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«Sicherheit ist eine Gemeinschaftsleistung»

Das Amt für Bevölkerungsschutz sorgt mit seiner Arbeit dafür, dass verschiedenste Institutionen und möglichst alle Einwohner bei einem Notfallereignis wissen, wie sie sich verhalten müssen. Traditionell stehen in Liechtenstein Naturkatastrophen im Fokus des Interesses. Seit längerem beeinflussen aber auch technisch und gesellschaftlich bedingte Gefährdungen die Arbeit des Amts. Text: Heribert Beck

Emanuel Banzer, Leiter des Amts für Bevölkerungsschutz

Zusammengefasst sind es 28 mögliche Gefahrenszenarien, mit denen sich die Mitarbeiter des Amts für Bevölkerungsschutz (ABS) in ihrer täglichen Arbeit beschäftigen. Die Szenarien reichen vom Bruch des Rheindamms und einer darauffolgenden Überschwemmung bis hin zu einem Terroranschlag. «Klar ist aber, dass wir Sicherheit nicht allein aus unserem Amt heraus schaffen oder bieten können. Was wir machen, ist das Erarbeiten und Bereitstellen von Grundlagen, Konzepten, Instruktionen und Empfehlungen, damit Behörden, Betriebe, Blaulichtorganisationen, zivile Institutionen wie der Gemeindeschutz, aber auch kritische Infrastrukturen wie die LKW oder die Gasversorgung, welche die Versorgung der Bevölkerung gewährleisten, und die Bevölkerung selbst beim Eintreten einer Notlage richtig handeln», sagt Emanuel Banzer, der Leiter des Amts für Bevölkerungsschutz. Dieses Zusammenspiel aller nennt Banzer und seine Mitarbeiter den Sicherheitsverbund Liechtenstein (siehe Abbildung). «Denn Sicherheit geht uns alle an. In diesem Zusammenhang habe ich bereits an anderen Stellen Friedrich Dürrenmatt zitiert, der so treffend sagte ‹Was alle angeht, können nur alle lösen›.»

Von Rhein, Rüfe und Föhn … Diese Arbeit des Amts für Bevölkerungsschutz ist vielfältig. Sie reicht von Generationenprojekten wie der derzeit in enger Abstimmung mit dem Kanton St. Gallen und den liechtensteinischen Rheingemeinden laufenden Sanierung aller potenziell gefährdeten Rheindammabschnitte von Balzers bis Ruggell über den Unterhalt der Landesgewässer und der mehr als 2000 Rüfebauwerke bis hin zum Ausbildungswesen der Freiwilligen Feuerwehren. «Damit decken wir die Gefahren ab, die von den drei historischen Landesnöten Rhein, Rüfe und Föhn ausgehen, also Überschwemmungen, Rüfeniedergänge und Brände. Diese Naturgefahren haben vor dem Hintergrund des Klimawandels gerade im Rheintal in den vergangenen Jahren noch zusätzlich an Bedeutung gewonnen. Es mag daher nicht weiter zu verwundern, dass das Gros der 16 im ABS tätigen Mitarbeiter sich nach wie vor mit dem Schutz vor Naturgefahren beschäftigt. Die Regiegruppen im Ausseneinsatz mähen beispielsweise die Borde der über 100 Kilometer Landesgewässer vom Rhein und Binnenkanal über die Eschen und den Scheidgraben bis hin zum Spiersbach und zum Grenzgraben oder entschlammen diese Gewässer», sagt Emanuel Banzer. Auch Reparaturen an Gewässer- und Rüfebauten nehmen die Regiegruppen selbst vor.

Dass aber auch ganz andere Gefahren das Leben der Liechtensteiner Bevölkerung aus dem Lot bringen können, zeigt die derzeit drohende Energiemangellage. Ursprünglich war auf den Oktober eine Übung geplant, in welcher der Landesführungsstab (LFS), dem das ABS im Ereignisfall angehört, die Führungsorgane der Gemeinden (FOG), die Gemeindeschutzorganisationen und weitere Involvierte das Verhalten trainieren, mit dem sie die Sicherheit der Bevölkerung möglichst optimal gewährleisten können, falls die Mangellage eintritt. Dabei wäre es unter anderem um das Betreiben von Notfalltreffpunkten in jeder Gemeinde gegangen, die der Bevölkerung als Anlaufstelle dienen, wenn das Stromnetz und die Kommunikationseinrichtungen ausfallen. «Vor kurzem haben wir uns dann aber in Absprache mit der Regierung und den FOG entschieden, die Zeit für die Vorbereitung und Durchführung der Übung für die tatsächliche Vorbereitung auf den Ernstfall zu nutzen», sagt der Amtsleiter.

… zur drohenden Mangellage In Sachen Energie geht der Landesführungsstab allerdings für den kommenden Winter nicht von einem Totalausfall der Strom- und Gasversorgung aus, sondern lediglich von einer eingeschränkten Verfügbarkeit. «Ein Totalausfall über Wochen

lichkeiten und Auswirkungen. «So stellen wir sicher, dass der Bevölkerungsschutz in einem dynamischen Umfeld funktioniert und der Sicherheitsverbund vorbereitet bleibt», sagt Emanuel Banzer. Wie wohl die gesamte Bevölkerung hofft auch er, dass grössere Ernstfälle in absehbarer Zeit nicht eintreten. «Aber wie ich schon eingangs erwähnt habe, ist es unsere Aufgabe, Hilfeleistungen zu bieten, dass jeder und jede möglichst gut vorbereitet ist, wenn ein Notfall eintritt. Nur gemeinsam können wir dafür sorgen, dass Liechtenstein und seine Bevölkerung allfällige Krisen und Notlagen so schadlos wie möglich überstehen.»

wäre natürlich das schlimmste mögliche Szenario. Dass es eintritt, ist nach derzeitigem Kenntnisstand aber äusserst unwahrscheinlich. Daher bereiten wir uns auf die Mangellage vor und damit auf ein realistisches Szenario», sagt Emanuel Banzer. «Beim Strom besteht die höchste Eskalationsstufe, von der wir ausgehen, darin, dass die Elektrizitätsversorgung gebietsweise für vier Stunden abgestellt und anschliessend wieder für acht Stunden gewährleistet wird. Man spricht daher auch von rollierenden Abschaltungen. Was die Gasversorgung betrifft, gehören Privathaushalte, Spitäler oder Altersheime zu den geschützten Verbrauchern, die vorderhand nicht mit einer Kontingentierung zu rechnen haben. Grossverbraucher, aber auch Verwaltungsgebäude und Schulen hingegen gehören nicht zur geschützten Gruppe und müssten mit einer solchen Kontingentierung rechnen, falls das Gas knapp wird.»

Wie die Energiemangellage, mit deren Eintreten vor wenigen Jahren noch niemand wirklich

Viele Beteiligte bilden zusammen den Sicherheitsverbund Liechtenstein.

gerechnet hat, können sich Bedrohungsszenarien relativ rasch ändern. Entsprechend ist das ABS auch in regelmässigen Abständen damit beschäftigt, die Analyse der bevölkerungsschutzrelevanten Ereignisse auf dem neusten Stand zu halten. Dabei geht es einerseits um die Aufnahme neuer Ereignisse in die Liste, andererseits um deren veränderten Eintretenswahrschein-

Das Amt für Bevölkerungsschutz

Amtsleiter: Emanuel Banzer Zollstrasse 45 9490 Vaduz

T +423 236 69 16 info.abs@llv.li

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