3. Dezember 2014 | 29. Jahrgang | G 30793 E
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SAP-Anwender sind zurückhaltend
Neue Power8-Topmodelle IBM kündigt die Enterprise-Modelle E870 und E880 an | Seite 16
Aktuelle Studie zu ERP-Cloud und Hana vorgelegt | Seite 8
Jim Carlsson, CEO bei Clavister
Aus dem Inhalt Osys und UMB fusionieren Größter IBM-Partner in der Schweiz entsteht | Seite 2
Einheitliche Cloud-Strategie eröffnet viele Optionen
Neue Mitglieder der MES-Gruppe Bündnis für die Kunststoff- und Metallindustrie wächst | Seite 2 ANZEIGE
IT-Sicherheit in der Ära „nach Snowden“ Seit Mai 2013 haben Enthüllungen stattgefunden, die so niemals ihren Weg in die Weltöffentlichkeit finden sollten. Der ehemalige NSA-Mitarbeiter Edward Snowden deckte Details über die amerikanischen und britischen Ausspähprogramme Prism und Tempora auf.
Interview mit Gerhard Knoch, Vice President und General Manager DACH von Infor
Damit trat der Whistleblower eine Nachrichtenlawine los: Nahezu jeder Hersteller von IT-Sicherheitslösungen wurde mit dem Vorwurf konfrontiert, Backdoors einzusetzen. Einige wenige beteuerten, dass ihre Produkte keinerlei Hintertüren und andere Manipulationsmechanismen aufweisen. Doch viele hüllen sich bis heute in Schweigen und die Verunsicherung unter Usern und Unternehmen weltweit wurde täglich größer – und ist knapp anderthalb Jahre nach Snowden nicht kleiner geworden. Die IT-Chefs grübeln immer noch: „Wie viele Organisationen greifen auf meine Daten zu? Wo gehen die Informationen hin, und vor allem: Was machen die Empfänger damit?“ Einige Hersteller in der IT-Branche versicherten umgehend, dass ihre Produkte und Lösungen „spionagefrei“ seien. Durch die im „Patriot Act“ der USA gesetzlich vorgegebenen Richtlinien kann dies allerdings durchaus angezweifelt werden. Gewünscht sind daher europäische Alternativen zu US-Anbietern. Und diese sind durchaus am Markt zu finden. So garantieren europäische Hersteller sogar schriftlich, dass in ihre Produkte keine „Backdoors“ eingebaut sind und ein Zugriff durch Dritte („Third Party Access“) nicht möglich ist. Diese Garantie besteht bei Clavister bereits seit 2003; sie kann gewährleistet werden, weil es sich bei der Software um eine Eigenentwicklung handelt. Dadurch stellen auch Attacken wie Heartbleed oder Shellshock, die in diesem Jahr die Welt in Aufruhr versetzten, keine Gefahr für unsere Kunden dar.
Keos ohne Hochverfügbarkeit Trennung von den Partnern Vision Solutions und Tango/04 | Seite 2
Daten-Gezwitscher IBM kooperiert mit Twitter | Seite 3
Deutsche Bank mit Chief Data Officer
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Foto: Thomas Einberger
aum ein Anbieter betriebswirtschaftlicher Software kommt heute noch ohne ein Cloud-Angebot in seinem Produktportfolio aus. Und selbstverständlich will auch Infor, mit einem Umsatz von über 2,8 Mrd. Dollar und 73.000 Kunden weltweit ein Schwergewicht im Bereich Unternehmenssoftware, in der Cloud-Arena kräftig mitmischen. An Selbstbewusstsein jedenfalls mangelt es nicht: Die weltweit erste
„Industry Cloud Company“ wolle das Unternehmen werden, hieß es Anfang November auf der diesjährigen Kundenkonferenz Inforum in Frankfurt. Infors Cloud-Angebot folgt dabei genau der Strategie, mit der der erst 2002 gegründete Anbieter seinem durch expansive Akquisitionspolitik anfangs kaum überschaubaren Produktportfolio eine klare Struktur gegeben hat: Fokus auf sogenannte „Industry Suites“ für einzelne Branchen und deren Subsegmente, ein offenes Middleware-Framework für die
Integration sowie die Berücksichtigung der „Usability“ seiner Software auf den unterschiedlichsten Endgeräten. Mit der jetzt vorgestellten neuen CloudStrategie schreitet Infor auf diesem auch nach eigener Einschätzung noch langen Weg voran – und will seinen Kunden damit viele Handlungsoptionen für die Cloud-Adaption eröffnen. Hintergründe dazu erläuterte Gerhard Knoch, Vice President und Managing Director DACH bei Infor, im Gespräch mit DV-Dialog. Interview Seite 4 ANZEIGE
Führungsteam im IT-Bereich verstärkt | Seite 3
Leitfaden Crowdsourcing Bitkom-Publikation | Seite 3
IBM im Umbruch Chipfabriken verkauft | Seite 3
CEO Fehlmann tritt ab Fenaco nimmt IT-Tochter Bison unter die Fittiche | Seite 6 DVD IM INTERNET
SCHLAGZEILEN US-Post gehackt – Daten von bis zu 800.000 Beschäftigten geklaut usps.com +++ Riesige Sicherheitslücke Shellshock – IBM i nicht betroffen, AIX und Linux schon ibm.de +++ Bald nur noch Microsoft Lumia: Nokia verschwindet endgültig vom Handy-Markt microsoft.de +++ Hohe Verluste bei Amazon – Onlinehändler gesteht Flop des Fire Phone amazon. de +++ SSL-Sicherheitslücke Poodle: Der tut nichts? google. de +++ Ungarn besteuert Internet doch nicht: Sondersteuer nach Massenprotesten gekippt magyarorszag.hu +++ Neues SAP-Logo und Ärger wegen Mitarbeiterbefragung sap. de +++ Integration von Dropbox und Office Online geplant microsoft.de +++ Sicherheitsbedenken der Schweizer Regierung: Ausschreibung für Computernetz an 1.900 Standorten auf einheimische Anbieter beschränkt b bl.admin.ch +++
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midrange-markt
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unternehmen
DV-Dialog 12/2014 | 3. Dezember 2014
midrange-markt
Auf Nummer sicher in Sachen IT
4 Die Cloud konkret machen
Im Interview erläutert Gerhard Knoch, General Manager DACH bei Infor, die Cloud-Strategie seines Unternehmens
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er Bayerische IT-Sicherheitscluster e.V. hat die Applied Security GmbH, Großwallstadt, als Lizenznehmer für sein InformationssicherheitsManagementsystem ISIS12 vorgestellt. In dieser Rolle wird Apsec Mittelständlern künftig bei der Einführung der softwaregestützten Lösung für den systematischen Aufbau von Informationssicherheit begleiten.
6 Bison-CEO Fehlmann tritt ab
Fenaco nimmt die IT-Tochter unter die Fittiche
6 „Wir wollen nicht von einem Sparkurs reden!“
Interview mit Hans Peter Kurzen, Leiter Kommunikation der Genossenschaft Fenaco
7 Qualitätssiegel für das Veda-Outsourcing
„Software hosted in Germany“ dokumentiert sichere Datenzugriffe
7 Mehr Auswahl für die Hybrid-Cloud
Microsoft und IBM vereinbaren Zusammenarbeit
8 SAP Hana aus AS/400-Sicht
Informationssicherheit gemäß ISIS12 managen
Durch die integrierte Datenbank verwöhnte IBM-i-Kunden zögern
Thinkstock/iStockphoto
produkte 9 Spool Master 6.0 bald fertig
Nach der „Open Beta“ im August kommt jetzt die finale Version der Druckmanagementsoftware
9 Drucken ohne PC
Samsung mit Android-Bedienkonzept für Multifunktionsdrucker
Osys und UMB fusionieren
9 Multifunktionsdrucker für Cloud-Lösungen
Xerox lanciert „Connect Key“-Apps für die direkte Zusammenarbeit des Druckers mit Microsoft Office 365 oder Dropbox
Seite
Produkte
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ECM-Potentiale nutzen Comarch-Studie: Erfahrungsschatz als Entscheidungshilfe?
10 Echtzeiteinsicht in PHP-Requests Zend Server 8 mit Z-Ray Live!
11 Steuerung des Omnichannel-Warenflusses Plattformunabhängig die Warenwirtschaft über alle Kanäle optimieren
12 „Wirelurker“: Angriff oder Angriffstest?
Kommentar von Udo Schneider, Pressesprecher beim IT-Sicherheitsanbieter Trend Micro
13 Verschlüsselung zentral auf dem Mailserver
Group Business Software mahnt zusätzliche Verschlüsselung der E-Mail-Inhalte an
14 Mimix 8.0 macht Ernst mit „RaaS“
Vision erweitert Hochverfügbarkeitslösung für IBM i
14 Rundruf zu den Verbesserungspotentialen im Systemmanagement
Eine Kurzumfrage unter den Midrange-Experten in Deutschland
14 Marktübersicht: Tools für IBM-Anwender
Größter IBM-Partner in der Schweiz entsteht
www.apsec.de
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ie Schweizer Systemhäuser UMB und Datenanalyse (Business Analytics) AG und die Osys AG, beide im Jahr werden in der Tochter UMC AG gebün1978 gegründet, schließen sich zum delt. Nach nunmehr 20 Jahren in der 1. Februar 2015 zusammen. Gérard Geschäftsleitung, zuletzt als Inhaber Lüchinger, Inhaber und und CEO, sieht Gérard Lüchinger, der Sohn des langjähriger CEO der Osys AG, übernimmt bei UMB Firmengründers, den Zeitdie Rolle des CTO und wird punkt gekommen, durch als Verwaltungsrat Teil des den Zusammenschluss „für Führungsteams um UMBunsere Kunden und meine Chef Matthias Keller. Der Mitarbeitenden neue PersKaufpreis ist nicht bekannt. pektiven zu eröffnen. Dank Das fusionierte Unterneh des breiteren Service- und Wird CTO der UMB AG: men, in das UMB 150 und Produkteportfolios bringt Gérard Lüchinger, Osys 50 Mitarbeiter einuns der gemeinsame Weg der Sohn des bringt, bleibt zu 100 Prozent in jeder Hinsicht weiter.“ Osys-Gründers im Besitz des Managements. Keller, Inhaber und CEO Der Partner führender Herder UMB AG, sieht das Unterneh men nach der steller – neben IBM auch Fusion als „idealen PartCisco, Citrix, HDS, HP, Lenovo, Microsoft, Netapp ner für den Brückenschlag und Vmware – erzielt zwischen einer betriebs einen Jahresumsatz von ca. wirtschaftlichen und tech100 Mio. Schweizer Frannologischen Betrachtung ken. Die Kompetenzen rund relevanter IT-Themen“. Matthias Keller, um die Optimierung von www.umb.ch Inhaber und CEO der UMB AG Geschäftsprozessen (BPM)
Eine tabellarische Übersicht über das aktuelle Produktangebot
15 „Big Data“-Kopplung von Rechenzentren
Neue Mitglieder der MES-Gruppe
Adva Optical Networking erweitert das optische Netzwerksystem
16 Neue Power8-Server für Big Data
Open-Power-Systeme zur Konsolidierung von Commodity-Servern
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Anwendungen
Workload-Automation
Rossmann mit Softwareturbo zur Abwicklung von 8.000 Jobs pro Tag
anwendungen
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it der IVS Zeit + Sicherheit GmbH und der econ solutions GmbH haben sich zwei weitere Unternehmen der MES-Gruppe angeschlossen,
Bündnis für die Kunststoff und Metall verarbeitende Industrie die im Jahr 2002 als IT-Bündnis in der Kunststoff und Metall verarbeitenden Industrie gegründet wurde. Es geht den beiden Neulingen um die Optimierung von Zeiterfassung, Zugriffskontrolle
und Energienutzung mit dem Manufacturing Execution System (MES). Als Gründungsmitglieder der MESGruppe haben sie mit der Proses BDE GmbH, der OS Datensysteme GmbH und der Quipsy Quality GmbH ihre Systeme für Dokumentenverwaltung (DMS), Betriebsdatenerfassung (BDE) und Qualitätssicherung (CAQ) zu einem interagierenden System zusammengeführt. Dieses System heißt MESSolutions und ist das Produktionsleitsystem der MES-Gruppe. www.mes-solutions.de
Effizienzgewinn durch Neukonzeption des Berichtswesens
18 Eingespieltes Team
Mosolf und PKS machen bewährte RPG-Software fit für die Zukunft
18 Passt wie angegossen
Neue Lagersoftware für den Schuhversender Gebrüder Götz eingeführt
19 Tourenplanung unter Dach und Fach
Abgleich zugesagter Kontingente bei Braas
20 Neue Modesoftware für Ahlers
Alfa People führt Dynamics AX mit „Apparel & Textile“ ein
22 Blackberry wird ausrangiert
TX Logistik wechselt auf das Duo Samsung Knox und Mobile Iron
karriere 24 Personalien und Impressum
WMD baut neue Zentrale
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or 20 Jahren in Ahrensburg gegründet, ist die WMD GmbH – kurz für Workflow Management & Document Consulting – heute mit 130 Beschäftigten und 800 Installationen einer der größten deutschen Softwarehersteller
Visualisierung des neuen WMD-Gebäudes in Ahrensburg
für geschäftsprozessorientierte Workflows. Weil der bisherige Firmensitz für die mittlerweile 85 ortsansässigen Beschäftigten zu klein geworden ist, wird jetzt eine neue Firmenzentrale mit 2.400 m2 Bürofläche errichtet. Sie bündelt alle Ahrensburger Standorte und schafft Platz für mehr als 120 Beschäftigte. Die Fertigstellung ist für Herbst 2015 vorgesehen. www.wmd.de
Keos ohne Hochverfügbarkeit
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17 Maßgeschneidertes Reporting für Daiichi Sankyo
23 Veranstaltungen
Das auf die Bedürfnisse des Mittelstands zugeschnittene Modell enthält klar formulierte Anweisungen zum Aufbau eines Grundschutzes für die ITLandschaften von Firmen und Institutionen in zwölf Schritten. „Die einzelnen Maßnahmen betreffen etwa den Schutz vor Wirtschaftsspionage, die Datensicherheit sowie den Umgang mit möglichen Ausfallrisiken“, erklärt Apsec-Geschäftsführer Volker Röthel.
Die Macher der MES-Gruppe (von links): Nils Schroeder (Quipsy Quality), Stephan Theis (Econ Solutions), Andreas Reiling (Proses BDE) und Alexander Götz (IVS Zeit + Sicherheit)
ie Keos Software Service GmbH, seit 2008 eine Tochter der Frankfurter Convotis AG, trennt sich nach 25 Jahren von dem Geschäftsfeld Hochverfügbarkeit und beendet die Partnerschaften mit Vision Solutions und Tango/04. Ein Grund für die Entscheidung ist laut Geschäftsführer Jürgen Lange der Margenverfall in diesem Geschäftsfeld. „Alle Kunden werden in enger Zusammenarbeit mit den Herstellern betreut“, so Lange weiter. „Der reibungslose Transfer zu anderen Partnern ist somit für alle Kunden sichergestellt.“ Convotis fokussiere nun wachsende Geschäftsbereiche wie Cloud-Services oder IT-ServiceManagement. www.keos.de
Deutsche Bank mit Chief Data Officer
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ie Deutsche Bank hat erstmals einen „Chief Data Officer“ ernannt, um das Führungsteam im Bereich Technology and Operations weiter zu stärken. Sein Name ist JP Rangaswami (57); er kommt im Januar 2015 von Salesforce. com und soll bei der Standardisierung der Prozesse, Werkzeuge und Governance der Bank rund um die Informationsverarbeitung und bei der Unterstützung der digitalen Strategie der Bank eine wesentliche Rolle spielen.
JP Rangaswami kommt im Januar 2015 von Salesforce.com
Rangaswami war beim Anbieter von Software für das Customer Relationship Management seit 2010 als „Chief Scientist“ tätig. Zuvor hatte er verschiedene Positionen bei der BT Group im Bereich Technologie inne. Davor war er Global Chief Information Officer bei Dresdner Kleinwort Wasserstein. Rangaswami wird seinen Arbeitsplatz in London haben und an die beiden Chefs des Bereiches Group Technology and Operations (GTO) berichten, CIO Kim Hammonds sowie Jim Turley.
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Midrange-markt
„Leitfaden Crowdsourcing“ veröffentlicht Publikation des Arbeitskreises „Social Media“ im Verband Bitkom
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rowdsourcing liegt im Trend. Ob Testkäufe in Filialen, Finanzierung von Projekten oder Einbindung von Kunden bei der Produktentwicklung: Immer mehr Unternehmen übertragen einen Teil ihrer bisherigen Aktivitäten an die Masse der Internetnutzer, die sogenannte Crowd. Das gilt sogar für Softwaretests (siehe DV-Dialog 11/2014, Seite 15). Die Unternehmen können sich so besser auf die Aufgabe konzentrieren, die Qualität ihrer Dienste und Produkte sicherzustellen. Wie diese
neue Form der Arbeitsorganisation umgesetzt werden kann und welche Folgen sie hat, beschreibt ein neuer Leitfaden „Crowdsourcing“. Er wurde vom Arbeitskreis Social Media des Verbandes Bitkom mit Mitgliedern des Deutschen Crowdsourcing-Verbands und weiteren Experten erstellt. Als Crowdsourcing bezeichnet man die Auslagerung von Arbeits- und Kreativprozessen an die Masse der Internetnutzer. Eine heterogene, zeitlich und räumlich unabhängige Gruppe arbeitet zusammen, um
„Crowdsourcing bildet die Basis für ein neues Verständnis von Arbeit, Innovation und Finanzierung.“ Catharina van Delden, Bitkom-Präsidium
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kurz notiert ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Unternehmen können so die kollektive Intelligenz einer großen Zahl von Internetnutzern einbeziehen. „Crowdsourcing bildet die Basis für ein neues Verständnis von Arbeit, Innovation und Finanzierung“, sagt Catharina van Delden vom BitkomPräsidium. Spielarten seien das Crowdfunding und -investing. Dabei werden
Die Schwarmintelligenz einbeziehen Projekte oder Unternehmen durch die Crowd finanziert. Auf Crowdfun ding-Plattformen wie Bergfürst oder Companisto erhalten Gründer zudem schnell Feedback, ob sie mit ihrer Idee auf dem richtigen Weg sind. Themen des Leitfadens sind auch: Innovationsprozesse, Qualitätskontrolle, Anreizgestaltung und faire Entlohnung der Crowdworker sowie arbeits- und urheberrechtliche Fragen. Unternehmen sollten ihre Mitar beiter aufklären und schulen, wenn sie die Schwarmintelligenz einbeziehen wollen, empfiehlt van Delden: „Meist werden Crowdsourcing-Projekte noch isoliert in Abteilungen wie Forschung und Entwicklung, IT oder Marketing gestartet und gemanagt – und nicht als Querschnittsprozesse für vernetztes Wissen und Arbeiten verstanden.“
www.deutsche-bank.de
www.bitkom.org
IBM im Umbruch
Grünes Licht für die rund 1,2 Mrd. Dollar schwere Übernahme der Attachmate Group hat das britische Softwarehaus Micro Focus Ende Oktober von den deutschen und österreichischen Kartell behörden erhalten. Am Redaktionsschluss (12. November) stand nur noch das Go der US-Behörden aus. Im Endeffekt handelt es sich um einen Merger, denn die AttachmateEigentümer Francisco Partners, Golden Gate Capital, Elliott Management und Thoma Bravo erhalten als Preis rund 40 Prozent der Aktien des neuen Unternehmens. www.microfocus.de
Nach der Übernahme von Imtech ICT für 255 Mio. Euro im August hat der französische Energiekonzern Vinci seine neue IT-Tochter bereits in Axians umbenannt. Das Ulmer Systemhaus Fritz & Macziol, die größte Tochter der 2.400 Mitarbeiter und 740 Mio. Euro Jahresumsatz starken Imtech ICT, ist von diesem Rebranding bisher nicht betroffen. www.vinci.com
Am 1. November feierte Infosuite A/S 25jähriges Firmenjubiläum. 1989 noch als Excel Data A/S von CEO Poul Viller und Vertriebsleiter Alfred Lage gegründet, bieten die Dänen seither „Business Intelligence“ – mittlerweile nicht mehr „nur“ für die AS/400. www.infosuite.com
Open Power großgeschrieben: IBM, Nvidia und das Forschungszentrum Jülich, Betreiber von Deutschlands schnellstem Supercomputer Juqueen (Foto), haben am 10. November die Gründung eines neuen Kompetenzzentrums
Chipfabriken verkauft, Gewinnziele gestrichen: Wagt Firmenchefin Ginni Rometty den Restart?
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Text: Berthold Wesseler Globaldfoundries erhalte auch geiser IBM-Konzern baut sich tiges Eigentum der IBM und werde so zum Besitzer des größten Patentin hohem Tempo um. Gerade erst ist der Verkauf porfolios für Halbleiter, heißt es in des x86-Servergeschäftes einer gemeinsamen Pressemitteilung beider Firmen. an Lenovo abgeschlossen, da wird die Für die Chipsparte kassiert IBM aber Halbleiterfertigung an den von einem arabischen Staatsfonds kontrollierten kein Geld, sondern legt noch eine MitChiphersteller Globalfoundries übergift von 1,3 Mrd. Dollar (1 Mrd. Euro) geben. Auch im dritten Quartal gab obendrauf. Damit steigt IBM auch es wieder einen Umsatzrückgang aus Produktion von Prozessoren aus, (um vier Prozent auf 22,4 nicht aber aus ihrer EntMrd. Dollar). Weil gleichwicklung. An der Ankünzeitig der Gewinn einbrach digung vom Sommer, die und Firmenchefin Virginächsten fünf Jahre 3 Mrd. nia Rometty für die nahe Dollar in die Chipentwicklung zu investieren, Zukunft hohe Investitionen für dringend geboten hält, will IBM keine Abstriche wurde das lange verfolgte machen. Letztlich führt das Gewinnziel von 20 Dollar dazu, dass IBM 4,7 Mrd. IBM-CEO „Ginni“ Rometty kündigte je Aktie im Jahr 2015 gestriDollar auf die Chipsparte aber auch weitere chen. abschreibt. Darin sind auch Entlassungen an Die verlustträchtige Chipdie 1,3 Mrd. Dollar Mitgift enthalten. sparte geht mit insgesamt 5.000 IBMern und den beiden FabDie Mammutab s chreibung führiken East Fishkill und Essex Junction rte dazu, dass der Nettogewinn von an Globalfoundries. Entstanden durch 4 Mrd. auf 18 Mio. Dollar einbrach. die Ausgliederung der Fertigung des „Wir sind enttäuscht über unsere LeisChipkonzerns AMD im Jahr 2009, ist tung“, kommentierte Rometty das Globalfoundries heute nach der Taiauf der Bilanzpressekonferenz, an der sie anlässlich der Brisanz der Zahlen wan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) der zweitgrößte und Ereignisse ausnahmsweise teilAuftragsfertiger im Chipbereich. Das nahm. Nach wie vor habe IBM sich ist das dritte große Desinvestment der dem Wandel in der IT-Branche zu stelIBM innerhalb von zwölf Monaten – len. Sie will die ohnehin schon rasante nach dem Verkauf der x86-Sarte an Transformation des Unternehmens Lenovo und dem des Kundendienstweiter beschleunigen. Dafür opfert geschäftes an Synnex. Damit gab IBM sie überraschend die 2010 verabschieein Umsatzvolumen von jährlich 7 dete langfristige Planung, die einen Mrd. Dollar auf. Gewinn je Aktie von 20 Dollar im nächsten Jahr vorgab. Diese Planung soll erst im Januar wieder aktualisiert Globalfoundries liefert künftig werden. Schon für das vierte Quardie Power-Prozessoren tal wurde erneut eine Abschreibung in Höhe von bis zu 600 Mio. Dollar Vertragsgemäß soll Globalfoundries für weitere Entlassungen („Workforce zehn Jahre lang Chips mit PowerRebalancing Charge“) avisiert. Der IBM-Umsatz schrumpfte im dritund Mainframe-Prozessoren an ten Quartal um vier Prozent auf 22,4 IBM liefern und dafür im Gegenzug Mrd. Dollar – es war das zehnte Quarals Exklusivpartner Zugang zu den tal in Folge mit weniger Umsatz. Mit neuesten Entwicklungen erhalten.
bekannt gegeben. Das „Power Acceleration and Design Center“ soll Wissenschaftler und Ingenieure dabei unterstützen, Simulationsrechnungen auf Power-Systemen mit Grafikprozessoren-Beschleunigern durchzuführen. Es geht dort darum, die Programmierung, Portierung und Optimierung wissenschaftlicher Software für ein breites Anwendungsspektrum voranzubringen – von den Energieund Umweltwissenschaften bis hin zu IT und Hirnforschung. www.fz-juelich.de/jsc
IBM-Forscher arbeiten auch weiterhin an Halbleitermaterialien jenseits des Silikons
Hardware wurden 2,4 Mrd. Dollar eingenommen, 15 Prozent weniger als ein Jahr zuvor; dabei wuchs der Versteuerverlust der STG um 91 Mio. auf 99 Mio. Dollar. Das ebenfalls weiter schrumpfende Power-Geschäft hat sich laut Finanzchef Martin Schroeter aber „signifikant“ verbessert – durch die Neupositionierung und die neuen Scale-Out-Server. Weiteren Optimismus zieht Schroeter aus dem Open-Power-Konsortium, das mittlerweile auf über 60 Mitglieder angewachsen sei.
Letztlich strebt Rometty werthaltigere Geschäfte an und will bewusst auf alles verzichten, was sie „empty revenues“ nennt. Ziel sei es, IBM als den Navigator für Unternehmen zu positionieren, die ihre IT-Infrastrukturen zukunftstauglich machen wollen. Die jüngst mit SAP und Apple vereinbarten Kooperationen seien typische Beispiele für diese Transformation, die zu höheren Gewinnmargen führen soll. „Auf diesem Weg werden wir weitergehen“, versprach Rometty.
Laut Medienberichten will IBM den 1.200 Mitarbeiter starken Standort Mainz im Jahr 2016 schließen, um die Arbeitsplätze in Frankfurt-Sossenheim zu konzentrieren. Der Mietvertrag des Areals, auf dem IBM früher auch ein Speicherwerk betrieben hatte, endet im September 2016 und soll nicht verlängert werden. www.ibm.de
Eine Kooperation bei der Implementierung von ECM-Lösungen im Bereich der Datenmigration hat der Hannoveraner IBM-Partner GIS AG mit Havi Solutions vereinbart. Einen Schwerpunkt bilden dabei die zumeist aufwendige Analyse des Datenbestands sowie die Interpretation von Metadaten. Am Ende der Projekte steht die Lieferung der Dokumentation über die vollständige und korrekte Datenübernahme, die z.B. für eine Wirtschafts- oder Steuer prüfung von Relevanz sein kann. www.havi.de
Datengezwitscher Für seine Kunden will IBM künftig auch Twitter-Daten durch Cloud-basierte Analysetools auswerten – und hat dazu Ende Oktober eine Partnerschaft mit dem Betreiber des sozialen Netzwerkes geschlossen. Beide Unternehmen wollen u.a. gemeinsam diverse Unternehmensanwendungen ent wickeln; die erste soll die Twitter-Integration in die Marketingplattform IBM Experience One werden. Außerdem wollen beide Firmen gemeinsam innovative Branchenlösungen für Banken, Konsumgüterhersteller,
ändler, Reiseveranstalter oder TransportH unternehmen entwickeln. Dazu werden Twitter-Daten von IBM gekauft und ab sofort in die Cloud-Lösung Watson Analytics integriert, die eine Informationsmenge von bis zu 500 Millionen Tweets pro Tag verarbeiten kann. Aus den Tweets soll Watson neue Erkenntnisse gewinnen, die IBM dann ihren Kunden zur Verfügung stellt. www.ibm.de
Die Group Business Software AG, ein Experte für Collaboration, hat mit dem Systemhaus Infowan Datenkommunikation GmbH eine Partnerschaft im Microsoft-Umfeld geschlossen. Gemeinsam wollen beide Unternehmen künftig Kunden bei der Modernisierung von IBM-Messaging- und -Anwendungsumgebungen unterstützen. Dabei werden auch Themen wie die Integration von Office 365 und Microsoft Sharepoint adressiert. Infowan nimmt dazu die E-Mail-Management-Lösung iQ.Suite sowie den App Designer in das Portfolio auf. www.gbs.com
Benjamin Klack/pixelio.de
unternehmen
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erhard Knochs Credo im Interview: Cloud-Technologie biete auch für den Betrieb wichtiger ERP-Applikationen eine verheißungsvolle Zukunft. Auf dem Weg dorthin müssten den IT-Chefs aber realistische Handlungsoptionen aufgezeigen werden.
„Hinter unseren Industry-Suites steckt einfach die Erkenntnis, dass ein einziger Standard für eine ganze Branche definitiv zu wenig ist.“ Gerhard Knoch
Infor macht die Cloud konkret Im Gespräch mit DV-Dialog erläutert Gerhard Knoch, Vice President und General Manager DACH von Infor, die aktuelle Cloud-Strategie seines Unternehmens.
Text: Ekkehard Schuck | Fotos: Thomas Einberger
Herr Knoch, es gibt ja mittlerweile keinen Anbieter von Unternehmenssoftware mehr, der sich das Thema Cloud nicht auf die Fahnen geschrieben hat. Ihr Unternehmen hat auf der diesjährigen Anwenderkonferenz Inforum sogar den Anspruch erhoben, die weltweit erste „Industry Cloud Company“ sein zu wollen. Was steckt dahinter? Gerhard Knoch: Dieser Anspruch leitet sich aus der erfolgreichen Umsetzung unserer grund legenden Strategie ab, die wir seit etwa vier Jahren verfolgen. Die spiegelt sich in unserer aktuellen Produktlinie Infor 10x wider, die ja heute schon Cloud-Lösungen ermöglicht. Von hier aus gehen wir nun den konsequenten nächsten Schritt hin zur speziell für die Cloud entwickelten Technologieplattform Infor Xi und zu unseren industriespezifischen Cloud-Suites. Können Sie die grundlegende Strategie kurz skizzieren? Knoch: Sie besteht aus drei Kernelementen: erstens aus der Entwicklung hoch spezialisierter Industry-Suites für Branchensubsegmente, dann einer auf offenen Standards gestützten Internetarchitektur für die Integration sowohl unserer eigenen Lösungen als auch derjenigen von Drittanbietern, und schließlich auf der Ausrichtung der Benutzeroberflächen an den Bedürfnissen der tatsächlichen Anwender – und zwar auf den unterschiedlichsten Endgeräten. Welche Idee steckt hinter Ihren Industry-Suites? Knoch: Damit bieten wir unseren Kunden standardisierte, integrierte Komplettlösungen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. Was uns in den ersten Jahren nach unserer Gründung im Jahr 2002 häufig zum Vorwurf gemacht wurde, nämlich unsere Akquisitionspolitik mit zahlreichen ERP-Systemen und vielen anderen Lösungen aus den unterschiedlichsten Branchen, haben wir konsequent zum Vorteil unserer Kunden genutzt. Wenn Sie so wollen, können wir heute aus einem einmalig reichen Lösungsportfolio schöpfen, wenn es darum geht, unterschiedlichste Systeme zu integrierten und zu standardisierten Industry-Suites zusammenzusetzen. Dahinter steckt einfach die Erkenntnis, dass ein einziger Standard für eine ganze Branche definitiv zu wenig ist. Wenn wir z. B. von der Branche Automotive sprechen, dann umfasst diese ganz unterschiedliche Segmente, wie etwa OEMs, Spezialfahrzeughersteller, Zulieferer, Aftermarket and Service Parts usw. Und jedes Segment hat ganz spezifische Anforderungen, die wir mit unseren Lösungen standardisiert abdecken wollen. Und wir vermeiden das Problem der letzten Meile, nämlich hohe Investitionen in das Customizing und die Integration von Standardsoftwarepaketen bei ihrer Einführung. Ein häufiger und übrigens berechtigter Vorwurf im Zusammenhang mit SAP oder Oracle. Welche Branchen adressieren Sie? Knoch: Automobilindustrie, Luft- und Verteidigungsindustrie, die chemische Industrie, Groß- und Außenhandel, Instandhaltung und Reparatur, Modeindustrie, Nahrungs- und Genussmittel, industrielle Produktion, Gesundheitswesen, Hightech und Elektronik, Hotellerie, Maschinen- und Anlagenbau sowie die öffentliche Verwaltung. Dabei spielt Ihre Middleware ION eine Schlüsselrolle? Knoch: Ja, das ist unser Middleware-Framework in Internetarchitektur – und die zentrale Drehscheibe für alles: für die Integration von Einzellösungen zu kompletten Industry-Suites, für Infor Analytics, um Benutzer je nach ihrem eigenen Bedarf in Echtzeit und kontextbezogen mit entscheidungsrelevanten Informationen zu versorgen, oder für Mingle, unsere Social- Collaboration-Lösung als Kommunikationsplattform für alle an einem Geschäftsprozess beteiligten Mitarbeiter. Selbstverständlich ist ION auch von zentraler Bedeutung für die Integration der Endgeräte:
In jedem Fall geht es darum, den tatsächlichen Anwendern einer betriebswirtschaftlichen Lösung den Komfort und die intuitive Bedienbarkeit zu bieten, die sie auch sonst aus ihrem alltäglichen Umgang mit dem Internet, mit Smartphones, Tablets und anderen Geräten gewohnt sind. Bei uns arbeitet die unternehmenseigene Designagentur Hook & Loop für dieses Ziel mit einer Mannschaft, die mittlerweile aus über 100 Designexperten besteht. Auf dem Inforum fiel der Satz, die Tyrannei der SuperUser müsse beendet werde. Genau darum geht es beim Thema Usability.
Das alles ist der aktuelle Stand von Infor 10x, der ja bereits die Möglichkeit einschließt, einzelne Lösungen in die Cloud zu verlagern? Knoch: Richtig. Nur dass wir jetzt unsere Strategie konsequent ins Cloud-Business übertragen, ganz im Sinne unseres Anspruchs, „weltweit erste Industry Cloud Company“ zu sein. Es geht also nicht mehr wie bisher darum, einzelne Komponenten wie Individuallösungen, HR-, CRM- oder ERP-Pakete in die Cloud zu verlagern und so partiell von Cloud-Vorteilen in Sachen Kosten, Skalierbarkeit oder Flexibilität zu profitieren. Wir bringen jetzt, analog zu den Industry-Suites, industriespezifische, standardisierte Cloud-Suites auf den Markt.
„Wir müssen zugestehen, dass der direkte Betrieb von System-i-Lösungen in der AWS-Cloud so nicht möglich ist – auch wenn System-i-Kunden via ION sonst von allen anderen Cloud-Szenarien profitieren können.“ Welche sind das? Knoch: Seit der Ankündigung im März dieses Jahres sind zunächst die Suites für die Luftfahrt- und Verteidigungsindustrie sowie die Automobilindustrie herausgebracht worden, es folgten die Cloud-Suites für Hotellerie, industrielle Produktion und das Gesundheitswesen, und ganz aktuell verfügbar gemacht haben wir die Cloud-Suites für die Branchen Mode sowie Nahrungs- und Genussmittel. All diese Cloud-Suites umfassen entsprechend unserer Strategie sämtliche Einzellösungen, die ein Unternehmen der jeweiligen Branche typischerweise für seine Zwecke benötigt. Die Cloud-Suite für die Luft- und Rüstungsindustrie z. B. besteht aus insgesamt 15 Einzelsystemen, darunter Product Lifecycle Management, Supply Chain Planning, die gesamte Produktion, die Zusammenarbeit mit den Geschäftspartnern, Finanzmanagement oder After-Market-Services, um nur einige zu nennen. Und um diese Cloud-Suites effektiv betreiben zu können, benötigen Sie die neue Technologieplattform Infor Xi? Knoch: Ja, das ist unsere speziell für CloudLösungen konzipierte Technologieplattform. Es gibt hier im wesentlichen drei Entwicklungsschwerpunkte. Zum einen Cloud-Technologien für den zuverlässigen und performanten Multimandantenbetrieb, um eine Cloud-Suite im Software-as-a-Service-Modell bereitstellen zu können. Dann werden unter dem Stichwort „Mobile-First-Design“ neu entwickelte Xi-Applikationen von vornherein für den Einsatz auf mobilen Geräten entwickelt, um dort Echtzeitdaten und Analysen noch besser zu präsentieren. Und mit unseren Dynamic Science Labs wollen wir, insbesondere im Big-Data-Umfeld, weitere Fortschritte in der Datenanalyse erzielen: exaktere Prognosen, frühzeitigere Problem identifikation in den Prozessen und Generierung entsprechender Lösungsvorschläge. Außerdem ist Infor mit Amazon eine strategische Partnerschaft weltweit eingegangen und setzt ganz auf die CloudInfrastruktur von Amazon Web Service (AWS). Warum?
Gerhard Knoch
DV-Dialog 12/2014 | 3. Dezember 2014
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titelinterview
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Knoch: Amazon ist der unbestrittene Marktführer in diesem Geschäft und bietet eine globale Infrastruktur mit bisher zehn Regionen und 25 physisch getrennten, unabhängigen Infrastrukturen. Das passt ideal zu unserem eigenen internationalen Geschäft. Und neu hinzugekommen ist vor einigen Wochen eine elfte Region, mit eigenem Rechenzentrum in Frankfurt. Das ist besonders für unsere deutschen Kunden eine gute Nachricht, die möglicherweise aus Datenschutzgründen oder Fragen der Rechtssicherheit bisher zumindest bei unternehmenskritischen Applikationen Bedenken gegen den CloudBetrieb hegten. Hinzu kommt, dass es eine deutliche Aufgabenteilung zwischen unseren beiden Unternehmen gibt. Unser Fokus liegt klar auf dem Applikationsgeschäft, AWS konzentriert sich auf die Cloud-Infrastruktur. Unseren beiden Unternehmen gemeinsam ist dabei die hohe Schlagzahl in Sachen Innovation – AWS hat im laufenden Jahr gemeinsam mit Kunden und Partnern einige Hundert Weiterentwicklungen in seiner Cloud-Infrastruktur implementiert.
Und der Bezug der Leistungen wird nach einem Abomodell für die SaaSBereitstellung abgerechnet? Knoch: Genau, wobei ich hier gern noch den Hinweis von Martin Geier, dem Geschäftsführer von AWS Deutschland, während des Inforums aufnehme: Die Herkunft von AWS aus dem Retailgeschäft schlägt sich nicht nur in einem besonders ausgeprägten Servicegedanken nieder. In den vergangenen vier Jahren hat AWS die Preise für den Bezug von Services 42mal gesenkt. Nun wird es darum gehen, dass Infors Cloud-Strategie auch akzeptiert und adaptiert wird. Selbst das aktuelle Infor 10x ist ja gerade erst seit anderthalb Jahre verfügbar – und bei weitem noch nicht überall im Einsatz. Wie nehmen Sie Ihre Kunden mit auf den Cloud-Weg, speziell diejenigen aus der System-i-Welt? Knoch: Infor 10x ist mittlerweile bei über 20 Prozent unserer Kunden angekommen, auch bezogen auf die System-i-Welt. Das ist für d iesen kurzen Zeitraum sehr viel. Und wir investieren hohe Summen, um die unterschiedlichen Bestandssysteme kontinuierlich zu modernisieren, fachlich und technisch. Vor einiger Zeit haben wir etwa für das ERP-System Syteline das größte Release in seiner Produktgeschichte auf den Markt gebracht. Um nur zwei Beispiele aus der System-i-Welt zu nennen: Mit Xpert haben wir eine der fortschrittlichsten Lösungen für Zulieferer in der Automobilbranche im Portfolio. Für die neue Version Xpert 5 haben wir zum einen fachlich die Versandlogistik überarbeitet und fit gemacht für absehbar neue Anforderungen des Marktes. Außerdem liefern wir Xpert 5 jetzt zusammen mit ION aus, so dass die Kunden hier ganz neue Möglichkeiten einer applikationsübergreifenden Integration haben. Auch die Benutzeroberflächen wurden konsequent modernisiert: Statt durch eine Vielzahl von Bildschirmmasken zu navigieren, stehen jetzt alle benötigten Informationen übersichtlich sortiert auf einen Blick zur Verfügung. Und unsere weltweit bedeutendste System-iLösung, XA für Einzelfertiger, haben wir komplett neu in Java geschrieben. Das neue XA 10x enthält in vollem Umfang die Funktionalität der aktuellen Infor-10x-Produktlinie, angefangen bei ION mit allen APIs und Business Object Documents für systemübergreifende, eventgesteuerte Workflows bis hin zu Infor Analytics und Mingle sowie dem neuen, HTML-gestützten SoHo-Benutzerinterface. XA ist damit eine vollwertige Lösung im Sinne der Produktgeneration 10x. Was aber noch nicht bedeutet, dass die Kunden damit dann gleich eine wie auch immer geartete Cloud-Adaption vornehmen. Knoch: Vollkommen richtig. Und auch vollkommen verständlich. Vielleicht eine generelle Feststellung vorab: Wer den Markt führen will, und das will Infor, der muss ein ganzes Stück vorauslaufen, muss Orientierung geben und sagen können: Hier geht’s weiter, hier ist der Grund sicher. Und das können wir heute schon aufgrund unserer ersten Erfahrungen mit den Cloud-Suites und Infor Xi behaupten.
Die Adaption unserer Cloud-Strategie in der Unternehmensrealität ist aber in der Regel sehr komplex. Wir gehen hier von einigen Jahren für die Umsetzung aus. Denn zunächst einmal ist die Cloud einfach eine Technologie. Und die Frage für den Kunden ist: Wie kann mir eine Cloud bei der Umsetzung meiner Unternehmensstrategie nutzen? Dabei geht es immer um zwei Ziele: Will ich die Profitabilität erhöhen? Will ich die Umsätze steigern? Wenn die Strategie „Erhöhung der Profitabilität“ lautet, könnte eine Cloud helfen, indem ich an Hardware-, Software- und Infrastrukturkosten spare. Will ich die Umsätze beispielsweise durch Internationalisierung meines Geschäfts erhöhen und gleichzeitig vermeiden, dass die Gewinne dabei durch zusätzliche IT-Kosten vor Ort wieder aufgefressen werden, könnte ich daran denken, mit Hilfe der Cloud genau um die Mitarbeiter zu skalieren, die ich tatsächlich vor Ort brauche. Um solche Fragen geht es in unserem UpgradeX-Programm.
Was genau steckt dahinter? Knoch: Das UpgradeX-Programm wurde zeitgleich mit der Ankündigung der 10x-Produktgeneration aus der Taufe gehoben. Es geht darum, gemeinsam mit den Kunden zu einer Beurteilung zu kommen, welcher Nutzen ihnen durch die 10x-Technologie entsteht – und das in Verbindung mit der Cloud.
„Die Adaption unserer Cloud-Strategie in der Unternehmensrealität ist in der Regel sehr komplex. Wir gehen hier von einigen Jahren für die Umsetzung aus.“
Im Rahmen eines sechs- bis achtwöchigen Projekts beginnen wir zunächst mit einer Nutzen-Potenzial-Analyse. Wir beurteilen also zunächst die Ist-Situation und vergleichen diese mit Hilfe einer Benchmark-Datenbank. Dann können wir sagen: Branchentypisch gelten für die und die Prozesse die und die Kennzahlen. Durch Einsatz der neuesten Technologie könnten nun die und die Verbesserungen erzielt werden. Außerdem stellen wir dem Kunden die Infor 10x-Produkte in einer Cloud-Beispielumgebung zur Verfügung. Wir migrieren einen Teil seiner Stammdaten, schulen einige seiner Anwender, die dann schon einmal damit arbeiten können. Am Ende hat er als Entscheidungshilfe eine Nutzen-Potenzial-Analyse und einen ersten Eindruck, wie die neue Umgebung ausschauen würde. Unser Ziel ist es, dass die Kunden den Nutzen der 10x-Produktgeneration erkennen. Wie sie Technologie dann nutzen, ob on premise, also vor Ort in ihrer eigenen IT-Infrastruktur, oder in der Cloud oder auch in einem hybriden Modell, das ist selbstverständlich ihre Entscheidung. Wir möchten unseren Kunden aber die denkbaren Handlungsoptionen aufzeigen und eine Planungsgrundlage für die Zukunft schaffen. Ein System-i-Kunde sagt z. B.: Mein XA- oder M3-System möchte ich auf jeden Fall weiterhin auf meinen eigenen bewährten System-iRechnern betreiben, aber im Zusammenhang mit dem Thema Industrie 4.0 muss ich jetzt zusätzlich das Anlagenmanagement mit einer EAM-Lösung angehen. Wäre es möglich, hierfür die entsprechenden Services aus einer Cloud beziehen? Antwort: Selbstverständlich.
Sie beschreiben hier die Optionen onpremise, Cloud oder Hybridmodell am Beispiel von 10x. Wie spielen jetzt Ihre Cloud-Suites da rein? Knoch: Die stellen jetzt eine weitere, die finale Option dar. In den eben beschriebenen Modellen haben Sie in der Regel nach wie vor mehr oder weniger starke individuelle Ausprägungen und auch mit der Konfiguration haben Sie noch recht viel zu tun. Seit diesem Frühjahr können Sie nun sagen: Ich will das alles nicht mehr, ich verlasse mich künftig auf den maximalen Standard mit allen industriespezifischen Einzellösungen für meine Branche in einer Suite. Und ich beziehe diese Software als Service komplett aus der Cloud. Das minimiert Ihre eigenen Aufwände und die Kosten natürlich nochmals. In den USA will Infor zum Jahresende mit Partnern zunächst für XA, danach möglicherweise auch für System 21 und auch LX eine spezielle System-i-Cloud anbieten, die einige Monate später dann auch in der Region EMEA zur Verfügung stehen soll. Was steckt denn dahinter? Knoch: Wir müssen zugestehen, dass der direkte Betrieb von System-i-Lösungen in der AWSCloud-Infrastruktur aufgrund unterschiedlicher Rechnerarchitekturen so nicht möglich
Die geplante iCloud von Infor Auch AS/400-basierte ERP-Produkte will Infor künftig in der Cloud betreiben – allen voran den Klassiker XA. Dazu wird XA vollständig neu in Java entwickelt. Diese Java-Version wird sowohl für die traditionellen Installationen im RZ des Kunden als auch in der Cloud verwendet, so dass beide Varianten von Weiterentwicklungen profitieren. Weil XA in der Cloud „single tenant“ betrieben wird (also separate Installationen für jeden Kunden), sind auch kundenspezifische Modifikationen kein Problem. Die IBM-i-Strategie soll ansonsten der Cloud-Strategie des Herstellers entsprechen – bis auf die Wahl des Hosting-Partners. Support und Managed Services werden in allen Fällen von Infor bereitgestellt – auch für das System i. www.infor.de
ist – auch wenn System-i-Kunden via ION sonst von allen anderen Cloud-Szenarien profitieren können. Da wir nun mit 14.000 System-i-Kunden weltweit der mit Abstand größte Softwarepartner für diese Gruppe sind, diese seit vielen, vielen Jahren sehr gut kennen und schätzen, wollen wir den entsprechenden Unternehmen auch eine Option für den Betrieb ihrer Systemi-Kernapplikationen in der Cloud anbieten. Wir haben es hier allerdings auch mit einer überaus überzeugten und loyalen Technologie-Community zu tun. Ich bin selbst gespannt, wie dieses Angebot angenommen werden wird. XA läuft gleichermaßen, on premise und in der Cloud.
Wie hat sich das Geschäft im laufenden Jahr entwickelt? Was erwarten Sie für die Zukunft? Knoch: Im ersten Quartal unseres Geschäftsjahres 2015, das am 1. Juni 2014 begonnen hat, verzeichneten wir im Vergleich zum Vorjahreszeitraum Wachstumsraten von über 20 Prozent. Das ist einerseits der Lizenzvermarktung für die aktuellen Releases von Infor 10x zu verdanken. Außerdem zeigt der SaaSBereich aus der Cloud eine fortlaufend hohe Dynamik. Die Zahl der SaaS-Abonnements hat sich im Vergleich zum Vorjahr im aktuellen Quartal mehr als verdoppelt, den größten Einzelumsatz mit einem Kunden konnten wir im ersten Quartal dieses Jahres im Zusammenhang mit einer Cloud-Lösung tätigen. Weltweit nutzen bereits 2.600 Kunden mit rund 25 Millionen Usern Cloud-gestützte Lösungen von uns. Diese Zahlen sprechen für sich. Und Marktuntersuchungen von Analysten gehen davon aus, dass Unternehmen zuneh mend darüber nachdenken, nicht nur Lösungen wie HR oder CRM in einer Cloud zu betreiben, sondern auch ERP- und andere Kernapplikationen. Der geschätzte Marktanteil dafür soll in den kommenden Jahren auf knapp 50 Prozent wachsen. Insofern liegen wir mit unserer CloudStrategie genau richtig und tun gut daran, recht zeitig mit entsprechenden Lösungen auf den Markt zu kommen.
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kurz notiert Erwin-Verkauf gecancelt: CA hat Anfang November überraschend die im März angekündigte Übernahme der Datenmodellierungssparte durch den Rivalen Embarcadero Technologies (s. DV-Dialog 4/2014, Seite 16) abgeblasen. Als Grund wurden Verzögerungen bei den erforderlichen behördlichen Genehmigungen angeführt.
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trends
CEO Fehlmann tritt ab Fenaco nimmt IT-Tochter Bison unter die Fittiche
Thinkstock/iStockphoto
www.ca.com/de
Das Budget für Forschung und Entwicklung für sein ERP-System Agresso will das holländische Softwarehaus Unit4 verdoppeln, um Innovationen in den Bereichen Social, Mobile, Analytics und Cloud voranzutreiben. Außerdem ist der Ausbau vertikaler Lösungen für die Dienstleistungsbranche geplant. Die zusätzlichen Entwickler konzentrieren sich auf die Standorte Breslau und Granada, wo Unit4 bereits über 150 Entwickler beschäftigt. Im Zentrum der künftigen Entwicklung von Agresso stehen aber weiter die Teams in Norwegen, mit Schwerpunkt auf Innovation und Architektur. www.unit4software.de
Der IT-Dienstleister Datagroup hat Anfang Oktober den Stuttgarter Mobility-Spezialisten Excelsis und seine mehr als 50 Mitarbeiter übernommen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Excelsis plant und entwickelt Software wie Apps und mobile Websites. Dazu gehören Tablet- und Smartphone-Anwendungen für Warenwirtschaft und Vertrieb, aber auch mobile Shopping-Apps für Endkunden. Neben der Entwicklung umfasst das Portfolio die Wartung und den Betrieb der Anwendungen. Excelsis erwirtschaftete 2013 rund 6 Mio. Euro Umsatz und wird als eigenständige Tochterfirma fortgeführt. www.datagroup.de
Avnet Technology Solutions wurde im Oktober weltweit als Lenovo-Distributor autorisiert. Im Zuge des Übergangs von Teilen des Servergeschäfts der IBM auf Lenovo vertreibt Avnet jetzt System-x-Server (x86) von Lenovo sowie damit verwandte Lösungen. Avnet-
Manager Tony Madden sieht darin „den Beginn einer spannenden neuen Ära für den x86-Markt“. Avnet arbeite eng mit Lenovo zusammen, um den bisherigen System-x-Vertriebspartnern und ihren Kunden „einen nahtlosen Übergang zu gewährleisten“. Außerdem vertreibt Avnet auch Blade-Center und FlexSysteme, Nextscale- und iDataplex-Server sowie zugehörige Software, Netzwerk- und Wartungsservices. www.ts.avnet.com/de
Mit dem Kauf der Individual Desktop Solutions GmbH von T-Systems hat der Finanzinvestor Aurelius am 30. September die fünfte Übernahme im Jahr 2014 abgeschlossen. Durch diesen Ausbau der strategischen Kooperation mit T-Systems im Bereich Desktopservices wird das IT-Geschäft der AureliusTochter Getronics in Deutschland ergänzt. IDS Getronics soll das Geschäft hin zu höherwertigen und margenstärkeren Dienstleistungen im Vor-Ort-Service weiterentwickeln. Dabei stehen künftig auch Cloud-Lösungen, virtuelle Arbeitsplätze und die Datensicherheit im Fokus. www.getronics.com
Seit September vertreibt das dänische Systemhaus ddk Software die Data-CenterIntelligence-Lösungen der Berliner Beta Systems Software AG in Nordeuropa und betreut Kunden vor Ort. Diese Lösungen auto matisieren, dokumentieren und analysieren die geschäftskritischen IT-Prozesse in Rechenzentren sowie bei der Zugriffsverwaltung. ddk ist ein spezialisierter Distributor von Systemmanagementsoftware für IBM-Mainframes sowie AS/400-Systeme. www.betasystems-dci.de
DV-Dialog 12/2014 | 3. Dezember 2014
Hat das Unternehmen bereits verlassen: Der langjährige Bison-CEO und Verwaltungsrat Rudolf Fehlmann
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Text: Berthold Wesseler
ie Fenaco, ein genossenschaftlich organisiertes Großunternehmen der Schweizer Landwirte mit Sitz in Bern, übernimmt ihre IT-Tochter Bison vollständig. Zu den Details der Transaktion, durch die der größte Kunde und Aktionär die übrigen 51,4 Prozent des Bison-Aktienkapitals von Management, Belegschaft sowie Partnerfirmen erwerben will, befragte DV-Dialog Fenaco-Sprecher Hans Peter Kurzen. „Der flächendeckende Rollout der ERP-Lösung Bison Process in 200 landwirtschaftliche Genossenschaften steht an“, war seine Antwort auf die Frage zum Motiv der Übernahme (siehe Kasten). Klar ist auch: Der langjährige BisonCEO und -Verwaltungsrat Rudolf Fehlmann dankt ab; er hat seine Firmenanteile bereits verkauft und das Unternehmen im Oktober verlassen. Zunächst übernahm Werner Beyer seine Aufgaben; der Bison-Verwaltungsratspräsident war bis zum Sommer vergangenen Jahres Finanzchef der Fenaco und ging dann mit 65 Jahren in Pension. Designierter CEO von Bison ist aber Michael Buser. Mit der Übernahme der Aktienmehrheit
CRM-Kooperation Die Wiener Update Software AG und die Schweizer Bison Schweiz AG wollen künftig zusammenarbeiten. Bison will als Experte für IT-Lösungen sowie ERP-Systeme die branchenspezifischen Customer-Relation-
Konstatiert eine spürbare Nachfrage: Stephan Rimens berger, Leiter Competence Center Großhandel bei der Bison Schweiz AG
an der Bison Holding AG soll Fenacos Leiter der Abteilung IT/Logistik auch die operative Führung dieser IT-Tochter übernehmen. Ein Auslöser der jüngsten Entwicklung dürfte sein, das Bison bei Fenaco mit einem dreistelligen Millionendarlehen in der Kreide steht, das bis 2021 zurückzuzahlen ist. Schon zu Jahresbeginn schrieb die „Neue Luzerner Zeitung“ nach Entlassungen, dass sich Bison im Umbruch befinde. Fehlmann erklärte die Entlassungen seinerzeit damit, dass die Entwicklung der ERPSoftware Bison Process abgeschlossen sei. Daher würden weniger SoftwareEntwickler benötigt. Stattdessen sollten vermehrt Berater und Projektleiter eingestellt werden, um den Verkauf anzukurbeln. „Gemäß der gemeinsamen Planung wird sich Bison mittelbis langfristig über den Verkauf der Software an Dritte finanzieren müssen“, sagte damals Fenaco-Sprecher Kurzen der Zeitung. Fenaco gibt gemeinsam mit ihren Mitglied-Landi weit über 13.000 Personen und 900 Lernenden Arbeit und erzielte 2013 mehr als 6 Mrd. Franken Umsatz. Die für Fenaco gebaute ERP-Lösung „Bison Process“ wurde in den letzten Jahren von der Bison Schweiz AG
ship-Management-Lösungen (CRM) nutzen, die Update im SaaS- oder On-PremiseModell anbietet. Die Partnerschaft erstreckt sich auch auf Deutschland. Durch eine Schnittstelle vereinfacht Bison nun die Integration der ERP-Lösung Bison Process mit Update.CRM. Bison plant, auch intern auf dieses CRM-System zu setzen. „Mit der Integration der CRM-Lösung reagieren wir auf die spürbare Nachfrage, unsere klassische ERP-Lösung funktional und prozessual für den Vertrieb, für Marketing Service und Social Media zu erweitern“, sagt Stephan Rimensberger, Leiter des Competence Centers Großhandel bei der Bison Schweiz AG. Annika Pulfer
deren Weiterentwicklung langfristig zu entwickelt. „Zur Sicherung dieser für die Gruppe strategisch wichtigen Softsichern.“ Im Zuge der Übernahme der ware beteiligte sich die Fenaco seinerAktienmehrheit werde man– wie in zeit als Minderheitsaktionärin (heute solchen Fällen üblich – auch die ope48,6 Prozent) am IT-Unternehmen rative Führung der Bison übernehmen. Bison und versorgte das Unternehmen Die 1983 gegründete Bison Group, die während der Entwicklungsphase mit auch in Deutschland aktiv ist und hier günstigen Darlehen“, erläuterte Kurdurch das in Partnerschaft mit SoftM zen auf Anfrage von DV-Dialog die entwickelte ERP-Paket Greenax SchlagHintergründe. „Bison Process steht zeilen machte, hat ihren Hauptsitz bei heute im täglichen Einsatz Luzern, beschäftigt in verim Departement Landesschiedenen Unternehmen produkte der Fenaco sowie rund 600 Personen und in den Tochtergesellschaferzielt einen Jahresumsatz ten Agrola AG und Landi von 100 Mio. Schweizer Schweiz AG. Nach erfolgFranken. reich verlaufenen PilotAnfang 2013 hatte Bison projekten in verschiedeauch die Maxess Systemnen landwirtschaftlichen haus GmbH, KaiserslauGenossenschaften (Landi) tern, übernommen. Mit der wird nun mit dem Roll-out Umbenennung ihrer Tochter Bison Maxess GmbH in an die 200 Mitglied-Landi Designierter CEO sowie weitere TochtergeBison Deutschland GmbH von Bison: Michael sellschaften wie Meliofeed will das Schweizer MutterBuser, bei Fenaco AG, Ufa AG und dem Dept. haus die LänderniederlasGeschäftsführungsPflanzenbau begonnen.“ sungen in Deutschland klamitglied und Leiter Der breite Rollout von Bison rer positionieren. Florian der Abteilung Process geht laut Kurzen Bernauer, Leiter des ComIT/Logistik einher „mit weiteren Invespetence Center Retail bei titionen zur langfristigen StabilisieBison, bleibt auch nach dem Namensrung und stetigen Modernisierung“ wechsel Geschäftsführer der Bison dieser ERP-Lösung. „Deshalb will die Deutschland GmbH, die 1995 gegrünFenaco nun die Aktienmehrheit an det wurde und heute über 40 Personen der Software-Entwicklerin Bison überbeschäftigt. Unter dem Namen Bison Ametras AG nehmen“, so Unternehmenssprecher Kurzen weiter. „Sie unterbreitet den wurde zudem im Sommer ein Joint Aktionären ein vom Verwaltungsrat Venture mit der Ametras Itec GmbH, der Bison als fair und angemessen Baienfurt, gegründet, an dem beide eingestuftes Angebot. Ziel dieser MaßPartner zu 50 Prozent beteiligt sind. nahme ist es, sich den nötigen HandDessen Zweck ist die Entwicklung und lungsspielraum zu verschaffen und Vermarktung einer modularen Branchenlösung für den Möbelhandel auf die für den Betrieb der Gruppe wichBasis der Software Bison Process. tige ERP-Software Bison Process und
KURZINTERVIEW
„Wir wollen nicht von einem Sparkurs reden!“ Interview mit Hans Peter Kurzen, Leiter Kommunikation der Genossenschaft Fenaco Herr Kurzen, ist ein Sparkurs vorgesehen, um den Schuldenstand der Bison Group abzubauen? Hans Peter Kurzen: Selbstverständlich werden wir nach erfolgreicher Übernahme die nötigen wirtschaftlichen Optimierungen vorantreiben, ohne von einem Sparkurs reden zu wollen. Es geht uns nun in erster Linie darum, Bison Process als praxiserprobtes Resultat der Entwicklungsarbeit der letzten Jahre sowie die für den Betrieb, den Support und die stetige Modernisierung- und Weiterentwicklung dieser ERP-Lösung wichtigen Mitarbeitenden und ihre spannenden Jobs in den sicheren Hafen der Fenaco zu holen. Was ändert sich durch die Übernahme für Bison – etwa bei Firmierung, Management, Standorten und Belegschaft? Kurzen: Wir beabsichtigen, Bison in die Genossenschaft zu konsolidieren und sie als eigene Unternehmenseinheit und Tochtergesellschaft unserer Unternehmensgruppe unter dem bisherigen Namen weiterzuführen. Mit der Übernahme der Aktienmehrheit an der Bison Holding AG wird Michael Buser als Delegierter des Verwaltungsrats die Leitung von Bison übernehmen. Er ist Geschäftsführungsmitglied der Fenaco und Leiter des Departments Informatik/Logistik. Welche Auswirkungen gibt es auf das Software-Angebot von Bison? Ist eine konsequente Weiterentwicklung der gesamten Produktpalette vorgesehen?
Kurzen: Unser Fokus liegt klar auf der Stabilisierung und laufenden Weiterentwicklung und wirtschaftlichen Optimierung von Bison Process. Darüber hinaus werden wir aber auch alle Produkte und ihre zufriedenen Kunden außerhalb von Bison Process genauso weiterbetreuen wie bis anhin, z. B. die deutschen Kunden von Bison Maxess mit dem Produkt „Bison Process x-trade“ oder jene mit der Lösung auf Basis von IBM i und von Europa3000. Was bedeuten all diese Veränderungen für die Tochter Bison Deutschland und ihre Kunden? Bleibt diese Tochter bestehen? Kurzen: Die Tochter Bison Deutschland wird aus heutiger Sicht weitergeführt. Was bedeutet, dass sie und ihre IT-Lösungen auch zukünftig engagiert weiter betreut werden. Inwiefern ist das erst zu Jahres beginn gegründete Joint Venture mit Ametras betroffen – und die geplante Lösung für den Möbelhandel? Kurzen: Die Übernahme der Aktienmehrheit durch Fenaco hat keine Auswirkung auf das Joint Venture mit Ametras.
trends
DV-Dialog 12/2014 | 3. Dezember 2014
Aus SkySQL wird MariaDB as finnische Unternehmen SkySQL heißt jetzt MariaDB Corporation. Die Namensänderung soll den Bezug zur Open-Source-Datenbank MariaDB, einem Fork von MySQL, herstellen. Im Jahr 2010 war SkySQL als alternativer Serviceanbieter für Anwender der Oracle-Datenbank MySQL gegründet worden. „Letztes Jahr verschmolz SkySQL mit Monty Program, dem Unternehmen hinter dem MariaDBProjekt“, erläutert CEO Patrik Sallner
Patrik Sallner, CEO der MariaDB Corporation
die Motivation. Man wolle so auch das Wachstum ankurbeln. Weil die meisten MariaDB-Anwender weiterhin auch MySQL nutzen und weil es viele MySQL-Anwender gebe, die MariaDB noch nicht kennen, will Sallner unter dem neuen Firmennamen wie bisher auch Support für MySQL-Anwender anbieten. MariaDB ist eine relationale OpenSource-Datenbank, die unter der Leitung von MySQL-Gründer Michael „Monty“ Widenius entwickelt wurde. Zu den MariaDB-Partnern gehören neben IBM auch Red Hat, Suse, Rackspace, HP, Intel und Fusion-io. www.mariadb.com
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midrange-markt
Muster-AGB veröffentlicht
Unter dem Titel „Sichere Nutzung von CloudDiensten“ stellt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) eine Schritt-für-Schritt-Anleitung als PDF bereit, die IT-Entscheidern strategische Überlegungen über den Einsatz der Cloud und die Datenmigration ebenso darlegt wie die Auswahl des passenden Anbieters. Zudem werden Vertragsdetails behandelt, die mit Blick auf eine sichere Nutzung notwendig sind.
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eine Empfehlungen für „Allgemeine Geschäftsbedingungen“ (AGB) in der IT-Branche hat der Verband Bitkom grundsätzlich überarbeitet und typische Fragen in IT-Verträgen neu geregelt. So können Start-ups und kleinere IT-Unternehmen ihre Verträge mit Kunden rechtssicher und lückenlos gestalten, indem sie die an die aktuelle Rechtsentwicklung angepassten Muster-AGB entweder komplett übernehmen oder individuell anpassen. Ergänzt werden die allgemeinen Vertragsbedingungen durch acht Leistungsmodule, die AGB für spezifische Geschäftsmodelle und Vertragstypen enthalten, beispielsweise für die Pflege von Software oder den Verkauf von Hardware, aber auch zur Miete von Hard- und Software.
www.bsi.bund.de
Qualitätssiegel für das Veda-Outsourcing
www.bitkom-consult.de
„Software hosted in Germany“ dokumentiert den sicheren Datenzugriff
Finanzspritze für Alfresco
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lfresco Software erhält über 45 Mio. Dollar Wachstumskapital. Der Anbieter von Software für die Verwaltung von Dokumenten, Grafiken und anderen geschäftlichen Inhalten (Enterprise Content Management, ECM) will mit diesen Mitteln den weltweiten Vertrieb stärken und in Marketingaktivitäten sowie in die Entwicklung investieren, um den Markt für Software as a Service (SaaS) voranzutreiben. Alfresco-CEO Doug Dennerline kann über 45 Mio. Dollar Wachstumskapital nutzen
Die aktuelle Finanzierungsrunde wird von Sageview Capital angeführt. Drei weitere Investoren, die Alfresco bereits unterstützen, haben sich ebenfalls wieder beteiligt: Accel Partners, Mayfield Fund und SAP Ventures. Mit dem aktuellen Engagement liegt die Gesamt summe des Wachstumskapitals von Alfresco bei 65,4 Mio. Dollar. Durch sein Hybridmodell ermöglicht Alfresco es Unternehmen, Inhalte sowohl firmenintern („on premise“) als auch in der Cloud sowie über mobile Endgeräte zu teilen und zu bearbeiten. Aktuell nutzen laut CEO Doug Dennerline über 1.800 aktive Kunden in 212 Ländern die Lösung. www.alfresco.de
Mehr Auswahl für die Hybrid-Cloud
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ach der Kooperation mit Apple rückt IBM jetzt auch näher an Microsoft heran; beide Firmen werden im Bereich hybrider Clouds enger zusammenarbeiten. IBM will Middleware wie Websphere Liberty, MQ oder DB2 auf Microsofts Cloud-Plattfom Azure zur Verfügung stellen und im Gegenzug Windows Server und SQL Server in ihrer IBM-Cloud anbieten. Dazu wird es für die IBM-Middleware auch Softwarelizenzen mit Pay-peruse-Pricing geben. Über eine Net-Runtime-Umgebung in der IBM-Cloud sollen Microsoft-Entwickler ihre Apps bald auch für die Bluemix-Plattform progammieren und auf dem zugehörigen Marktplatz anbieten können. Außerdem sollen lupenreine Anwen dungsservices von IBM auch auf Azure verfügbar werden. www.microsoft.de
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kurz notiert
Thinkstock/iStockphoto
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ie Alsdorfer Veda GmbH Sensible Finanz- oder Perhat das Qualitätssiegel sonaldaten dürfen niemals „Software hosted in Geröffentlich und daher nur many“ des Bundesverbandes über abgesicherte Zugriffe IT-Mittelstand (Bitmi e.V.) nutzbar sein, bei denen erhalten, der damit besondie Daten auf definierten ders sichere, webbasierte Servern liegen. Bei Veda Softwarelösungen auszeichheißt das „Applikation Udo Meyer, Direktor net. Das Siegel dokumentiert Service Providing“ (ASP) Outsourcing bei Veda, einen sicheren Datenzugriff oder auch Privat- oder verspricht perma Exklusiv-Cloud. Diese und garantiert den Standnente Aktualität und ort der Daten im Alsdorfer Lösung ermöglicht es KunVerfügbarkeit der Rechenzentrum. Eine unbeden, über einen InternetCloud-Lösungen zugang die Personal- oder rechtigte Weitergabe von Software und von Daten an Dritte Finanzanwendungen zu nutzen, die wird ausgeschlossen. „Viele unserer auf Servern im Veda-Rechenzentrum Kunden betreiben Zeiterfassung, Entin Alsdorf (und nur dort) betrieben geltabrechnung oder Bewerbermana werden. gement im Outsourcingmodell“, erklärt Udo Meyer, Direktor Outsourcing Sensible Finanz- oder bei Veda. Der größte Vorteil einer solPersonaldaten schützen chen Lösung sei deren permanente Aktualität und Verfügbarkeit. Dazu Die Veda GmbH betreibt ein eigenes kämen sinkende Investitionsvolumina und -risiken sowie eine geringere Pro Rechenzentrum am Firmensitz. Alle zesskomplexität. Auf der anderen Seite Kunden, die sich für ihre Outsourcingstünden für viele deutsche Unter services entscheiden, profitieren von nehmer große Bedenken, sehr senseiner sicherheitsorientierten Ausstatsible Personal- und Finanzdaten aus tung. „Auch die erweiterten Services der Hand zu geben. Deshalb habe Veda im Bereich Gehalt, Zeiterfassung oder bereits 2011 die in § 11 des BundesBewerbermanagement basieren selbstdatenschutzgesetzes (BDSG) geforderverständlich auf den jetzt zertifizierten ten Überprüfungen der technischen Sicherheitskriterien“, betont Meyer. und organisatorischen Maßnahmen Andrea Goffart erfolgreich durchlaufen. Etwaige Bedenken soll jetzt auch das neue Siegel entkräften. Es zeichnet per Internet nutzbare Software aus, Interoute streicht die folgende Kriterien berücksichtigt: Patch-Gebühren n Die Software und die Daten werden in einem Rechenzentrum in Deut „Die Praxis regelmäßiger Gebühren schland gehosted. für fix verlegte Rechenzentrumskabel n Die Software und die Daten verlasist ungerechtfertigt“, erklärte Interoute sen Deutschland nicht, außer der Ende September in London anlässlich Auftraggeber verlangt dies. der Eröffnung des mittlerweile elften n Für den Hostingvertrag gilt aus Rechenzentrums. schließlich deutsches Recht, insbeDer Betreiber von Europas größter Cloudsondere das deutsche DatenschutzPlattform streicht ab sofort die bisher recht, das BGB und das HGB. branchenweit übliche monatliche „Colon Die mit dem Siegel ausgezeichcation Patch“-Gebühr. „Viele neten Unternehmen hinterAufwandsentschädigungen, legen den jeweils aktuellen die für das Management eines Standard ihrer technischen hochwertigen RZ erhoben werden, und organisatorischen Maßsind legitim“, sagt Jens Tamm, Country Manager von Interoute nahmen in Bezug auf den Datenschutz (vgl. § 9 BDSG) in Deutschland und Österreich. Jens Tamm beim Bitmi. „Eine monatliche Gebühr für ein In anderen Ländern ist die SoftwareStück Kabel, das keiner in die Hand nutzung in einem Outsourcing- oder nimmt oder bewegt, jedoch nicht. Wir Cloud-Modell laut Meyer bereits viel beseitigen diesen Posten und geben den weiter verbreitet als in Deutschland. Preisvorteil an unsere Kunden weiter.“ Aber auch hierzulande wachse das Ab sofort werden Kunden, die eines der Outsourcingvolumen unaufhaltsam – elf Interoute-Rechenzentren oder die 40 bei Veda etwa im vergangenen Jahr um zusätzlichen Colocation-Einrichtungen 29 Prozent. „Dieses Wachstum ist nur nutzen, nur eine einmalige Einrichtungsmöglich, weil die Kunden Vertrauen gebühr für jede Kabelverbindung zahlen – in unsere Leistung haben“, so Meyer und zwar unabhängig von der vereinbarweiter. „Vor diesem Hintergrund sind ten Vertragsdauer. die Themen Datenschutz und Datenwww.interoute.de sicherheit extrem wichtig für Veda.“
Nach Ankündigungen von US-Anbietern wie Oracle, Saleforce.com oder Vmware hat Amazon direkt Taten sprechen lassen und im Oktober ein Cloud-RZ in Deutschland eröffnet. Der weltweit führende Cloud-Anbieter hat sein zweites EU-Rechenzentrum für die Amazon Web Services (AWS) – den insgesamt elften Standort – im Großraum Frankfurt angesiedelt. „Es wird mehrere Rechenzentren in bedeutender Größe in Deutschland geben”, sagte Amazon-Manager Andy Jassy dem Wall Street Journal. Bislang wurden die AWSDienste in Europa von Irland aus angeboten. aws.amazon.com/de
Apple erweitert den Service für Firmenkunden gemeinsam mit IBM um Apple Care for Enterprise (s. DV-Dialog 9/2014, Seite 16). Zu den ersten Ländern, in denen das
Chefs unter sich: Ginni Rometty (IBM) und Tim Cook (Apple) Support-Paket mit Dienstleistungen (wie etwa Gerätetausch, aber auch komplexe Implementierungs- und Integrationsvorhaben) rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche verfügbar ist, gehört auch Deutschland. Der neue Service ist der Vorbote der IBM-Apps für iOS; die ersten sollen bei Erscheinen dieses Heftes vorliegen, hieß es am Redaktionsschluss. www.apple.com/de/support/enterprise/
Open Cloud Alliance gegründet: Die beiden Hersteller IBM und Univention wollen gemeinsam mit anderen IT-Unternehmen eine offene Plattform für Cloud-Hoster etablieren. Als Basis sollen der Univention Corporate Server (UCS) und die Cloud-Plattform Openstack dienen. Als Referenzhardware sind keine IBM-Server, sondern Intel-basierte Lenovo-Systeme mit dem IBM Cloud Manager vorgesehen. www.open-cloud-alliance.de
APSU, ein britischer Anbieter von „Managed IT-Services“ für das Power System i der IBM, hat von der Investmentgesellschaft BGF (Business Growth Fund) 7 Mio. Pfund Wachstumskapital erhalten. Damit will CEO Steve Morris, der das Unternehmen 2011 durch den Merger von AssurIT mit Apex Computers geformt hat, jetzt die internationale Expansion ankurbeln. Für das kommende Jahr strebt Morris bereits einen Umsatz von 25 Mio. Pfund an. www.apsu.com
In den neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres hat Cancom den Konzernumsatz von 417,5 Mio. auf 583,1 Mio. Euro gesteigert – und damit ein Wachstum von 39,7 Prozent erreicht. Der um Einmaleffekte in Höhe von 1,1 Mio. Euro bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wuchs sogar um 64,9 auf 37,6 Mio. Euro. Die positive Entwicklung wird auf die in der Breite gute Kundennachfrage nach ITund Cloud-Lösungen zurückgeführt. www.cancom.de
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DV-Dialog 12/2014 | 3. Dezember 2014
Bis Ende 2015 sollen alle Bundesbehörden De-Mail einführen. Dieses Ziel der digitalen Agenda bekräf tigte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (Bild) Ende Oktober auf dem ITGipfel in Hamburg. Dann sollen über 200 Behörden und Einrichtungen des Bundes über De-Mail kommunizieren können. Und Sachsen will dafür sorgen, dass Landesbehörden und Kommunen ab August 2016 über De-Mail erreichbar sind. Die Deutsche Telekom hatte im Herbst rund 2.000 Städte und Gemeinden für das Digitalbriefsystem gewonnen, jeden Monat kommen 200 dazu. www.bmi.bund.de
Viele deutsche Unternehmer fokussieren sich auf Risikovermeidung und vernachlässigen dabei ihre Chancen, ergab eine Studie von A.T. Kearney. Gerade einmal 60 Prozent der Befragten betreiben Chancenmanagement. Der Anreiz, Risiken zu vermeiden, ist in der deutschen Unternehmenskultur höher. Selbst wenn 99 Prozent der über 150 untersuchten Unternehmen ihre Risiken betrachten, besteht auch hier Verbesserungsbedarf, da mehr als die Hälfte der Befragten Risiken zu pauschal bewertet. www.atkearney.de
Als Hilfe für IT-Einkäufer in Wirtschaft und Verwaltung soll ein Leitfaden zur Beschaffung umweltfreundlicher Drucker und Multifunktionsgeräte dienen. Er bezieht sich auf
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Hana aus AS/400-Sicht
SAP-Anwender sind zurückhaltend Aktuelle Studie zu ERP-Cloud und Business Suite on Hana vorgelegt
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Text: gw/BErthold Wesseler
assen Angebote wie ERPCloud und Business Suite on Hana zum Bedarf und den bestehenden IT-Landschaften von Unternehmen? Diese Frage nahm beim diesjährigen Jahreskongress der deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) viel Raum ein. Die Antwort: nicht so richtig – noch nicht jedenfalls. Das bestätigen auch die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage unter den Mitgliedern. Laut DSAG mangelt es vor allem am Aufzeigen von handfesten „Business Cases“ oder der Nutzendarstellung. Erhellend sind die Zahlen, die die
liche Standardprozesse verbessere. Ähnlich auch die Erkenntnisse zum Thema ERP-Cloud: Obzwar CloudLösungen bei den DSAG-Mitgliedern generell eingesetzt werden, seien vollständig in die Cloud verlagerte ERP-
SAP selbst sieht „großes Momentum“ Systeme in den nächsten fünf Jahren die Ausnahme. Lediglich fünf Prozent der Befragten (524 Mitglieder aus dem DACH-Raum) halten demnach ERP in der Cloud für realistisch. Mehr, nämlich 18 Prozent, haben hybride
Tintenstrahl- sowie Lasergeräte und wurde erstellt durch eine Arbeitsgruppe des Beschaffungsamtes im Bundesinnenministerium, der Bundesagentur für Arbeit, des Umweltbundesamtes und des Branchenverbandes Bitkom. Dabei geht es unter anderem um den Energieverbrauch, die Emissionen, die Materialeigenschaften und das Recycling der Geräte. www.itk-beschaffung.de
Ihre Kräfte in Deutschland und Benelux bündeln wollen zwei Arcplan-Partner: Die niederländische Business-Intelligence-Beratung Sapindigo Solutions und das deutsche Pendant Partake Consulting wollen ihre Dienst leistungen in den Bereichen Managementinformation, Planung und Budgetierung sowie Finanzkonsolidierung gemeinsam anbieten – und zwar für die Immobilienbranche sowie für die Finanz- und Personalwirtschaft.
„Die Wahlfreiheit zwischen On-Premise- oder Cloud-Lösungen bleibt erhalten.“ Bernd Leukert, SAP-Vorstandsmitglied und zuständig für Produkte und Innovationen
www.partake-consulting.com
Mit einer VAR-Partnerschaft geht die PTS Group einen weiteren Schritt in der langjährigen Zusammenarbeit mit SAP: Aufgrund der Zertifizierung darf das Bremer Systemhaus seinen Kunden erstmals auch SAP-Wartungsverträge anbieten und so den Support wesentlich erweitern. www.ptsgroup.de
Mit der Übernahme des SAP-Partners Symphony Management Consulting aus Charlotte (North Carolina/USA) erweiterte die Itelligence AG ihr Angebot in den Bereichen Successfactors-Beratung und Cloud-Angebote. www.itelligence.de
„Rebranding“: Fujitsu will seine Positionie rung im Markt für IT-Services stärken. Daher tritt die Tochter TDS seit dem 19. November ausschließlich unter dem Markennamen der Mutter auf. Die einheitliche Außendarstellung soll zudem den Vertrieb des kompletten Portfolios unter der weltweit etablierten Marke ermöglichen. Das gesamte Angebot rund um Outsourcing und SAP wird den TDS-Kunden nach wie vor zur Verfügung stehen. www.tds.de
Umfrage im Sommer 2014 zu ganz ähnlichen Ergebnissen, vor allem was den Einsatz von Business Suite on Hana anbelangt. Aus SAP-Sicht könnte die Hana-Marktdurchdringung oder der Wechsel auf die Business Suite on Hana natürlich schneller vonstatten gehen. Bernd Leukert, SAP-Vorstandsmitglied und zuständig für Produkte und Innovationen, ließ im Rahmen des Jahreskongresses keinen Zweifel daran, dass er das Thema Hana als Plattform für integrierte Businessnetzwerke oder Business Suite on Hana weiter forciert, zumal künftig immer mehr Echtzeitanwendungen gefordert seien. Wie er sagte, gäbe es „ein großes Momentum“ für die SAP-In-MemoryTechnologie. Er zeigte ein gewisses Verständnis dafür, dass die Anwender etwas Zeit benötigen, um weitreichende Anwendungsänderungen, Infrastrukturneuerungen oder eben Plattformwechsel auf der Grundlage neuer Technologien wie etwa Hana durchzuführen. Weiter schmackhaft machen will SAP Kunden den Wechsel in Richtung Business Suite on Hand auch mit einem neuen Angebot, das SAP-Vorstand für Support and Quality Gerd Oswald in Leipzig vorstellte. Hierbei können SAP-Kunden ihre Anwendungen bzw. Systeme bei SAP für einen Business-Suite-on-Hana-Einsatz testen lassen, um dann zu entscheiden, ob und wie sich Hana im individuellen Anwendungsfall nutzen lässt.
SAP on IBM i: Unveränderte langfristige Roadmap
„Leuchtturmprojekte wie eine Fußball-App auf der Basis von Hana reichen nicht!“ Dr. Marco Lenck, Vorstandsvorsitzender der DSAG
Anwendervereinigung dazu vorlegte: Demnach ist für 80 Prozent der Mitglieder Business Suite on Hana derzeit kein konkretes Thema. Wie Dr. Marco Lenck, Vorstandsvorsitzender der DSAG, ausführte, seien Leuchtturmprojekte wie eine Fußball-App auf der Basis von Hana für die Analyse des Spielerverhaltens und dessen Leistungserbringung zwar sehr interessant und auch wichtig. Es seien auch nicht die Kosten oder das technische Verständnis, was die geringe Nachfrage in Sachen Business Suite on Hana ausmache. „Das Grundproblem besteht darin, dass für viele Kunden kein Business-Case zu erkennen ist“, so Lenck. Viele Unternehmer sähen zurzeit nicht, wie Hana betriebswirtschaft-
Cloud-Szenarien im Fokus. Eben die Nutzung von Cloud-Technologien in der eigenen On-Premise-Welt (Private Cloud) in Kombination mit PublicCloud-Lösungen, wie etwa Softwareas-a-Service-Angeboten. Showstopper für eine Verlagerung von kompletten ERP-Systeme in die Cloud nach den DSAG-Erkenntnissen: der Umgang mit Eigenentwicklungen sowie Schnittstellen, aber auch – nach wie vor – Security-Aspekte. Laut Lenck „zählen ERP-Systeme in den meisten Unternehmen zu den komplexesten IT-Lösungen. Veränderungen in diesem Umfeld werden daher nur sehr vorsichtig vorgenommen.“ Übrigens kam die amerikanische SAPAnwendergruppe ASUG bei einer
Für das Thema „SAP on IBM i“ gibt es seit Jahren einen eigenen DSAGArbeitskreis – wie für andere wichtige SAP-Themen auch. Unter anderem werden hier aktuelle Roadmaps oder spezielle Aspekte des SAP-Einsatzes abgehandelt. Im Nachklapp des DSAGKongresses sagte auf Anfrage Ingolf Wittmann, zuständig für Technical Sales bei IBM und damit auch für SAP on IBM i, gegenüber dem DV-Dialog, dass „die langfristig angelegte Roadmap für SAP on IBM i nach wie vor Bestand hat und es für eine Änderung keinerlei Anlass gibt“. IBM-i-SAPAnwender können seinen Aussagen zufolge bei Bedarf Hana nutzen, etwa in Verbindung mit SAP BW oder als Side-by-Side-Lösung. Vielleicht auch künftig darüber hinaus. Vor allem vor folgendem Hintergrund: Schon seit längerem gibt es einen „Letter of Directions“ zwischen IBM und SAP, wonach künftig Hana als Appliance nicht nur auf Systemen mit Intels x86-Architektur läuft, son-
Die Common-Studie „SAP im Mittelstand“ (siehe auch DV-Dialog 11/2014, Seite 8) untersuchte u.a. auch die Bedeutung von Hana für AS/400-Anwender. Demnach bleibt der Trend bestehen, das diese sich erst einmal auf die Kernanwendungen konzentrieren. Mit 28 Prozent war die Nennung „Neuer CoreFunktionalitäten“ – wie ERP, CRM oder SCM – am höchsten bei der Frage nach der Bedeutung von SAP-Themen im Jahr 2014. Auf dem zweiten Platz folgt die Analyse des bestehenden Datenmaterials im Bereich Analytics mit 25 Prozent. Mit 20 Prozent kam das Thema „Mobile Lösungen“ auf den dritten Platz, während Hana aller Vermarktungsbemühungen zum Trotz mit nur 5 Prozent auf den hinteren Plätzen landete. Das zeigt, dass hier noch ein paar Jahre vergehen werden, bis hier eine Kosten-Nutzen-Betrachtung erfolgreich sein wird.
Die SAP-Themen 2014 Neue Core-Funktionaliäten 28 % Analytics 25 % Mobile 20 % Sonstiges 17 % SAP HANA 5 % Big Data 5 % Quelle: Common
Obwohl „In-Memory-Computing“ ohne Zweifel von allen Kunden beobachtet wird, sieht die große Mehrheit der AS/400Anwender derzeit von einer Einführunng ab. „Die Gründe sind vielfältig und vielschichtig“, heißt es in der CommonStudie. „Zweifellos wissen viele Kunden die Vorzüge einer leicht bedienbaren und hochintegrierten Datenbank wie im Falle IBM i zu schätzen. Gleichzeitig zweifeln viele die Marktreife einer Hana-Lösung an und sehen noch keine durchschlagenden Vorteile für ihre SAP-Installation.“ Außerdem sprechen erhebliche Lizenzkosten und Implementierungsaufwände gegen Hana. Allumfassende „DB-Appliances“ wie Hana versprechen Vereinfachungen in der Administration und optimierte SAPLandschaften durch Verschmelzung der BW- und ERP-Systeme, wobei gerade IBMi-Kunden durch die integrierte Datenbank hier besonders verwöhnt sind. www.common-d.de
dern auch mit Power8. Dass Hana on Power8 wohl demnächst das Licht der Welt erblickt, dürfte so gut wie sicher sein. Wie man hört, sind die gemeinsamen abschließenden IBM-SAP-Tests bereits sehr weit vorangeschritten. Außerdem haben beide Firmen ihre umfangreiche Zusammenarbeit jetzt um eine Cloud-Partnerschaft erweitert. Die Anwendungen der Echtzeitdatenbank Hana und der dazugehörigen Unternehmenssoftware Business Suite sollen künftig auch in Rechenzentren der IBM untergebracht werden. Diese Zusammenarbeit ist aber nicht exklusiv. Ähnliche Vereinbarungen hatte SAP zuvor bereits mit Amazon, HP, Fujitsu und Microsoft getroffen.