DV-Dialog Juni 2014

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00.17. monat Juni 2014 | 29. Jahrgang | g 30793 e

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Nachwuchs für IBM i

Dokumentenmanagement

Ergebnisse einer Umfrage zum aktuellen Bedarf | Seite 11

Neue IBM-i-Lösungen für Ablage und E-Invoicing | Seite 13

Aus dem Inhalt Softline AG fokussiert das Kernportfolio Trennung von Rechenzentrumslösungen | Seite 2

Überraschender Übernahmeversuch Aurea will den CRM-Experten Update Software AG | Seite 2 Roland Messmer, Director für Zentral- und Osteuropa bei Log Rhythm

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Passwortklau bei Ebay – ein Risiko Ebay, der weltweit größte Onlinemarktplatz, hat Mitte Mai alle Kunden aufgefordert, ihre Passwörter zu ändern. Grund ist ein Cyberangriff, bei dem Hacker die Zugangskennungen einiger Angestellten gestohlen haben, mit denen sie Zugang zum Firmennetz erhielten. So konnten sie eine Datenbank auslesen, die Namen, verschlüsselte Passwörter, E-Mail-Adressen, Telefonnummern und Geburtsdaten von Ebay-Kunden enthält, jedoch keine Bankdaten. Der Angriff erfolgte zwischen Ende Februar und Anfang März 2014. Mit der Schlagzahl solcher Meldungen wächst das Risiko, dass Anwender sich an den Gedanken gewöhnen, dass ihre privaten Informationen ohnehin irgendwann gestohlen werden. Doch niemand möchte, dass das Vertrauen derart zerstört wird. Ebay hat vorbildlich reagiert, proaktiv Untersuchungen eingeleitet und seine Kunden dazu aufgefordert, ihre Passwörter zu ändern. Trotzdem bleibt die Frage, warum dies erst nach über einem Monat geschieht. Allein in Deutschland zählt Ebay 16,5 Millionen aktive Nutzer. Wenn nur ein Prozent von ihnen auch für ihr berufliches Benutzerkonto dasselbe Passwort verwenden, sind 165.000 Firmennetze gefährdet. Über Linkedin oder Xing können Hacker schnell herausfi nden, welche der betroffenen User bei welchem Unternehmen arbeiten – und lohnende Ziele angreifen. Daher ist es Zeit, dass eine gesetzlich verankerte Meldepflicht für derartige Datenlecks für alle Industrien eingeführt wird – nicht nur für Internetprovider und Telekommunikationsanbieter. Dann können Konsumenten schnell reagieren und den potentiellen Zugriff auf ihre Daten limitieren, sollten Zugangskennungen in falsche Hände gelangt sein.

interview mit

Klaus Smets, Manager Toshiba retail

„trotz Onlineboom im handel: Die Filiale bleibt wichtig!“ Fusion in Frankreich Atos schluckt Bull | Seite 2 teXt: bertHoLD WeSSeLer

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er umsatz im deutschen einzelhandel ist 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 1,1 Prozent auf 433,2 mrd. euro gewachsen, hat der handelsverband Deutschland (hDe) ermittelt. er erwartet für 2014 eine weitere Steigerung um 1,5 Prozent. Wachstumstreiber sind der Lebensmittelhandel und der e-Commerce. Der Onlineboom beschleunigt den Strukturwandel im einzelhandel, wobei er bisher keine zehn Prozent des gesamtumsatzes im handel ausmacht. Für 2014 rechnet der hDe in diesem Bereich mit einem Plus von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – auf dann 38,7 mrd. euro umsatz. 94 Prozent der internetnutzer über 14 Jahre kaufen inzwischen auch im Web ein. Dies entspricht 51 millionen Bundesbürgern, wie eine repräsentative umfrage des Branchenverbandes Bitkom zeigt.

interneteinkäufe ersetzen für viele Verbraucher zunehmend das Shoppen im geschäft. Zwei Drittel der Onlineshopper bestellen mehrmals im monat Ware im internet, acht Prozent sogar mehrmals pro Woche, vermehrt auch über mobile endgeräte. gut jeder vierte Onlineshopper (27 Prozent) nutzt dafür ein Smartphone oder einen tablet-Computer, ein Plus von zwei Prozentpunkten gegenüber 2012. gut ein Viertel der mobilen Onlineshopper (26 Prozent) verwendet das mobile gerät sogar, um vor Ort im geschäft eine Onlinebestellung aufzugeben. „Die zunehmende Digitalisierung und das internet führen zu einem Paradigmenwechsel im konsum- und informationsverhalten der menschen. Das löst einen gewaltigen Veränderungsdruck auf unsere unternehmen aus“, fordert hDe-Präsident Josef Sanktjohanser wachstums- und wirtschaftsfreundlichere rahmenbedingungen von der Politik ein.

im handel zu hause ist der japanische konzern toshiba, der sich im Jahr 2012 mit der Übernahme der kassensparte von iBm zum Weltmarktführer für it-Lösungen am „Point of Sale“ aufgeschwungen hat. Das kassengeschäft ist für toshiba vital, während es für iBm nicht mehr strategisch war, da „Commodity“ und kein kernbestandteil von it-infrastrukturen. „Während iBm sich ausschließlich an unternehmen wendet, sind die konsumenten für toshiba nach wie vor eine wichtige Zielgruppe“, arbeitet toshibamanager klaus Smets im gespräch mit DVDialog ein motiv für die Übernahme heraus. auch wenn das im Bereich „toshiba global Commerce Solutions“ zusammengefasste handelsgeschäft ebenfalls klar B2B-orientiert sei, spielen hier doch entwicklungen aus der konsumelektronik eine wichtige rolle, etwa bei Bildschirmen, PC-kassen oder mobilen Lösungen. interview Seite 4 ANZEIGE

ERP-Kampagne für AS/400-Anwender Centric will JD-Edwards-Anwender von IBM weglocken | Seite 3

Schneller als der Markt Docuware-Gruppe mit 25 Prozent Umsatzplus | Seite 3

Globale Partnerschaft für Produktdaten 1WorldSync und Lansa erweitern die Zusammenarbeit | Seite 3

Spionageabwehr gefragt VDMA sucht Hilfe beim Verfassungsschutz | Seite 6

SAP im Reich der Mitte Große Hoffnungen | Seite 8 DVD IM INTERNET

SCHLAGZEILEN Entspannung in der Mobilfunkbranche: apple legt Patentstreit mit handy-Pionier motorola bei apple.de +++ Weitere Massenentlassung bei HP: 16.000 Jobs gefährdet hp.de +++ No-Spy-Garantie als Geschäftsbedingung: Bund stellt Forderungen an it-Firmen bund. de +++ Kahlschlag bei Unify: einstiger Siemens-Bereich streicht fast die hälfte der 7.700 Stellen unify.de +++ EuGH verurteilt Suchmaschine google zum Vergessen curia.eu +++ Netzneutralität weckt Emotionen: uSa diskutieren „Überholspur“ im internet usa. gov +++ Apple macht die Software schöner: iOS8 und mac OS Yosemite vorgestellt apple.de +++ Milliardenprojekt Herkules in Eigenregie: nach zehn Jahren Outsourcing kündigt die Bundeswehr iBm und Siemens bwi-it.de +++ Cloud-Anbieter Rackspace vor Verkauf? rackspace.com


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miDrange-markt

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„Wir wollen auch in Deutschland die nr.1 an der kasse werden!“ interview mit klaus Smets, manager toshiba retail

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Spionageabwehr durch experten

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russische Cyberkriminelle in der krise?

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eeG-kopfschmerzen für rz-betreiber

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Mehr Server für weniger Geld

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Märkte jenseits von SaP angepeilt

VDma sucht hilfe beim Verfassungsschutz it-Sicherheitsspezialist trend micro konstatiert eine wachsende Professionalisierung der hackerszene it-Verband Bitkom fordert nachbesserungen für rechenzentren Weltweit leicht steigender absatz und schrumpfendes marktvolumen all for One Steeb setzt auf die avantum- und gopa-expertise

PrODukte 9

upgrade-trio in Sachen Systemautomation

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Signatur-Pads für igel

halcyon Software bringt drei neue Versionen seiner drei tools Job-Scheduler, Systems Operations Suite und mQ manager heraus Peripherieunterstützung am thin Client für die geräte von Step Over

10 Profoundui 5.0 kommt im Juni

Profound Logic erweitert die Display-File-Optionen

10 rundruf zur Programmiersprache der Wahl bei der Modernisierung

eine kurzumfrage unter den midrange-experten in Deutschland

Seite

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Mehr Anschluss

unternehmen

Softline neu ausgerichtet

miDrange-markt 4

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Die Aufgabe, IT-Infrastrukturen so zu gestalten, dass sie sich flexibel der geschäftlichen Entwicklung anpassen, zählt die Softline-Gruppe zu ihren Kernkompetenzen. Sie ist längst kein reiner „Box-Mover“ mehr.

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ie Leipziger Softline ag, die sich jetzt als international tätiges itBeratungshaus mit Fokus auf Softwareasset-management, it-infrastrukturConsulting und „managed Services“ positioniert, trennte sich im mai von der tochter Softline Systems & Services gmbh. Sie passt wegen der „Fokussierung auf das kernportfolio“ als anbieter von rZ-Lösungen nicht mehr zur neuen strategischen ausrichtung.

hieß, auf „eigenen Wunsch mit sofortiger Wirkung, um eine andere berufliche herausforderung anzunehmen“. Zum nachfolger wurde der bisherige Finanzchef martin Schaletzky bestellt, der seit 2012 für Finanzen, Controlling, rechnungswesen und investor relations der unternehmensgruppe verantwortlich zeichnete. www.softline-group.com

Fusion in Frankreich

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er it-Dienstleister atos will den hoch verschuldeten Computerkonzern Bull für 620 mio. euro übernehmen, um sich für die Cloud-Ära zu positionieren. Juniorpartner Bull kam 2013 noch auf knapp 1,3 mrd. euro umsatz, atos nach der Übernahme der it-Sparte von Siemens auf rund 8,6 mrd. euro. Die münchener, die gemeinsam mit Bull, Olivetti, nixdorf und iCL 1984 das unix-konsortium Bison gegründet hatten, sind noch mit rund 13 Prozent an atos beteiligt. mit Bull verschwindet jetzt auch der letzte Bison aus der Welt der Serverhersteller. www.atos.de

Die tochter Softline Systems und Services GmbH ausgegliedert Die Weiterstädter Softline Systems & Services gmbh wird von Stefan Schneider und thomas riedl fortgeführt, die mitgesellschafter der nun von ihnen vollständig übernommenen tochterfirma waren. Bereits im letzten Jahr war die trennung von der auf anwendungsmodernisierung auf iBm-Plattformen spezialisierten belgischen tochter asist vollzogen worden. ende märz hatte der erst im mai 2013 angetretene Sokrates koutounidis sein Vorstandsmandat abgegeben. Wie es

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ingram Micro fünfter Partner im Bunde

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Finanzchef Martin Schaletzky wurde zum CEO befördert

nde april ließ die Zentrale des itDistributors ingram micro verlauten, man sei zum iBm global training Provider ernannt worden. iBm hat im Zuge dieses Programms weltweit alle Produktschulungen und trainings an zunächst vier Partner übertragen: avnet, arrow electronics, global knowledge und Learnquest. Was die jüngste kooperation für Deutschland bedeutet, war bisher nicht zu erfahren. www.ingrammicro.de thinkstok/DigitalVision

Shopware mit neuer ERP-Schnittstelle

10 brücken im Softwaremanagement

remain Software und arcad haben direkt an das iBm-Produkt rational team Concert (rtC) angedockt

11 Presto und Websmart verbessert BCD unterstützt nun auch rPg Open access

11 nachwuchsförderung für ibM i

erste ergebnisse der umfrage „iBm i Personal- und ausbildungsbedarf“

12 Datenmanagement im Fokus

Die rolle des Data Warehouse hat sich gewandelt

13 „Future ready“ mit D.link400

neuer name und neue Funktionen zur iBm-i-integration der archivschnittstelle von 2B Consulting

13 neue Version archiv Plus 6.4

gräbert feilt am Dokumentenmanagement auf iBm i

14 Marktübersicht: Warenwirtschaft und Logistik im erP-Verbund

eine tabellarische Übersicht über das aktuelle Produktangebot

15 Datenaustausch im automotive-umfeld

eDi-Pionier hüngsberg bringt neue Lösung „Logistic Data eXchange“

16 Vereinte kräfte für den Möbelhandel

Bison und ametras wollen eine neue Lösung entwickeln

Seite

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Überraschender Übernahmeversuch

Erdingers Abläufe standardisiert

Workflowverfahren mit BPMN 2.0 entwickelt

anWenDungen 17 zweistufige Software-einführung

neues transportmanagementsystem für hellmann Worldwide

18 Workflow mit aS/400-anschluss

Flow manager invoice bei Diersch & Schröder

20 auf nummer Sicher auch in der it

Das erP-System der krah gmbh wächst mit dem unternehmen mit

21 innovation für die karriereleiter

Die kölner Lifta gmbh hat die Personalsoftware Persis eingeführt

22 erP-Cockpit im einsatz

maschinenhersteller gustav eirich individualisiert die erP-Oberfläche

22 Make-up für die Logistik

artdeco Cosmetic setzt auf den Pickmanager von ehrhardt + Partner

karriere 23 Veranstaltungen 24 Personalien und impressum

Die Wiener Update Software AG, ein 1988 gegründeter Experte in Sachen Kundenbeziehungsmanagement, scheint nach schwierigen Jahren wieder in der Spur zu sein – und wird prompt zum Übernahmeziel von Aurea

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as Wiener Crm-haus update Software ag hat ende mai ein Übernahmeangebot in höhe von gut 40 mio. euro aus Dubai erhalten. nicht von vermögenden Scheichs, sondern von einer tochterfirma des uS-unternehmens aurea Software, das in der Vergangenheit bereits durch einige akquisitionen aufgefallen ist und sich auf Datenintegration und Prozessmanagement spezialisiert hat. aurea Software ist 250 mitarbeiter stark und hat die Softwareprodukte Savvion, Sonic, actional und Data Xtend Si im Portfolio, die nach Firmenangaben bei rund 1.500 unternehmen im einsatz sind. update bedient sogar 100 unternehmen mehr, doch der umsatz stagnierte 2013 bei gut 33 mio. euro. Die Zahl der update-mitarbeiter wurde im letzten Jahr auf 300 reduziert; der Verlust vor Steuern (ebit) wuchs den-

Thomas Deutschmann, CEO der Update Software AG, hat das Übernahmeangebot noch nicht öffentlich bewertet

noch auf 2,1 mio. euro. allerdings ist update alles andere als notleidend, da man am ende des ersten Quartals im Besitz liquider mittel in höhe von 14,1 mio. euro war. außerdem scheinen die restrukturierungsmaßahmen bei update zu greifen: in den ersten drei monaten erzielte der Wiener Crm-anbieter bei einem umsatzplus von elf Prozent auf 8,7 mio. euro wieder ein ebit von 0,2 mio. euro – und konnte so erstmals seit 2008 wieder mit einem positiven ergebnis in ein geschäftsjahr starten. Übrigens war update bereits 2007 ein Übernahmekandidat, doch der norwegische interessent Super Office kam seinerzeit nicht zum Zuge. es dürfte – nach redaktionsschluss – eine spannende hauptversammlung am 4. Juni in Wien gegeben haben. www.aureasoftware.com


unternehmen

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Midrange-markt

kurz notiert

20 Jahre WMD

Die Centric-Zentrale in Gouda/Niederlande

Von 2007 bis 2013 hat die IBM Deutschland nach Recherchen der Wirtschaftswoche 3.700 Arbeitsplätze abgebaut – also rund 18 Prozent ihrer seinerzeit rund 20.600 Personen zählenden Belegschaft verloren. 2013 habe es nur noch 16.900 IBMler gegeben, meldete das Magazin, das einfach die Zahlen für die 17 IBM-Gesellschaften in Deutschland aus dem Handelsregister aufsummiert hat. IBM selbst kommentiert die Zahlen nicht, da der Konzern schon seit Jahren keine Mitarbeiterzahlen auf Länderebene mehr veröffentlicht. Weltweit beschäftigte IBM Ende 2013 exakt 431.212 Menschen, also gut 3.000 weniger als ein Jahr zuvor.

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uch 20 Jahre nach ihrer Gründung bleibt die WMD Vertrieb GmbH auf Wachstumskurs. Mit reiner Dokumentenarchivierung am 1. Februar 1994 in Ahrensburg gestartet, zählte WMD zehn Jahre nach Gründung bereits 55 Beschäftigte, rund 400 Kundenprojekte sowie erste Dependancen. 2013 erzielte das ECM-Lösungshaus mit Niederlassungen in Europa und Asien und nunmehr 130 Beschäftigten über 22,5 Mio. Euro Umsatz – mit eigener Software und einem breitgefächerten Dienstleistungsportfolio. Heute zählt man 800 ECM-Installationen, davon jede zweite im SAP-Umfeld. Geschäftsführer sind Andreas Karge, verantwortlich für Marketing, Vertrieb und Personal, Albrecht Lüdemann als Leiter Finanzen und – seit 2003 als dritter Geschäftsführer – Matthias Lemenkühler, verantwortlich für den Bereich Projekte und Technologie. Sein organisches Wachstum konnte das bis heute inhabergeführte Unternehmen bisher ohne jede Fremdbeteiligung realisieren. Dies soll auch künftig so bleiben. Für 2014 plant WMD einen Personalzuwachs um weitere 10 bis 15 Prozent. Dazu werden auch enge Partnerschaften innerhalb der ECM-Branche gepflegt. Gemeinsam mit den Spezialisten Henrichsen AG (München) und Elca (Lausanne) gründete man 2004 die DMS-Group. www.wmd.de

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www.ibm.de

ERP-Kampagne für AS/400-Anwender Oracle-Partner Centric will JD-Edwards-Anwender von IBM weglocken

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ie Ratinger Centric IT Solutions GmbH verstärkt ihre Aktivitäten rund um die ERP-Software JD Edwards Enterprise One. Damit will der Oracle-Partner erklärtermaßen „ein auf modernen Standards basierendes ERP-System mit Branchenausprägung speziell für AS/400-Anwender anbieten“. Ziel ist offenbar die Ablösung der IBM-Plattform durch ein lupenreines Oracle-System. Centric, ein holländischer IT-Dienstleister mit mehr als 5.000 Mitarbeitern in Europa, baut seinen Geschäftsbereich JD Edwards derzeit aus. Dazu wurde kürzlich das Angebot um eine automatisierte Rechnungsbearbeitung erweitert, mit der sich laut Bereichsleiter Jürgen Prokosch bis zu 70 Prozent Aufwand bei Rechnungsverarbeitungsprozessen einsparen lassen. Angeboten

werde ein „Komplettservice“ rund um das ERP-System von Oracle – inklusive solcher Add-ons für einzelne Anwendungsbereiche.

Oracle Engineered Systems als Plattform favorisiert Anwender, die JD Edwards Enterprise One als vorintegrierte Oracle Engineered Systems einsetzen, können laut Prokosch „die Kosten und Komplexität von IT-Infrastrukturen senken und gleichzeitig Produktivität und Leistung steigern“. Hier geht es also um die Ablösung des sogenannten „Blue Stack“ für Oracles ERP-Systeme auf dem Power System i und seinen Vorgängern durch den „Red Stack“ für Oracle-Hardware. Der „Blue Stack“ besteht im wesent­lichen

aus den IBM-Produkten DB2 und Websphere, für die Oracle ab Oktober 2016 keinen Support mehr bieten will. Die Kompatibilität bleibt davon unberührt weiter bestehen. Oracle hat den Verkauf von DB2- und WebsphereLizenzen allerdings bereits Ende 2013 eingestellt und wird ab Herbst 2016 die Lösung technischer Probleme komplett der IBM übertragen. Centric unterstützt mittelständische und große Unternehmen unterschiedlichster Branchen, darunter Fertigungsindustrie, Konsumgüterund Pharmaindustrie, Healthcare, Handel und Großhandel. Das neue Angebot dürfte übrigens auch für Anwender von JD Edwards Enterprise World interessant sein, die über eine Migration auf Enterprise One nachdenken. www.centric.eu

Schneller als der Markt

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Rechnungswesen für Fertiger „Wir sind sehr zufrieden mit fimox. Arbeitsabläufe wurden deutlich optimiert. Die Zeitersparnis wird nun sinnvoller für umfangreiche Analyse- und Planungstätigkeiten genutzt, die dank der einfachen Berichtsdefinition sehr flexibel gestaltet werden können.“ Markus Sell Leiter Finanzbuchhaltung LIBA Maschinenfabrik GmbH

www.fimox.de

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uf die starke Präsenz in Europa und Amerika führt Docuware-Vorstand Jürgen Biffar das überdurchschnittliche Wachstum von knapp 25 Prozent auf 21,4 Mio. Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2013 zurück. Laut Aussage des IT-Branchenverbandes Bitkom lag das Wachstum des Marktes für Dokumenten- und Content-Management in Deutschland im Jahr 2013 bei 5,6 Prozent; für 2014 wird mit 6,4 Prozent gerechnet – das Marktpotential ist weiterhin riesig. Im 25. Jahr seit Firmengründung hat Docuware, Hersteller von Dokumentenmanagementsoftware aus Germering, einen weiteren Schritt zum Ausbau der weltweiten Präsenz geschafft; das Wachstum lag zum vierten Mal in Folge im zweistelligen Prozentbereich. Die Übernahme von Westbrook Tech-

Docuware-Vorstand Jürgen Biffar konnte im Jahr 2013 über 1.000 Neukunden überzeugen

nologies, einem Anbieter von ECMLösungen in Nordamerika, und die Zusammenführung beider Produktlinien bis 2016 sollen das Wachstum weiter beflügeln.

Globale Partnerschaft für Produktdaten

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Allerdings sind die Zahlen des Jahres 2013 nur bedingt mit den Werten von 2012 zu vergleichen, da sie die Zahlen der neuen Tochtergesellschaft enthalten. Ohne Westbrook hätte das Umsatzplus 12,3 Prozent betragen, bereinigt um Wechselkursschwankungen sogar 14,1 Prozent. Der von den autorisierten Docuware-Partnern daraus generierte Projektumsatz lag bei rund 100 Mio. Euro. Die Zahl der Installationen beträgt nach Firmenangaben ca. 11.000 – über 100.000 Anwender arbeiten demnach täglich mit der Software aus Germering. Das größte Umsatzwachstum der Docuware-Gruppe wurde mit 38,3 Prozent auf dem US-Markt erzielt. Gemeinsam konnten die US-Töchter Docuware Corporation und Westbrook 47,1 Prozent zum Gesamtumsatz beitragen. Deutschland erreichte ein Wachstum von 15,9 Prozent und damit 32,6 Prozent des Gesamtumsatzes. Auch die Zahl der Neukunden kann sich sehen lassen: Mit 1.026 entschieden sich zum dritten Mal in Folge weltweit über 1.000 weitere Unternehmen für Docuware.

ansa, Anbieter von Software zur Geschäftsprozessintegration und Datensynchronisierung, baut die weltweite Zusammenarbeit mit 1Worldsync aus, dem internationalen Netzwerk für Produktdatenmanagement. Die Kunden beider Unternehmen profitieren damit künftig von „Rundum-Lösungen“ für das Management und die Distribution ihrer Produktinformationen. Ziel ist eine vollkommen integrierte Lösung für die Erstellung und Verwaltung von Artikeldaten. Während 1Worldsync eine Plattform für den Austausch der Produktinformationen zwischen Herstellern und ihren Handelspartnern bietet, liefert Lansa die nötige Software „hinter der Firewall“ zur Erstellung, Anreicherung, Aggregation, Verwaltung und Verteilung von Produktdaten. Beide Partner arbeiten bereits seit 2001 zusammen und haben etliche gemeinsame Kundenprojekte zur Vereinfachung der Artikelverwaltung abgeschlossen. Auf dem Weg zu gemeinsamen Industriestandards wollen 1WorldSync und Lansa eine Komplettlösung für das „Product Information Management“ (PIM) mit Echtzeitintegration schaffen, die der GS1-Community eine hoch konfigurierbare Lösung für das Management und die Synchronisation seiner Produktdaten bietet.

www.docuware.com

www.1worldsync.com

Docuware: Umsatzsprung durch neue US-Tochter Westbrook

Es hapert vor allem am Passwortmanagement, hat das Softwarehaus Powertech in seiner alljährlichen Studie „State of IBM i Security“ herausgefunden. Die Serverplattform an sich gilt als sehr sicher – doch organisatorische Schwächen und laxe Sicherheitskontrollen bieten vielerorts Angriffspunkte für Hacker oder böswillige Mitarbeiter. Bei mehr als der Hälfte aller Server in der Untersuchung gab es über 30 User mit Default-Passworten. Und bei jedem dritten Server wurden die User nicht zu regelmäßigen Änderungen ihrer Passwörter aufgefordert, bei 40 Prozent sind weder Ziffern noch Sonderzeichen für Passwörter vorgeschrieben. www.ibmisecurity.com

Als neue mobile Dienstleistung bietet der Wiesbadener IT-Dienstleister K&P Computer ab sofort für Unternehmen die vollständige Löschung elektronischer Daten an, ebenso die mechanische Zerstörung von Festplatten gemäß DIN 66399, Sicherheitsstufe 4. Der Service KPC Secure ist besonders geeignet für vertrauliche Daten mit einem hohen Schutzbedarf, wie Personal- und Gehaltsdaten, Bilanzen oder medizinische Berichte. www.kpc.de

Neue Umsatzpotentiale mit „mobile Natives“ erschließen – bei dieser Aufgabe wollen die Berater der Düsseldorfer Tailor IT GmbH Unternehmen der Bekleidungsbranche helfen. Fazit der aktuellen Studie „Shopping Environments 3.0“: Die rechtzeitige Einstellung auf die Smartphone-Generation erlaube die Beeinflussung der „Customer Journey“ zugunsten stationärer Händler. Eine Befragung von 600 Konsumenten ergab, dass über 40 Prozent ihr Smartphone für Informationsgenerierung, Preissuchmaschinen und Onlineshopping nutzen. Erstaunlicherweise glaubten aber nur rund 18 Prozent, dass Smartphones ihr Einkaufsverhalten beeinflussen. Das zeigt auch, wie selbstverständlich das Gerät bereits geworden ist. www.tailorit.de

Mit einem einheitlichen „Corporate Design“ präsentieren sich nun alle Unternehmen der Hanse-Orga-Gruppe, die dabei nur noch als Dachmarke fungiert; die Unternehmen Hanse Orga AG, Cogon GmbH und SymQ GmbH bleiben weiterhin bestehen. Für die Optimierung ihrer Finanzprozesse können die Kunden auswählen aus SAPintegrierter Finanzsoftware der Hanse Orga, ERP-unabhängigen Lösungen von Cogon oder SAP-Treasury-Beratung durch SymQ. „Durch den einheitlichen Auftritt rückt das Synergiepotential in den Vordergrund, das Kunden aus unserem übergreifenden Ansatz schöpfen können“, glaubt Sven Lindemann, Vorstandsvorsitzender der Hanse Orga AG. www.hanseorga-group.de


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Herr Smets, Trends wie E-Commerce sorgen für einen Umbruch im Handel? Was verändert sich – was bleibt? Klaus Smets: Die Händler ändern momentan grundlegend die Methoden, mit denen sie ihr Geschäft beleben. Dabei beobachten wir zwei gegenläufige Entwicklungen. Die klassischen Einzelhändler, die ihre Ware seit Jahrhunderten über Schaufenster präsentieren und – wenn sie größer sind – über eine Kette von Filialen in die Fläche bringen, nutzen zunehmend das Internet als neuen Vertriebsweg. Wobei das Internet ja nicht wirklich neu ist, sondern sich seit 15 Jahren in der Erprobung befindet. Das heißt auch: Hier haben sich im Laufe der Zeit bereits lupenreine Onlinehändler entwickelt, die ihr Geschäft ausschließlich im Internet aufgebaut haben. Diese Onlinehändler beginnen jetzt umgekehrt damit, eigene Filialen zu eröffnen.

„Wir wollen auch in Deutschland die Nr.1 an der Kasse werden!“ Text: Berthold Wesseler | Fotos: Toshiba

Im Gespräch mit Klaus

Smets, Manager Toshiba Retail

Toshiba und IBM gründeten 2012 ein 80:20-JointVenture unter dem Namen Toshiba Global Commerce Solutions (TGCS), in das die IBM-Sparte Retail Store Solutions (RSS) eingebracht wurde. RSS erzielte seinerzeit mit weltweit rund 1.000 Mitarbeitern rund 1,15 Mrd. Dollar Jahresumsatz. Mittlerweile ist die Integration von RSS in den japanischen Konzern weit fortgeschritten. Vor diesem Hintergrund sprachen wir mit Klaus Smets, Manager Toshiba Retail, über die Folgen des Onlinebooms für die IT-Systeme im Handel.

Warum? Smets: Die Onlineshops haben zwar rund um die Uhr geöffnet und vielleicht auch das umfangreichere Sortiment, aber die InternetHändler vermissen den direkten Kontakt mit den Kunden. Zalando beispielsweise hat jetzt die ersten Ladengeschäfte in Berlin eröffnet. Letztlich kann der Einkauf auch ein sinnliches Erlebnis sein. Farben und Größen sind am Bildschirm oder im Katalog nicht wirklich darstellbar – Geschmack und Geruch ebenso wenig. Shopping kann wirklich Spaß machen und nicht nur Zeit kosten. Bei Globetrotter in Köln kann man samstags Kanu fahren oder tauchen. Einkauf wird so zum Event, das man teilen kann – und bei dem man die Produkte hautnah erlebt, was im Internet nicht möglich ist. Eine wichtige Rolle dabei spielt auch die kompetente Beratung vor Ort. Eines ist also klar: Die Filiale bleibt wichtig, selbst wenn Händler auch ins Internet gehen. Diese Mehrgleisigkeit im Angebot vernünftig zu organisieren und in der IT abzubilden – das bewegt die Einzelhändler derzeit wohl am stärksten. Wo liegt das Problem? Smets: Die klassischen Einzelhandelsketten betreiben längst auch Onlineshops, in denen sie ähnliche Ware wie in ihren Filialen verkaufen – aber, und das ist ein großes Aber, über eine völlig separate Infrastruktur und mit eigenständiger Warenwirtschaft. Es ist etwas völlig anderes, über eine räumlich beschränkte Filiale eine Region zu bedienen als über einen Onlineshop ganz Deutschland. Die Probleme sind vielfältig: Ein Kunde hat im Internet bestellt und kommt zum Umtausch in die Filiale, falls das Produkt nicht passt oder nicht gefällt. Das klappt heute oft noch nicht, weil das Produkt nur im Onlineshop geführt wird. Oder weil die Filiale ein völlig eigenständiges Geschäft ist, selbst wenn beide zu demselben Unternehmen gehören. Oder der Kunde kommt in die Filiale und findet dort ein Produkt, das aber in der richtigen Größe oder Farbe nicht vorrätig ist. Dann sollte er es eigentlich direkt kaufen können und aus dem Onlineshop oder vom Lager zugeschickt bekommen. So ließen sich auch kostspielige Retouren vermeiden. Wie und wo kann moderne IT den Handel bei der Umsetzung dieser Trends unterstützen? Smets: Das ist ein Thema, mit dem wir uns bereits seit gut fünf Jahren intensiv beschäftigen. Das Ergebnis ist unser Produkt TCxGravity für große Einzelhandelskonzerne, mit dem wir verschiedene Commerce- und ERP-Systeme über

„Die Filiale bleibt wichtig, selbst wenn Händler auch ins Internet gehen. Diese Mehrgleisigkeit im Angebot vernünftig zu organisieren und in der IT abzubilden – das bewegt die Einzelhändler derzeit wohl am stärksten.“

eine gemeinsame Plattform zusammenführen und alle wichtigen Informationen an der Kasse bereitstellen, sowohl aus dem Online- als auch aus dem Filialgeschäft. Wir arbeiten mit den wichtigen Backoffice-Systemen zusammen, sei es SAP, sei es Microsoft Dynamics oder IBM Smarter Commerce. Außerdem hilft diese Konsolidierung auch beim Einkauf, so dass dieselbe Ware nicht mehr separat für Filiale und Onlineshop bestellt werden muss. Das vereinfacht die Logistik und bringt Kostenvorteile durch höhere Mengenrabatte.

Was wird dadurch möglich? Smets: Ein Kunde kommt beispielsweise mit online erworbener Ware, deren Farbe er sich anders vorgestellt hat, zum Umtausch in eine Filiale. Dort schaut er sich die Produkte an und nimmt eines mit der „richtigen“ Farbe mit. Oder lässt es sich aus dem Onlineshop zuschicken, falls es im Geschäft nicht in der passenden Größe vorrätig ist. Die Logistik dahinter wird vom Verkäufer direkt über TCxGravity geregelt, das dazu mit den jeweiligen Anwendungen kommuniziert. Der Verkäufer kann in jedem Fall diesen Artikel umtauschen oder den Preis gutschreiben. TCxGravity bündelt also alle Informationen aus dem Online- und Filialgeschäft an einer Stelle. Der Einzelhändler kann seine Geschäfte wieder auf einer einzigen Plattform abwickeln – und zwar an der Kasse. Der Verkäufer hat wieder alles im Griff, weil er alle wichtigen Informationen auf dem Display seiner Kasse oder auch auf einem Tablet-PC abrufen kann. Er weiß, egal wo er sich befindet, welche Produkte vorrätig sind bzw., falls nicht vorrätig, wann sie lieferbar wären. Er sieht sogar eventuell, was die Kunden zuvor bereits gekauft haben und was er passend dazu empfehlen könnte. Das ist also die Verzahnung der Vertriebswege zum Multichannel-Commerce? Smets: Wir bevorzugen den Begriff Omnichannel-Commerce, weil damit gemeint ist, dass alle Vertriebskanäle gebündelt werden und nicht mehr separat nebeneinander stehen, wie es bei Multi- oder Cross-Channel der Fall wäre. Das Einkaufserlebnis soll stets optimal sein – egal ob offline in der Filiale oder online im Internet. Jeder Vertriebsweg soll also seine Stärken ausspielen – und der Kunde dabei von Fall zu Fall den einen oder anderen wählen können? Smets: Genau! Wobei der Service trotzdem aus einem Guss ist. Der Verkäufer hat bei der Beratung über sein Tablet Zugriff auf alle Detailinformationen im Internet – und sollte besser wissen als der Kunde, wo er bei Spezialfragen Antworten findet. Viele Fragen kann ein guter Verkäufer ohnehin aufgrund seiner Erfahrung aus dem Stegreif beantworten. E-Commerce boomt, aber den Löwenanteil des Geschäftes macht der Handel noch klassisch im Ladengeschäft. Wie muss sich dieses verändern, damit es attraktiv bleibt? Smets: Der Verkäufer braucht direkten Zugriff auf mehr und bessere Informationen. Dabei wird der Verkäufer der Zukunft nicht mehr hinter der Kasse stehen, sondern sich in der Fläche bewegen und die Kunden viel mehr als heute vor Ort am Produkt beraten. Dazu kann er auf Smartphone oder Tablet zurückgreifen – und darüber auch die Ware des Kunden direkt abkassieren. Der Verkauf findet am Produkt statt und nicht mehr an der Kasse. Stichwort Bezahlen: Ist Mobile Payment denn schon praxisreif ? Smets: Mobile Payment ist ein Trend, den wir wahrnehmen. Toshiba bietet z.B. eine mobile Shopperlösung namensTCxAmplify an. Damit können sich die Kunden über eine App, die sie vorher auf ihr Smartphone geladen haben, autorisieren und dann Waren mit dem Barcode einscannen. Bezahlt wird beispielsweise an einer Zahlstation oder „Self Check-out“. Als Betriebssystem unterstützen wir wahlweise Android oder iOS. Der Kunde erhält über den Barcode auch weitere Produktinformationen wie die Materialzusammensetzung oder bei Lebensmitteln die Inhaltsstoffe. Dabei kann beispielsweise von Allergikern automatisch die persönliche Verträglichkeit überprüft werden.


Klaus Smets

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Der wichtigste Kontakt zum Kunden findet für den Händler an der Kasse statt. Was macht für Sie den modernen „Point of Sale“ aus? Smets: Er sollte offen sein, also keinesfalls wie eine Barriere auf den Kunden wirken. Der eigentliche PoS wird immer kleiner, wobei gleichzeitig die Kundeninformation immer stärker in den Vordergrund rückt. Weil das Markenerlebnis wichtiger wird, spielt auch das Design der Kasse eine größere Rolle. Sie wird also nicht nur kleiner, sondern auch eleganter. Die moderne Kasse ist kein Fremdkörper mehr, sondern wird voll und ganz in das durchgestylte Erscheinungsbild des Ladengeschäftes integriert. Künftig wird der Kunde auch ohne direkten Kontakt mit einem Kassierer bezahlen können. Da der Einzelhändler im Bargeld auch das Risiko von Überfällen und Diebstählen sieht, wird er das bargeldlose Bezahlen immer attraktiver gestalten. Dennoch möchten noch viele Konsumenten aus unterschiedlichen Gründen bar bezahlen, so dass der Einzelhändler nach wie vor Bargeldzahlung anbieten muss. Es könnte aber durchaus sein, dass zunehmend Dienstleister an der Kasse sitzen. Jeder Kunde hat in Zukunft ein Smartphone. Deshalb werden wir dieses Medium für die Händler nutzbar machen, damit er Kunden nicht nur in sein Geschäft locken kann, sondern sie auch zum Einkauf motiviert. Was bedeutet das Smartphone für die Filiale? Smets: Der neue Trend aus den USA heißt kurz und knapp „SoLoMo“ – social, local & mobile! In den USA sind wir wie so oft schon weiter; dort teilen die Menschen der Welt bereits mit, in welchem Café sie gerade sitzen. Wir werden abwarten müssen, welche Informationen der Handel auch wirklich verarbeiten darf, die er über das Smartphone und WLAN, Bluetooth und Co. eigentlich über den Menschen vor oder in seinem Ladengeschäft in Erfahrung bringen könnte. Der Einzelhändler würde seine Kunden am liebsten in- und auswendig kennen. Je mehr Kundenprofile er über Kundenkarten oder Apps aufnehmen kann und aus Datenschutzgründen auch darf, desto besser. Wenn der Kunde das will, kann er somit viel wirksamer und gezielter informiert werden, welche Produkte für ihn interessant sind. Der Kunde fühlt sich besser behandelt und wird belohnt, etwa durch Preisvorteile. Umgekehrt steigen sich die Verkaufschancen des Händlers. Somit profitieren beide Seiten. Stichwort Kundeninformation: Die IT liefert neben dem Smartphone mit Digital Signage oder auch QR-Codes völlig neue Möglichkeiten. Wie kann der Händler diese Potentiale nutzen?

Kaum Akzeptanz für „mobiles Bezahlen“ Die Idee hinter „Mobile Payment“ ist denkbar einfach: Anstatt ein dickes Portemonnaie mit zahlreichen Bank-, Kredit- und Kundenkarten in der Tasche mit sich herumzutragen, soll es das Smartphone an der Kasse richten, welches – so das liebste Argument der Fürsprecher – sowieso immer am Start ist. Doch warum erfreut sich diese angebliche Erleichterung dann bislang kaum an Beliebtheit? Denn, so Wirecard-Manager Christian von Hammel-Bonten: „Im Prinzip ist die Bezahlmethode mit dem Smartphone nicht wirklich anders als eine normale Kartenzahlung!“ Doch der deutsche Mobile-Payment-Markt zeichnet sich derzeit vor allem durch eine Vielzahl von Anbietern und verschiedenen Lösungen – ca. 30 an der Zahl – aus. Diese Fragmentierung führt dazu, dass der Smartphone-Nutzer an der Kasse zunächst überlegen muss, mit welcher Technologie – haus­e igener bzw. Bezahl-App oder Scanmethode – er seine Rechnung begleichen kann. „Die starke Fragmentierung des Mobile-Payment-Marktes wirkt sich sehr kontraproduktiv auf die Akzeptanz und vor allem die Nutzung von echtem Mobile Payment aus“, weiß Mirko Hüllemann, Geschäftsführer der Heidelberger Payment GmbH. „Für den Durchbruch fehlt zur Zeit ein großer Anbie-

„Jeder Kunde hat in Zukunft ein Smartphone. Deshalb werden wir dieses Medium für die Händler nutzbar machen, damit er Kunden nicht nur in sein Geschäft locken kann, sondern sie auch zum Einkauf motiviert.“ Smets: Neben klassischen Anzeigen, Prospekten und Newslettern wird die Präsenz in so­zialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter immer wichtiger. Außerdem wird der Händler je nach Bedarf sehr vielfältige Optionen nutzen, von klassischen Plakaten und Aufstellern im Geschäft bis hin zu Bildschirmwerbung und elektronischen Etiketten. Und natürlich kann sich sein Kunde über das Smartphone, eventuell mit speziellen Apps, aktiv weitere Informationen beschaffen. Im Lebensmittelhandel beispielsweise will man über „Electronic Shelf Labels“ dem Kunden an einem Tag unterschiedliche Preise anbieten, wie es heute schon an den Tankstellen selbstverständlich ist. Sie lösen immer mehr die gedruckten Informationen am Regal ab. Die gewonnene Flexibilität bei der Preisgestaltung kann genutzt werden, um beispielsweise Rentner für einen Einkauf in der Mittagszeit zu mobilisieren und so die Kassen nach Feierabend zu entlasten. Im Textilhandel dagegen will man hochwertige Ware überhaupt nicht mehr mit einem Etikett versehen, sondern versieht sie mit RFIDChips. Das erlaubt neben der Preisauszeichnung auch die Diebstahlsicherung durch Funktechnik. RFID spielt demzufolge auch in unserem Druckerbereich eine sehr entscheidende Rolle. Ganz nebenbei erleichtert RFID auch die Inventarisierung enorm. Der Mitarbeiter muss mit dem Scanner nicht mehr die Produkte einzeln erfassen, sondern scannt diese beim Gang durch das Geschäft und das Lager.

Hilft RFID auch schon dem Kunden? Smets: Bisher noch nicht. Es gibt zwar schon gewisse Smartphone-Hersteller, die Funkchips verbauen – bisher aber lediglich für die sogenannte Near Field Communication. NFC erlaubt den kontaktlosen Austausch von Daten per Funktechnik über kurze Strecken von wenigen Zentimetern und kommt heute vor allem beim Mobile Payment zum Einsatz. Ein RFID-Scanner im Smartphone wäre ein nächster logischer Schritt, der weitere Informationswege neben WLAN und Bluetooth eröffnet.

Hier im Einsatz in England: Toshibas mobile Shopperlösung TCxAmplify

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Im Jahr 2012 übernahm Toshiba die Kassensparte der IBM. Inwieweit konnte dieser Bereich bereits in das Unternehmen integriert werden? Wie hat sich die Zusammenarbeit mit IBM und den IBM-Partnern entwickelt? Smets: Das erste Jahr haben wir gebraucht, um unsere Aktivitäten im größten Markt, in Nordamerika, zusammenzuführen. Bis Mitte 2013 hatten wir alle IBM-Kunden kontaktiert und ihre Betreuung – falls gewünscht – übernommen. Danach lief die zweite Integrationswelle in Europa an, wobei das aufgrund der vielen Landesgesellschaften natürlich aufwendiger ist. Alle diese Gesellschaften sind unabhängig voneinander gewachsen – und überall gibt es unterschiedliche Gesetze und vor allem auch Mentalitäten. Wir sind jetzt in Deutschland bei der Finalisierung der Transaktion, die im Oktober abgeschlossen sein soll. Bereits seit 1. Dezember 2012 firmiert der Retail-Bereich in Deutschland als Toshiba Global Commerce Solutions. Inwieweit hat Toshiba mit dem Kassengeschäft von IBM auch deren Kunden in diesem Bereich übernommen? Smets: Lassen Sie es mich so sagen: Bei einem Betriebsübergang übernimmt der Käufer alle Rechte und Pflichten. Der Kunde hat natürlich ein Sonderkündigungsrecht und könnte seinen Vertrag auslaufen lassen. Deswegen haben wir präventiv das Gespräch mit jedem einzelnen Kunden gesucht und etwaige Bedenken gezielt und individuell ausgeräumt. Dabei hat uns sehr geholfen, dass die IBM-Mitarbeiter mit zu Toshiba gewechselt sind, die diese Kunden und deren Situation kennen. Auch die Kunden haben ihre Ansprechpartner behalten, ebenso das Team dahinter. Wie beim Service hat es auch bei der Produktqualität keine Abstriche gegeben. Positiv für unsere neuen IBM-Kunden hat sich vielmehr ausgewirkt, dass wir ihnen nun außer den Kassenlösungen viele zusätzliche Produkte aus dem Toshiba-Portfolio anbieten können, etwa im Softwarebereich, aber auch Peripheriegeräte wie Drucker oder Digital Signage. Die IBM-Kunden haben also nichts verloren, sondern gewinnen dazu – zusätzliche Produkte, mehr Personal­ ressourcen und Standorte sowie weitere Partner. Wie hat sich die Zusammenarbeit mit den IBM-Partnern entwickelt? Gab es da vielleicht auch Konflikte mit den ToshibaPartnern? Smets: Das kann ich nur auf europäischer Ebene beantworten. Hier haben wir keinen einzigen der früheren IBM-Partner verloren, sondern konnten vielmehr neue hinzugewinnen. Viele von ihnen waren Anfang Mai auf unserer Business-Partner-Konferenz „Toshiba Connect“ in Portugal. Sie gibt uns den nötigen Schub, auch

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in Deutschland das zu werden, was Toshiba mittlerweile weltweit schon ist: die Nr. 1 bei Kassensystemen. Toshiba arbeitet seit jeher intensiv mit Partnern zusammen, die spezielle Software für das Filialmanagement entwickelt haben, beispielsweise im Modehandel mit Höltl oder Futura. Solche Partnerlösungen wiederum docken dann an die Warenwirtschaftlösungen von SAP oder Microsoft an.

Was genau bietet Toshiba heute in Deutschland an? Smets: Alles, was der Handel am PoS braucht: von der stationären Kasse über mobile Kassen bis hin zu Applikationen für Smartphones. Darüber hinaus bietet Toshiba auch Lösungen für sogenannte „Self Check-out“-Systeme (SCOs), bei denen der Kunde ohne Kassierer eigenständig bezahlen kann, sowie Lösungen für „Digital Signage“, so dass Produktinformationen nicht mehr gedruckt am Regal oder in den Theken des Frischwarenbereichs angebracht werden müssen. Dazu kommen Softwareprodukte, wie z.B. Applikationen im Bereich Omnichannel oder Systemgastronomie – und gemeinsam mit Partnern geschaffene Branchenlösungen für Filialisten, wie etwa Mode- oder Möbelhändler sowie Bäckereien. Wir haben jetzt gerade unser neuestes Produkt angekündigt, die kompaktere PoS TCxWave A30 mit einem 15-Zoll-Display. Jetzt bieten wir also mit dem größeren Modell TCxWave, das im vergangenen Jahr vorgestellt wurde, und der neuen Tablet-Lösung TCxFlight schon eine neue gemeinsame Produktfamilie. Es gibt unter Toshiba ein durchgängiges, gemeinsames TCx-Produktportfolio im Handel – wobei TC für Toshiba Commerce steht und das x für „Experience“ in den unterschiedlichen Einsatzfeldern. Wie viele Mitarbeiter hat TGCS in Deutschland? Smets: In Deutschland beschäftigt Toshiba im Bereich der Handelslösungen etwa 200 Personen. Der Großteil davon arbeitet im Service, weil der Verkauf der Kassensysteme überwiegend über den indirekten Vertrieb und zwei Distributoren erfolgt. Das Serviceteam ist für die Wartung und die zeitkritische Störungsbehebung zuständig. Wir können in Serviceverträgen sogar versprechen, dass eine defekte Kasse innerhalb einer vorher definierten Zeitspanne wieder funktioniert. Denn ein Händler ohne Kasse geht gar nicht. In größeren Geschäften gibt es zwar oft mehrere Kassen, so dass der Ausfall eines Gerätes kompensiert werden kann. Doch bei kleinen Händlern bricht beim Ausfall der einzigen Kasse schon der Notstand aus. Herr Smets, vielen Dank für das Interview!

ter, der es durch einen klaren Nutzen und die Befriedigung des Sicherheits­bedürfnisses schafft, die Akzeptanz, Anmeldebereitschaft sowie das Vertrauen der End­kunden zu gewinnen.“ Uwe Härtel, Regional Sales Director bei Gemalto, hingegen sieht in der Angebotsfülle auch eine Chance: „Die Vielzahl an Lösungen von verschiedensten Anbietern muss kein Hindernis für die Akzeptanz einer Technologie sein, sondern bewirkt eher, dass Lösungen entstehen, die besser auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten sind.“ Der Kunde hat an der Kasse, sofern er zu jener kleinen Gruppe der Bevölkerung gehört, die dem mobilen Bezahlen offen gegenüber eingestellt ist, die Qual der Wahl der richtigen Lösung. Die Frage nach dem „Warum“ macht sich breit: Warum sich Gedanken über die „richtige“ Methode machen, wenn es auch einfach mit Bargeld oder Kreditkarte ginge? „Ja, Mobile Payment allein braucht kein Mensch“, so Nils Winkler, Aufsichtsratsvorsitzender bei Yapital. Diese Aussage zieht allerdings ein „Aber“ nach sich: „Es geht um das einfache, schnelle und sichere Bezahlen über alle Kanäle mit vielen Zusatzfunktionen: Transaktionen in Echtzeit einsehen, keine zeitraubende Eingabe von Bankdaten bei der Bezahlung von Rechnungen, in Echtzeit Geld an Freunde senden und vieles mehr. So entsteht Mehrwert!“ Kathrin Zieblo


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Russische Cyberkriminelle in der Krise? IT-Sicherheitsspezialist Trend Micro konstatiert eine wachsende Professionalisierung der Hackerszene

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ie Preise im russischen Untergrund purzeln, teilweise um 50 Prozent und mehr. Kosteten etwa die Kreditkartendaten eines US-Bürgers 2011 noch 2,50 Dollar, sind sie jetzt schon für einen Dollar zu haben. Gleiches gilt für den Scan eines gefälschten europäischen Reisepasses und für praktisch alle anderen Produkte und Dienstleistungen der russischen Cybergangster. Steckt die digitale Untergrundwirtschaft in Russland in der Krise?

Comarch arbeitet mit den beiden Partnern Abis und Barcotec zusammen. Der Adressenspezialist Abis, eine Tochter der Deutschen Post Adress, bereinigt, aktualisiert und korrigiert Adressen und sorgt so für optimale postalische Zustellbarkeit, wovon Comarch-Kunden z.B. bei Mailingkampagnen durch hohe Zustellquoten profitieren. Für Barcotec, einen Anbieter von Lösungen zur automatischen Identifikation (Barcode, RFID) sowie von Datenerfassungssystemen, entwickeln die Münchener bereits seit 2012 eigene Schnittstellen für Comarch ERP Enterprise. Diese als App umgesetzten Schnittstellen konnte Barcotec bereits erfolgreich bei den Kunden Steinbacher Dämmstoff und Leonhard Lang zum Einsatz bringen.

Spionageabwehr durch Experten  Der Maschinen- und Anlagenbaubau ist mit seinem Umsatzvolumen von 206 Mrd. Euro (2013) und 993.000 Beschäftigten nach Einschätzung des Branchenverbandes VDMA stark durch Spionage, Know-how-Diebstahl und „Reverse Engineering“ bedroht. Der geschätzte Schaden für die deutsche Maschinenbauindustrie liegt bei fast 8 Mrd. Euro jährlich, so das Ergebnis einer VDMA-Studie zur Produktpiraterie 2014. Trotz vieler Aktivitäten zur Sensibilisierung und Aufklärung sind das Bundesamt für Verfassungsschutz und die Landesbehörden als Partner für die vertrauliche Prüfung von Verdachtsmomenten nur unzureichend bekannt, ergab eine 2013 vom VDMA durchgeführte Umfrage unter knapp 200 Mitgliedern. Deshalb wurde jetzt eine vertiefte Kooperation mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) gestartet, um dessen Leistungen zur Spionageabwehr gemeinsam mit der Industrie gezielt weiterzuentwickeln, den Nutzen zu verdeutlichen und den Bekanntheitsgrad der Experten zu steigern. „Vertrauen und gegenseitige Information sind hierbei Kern einer funktionierenden Zusammenarbeit“, heißt es in einer Presse­information. Die bisher schon vorhandenen Kontakte bei der Sensibilisierung des Maschinen- und Anlagenbaus sollen „ausgebaut und verstetigt“ werden, etwa durch zielgruppengerechte Sensibilisierungs- und Informationsangebote und durch gemeinsame öffentlichkeitswirksame Aktivitäten. Kernzielgruppe sind ganz klar die „Hidden Champions“.   www.vdma.org

www.comarch.de

Das europaweite Partnerprogramm Shinrai – die japanische Bezeichnung für Treue, Loyalität und Erfolg – startete Oki Deutschland im Mai. Die Vereinheitlichung in ganz Europa soll die bisherigen Partnerschaften stärken und neue Partner überzeugen. Im Rahmen des mehrstufigen Programms können sich die Händler in den Partnerstufen Executive, Premium, Business, E-Commerce oder „Business Mail Order“ (BMO) qualifizieren. Der individuelle Partnerstatus basiert auf dem jeweiligen Geschäftsmodell des Partners und ist abhängig von der Integration sowie vom Engagement des Fachhändlers gegenüber dem Druckerhersteller. www.oki.de

www.netapp.de

Neue Partner bei Dienstreisen: Ihre „Global Expense Reporting Solutions“ (GERS) will IBM mit der Cloud-basierten Lösung von Concur ablösen – und verspricht GERSAnwendern bei einem Wechsel zu Concurs Reise- und Reisekostenmanagement weiterhin Outsourcing-Unterstützung durch die Abteilung „Global Process Service“ (GPS). Aktuell setzen laut Firmenangaben mehr als 20.000 Kunden in über 150 Ländern mit über 25 Millionen Geschäfts­ reisenden auf die Reisemanagementsuite von Concur, insbesondere global agierende Unternehmen. www.concur.com

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Im Mai hat IBM die Speicherfamilie der N-Serie abgekündigt, die seit 2005 auf Basis eines OEM-Vertrages mit Netapp vermarktet wurde. Statt dieses „Network Attached Storage“ sollen künftig IBM-eigene Speicherprodukte wie Storwize vermarktet werden. IBM war zwar der größte OEM-Kunde des EMC-Rivalen, soll aber laut Bloomberg zuletzt nur noch zwei Prozent zum NetappUmsatz beigesteuert haben, der im Fiskaljahr 2014 bei gut 6,3 Mrd. Dollar stagnierte. Trotzdem stieg der Netapp-Gewinn von 505 Mio. auf 638 Mio. Dollar; der Speicherhersteller beendete sein Geschäftsjahr übrigens mit 5 Mrd. Dollar Cash in der Kasse.

Ein neues Forschungspapier von Trend Micro kommt zu einem anderen Schluss. Die Experten des japanischen IT-Sicherheitsanbieters beobachten den russischen Online-Untergrund seit 2004 systematisch und analysieren Preis- sowie Technologieentwicklungen. Außerdem werten sie Art und Inhalt der Kommunikation zwischen den Onlinegangstern aus. Darüber hinaus vergleichen sie die so gewonnenen Ergebnisse mit der Situation in anderen digitalen Untergrundökonomien, z.B. China oder Brasilien, und veröffentlichen ihre Erkenntnisse. „Unsere neue Studie zum russischen Online-Untergrund fördert zwei Grundmuster zutage, wie man sie aus

zialisiert. Suchanfragen werden auf verseuchte Seiten umgeleitet und die Zahl der potentiellen Opfer wird systematisch erhöht. All dies erfolgt zunehmend automatisiert – daher die Preissenkungen auf breiter Front. „Der Preisverfall ist definitiv kein Krisensymptom, sondern Ausdruck der Professionalisierung“, konstatiert Schneider. Dieser Begriff solle das kriminelle Treiben nicht adeln, sondern nur deutlich machen, „dass wir es mit Könnern zu tun haben, die wir als Gegner gar nicht ernst genug nehmen können“. Denn der Bericht zeigt: Zum einen werden Angebote wie die Installationen von Schadsoftware, Denial-of-Ser-

Udo Schneider, Sicherheitsexperte bei Trend Micro

Lehr- oder Geschichtsbüchern zur Entwicklung kapitalistischer Marktwirtschaften kennt“, erklärt der Sicherheitsexperte Udo Schneider, Pressesprecher bei Trend Micro. „Ein

Preissenkungen wie aus dem Lehrbuch steigender Grad an Arbeitsteilung, und zwar sowohl innerhalb der Region als auch international, sowie Produktivitätsgewinne durch Automatisierung, die durch den Konkurrenzkampf und das hohe Angebot in den vergangenen beiden Jahren zu Preissenkungen geführt haben.“ Im internationalen Vergleich ist der russische Untergrundmarkt auf Produkte und Services rund um den Missbrauch des Internetdatenverkehrs spe-

vice-Attacken oder die Nachbesserung für gefälschte Dokumente teurer. Zum anderen aber bezieht sich die Preissenkung nur auf den Durchschnitt, während zugleich eine Spreizung der Preise nach Qualität stattfindet. Wer unentdeckt bleiben will, kann einen VPN-Dienst für 15 oder für 135 Dollar buchen, je nachdem, wie sicher die Verschlüsselung sein soll. Diese Entwicklung hält Schneider für beunruhigend, „denn die hochpreisigen Angebote sind keiner Monopolstellung des jeweiligen Anbieters geschuldet. Das heißt umgekehrt, dass sich die höheren Investitionen für die Cybergangster und -spione lohnen müssen. Wir müssen also davon ausgehen, dass von den Onlinegangstern eine ernste Gefahr für die deutsche Wirtschaft ausgeht.“ www.trendmicro.de

Gezeitenwechsel bei Kurznachrichten

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och im Dezember 2012 hatte der Handy-Kurznachrichtendienst SMS sein 20-jähriges Bestehen mit einem Rekord gefeiert. In dem Jahr war die Zahl der verschickten Nachrichten in Deutschland um neun Prozent auf 59,8 Milliarden gestiegen. Im Folgejahr 2013 sank die Zahl der versandten Kurzmitteilungen dann erstmals. Sie ging um 37 Prozent auf 37,9 Milliarden zurück. Darauf weist der Branchenverband Bitkom hin.

2013 ging erstmals überhaupt die SMS-Nutzung zurück „Wir erleben derzeit einen Gezeitenwechsel bei mobilen Kurznachrichten“, sagte Bitkom-Präsident Prof. Dieter Kempf. „Die SMS wird zwar auch künftig ihren Platz in der Kommunikation haben.“ Die Wachstumsimpulse jedoch kämen derzeit von Diensten für das „Instant Messaging“ (IM) und aus den sozialen Netzwerken. Die SMS war ursprünglich ein Nebenprodukt: Auf diesem Kanal wollten die Betreiber vor allem Informationen über eventuelle Netzstörungen an die Kunden verschicken. Lange bevor die E-Mail mobil wurde, ermöglichte die SMS, Textnachrichten unabhängig von Ort und Zeit zu übermitteln.

Die Vorteile der SMS: Sie funktioniert seit etwa 1994 auf jedem Handy und benötigt weder eine Internetverbindung noch eine gesonderte Anmeldung. Zudem können Nachrichten bequem über alle Mobilfunkanbieter zugestellt werden. Beim Messaging via Whatsapp und Co. müssen Absender und Empfänger hingegen den gleichen Dienst installiert haben. Jeder Deutsche verschickt im Schnitt derzeit rund 450 Kurznachrichten pro Jahr. Jahrelang hatte die SMS der zunehmenden Konkurrenz von Smartphone-Apps getrotzt. Die neuen IMDienste kannibalisierten die klassische SMS nicht, sondern kamen als neue Kommunikationsform hinzu. Parallel wurden viele neue Anwendungen für die SMS entwickelt: etwa der Versand von Bordkarten für den Check-in am Flughafen, die Benachrichtigung über Zugverspätungen, der Parkscheinkauf oder die Mobile-TAN fürs Onlinebanking. Solche SMS werden in aller Regel mit Großkundenrabatten über das Internet an Handys verschickt. Sie sind zwar weniger umsatzwirksam, konnten aber die langsam abnehmende SMS-Nutzung der Verbraucher kompensieren. „Die mobilen Breitbandnetze sind schneller geworden, die Zahl der Smartphone-Besitzer ist gestiegen, ebenso die Verbreitung von DatenFlatrates und kostenloser WLAN-Hotspots“, sagt Kempf. All dies beschleunige den Trend weg von der SMS und hin zu Messenger-Diensten per Apps. Auch die Datenmenge in den deutschen Mobilfunknetzen sei 2013 Jahr deutlich stärker gestiegen als erwartet: Es wurden 267 Mio. Gigabyte in den Netzen der Mobilfunkbetreiber übertragen. Das ist eine Steigerung um 71 Prozent gegenüber dem Vorjahr. www.bitkom.org


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EEG-Kopfschmerzen für RZ-Betreiber Der Kabinettsentwurf zur Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes ist laut Bitkom schlecht für deutsche Rechenzentren

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bilanzen Der Verkaufsumsatz von Esker im Geschäftsjahr 2013 belief sich auf 41,1 Mio. Euro – eine Steigerung um vier Prozent gegenüber dem Vorjahr. Grund für das Wachstum ist der anhaltende Erfolg mit Cloud-Lösungen für die Automation von Dokumentenprozessen. Der 2013 durch produktiv gesetzte Cloudverträge erzielte Umsatz ist um 16 Prozent auf 25,2 Mio. Euro gestiegen. Das entspricht mehr als 61 Prozent des Esker-Geschäfts. Diese Zahl berücksichtigt keine Verträge, die zum Jahresende für die Aktivierung im Jahr 2014 unterzeichnet wurden. www.esker.de

Jahresprognose bestätigt: Weiter auf Schrumpfkurs befindet sich die Software AG, die im ersten Quartal einen Rückgang des weltweiten Gesamtumsatzes von 224,9 Mio. auf 208,9 Mio. Euro verkraften musste. Ursächlich waren außer negativen Währungs­ effekten Umsatzrückgänge im traditionellen Datenbankgeschäft und der Verkauf des SAPBeratungsgeschäfts an die Scheer-Gruppe. Der Nettogewinn nach Steuern schrumpfte von 27,2 Mio. auf 18,6 Mio. Euro. www.softwareag.com

Einen Rekordumsatz von 42,46 Mio. Euro hat die GK Software AG 2013 erzielt – und damit den Vorjahreswert um fast 50 Prozent übertroffen. Mit dem rasanten Wachstum mithalten konnte auch der Gewinn des Softwarespezialisten für Filialen großer Einzelhandelsunternehmen, der im Vorjahres­ vergleich um 46,2 Prozent auf 1,20 Mio. Euro zulegte. Das Ebit wurde um 3,3 Prozent auf 1,27 Mio. Euro gesteigert.

Die Zentrale von Techdata in München

Softwareservices für IBM-Partner

www.gk-software.de

Großhändler Techdata mit neuem „Value Add“

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er IT-Großhändler TD Azlan bietet ein neues Businesskonzept für IBM-Partner, die Services im SoftwareUmfeld benötigen. Der Distributor vernetzt über eine Internetplattform Fachhandelspartner, die qualifizierte IBM-Softwareservices suchen oder anbieten möchten. IT-Services eröffnen Systemhäusern und IT-Fachhändlern nicht nur die Chance auf höhere Margen, sondern unterstützen einen erfolgreichen Projektabschluss, verstärken die Kundenbindung und helfen, Folgegeschäfte rechtzeitig zu erkennen. Doch oft fehlt es an der nötigen qualifizierten Manpower, da die Ausbildung von Mitarbeitern zeitintensiv und teuer ist oder vorhandene Servicemitarbeiter bereits in anderen Kundenprojekten eingesetzt werden. Genau hier setzt das neue Businessmodell von Azlan an. Der Distributor bietet IBM-Partnern über sein Ökosystem verschiedene IBM-Softwareservices an. Von Softwareconsulting über Lizenz- und Lizenzmanagement sowie Software-Asset-Management bis hin zu Anwendungs- und Integrationsservices, Software-Quality-Services, Softwaresupport oder Ausbildungsleistungen lassen sich in einem Onlineportal die Leistungen selektieren, die sie für ein spezielles Projekt zusätzlich benötigten und die bei spezialisierten Partnern eingekauft werden können. Dafür erhalten die IBM-Partner von TD Azlan ein maßgeschneidertes Angebot für die temporär benötigte Dienstleistung. Das neue Servicekonzept richtet sich generell an alle Partner, die Bedarf an IBM-Softwareservices haben. Unterstützt werden insbesondere: ❚ Partner, die selbst keine IBM-Soft­ wareservices anbieten, aber in einzelnen Kundenprojekten eine spezielle Unterstützung brauchen; ❚ Partner, die IBM-Softwareservices anbieten, kurzfristig aber keine freien Ressourcen zur Verfügung haben; ❚ Partner, die IBM-Softwareservices anbieten, aber zusätzliches Know-how für dedizierte IBM-Software benötigen. www.tdazlan-services.com

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achbesserungen für Rechenzentren fordert der IT-Verband Bitkom beim Kabinettsentwurf zur Reform des Erneuerbare-EnergienGesetzes (EEG), das Mitte Mai in erster Lesung im Bundestag beraten wurde. Wie andere wettbewerbsintensive Branchen sollten auch die Rechenzentren auf die sogenannte Liste 2 des EEG gesetzt werden und eine geringere EEG-Umlage zahlen.

Vertreiben höhere Strompreise die Rechenzentren? Die aktuellen Pläne würden Rechenzentren aus Deutschland vertreiben, so der Bitkom – denn der Strompreis für Rechenzentren liege in Paris bei 7 Cent pro Kilowattstunde, in Amsterdam und London bei rund 9 Cent – in Frankfurt hingegen bei 14 Cent. Finnland hatte jüngst mit Segen der EU-Kommission die Energiesteuern für Rechenzentren halbiert.

RZ-Standort Deutschland Deutschland gehört zu den wichtigsten Standorten für Rechenzentren in Europa; 2013 waren für die Branche und ihre Zulieferer hierzulande rund 200.000 Vollzeitarbeitnehmer tätig, hat der Bitkom ermittelt. Die RZ-Betreiber bewerten vor allem die Stromversorgung, den Datenschutz und die Rechtssicherheit hierzulande mit gut oder sehr gut. Als Belastung empfinden sie den sehr hohen Strompreis. 90 Prozent sehen ihn als Standortfaktor, der sich in den vergangenen fünf Jahren verschlechtert hat. 45 Prozent der befragten RZ-Betreiber können sich vorstellen, ins Ausland abzuwandern. Allerdings bedeutet ein RZ-Standort im Ausland für deutsche Einkäufer oft ein „No go“. Harte rechtliche Vorgaben bei der Energieeffizienz des RZ wären kein Problem, so der Bitkom. Hier sei die Branche Vorreiter – und deutsche Anbieter Weltmarktführer. www.bitkom.org

Mehr Server für weniger Geld

Die Energieeffizienz deutscher Rechenzentren ist zwar in den vergangenen Jahren stark gestiegen, doch der Strompreis nimmt weiterhin einen großen Anteil an den Betriebskosten ein. Dies gilt vor allem für sogenannte Colocation-Anbieter. Diese stellen besonders gesicherte Räumlichkeiten, Notstrom-

Colocation-Anbieter im knallharten Wettbewerb versorgung, Kühlung und Verbindung zum Internet bereit; die Kunden bringen ihre eigene IT-Infrastruktur wie Server ein. Solche Rechenzentren stehen besonders im internationalen Wettbewerb: Die Betreiber erzielen im Schnitt ein Drittel ihres Umsatzes mit ausländischen Kunden, die Stromkosten machen zwischen 30 und 40 Prozent der Gesamtkosten aus. Große Inhalte- und Service-Anbieter können sich weitgehend aussuchen, von wo aus sie ihre Internetdienste anbieten. www.eeg-aktuell.de

Starkes Wachstum meldete auch das Systemhaus Cancom für das erste Quartal – auf 185,4 Mio. Euro Umsatz (+37,2 Prozent). Der Vorsteuergewinn allerdings stagnierte wegen gestiegener Abschreibungen aufgrund der Akquisitionen bei 4,8 Mio. Euro auf Vorjahresniveau, der Gewinn schrumpfte leicht von 3,2 Mio. auf 3,1 Mio. Euro. „Unsere Wachstumsdynamik ist ungebrochen“, kommentierte CEO Klaus Weinmann trotz dieser Rentabilitätsprobleme. Das organische Wachstum liege bei 13,1 Prozent. www.cancom.de

„Hervorragend“ ins Geschäftsjahr 2014 gestartet ist Bechtle laut Vorstandschef Thomas Olemotz. Im ersten Quartal wuchs der Umsatz um 14 Prozent auf 586,7 Mio. Euro, das Betriebsergebnis (Ebit) sogar um 46 Prozent auf 21,2 Mio. Euro. Das Segment ITSystemhaus & Managed Services konnte den Umsatz um 13 Prozent auf 386,4 Mio. Euro steigern (Vorjahr: 341,4 Mio.). Wachstumsmotor waren die inländischen Systemhäuser. www.bechtle.com

Der Servermarkt entwickelte sich auch im ersten Quartal 2014 wie zuletzt gewohnt: Bei leicht steigendem Absatz (gemessen in ausgelieferten Stückzahlen) melden den Marktforscher von IDC und Gartner unisono ein weiter schrumpfendes Marktvolumen. Das liegt darin, dass der Absatz kleiner Standardserver stetig wächst, während die Nachfrage nach Midrange- und Highend-Systemen weiter schwächelt. Nur in Westeuropa ist es genau umgekehrt. Laut Gartner wuchs der Absatz zwar um 1,4 Prozent auf 2,4 Millionen Servereinheiten weltweit, doch das Markvolumen schmolz um 4,1 Prozent auf 11,4 Mrd. Dollar zusammen. IDC dagegen sah den weltweiten Servermarkt bei einem Absatzplus um 2,1 Prozent auf 2,1 Mio. Geräte um 2,2 Prozent auf 10,9 Mrd. Dollar schrumpfen. Marktführer bleibt demnach HP vor IBM

und Dell, wobei alle drei Umsatz einbüßten. Einziger Gewinner unter den Top 5 ist wie zuletzt fast gewohnt Cisco auf Platz vier – allerdings mit deutlichem Rückstand auf dem „Treppchen“ (+37 Prozent Umsatzwachstum auf 617 Mio. Dollar) und knapp vor Fujitsu. Gemessen in Stückzahlen sind beide nicht unter den ersten fünf Herstellern, sondern liegen hinter Huawei und Inspur Electronics. In der Region EMEA (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) wuchs der Servermarkt laut Gartner nach zehn Quartalen mit Umsatzrückgängen erstmals wieder – und zwar um 2,5 Prozent auf 3 Mrd. Dollar. Und das trotz eines erneuten Rückgangs der ausgelieferten Server um 6,1 Prozent auf 547.900 Stück. Wachstumsmotor war Westeuropa mit einem um 6,7 Prozent gewachsenen Umsatzvolumen.  we

Der Softwarekonzern CA Technologies arbeitet weiter am Turnaround; der Ausblick auf das jetzt angebrochene Geschäftsjahr 2015 ist jedenfalls zwiespältig. Der Umsatz soll weiter schrumpfen, um ein bis zwei Prozent auf gut 4,4 Mrd. Dollar – nach zuletzt acht Quartalen in Folge mit Umsatz­ rückgang. Allerdings arbeitet CA nach wie vor profitabel. www.ca.com/de

Die Datawatch Corp hat Ende März das Geschäftsquartal mit 8 Mio. Dollar Umsatz und einem Riesenverlust von 6,7 Mio. Dollar abgeschlossen. Firmenchef Michael A. Morrison nannte diese Bilanz „inakzeptabel angesichts unseres Potentials“ und will durch Verbesserungen im Vertrieb gegensteuern. www.datawatch.com


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kurz notiert Die SAP-Niederlassung in Shanghai

Das Systemhaus Profi Engineering hat sein Portfolio im Bereich „Software Defined Data Center“ durch eine Partnerschaft mit Nutanix erweitert. Dieser amerikanische Hersteller bietet hochgradig standardisierte Virtual-Computing-Plattform-Produkte als Erweiterung integrierter Systeme an. Größter Vorteil: Es ist keine komplexe SAN- und Speicherinfrastruktur mehr notwendig, da diese in der Appliance integriert ist. „Für unsere Kunden nimmt die Komplexität extrem ab“, verspricht Hamza Nadi, Leiter Lösungsvertrieb bei Profi. „Eine li­neare Skalierung nahezu per Plug and Play wird dem Gedanken einer automatisierten Cloud-­ Infrastruktur gerecht und reduziert die Kosten um ein Vielfaches.“

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er Bielefelder SAP-Partner Itelligence AG übernimmt rückwirkend zum 1. Januar 2014 die Mehrheitsbeteiligung an Gisa von der Envia Mitteldeutsche Energie AG (Envia M), die zuvor mit 74,9 Prozent beteiligt war. Neben Itelligence (mit 51 Prozent) bleiben Envia M mit 23,9 Prozent und die Kowisa Kommunalwirtschaft Sachsen-Anhalt GmbH mit 25,1 Prozent Teilhaber. Über die Höhe des Kaufpreises wurde Stillschweigen vereinbart.

SAP-Partner Itelligence erwirbt Branchenexperten Gisa

www.profi-ag.de

Seine Erfahrung aus über 440 realisierten ERP-Projekten in Produktions- und Handelsunternehmen weitet der IBM- und Microsoft-Partner KCS.net durch den Zusammenschluss mit dem 100 Mitarbeiter starken CRM-Haus Infoman AG aus. KCS.net selbst war bisher mit rund 200 Mitarbeitern an zwölf Standorten im deutschsprachigen Raum aktiv. Die etablierte Marke Infoman wird fortgeführt. Dr. Rainer Bamberger, Vorstandsvorsitzender der Infoman AG, wird als Mitglied der Geschäftsleitung der KCS.net Holding AG künftig die Verantwortung für den Geschäftsbereich CRM innehaben. www.kcs.net

Kooperation für Logistiker: Auf neue „maßgeschneiderte“ Anwendungen und Services für die Transport- und Logistikbranche erweitern die Konzerne SAP und IBM ihre langjährige Zusammenarbeit. Auslöser sei die Globalisierung der Transportwege, heißt es. Ein Ziel sei die Entwicklung einer neuen Softwareplattform für das Transportwesen, die innovative Technologien aus den Bereichen Analytik, Cloud und Mobilecomputing implementiert und z.B. das Umladen oder den Energieverbrauch optimiert. www.sap.de

Der ERP-Hersteller Epicor steht zum Verkauf. Die Investmentgesellschaft Apax Partners, die das texanische Softwarehaus 2011 für gut 1 Mrd. Dollar erworben und dann mit Activant Solutions verschmolzen hatte, strebt einen Verkaufspreis von 2,5 bis 3,5 Mrd. Dollar an. Epicor erzielte 2013 gut 978 Mio. Dollar Umsatz und hat 1,3 Mrd. Dollar Schulden angehäuft, u.a. um das AS/400Softwarehaus Solarsoft Business Systems zu übernehmen und die Dividenden an seinen Eigentümer zu bezahlen. www.apax.com

Nach dem Erwerb der Disclosure-Management-Plattform im Jahr 2011 hat SAP nun erneut Software der Duisburger Cundus AG eingekauft. Sowohl die Software zur Verwaltung von Pflichtveröffentlichungen („Disclosure Management“) als auch die neu zugekauften Lösungen erweitern das SAP-Portfolio für das regulatorische Berichtswesen von Finanzdienstleistern in Europa. www.cundus.de

E2open, Softwarespezialist für die Steuerung globaler Lieferketten, will durch die weltweite Partnerschaft mit KPMG die Beratung von Unternehmen bei ihren nachfrageorientierten Supply-Chain-Maßnahmen verbessern und diese in die Lage versetzen, ihre Planungs- und Beschaffungsprozesse genauer abzustimmen und schneller auf den tatsächlichen Bedarf und kurzfristige Nachfrageveränderungen zu reagieren. www.E2open.com/de

Im Rahmen ihrer internationalen Wachstumsstrategie hat der Leipziger IT-Dienstleister Comparex das mexikanische ITUnternehmen Perifel übernommen. Die Akquisition des 23 Mio. Dollar Jahresumsatz und über 70 Mitarbeiter starken MicrosoftPartners eröffnet der Comparex-Gruppe, die damit Niederlassungen in 31 Ländern hat, die lateinamerikanischen Märkte. www.comparex.com

Envia M verkauft IT-Tochter

Kommen Innovationen künftig aus China? Nicht nur die konsequenten Reaktionen auf den NSA-Skandal, auch Initiativen wie „Connected Cars“ zeugen von Mut und Kreativität

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nders als der deutsche Amtsschimmel reagiert die chinesische Regierung äußerst sensibel auf den NSA-Skandal. So wurde beispielsweise den Behörden im Reich der Mitte wegen Sicherheitsbedenken der Upgrade auf Windows 8 verwehrt – und Banken sollen dort ihre IBM-Server einmotten. Auch Cisco muss sich heftige Kritik vonseiten der chinesischen Regierung gefallen lassen. SAP dagegen leidet anders als viele US-Konzerne bisher nicht unter chinesischen Restriktionen. Im Gegenteil hegen die Walldorfer ERP-Marktführer angesichts zweistelliger Wachstumsraten in der Region die Hoffnung, dass ihr Ende 2011 verkündeter ChinaWachstumsplan aufgeht. CEO Bill McDermott nannte China bereits „die zweite Heimat der SAP“, in die seither bis einschließlich 2015 rund 2 Mrd. Dollar investiert würden.

Mark Gibbs, Präsident von SAP Greater China. Mit diesen Vorzeigeunternehmen entwickle man „Best Practices“, die sich dann übertragen ließen. „Im Automobilsektor, bei Versorgungsunternehmen sowie im Finanzbereich sind wir hier schon sehr erfolgreich“, verweist Gibbs auf die LighthouseKunden China Minsheng Bank oder den Autohändler China Grand Auto. Bei der Umsetzung der „Best Practices“ soll „One Service“ helfen – ein Angebot, das von SAP-Supportchef Uwe Hommel, der in Peking lebt, entwi-

China, die „zweite Heimat der SAP“ Der Ausbau der dortigen Aktivitäten erfolgt entlang der Schwerpunkte „Go to Market“, Aufmerksamkeit, Innovation, End-zu-End-Lösungen sowie Ökosystem. Es wurde massiv Personal eingestellt – und nächstes Jahr soll das neue China-Hauptquartier in Peking eröffnet werden. In allen Branchen konzentriere man sich zunächst auf sogenannte Lighthouse-Kunden, so

Mark Gibbs, Präsident von SAP Greater China: „Firmen in China gehen immer langfristig vor!“

ckelt wurde. Unter diesem Schlagwort bündelt die SAP ihre Support- und Consultingleistungen für große chinesische Unternehmen. „Die erkennen, dass wir damit Mehrwert generieren“, sagt Gibbs. „One Service ermöglicht uns, eine viel engere Beziehung zu unseren Kunden aufzubauen.“ Seiner Ansicht nach habe dieses Pilotmodell das Zeug dazu, konzernweit ausgerollt zu werden. Da die SAP AG rund 70 Prozent ihrer Kunden in China zum Mittelstand zählt, sieht Gibbs hier ein großes Potential von immerhin mehreren 100.000 Firmen. „Wir haben ein Team aufgebaut, das diese Firmen berät“, so Gibbs weiter. „Daneben setzen wir auf unser Partnernetzwerk, um die Kunden mit ihrer Expertise bei der Einführung unserer Lösungen zu unterstützen.“ „Firmen in China gehen immer langfristig vor“, meint Gibbs und erklärt: „Die Chinesen zeigen uns derzeit, wie schnell Innovationen die Welt verändern können. In den letzten zehn Jahren herrschte noch der Eindruck, dass China vom Rest der Welt lernt. Aber nun expandieren chinesische Unternehmen weltweit, sie entwickeln nicht nur neue Ideen in China für den lokalen, sondern auch für den globalen Markt.“ Gibbs nennt die Initiative „Connected Cars“ als Beispiel. Diese Idee werde derzeit in China intensiv weiterentwickelt und in der Praxis erprobt.

Gegründet 1993, betreut Gisa mit rund 600 Mitarbeitern an fünf Standorten in Deutschland neben Envia M rund 180 große und mittelständische Unternehmen als IT- und Outsourcingkunden. Das Geschäftsjahr 2013 wurde mit einem kleinen Umsatzplus auf 85,4 Mio. Euro abgeschlossen, während das Betriebsergebnis vom Rekordniveau 2012 (6,4 Mio. Euro) auf 5,2 Mio. Euro schrumpfte. Insgesamt konnten im vergangenen Jahr 30 Neukunden gewonnen werden, darunter die Energieversorgung Mittelrhein, die Bayernoil Raffineriegesellschaft mbH sowie das Fritz-Lipmann-Institut für Altersforschung.

Prozesskompetenz in der Energiewirtschaft Mit Gisa erwirbt Itelligence auch Branchen- und Prozesskompetenz in Energiewirtschaft und öffentlichem Sektor – und erweitert signifikant das Geschäftsvolumen des bestehenden Hosting-Geschäfts, das vom Standort Bautzen aus betrieben wird. „Unser Ziel ist es, gemeinsam mit unseren Energiespezialisten am Standort Oldenburg, die Marktsegmente Energie und den öffentlichen Sektor zu erschließen“, sagte Norbert Rotter, Finanzvorstand der Itelligence AG. „Ich erwarte hier mittelfristig ein deutliches Umsatzwachstum.“ Als bekannte Marke in Ostdeutschland werde Gisa nicht umgetauft; die Mitarbeiter an den Standorten in Berlin, Chemnitz, Cottbus, Halle (Saale) und Leipzig sollen gehalten werden; es sind auch weitere Einstellungen geplant. Carl-Ernst Giesting, der scheidende Vorstandschef von Envia M, zählt die IT nicht länger zu den Kerngeschäftsfeldern. Für Gisas nachhaltiges Wachstum sei jedoch ein Mehrheitsgesellschafter erforderlich, der wie Itelligence über Kernkompetenzen in der IT verfüge. Gisa bleibe aber ITDienstleister für Envia M. we

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Die All for One Steeb AG peilt Märkte jenseits von SAP an Mit dem Erwerb von Avantum sollen die Aktivitäten im Bereich „Business Analytics“ verstärkt werden

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ie die All for One Steeb AG meldet, wurde der Ende März angekündigte Aktienkaufvertrag zur Übernahme aller Anteile an der Avantum Consult AG, Düsseldorf, mit Wirkung zum 1. Mai planmäßig vollzogen. Das überwiegend in Deutschland und der Schweiz tätige Beratungsunternehmen Avantum hat sich auf die Themen „Performance Management“ und „Business Analytics“ spezialisiert – von der Konzeption bis zur Implementierung im gehobenen Mittelstand und in Großunternehmen. Die 2003 gegründete Gesellschaft beschäftigt

aktuell rund 70 Mitarbeiter, erzielte im Geschäftsjahr 2013 insgesamt rund 10 Mio. Euro Umsatz und arbeitet profitabel. Betreut werden Kunden wie etwa ANWR Group, Carl Kühne, Deutz, Daiichi Sankyo, Takeda Pharma, die Kirchhoffgruppe, Knauf Gips, Merck, Mitsubishi Hitachi Power Systems Europe oder Paulaner. Durch den Verbund will AvantumVorstand Michael Sinß die Ressourcen (und damit Leistungsfähigkeit) gewinnen sowie für die vielen Mittelstandskunden von All for One Steeb das Leistungsangebot ausbauen. Lars

Lars Landwehrkamp, Vorstandssprecher All for One Steeb, will nun auch im Gesamtmarkt für Business Analytics eine führende Rolle spielen

Landwehrkamp, Vorstandssprecher All for One Steeb AG, ergänzt: „Daher haben wir uns vor kurzem mit dem Übertritt des Gopa-Technologie-Teams im Bereich Technologieconsulting gezielt verstärkt. Nun wollen wir auch im Gesamtmarkt für Business Analytics und Performance Management eine führende Position einnehmen.“ Dazu will er Avantum ausbauen und mit den Fachkompetenzen des eigenen Analytics-Bereichs stärken; Avantum wird künftig als 100prozentige Tochterfirma geführt. www.avantum.de


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