DV-Dialog 5/13

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21. Mai 2013 | 28. Jahrgang | G 30793 E

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Gerd Altmann/pixelio

Solidität plus Flexibilität

IBM pusht Flash-Speicher

Wie BPM die AS/400 fit für heutige Anforderungen macht | Seite 14

Neue Flash-Storage-Appliances mit bis zu 24 TB Kapazität | Seite 16

Aus dem Inhalt Bison legt Schweizer Standorte zusammen Zentrale in den neuen Business­ park Sursee verlegt | Seite 2

Profi „kann“ jetzt auch Pure Flex

Interview mit

Michael Görner,

Jörg Rosengart, Geschäftsführer des RZ-Betreibers Equinix

Zertifizierung durch IBM als „Pure Specialty Partner“ | Seite 2

Direktor des Geschäftsbereiches IBM beim IT-Großhändler Tech Data

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Rechenzentren werden grüner

„Das ganze Potential der Cloud voll nutzen!“

Gemäß einer aktuellen Studie des Borderstep-Instituts ging der Stromverbrauch von Rechenzentren und Servern in Deutschland im vergangenen Jahr um rund drei Prozent zurück. Der Branchenverband Bitkom sieht die Gründe vor allem in der energieeffizienteren Infrastruktur von Rechenzentren in Hinblick auf Klimatisierung und unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV). Gerade die Innovationen der letzten Jahre – Cloud Computing, mobile Apps, Big Data – haben zu einer hohen Nachfrage nach entsprechenden Services geführt. Daher ist es völlig verständlich, dass die Öffentlichkeit ihr Augenmerk darauf richtet, wie energieeffizient und nachhaltig Rechenzentren betrieben werden. Aus unserer Sicht gibt es neben dem öffentlichen Interesse zwei Hauptargumente dafür, sich als RZ-Betreiber mit dem Thema Energieeffizienz und Green IT auseinanderzusetzen: die Kostenreduktion und das Energiesparpotential. Denn gerade im Hinblick auf die steigenden Strompreise wird es immer wichtiger, innovative Technologien für RZ-Klimatisierung und -Stromversorgung zu entwickeln und einzusetzen. Der Einsatz veralteter Systeme kann hier auf Sicht zu einem großen Kostenfaktor werden. Gerade in unserer Branche der RZ-Services führt dies dann unweigerlich zu Preissteigerungen und damit potentiell zur Unzufriedenheit bei den Kunden. In den letzten Jahren hat sich aber auch eine gewisse Aufmerksamkeit für das Thema Green IT entwickelt, die dazu führt, dass Zertifizierungen und Standards in diesem Bereich für Kunden aus Gründen der Nachhaltigkeit zu einem wichtigen Kriterium bei der Auswahl eines Rechenzentrums geworden sind.

Cornerstone steigt bei Infoniqa ein Foto: Michael Ingenweyen

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er deutsche Markt für Cloud Computing in Unternehmen soll trotz noch existierender Bedenken stark wachsen. PAC beziffert die Ausgaben für Cloud-Services, inklusive Cloud-bezogener Beratungs- und Systemintegrationsdienste, im Jahr 2012 bereits auf knapp 5 Mrd. Euro. Nach Einschätzung der Analysten wird sich der Markt in Deutschland bis zum Jahr 2016 auf 14 Mrd. Euro fast verdreifachen. Nach Einschätzung des Branchenverbandes Bitkom wird der deutsche Markt für Cloud Computing in diesem Jahr um 47 Prozent auf 7,8 Mrd. Euro wachsen, wobei mit 4,6 Mrd. Euro der Großteil auf CloudDienste für Unternehmen entfällt. Das Wachstum in diesem Segment liege sogar bei 53 Prozent, hieß es bei der Vorstellung der Studie „Cloud Monitor 2013“ auf der CeBIT. Insgesamt werde der Umsatz mit

Cloud-Diensten bis zum Jahr 2016 auf 20,1 Mrd. Euro wachsen; zwei Drittel davon sollen auf die „Business Cloud“ entfallen. Dabei beziehen Unternehmen ihre IT-Leistungen wie Speicherplatz, Rechenleistung oder Anwendungsprogramme über das „öffentliche“ Internet (Public Cloud), über ein internes Netz (Private Cloud) oder eine Mischform (Hybrid Cloud). Die befragten Firmen haben hohe Erwartungen an die Cloud. 63 Prozent rechnen mit weniger Aufwand für die IT-Administration, 62 Prozent mit schnellerer Im­plementierung neuer Anwendungen und 59 Prozent mit besserer Skalierbarkeit der IT-Leistungen, falls kurzfristig Speicher oder Rechenleistung zusätzlich nötig sind. Aber: Nicht alle Experten sind optimistisch. Der Verband BSA diagnostiziert sogar eine Stagnation in der Entwicklung Deutschlands als Cloud-ComputingStandort (siehe Artikel Seite 6). Georg Herrnleben, Senior Director EMEA der BSA,

bedauert, „dass Deutschland in Bezug auf die politische Unterstützung für Cloud Computing nicht besser abschneidet“. Ein Beispiel für gute politische Rahmenbedingungen sei Japan, das wie im Jahr zuvor Rang 1 der Studie für sich beanspruchen kann. Hier regelt ein umfassendes Gesetzwerk den digitalen Handel. Dagegen verlieren alle sechs untersuchten EU-Länder – darunter auch Deutschland – an Boden, während Länder wie Südkorea, Indonesien oder Vietnam sich sogar mit besonders fragwürdigen Maßnahmen gleichsam von der Cloud trennen, etwa durch bürokratische Hürden für ausländische Anbieter, den Zwang zur lokalen Datenhaltung oder Schranken beim Datenfluss über Grenzen hinweg. Auch technische Fragen bleiben offen. Deshalb befragten wir Tech DataManager Michael Görner, wie der IT-Großhändler seine Partner und deren Kunden beim Weg in die Cloud unterstützt. Interview Seite 4 ANZEIGE

Heimathafen.

IT-Dienstleister? Freiberufler? Willkommen an Bord! I

KEOS

Zuverlässig. Seit 1988. convotis.com

Turnaround-Manager Karl-Heinz Götze neuer Chef | Seite 3

Chefwechsel bei Softline Koutounidis ist CEO | Seite 3

Itelligence-Berater schlecht ausgelastet SAP-Partner kämpft | Seite 3

McAfee sichert die Cloud Raz-Lee steuert den AS/400Anschluss bei | Seite 6

Neuer Investor Technogroup überzeugt Caldec | Seite 7

Eiern mit Eiermann Alte IBM-Zentrale in Vaihingen vor dem Abriss? | Seite 8 DVD IM INTERNET

SCHLAGZEILEN PC-Verkäufe brechen ein – Schuld ist Windows 8 idc.com +++ Übernahmeschlacht um Dell: fette Beute für die Banker dell.de +++ Kartellbeschwerde wegen Android: Microsoft, Nokia, Oracle & Co. kontra Google europa.eu +++ Firefox-Chef kündigt Rückzug an – Mozilla braucht neuen CEO mozilla.org +++ Kodak will Scannersparte verkaufen – für 210 Mio. Dollar an Brother brother.de +++ Papierloses Abitur auf der Privatschule Schloss Neubeuern: Schulaufgaben am Computer schreiben schlossneubeuern.de +++ Deutsche Telekom schafft InternetFlatrate ab: Datenobergrenze für Neukunden geplant telekom. de +++ Deutsche Post will keine De-Mail zustellen: Datenschützer verweigern das nötige Zertifikat post.de +++ American Airlines stundenlang am Boden – Netzwerk legt auch Backupsysteme lahm aa.com +++


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midrange-markt

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midrange-markt

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unternehmen

DV-Dialog 5/2013 | 21. Mai 2013

Im Endausbau bietet der neu erbaute Businesspark Sursee 750 Arbeitsplätze: Moderne Konferenzräume mit Topinfrastruktur, Cafeteria-Umgebung und Restauration stehen auch anderen Firmen für Veranstaltungen zur Verfügung

4 „Viele Wege führen in die Cloud“

Interview mit Michael Görner, Direktor des Geschäftsbereiches IBM beim IT-Großhändler Tech Data

6 Neues Comarch-RZ in Dresden eröffnet

Innovatives Angebot: Public-Cloud-Services für kleine Firmen

6 Cloud-Standort Deutschland stagniert

Die „2013 BSA Global Cloud Computing Scorecard“

7 Die Technogroup erweitert den Gesellschafterkreis Caldec Beteiligungen GmbH neuer Investor

7 Wachsendes Projektgeschäft

Neue Firmenzentrale von K&P schafft Raum für zusätzliches Fachpersonal

8 Rochade in der IBM-Chefetage

Stratege Rosamilia tauscht den Job mit Hardwarechef Adkins

produkte 9 Interaktives „Voice Picking“

Ehrhardt + Partner (E+P) übermittelt beim „Voice Picking“ über das WLAN alle Teilschritte eines jeden Picks in Echtzeit an das LFS

9 Extended Support für IBM i V5R4

IBM hat jetzt Zeitrahmen und Konditionen für die Wartung nach dem 30. September klargestellt

10 Soziale Zusammenarbeit in der Wolke

Mit der Notes 9 Social Edition verabschiedet IBM die Marke Lotus

Seite

Bison meldet Umzug

Produkte

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Schweizer IT-Dienstleister verlegt die Zentrale in den neu erbauten Businesspark Sursee

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Infor pusht Entwicklung ERP-Hersteller verdoppelt Schlagzahl bei neuen Produkten

10 Rundruf: Wie lässt sich der Wandel zum „Social Business“ aktiv gestalten? Eine Kurzumfrage unter den Midrange-Experten in Deutschland

11 Zusammenarbeit forcieren

Social Networking mit dem Portal Intrexx Share

11 Neue Produktgeneration Infor 10x

Unternehmens-Twitter: Infor stellt Kollaborationsplattform Ming.le als Kit zwischen den Anwendungen vor

ie Bison Schweiz AG und die Bison IT Services AG haben ihre Hauptsitze Mitte April, rechtzeitig zum 30-jährigen Firmenjubiläum, in den neu erbauten Businesspark Sursee verlegt. Neben modernen Arbeitsplätzen erhalten die rund 600 Beschäftigten ein Restaurant mit Außenbereich, zwei Cafeterias, einen Fitnessbereich, die „Creativity Lounge“, einen Konferenzsaal für bis zu 480 Personen und ab Juni auch eine Kinderkrippe. Die seit ihrer Gründung im Jahr 1983 laufend gewachsene Firmengruppe Bison hat ihre bisherigen Zentral­

schweizer Standorte Sursee, Sempach Station und Büron im neuen Businesspark Sursee zusammengeführt, der aber noch Platz für weitere Mieter bietet.

Genügend Raum, auch für weitere Mieter Bereits eingezogen sind die Firmen Swiss Excellence Forum, Xware GmbH und Volg Konsumwaren AG. Bison hat über die vergangenen 30 Jahre als IT-Tochter von Fenaco, dem genossenschaftlich organisierten

Unternehmen der Schweizer Landwirte mit Sitz in Bern, drei Generationen von Software entwickelt und bei zahlreichen Firmen eingeführt. In der Zwischenzeit hat Bison neben dem Hauptsitz in Sursee auch Niederlassungen in der Schweiz (Bern, Basel, Winterthur, Puidoux) sowie in Deutschland (Hamburg, Kaarst und Kaiserslautern) und erzielte 2012 einen Jahresumsatz von rund 100 Mio. Franken. Zuletzt wurde erst Anfang des Jahres der deutsche IBM-Partner Maxxess übernommen. www.bison-group.com

12 Mobile Smart Start

PHP-Suite Zend Server 6 für IBM i angekündigt

12 Stillstehen ist auch keine Lösung

Veda-Experte Kleutgens: modernisiert ist nicht gleich „neu“

13 Die IT-seitige Umsetzung der E-Bilanz

Des Pudels Kern bei allen Lösungsansätzen: der Datenimport

14 Marktübersicht: Business Process Management (BPM)

Eine tabellarische Übersicht über das aktuelle Produktangebot

15 Solidität plus Flexibilität

Wie BPM die AS/400 fit für heutige Anforderungen macht

16 Epsons neuer Service Print & Save

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ls erstes deutsches Unternehmen wurde die Darmstädter Profi Engineering Systems AG wegen ihres Knowhows im Bereich Pure Flex von IBM als „Pure Specialty Partner“ zertifiziert.

Zertifizierung als „Pure Specialty Partner“

Kosten für Druckerverbrauchsmaterial senken

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Profi „kann“ auch Pure Flex

Händler von Pkw-Autoteilen führt SAP-basierte Branchenlösung ein

anwendungen 17 iSecurity für Unitymedia

Insgesamt 15 logische Partitionen auf den Power Systems geschützt

18 ERP-Echtstart bei der Lebenshilfe Aachen

Nicht alltägliche Einführung der Software Pio ERP

19 Neues ERP-System für Leco

Neutrale Unterstützung bei der Software-Auswahl

20 Online-Anschluss für die Fahrer

Spedition Holenstein führt neue Logistiksoftware ein

„Die Zertifizierung unterstreicht unser Know-how und die Bedeutung von Pure Flex als Ansatz des Smart Computings“, erklärt Manfred Lackner, Vorstand der Profi AG. „Aus unserer Sicht war es richtig, frühzeitig auf Pure Flex zu setzen. Gemeinsam mit IBM wollen wir den eingeschlagenen Weg fortführen und unser vertrauensvolles Verhältnis weiter intensivieren.“ Profi, heute deutschlandweit die Nummer eins auf dem Gebiet von Pure Flex und Flex Systems, habe für Kunden vier Demo-Szenarien zusammengestellt,

22 Deutscher Wetterdienst archiviert mit Massenspeicher Magnetband

Speichert 30 TB Neudaten täglich; ausbaufähig auf 20.000 Kassetten

Max Ertl, Geschäftsführer Docuware Europe GmbH

NSi kauft EOM von Barr Systems

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nfang Januar übernahm Notable Solutions Inc. (NSi) den Geschäftsbereich Enterprise Output Management (EOM) des US-Spezialisten Barr Systems und sichert sich damit wichtige Kernfunktionen zur sicheren Auslieferung von Druckaufträgen und Kostenüberwachung beim Output – auch im AS/400-Umfeld. NSi selbst – u.a. im hessischen Wetzlar auch hierzulande vertreten – nutzt bereits Barr-Technologie, z.B. in NSi Mobile, einer im Herbst 2012 auf den Markt gebrachten App, die die etablierte Erfassungs- und Workflowlösung Autostore auf mobile Endgeräte bringt. www.nsiautostore.com/de

mit denen live in Darmstadt oder deutschlandweit per Remote-Zugriff die Vorteile von Pure Flex aufgezeigt werden können. Als Pure Specialty Partner profitiere man künftig auch in den Bereichen Support und Kollaboration. www.profi-ag.de

www.docuware.com

Manfred Lackner, Vorstand der Profi AG: „Aus unserer Sicht war es richtig, frühzeitig auf Pure Flex zu setzen.“

Eissmann Automotive auf dem Weg in die papierlose Zukunft

24 Personalien und Impressum

ls Teil ihrer Wachstumsstrategie hat ECM-Anbieter Docuware sein Partnerprogramm neu gestaltet. Im Zentrum steht die Einführung von vier Partnerstufen: Basis, Silber, Gold und Platin. Diese Stufen können von den autorisierten Partnern entweder über den Umsatz oder durch Vertriebsaktivitäten erreicht werden.

Das helfe vor allem neuen und kleinen Vertriebspartnern, ihr Geschäft mit Dokumenten-Management-Lösungen zu entwickeln, „denn sie können von Beginn an von einer höheren Partnerstufe profitieren“, sagt Max Ertl, Geschäftsführer Docuware Europe. „DMS wird in den nächsten Jahren eine Mainstream-Anwendung“, so Ertl, der hier eine sich einmalig bietende Chance sieht. Denn: „Nach wie vor setzen über 70 Prozent aller mittelständischen Unternehmen noch keine Dokumenten-Management-Lösung ein.“ Dank einer Kooperation mit der Sattel Business Solutions GmbH kann auch deren Recsolution, eine Komplettlösung für OCR, Dokumentenklassifizierung und Data Capturing, aus einer Hand bezogen werden. Beschaffung, Implementierung sowie die Wartung der Software werden dadurch einfacher.

21 Qualitätsgesichertes Vertragsmanagement

23 Veranstaltungen

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Anwendungen

ERP-Umstieg bei Hess

karriere

Neues Partner-­ programm

Erfolgreiche Umschuldung

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m ihre Finanzierungsstruktur zu verbessern und den Rahmen für Wachstum zu erweitern, hat die All for One Steeb AG ein Schuldscheindarlehen aufgenommen. Insgesamt 23 Investoren aus Deutschland und Österreich haben dem SAP-Partner aus Filderstadt 35 Mio. Euro bereitgestellt. Das Darlehen ist in drei Tranchen eingeteilt, die drei, fünf und sieben Jahre laufen. Der Zuteilungsschwerpunkt lag auf den längeren Tranchen. Die Zinssätze liegen derzeit zwischen 2,6 und 4,3 Prozent. Der Konsortialkredit von 29 Mio. Euro, der Ende 2011 zum Kauf von Steeb aufgenommen wurde, kann jetzt ganz abgelöst werden. www.all-for-one.com


unternehmen

DV-Dialog 5/2013 | 21. Mai 2013

Cornerstone steigt bei Infoniqa ein

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ür ihre Geschäftsfelder Human Resources und Payroll konnte Infoniqa mit Cornerstone Capital einen neuen Mehrheitsaktionär gewinnen. Erklärtes Ziel ist es, die Aktivitäten in diesen Geschäftsfeldern zu verstärken und zu bündeln. Verkäufer ist die Austro Holding von Erhard Grossnigg, die im Jahr 2010 eingestiegen war.

Turnaround-Manager Karl-Heinz Götze neuer Chef „Die Beteiligung von Cornerstone Capital bietet Infoniqa zusätzliche Möglichkeiten und Perspektiven, denn der Investor verfügt speziell in Deutschland über ein großes Netzwerk“, erklärt Siegfried Milly, Geschäftsführer der Infoniqa-HR-Gruppe, das Ziel. Da die Infoniqa Holding GmbH ihre Aktivitäten auf die Bereiche HR/Payroll sowie

Siegfried Milly, Geschäftsführer der InfoniqaHR-Gruppe: „Der Investor verfügt speziell in Deutschland über ein großes Netzwerk.“

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Midrange-markt

Vorstandswechsel bei Softline

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eim Leipziger IT-Dienstleister Softline AG ist der bisherige Vorstand Bernd Wagner auf eigenen Wunsch Ende April ausgeschieden. Als Nachfolger amtiert seit dem 1. Mai Sokrates Koutounidis. In der wechselvollen Geschichte der 1983 als Händler für PC-Software gegründeten Softline AG wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen, weil erneut der Firmenchef wechselte. Bernd Wagner, der das Amt erst im vergangenen September als Alleinvorstand von Harry Kloosterman und Christoph Harvey übernommen hatte, scheidet wie seinerzeit seine Vorgänger aus dem Unternehmen aus. In den Vorstand berufen worden war Wagner im Jahr 2011, als Prof. Dr. Knut Löschke nach nur acht Monaten den Vorstand im Streit verlassen hatte; erst vor kurzem sind die resultierenden Rechtsstreitigkeiten außergerichtlich beigelegt worden.

Koutounidis bringt viel Midrange-Know-how mit ein

langjährigen Tätigkeit für Unternehmen der IT-Branche ein, u.a. auch für Vision Solutions. Sein Know-how im Midrange-Markt dürfte auch deshalb wertvoll sein, weil sich Softline erst Ende 2011 mit der Übernahme des belgischen Unternehmens Asist im IBM-Umfeld verstärkt hatte. Asist ist spezialisiert auf Software-Entwicklung mit den IBM-Werkzeugen Rational Business Developer und Enterprise Generation Language (EGL) sowie mit der Open-Source-Workbench Eclipse. Die Beendigung von Wagners Tätigkeit erfolge „im besten Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat“, heißt es. Während seiner Vorstandstätigkeit sei das Kundenportfolio erheblich ausgebaut worden, was die Grundlage für weiteres Wachstum der Tochterfirmen im In- und Ausland gelegt habe, auch im Markt des „Cloud Enabling“. Bernhard von Minckwitz, Vorsitzender des Aufsichtsrats, ist überzeugt, „mit Sokrates Koutounidis einen kompetenten neuen Vorstand gewonnen zu haben. Gemeinsam mit dem bereits für das Unternehmen tätigen CFO Martin Schaletzky verfügen wir auch zukünftig über ein erfahrenes Managementteam, das den eingeleiteten Wachstumskurs erfolgreich fortsetzen wird.“ Interimsmanager Schaletzky hatte sein Amt im vergangenen Sommer nach Harveys Ausscheiden angetreten, nachdem er zuvor bereits beratend für Softline tätig war. www.softline-group.com

Alexander Zrost, der bisherige InfoniqaGeschäftsführer, leitet künftig gemeinsam mit HR/Payroll-Geschäftsführer Siegfried Milly die Infoniqa-HR-Gruppe

www.infoniqa.com

Amtsantritt am Tag der Arbeit: Der neue Vorstandsvorsitzende Sokrates Koutounidis kam am 1. Mai von Fujitsu Technologies

Ende April ausgeschieden: Bernd Wagner, der das Amt als Alleinvorstand erst im vergangenen September übernommen hatte

kurz notiert Nachdem Stonesoft den Umsatz im ver­ gangenen Jahr weltweit um mehr als 30 Prozent steigern konnte, will der finnische Sicherheitsanbieter jetzt auch hierzulande auf Expansionskurs gehen. Dazu wurde das Team in Deutschland erheblich ausgebaut. Am wichtigsten hiesigen Standort Frankfurt/ Main wurden neue Räume bezogen und so die Büroflächen nahezu verdoppelt. Darüber hinaus konnte Stonesoft in Deutschland ver­ schiedene neue regional und überregional agierende Partner gewinnen, wie z.B. Axians, Fujitsu und Nesec. www.stonesoft.de

Sokrates Koutounidis folgte Anfang Mai auf Bernd Wagner

Als neuer Vorstand soll Sokrates Koutounidis die Softline AG in ruhiges Fahrwasser führen. Wie sein Vorgänger Wagner kommt er von Fujitsu Technologies Solutions, wo er seit Anfang 2011 als Global Account Director für die weltweite Betreuung des Kunden Daimler verantwortlich zeichnete. Er bringt die Erfahrung aus einer

ERP/PPS fokussiere, sei die Welser ITTochter Infoniqa Informationstechnik im Februar an die Grazer DCCS GmbH (ehemals Daimler-IT) veräußert worden. Veränderungen gab es auch in der Geschäftsführung der Infoniqa Holding GmbH, die im März der Turn­ around-Manager Karl-Heinz Götze übernommen hat. Der bisherige Geschäftsführer Alexander Zrost, leitet künftig gemeinsam mit HR/PayrollGeschäftsführer Siegfried Milly die Infoniqa HR Gruppe, den Spezialisten für Standardsoftwarelösungen und Dienstleistungen in den Bereichen Lohnabrechnung und strategisches Personalmanagement. Über eigene Gesellschaften in Wels, Salzburg und Graz (A), Böblingen (D) sowie Zug (CH) betreut Infoniqa HR mehr als 1.400 Kunden mit mehr als 1,5 Mio. Beschäftigten in HR-Fragen. Cornerstone Capital, die Investmentgesellschaft der Deutschen Balaton AG, hat seit der Gründung 2001 in mehr als 20 Firmen investiert und mittlerweile über 15 wieder veräußert.

Itelligence-Berater schlecht ausgelastet

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Vorstandschef Herbert Vogel will bei der Itelligence AG jetzt vor allem „die Profitabilität deutlich steigern“

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ie Bielefelder Itelligence AG, SAPTochter des japanischen IT-Dienstleisters NTT Data, kämpft weiter mit Rentabilitätsproblemen, dem negativen Cashflow und einem enttäuschen Geschäft in der Kernregion DACH (Deutschland/Österreich/Schweiz). Zwar wuchs der Umsatz im 1. Quartal 2013 um 14,1 Prozent auf 107,4 Mio. Euro, doch schrumpfte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 3,8 Mio. Euro auf 2,1 Mio. Euro.

SAP-Partner kämpft mit negativem Cashflow „Der Start in das Geschäftsjahr 2013 verlief nicht wie geplant“, konstatierte denn auch der Vorstandsvorsitzende Herbert Vogel. Man habe zwar Umsatzwachstum in allen Segmenten erzielt, doch „gerade bei der Ebit-Profitabilität blieben wir hinter unseren Erwartungen zurück. Ziel ist es, vor allem im Beratungsbereich das gewünschte Planniveau zu erreichen. Wir fokussieren uns darauf, die Profitabilität deutlich zu steigern.“ Die Ebit-Marge schrumpfte auf 2,0 Prozent gegenüber 4,0 Prozent im Vorjahresquartal. Diesen Rückgang führt Vogel im wesentlichen auf die geringere Auslastung im Beratungs­ geschäft in Deutschland und in den USA zurück. Deshalb habe sich im 1. Quartal der Konzernüberschuss (Gewinn nach Steuern) auf 1,2 Mio. Euro halbiert; im Vorjahreszeitraum schlugen hier noch 2,4 Mio. Euro zu Buche. Den negativen Cashflow konnte man immerhin von 13 Mio. Euro auf 4,5 Mio. Euro drücken. Laut Finanzvorstand Norbert Rotter wurden „Effizienz-Programme“ initiiert. Ziel für 2013 bleibe es, Umsätze in einer Bandbreite von 450 bis 470 Mio. Euro, eine überproportionale Verbesserung der Erträge und damit eine Ebit-Marge von über sechs Prozent zu erreichen. www.itelligence.de

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Der chinesische Konzern Lenovo will Her­ stellern wie Apple und Samsung die Stirn bieten und künftig auch bei Smartphones und Tablets vorn mitmischen. www.lenovo.de

IBM stockt seine Dividende trotz des schwie­ rigen 1. Quartals um zehn Cent auf 95 USCent auf; seit dem Jahr 2000 hat IBM die Ausschüttung nach eigenen Angaben um 600 Prozent gesteigert. Außerdem sollen weitere Aktien im Wert vom 5 Mrd. Dollar zurückgekauft werden; dieser Betrag ergänzt die 6,2 Mrd. Dollar, die im bisherigen Rück­ kaufprogramm noch zur Verfügung stehen. www.ibm.com

Entscheidend für erfolgreiche Big-Data-­ Projekte: Da zurzeit nicht absehbar ist, wel­ che Daten in welchem Volumen kurz- und mittelfristig verfügbar sein werden, hält es Ralf Conrads, Business-Intelligence-Experte bei MSG Systems, bei Big-Data-Projekten für besonders wichtig, die Einbindung neuer Datenquellen, zusätzlicher Analysen und anderer Unternehmensbereiche mit ein­ zukalkulieren, um den nachhaltigen Erfolg eines Projektes zu gewährleisten. www.msg-systems.com

Die Änderungen der EG-Richtlinien und des Medizinproduktegesetzes betreffs Software als Medizinprodukt werden dazu führen, dass Medizintechnik und IT stärker zusam­ menwachsen. Dem trägt die Technogroup Rechnung und erweitert ihre IT-Services für Medizintechnik wie Computertomografen oder Blutzuckermessgeräte. In den letzten Jahren hatte die Technogroup bereits für einige Hersteller den europaweiten Repara­ turdienst für Diagnose- und Analysegeräte mit Biosensorentechnik abgewickelt. www.technogroup.com

Das Aalener Softwarehaus Baumann Computer macht seine Programme der Waren­ wirtschaft und des Finanzwesens mit nur wenigen Einschränkungen auch als Free­ ware nutzbar. „Die Einschränkungen sind für viele Anwender, vor allem Existenzgründer und kleinere Firmen, absolut tolerabel“, verspricht Gabriele Baumann-Franke, die für den Vertrieb und das Marketing ver­ antwortlich zeichnet. „Im WWS ist die Arti­ kelanzahl auf 1.000 und die Anzahl der User, die gleichzeitig im Netz arbeiten können, auf zwei beschränkt. Das Zugangskennwort kann nicht geändert werden und das BaumannLogo erscheint auf allen druckbaren Listen und Formularen.“ www.baumanncomputer.de

Um einen besseren Eindruck davon zu bekommen, wie die Kunden die SAP ein­ schätzen, hat der Softwarekonzern 2012 damit begonnen, seine Leistung nach dem Net Promoter Score (NPS) zu messen. Diese Kennzahl gibt Aufschluss darüber, wie wahr­ scheinlich es ist, dass ein Kunde SAP wei­ terempfiehlt, und vermittelt somit ein gutes Bild der Kundentreue. 2012 lag der NPS bei 8,9 Prozent. Zielvorgabe ist es, diesen Wert 2013 um acht Prozentpunkte zu erhöhen. www.sap.de

Expansion: Q-Partners, ein auch im IBMUmfeld erfahrenes SAP-Beratungshaus aus Nürnberg, eröffnete Anfang März eine neue Geschäftsstelle in Darmstadt. Aktuell sind rund 25 Berater beschäftigt. www.qpcm.eu


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DV-Dialog 5/2013 | 21. Mai 2013

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Interview mit Michael Görner, Direktor des Geschäftsbereiches IBM beim IT-Großhändler Tech Data

„Viele Wege führen in die Cloud“ Text: Berthold Wesseler | Fotos: Michael Ingenweyen

m Vertrieb von Hard- und Software arbeitet IBM weltweit mit Großhändlern wie Arrow ECS, Avnet oder Ingram Micro zusammen, die die Logistik zur Versorgung der IBMPartner mit den Produkten abwickeln. Besonders aufgefallen ist hier zuletzt der IT-Großhändler TD Azlan, Anfang des Jahres gleich dreifacher Gewinner bei den diesjährigen Preisverleihungen der IBM. Gewürdigt wurden die besonderen Leistungen des Enterprise-Bereichs der Tech Data Corporation im vergangenen Jahr – als „Innovation Leader“, bester Value-addedDistributor in Europa und bester Distributor im Gesamtumsatz für Hard- und Software in Deutschland. Auf der weltweiten IBM-Softwarekonferenz „Connect 2013“ erhielt TD Azlan bereits Ende Januar in Orlando den „Collaboration Solutions Award 2013“; dieser Award für innovative Führerschaft in der Lotus-Welt wurde Azlan weltweit bereits zum dritten Mal verliehen. Im Februar folgten dann zwei weitere Ehrungen: In Rom erhielt Marion Protschka, Business Development Manager IBM Software bei TD Azlan, auf der europäischen IBM Software VAD University 2013 den Award für den besten Erfolg in puncto Business Development – für die besonders gute Unterstützung bei der Umsetzung von IBM-Software-Aktionen mit Businesspartnern. „Das IBM-Team von Tech Data zeichnet sich nicht nur durch kontinuierliche und hohe Umsatzzahlen aus, sondern versteht es auch, Mehrwert für seine Businesspartner zu bieten“, lobte Roger Klug, Business Unit Executive IBM Software Group, General Business and Channel Germany. Als Beispiele dafür nannte er hohes Investment für Wachstumsthemen und eigene Initiativen, etwa den SVI-Service, Cloud/MSPLösungen und den Pure Circle Show Car, das seit Anfang April für ein Jahr durch Deutschland tourt. „Diese Maßnahmen zahlen sich für alle aus: Businesspartner, Tech Data und IBM.“ Schließlich nahm Joachim Braune, Geschäftsführer der TD Azlan, auf dem IBM Channel Kickoff in Mannheim von Stephan Wippermann als dritte Auszeichnung den „Bestseller Award 2012 – bester Distributor im Gesamtumsatz für IBM Hard- und Software in Deutschland“ entgegen. „Das ist wirklich die Krönung – die dritte Auszeichnung von IBM innerhalb kurzer Zeit und auch in Folge“, freute sich Braune. „Das ist schon etwas ganz Besonderes, wenn das Team durch solche kontinuierlichen Ehrungen in seiner Arbeit bestätigt wird. Darauf sind wir richtig stolz.“ Seit der Übernahme im März 2003 ist Azlan ein Geschäftsbereich der Tech Data Corporation. Dieser Konzern zählt mit über 120.000 Vertriebspartnern in mehr als 100 Ländern und einem Jahresumsatz von 25,4 Mrd. Dollar zu den weltweit größten IT-Distributoren. Vor der Umbenennung in Tech Data etablierte sich der IT-Großhändler 20 Jahre lang in Europa als Computer 2000 AG. Mit Logistik und Valueadded Services unterstützt Tech Data seine Partner, die individuellen technischen Anforderungen ihrer Kunden effizient und kostenwirksam zu bedienen. Im Jahr 2005 wurde Azlan mit dem Geschäftsbereich Tech Data Midrange fusioniert. Azlan, im Selbstverständnis heute der „Löwe unter den IBM-Distributoren“, unterstützt als spezialisierter Value-Added Distributor (VAD) System- und Softwarehäuser europaweit bei der Planung und Abwicklung von einfachen, aber auch komplexen IT-Projekten. Dazu gibt es enge Partnerschaften zu marktführenden Herstellern von Lösungen in den Bereichen Software, Storage, Networking, Communication und Servertechnologien, wie Apple, Microsoft, Samsung, Lenovo, Intel oder Fujitsu. Nicht nur für IBM, sondern z.B. auch für Cisco, HP, Vmware und Oracle wickelt TD Azlan europaweit die Distribution von Produkten und Lösungen ab. Darüber hinaus bieten die Münchener Dienstleistungen für Systemhäuser und Händler in Bereichen wie Channel-Entwicklung oder Marketing- und Vertriebsunterstützung inklusive „Professional Services“, aber auch Trainings und Zertifizierungen sowie Finanzierungsprogramme. Adressiert wird damit immer wieder auch die Thematik der Konsolodierung und Modernisierung von IT-Infrastrukturen im Mittelstand. Dazu befragten wir Michael Görner, Direktor des Geschäftsbereiches IBM beim IT-Großhändler TD Azlan.

Herr Görner, was sind die typischen Auslöser für Projekte zur Modernisierung und Konsolidierung der IT-Infrastruktur mittelständischer IBM-Anwender? Michael Görner: Es gibt keinen typischen, sondern sehr viele und sehr unterschiedliche Auslöser für solche Projekte. Das können Performance- und Kapazitätsengpässe sein, aber auch Unternehmenszusammenschlüsse oder die Notwendigkeit der Erneuerung von IT-Infrastruktur und existierender Hardware, beispielsweise wegen des anstehenden Laufzeitendes geleaster Systeme. Wartung und Support der Hardware können auslaufen oder teurer werden. Manchmal will der IT-Chef auch die Ausfall­ sicherheit der IT steigern oder die Kosten für ihren Unterhalt minimieren, indem er mit energieeffizienteren Servern Strom und Kühlung spart. Auch der Einsatz von neuer Software, etwa für Business Intelligence, ERP oder CRM, kann es notwendig machen, in die IT-Infrastruktur zu investieren. Welche Hauptvorteile lassen sich damit erreichen? Görner: Vor allem eine Prozess- und Leistungsoptimierung und die Beachtung gesetzlicher Vorgaben, zu.B. durch die Einhaltung von Archivierungszeiten und Service-Level-Agreements. Dazu kommt die Kostenoptimierung, zum einen durch den stetigen Preisverfall bei der Hardwareperformance, zum anderen aber auch durch den Effizienzgewinn dank neuer Softwaretools. Außerdem bleibt man dank der regelmäßigen Aktualisierung der IT-Umgebung auf dem Stand der Technik und kann ohne weiteres aktuelle Hardware- oder Softwaretechnologien nutzen. Auch beim IT-Verbund mit Kunden und Lieferanten kann eine aktuelle IT-Infrastruktur von Vorteil sein. Welche Rolle spielt dabei heute schon das Cloud Computing? Görner: Die Cloud eignet sich gut, um sehr schnell akute Performance- und Kapazitäts­ engpässe zu beheben. Mit Cloud-Lösungen lassen sich außerdem rasch Testumgebungen aufbauen, was den Einstieg in neue Software­ lösungen erleichtert und beschleunigt. Cloud-Lösungen sind aber genauso geeignet, um die wachsenden Anforderungen und Lastspitzen über Cloud-Anbieter abzudecken. Standard-Cloud-Lösungen ermöglichen einen leichten Umstieg; hier müssen sich Reseller aber zum Teil gegen namhafte Global Player wie Dropbox, Microsoft Live oder Google behaupten.

„Es gibt berechtigte Vorbehalte gegen die Cloud, etwa was die Sicherheit der Daten im In- und Ausland betrifft. Und was den Datenschutz angeht, gibt es noch Unsicherheiten bei der Vertragsgestaltung.“ Wie können sich IT-Dienstleister in der neuen Cloud-Ära positionieren? Görner: Genauso wie es eine Vielzahl von unterschiedlichen Endnutzern mit jeweils individuellen Anforderungen gibt, ist der Aufbau eines erfolgreichen Cloud-Geschäftes für Reseller kein „One size fits all“-Modell. Dafür haben wir das Programm TD Cloud ins Leben gerufen, mit den drei Lösungsbereichen Cloud-Builder, CloudProvider und Cloud-Reseller und den jeweils passenden Werkzeugen und Dienstleistungen zur Erschließung neuer Marktpotentiale mit der Cloud. Wie unterscheiden sich Cloud-Builder, Cloud-Provider und Cloud-Reseller? Görner: Ein Cloud-Builder bietet Produkte, diefür den Aufbau von Private Clouds bei den Endkunden nötig sind: Server, Speichersysteme, Netzwerkequipment, Virtualisierung und Security-Lösungen. Ein Cloud-Builder in unserem


Michael Görner

DV-Dialog 5/2013 | 21. Mai 2013

Verständnis errichtet aber keine Rechenzen­ tren und bietet auch kein Hosting von Private Clouds für Endanwender an. Seine Aufgabe besteht vielmehr darin, Kunden eine geeignete IT-Architektur zu empfehlen und den IT-Chef anschließend bei der Bereitstellung einer eigenen Cloud-Infrastruktur zu unterstützen. Ein Cloud-Provider dagegen arbeitet mit ITResellern zusammen, die über eine eigene Cloud-Infrastruktur verfügen oder eine entsprechende Infrastruktur aufbauen möchten, um diese als Hosted-Lösung an ihre Endkunden weiterzuvermieten. Und Cloud-Reseller nutzen fertige Public-Cloud-Infrastrukuren und IT-Ressourcen und bieten diese als White-LabelProdukte zum Weiterverkauf an.

Viele Mittelständler stehen der Cloud noch skeptisch gegenüber. Welche Bedenken sind berechtigt, welche unbegründet? Görner: Unbegründet sind pauschale Bedenken bezüglich der Abhängigkeit vom Anbieter, Kostenfallen und mangelnder Datensicherheit. Es gibt aber berechtigte Vorbehalte, etwa was Aufbewahrungsort und Sicherheit der Daten im Inund Ausland betrifft oder auch den Datenschutz, speziell die Vertragssituation. Die Zugriffsgeschwindigkeit und die Garantie auf den Datenzugriff sind ebenfalls Themen, die eine sorgfältige Vorbereitung erfordern. Der Weg in die Cloud – sprich die Migration – und der Weg wieder aus der Cloud heraus – wie und in welcher Form komme ich nach Vertragsende an meine Daten – sind zu bedenken. Hier gibt es viele Alternativen, die im Vorfeld zu klären sind. Und nicht zu vergessen: Das Unternehmen benötigt auch das Fachpersonal für die Administration von Servern, Storage, Netzwerk und Datenbank in der Cloud, inklusive Aufgaben wie z.B. Datensicherung oder Trouble Shooting. Denn auch die Cloud-Lösungen sollten natürlich zuverlässig und performant zur Verfügung stehen.

„Mobile Erreichbarkeit, Zugriff auf Firmendaten und Remote-Wartung von IT-Systemen können Arbeitszyklen flexibler und schneller gestalten.“ Was tut Tech Data, um Bedenken – bei IT-Leitern, aber auch bei manchen Systemhäusern – auszuräumen? Görner: Wir erklären den Kunden in unseren Cloud-Boot-Camps sowie bei anderen CloudVeranstaltungen, dass man bei Cloud unterscheiden muss zwischen einer privaten Cloud, die inhouse diese Technologien nutzt, und einer „Public“ Cloud, die der Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Die Technologien ermöglichen einen ressourcenschonenden Einsatz von Softund Hardware mit einem minimalen Aufwand an Management-Overhead. Dazu kommt die sogenannte Hybrid-Cloud als Mischung aus beiden Ansätzen. Wir haben mit unseren Cloud-Boot-Camps eine Schulungskampagne gestartet, die genau diese Themen anspricht. Denn nicht nur Hardwareund Softwarelösungen spielen in der Cloud eine wesentliche Rolle, sondern auch die Gesetzesund Vertragsthemen. Bei Cloud-Lösungen arbeitet Tech Data auch mit IBM sehr eng zusammen. Warum? Görner: IBM bietet einerseits einen kompletten Produktset (Server, Storage, Infrastruktur, Software, Service) und andererseits ausgereifte Lösungen mit aufeinander abgestimmten Produkten an. Die kompletten Lösungen sind sehr performant und eignen sich deshalb hervorragend als Cloud-Infrastruktur. Eine große Part-

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nerlandschaft bietet viel Potential für Wachstum im Cloud-Umfeld.

Gibt es hier Besonderheiten für AS/400Anwender zu beachten? Görner: Nutzer des System i leben in „ihrer eigenen Welt“. Dort ist der Zugriff, die Geschwindigkeit und die Sicherheit der Daten tatsächlich am besten bei direktem Anschluss der Speichersysteme an das Power System i gegeben. OS/400-Anwender haben üblicherweise kein großes Datenaufkommen und nicht so große Performance-Anforderungen im Vergleich zu Windows oder Unix. Für gewisse Anwendungen eignet sich aber auch dort Cloud sehr gut. Cloud-Anbieter mit dem nötigen OS/400-Know-how gibt es aber nur sehr wenige am Markt. Mit den Pure Systems hat IBM vor einem Jahr eine neue Systemgeneration für das Cloud Computing vorgestellt. Wo sehen Sie die besonderen Stärken? Wie fällt Ihre Bilanz des bisherigen Markterfolges aus? Görner: Pure Systems bilden eine sehr flexible, leistungsstarke und integrierte Plattform sowohl für intel- als auch für powerbasierte Server nebst Plattenspeicherverwaltung und Netzwerktechnologie. Im Gegensatz zu vielen Marktbegleitern, die diese Lösungsform nur in Kooperationen anbieten können, kann IBM alles aus einer Hand anbieten. Mit den Pure Systems können komplette Infrastrukturen in einem einzigen Gerät implementiert werden – und dies mit Produkten und Lösungen unterschiedlichster Couleur auf Servern verschiedener Welten (wie OS/400, Windows, Linux oder Unix) inklusive Netzwerk-, Server- und Speichervirtualisierung (mit Power VM, Vmware, KVM oder Hyper-V) und der aktuellen Netzwerktechnologie (SAN, Ethernet, Fibre Channel over Ethernet). Aufgrund der hervorragenden technischen Eigenschaften und der Lösungsmöglichkeiten

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des Pure Systems würden wir erwarten, dass deutlich mehr Systeme installiert sind. Hier merken wir, dass diese neue Technologie erst am Anfang steht – und dass der Kunde in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern nicht so schnell auf solche Innovationen anspringt. Mittelfristig wird sich die Technologie aufgrund der einfachen Handhabung aber durchsetzen.

Manchmal ist ja auch von „AS/400 Reloaded“ die Rede? Sehen auch Sie Gemeinsamkeiten zwischen Pure System und dem Mittelstandsklassiker der IBM? Was sind die größten Unterschiede? Görner: Die AS/400 ist ein lupenreiner Server mit hochintegriertem Betriebssystem. Das Pure System dagegen ist eine komplette IT-Infrastruktur aus Server, Storage und Netzwerk, die an spezifische Anforderungen und Wünsche eines Unternehmens exakt angepasst werden kann. Der Ansatz ist zwar ähnlich – nur Pure ist als „Expert Integrated System“ wesentlich flexibler. Die IT-Infrastruktur ist ja nur Mittel zum Zweck des Betriebs von IT-Anwendungen. Auch hier arbeitet Tech Data mit IBM zusammen, beispielsweise im Bereich „Social Business“ mit Lotus. Wo sehen Sie typische Einsatzfelder im Mittelstand? Görner: Mit der Umbenennung der Marke Lotus in ICS – kurz für IBM Collaboration Solutions – zeigt IBM eine zukunftweisende Strategie für den Bereich Social Business auf. Dabei ist es IBM ein wichtiges Anliegen, diese Technologien auch für den Mittelstand bereitzustellen. So ist z.B. Connections eine Lösung, die es auch Mittelständlern ermöglicht, innovativer zu werden und Aufgaben schneller zu erledigen, indem dynamische Netze von Kollegen, Partnern und Kunden genutzt werden können. Stichwort Mobile Computing: Wo lohnt sich das für Mittelständler besonders? Görner: Mobile Erreichbarkeit, Zugriff auf Firmendaten und Remote-Wartung von IT-Systemen können Arbeitszyklen flexibler und schneller gestalten. Die meisten IT-Systeme bieten mittlerweile ein Remote-Management; in diesen Bereichen kann ein Mittelständler viel Zeit und Geld sparen. Worauf ist bei deren Einführung mobiler Lösungen besonders zu achten, damit das Projekt einerseits weder technisch noch organisatorisch Schiffbruch erleidet und die Investition anderseits im schnelllebigen IT-Umfeld langfristig nutzbar bleibt? Görner: Eine langlebige Lösung in einem schnelllebigen Umfeld ist nur möglich, wenn man konsequent auf Standards setzt, wie z.B. Webapplikationen und das HTML-Protokoll. Die Herausforderung hierbei liegt darin, die Anwendung so zu programmieren, dass sie mit allen Browsern funktioniert. ANZEIGE

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kooperationen

McAfee: Sicherheit für die Cloud

Hersteller sind auf zahlreiche Einzelteile angewiesen, um ein Endprodukt zu schaffen. Diese stammen auch aus dem Ausland. Um auf dem internationalen Markt bestehen zu können, bieten Lieferantenerklärungen und Präferenznachweise im Rahmen des Prä­ ferenzabkommens der EU mit vielen Dritt­ staaten erhebliche Wettbewerbsvorteile. Die Abilis GmbH, Stutensee, berät den Mit­ telstand nun dahingehend bei der richtigen Einstellung ihres SAP-Systems und stellt darüber hinaus SAP-Add-ons zur Automati­ sierung des Prozesses bereit.

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www.abilis.de

Die PSI Metals GmbH hat die Tochter PSI Metals Brazil Ltda. gegründet und eine Geschäftsstelle in Rio de Janeiro eröffnet. Mit der neuen Gesellschaft verstärkt die Berliner Mutter PSI ihre Aktivitäten im lateiname­ rikanischen Markt, erweitert die Vor-OrtBetreuung von Kunden wie Villares Metals, Vallourec Sumitomo do Brazil, Thyssen Krupp CSA, Tenaris, Ternium, Arcelor Mittal, AHMSA oder Sidor und baut zugleich ihre regionalen Vertriebsaktivitäten aus. PSI Metals ist schon seit über zehn Jahren mit lokalen Beratern in Brasilien vertreten. www.psi.de

Mit der neuen Mitfahr-App Two Go by SAP können Unternehmen ihre Mitarbeiter bei der Bildung von Fahrgemeinschaften für den Arbeitsweg unterstützen. Die in Kooperation mit Nokia entwickelte SAP-Lösung wird über die Cloud zur Verfügung gestellt, ist somit sofort einsatzbereit und kostet im Abonne­ ment einen kleinen Euro-Betrag pro Mitar­ beiter und Jahr. Sie stellt Mitarbeiter auto­ matisch zu passenden Fahrgemeinschaften zusammen und berücksichtigt dabei auch individuelle Präferenzen einzelner Mitfahrer.

Neues Comarch-RZ in Dresden eröffnet

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Innovatives Angebot: Public-Cloud-Services für kleine Firmen

ur offiziellen Eröffnung des neu gebauten ComarchRechenzentrums in Dresden kam am 26. April nicht nur Firmengründer Prof. Janusz Filipiak, sondern auch der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich, der von einem „der Höhepunkte in den polnisch-sächsischen Wirtschafts­ beziehungen der letzten Jahre“ sprach. Aus dem RZ, das bereits Anfang März

den Betrieb aufnahm (siehe DV-Dialog 3/2013, Seite 12), können Comarchs Cloud-Produkte ebenso wie IT-Services bezogen werden. „Die DACH-Region ist für Comarch von größter Bedeutung, daher investieren wir hier stark in den Ausbau unserer Infrastruktur“, erklärte Christoph Kurpinski, Vorstandsvorsitzender der Comarch Software und Beratung AG, München. „Aus den beiden

www.sap.de

Fax-Gateway fürs CRM: BCC ist neuer Tech­ nologiepartner für die CRM-Software Gedys Intraware beim Unified Messaging. Mit Cha­ ron können Notes-Anwender Faxnachrichten genauso wie E-Mails versenden und empfan­ gen. Das Fax-Gateway kann um zusätzlichen Module erweitert werden, für SMS, Office, Datenimport und mehr. www.bcc.bizs

Nach der Zusammenlegung der Support­ bereiche in der Konzernzentrale in München und dem Bezug der neuen Rechenzent­ ren wurde Cancom von der SAP als Certi­ fied Provider of Hosting Services und Cloud Services bestätigt und außerdem als PCoE (Partner Center of Expertise) für die SAPSoftwarepflege und -wartung zertifiziert.

Comarch sorgt mit iSecurity für Sicherheit  Raz-Lee Security, ein israelischer Anbieter von Sicherheitslösungen für IBM i, hat etliche Lizenzen seiner Tool-Suite iSecurity an den polnischen IT-Dienstleister Comarch verkauft. Der will damit Audit-Lösungen für einen seiner Kunden, einen multinationalen Versicherungskonzern, implementieren. Die jetzt lizenzierten iSecurity-Module sind Teil einer übergreifenden Security-Monitoring- und Auditing-Lösung, die Comarch in seinem Network and Security Operation Center zur Überwachung der für die Versicherung gehosteten IBM-i-Umgebung implementiert hat. Der Einsatz der Raz-Lee-Produkte unmittelbar in der Kundenumgebung soll die

Compliance-Berichte verbessern und mit Hilfe von Raz-Lees Visualizer auch die Analyse von merkwürdigen Netzwerk- und Systemereignissen beschleunigen. „Die Funktionalität und Skalierbarkeit der iSecurity-Suite eröffnet uns die Möglichkeit, unseren Kunden umfassende und aussagekräftige Security-Monitoring-Services anzubieten“, sagte Adam Tymofiejewicz, Consulting Director bei Comarch IT Global Services in Luxemburg. „Unsere Partnerschaft mit Raz-Lee Security versetzt die Outsourcing-Kunden in die Lage, ihre gehostete IBM-i-Umgebung wirksam zu schützen und zu überwachen.“  www.razlee.de

deutschen Rechenzentren bieten wir unsere erprobten Softwarelösungen für den Mittelstand für ERP, Financials, ECM und EDI im Virtual-Private-Cloud-Modell an. Neu ist, dass wir ebenfalls kostengünstige PublicCloud-Services für kleine Unternehmen anbieten.“ Eine Finanzbuchhaltung allein, die Comarch Financials Cloud, können Unternehmen schon pro Benutzer für unter 40 Euro/Monat nutzen. Comarch investierte nach eigenen Angaben rund 12 Mio. Euro in das neue Rechenzentrum, bereits das zweite RZ von Comarch in Deutschland und das fünfte im Gesamtkonzern. Auf einer Gesamtfläche von etwa 4.800 m2 entstanden drei Gewerbeeinheiten: Büroflächen für ca. 80 Mitarbeiter und zwei Rechenzentren mit einer Nutzfläche von ca. 320 m2. Jedes RZ biete Platz für ca. 60 Serverschränke und könne so etwa 800 Serversysteme fassen. Das Data Center Dresden entspreche dem Tier-3-Standard und sei eines der sichersten in Mitteldeutschland, heißt es. Es sei zum Teil aus eigenen Geldern, aber auch mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert worden.

www.cancom.com

www.comarch.de

Cloud-Standort Deutschland stagniert

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eutschland stagniert in seiner Entwicklung als Standort für CloudComputing – und fällt damit im internationalen Vergleich zurück. Dies ist das Ergebnis der „2013 BSA Global Cloud Computing Scorecard“, die das politische und technische Umfeld für die Cloud in 24 Ländern analysiert.

Die „2013 BSA Global Cloud Computing Scorecard“ Die Bitbone AG hat den Service Nubocloud gemeinsam mit Partnern des Systemhaus­ verbundes Grouplink entwickelt. Über die Cloud-Brokerage-Plattform von Netuse kön­ nen diverse Anwendungen gebucht werden, darunter SugarCRM, das DMS Alfresco oder die Groupware Zarafa. Rollout, Management sowie Kostenabrechnung nach Nutzung erfolgen per Incontinuum Cloud Controller. www.bitbone.de

Zwar rangiert Deutschland 2013 im weltweiten Vergleich auf dem vierten Platz, rutscht aber im Vergleich zum Vorjahr einen Rang hinter die USA zurück. Als Grund dafür sieht die BSA „die zu strengen Regeln zum Datenschutz“. Auch erste Fortschritte im Bereich Infrastruktur können daran nichts ändern. Japan führt die Liste an, gefolgt von Australien. Singapur

macht den größten Sprung vom zehnten auf den fünften Platz nach der Umsetzung neuer Gesetze zum Schutz der Privatsphäre. Die BSA empfiehlt sieben Schritte, um den größtmög­ lichen Nutzen aus der Cloud zu z­ iehen. ❚  Datenschutz: Anwender müssen sich sicher sein können, dass ihre Daten geschützt sind. Anbieter müssen bei der effektiven Übertragung von Daten in der Cloud frei sein. ❚  Sicherheit: Effiziente Strategien gegen Cyberrisiken erfordern die Flexibilität, modernste Security-Lösungen einzusetzen. ❚  Im Kampf gegen Cyberkriminalität benötigen Behörden und CloudAnbieter wirksame Gesetze, um den widerrechtlichen Zugriff auf Daten zu unterbinden. ❚  Geistiges Eigentum: Das Gesetz muss den Schutz vor widerrechtlicher

Aneignung von Cloud-Technologien sicherstellen. ❚  Freier Datentransfer und harmonisierte internationale Gesetzgebung: Der Gesetzgeber sollte gemeinsam mit der Wirtschaft Standards erarbeiten, welche den freien Datenfluss über Grenzen erleichtern und verhindern, dass gesetzliche Anforderungen in verschiedenen Märkten einander widersprechen. ❚  Freier Handel: Handelsschranken müssen möglichst abgebaut und die Bevorzugung bestimmter Technologien oder Unternehmen reduziert werden. ❚  Infrastruktur: Für private Anbieter müssen Anreize geschaffen werden, in Breitbandinfrastruktur zu investieren, um so den allgemeinen Zugang für die Bürger zu ermög­ lichen.  www.bsa.org

er Sicherheitsanbieter McAfee hat sein Security-Connected-Portfolio um zwei neue Identitäts- und ZugriffsManagement-Tools erweitert: Cloud Single Sign On und One Time Password. Letzteres ist eine skalierbare Multi-Faktor-Authentifizierungslösung, die jedem mobilen Gerät oder Computer ein einmaliges Passwort liefert. Beide wurden zuvor von McAfees Mutter Intel entwickelt und vermarktet. Darüber hinaus will McAfee mit dem Identity Center of Expertise ein neues Kompetenzzentrum mit Spezialisten aus dem Bereich Identitätsmanagement und Cloud-Security schaffen, das Hilfestellung bei Sicherheitsfragen bietet, also beispielsweise Architekturanforderungen definiert oder bewährte Praktiken zur Risikominimierung empfiehlt. Denn herkömmliche Identitäts- und Authentifizierungslösungen können in der Cloud-Welt zu Sicherheitslücken führen, zumal wenn neue Web-2.0- und Social-Media-Anwendungen einzusetzen und anzupassen sind. Hier setzen auch die beiden neuen Tools an: ❚ One Time Password verfügt über eine flexible Architektur, die Vorteile einer Multi-Faktor-Authentifizierung nutzbar machen soll, ohne dass der Kostenund Managementaufwand von Hardware-Token anfällt. Anwender können zwischen Multi-Faktor-Authentifizierung per Smartphone, mobilem Telefon (per SMS), PC-Client-Applikation, E-Mail, Instant Message/Chat oder Drittanbieter-Token wählen.

Cloud Single Sign On und One Time Password ❚ Cloud Single Sign On bietet Hunderte konfigurierter Cloud-Identitäts-Konnektoren, automatisches Einrichten/ Abmelden für Benutzerkonten, Integration mit den wichtigsten Identitätsspeichern, eingebaute Multi-FaktorAuthentifizierung (auf Basis von One Time Passwort), eine Managementkonsole mit Monitoring-, Bewertungsund Reporting-Tools sowie Wartung, Upgrades und einen 24x7-Support. Arno Lücht

Raz-Lee tritt Security Innovation Alliance bei  Raz-Lee Security, Anbieter von Sicherheitslösungen für IBM i, ist McAfees Partnerprogramm „Security Innovation Alliance“ (SIA) beigetreten, um die relevanten Produkte seiner Produktfamilie iSecurity in McAfees Database Activity Monitoring (DAM) zu integrieren. Diese Integration ermöglicht die Erfassung und Übertragung von DB2-Aktivitäten auf IBM i; wie bereits auf anderen Plattformen realisiert, empfängt der DAMServer dann auch die Aktivitäten von iSecurity und bewertet diese mit Hilfe der DAM-Regeln, um Berichte über AS/400Aktivitäten zu erstellen. „Unsere Partnerschaft ermöglicht IBM-iKunden die Vorteile der DAM-Lösungen zu nutzen – ein integriertes und umfassendes Sicherheits- und DatenbankMonitoring“, erklärte McAfee-Manager Ed Barry. Die Verwendung von iSecurity in Verbindung mit den DAM-Lösungen binde in Multi-Plattform-Umgebungen auch die sicherheitsrelevanten Informationen der AS/400-Systeme ein. Robert Engel, Geschäftsführer von Raz-Lee Security GmbH in Rödental, verspricht dank dieser Integration eine „schnellere Implementierung und niedrigere Gesamtkosten“.  www.razlee.de


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Technogroup erweitert Gesellschafterkreis

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ach Jahren des Wachstums haben sich die Eigentümer der Technogroup IT-Service GmbH entschieden, den Gesellschafterkreis zu erweitern und die nächste Wachstumsphase mit einem unternehmerisch erfahrenen, starken Partner zu gestalten. Seit dem 14. März ist die Caldec Beteiligungen GmbH, Hamburg, Miteigen­ tümerin der Technogroup. Zeitgleich traten die Caldec-Gesellschafter Florian Wendelstadt und Markus Metyas in den neu gegründeten Beirat ein. Die bisherigen Gesellschafter – Gebhard Dieser, Claus Fischer und Alfried Netzband – halten weiter die Beteiligungsmehrheit, sind ebenfalls im Beirat und bleiben Geschäftsführer der Technogroup. Caldec bündelt die privaten Beteiligungen der drei Gesellschafter Florian und Hermann Wendelstadt sowie Markus Metyas und unterscheidet sich daher im Hinblick auf Langfristigkeit und strategischer Mitarbeit von klassischen Beteiligungsfonds. Florian Wendelstadt war lange Jahre für General Atlantic in geschäftsführender Position für das europaweite Geschäft mit Beteiligungen mit verantwortlich. Markus Metyas war bis zur Gründung von Caldec fast zehn Jahre als Finanzvorstand für die QSC AG in Köln tätig. Dass die Entscheidung, einen Partner zu implementieren, in einer Zeit mit außergewöhnlichem Umsatzwachstum fällt „war ein sinnvoller Schritt“, findet Technogroup-Geschäftsführer Fischer. Und zwar, um gerüstet zu sein für die nächste Wachstumsphase: „Die Aufgabe von Caldec wird es sein, die

Technogroup-Geschäftsführer Claus Fischer: Zusätzliches Know-how ins Unternehmen geholt

Technogroup und ihre Geschäftsführung, an deren Funktion sich nichts ändert, auf dem Weg zur Marktführerschaft zu unterstützen.“ Künftig gehe es um Internationalisierung und Expansion in neue Märkte; dafür habe man zusätzliches Know-how ins Unternehmen geholt. Esther Fuchs

Weiter auf Wachstumskurs  Wie schon 2011 setzte die Technogroup auch im Jahr 2012 den Wachstumskurs fort – mit einem Umsatzplus von 13,4 Mio. auf 15,5 Mio. Euro (15,7 Prozent). In Österreich schlagen über 790.000 Euro, in der Schweiz über 1,3 Mio. Euro Umsatz zu Buche. Beschäftigt sind nun über 160 Mitarbeiter in den 35 Servicestützpunkten im deutschsprachigen Raum, die mehr als 1.500 Kunden – im Jahr 2011 noch 1.000 Kunden – betreuen. „All unsere Maßnahmen für das Jahr 2012 haben gegriffen und wir haben unser Ziel erreicht“, kommentiert Geschäftsführer Claus Fischer das vergangene Jahr. „Unser Geschäftsmodell stimmt, wie das Wachstum auf über 1.500 Kunden zeigt. Auch die Forcierung der Ausbildung und Zertifizierung der Mitarbeiter hat sich ausgezahlt.“  www.technogroup.com

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Wachsendes Projektgeschäft Die neue Firmenzentrale des IT-Dienstleisters K&P in Wiesbaden-Delkenheim schafft Raum für zusätzliches Fachpersonal

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ie K&P Computer Service- und Vertriebs-GmbH ist in den neu errichteten Firmensitz nach WiesbadenDelkenheim umgezogen. Der verfügt über ein 300 m2 großes Rechenzentrum, ein Backuprechenzentrum, ein 700 m2 großes Zentrallager sowie ein Testcenter mit Showroom. Der 1985 gegründete IT-Dienstleister, der 2012 einen Umsatz von 20,5 Mio. Euro erzielte, betreut mit 135 Mitarbeitern rund 2.300 Kunden in Deutschland und in angrenzenden EU-Staaten, kleine und mittlere ITLandschaften ebenso wie komplex aufgebaute Rechenzentren. Aus dem klassischen Wartungsgeschäft kommend,

bietet K&P Beratung, Service und Support für IT-Systeme mit Schwerpunkt IBM, HP, Fujitsu und Dell; ausgeprägte AS/400-Expertise ist vorhanden. Zu den Kunden zählen Ehrmann AG, EMI Music Germany, Intersport Deutschland, Phoenix Contact und die Weinig Group. „Durch die Expansion schaffen wir die Voraussetzungen für die am Markt nachgefragten Hosting-Services“, betont Geschäftsführer Karl-Peter Münkel. „Wir werden zusätzliches Fachpersonal einstellen und sichern zudem bestehende Arbeitsplätze. So tragen wir unserem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung weiterhin Rechnung.“

Der Wiesbadener IT-Dienstleister reagiert jedoch nicht nur selbst mit der Ausbildung von Nachwuchskräften auf den häufig beklagten Fachkräftemangel in Deutschland, sondern auch mit einem erweiterten Serviceportfolio. So bietet K&P Unternehmen, die keinen eigenen Administrator beschäftigen oder die einen personellen Engpass in ihren IT-Teams haben, seit Anfang des Jahres bedarfsgerechte Servicepakete zur Betriebsunterstützung. Das Dienstleistungsangebot wird noch im Laufe dieses Jahres um ausgewählte Managed Services ergänzt. www.kpc.de

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kurz notiert Der IBM-Partner Cancom erzielte im ersten Quartal 2013 nach vorläufigen Zahlen wie erwartet einen leicht rückläufigen Umsatz und ein ebenfalls leicht rückläufiges Ebit, konnte aber das Ergebnis verbessern. Der Umsatz sank um 4,2 Prozent von 141,1 Mio. Euro im Vorjahr auf 135,1 Mio. Euro. Das Ebitda liegt mit 7,0 Mio. Euro gleichauf mit dem Vorjahreswert; entsprechend steigerte sich die Ebitda-Marge auf 5,2 Prozent. Im Unterschied zum klassischen Projektgeschäft führe die Realisierung von Cloud-Projekten oft nicht zu sofortigem Umsatz und Ertrag, ermögliche allerdings nach Abschluss die Generierung stetiger Cashflows aus den Ser­ viceverträgen, heißt es erklärend. www.cancom.com

Ausverkauf Pioniere der Pioniere für Plat­ form as a Service (PaaS) und Schnittstellen­ management: Die Software AG erwirbt den kalifornischen PaaS-Betreiber Long Jump, während IBM sich Urban Code einverleibt, einen Spezialisten für die automatisierte Bereitstellung von Software in Unterneh­ men. CA Technologies verstärkt sich durch gleich zwei Zukäufe in dem Bereich, durch Layer 7 und Nolio Software. Außerdem schluckte Mulesoft noch Programmable Web. Über finanzielle Details aller Übernah­ men wurde nichts bekannt. www.ca.com

www.alliancestoragetechnologies.com

Engagement in Frankreich verstärkt: Die Abas Business Solutions Ibérica S.L. ist neuer Hauptaktionär der Abas PGI France S.A.S. Neben den Spaniern zählen auch der Karlsruher ERP-Hersteller Abas Software AG selbst, sein Vertriebspartner Abas Projektierung Holding sowie Mitarbeiter von Abas France zu den Aktionären. www.adas.de

Zwei Übernahmen in Holland: Comparex stärkt seine Position im Nachbarland durch die Akquisition von Agile Software und Infra Control. Beide Firmen gehören derzeit der Solimas Group und sollen auch künftig unter ihren Namen firmieren. Ebenso wird am Standort Alphen aan den Rijn festge­ halten. Die holländische Tochter beschäf­ tigt dann mehr als 150 Mitarbeiter an den Standorten in Amsterdam sowie Alphen und erzielt einen Jahresumsatz von rd. 250 Mio. Euro. www.comparex.de

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DV-Dialog 5/2013 | 21. Mai 2013

Erwartungen verfehlt

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Die Hardwareflaute, ein Sündenbock für die enttäuschende IBM-Bilanz

m 1. Quartal hat IBM die Erwartungen verfehlt. Der Umsatz schrumpfte um 5 Prozent auf 23,4 Mrd. Dollar, der Gewinn um 1 Prozent auf 3,0 Mrd. Dollar. Trotzdem will Konzernchefin Ginni Rometty das gesamte Jahr 2013 mit steigenden Zahlen abschließen, auch aufgrund des stark gewachsenen „Backlogs“ im Auftragseingang. Außerdem wird ein Großteil der zu Jahresbeginn angekündigten Entlassungen auf das 2. Quartal vorgezogen, hauptsächlich außerhalb der USA. Last, not least machen Gerüchte über den Verkauf der PC-Server-Sparte an Lenovo die Runde. IBM enttäuscht die Erwartungen der Aktionäre höchst selten. Deshalb entschuldigte sich Rometty mit folgenden Worten: „Im 1. Quartal haben wir das operative Ergebnis nach Steuern, den Gewinn pro Aktie gesteigert und die Gewinnmargen verbessert, aber nicht all unsere Ziele in diesem Zeitraum erreicht. Trotz eines soliden Starts und guter Kundennachfrage konnten wir etliche Software- und MainframeGeschäfte nicht abschließen, die ins 2. Quartal gewandert sind.“ Immerhin konnte sie den Gewinn pro Aktie, die wichtigste Kennzahl, auch im 1. Quartal noch steigern – um 3 Prozent auf 2,70 Dollar. Für das Gesamtjahr will IBM mindestens 16,70 Dollar erreichen, bestätigte Rometty nochmals die bisherige Prognose. Finanzchef Mark Loughridge führte noch andere Gründe an: Die YenSchwäche und ein enttäuschendes Umsatzplus von nur 3 Prozent in den als „Wachstumsmärkten“ apostrophierten Brics-Ländern Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika bei konstanter Währung. Real schrumpfte der Umsatz hier sogar um 1 Prozent. Auch in der Region EMEA sank der Umsatz um 4 Prozent auf 7,3 Mrd. Dollar. In den meisten großen Ländern dieser Region büßte IBM Umsatz ein; nur IBM Spanien schaffte ein moderates Wachstum.

Führen enttäuschende Hardwaregeschäfte ... Alliance Storage Technologies Inc. (ASTI), ein Hersteller von Archivierungslösungen auf Basis von „Ultra Density Optical Storage“ (UDO) und Nachfolger des Herstellers Plasmon, will über eine Partnerschaft mit dem in Sri Lanka beheimateten IT-Dienstleister Blue Chip Technical Services (BCTS) auch Kunden in Südasien bedienen.

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Der Umsatz der „Systems and Technology Group“ (STG) fiel um 17 Prozent auf 3,1 Mrd. Dollar. „Für Systems and Technology war es nicht das Quartal, das wir erwartet haben“, führte Lough­ ridge bei seiner Ursachenforschung als letzten Faktor das enttäuschende Hardwaregeschäft an. „Finally, there are parts of our business that are in transition or have been underperforming, like elements of our Power System x and storage product lines that showed disappointing performance in the first quarter. Here we are going to take substantial actions.“ Die Rede ist von einem Verkauf der PC-Server-Sparte an Lenovo; die Chinesen hatten ja im Jahr 2005 bereits das PC-Geschäft von IBM übernommen. Die Frage eines Analysten, ob zu den substantiellen Maßnahmen auch ein Verkauf des System-x-Bereiches gehöre, beantwortete Loughridge mit der üblichen Floskel „Wir kommentieren keine Gerüchte“. Ein klares Bekenntnis sieht anders aus.

… zum Verkauf der PCServer-Sparte an Lenovo? Lenovo seinerseits gab in einer Pflichtmitteilung an die Börse Hongkong bekannt, „mit einer dritten Partei im Zusammenhang mit einer potentiel-

IBM-Chefin Ginni Rometty: Nicht alle Ziele im 1. Quartal erreicht

len Akquisition“ zu verhandeln, ohne jedoch Namen oder einen Preis zu nennen. Die Gespräche seien bereits weit fortgeschritten, berichtet das Wall Street Journal. Und Analysten von Morgan Stanley gehen davon aus, dass die x86-Server vergangenes Jahr mit 4,9 Mrd. Dollar knapp ein Drittel des IBM-Server-Umsatzes von 15,4 Mrd. Dollar ausgemacht haben. Allerdings ist IBM hier nur die Nummer drei hinter HP und Dell und nicht Marktführer wie bei den Power Systems und den Mainframes. Zudem baut IBM diese Server komplett selbst und kann somit dank höherer Wertschöpfung auch bessere Margen erzielen. Behalten wird IBM wohl auch die neuen „Pure Systems“, von denen im ersten Jahr seit der Markteinführung im April 2012 insgesamt 4.000 Stück in 90 Ländern dieser Welt installiert werden konnten. Offen ist, was aus deren Vorgängern, den Blade Centern, wird. In der jüngeren Vergangenheit hatte sich IBM bereits peu à peu von etlichen anderen Hardwaresparten getrennt: von Plattenspeichern (Verkauf an Hitachi 2002), von Druckern (Verkauf an Ricoh 2007), von Thin Clients (Netvista im April 2002 eingestellt) und zuletzt im vergangenen Jahr von den Kassen (Verkauf an Toshiba Tec). Aktuell trägt Hardware direkt nur noch gut 13 Prozent zum IBM-Umsatz bei, auch wenn sie mit Sicherheit das beste Fundament für das Software- und Servicegeschäft des Konzerns bildet und somit indirekt wesentlich mehr beisteuert.

Die Hardwaresparte machte 400 Mio. Dollar Verlust Als Ursache der „enttäuschenden Leistung“ der STG machte Loughridge die Markteinführung neuer Produkt­ generationen, aber auch die Arbeit der STG selbst aus. Im 2. Quartal sollte die STG allein schon aufgrund der erwarteten zweistelligen Wachstumsraten im Mainframe-Geschäft wieder profitabel arbeiten; im 1. Quartal schlug ein Verlust von 400 Mio. Dollar zu Buche. „We expect to improve our revenue performance in the second quarter

and return to profitability excluding the second quarter workforce rebalancing activity“, so Loughridge wörtlich. Die erfolgreiche Markteinführung neuer Hardwareprodukte dauere aber wohl länger als ursprünglich gedacht. „Workforce Rebalancing“ ist übrigens der IBM-Jargon für Entlassungen; hierfür kalkuliert man bereits „Restrukturierungskosten“ von etwa 1 Mrd. Dollar ein. Weiterer Grund für das Schwächeln der STG: Das Geschäft mit Power Systems brach regelrecht ein. Bei 32 Prozent weniger Umsatz sei es kein Trost, dass IBM trotzdem Marktanteile gewonnen habe, so Loughridge. Als Gründe

nannte er Rückgänge beim „High Performance Computing“ (nach sehr starkem 1. Quartal 2012) sowie die Markteinführung der neuen Prozessortechnologie Power7+. Man sei zwar mit Abstand Marktführer im Unix-Markt. Doch weil dieser Markt schrumpft, intensiviert IBM die Anstrengungen, mit Power stärker als bisher vom Wachstumsmarkt Linux zu profitieren. Trotz erster Erfolge in China und Europa brauche das Zeit, so Loughridge; auch Watson, der auf Power Linux basiert, sei ein Hoffnungsträger.

Rochade in der Chefetage  Kurz nach Vorlage der enttäuschenden Bilanz für das 1. Quartal 2013 nimmt IBM im Topmanagement eine Personalrochade vor: Rod Adkins, seit Oktober 2009 Chef der Systems and Technology Group (STG), tauscht seinen Job mit Tom Rosamilia, bisher Vice President Corporate Strategy bei IBM. Adkins berichtet als neuer Vice President Corporate Strategy direkt an CEO Ginni Rometty, während Rosamilia als neuer Leiter der STG wie sein Vorgänger an Steve Mills berichtet. Rosamilia, der als Chef der Mainframes und der Power Systems auch schon unter Adkins gearbeitet hat, soll die Transformation der STG in Richtung „high value opportunities“ beschleunigen, erklärte Rometty in einer Botschaft an alle IBMler. Rosamilia gilt bereits als einer der Kronprinzen, die Rometty beerben könnten, wenn sie – wie bei IBM üblich – mit 60 aus dem Amt scheidet. Rometty hatte ihn mit einer ihrer ersten Amtshandlungen als CEO Anfang 2012 zum Vice President Corporate Strategy und General Manager für „enterprise initiatives“ befördert. Rosamilia arbeitet bereits seit 1983 für IBM; damals hatte er als Software-Entwickler für das Mainframe-Betriebssystem MVS angefangen.  www.ibm.de

Von „Competitive Displacements“, also Ablösungen von HP-, Oracle- oder Dell-Servern, war auf dieser Bilanzpressekonferenz erstmals seit Jahren nicht mehr die Rede; 2012 gab es noch fast 1.200 Competitive Displacements mit einem Umsatzvolumen von über 1 Mrd. Dollar. Offenbar macht es nicht wirklich Freude, die Führung im schrumpfenden Unix-Markt auszubauen, nur weil HP und Oracle noch mehr Geschäft verlieren. Berthold Wesseler

Eiern mit Eiermann Vor mehr als drei Jahren hat IBM seine Deutschland-Zentrale von StuttgartVaihingen nach Ehningen verlegt. Die zum Teil denkmalgeschützten Gebäude an der Pascalstraße, die der Architekt Egon Eiermann entworfen hat, stehen seit Oktober 2009 leer. Die sechs für den ehemaligen Bürocampus zuständigen Projektgesellschaften von CB Richard Ellis Investors, der 2007 stolze 83 Mio. Euro dafür gezahlt hatte, mussten bereits 2011 Insolvenz anmelden, weil der angepeilte Mietpreis von 14 Euro pro Quadratmeter utopisch war. Es ist in den zwei Jahren seit der Insolvenz nicht gelungen, einen Käufer oder Mieter zu gewinnen. Jetzt wollen die Insolvenzverwalter den Abriss des Kulturdenkmals. Das will die Stadt nicht genehmigen. Allerdings muss sie dass, wenn der Eigentümer darlegen kann, dass der Erhalt wirtschaftlich unzumutbar ist.

„Präzision auf Widerruf“ ahnte schon der Spiegel 1972, als zwei Jahre nach dem Tod des legendären Architekten zwei seiner letzten Kreationen, die deutsche Olivetti-Niederlassung in Frankfurt-Niederrad und eben die deutsche Hauptverwaltung der IBM, in Betrieb genommen wurden. Diese „Verwaltung im Grünen“ (Eiermann) liegt verkehrsgünstig direkt an der Autobahn. Eiermann bevorzugte Glas und Stahl; an letzterem schätzte er die „Wegnehmbarkeit“ als „Möglichkeit zum Widerruf“. Wie recht er leider hat! Jedenfalls fehlt Politikern, Spekulanten und Managern offenkundig seine Phantasie, um mit dem denkmalgeschützten Ensemble etwas Sinnvolles anzufangen. Vielleicht sollte IBM richtig in „Green IT“ investieren, um die jüngste Drohung zu entschärfen: Die Banken wollen keinen Cent mehr für Unterhalt und Bewachung geben.


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