzählende Darstellung ihr Lebenswerk und ihren wichtigen Beitrag für die Missionsarbeit, ohne die Nöte und Schwierigkeiten in ihrem Alltag zu verschweigen. ● 282 Seiten. Broschur. Preis € 15,00 (D) ISBN 978-3-87214-619-9

Rosmarie Gläsle*, Jg. 1937, wuchs als Missionskind in China auf. Von 1965 –1983 arbeitete sie als Gemeindediakonin in der Sozialarbeit mit vorschulpflichtigen Kindern der aus der Basler Mission entstandenen Hakka-Kirche in Hongkong. Später war sie Mitarbeiterin im Evangelischen Missionswerk Südwestdeutschland, Stuttgart und dann Referentin im Dienst für Mission und Ökumene (DiMö) in der Prälatur Stuttgart. Im Ruhestand lebt sie in Stuttgart.

* Rosmarie Gläsle ist Urenkelin einer der „Missionsbräute“: Debora Pfleiderer, (1860 –1945), 1882 mit Missionar Markus Hoch. 13


Der Liebe wegen nach Bayern

M

eine Mutter, Ruth Pfleiderer, wuchs in Stuttgart auf  *. Während des Krieges lernte sie meinen Vater, Andreas Kölbl, kennen, der in Reutlingen als Soldat stationiert war und sie dort das Technikum besuchte. Nach Ende des Krieges folgte ihm meine Mutter in seinen Heimatort Benediktbeuern, einer urbayerischen Klostergemeinde im Voralpenland, misstrauisch beäugt – vor allem von den „Schwägerinnen“: „Da Anderl hod a Auswärtige aus da Stood … und evangelisch is’s a no“ … wurde im Dorf getuschelt.

Meine Mutter und unser „Bambi“

Aber als „Jungwirtin“ – zusammen mit meinem Vater und dessen Eltern – des Klosterbraustüberl im Kloster Benediktbeuern, war sie schnell integriert und bei den Einhei­ mischen beliebt, war sie doch stets freundlich und immer für eine „Gaudi“ zu haben. Sie brachten ihr die typisch bayerischen Kartenspiele bei, wie Wattn, Schafkopfn oder Tarock und bald hatten ihre Gegner im Spiel nichts mehr zu lachen ! Aber zumindest war das „Evangelischsein“ unwichtig geworden … … bis zur Hochzeitsplanung im Jahre 1947. Der Priester des Klosters wollte die beiden nämlich nicht trauen, ob des „fragwürdigen“ Glaubens meiner Mutter. Was also tun? Mein Vater hatte Beziehungen nach Kloster Ettal und dort war man sofort bereit, das „ungleiche Paar“ zu ehelichen !

Hier auf dem Foto sieht man mich (auf dem Dreirad mit Kaugummi-Zigarette) und stehend meine Cousine Sabine Schweitzer, die Tochter von Elsbeth, der Schwester meiner Mutter im Hinterhof des Hauses  *

Meine Groß­eltern Gustav und Berta Pfleiderer

Damit „drohte“ er dem Benediktbeurer Priester und schließlich erklärte sich dieser bereit, die Trauung zu vollziehen … aber nein, nicht in der großen Basilika des Klosters, sondern in der kleinen AnastasiaKapelle – ein Anbau am Kloster! – und unter der Bedingung, dass die Kinder katholisch erzogen werden ! Das waren Zeiten !! 1953 übernahmen meine Eltern den Berggasthof „Blomberghaus“ am Blomberg bei Bad Tölz. Bis ca. 1960 konnte der Transport nur mit Mulis durchgeführt werden.

* Hahnstraße 71

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Susis Mutter nach Stuttgart fuhren, um die Großeltern zu besuchen. Für mich als „Naturkind“ gab es nichts Schöneres, als stundenlang mit der Trambahn rumzufahren und mit der Rolltreppe bei Breuninger. Der Besuch der Wilhelma war ebenso obligatorisch wie später der Fernsehturm.

Wahrscheinlich lag es an der guten Bergluft, dass sich bei meiner Mutter endlich Nachwuchs ankündigte und so wurde ich im Dezember 1955 geboren – fast im Akia der Bergwacht, die sie mitten in der Nacht ins Krankenhaus nach Bad Tölz bugsierte. Ich zog dann doch die gemütlichere Variante vor und wartete bis wir im Krankenhaus ankamen. Ein wahrliches „Kontrastprogramm“ für eine Großstädterin, aber sie liebte das Leben auf dem Berg, jedoch freute sie sich auch immer sehr, wenn wir einmal im Jahr

1975 verließen wir den Blomberg, weil 2  Jahre vorher der Berg durch eine Sesselbahn erschlossen wurde und mein Vater dies als äußerst ungut empfand. Ich glaube, der Entschluss reifte, als die ersten Bergbahngäste in Stöckelschuhen zu uns kamen und diverse „exotische“ Getränke, wie z. B. Campari Soda usw. verlangten. In Bad Tölz führten meine Eltern dann ihr eigenes Gästehaus bis 1995. In diesem Jahr starb leider meine Mutter sehr früh mit 69 Jahren … sie frönte leidenschaftlich dem Glimmstengel und starb an den Folgen – zwei Monate nach meinem Vater. ●i

Susi Schuster

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F a m i l i e n v e r b a n d

P f l e i d e r e r

D E 8 1  7 0 1 6  9 5 9 8  0 0 0 3 6 2 6 1 2 1 G E NOD E F 1 M I B


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Bitte absenden an: Familienverband Pfleiderer e. V. Mitgliederverwaltung: Susanne Schuster Enzianweg 23 83677 Greiling Tel. 08041 8493 E-Mail: schusterfamily@t-online.de

Gläubiger-Identifikationsnummer im SEPA-Lastschriftverfahren: DE 11 ZZZ 0000 1515590


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