NØRD TIMES Deine PersPektiven im nOrDen
W ELT K L A S SE Kulturelle Vielfalt in Hamburg W i r S i n d H A m b u r g! b i S T d u d A b E i ? Für den öf fentlichen Dienst sucht die S t a d t v e r s t ä r k t n a c h N a c h w u c h s k räf t e n m i t M i g ra t i o n s h in t e rg r u n d w w w.m e 2b e .d e
brandpublishers GmbH 4. Jahrgang
Hef t 02
„ E igE n mo T i VA T io n i S T d A S A L L E r W ic H T ig S T E!“ In t e r v i e w m it B a s k e t b a l l p ro f i M a r v in W i l l o u g h b y
O k t o b e r/N o v e m b e r 2014
€ 2,9 0
Werd
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AusbiLdungsPlÄTze
in der LebEnSmiTtElbRaNche
jetzT bewErben
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PowerEd by
EDITORIAL
Du. Und die anderen. Zusammen in der Weltklasse. Rumeysa und Hazife sind in Deutschland geboren. Ihre Eltern stammen aus der Türkei. Selmas Familie kommt aus Bosnien. Als sie drei Jahre alt war, kam Selma mit ihrer Familie nach Deutschland. Auch Ali-Cem hat ausländische Wurzeln. Wir haben mit Schülern aus Hamburg gesprochen und „es spielt absolut keine Rolle, woher man kommt. Wir kommen alle irgendwo her“, sagt Ali-Cem. Kulturelle Vielfalt an Schulen ist auch in NØRD TIMES unser Hauptthema. Klappt das eigentlich? Verschiedene Kulturen, Religionen und Hautfarben in einem Klassenraum? Wir haben euch dabei beobachtet, fotografiert und gefragt, wie ihr miteinander klarkommt. Darüber hinaus zeigen wir euch spannende „interkulturelle“ Projekte, Gruppen und Vereine. Und wir treffen Farid Ulrich, einen der besten deutschen Skateboarder. Mit Migrationshintergrund? Vielleicht. Ist das wichtig?
Ciao, Euer ME2BE-Team
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Eine Chance für die Jugend
Weltklasse Kulturelle Vielfalt macht Schule
Die Wilhelmsburger Inselakademie
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Ich will machen, machen, machen
START-Signale für Atakan, Kashan und Zara
Interview mit dem Skateboarder Farid Ulrich
Gelebte Integration, kulturelle Vielfalt: Schüler mit Migrationshintergrund bekommen in Hamburg mit Stipendienprogramm neue Chancen
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Wasserdichter Kulturaustausch von Hamburg bis Nairobi und zurück Viva con Agua
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Taschengeld für Profis Wen dein Gehalt nicht reicht und Oma nicht ans Telefon gehen will
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Editorial
„Eigenmotivation ist das Allerwichtigste!“ Interview mit Basketballprofi Marvin Willoughby
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Filme, in denen kulturelle Vielfalt eine Rolle spielt
„Das Geld hängt an den Bäumen“ Eine ausgezeichnete Idee mit Obst!
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Impressum
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Companies 16
Wir sind Hamburg! Bist Du dabei? Für den öffentlichen Dienst sucht die Stadt verstärkt nach Nachwuchskräften mit Migrationshintergrund
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Saubere Ausbildung beim azv Südholstein
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Sonnige Zukunftsperspektiven
Azubi-Portraits
Auszubildende starten bei Brillux in ihr Berufsleben
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Her mit der Kälte! Gut angezogen und gut ausgebildet: die Azubis von Ramelow und Böttcher
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Ramelow und Böttcher Kaufleute im Einzelhandel, Handelsfach- und Textilbetriebswirte
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EUROIMMUN Biologielaborantin
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Rubrik
NØRD TIMES
Thema
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WELTKLASSE
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m die biologische Vielfalt der Natur zu erkennen, muss niemand den Zoo besuchen. Wo immer du stehst, sieh dich um, und du entdeckst, dass verschiedene Tiere, Pflanzen, Vegetationen und klimatische Bedingungen miteinander existieren. Eine wilde Mixtur. Wir schließen daraus: Vielfalt ist „natürlich“!
Wir Menschen, bekanntermaßen die Krone der Schöpfung, tun jetzt so, als sei das Zusammenleben von menschlichen Kulturen an einem gemeinsamen Ort eine spektakuläre Erfindung der menschlichen Spezies. Wieso eigentlich? Ganz einfach: Wir lernen in der Schule, wie sich die menschlichen Kul-
Kulturelle Vielfalt macht Schule turen in der Weltgeschichte gegenseitig das Leben schwer gemacht haben. Und in den Nachrichten hören und sehen wir täglich, dass sich dies offenbar noch nicht geändert hat. Und das ist das Problem – Ängste und Vorurteile gegenüber dem Andersartigen. Und jetzt kommt‘s. Die Erwachsenen haben nachgedacht: „Nur durch Bildung kann das Problem der Integration gelöst werden. Und deswegen muss die kulturelle Vielfalt an den Schulen gefördert und die interkulturelle Erziehung an den Schulen verbessert werden!“ War ja klar, dass die Probleme der Welt wieder von den nachkommenden Generationen gelöst werden müssen. Als gäbe es nicht schon genug Hausaufgaben.
Doch diesmal haben sie recht, die Politiker. Nur wer sich kennenlernt, kann lernen, sich zu vertrauen. Nur, wer sich täglich begegnet, lernt Toleranz und versteht das Andersartige nicht als Bedrohung. Die Schulen sind eben ein unglaublich gut geeigneter Ort dafür: Dort werden Gruppen von Gleichaltrigen gebildet, Mädchen und Jungs gemischt. Die Lehrer vermitteln den Stoff gerecht. Zwar individuell auf die Bedürfnisse des einzelnen Schülers angepasst, jedoch unabhängig von Hautfarbe oder Religion. Und ganz wichtig: Sie passen auf, dass die Gruppe funktioniert und harmoniert.
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NØRD TIMES
Hazife (15)
Atakan (15)
„Meine Schule ist bunt.“ Rumeysa (15)
Wie viel Kultur hat DEINE Schule? Das ist die Frage, der wir folgen wollen. Nähern wir uns dem Thema: Kulturelle Vielfalt gibt es immer und überall. In der Bildungsund Integrationspolitik umfasst Kulturelle Vielfalt alles, was einen Kulturkreis ausmacht: Religion, Regeln, Gebräuche, Sprache, Sitten, Rituale, Essen & Trinken, Musik, Kleidung usw. Je unterschiedlicher die Kulturkreise sind, desto kleiner die Schnittmengen, desto fremder die Begegnung. Wir sind zu Gast an der Brüder-Grimm-Schule in Billstedt-Horn, dem Stadtteil im Hamburger Osten mit einem hohen Anteil von Arbeiterfamilien und Familien mit Migrationshintergrund. Zwischen Bille, A1 und A24 liegt Billstedt in unmittelbarer Nähe zu vielen Industrie- und Gewerbeunternehmen. Die Anbindung an die Stadt ist gut, der Wohnraum noch bezahlbar. Dort an der Stadtteilschule haben wir Schüler und Lehrer einer 10. Klasse gefragt, wie sich kulturelle Vielfalt an ihrer Schule darstellt und anfühlt.
„Meine Schule ist bunt!“ sagt Rumeysa aus der 10e auf die Frage, was das Besondere der Brüder-Grimm-Schule sei. Und ihre Schwester Hazife meint: „Hier gibt es absolut keine Probleme mit den vielen gemischten Schülern.“ Auf den ersten Blick sieht alles so aus, wie es in jedem Klassenraum einer 10. Klasse ausieht: Tische, Stühle, Schulsachen, Schüler, Schülerinnen und ein Lehrer. Erst im Verlauf der Gespräche bieten die Vornamen der Zehntklässler den ersten Migrationshinweis. Wir sprechen mit Can, Hassib, Taha, Atakan, Rumeysa, Melissa, Ali-Cem, Hazife und Selma. Sie sind deutsche Schüler mit Migrationshintergrund. Ihre Eltern stammen aus der Türkei, aus Afghanistan und Bosnien-Herzegowina. Rumeysa und Hazife sind in Deutschland geboren. Ihre Eltern stammen aus der Türkei. Sie sind in der türkischen und islamischen Kultur verwurzelt und tragen Kopftücher.
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„Rassismus geht gar nicht!“ Selma (15)
Hassib (15)
„Es kommt auf den Charakter an!“
Ali-Cem (15)
Atakan (15) Auch Selma ist 15. Ihre Familie kommt aus Bosnien. Sie kam als Dreijährige mit ihren Eltern nach Deutschland. „Ich gehe gern zur Schule, vor allem wegen meiner Freunde“, lacht sie. Ihre langen, braunen Haare wehen durch ihr Gesicht. Sie trägt kein Kopftuch. Wir möchten ein paar Fotos machen und bitten die Klasse 10e auf den Schulhof. Selma, Rumeysa, Hazife und Melissa laufen auf den Hof: „Wir haben hinten auf dem Schulhof eine Wand mit internationalen Flaggen. Davor könnten wir doch die Fotos machen“, schlagen sie vor. Passt hervorragend! Uns fällt auf: Es gibt keine sichtbaren Berührungsängste der Mitschüler, schon gar nicht wegen kultureller Zugehörigkeit. Die Jungen und Mädchen stellen sich in Gruppen zusammen, als seien Fotoshootings an der Tagesordnung. Sie lachen, sie scherzen, sie kennen und respektieren sich. Angst, Ausgrenzung, In-sich-gekehrt-Sein, Scham, Isolierung, Gehänsel ... keine Spur. „Es gibt hier einfach ein angenehmes Klima“, stellt Ali-Cem fest, „denn es spielt absolut keine Rolle, woher man kommt. Wir kommen alle irgendwo her!“ Jörn Pingel
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„Es gibt hier viele Schüler, deren Eltern nicht aus Deutschland kommen.“ Taha (15)
„Auf unserer Schule wird jeder gleich behandelt.“
„Schüler und Lehrer gehen hier freundlich miteinander um.“
Hassib (15)
„Kulturelle Vielfalt ist an unserer Schule alltäglich und selbstverständlich“, sagt Klassenlehrer Jörn Pingel. „Bewusst fällt es mir kaum noch auf, höchstens, wenn in einem Elterngespräch die Sprache zum Hindernis wird.“ An der Brüder-Grimm-Schule werden ca. 940 Schülerinnen und Schüler an zwei Standorten unterrichtet. Das Angebot könnte größer kaum sein: Grundschule, Stadtteilschule, teilgebundene Ganztagsschule, Transferklassen, Inklusion, Berufsorientierung und Sprachförderung. Wir fragen Schulleiter Kristof Dittrich nach dem Geheimnis der Brüder-Grimm-Schule. Was macht die Schule, um kulturelle Vielfalt zu fördern? „Unsere Aufgabe ist es, aus allen Schülern, egal woher sie stammen, das Bestmögliche herauszuholen und ihnen eine Perspektive für ihr späteres Leben zu ermöglichen. Dieser Weg ist steinig. Dabei helfen uns zwei Grundsätze: 1. Alle sind uns gleich lieb. Es gibt keine Extrawürste, sondern Chancengleichheit. 2. An der Schule wird Deutsch gesprochen, auch auf dem Schulhof, denn die Sprache ist sowohl für die Verständigung als auch für
Melissa (15) Melissa (15)
die Gleichbehandlung und Perspektive von elementarer Bedeutung“, erklärt er uns. Nach vielen Besuchen an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen sowie zahlreichen Gesprächen mit Schülern und Lehrern in Hamburg und Umgebung haben wir Folgendes festgestellt: 1.) Kulturelle Vielfalt an Schulen ist alltäglich und allgegenwärtig. 2.) Das Miteinanderlernen und -leben von Schülern und Schülerinnen wird durch kulturelle Vielfalt bereichert, nicht erschwert. 3.) Die Politik, die Schulen und Lehrer haben die Bedeutung interkultureller Bildung erkannt. Wir werden dieses Thema nicht mehr verlassen und weiterhin Schulen auf diesen Aspekt prüfen, beobachten, Schüler und Schülerinnen fotografieren und befragen. Nicht, weil das Thema „Kulturelle Vielfalt“ so bunt ist, sondern weil kulturelle Vielfalt unsere Zukunft ist: friedlich, plural, tolerant, bunt, vielfältig und ... gebildet. TEXT & FOTOS Christian Dorbandt
„Eine kulturell gemischte Schule ist gut. Da fühlt man sich nicht allein.“ Rumeysa (15)
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Von links: Selma, Rumeysa, Hazife, Melissa
Taha (15)
„Meine Herkunft und meine Kultur sind mir wichtig.“ Selma (15) Selma (15)
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Die START-Familie Förderung für begabte und engagierte Schüler mit Migrationshintergrund
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elgasch, Ayse, Fatima – der Klang vieler Namen in den Schulklassen lässt es schon erahnen: Fast jeder zweite Schüler hat einen Migrationshintergrund in Hamburg. Sie alle gehören zu unserer Gemeinschaft dazu, und sie bereichern unsere Kultur. Weil es viele von ihnen viel schwerer haben als deutsche Gleichaltrige, fördert die START-Stiftung begabte und engagierte Schüler und Schülerinnen mit ausländischen Wurzeln.
pendienprogramms seit September bis zu ihrem Abi voll durchstarten. Bei einer bewegenden Aufnahmezeremonie wurden sie offiziell in die „START-Familie“ aufgenommen. Zu ihr gehören 24 weitere Jugendliche, die die gemeinnützige Stiftung derzeit fördert. 90 Schüler und Schülerinnen mit Migrationshintergrund haben das START-Programm in Hamburg schon erfolgreich bis zum Abi durchlaufen. Viele von ihnen studieren bereits – ein toller Erfolg!
Der Name ist hier tatsächlich Programm: START heißt die größte Förderinitiative Deutschlands für junge Menschen mit Migrationshintergrund. Elf Schülerinnen und Schüler aus Hamburg können dank des Sti-
Ihre Familien kommen aus der Türkei, Afghanistan, dem Kosovo, Ghana, Indien, Polen und dem Iran – doch die „Neuen“ eint ein gemeinsamer Geist: Atakan, Ehsan, Elita, Gloria, Imahn, Kashan, Mateusz, Noorjan,
Tara und Zara engagieren sich ehrenamtlich, sie sind begabt und sie haben einen großen Traum: Sie wollen viel erreichen und eine Menge bewegen in ihrem Leben, und dafür haben sie eine gute Bildung als den richtigen Weg für sich erkannt. Bis zum Abi begleitet START nun die fünf Mädchen und sechs Jungen zwischen 14 und 16 Jahren mit vielen Bildungsangeboten, finanzieller Hilfe und einem starken Netzwerk, das Unterstützung in allen Lebenslagen anbietet. Die feierliche Aufnahme ins START-Programm verfolgten die stolzen Familien der Neustipendiaten in einem großen Hörsaal der Kieler Uni. Sie applaudierten für die Präsentationen der jungen Leute und die Live-Musik der spitzenmäßigen START-Nord-
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band ebenso wie für die ermutigenden Worte der Stifter und Betreuer. Das Herzstück der Initiative sei die Förderung der Schüler über das Schulleben hinaus, meinte START-Chef Robert Hasse. Sie treffen sich überall im Land zu Seminaren in den Bereichen Kommunikation, Engagement, Persönlichkeitsbildung, Natur und Technik, Politik, Sport, Kunst und Musik. Dazu kommen Ferienakademien und das jährliche SommerCampUs. Tiefe Einblicke gibt‘s außerdem bei Kulturveranstaltungen, Exkursionen in Unternehmen und öffentliche Einrichtungen sowie Beratungen für die Ausbildungs-, Studien- und Lebensplanung. Weil oft das Geld in den Familien fehlt, bekommen die aufgenommenen Schülerinnen und Schüler 100 Euro Bildungsgeld im Monat, einen Laptop und einen Drucker. Je nach Talent und Interesse können die Stipendiaten ihre Fähigkeiten in Projekten ausbauen, erproben und festigen. Engagement ist dabei für die jungen Leute Ehrensache: In der Schule setzen sie sich als Klassensprecher oder Sanitäter ein. In der Familie und im Bekanntenkreis helfen sie anderen durch Übersetzungen, Nachhilfe und die Betreuung von Geschwistern. Und in der Freizeit fördern sie „Schülerinnen und Schüler, die mehrere Kulturen vereinen und in mehr als einer Sprache ‚zu Hause‘ sind, verfügen über besondere Kompetenzen, da sie ‚Mittler zwischen verschiedenen Welten‘ sind. Sie können Vorbilder sein, von denen eine Gesellschaft insgesamt profitiert“, sagte Michael Voges, Staatsrat der Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung. So gesehen also der START-Schuss für eine gute Zukunft. Text und Fotos Joachim Welding
Hintergrund Im Schuljahr 2014/2015 erhalten rund 650 Schüler und Schülerinnen aus etwa 90 Herkunftsländern eine Förderung. Zusammen mit den Ehemaligen profitier(t)en damit etwa 1.950 Schüler von dem Programm. In Hamburg wurde START 2005 eingeführt, die finanziell unterstützenden „STARThelfer“ sind:: Hertie-Stiftung, Dürr-Stiftung Hamburg und der Freien und Hansestadt Hamburg, Jürgen Sengpiel Stiftung, VINCI-Stiftung für gesellschaftliche Verantwortung und TÜV Nord e.V. INFOS für die Bewerbung bei START: www.start-stiftung.de
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„Engagement, Talent und Leistungsbereitschaft sollten sich unabhängig von Herkunft, Status und Umgebung entfalten und unsere Gesellschaft bereichern können. Das Stipendienprogramm START begleitet engagierte Jugendliche mit Migrationshintergrund auf ihrem Weg zu einem höheren Schulabschluss, fördert ihr gesellschaftliches Engagement und möchte damit ihre Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe erhöhen.“ START-Geschäftsführer Robert Hasse
HIERGEBLIEBEN AUSBILDUNG & STUDIUM IN HAMBURG
O C M LANGENHORN
SASEL
NIENDORF
STELLINGEN EIDEL STEDT
RAHL STEDT
WINTERHUDE BARMBEK
EPPENDORF
N I A P WANDSBEK
BAHRENFELD
EIMSBÜT TEL
ROTHERBAUM OT TENSEN
CIT Y
ALTONA
UHLENHORST
HAMM
BILL STEDT
WILHELMSBURG NEUGRABEN
HARBURG
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COMPANIES 16 Wir sind Hamburg! Bist Du dabei? Für den öffentlichen Dienst sucht die Stadt verstärkt nach Nachwuchskräften mit Migrationshintergrund
22 Saubere Ausbildung beim azv Südholstein 24 Sonnige Zukunftsperspektiven Auszubildende starten bei Brillux in ihr Berufsleben
26 Her mit der Kälte! Gut angezogen und gut ausgebildet: die Azubis von Ramelow und Böttcher
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Wir sind Hamburg! bist du dabei? Für den öffentlichen Dienst sucht die Stadt verstärkt nach Nachwuchskräften mit Migrationshintergrund
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amburg ist das Tor zur Welt und die Heimat von etwa 1,8 Millionen Menschen. Mehr als jeder vierte Hanseat hat ausländische Wurzeln. Bei den unter 18-Jährigen ist es sogar jeder zweite. Um diese Weltoffenheit und kulturelle Vielfalt auch in den öffentlichen Dienst zu tragen, hat die Stadt 2006 die Kampagne „Wir sind Hamburg! Bist Du dabei?“ ins Leben gerufen. Echte Auszubildende geben Einblicke in ihre Berufe und berichten, wie ihre unterschiedliche kulturelle Herkunft den Arbeitsalltag bereichert. Mehr Jugendliche mit Migrationshintergrund sollen so für die Berufe bei der Allgemeinen Verwaltung, Steuerverwaltung, Justiz, Polizei, Feuerwehr und beim Justizvollzug begeistert werden. „Wir möchten Menschen mit Migrationshintergrund auch in den Berufen der hamburgischen Verwaltung eine gleichberechtigte Teilhabe und Gestaltung ermöglichen. Mehrsprachigkeit und Erfahrungen im Umgang mit anderen Kulturen sind wertvoll und hilfreich im Kundengespräch und ebenso in der fachlichen Aufgabenplanung“, berichtet Stefan Müller, der im Zentrum für Aus- und Fortbildung (ZAF) des Personalamts für die Kampagne verantwortlich ist. Ein 20-prozentiger Bewerbungs- und Einstellungsanteil von Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist das erklärte Ziel der Kampagne, die mit großflächigen Werbeplakaten in S- und U-Bahnen und auf Litfaßsäulen wirbt, auf Berufsmessen und Schulen vertreten ist und eng mit Migranten-Organisationen arbeitet. Zusätzlich sollen ein moderner Internetauftritt mit integrierten Videos der Berufsgruppen und mehrsprachige Info-Flyer Schüler und ihre Eltern gezielt
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ansprechen. Die groß angelegte Dachkampagne geht auf: Zum Beginn der Kampagne 2006 lag der Einstellungsanteil junger Menschen mit Migrationshintergrund bei rund fünf Prozent, im Einstellungsjahr 2013 lag er bereits bei 16,8 Prozent. Damit ist es gelungen, den Ausgangswert mehr als zu verdreifachen und jeden sechsten der insgesamt 600 Ausbildungs- und Studienplätze in der hamburgischen Verwaltung mit einer Nachwuchskraft mit nichtdeutschen Wurzeln zu besetzen. Dieser Erfolg wurde auch im Rahmen des bundesweiten Wettbewerbs „Kulturelle Vielfalt in der Ausbildung“ von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Staatsministerin Prof. Dr. Maria Böhmer, gewürdigt und der Hamburger Senat wurde von ihr mit einem Preis geehrt. Der 20-prozentige Einstellungsanteil ist dabei keine Quote, sondern ganz klar ein Zielwert. Alle müssen sich denselben Anforderungen stellen. Dabei werden interkulturelle Kompetenzen wie Mehrsprachigkeit oder Erfahrungen im Umgang mit anderen Kulturen positiv berücksichtigt. Eingeführt wurde zum Beispiel ein „Culture Fair Test“, der Fähigkeiten wie logisches Denken nicht über sprachliche, sondern symbolhafte Aufgaben ermittelt. Auch interkulturelle Wissensfragen und Fallbeispiele sind nun Bestandteil der Einstellungstests. Wer sich für eine duale Berufsausbildung oder einen praxisnahen Studienplatz bei der Stadt Hamburg interessiert, der braucht die mittlere Reife, den Fachhochschulabschluss oder das Abitur. In Hamburg können sich auch Menschen ohne einen deutschen Pass oder die EU-Staatsangehörigkeit bewerben. TEXT Katharina Grzeca FOTO Stadt Hamburg
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ausbildung bei der Polizei S. Çelik (22) ist im letzten Semester ihrer Ausbildung zur Polizeimeisterin in Hamburg
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en Wunsch, Polizistin zu werden, hat ein Freund in mir geweckt, indem er ununterbrochen von seiner Ausbildung bei der Polizei geschwärmt hat. Zu der Zeit hatte ich gerade mein Abitur fertig und war dabei, mich beruflich zu orientieren. Je mehr ich mich allerdings mit dem Polizeidienst auseinandersetzte, umso besser gefiel mir die Idee. Kurz nach der Bewerbung kam die ersehnte Einladung zum Einstellungstest. Die zum Test verbliebene Zeit nutzte ich sehr intensiv, um mich auf die Aufgaben bestmöglich vorzubereiten. Der Einstellungstest ist anspruchsvoll, aber wer gezielt und mit Ehrgeiz lernt, der schafft es auch. Ein Diktat, die Beschreibung einer Bildergeschichte und ein paar Multiple-Choice-Aufgaben später habe ich es schließlich in die nächste Runde geschafft. Dann galt es, den sportlichen Teil zu meistern. Auch hier wusste ich, was auf mich zukommen wird, und war vorbereitet. Geholfen hat mir auch, dass ich schon vorher regelmäßig im Verein geboxt habe. Der Test war bestanden, aber ich hatte leider nicht die volle Punktzahl erreicht und konnte mich nicht, wie ursprünglich geplant, für den gehobenen Dienst qualifizieren. Ich wurde daraufhin gefragt, ob ich nicht den mittleren Dienst machen möchte. Ich sagte Ja, und ich glaube, das war die beste Entscheidung meines Lebens. Obwohl wir das erste Jahr in der Polizeiakademie verbringen, sitzen alle in ihren Uniformen im Unterricht. Unsere Ausbilder legen großen Wert auf ständigen Praxisbezug und Teamarbeit. Schließlich muss man der Person, mit der man später im Einsatz ist, blindlings vertrauen – manchmal sogar das eigene Leben anvertrauen. Daher werden uns in der Ausbildung nicht nur die Inhalte vermittelt, die wir im späteren Arbeitsleben brauchen, wichtig ist auch die Persönlichkeitsbildung. Psychologische Seminare und Kommunikationslehrgänge gehören ebenso zum Unterricht wie Belastungstrainings und Einsatzübungen. Nach einem Jahr an der 18
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Polizeiakademie macht man ein sechsmonatiges Praktikum an einer Polizeiwache und erfährt hautnah den Beruf des Polizisten. Im Schichtdienst arbeitet man ganz normal mit, stets unter den wachen Augen von zwei Praktikantenbetreuern. Es heißt, dass sich erst in dieser Zeit zeigt, ob man für diesen Beruf wirklich geeignet ist. Obwohl die Ausbildung sehr lebensnah stattfindet, ersetzt das nicht die Erfahrungen, die man im direkten Kontakt mit dem Bürger erlebt. Nach dem Praktikum begibt man sich für weitere zwei Semester an die Akademie und bereitet sich, wie ich es im Moment auch tue, auf die Abschlussprüfungen vor. Bei der Kampagne „Wir sind Hamburg! Bist Du dabei?“ mache ich mit, weil ich mir wünsche, dass mehr Frauen mit Migrationshintergrund diesen tollen Beruf erlernen. Anfangs war ich ein wenig skeptisch, als es darum ging, mein Bild auf Plakaten zu veröffentlichen. Aber ich möchte junge Frauen, auch unabhängig von ihrer Herkunft, dazu anspornen, Berufe zu ergreifen, die etwas untypisch sind, und auch ihren Eltern zeigen, dass diese Möglichkeit besteht. Als Dreijährige bin ich mit meiner Familie aus der Türkei nach Schleswig-Holstein gezogen, und Türkisch ist auch meine zweite Muttersprache. Meine Familie steht den Dingen sehr offen gegenüber und meine Eltern sind sehr stolz auf mich und meine Berufswahl. Zu Beginn war meine Mutter ängstlich. Aber nicht, weil ich ein türkisches Mädchen bin, sondern weil ich ihre Tochter bin und sich Mütter immer sorgen, wenn ihr Kind einen nicht ganz ungefährlichen Beruf ergreift. Meine türkische Abstammung hat mir im Beruf schon sehr genützt. Anfangs wundern sich die meisten Bürger, eine türkische Polizistin zu sehen, aber im Gespräch stellt sich schnell heraus, dass ich ihnen durch meine sprachlichen und kulturellen Fähigkeiten gut weiterhelfen kann. Und darum geht es schließlich, dem Bürger, egal wo er herkommt, zu helfen. TEXT Katharina Grzeca FOTO Stadt Hamburg
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studium bei der allgemeinen VerWaltung Orlando Perrone macht ein Bachelor-Studium Public Management bei der Allgemeinen Verwaltung
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eine Eltern stammen aus Italien und ich bin in Deutschland geboren. Ich bin bilingual aufgewachsen und kenne beide Kulturen sehr gut. In der Schulzeit hatte ich viele Freunde aus verschiedenen Kulturkreisen und somit einen Einblick in diese Kulturen. Mir war es sehr wichtig, diese Erfahrungen in meinem zukünftigen Beruf einbringen zu können. In der Oberstufe habe ich mich damit auseinandergesetzt, was ich nach dem Abitur machen möchte. Auf der Suche nach einer passenden Mischung aus Theorie und Praxis bin ich sehr schnell auf das Bachelor-Studium der Allgemeinen Verwaltung Hamburgs gestoßen. Mich hat das vielfältige Studium in seiner großen Bandbreite überzeugt, weil die Studieninhalte sehr viele wissenschaftliche Bereiche abdecken. Neben den juristischen Lehrveranstaltungen werden Wirtschaftswissenschaften und Sozialwissenschaften gelehrt. Es handelt sich dadurch um eine sehr umfangreiche Ausbildung, aus der man viel schöpfen kann. Auch das beschriebene Berufsbild konnte mich überzeugen, weil es mir ein persönliches Anliegen ist, durch den Beruf einen gesellschaftlichen Beitrag leisten zu können. Zudem fand ich sehr interessant, in wie vielen verschiedenen Bereichen man eingesetzt werden kann und dass man die Möglichkeit zur Weiterentwicklung erhält. Es gibt viele positive Faktoren, die für eine Beschäftigung im öffentlichen Dienst der Stadt sprechen, insbesondere die gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Durch die Kampagne „Wir sind Hamburg! Bist Du dabei?“ war mir klar, dass mein eigener Migrationshintergrund kein Hindernis sein wird, sondern eine zusätzliche Qualifikation darstellt. Neben meinem Studium beteilige ich mich auch aktiv an der Werbung für die Kampagne.
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Durch das erste Praxissemester wurde mir erneut die große Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten innerhalb der Allgemeinen Verwaltung bewusst. Zunächst war ich in der Senatskanzlei im Amt Medien tätig. Innerhalb dieser Zeit war ich insbesondere mit Medienstandortangelegenheiten befasst. Anschließend wurde ich im Jobcenter in Billstedt in der Leistungsgewährung eingesetzt. Insbesondere in meiner
Zeit im Jobcenter konnte ich meine interkulturellen Kompetenzen einbringen. Zurzeit befinde ich mich im fünften Semester und gehe so auf das Ende des Studiums zu und freue mich bereits auf den Einsatz im sechsten Semester im Zentrum für Aus- und Fortbildung. TEXT Orlando Perrone FOTO Stadt Hamburg
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Ausbildungen und Studiengänge bei der Stadt Hamburg: Allgemeine Verwaltung - Ausbildung zur/zum Verwaltungsfachangestellten (2,5 Jahre) - Ausbildung zum/zur Regierungssekretär-Anwärter/-in (2 Jahre) - Studium Public Management (3 Jahre) Wer seine Erfolgschancen vor der Bewerbung testen und das Berufsbild interaktiv kennenlernen möchte, kann das unter www.cyou-startlearning.hamburg.de spielerisch und anonym tun. Weitere Informationen erhältst du unter: www.hamburg.de/ausbildungverwaltung
Steuerverwaltung - Ausbildung zum/zur Finanzwirt/-in (2 Jahre) - Studium zum/zur Diplomfinanzwirt/-in (3 Jahre) Weitere Informationen erhältst du unter: www.hamburg.de/ausbildungsteuerverwaltung
Justiz - Ausbildung zum/zur Justizfachangestellten (2,5 Jahre) - Ausbildung zum/zur Justizsekretär/-in (2 Jahre) - Ausbildung zum/zur Justizwachmeister/-in (2,5 Jahre) - Ausbildung zum/zur Justizvollzugsbeamten/-in (2 Jahre) - Studium zum/zur Diplom-Rechtspfleger/-in (3 Jahre) Weitere Informationen erhältst du unter: www.hamburg.de/ausbildung-justiz
Polizei - Ausbildung zum/zur Polizeibeamten/-in im Laufbahnabschnitt I (ehemals mittlerer Dienst) (2,5 Jahre) - Studium zum/zur Polizeibeamten/-in im Laufbahnabschnitt II (ehemals gehobener Dienst) (3 Jahre) Weitere Informationen erhältst du unter: www.hamburg.de/ausbildung-polizei Feuerwehr - Ausbildung zum/zur Brandmeister/-in (18 Monate) - Studium zum/zur Brandoberinspektor/-in (2 Jahre) Weitere Informationen erhältst du unter: www.hamburg.de/ausbildung-feuerwehr
Die Stadt Hamburg bietet Ausbildungs- und Studienplätze in vielen weiteren Berufen an. Informiere dich unter www.hamburg.de/ausbildungsplaetzehamburg.
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Mehmet, Industriemechaniker
Christian, Fachkraft für Abwassertechnik
Roman, Elektroniker für Betriebstechnik
Saubere auSbildung beim azv SüdholStein
TEXT Katharina Grzeca FOTOS Sally Elena Milota
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Neben Fachkräften für Abwassertechnik und Industriemechanikern bildet der azv auch Fachkräfte für Lagerlogistik und Elektroniker für Betriebstechnik aus. Von seiner Ausbildung zum Elektroniker weiß Roman Voß, ebenfalls im ersten Lehrjahr, nur Gutes zu berichten: „Ich habe beim azv ein Schülerpraktikum gemacht, und bereits nach dieser einen Woche hatte ich ein gutes Gefühl. Das Unternehmen hat mir gleich gefallen, und mein gutes Gefühl hat sich in der Ausbildung bestätigt“, berichtet der 18-Jährige. Wen eine Ausbildung beim azv interessiert, dem sollten die Natur und die Umwelt am Herzen liegen. Bei den abwechslungsreichen Berufen sind neben handwerklichen Tätigkeiten auch ein grundlegendes Verständnis für naturwissenschaftliche Zusammenhänge und Computerkenntnisse gefragt.
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In modernen Industriestaaten wie Deutschland wird das Abwasser gereinigt, bevor es in die Natur zurückgeführt wird. Moderne Kläranlagen wie die des azv Südholstein in Hetlingen sammeln, transportieren und reinigen Abwasser und sorgen damit für saubere Gewässer und für eine saubere und gesunde Umwelt. Das 255 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen große Kommunalunternehmen sichert im Kreis Pinneberg, in Teilen der Kreise Segeberg und Steinburg sowie für die nordwestlichen Stadtteile von Hamburg eine zuverlässige Abwasserreinigung. Abwasser aus fast einer halben Million Haushalten sowie von Industrie und Gewerbe wird hier nach einem mechanischen und einem biologischen Reinigungsverfahren in die Elbe eingeleitet. Wie verschmutztes Wasser gereinigt wird und wie wichtig eine saubere und intakte Umwelt ist, lernen die Auszubildenden im Klärwerk Hetlingen von Beginn ihrer Ausbildung an. „Wir haben dafür Sorge zu tragen, dass das Wasser beim Verlas-
sen der Kläranlage die vom Gesetzgeber vorgegebenen Schad- und Nährstoffgrenzwerte einhält“, erklärt Christian Richelmann. „Hier in Hetlingen unterschreiten wir diese Werte deutlich.“ Der 28-Jährige hat im August seine Ausbildung zur Fachkraft für Abwassertechnik begonnen. Zu den Aufgaben in diesem Beruf gehören unter anderem die Kontrolle und Bedienung der unterschiedlichen Anlagenteile: „Das System ist weitgehend automatisiert“, erzählt Christian, „Wir kümmern uns darum, dass es reibungsfrei funktioniert, passen den Betrieb Bedingungen wie der jahreszeitlichen Temperatur an und werten Proben aus.“ Die dreijährige Ausbildung hat Christian an sein Biotechnologiestudium angeschlossen, um praktische Erfahrungen zu sammeln: „Hier kann ich wunderbar mein im Studium erlerntes theoretisches Wissen praktisch anwenden.“ Mehmet Nebi Kök ist im ersten Lehrjahr zum Industriemechaniker, Einsatzgebiet Instandhaltung. „Die Vielfalt gefällt mir besonders gut an meinem Beruf. Von der Herstellung bestimmter Werkstücke über ihre Montage und Wartung gehört alles zu meinem Aufgabenbereich“, berichtet Mehmet, dessen Vater und Onkel auch in der Metallbranche arbeiten. „Der Beruf liegt irgendwie bei mir in der Familie. Den azv als guten Ausbilder haben mir mein Lehrer und der Mann meiner Cousine, der auch hier arbeitet, empfohlen“, so der 22-jährige Azubi.
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m die 120 Liter Trinkwasser verbraucht ein Deutscher am Tag. Klingt nach viel, aber statistisch betrachtet, ist das der geringste Verbrauch seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahre 1963. Aber was passiert mit der kostbaren Ressource, wenn sie nach Gebrauch in der Kanalisation verschwindet?
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Rein in die Zukunft! Zum 1. August 2015 suchen wir vier Auszubildende: 3 x Fachkraft (m/w) für Abwassertechnik, davon ein Ausbildungsplatz bei der Stadtentwässerung Glückstadt 1 x Industriemechaniker (m/w), Einsatzgebiet Instandhaltung Wir wünschen uns Bewerber/innen mit einem guten Realoder Hauptschulabschluss, technischem Verständnis und handwerklichem Geschick. Interesse an Natur und Umwelt ist uns ebenfalls wichtig. Bewirb Dich bitte ausschließlich per Post bis zum 30. April 2015 (Kennwort: Ausbildung). azv Südholstein • Am Heuhafen 2 • 25491 Hetlingen • Tel.: 04103 964-0 • www.azv.sh
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155 Auszubildende starten bei Brillux in ihr Berufsleben
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Doch wie gelingt es, zukünftige Nachwuchstalente frühzeitig zu erkennen, um deren Potenziale gezielt fördern und qualifizierte Fachkräfte für die Zukunft finden zu können? Sehr gute Möglichkeiten eröffnen sich durch die Zusammenarbeit mit Schulen. In den letzten Monaten schloss Brillux daher schon 30 Schulpatenschaften in ganz Deutschland ab. Weitere Kooperationen sind bereits in Vorbereitung.
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„Man lernt sehr viel – sowohl menschlich als auch kaufmännisch – und es ist sehr abwechslungsreich“, stellt Jonas Busse (Auszubildender zum Kaufmann im Groß- und Außenhandel, Niederlassung Hannover) in einem der Ausbildungsvideos fest. Mit den Auszubildenden des 2. und 3. Ausbildungsjahres beschäftigt Brillux dann ab Sommer insgesamt 408 Auszubildende in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auch für das kommende Jahr plant das Münsteraner Unternehmen 130 Neueinstellungen im Ausbildungsbereich. Bei mehr als 2.400 Mitarbeitern entspricht dies einer Ausbildungsquote von 17 Prozent und liegt somit über dem Durchschnitt in der deutschen Wirtschaft. Und für über 80 % der Auszubildenden geht die Karriere bei Brillux nach erfolgreicher Ausbildung weiter. Deutschlands führender Vollsortimenter und Direktanbieter im Farben- und Lackbereich legt großen Wert auf ein qualitativ hohes Ausbildungsniveau und ein vielseitiges Ausbildungsprogramm. Das Ausbildungskonzept basiert auf den vier zentralen Säulen „familiäres Umfeld“, „gezielte individuelle Förderung“, „eigenverantwortliches Handeln“ und „sehr gute Übernahmechancen“. Der familiäre Gedanke ist seit jeher gelebter Bestand-
teil der Philosophie des Familienunternehmens Brillux. Und indem die Auszubildenden in allen Bereichen von Anfang an eigenverantwortlich handeln und an Entscheidungsprozessen mitwirken, werden die besten Voraussetzungen für die berufliche und persönliche Entwicklung geboten. Aus diesem Grund ist das Ausbildungsprogramm mit Werksbesichtigungen, Aufenthalten in den Niederlassungen, gezielter Förderung und fachübergreifenden Schulungen vielseitig aufgebaut. Das gelernte Wissen kann in Praxiseinsätzen selbstständig angewendet und vertieft werden. Das alles sind überzeugende Anreize für die jungen Berufssuchenden, für die die Ausbildung eine wichtige Investition in die Zukunft ist. Was die Auszubildenden überzeugt, ist ebenso von Bedeutung für das Unternehmen, denn die „Azubis“ von heute sind schließlich die Mitarbeiter von morgen. Diejenigen, die bei Brillux in ihr Berufsleben gestartet sind, würdigen das mit einer überdurchschnittlichen Treue zu ihrem Arbeitgeber.
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rillux ermöglicht 155 jungen Schulabgängern ab 1. August eine Ausbildung in 11 unterschiedlichen Berufen. 124 Auszubildende werden in den Niederlassungen bzw. Werken eingesetzt, 31 am Hauptsitz in Münster.
Wer sich für eine Ausbildung bei Brillux interessiert und sich informieren möchte, findet unter www. brillux.de/ausbildung einen interessanten Blick hinter die Kulissen.
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L E O N I Leonie ist im 1. Jahr ihres dualen Studiums zur Textilbetriebswirtin und zur Kauffrau im Einzelhandel in der Filiale in Elmshorn
HER MIT DER KÄLTE! Gut angezogen und gut ausgebildet: die Azubis von Ramelow und Böttcher
Spaß an Mode haben die neuen Azubis der Mode- und Markenhäuser Ramelow und Böttcher alle. Zu sehen sind die besten Outfits der kommenden Herbst- und Winter-Kollektion. Was sie über ihre vielseitigen Ausbildungen zu erzählen haben, erfahrt ihr in den Azubiportraits.
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HIERGEBLIEBEN
SANDRA
SCHULE
C O M PA N I E S
A Z UBI PO RT RA I T S
Sandra ist im 1. Lehrjahr zur Kauffrau im Einzelhandel in der Filiale in Stendal
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Asad ist im 1. Lehrjahr zum Kaufmann im Einzelhandel in der Filiale in Uelzen
S V E N J A & L A U R A
Svenja (li.) ist im 1. Jahr zur Kauffrau im Einzelhandel in der Filiale in Heide
Laura ist im 1. Lehrjahr zur Kauffrau im Einzelhandel in der Filiale in Elmshorn
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Miriam ist im 1. Jahr ihrer Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel der Filiale in Elmshorn
Jennifer ist im 2. Lehrjahr zur Kauffrau im Einzelhandel in der Filiale in Heide
J E N N I F E R
MIRIAM
L E N A Lena ist im 1. Lehrjahr zu Kauffrau im Einzelhandel in der Filiale in Heide
K E V I N Kevin ist im 1. Lehrjahr zum Kaufmann im Einzelhandel in der Filiale in Stendal
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HIERGEBLIEBEN
SCHULE
C O M PA N I E S
A Z UBI PO RT RA I T S
A N N A L E N A Anna Lena ist im 1. Lehrjahr zur Kauffrau im Einzelhandel in der Filiale in Uelzen
Darina ist im 1. Jahr ihrer Ausbildung zur Handelsfachwirtin in der Filiale in Elmshorn
DARINA
Weitere Informationen zur Ausbildung bei Ramelow und Bรถttcher findet ihr unter www.ramelow.com/karriere.
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FOTOS Tim Ridiger
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Foto Tim Riediger
Ke vin Co nr a d, 17 ist im 1. Lehrjahr zum Kaufmann im Einzelhandel bei den Mode- und Markenhäusern Ramelow und Böttcher in der Filiale in Stendal. An der Sekundarschule in Bismark hat er seinen Hauptschulabschluss gemacht. „Vor meiner Ausbildung habe ich ein Dreivierteljahr ein Praktikum in der Ramelow-Filiale in Stendal gemacht. In der Zeit habe ich das Unternehmen kennengelernt und finde es richtig klasse hier. Ich bin gerade in der Trendabteilung. Wer hier zum Einkaufen kommt, der möchte modische Sachen bekommen. Deswegen ist es besonders wichtig, selber gut angezogen zu sein. Generell hat Mode einen größeren Stellenwert für mich bekommen, seitdem ich bei Ramelow arbeite. Sollte ich die Möglichkeit bekommen und übernommen werden, würde mich das sehr freuen. Die Arbeit macht sehr viel Spaß und ich habe hier die Chance, mehr aus meiner Ausbildung zu machen.“
Foto Tim Riediger
Miria m Mittm a n n, 20 Miriam kommt aus Itzehoe und hat dort auch ihren Realschulabschluss gemacht. Seit August ist sie im 1. Jahr ihrer Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel bei den Mode- und Markenhäusern Ramelow und Böttcher in der Filiale in Elmshorn. „Ein Praktikum gewährte mir erste Einblicke in den Beruf der Kauffrau im Einzelhandel. Nach meinem Schulabschluss habe ich ein Jahr in dem Beruf gearbeitet. Die Zeit hat meinen Wunsch, den Beruf zu erlernen, sehr bestärkt und mir die Sicherheit gegeben, genau zu wissen, was auf mich zukommt. Über die Ausbildung bei Ramelow habe ich nur Gutes gehört. Es gibt Mitarbeiter, die nach 30 oder 40 Jahren immer noch mit Freude zur Arbeit kommen, manche von ihnen haben sogar hier ihre Ausbildung gemacht. Die gleiche Aufmerksamkeit erfahren auch die Auszubildenden. Es ist dem Unternehmen wichtig, dass auch wir uns wohlfühlen.“
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Darin a Ustin ova, 19 hat ihr Abitur an der EBS in Elmshorn gemacht und begann im August die Ausbildung zur Handelsfachwirtin im Mode- und Markenhaus Ramelow und Böttcher in der Filiale in Elmshorn.
Foto Tim Riediger
Leo nie Hellfeuer, 20 Leonie kommt aus Bramstedt und ist im 1. Jahr ihres dualen Studiums zur Textilbetriebswirtin und zur Kauffrau im Einzelhandel bei den Mode- und Markenhäusern Ramelow und Böttcher in der Filiale in Elmshorn. Ihr Abitur hat sie in Elmshorn gemacht. „Das duale Studium mit der Kombination aus Ausbildung und Studium ist die perfekte Alternative für mich. Um gut zu lernen und auch um mich persönlich anzutreiben, brauche ich einen praktischen Bezug zum Gelernten. Ein rein theoretisches Studium wäre daher nichts für mich. In den Praxisphasen lerne ich alle Abteilungen des Modehauses in Elmshorn kennen, vom Marketing bis zum Verkauf wird mir alles gezeigt. Die Studieninhalte bekomme ich im Blockunterricht an der LDT Nagold, einer Akademie für Modemanagement, vermittelt. Bei Ramelow gefällt mir das Teamwork am besten. Wir sind wie eine große Familie. Ich habe auch das Gefühl, dass meine persönlichen Aufstiegschancen hier am größten sind. Ich fühle mich sehr wohl, weil ich weiß, dass ich hier richtig gefördert werde. Zusätzliche Seminare und die Ramelow-Akademie bieten weitere Qualifikationen, die ich woanders nicht bekommen würde.“
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„Viele aus meiner alten Schule haben gleich nach dem Abitur ein Studium begonnen, obwohl sie gar nicht wussten, was genau sie machen wollten. Bei mir war es anders. Ich wusste ganz genau, dass ich eine Ausbildung machen möchte und dass mein zukünftiger Beruf etwas mit Mode zu tun haben soll. Mir war es wichtig, sofort ins Arbeitsleben zu kommen, auf eigenen Beinen zu stehen und mein erstes Geld zu verdienen. Nach längerer Recherche habe ich den Handelsfachwirt gefunden. Die dreijährige Ausbildung ist sehr umfassend und bietet mir anschließend vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten. Und wenn ich möchte, kann ich immer noch ein Studium anschließen.“
Foto Tim Riediger
Foto Tim Riediger
Svenja Sch aller, 22
Foto Tim Riediger
ist im 1. Jahr zur Kauffrau im Einzelhandel bei den Mode- und Markenhäusern Ramelow und Böttcher in der Filiale in Heide. „Jeder Azubi, der bei Ramelow und Böttcher seine Ausbildung anfängt, absolviert in der ersten Zeit ein besonderes Seminar. In drei Tagen kommen alle Auszubildenden des neuen Jahres in die Filiale in Elmshorn, und wir lernen, was in den folgenden drei Jahren auf uns zukommt. In Gruppenarbeiten erarbeiten wir, was einen guten Berater ausmacht, wie man ein Kundengespräch am besten aufbaut und vieles mehr. In einer Kundenbefragung, die wir in der Fußgängerzone in Elmshorn durchgeführt haben, erfuhren wir von den Passanten auch, wie wir als Berater wirklich auf unsere Kunden wirken. Die drei Tage haben mir viel gebracht, denn es ist schön, als Anfänger eine Struktur zu haben. Sollte dennoch etwas unklar sein, frage ich einfach bei meinen netten Kollegen und Kolleginnen nach.“
Asa d K ar a m ac, 18 ist im 1. Lehrjahr zum Kaufmann im Einzelhandel bei den Modeund Markenhäusern Ramelow und Böttcher in der Filiale in Uelzen. Seinen Realschulabschluss hat er in Uelzen gemacht. „Seit meinem dritten Lebensjahr spiele ich Fußball. Inzwischen auch recht erfolgreich. Einmal im Jahr findet der Ramelow-Cup statt. Ein Fußballturnier, dass von Ramelow gesponsert wird. So habe ich bereits im jungen Alter vom Unternehmen gehört. Ich liebe Mode, und daher war bei der Bewerbung um eine Ausbildung Ramelow auch meine erste Wahl. Von den Marken, der Kompetenz und dem Wissen her, welches uns Azubis hier geboten wird, gibt es nichts Besseres in der Gegend. Wir Azubis werden richtig darauf trainiert, richtig gute Berater zu werden. Beim Berater ist der erste Eindruck sehr wichtig. Wenn der nicht stimmt, wird niemand auf einen zukommen. Neben dem Äußeren ist die Haltung wichtig und der persönliche Ehrgeiz. Beraten ist auch eine Einstellungssache. Wenn man wirklich etwas erreichen möchte und daran arbeitet, dann schafft man es auch. Gleiches gilt beim Fußball. Wie beim Sport bin ich auch in der Ausbildung sehr ehrgeizig. Ich möchte schnell viel lernen, um die Ausbildung gut zu bestehen.“ 33
Foto EUROIMMUN
Julia ist frisch ausgelernte Biologielaborantin bei EUROIMMUN in Lübeck. „Aufgrund meiner guten Leistungen in der Berufsschule konnte ich meine Ausbildung auf drei Jahre verkürzen. EUROIMMUN hat mich direkt danach übernommen – seit dem 01.07.2014 arbeite ich als Biologielaborantin in meiner Wunschabteilung ‚Blot-Techniken‘. Hier bin ich an der Entwicklung eines innovativen Testsystems zum Nachweis von Antikörpern mithilfe einer speziellen Membran beteiligt. Das ist sehr spannend und abwechslungsreich. Außerdem kann ich sehr selbstständig arbeiten und darf viel selber entscheiden. Bei EUROIMMUN wollte ich bleiben, weil ich das Unternehmen durch die Ausbildung gut kenne, viele Freunde unter den Kollegen gefunden habe und wegen der zahlreichen Angebote der Firma, vor allem in puncto Familienfreundlichkeit. Mein Ziel ist es, ab nächstem Jahr noch ein Studium in Molecular Life Science anzuhängen und danach zurück zu EUROIMMUN zu kommen oder auch während des Studiums hier weiterzuarbeiten. Ich würde mich jederzeit wieder für eine Ausbildung bei EUROIMMUN entscheiden. Die Betreuung während der Ausbildung und der Zusammenhalt unter uns Azubis waren toll. Wir haben uns auch privat getroffen und sind z.B. auf den Weihnachtsmarkt oder Cocktails trinken gegangen.“
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Julia Seeliger, 23
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Wasserdichter Kulturaustausch von Hamburg bis Nairobi und zurück
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uf der Mission für sauberes Trinkwasser, menschenwürdige Sanitärversorgung und zur Förderung des interkulturellen Austausches reiste Viva con Agua (VcA) de Sankt Pauli e.V. im Herbst nach Kenia, um sich vor Ort von der Sinnhaftigkeit der Wasser- und Sanitärversorgungen zu überzeugen. Gemeinsam mit Musikern und Künstlern aus Kenia, Mosambik und Deutschland sowie der Welthungerhilfe e.V. setzte die All-Profit-Organisation vor Ort verschiedene Projekte um.
Vom Bolzen mit Ex-Fußballer Marteria und der ehemaligen kenianischen Fußball-Nationalspielerin Doreen Nabwire Omondi, über Rappen mit Onejiru, Maeckes und dem kenianischen Kollegen Octopizzo, bis hin zum Foto-Workshop mit WM-Fotograf Paul Ripke – ein Programm ganz im Viva con AguaFestival-Style! In der künstlerischen Intention und im Sportsgeist der siebenköpfigen Gruppe: Kulturaustausch auf Augenhöhe sowie ganz konkrete Ideen und Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung erfahren.
„Das aufrichtige Interesse an den Menschen und Kulturen sind Grundbausteine für unsere Arbeit“, sagt Michael Fritz, Mitbegründer von Viva con Agua. „Gemeinsam mit der deutsch-kenianischen Sängerin Onejiru, Marteria, Octopizzo und Maeckes haben wir unser Vorhaben in die Tat umgesetzt und beispielsweise Rap-Workshops mit Kindern durchgeführt.“ Onejiru ergänzt: „Spielerisch ausgerichtete Workshops, wie sie Viva con Agua durchführt, schaffen einen Raum, in dem sich die Kids austoben können – eine
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Abwechslung vom meist strikten und repetitiven Schulalltag. Wenn das auch noch pädagogisch wertvoll ist, ist das ein wunderbarer Zugang, um Kreativität zu fördern und zugleich wichtige Skills und Know-hows in Bezug auf WASH (WAsser, sanitäre Grundversorgung und Hygiene) zu vermitteln.“
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NØRD TIMES
Viva con Agua will gemeinsame Erlebnisse schaffen und hört zu, was die Menschen vor Ort zu sagen haben. So erfuhr die Reisecrew in Gesprächen mit der Volksgruppe der Massai, was sich die
Marteria verbindet inzwischen eine innige Freundschaft zu Octopizzo, Kenias erfolgreichstem Rapper: „Wir arbeiten immer mit örtlichen Künstlern zusammen, dieses Mal Octopizzo – in Kenia ein Superstar! Das Lustige ist, dass er eine Art Playertyp gibt, aber eigentlich ein ganz Netter ist. Wir waren im Studio, nahmen einen Song auf und standen zusammen auf der Bühne.“ Paul Ripke, der besonders während der Fußball-WM in Brasilien eindrucksvolles Bildmaterial geschaffen hatte, sammelte gemeinsam mit dem aus Mosambik stammenden Fotografen Mário Macilau außergewöhnliche Illustrationen von der Reise. Diese werden in einem Bildband festgehalten und im nächsten Frühjahr veröffentlicht sowie in der nächsten Millerntor Gallery #5 Anfang Juli 2015 ausgestellt und zu Gunsten von Viva con Agua verkauft. Im Foto-Workshop mit kenianischen Kindern zum Thema Wasser öffnete sich eine ganz neue Sichtweise auf die sanitäre Versorgung und die hygienischen Bedingungen in Kenia: „Die Idee dahinter ist, dass man Kindern in Kibera, dem zweitgrößten „Slum“ Kenias Einwegkameras gibt und Trinkwasser und sanitäre Grundversorgung als Themen begreift, um Menschen hier in Deutschland aus der Sichtweise von kenianischen Kindern vor Augen zu führen, was es heißt, in Kibera zu leben. Oft haben wir ein ganz konträres Bild. Es fängt ja schon dann an, wenn es wieder heißt: Wir fliegen nach Afrika. Das stimmt schlichtweg nicht. Wir sind nach Kenia geflogen, eines von 53 Ländern.“, schildert Michael Fritz. Diese Art der Auseinandersetzung mit anderen Kulturen setzt auf Langfristigkeit.
Kenianer in gemeinsam ausgerichteten Folgeprojekten wünschen, um ihren Lebensalltag nachhaltig zu erleichtern. Der Ältestenrat eines Dorfes beispielsweise bat Viva con Agua um Unterstützung bei der Reparatur der bereits bestehenden Wasserleitungen und einer solarbetriebenen Pumpanlage. Sechs Dörfer und insgesamt 3.000 Menschen könnten so zusätzlich mit sauberem Trinkwasser versorgt werden. Auch der Bau von Latrinen spielt eine wichtige Rolle für eine Verbesserung der hygienischen Verhältnisse. Bereits mitfinanziert durch die Spendengelder von Viva con Agua haben zum Beispiel schon 730 Massai Zugang zu sauberem Trinkwasser im Projektgebiet Kajiado. Insgesamt ermöglichen Viva con Agua-Spendengelder aktuell in Kajado 6.300 Menschen den Zugang zu sauberem Trinkwasser, sanitärer Versorgung und Hygieneschulungen. Mit Fußball, Musik und Gesprächen mit der Volksgruppe der Massai stellt Viva con Agua die Weichen für weitere Projekte mit der Welthungerhilfe in Kenia. Fans von
Marteria, Maeckes, Onejiru und Octopizzo dürfen sich freuen: Für sie gibt es Ende des Jahres das brandheiße Musikvideo sowie den in Kenia aufgenommenen Song.
ALLE FÜR WASSER – WASSER FÜR ALLE Viva con Agua de Sankt Pauli e.V. ist eine sinnstiftende Gemeinschaft. Ein internationales Netzwerk von Menschen und Organisationen in Deutschland, der Schweiz und Österreich, das sich für einen menschenwürdigen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung einsetzt. „Wir sind eine Organisation, die spielerisch durch Verbindung, Freude und einem guten Gefühl die Welt positiv gestalten will“, bringt es Gründer und Organisationsentwickler Benjamin Adrion auf den Punkt. Viva con Agua versteht sich als „Offenes Netzwerk“, das vorwiegend von individueller Initiative und Mitwirkung der über 7.000 aktiven Supporter weltweit lebt. Denn neben den WASH-Projekten (WAsser, sanitäre Grundversorgung, Hygiene) der Welthungerhilfe fördert Viva con Agua Engagement und Talente. Mit vielen Aktionen und ebenso viel Spaß begeistert Viva con Agua Menschen für soziales Engagement und sammelt Spenden für WASH-Projekte der Welthungerhilfe. Durch die Arbeit von Viva con Agua haben sich die Lebensbedingungen von mindestens 500.000 Menschen weltweit nachhaltig verbessert. Weitere Informationen unter www. vivaconagua.org Spendenkonto Viva con Agua: Hamburger Sparkasse | BIC: HASPDEHHXXX| IBAN: DE58 2005 0550 1268 1351 81
Text Viva con Agua Fotos Viva con Agua, Paul Ripke
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Maeckes beim Rap-Workshop
K端nstlerin Onejiru
Kenias erfolgreichser Rapper Octopizzo
Michael Fritz mit einem Massai
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„Das Geld hängt an den Bäumen“ Eine ausgezeichnete Idee mit Obst!
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Geschäftsführer Jan Schierhorn, Christian Langrock
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ie Idee ist einfach, die Geschichte kurz: Obst, welches überall an den Bäumen hängen bleibt, wird durch eine gärtnermeisterlich betreute Gruppe von Menschen mit Behinderung und einem Netz von Ehrenamtlichen geerntet, bei einer SlowFood-Mosterei (Engelmost) zu naturtrübem Saft verarbeitet und ohne Zusätze in Flaschen abgefüllt. Diese werden im persönlichen Vertrieb an Unternehmen, Restaurants, Cafés, Hotels und Privatkunden verkauft. Zu den Kunden zählen das Hamburger Rathaus, der Otto-Konzern, Google, Mutterland, diverse Luxus-Hotels aber auch eine Vielzahl kleiner Cafés und Privatkunden.
weile über das fünfte Jahr unseres Bestehens. Um der stetig wachsenden Firma einen Rahmen zu geben, gründeten wir 2010 die gemeinnützige „Das Geld hängt an den Bäumen GmbH“.
Christian Langrock ist Geschäftsführer der „Das Geld hängt an den Bäumen GmbH“:
Wo kommt das Obst für Ihre Produkte her? Wir verwenden häufig sehr alte Sorten, die es eher selten zu kaufen gibt. Neben den selbst geernteten Äpfeln erhalten wir großzügige Obstspenden bzw. kaufen kleine Mengen von Umstellungs-Betrieben. Die Äpfel für unseren Saft kommen aus Hamburg und Umgebung. Unser Saft schmeckt daher immer und immer anders. So wie es sein soll: 100% Natur. 0% Zusatzstoffe. Er ist frei von Zusätzen und für eine vegane Ernährung geeignet.
Wie ist „Das Geld hängt an den Bäumen“ entstanden? Die Idee hatte Jan 2009 und ist mit dem Projekt gestartet. Wir freuen uns mittler-
Was passiert mit den Erlösen? Alle Erlöse fließen zu 100 % zurück in das Projekt und finanzieren so die Arbeit der Mitarbeiter. Ziel unserer Unternehmung ist
es, Arbeitsplätze für behinderte Menschen und andere «soziale Randgruppen» auf dem ersten Arbeitsmarkt zu schaffen. Aber ein Saftladen sind sie nicht? Nein. Sicher nicht. Die Projektidee wurde mehrfach ausgezeichnet. Wir arbeiten derzeit an einer Reihe von Kooperationen, die unsere Idee weiter verbreiten soll. So pflanzen wir beispielsweise in diesem Jahr erstmals auch einen Teil der Ingredienzien für unsere Mischsäfte (Rhabarber und Holunder) mit einem Kooperationspartner „f & w fördern und wohnen“ an und ernten diese gemeinsam ab. Text & Fotos Das Geld hängt an den Bäumen
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„Eigenmotivation ist das allerwichtigste!“ Interview mit Basketballprofi Marvin Willoughby
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er ehemalige Basketballprofi Marvin Willoughby wurde als Sohn einer deutschen Mutter und eines nigerianischen Vaters in Hamburg-Wilhelmsburg geboren. Er begann seine sportliche Karriere beim TS Harburg und wechselte 1998 nach Würzburg, wo er zusammen mit dem späteren NBA-Superstar Dirk Nowitzki in der ersten Basketball-Bundesliga spielte. Willoughby gewann zweimal den Liga-Pokal und absolvierte 42 A-Länderspiele für Deutschland. Heute trainiert Willoughby die U16-Nationalmannschaft und die „Piraten Hamburg“, die in der Nachwuchs- und Jugend-Basketball-Bundesliga spielen. Er ist außerdem Hauptverantwortlicher des Vereins „Sport ohne Grenzen“ und Initiator der Inselakademie und der Profimannschaft „Hamburg Towers”, die von 2014 an in Wilhelmsburg spielen soll.
Marvin, du bist in den achtziger Jahren in Wilhelmsburg aufgewachsen. Wie war Wilhelmsburg damals? Sehr „multikulti”. Ich bin mit Kindern aus der Türkei und aus dem ehemaligen Jugoslawien aufgewachsen. Der Großteil meiner Schulkameraden waren Ausländer, wir hatten in unserer Klasse nur vier richtige Deutsche. Ich habe deshalb früh viele unterschiedliche Kulturen, Sitten und Bräuche kennengelernt. Das war ein echter Gewinn.
Wenn man in einem solchen Umfeld aufwächst, entwickelt man ganz früh wichtige soziale Fähigkeiten wie Toleranz und Respekt. Andererseits hatte Wilhelmsburg damals einen sehr negativen Ruf im Rest der Stadt. Wenn man in der Innenstadt unterwegs war und gesagt hat, dass man von hier kommt, haben die Leute nur die Stirn gerunzelt. Wilhelmsburg galt als ein gefährlicher Stadtteil, in dem man abends kaum das Haus verlassen kann. Ich habe die Gegend ganz anders erlebt. Klar, es gab schon manchmal Stress und ein paar kriminelle Jugendliche. Aber Wilhemsburg hatte auch andere Seiten. Der Stadtteil ist sehr grün und überall ist das Wasser in der Nähe. Meine Mutter kommt aus einer alteingesessenen Hamburger Familie und wir hatten viele Verwandte in der Nachbarschaft. Was waren deine Hobbys? Ich habe viel Sport gemacht und einige Sportarten ausprobiert. Sogar Schach (lacht). Zum Basketball bin ich aber erst spät gekommen, mit 14 Jahren. Ich wurde immer gefragt, wieso ich mit meinen zwei Metern nicht diesen Sport ausübe und mich stattdessen beim Fußball abmühe, wo eine solche Körpergröße eher ein Nachteil ist als ein Vorteil. Ich hatte eine ideale Statur für Basketball. Ich war groß, athletisch und ich hatte Ta-
„Man lernt mit seinen Mitspielern vernünftig umzugehen, man lernt Respekt und man lernt Gewinnen und Verlieren.“
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lent. Nach einem Jahr im Verein habe ich schon in der Hamburger Auswahl gespielt und bald darauf wurde ich Jugendnationalspieler. Mit 19 Jahren hast du dann Dirk Nowitzki kennengelernt. Ja, wir haben zusammen für Würzburg in der ersten Basketball-Bundesliga gespielt. Das war eine ganz tolle Zeit. Wir waren die jungen Wilden und haben spektakulären Basketball gezeigt. Dirk und ich sind damals Freunde geworden und haben viel mit seinem Trainer Holger Geschwindner trainiert. Die Trainingseinheiten mit Dirk und Holger haben mich sehr weitergebracht, wobei es auch manchmal frustrierend war, gegen Dirk zu spielen. Er war schon damals ein absoluter Ausnahmesportler. Geschwindner gilt als der „Macher” von Nowitzki. Hat dich sein Stil als Trainer beeinflusst? Ja, sehr. Das wichtigste für Geschwindner war Eigenmotivation. Er hat mich nicht ein einziges Mal angerufen und gefragt, ob ich mit ihm trainieren will. Er hat sich selbst bei Dirk nie von sich aus gemeldet. Ich mache es genauso. Ich erwarte von meinen Spielern, dass sie Eigeninitiative zeigen. Man kann andere nur ein Stück weit tragen, irgendwann müssen sie ihren Weg selbst gehen. Viele erfolgreiche Sportlern sagen, dass der Schlüssel zu ihrem Erfolg nicht ihr Talent war, sondern ihr Ehrgeiz. Das war auch bei mir so. Ich war unendlich ehrgeizig und wollte immer besser sein als alle anderen. 2006 musstest du deine Karriere wegen einer Verletzung beenden. Hast du zuviel trainiert? Nein, ich hatte einfach nur Pech. Ich bin beim Joggen umgeknickt und ein paar Wochen später hieß es, dass ich einen Knorpelschaden habe und meine Profikarriere an den Nagel hängen kann. Das war hart. Wie kam es zu der Gründung des Vereins „Sport ohne Grenzen”? Nach meiner Verletzung habe ich zusammen mit Freunden ein kleines Basketballcamp für Jugendliche aus Wilhelmsburg organisiert, das von den Eltern sehr positiv aufgenommen wurde. Einige Mütter haben uns geschrieben, dass ihre Kinder seit dem Camp mehr auf ihre Ernährung achten und ein Vater hat berichtet, dass sein Sohn einen Streit zwischen zwei Gleichaltrigen
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NØRD TIMES
geschlichtet hat, die sich normalerweise geschlagen hätten. Wir haben da gemerkt, dass wir den Jugendlichen mehr beibringen können als nur Korbleger und Dreier, sondern auch soziale Fähigkeiten. Von da an haben wir Basketballcamps für Jugendliche aus sozialen Brennpunkten veranstaltet. Dort wurde viel trainiert, aber auch viel geredet. Wir haben den Jugendlichen erklärt, dass sie durch Sport ihre Disziplin, ihre Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit verbessern und dass sie lernen, im Team zu denken. Ein Basketballteam ist der Mikrokosmos der Gesellschaft. Man lernt mit seinen Mitspielern vernünftig umzugehen, man lernt Respekt und man lernt Gewinnen und Verlieren. Du willst im nächsten Jahr die Basketball-Bundesliga nach Hamburg bringen. Es gab in der Vergangenheit schon einige Versuche, Profibasketball in der Hansestadt zu etablieren... …die aus verschiedenen Gründen gescheitert sind. Es gab zum einen keine passende Halle. Die o2 Arena hat 10.000 Plätze, aber zum Basketball kommen durchschnittlich nur 4.000 Zuschauer. Es fehlte außerdem ein Konzept, wie man junge Talente aus Hamburg unterstützt und zu Basketballprofis ausbildet. Die Ausgangslage ist bei den „Hamburg Towers” glücklicherweise besser. Wir haben mit der Halle im Inselpark eine ideale Basketballhalle und fördern mit den „Piraten Hamburg” schon lange den Basketballnachwuchs aus der Region. Text Slaven Marinovic Fotos Teresa Horstmann
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Eine Chance für die Jugend Die Wilhelmsburger InselAkademie
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ieses Jahr öffnet auf dem Gelände der Internationalen Gartenschau in Hamburg-Wilhelmsburg die InselAkademie ihre Pforten. Jugendliche von der Elbinsel dürfen sich dann auf ein umfangreiches Freizeit- und Sportprogramm freuen. Die Besten haben sogar die Chance, Profibasketballer bei den „Hamburg Towers” zu werden. Wer bisher mit der S-Bahn von Hamburg aus nach Wilhelmsburg gefahren ist, hat an der Bahnstation „Wilhelmsburg” bloß einen riesigen, grauen Betonkomplex mit hunderten von Wohnungen gesehen. Heute wird diese Großstadt-Tristesse von den strahlenden Gebäuden und großzügigen Grünanlagen und Boulevards im neu angelegten Inselpark aufgelockert. Der Park bietet Jung und Alt ein umfangreiches Sportangebot: Es gibt ein Schwimmbad, eine Kletterhalle, einen Hoch-
seilgarten, einen Kanukanal, eine Skateanlage für die Jungen und einen Bouleplatz für die Älteren sowie etliche Laufwege zum Joggen zwischen den Wasserflächen. Im Zentrum des Inselparks steht die ehemalige „Blumenhalle”, in der während der Internationalen Gartenschau exotische Pflanzen aus aller Welt ausgestellt wurden. Seit dem Ende der Gartenschau im Oktober 2013 wird die Halle nun zu einer hochmodernen Sporthalle umgebaut, in der ab 2014 Kinder und Jugendliche aus Wilhelmsburg auf drei Feldern Basketball und andere Sportarten ausüben können. Betrieben wird die Halle von der InselAkademie. Die InselAkademie arbeitet mit den Wilhelmsburger Schulen und Sportvereinen zusammen und möchte den Heranwachsen-
den aus der Umgebung sportliche Perspektiven bieten. Sie organisiert hierfür Basketballcamps und Streetball-Turniere und übernimmt für die benachbarten Schulen auch den Sportunterricht. Talentierte Nachwuchssportler werden gezielt gefördert und im Haus der InselAkademie, gleich gegenüber von der zukünftigen Sporthalle, stehen auf vier Etagen und rund 1.300 Quadratmetern Unterrichtsräume für (sportpädagogische) Fortbildungsmaßnahmen sowie zehn Wohneinheiten für betreutes Jugendwohnen bereit. Die Idee und das Konzept zur InselAkademie stammt von dem gemeinnützigen Verein „Sport ohne Grenzen” und wurde gemeinsam mit der Internationalen Gartenschau, der Internationalen Bauausstellung Hamburg (IBA Hamburg) sowie der Benno und Inge Beh-
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ketballmannschaft mit den besten Jugendspielern aus Hamburg. Zusammen mit Pascal Roller, dem ehemaligen Spielmacher und Publikumsliebling der „Frankfurt Skyliners”, hat Willoughby außerdem die „Hamburg Towers” gegründet, eine Profimannschaft, die von der Saison 2014/2015 an in der 1. Basketball-Bundesliga (BBL) spielen soll. Der Basketballsport boomt zur Zeit in Deutschland: Zu den Spielen der 1. Bundesliga kommen mehr Zuschauer als zum Handball, der Etat der 18 Erstligavereine hat sich seit 2006 auf 80 Millionen Euro verdoppelt und seit 2011 ist auch der große FC Bayern mit einer eigenen Basketballmannschaft in der Liga vertreten und hat dafür zahlreiche Profis vom Rekordmeister Alba Berlin abgeworben.
rens-Stiftung umgesetzt. Der Verein „Sport ohne Grenzen” wurde vor sieben Jahren von dem ehemaligen Basketballprofi und Nationalspieler Marvin Willoughby gemeinsam mit einer Gruppe von Trainern, Sportwissenschaftlern und Sozialarbeitern gegründet, um Kindern und Jugendlichen in sozial schwachen Hamburger Stadtteilen ein sinnvolles Freizeitprogramm zu bieten. Marvin Willoughby erzählt: „Ich will Teenagern aus schwierigen Verhältnissen helfen, ihr Handeln zu reflektieren und möchte ihnen Perspektiven und Möglichkeiten aufzeigen, die sie weiterbringen.” Willoughby ist selbst in einfachen Verhältnissen bei seiner Mutter in Wilhelmsburg aufgewachsen und hat durch den Sport den Sprung in die große weite Welt geschafft. Heute trainiert er die U16-Nationalmannschaft und die „Piraten Hamburg“, eine Bas-
Willoughby möchte, dass auch Deutschlands zweitgrößte Stadt endlich ein eigenes Profibasketballteam bekommt und verfolgt dabei einen anderen Ansatz als der FC Bayern. Junge Talente aus Hamburg sollen gezielt gefördert werden und die Chance erhalten, Profis bei den „Hamburg Towers” zu werden. „Bisher mussten die besten Basketballer Hamburg immer verlassen, wenn sie den Schritt zum Profispieler machen wollten – so wie Ismet Akpinar, der einen Profivertrag in Berlin unterschrieben hat. Das soll sich mit den Hamburg Towers ändern,” sagt Marvin Willoughby. Das sportliche Konzept der Towers sieht deshalb ein ausgewogenes Verhältnis von erfahrenen Profis und Nachwuchsspielern aus Hamburg vor. Um das zu erreichen, werden die InselAkademie und der Verein „Sport ohne Grenzen” zukünftig eng mit der Profimannschaft zusammenarbeiten. Die Sporthalle im Inselpark wird die Heimat der „Hamburg Towers”. Dort werden die Profis ihre Heimspiele vor mehr als 3.000 Besuchern bestreiten und Seite an Seite mit Nachwuchstalenten und normalen Schülern trainieren. „Das wird die Jugendlichen aus der Gegend sicher motivieren und anspornen. Vor allem dann, wenn bei den Profis auch Hamburger oder sogar Wilhelmsburger Jungs spielen,” glaubt Marvin Willoughby. Text Slaven Marinovic Fotos InselAkademie, Hamburg Towers
www.inselakademie.info www.hamburgtowers.de
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Ich will machen, machen, machen Interview mit Skateboarder Farid Ulrich
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r skatet seit zehn Jahren und ist einer der besten Boarder Deutschlands: Farid Ulrich spricht über sein Erfolgsgeheimnis, seine Ziele – und warum er sich von verpeilten Typen lieber fernhält … Du humpelst ja. Was ist passiert? Am Wochenende war ich auf einem Contest in Hannover, ging als Dritter ins Finale – und fünf Minuten vor Schluss knickte ich um und alles war vorbei. Dabei war ich so nah dran, den ersten Platz zu holen! Jetzt bin ich erst einmal für einen Monat raus und muss mich danach wieder hochtrainieren. Das nervt mich gerade ziemlich. Denn ich bin so motiviert, ich will machen, machen, machen. Verletzungen gehören zum Berufsrisiko eines Profi-Skaters: Wie gehst du damit um, dass es jederzeit mit der Karriere vorbei sein könnte? Ich habe neulich erst darüber nachgedacht. Eigentlich habe ich das Gefühl, dass ich mein Board so unter Kontrolle habe, dass ich mich nicht verletze. Das meiste passiert immer, wenn man sich nicht richtig konzentriert oder abgelenkt wird. Also, was lerne ich daraus? Ich habe es mir ausgesucht, Skateboard zu fahren. Das bedeutet, dass ich extrem auf mich aufpassen muss. Deshalb ernähre ich mich gesund, nehme Vitamine, mache Ausgleichssport und Muskelaufbau. Denn je trainierter deine Muskeln sind, desto geringer ist das Risiko, sich ernsthaft zu verletzen … Da sprechen lange Jahre der Erfahrung ... Ja, fast zehn Jahre! Mit elf bekam ich mein erstes Skateboard, fing einfach an und probierte alles Mögliche aus. Da war sofort diese Faszination. Damals kam auch das „Tony-Hawk- Pro-Skater“-Game mit Videosequenzen
FOTO Hendrik Biemer
auf den Markt, die mich total inspiriert haben. Das war so cool! Mit meinen Jungs gründeten wir dann die „Chinchilla“-Crew und skateten Berlin. Die Crew gibt’s noch heute – aber ich bin der Einzige, der Profi geworden ist … Wann stelltest du fest, dass du mehr Talent hast als die anderen? Das zeichnete sich erst später ab. Meine Freunde waren lange Zeit vielseitiger als ich. Meine begrenzte Fahrweise hatte aber den Vorteil, dass ich meine Tricks perfektionieren konnte. Wobei kann dir denn niemand etwas vormachen? Beim Kickflip und Frontside Blunt. Die kann keiner in Deutschland besser (… lacht!). Was war der bisherige Höhepunkt für dich? 2008 wurde ich Deutscher Amateur-Meister, da war ich schon sehr stolz. Und dass 2009
„Titus“ auf mich zukam und mich ins Team holte, war auch ein Meilenstein für mich. Ich bin ja schließlich mit denen groß geworden, das war und ist für mich etwas sehr Besonderes. Wie kam es dazu? Der Team-Manager war damals gerade nach Berlin gezogen und suchte nach Nachwuchs. In der Skate-Halle wurde er auf mich aufmerksam – und schon war ich im Team. Mittlerweile wirst du auch noch von „Nike SB“ und „Playstation Vita“ gesponsert. Das hat sicher auch viele Vorteile … Klar, mein Equipment ist so gesichert. „Nike SB“ schickt mir regelmäßig Schuhe und von „Titus“ werde ich mit Boards, Decks und Kugellagern versorgt. Ich habe ja auch einen ziemlichen Verschleiß … Bei diesem Verschleiß trainierst du wahrscheinlich nonstop … Wenn ich nicht gerade verletzt bin, ja. Ich
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„Ich hasse dieses unorganisierte, verpeilte SkaterDasein von Vielen.“ werden mit ehreren Skatern zusammen Videoprojekte und Shootings gemacht. Und das plane ich und kalkuliere ich jetzt. So etwas kommt gut an. Du musst dich selbst vermarkten, um von dir reden zu machen. Du wirkst sehr zielstrebig. Wo willst du hin? Ich nehme das alles schon sehr ernst, aber noch nicht ernst genug. Ich muss noch viel mehr machen. Deutscher Meister zu werden und den European Skateboard Award zu holen, das wäre cool. In erster Linie will ich ohne Probleme und entspannt vom Skaten leben können. Aber mir ist auch klar, dass ich nicht ewig fahren kann. Ab 25 Jahren zählt man ja schon zu den Altherren. Ich will auf jeden Fall später studieren, irgendetwas in Richtung Wirtschaft.
fahre immer, bis ich nicht mehr kann oder das Board durch ist. Es gibt kein Ende für mich. Kannst du vom Skaten leben? Von „Titus“ beziehe ich jetzt ein kleines Gehalt, dazu kommen Preisgelder von den Contests. Vergangenes Jahr habe ich fast zwei Monate auf dem Bau geschuftet, daher hab ich auch noch ein paar Rücklagen. Wirklich vom Skaten zu leben, schaffen in Deutschland nur sehr wenige. Die kann man an einer Hand abzählen. Aber ich bin auf dem besten Weg dorthin. Ich bin im Skateboarding gerade einer der Interessantesten (… lacht)! Was muss ein Skater denn haben, um erfolgreich zu sein? Dazu gehört mehr, als nur perfekt zu skaten. Wer gute Ideen hat und strukturiert ist, kommt sehr viel weiter. Zum Beispiel schreibe ich gerade an einem Konzept für eine Skateboard-Tour im Ausland, das ich Sponsoren vorstellen werde. Auf der Tour
Was rätst du jungen Skatern, die auf die Profi-Bahn kommen wollen? Auf jeden Fall sollten sie die Schule zu Ende machen. Das war auch die Bedingung meiner Eltern. Und ich habe es keine Sekunde bereut, dass ich mein Abi durchgezogen habe. Das hilft mir auch jetzt schon sehr viel weiter. Das gibt einfach Feinschliff, du kannst differenzierter denken und planen. Das ist das eine. Dann musst du einfach dranbleiben, der Erfolg kommt ja nicht von einem Tag auf den anderen. Contests fahren, Videos machen, auf Videos gesehen werden. Wichtig ist, alles professionell aussehen zu lassen. So zu fahren wie die anderen, bringt nichts. Du musst irgendetwas Neues und Interessantes machen, um die Leute zu beeindrucken. Und du musst ein Publikumstyp sein, einen Wiedererkennungswert haben und ein Image aufbauen … Was ist denn dein Image in der Szene? Ich gelte schon als rebellisch und provokativ. Ich ecke oft an und mache mein Ding. Wie ist denn die Stimmung zwischen den Skatern? Herrscht ein großer Konkurrenzkampf?
Überhaupt nicht, eher Liebe und Bruderschaft. Ich gönne meinen Jungs den Erfolg und sie mir meinen. Und wenn man jemanden nicht mag, geht man sich eben aus dem Weg. Gibt es etwas, was dich an der Skateboard-Community nervt? Ich hasse dieses unorganisierte, verpeilte Skater-Dasein von Vielen. Die gehen verplant durchs Leben, gucken, was kommt, und kriegen nichts auf die Reihe. Von Nichtsnutzen halte ich mich lieber fern. Klar, wenn du im Sommer mit deinen Jungs unterwegs bist, ist dieses Relaxte und Verplante cool und wichtig. Doch sobald du andere Sachen machst, musst du auch wieder einen klaren Kopf haben. In meinem Freundeskreis sind deshalb auch viele, die Musik machen oder filmen. Und die versuche ich in meine Projekte zu involvieren. So bringen wir uns gegenseitig voran. Text Katharina McKechnie Foto Nadya-Vanessa Gruber (unten)
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Filme, in denen kulturelle Vielfalt eine Rolle spielt
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n fast allen Filmen spielt kulturelle Vielfalt eine – mal kleinere und mal größere – Rolle. Schließlich entsteht wirkliche Spannung erst, wenn sich Gegensätze aneinander reiben. Wenn alle gleich wären, gäbe es kaum interessante Geschichten zu erzählen. Wie mit der Andersartigkeit in den Filmen umgegangen wird, das ist eine andere Geschichte. Hier unsere kleine Auswahl.
Drachenläufer Drama, USA, 2007
FOTOS Paramount Home Entertainment
Im Zentrum der Geschichte, die nach dem gleichnamigen Bestsellerroman von Khaled Hosseini verfilmt wurde, steht die Freundschaft zwischen Amir und Hassan. Trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft wachsen sie wie Brüder im Kabul der 70er-Jahre auf. Amir ist der Sohn eines wohlhabenden Paschtunen, während Hassans Vater als Hausdiener der Familie arbeitet. Gemeinsam gehen sie so oft sie nur können ihrer Lieblingsbeschäftigung nach, dem Drachensteigen. Eines Tages wird Hassan von einer Jugendbande angefallen und schwer misshandelt. Amir, starr vor Angst, hilft seinem Freund nicht. Später beschuldigt er Hassan sogar eines Diebstahls, den dieser nie beging. Diese Ereignisse führen dazu, dass Hassan und sein Vater die Familie verlassen. Amirs Schuld verfolgt ihn sein Leben lang, bis er nach vielen Jahren die Chance zur Wiedergutmachung bekommt. Regie Marc Foster. Mit Zekeria Ibrahimi, Khalid Abdalla und Ahmad Khan Mahmoodzada. FSK ab 12 Jahre.
Ziemlich beste Freunde Komödie, Frankreich, 2011
Geld allein macht nicht glücklich. Dieser Spruch trifft bei Philippe auf harte Realität. Er wohnt in einer herrschaftlichen Villa mit unzähligen Hausangestellten, besitzt die teuersten Autos und kann sich alles nur Erdenkliche leisten. Philippes scheinbar perfektes Leben wird allerdings von seinem körperlichem Gebrechen getrübt, denn er ist vom Hals abwärts gelähmt. Auf ständige Pflege angewiesen, trifft Philippe auf Driss, einen farbigen Exknacki aus den Pariser Vororten, der sich eigentlich nur um die Stelle als Pfleger bewirbt, um weiterhin Sozialleistungen zu erhalten. Auf den ersten Blick passen der wohlerzogene und reiche Philippe und der freche und großmaulige Driss so gar nicht zusammen, aber im Laufe der Zeit werden sie ziemlich beste Freunde. Regie Olivier Nakache und Eric Toledano. Mit François Cluzet und Omar Sy. FSK ab 6 Jahre.
FOTOS Senator Home Entertainment
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Terminal
Komödie/Drama, USA, 2004
Die besten Geschichten schreibt das Leben. Das dachte sich wohl auch Steven Spielberg als er „Terminal“ drehte. Der Film beruht auf der Geschichte von Merhan Karimi Nasseri, einem iranischen Flüchtling. Er lebte unglaubliche 18 Jahre im Terminal 1 des Pariser Flughafens Charles de Gaulle, weil ihm die Aufenthaltserlaubnis verwehrt wurde. Ähnlich geht es dem osteuropäischen Titelhelden Viktor Navorski, gespielt von Tom Hanks, der ebenfalls den Flughafen nicht verlassen darf. Gestrandet am New Yorker JFK, wird er plötzlich zu einem Mann ohne Heimat. Durch seine charmante Art gelingt es ihm schließlich, sprachliche und kulturelle Barrieren abzubauen, und er findet in der Belegschaft des Flughafens neue Freunde. FOTO Paramount Home Entertainment
Regie Steven Spielberg. Mit Tom Hanks und Catherine Zeta-Jones. FSK ab 0 Jahren.
Türkisch für Anfänger Komödie, Deutschland, 2012
Eine tropische Insel ist der Schauplatz dieser multikulturellen Komödie aus Deutschland, die bereits viele Fans mit der gleichnamigen Fernsehserie begeistert hat. Die vom Leben frustrierte Lena wird von ihrer Mutter, einer Psychotherapeutin, zum Zwangsurlaub nach Südostasien geschickt. Ihre Laune wird nur schlechter, als sie im Flugzeug neben dem türkischen Supermacho Cem sitzen muss. Dann landen Lena und Cem auch noch gemeinsam nach einer Notlandung des Fliegers auf einer verlassenen Insel. Begleitet werden sie von Yagmur, der streng religiösen Schwester Cems, und dem scheuen Griechen Costa. Das Chaos ist perfekt und die Heimat weit weg. Regie Bora Dagtekin. Mit Josefine Preuß und Elyas M´Barek. FSK ab 12 Jahre. FOTO Constantin Film
Kick It Like Beckham Komödie, Großbritannien, 2002
Jess ist eigentlich eine ganz gewöhnliche 17-Jährige. Wie viele in ihrem Alter schwärmt sie für David Beckham. Doch im Gegensatz zu den meisten Mädchen ist es nicht nur sein gutes Aussehen, das sie bewundert. Jess spielt, wie ihr Idol, auch leidenschaftlich gerne Fußball. Das wäre normalerweise kein Problem, wenn sie nicht ein indisches Mädchen wäre mit Eltern, die viel Wert auf die Traditionen ihrer alten Heimat legen. So muss Jess vor ihrer Familie verheimlichen, dass sie einer Frauenmannschaft beigetreten ist, die von dem gut aussehenden Trainer Joe trainiert wird. Jess verliebt sich in Joe, und nun muss sie sowohl den Sport als auch die Liebe vor ihren konservativen Eltern verheimlichen. Sie wechselt zwischen zwei Welten, bis ihr Geheimnis schließlich auffliegt. FOTO Paramount Home Entertainment
Regie Gurinder Chadha. Mit Parminder Nagra und Keira Knightley. FSK ab 6 Jahren.
Crocodile Dundee Komödie, Australien, 1986
Die Filmreihe um den australischen Naturburschen ist das Urgestein dieser Filmtipps. Paul Hogans mitreißende Darstellung des „Crocodile Dundee“ machte den Film zum absoluten Kinohit des Jahres 1986. Michael J. „Crocodile“ Dundee ist jeder Situation im australischen Down Under gewachsen. Mit bloßen Händen kann er Krokodile erlegen und sein Blick bändigt die wildesten Tiere. Auch die schöne Journalistin Sue aus New York möchte mehr über die ruhmreichen Taten Dundees erfahren und begleitet ihn durchs Outback. Fasziniert von Mick, nimmt Sue ihn mit nach New York, wo er sich den Gefahren einer Großstadt stellen muss. Vom Down Under zum Big Apple ist es eine urkomische Geschichte. Regie Peter Faiman. Mit Paul Hogan und Linda Kozlowski. FSK ab 12 Jahren. FOTO Paramount Home Entertainment
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TASCHENGELD FÜR PROFIS Wenn das Gehalt nicht reicht und Oma nicht ans Telefon gehen will
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as Ausbildungsgehalt fällt in den meisten Fällen nicht gerade üppig aus. Abhängig von der eigenen Lebenssituation kann es schwer werden, sich von der Vergütung über Wasser zu halten. Azubis, die nicht mehr bei ihren Eltern wohnen, müssen vom Ausbildungsgehalt die Miete, Essen, Telefon und Fahrten bestreiten. Manche Berufe verlangen zudem die Anschaffung von Berufskleidung oder anderen Ar-
beitsmaterialien, auch Bücher für die Berufsschule müssen häufig selbst bezahlt werden. Noch schwieriger haben es diejenigen, die eine schulische Ausbildung an Berufs(fach)schulen absolvieren. In der Regel bekommen sie keine Ausbildungsvergütung. Viele private Schulen verlangen zudem eine monatliche Schulgebühr.
Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) Unterstützung für Auszubildende, die in finanzielle Nöte geraten, bietet die Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) der Agentur für Arbeit. Ziel dieser Förderung ist die Überwindung wirtschaftlicher Schwierigkeiten, die einer angemessenen beruflichen Qualifikation entgegenstehen. Anspruch auf die BAB haben Auszubildende, die nicht mehr zu Hause wohnen und keine finanzielle Un-
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terstützung vom Elternhaus erhalten können. Schulische Ausbildungen sind von dieser Förderung ausgenommen.
BAföG Schüler können zu diesem Zweck Leistungen aus dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) beantragen. Der monatliche Zuschuss muss von Schülern nicht, so wie es bei Studenten der Fall ist, anteilig zurück-
gezahlt werden. Für die Schülerförderung sind die Ämter für Ausbildungsförderung der Kreise oder kreisfreien Städte zuständig. Für die Studierendenförderung sind die Studentenwerke der Hochschulen zuständig, an denen die Immatrikulation erfolgt.
Wohngeld Wer weder Anspruch auf die Berufsausbildungsbeihilfe noch auf BAföG hat, kann
sich seine Miete, oder Teile davon, durch das Wohngeld finanzieren. Dabei muss der Auszubildende volljährig sein und nachweisen, dass er die Kosten für die Wohnung selbstständig aufbringen muss.
Kindergeld Auszubildende unter 25, die nicht mehr bei ihren Eltern wohnen, haben zudem Anspruch auf das Kindergeld, welches ihren Eltern ausgezahlt wird.
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Meister-BAföG Das Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz (AFBG) ermöglicht Handwerkern und Fachkräften finanzielle Förderungen bei der beruflichen Weiterbildung in Form des Meister-BAföG. Das Meister-BAföG wird gemeinsam von Bund und Ländern getragen und zu einem Teil als Zuschuss, zum anderen Teil als Darlehen ausgezahlt. Alle Berufsbereiche sind förderungsfähig, aber die Förderung ist an bestimmte Anforderungen gebunden. So muss beispielsweise eine abgeschlossene Erstausbildung nachgewiesen werden. Wer nach einer solchen Förderung eine Selbstständigkeit anstrebt, dem können Teile des Darlehens erlassen werden.
Nebenjob Wer trotz aller Hilfen mit seinem Geld nicht auskommt, dem bleibt noch der Nebenjob als Alternative. Über alle bezahlten Nebentätigkeiten sollte der Ausbildungsgeber informiert werden. Dabei ist einerseits entscheidend, wie viele Stunden der Nebenjob einnimmt. Die Arbeitszeit wird nämlich mit der im Ausbildungsbetrieb verrechnet. Andererseits sollte darauf geachtet werden, wie viel Geld man aus Ausbildung und Nebenjob erhält. Ein zu hohes Einkommen kann dazu führen, dass der Anspruch auf Wohn- oder Kindergeld verfällt. Wer zudem über 450 Euro im Monat dazuverdient, ist sozialversicherungspflichtig. Einsparmöglichkeiten gibt es zudem bei kostenlosen Girokonten für Auszubildende und bei günstigen Wohnheimen. Vergünstigungen gibt es auch bei Nah- und Fernverkehr sowie bei vielen Sport- und Freizeitaktivitäten. Wer einen Monat trotz der Tipps nicht über die Runden kommt, dem bleibt immer noch der Anruf bei Oma. TEXT Katharina Grzeca ILLUSTRATION Sarah Matuszewski
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Ausbildung ME2BE NØRD TIMES und ME2BE HIERGEBLIEBEN erscheinen im Verlag brandpublishers GmbH Feldscheide 2, 24814 Sehestedt Telefon 04357 - 99 600 81 Fax 03212 - 138 95 67 Herausgeberin Marie Clasen Redaktionsvertretung Hamburg Billhorner Röhrendamm 8, 20539 Hamburg Telefon 040 - 47 29 65 redaktion@brandpublishers.de www.brandpublishers.de www.me2be.de www.facebook.com/me2bemag Chefredaktion (V.i.S.d.P.) Christian Dorbandt Chefin vom Dienst Katharina Grzeca Textredaktion Joachim Welding, Christian Dorbandt, Katharina Grzeca, Slaven Marinovic, Brillux, EUROIMMUN, Katharina McKechnie, Orland Perrone, Viva con Agua, Das Geld hängt an den Bäumen Schulredaktion Katharina Grzeca schule@brandpublishers.de Art Direction / Grafik Sally Elena Milota, Sonja Klements, grafik@brandpublishers.de Illustration Sarah Matuszewski Fotografie Joachim Welding, Tim Riediger, Christian Dorbandt, Nadya-Vanessa Gruber, Teresa Horstmann, Brillux, EUROIMMUN, Sally Elena Milota, Hendrik Biemer, InselAkademie, Paramount Home Entertainment, Senator Home Entertainment, Constantin Film, Viva con Agua, Das Geld hängt an den Bäumen, Stadt Hamburg, Hamburg Towers, Paul Ripke
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