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Die Fortbildung zum Patientenmanager

Schwierige Situationen meistern lernen

Die Fortbildung zum Patienten-Manager

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Der Gesundheitsmarkt ist im Wandel und mit ihm die Akteure in diesem Markt. Das geht auch an Praxisinhabern nicht spurlos vorbei. Die Fortbildung zum Patienten-Manager zielt darauf, Therapeuten, die sich als Unternehmer verstehen, in der Kommunikation zu unterstützen, um im Dreigespann Arzt-Patient-Therapeut erfolgreich zu agieren.

Michael Werth aus Schwelm absolvierte seine Physiotherapieausbildung 2007 und ist seit 2016 als Praxisinhaber des Gesundheitszentrums Werth selbstständig. Bereits nach drei Jahren erweitert der Physiotherapeut sein Unternehmen um 120 Quadratmeter auf insgesamt 360 Quadratmeter, um seinen Patienten eine medizinische Fitness anzubieten. Die Trainingsfläche selbst ist 80 Quadratmeter groß. Mit dem neu eingerichteten Trainingsbereich stellt sich Praxisinhaber Werth die Frage, wie das medizinische Gerätetraining besser bei den Patienten, aber auch bei den Verordnern im Umkreis zu etablieren wäre. So kommt es, dass Michael Werth eine Fortbildung zum PatientenManager absolviert, die er 2021 erfolgreich abschließt. Was verbirgt sich jedoch hinter diesem Titel? TTDIGI fragte nach. TT-DIGI: Hallo Herr Werth, welche Inhalte vermittelt die Ausbildung?

Michael Werth: Die Inhalte lassen sich grob in zwei Kerngebiete unterteilen.

Erstens werden fachliche Kompetenzen in allen Handlungsfeldern der Physiotherapie und des medizinischen Gerätetrainings gelehrt. Dazu gehören u.a. der Umgang mit dem

Heilmittelkatalog und den Heilmittelrichtlinien, rechtliche bzw. zulassungsrelevante Kenntnisse, wirtschaftliche Grundlagen und vieles mehr, was für die erfolgreiche Führung einer Praxis notwendig ist.

Im zweiten Schritt der Fortbildung geht es darum, das Erlernte durch die Verbesserung der rhetorischen Fähigkeiten adäquat umsetzen zu können. Es werden Kommunikationstechniken vermittelt und Therapeuten lernen, wie spezifische Konzepte umzusetzen sind, sowie die Grundlagen der Psychologie und Pädagogik. Ebenso werden die Teilnehmer bei der Erstellung von digitalen und gedruckten Medien zur besseren Außendarstellung der Praxis unterstützt.

TT-DIGI: Welche Themen haben Sie persönlich am meisten interessiert?

Michael Werth: Für mich war das wichtigste Thema, den sicheren Umgang mit schwierigen Situationen zu üben und Techniken zu erlernen, wie man sich selbst fokussiert und seine Ziele erreicht.

TT-DIGI: Welche Aspekte waren für Sie als Physiotherapeut neu?

Michael Werth: Ganz neu waren für mich im Prinzip nur die spezifischen Kommunikationstechniken. Jedoch musste ich bei vielen Themen feststellen, dass ich doch nur rudimentäre Erfahrung und Fachwissen aufwies.

TT-DIGI: Welche Rolle spielt die Kommunikation mit den Ärzten?

Michael Werth: Die Kommunikation mit den Zuweisern ist ein essenzieller Teil unserer täglichen Arbeit und wird sehr ausführlich in der Fortbildung dargestellt.

TT-DIGI: Warum sollten Physiotherapeuten mit den Ärzten besser kommunizieren?

Michael Werth: Wichtig ist die Kommunikation mit den Zuweisern aus ››› MichaelWerth

mehreren Gründen. Einmal versorgen sie uns Therapeuten mit Arbeit und zweitens müssen wir lernen, sie als unseren Freund zu sehen. Es ist unerlässlich, den Zuweisern auf Augenhöhe zu begegnen und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Nur dann ist es möglich, den Patienten optimal zu behandeln und somit auch langfristig an die Praxis zu binden.

TT-DIGI: Weshalb ist das so wichtig?

Michael Werth: Man wird nicht nur in spezifischen Situationen sicherer, sondern profitiert auch im Alltag bei ganz normalen Situationen von dem Erlernten. Ärzte sehen mich als Partner und Patienten fühlen sich sehr wertgeschätzt, wenn ich Ihnen helfen kann, besser mit Heilmitteln versorgt zu werden. Dieses Dreieck: ArztPatient-Therapeut ist die Grundlage für ein erfolgreiches Praxismanagement.

TT-DIGI: Können Sie das anhand eines Beispiels verdeutlichen?

Michael Werth: Ein konkretes Beispiel fällt mir ein. Als mich neulich einer der zwei hiesigen Ärzte anrief, um mir mitzuteilen, dass ich mit meinen KGPatienten, die er mir schickt, ab sofort nicht mehr aktiv an den Geräten arbeiten soll. Er war der Meinung, dass KG mit MT gleichzusetzen wäre und dass man nicht mit Geräten arbeiten darf, wenn er es nicht aufschreibt. Er würde das jetzt der Krankenkasse melden, dass ich etwas abrechne, was ich nicht dürfe. TT-DIGI: Wie haben Sie reagiert?

Michael Werth: Durch mein Wissen konnte ich ihm den Inhalt der Leistungspositionen KG und MT erklären und ihm anhand dessen sachlich erklären, dass er im Unrecht ist und ich nur zum Wohl seiner Patienten arbeite und ihn gerne weiter dabei unterstütze, die Patienten extrabudgetär mit Heilmitteln zu versorgen. Das Ganze habe ich dann auch noch einmal schriftlich mit einem Auszug aus den Leistungsbeschreibungen der Physiotherapie formuliert.

Der Arzt hat sich zwar nie für seinen Fehler entschuldigt, aber ich bekomme trotzdem weiterhin Rezepte und er verschreibt wesentlich häufiger mehr Einheiten und KGG als früher, auch als BVB und LHB.

TT-DIGI: Welche Voraussetzungen sollte man zur Ausbildung mitbringen?

Michael Werth: Mitbringen sollte man eine gewisse Berufserfahrung und ein Grundlagenwissen in administrativen Kenntnissen. Des Weiteren wäre es gut, wenn man die Möglichkeit hätte, gleich im Anschluss die erlernten Inhalte auch regelmäßig anzuwenden. Dazu gehört sicherlich, dass man ein kommunikativer Mensch ist und eine offene Haltung hat.

TT-DIGI: Wem können Sie die Fortbildung weiterempfehlen?

Michael Werth: Ich würde die Fortbildung jedem Praxisinhaber empfehlen – unabhängig von der Praxisgröße und Mitarbeiterzahl. Denn auch eine One-Man-Show würde wirtschaftlich von einem guten Verordnungsmanagement profitieren. Eventuell sogar mehr als eine große.

TT-DIGI: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Reinhild Karasek.

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