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vorwort Januar–Februar < 2013

Die ewig gleiche Litanei Cloud-Anwender sind noch Mangelware und das Marktwachstum bleibt überschaubar. > Tagtäglich erreichen unsere Redaktion neue Studien, Meldungen und Exklusivbeiträge, die sich alle um das „unglaubliche“ Potential und das „exorbitante“ künftige Wachstum von Cloud Computing drehen. Dabei sind es die meisten Hersteller und Service-Provider nicht leid, in schöner Regelmäßigkeit die Vorzüge von Cloud-Services herunterzubeten. Dass diese schöne neue Welt bei den Anwenderunternehmen längst noch nicht angekommen ist, zeigt die Tatsache, dass erfolgreiche Praxisberichte aus dem Cloud-Umfeld nach wie vor Mangelware sind. Genau diese Tatsache stellten wir übrigens vor gut einem Jahr an gleicher Stelle schon einmal fest. Man kann nicht sagen, dass sich seitdem die Zahl neuer Cloud-Erfolgsgeschichten drastisch erhöht hätte.

von Ina Schlücker,

Redakteurin IT-DIRECTOR

Zudem wird das Wachstum des CloudMarkts nach Einschätzung von Branchenkennern künftig alles andere als explosionsartig nach oben schießen. So betont etwa HP-Deutschlandchef Volker Smid im Titelinterview ab Seite 22, dass die weltweit genutzten Cloud-Dienste aktuell nur rund zehn Prozent des gesamten Infrastruktur- bzw. IT-Markts ausmachen. Bis 2015 werden CloudServices hier voraussichtlich einen Anteil von rund 30 Prozent besitzen. Von daher werden traditionelle IT-Umgebungen nach wie vor ihre Bedeutung behalten. Und sind wir mal ehrlich: Wer kann sich überhaupt vorstellen, dass etwa ein Automobilhersteller in den nächsten Jahrzehnten seine Daten über die Entwicklung eines Prototypen innerhalb einer öffentlichen Cloud vorhalten wird? < Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe,

P.S.: Auch in diesem Jahr ist IT-DIRECTOR wieder vom 5. bis 9. März auf der Cebit in Hannover (Halle 5, Stand F 36) vertreten. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

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Inhalt 2013 > Januar-Februar

Der Weg ist noch weit: Etablierte Standards sucht man im Cloud-Umfeld noch vergebens.

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Der Content-Management-Spezialist Alfresco gab Anfang Februar 2013 die Übernahme des Software-An­ bieters WeWebU bekannt.

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Titelthema > Cloud Computing

14 Der Weg ist noch weit

Die neue Plattform „iCargo“ soll Fahrzeugrouten und intermodale Logistikabläufe synchronisieren.

Etablierte Standards sucht man im Cloud-Umfeld noch vergebens. Zu unterschiedlich gestalten sich die ­Interessen der Technologielieferanten und Service Provider.

10 Knigge für das Social Business

20 Broker für die Cloud

Interview mit Ivo Körner, Vice ­President Software Group bei IBM in Deutschland, über die Notwendigkeit eines Verhaltenskodex für das Social Business

Beim Abschluss von Cloud-Ver­ trägen wird es häufig problematisch, wenn Datensicherheit und Trans­ parenz des Angebots unklar sind.

9 Intelligente Transportsysteme

12 ERP auf Hana bringt Tempo und viel Arbeit

SAPs Business Suite läuft nun auch auf der In-Memory-Datenbank ­Hana. ERP-Prozesse werden damit schneller. Doch Anwender müssen bei der Nutzenrechnung langfristig denken.

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der gestiegenen Relevanz von BPM Rechnung.

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Aktuelles > Unternehmen

8 Meilenstein für Alfresco

Offen für Veränderungen: Mit neuen Tools tragen die Anbieter

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Wie wirtschaftlich ist die Cloud?

Mithilfe einer besonderen Vor­ gehensweise können IT-Verant­ wortliche den Cloud-Nutzen er­ mitteln und in fünf Schritten das Migrationsprojekt planen.

Interview mit Volker Smid, Geschäftsführer von HP Deutschland

32 Die Piloten werden mutiger Kommentar von Andreas Stein, ­Managing Director Dell Services, über Pilotprojekte im Cloud Com­ puting

34 Videokonferenzen als Service Mitunter lagern Unternehmen ­einzelne IT-Anwendungen in die Wolke aus, um Investitionen zu ­vermeiden.

36 Networking in der Cloud Interview mit Michael Stückmann, Geschäftsführer der NEC Deutschland GmbH und Präsident des ­Verwaltungsrates der NEC Switzerland AG


Januar-Februar < 2013

Mehr Bandbreite für Versicherer: Die CSS Versicherung setzt für

Ausgewogenheit in der Rollenbesetzung: Wichtig ist, dass ein

pünktliche Backup-Prozesse auf mehr Bandbreite.

Beraterteam ausgewogen besetzt ist.

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Software > Geschäftsprozesse

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Trendthema > IT-Consulting

40 Offen für Veränderungen

Praxis > IT-Projekte

58

Die Anpassungsfähigkeit von ­Geschäftsprozessen ist ein ent­ scheidender Wettbewerbsfaktor.

46 Die neue Flexibilität Interview mit Hermann Stehlik, ­Regional Vice President für Zentraleuropa bei Epicor

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Ausgewogenheit in der Rollenbesetzung

Alle Töchter auf einer ERPPlattform

Viele Finanzdienstleister verlassen sich bei der Auswahl von Beratern auf vordergründige Entscheidungsparameter. Wichtig ist aber, dass das Team ausgewogen besetzt ist.

Lohmann & Rauscher konsolidiert seine IT-Landschaft mit SAP ERP und vereinheitlicht die IT-Infrastrukturen in seinen Gesellschaften.

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Strategie > IT-Trends

74 Digitalisierung als Innovations­

Organisation > IT-Infrastrukturen

treiber

50 Mehr Bandbreite für

Software für Versorger und Industrie www.psi.de

­Versicherer

Die CSS Versicherung setzt für pünktliche Backup-Prozesse auf mehr Bandbreite.

54 Der Desktop als Dienstleistung

62 Gesucht und gefunden

Die IHK Würzburg-Schweinfurt halbiert die IT-Kosten je Arbeitsplatz mithilfe von Cloud Computing und Thin Clients.

Die Chemetall GmbH beauftragte einen Full-Service-IT-Dienstleister mit der Anpassung und Optimierung ihrer CMS-Infrastruktur.

IT Director Inselanzeige 55x40 mm.indd 1

26.01.2012 13:34:06

Interview mit Gerd-Lothar Leonhart, Geschäftsführer von Bull in der DACH-Region und Vorstandsvorsitzender der Science + Com­ puting AG

Standards 3 Vorwort: Die ewig gleiche Litanei 38 Buchseite zum Thema Cloud Computing 78 Veranstaltungen: Termine 82 Letzte Seite: Vorschau und Impressum

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aktuelles aktuelles > unternehmen

Neuer Chef für Onventis > Zum 1. Februar 2013 trat Frank Schmidt bei Onventis als Geschäftsführer die Nachfolge von Wolfgang Lux an, der das auf EProcurement-Software spezialisierte Unternehmen seit Mitte Dezember interimsmäßig geführt hatte. Frank Schmidt war zuletzt als Vorstand bei der Heiler Software AG in Stuttgart für Vertrieb und Marketing sowie Strategische Allianzen verantwortlich.

Frank Schmidt

wechselte von der Heiler Software AG zu Onventis.

Der Diplom-Betriebswirt Schmidt absolvierte nach seiner Ausbildung zum Außenhandelskaufmann ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der FH Reutlingen. Vor seiner Tätigkeit bei Heiler war er von 1997 bis 2006 Managing Director bei dem internationalen IT-Dienstleister Atos. Als Mitglied der Geschäftsleitung verantwortete er dort das Lösungsgeschäft und war während seiner zehnjährigen Laufbahn in leitenden Management- und Vertriebsfunktionen im In- und Ausland tätig. Wolfgang Lux konzentriert sich mit der Berufung von Frank Schmidt zum Geschäftsführer wieder auf seine Tätigkeit im Beirat der Onventis GmbH. < Im Internet: www.onventis.de

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Wechsel von T-Systems zu Unisys > Ende Januar 2013 ernannte Unisys Dr. Uwe Heckert zum Vice President für Global Services Delivery im Unternehmensbereich Technologie, Consulting und Integration Solutions (TCIS) für Europa, Afrika und den Mittleren Osten (EMEA). Zu seinen Aufgaben zählen Service Operations und Qualitätsmanagement für bestehende Kunden sowie die Neukundengewinnung.

Für seine neue Tätigkeit bringt ­Heckert über 15 Jahre Berufserfahrung in den Bereichen Consulting und IT-Services mit. Zuletzt war er als Senior Vice President Global Delivery ERP/SAP Systems Integration bei T-Systems in Darmstadt tätig. Davor arbeitete er u.a. als Projektleiter im Business-Technologie-Office von McKinsey in Frankfurt. < Im Internet: www.unisys.com

Dr. Uwe Heckert, Vice President bei Unisys

Integration der Infrastruktur > Cisco und Netapp kündigten im Januar 2013 die Ausweitung ihrer Partnerschaft an. Die beiden Unternehmen planen, Mithilfe einer konvergenten Infrastruktur Firmenniederlassungen, Rechenzentren und Public Clouds über die Flexpod-Architektur miteinander zu vernetzen. Die erweiterte Partnerschaft soll außerdem die Integration der bei-

derseitigen Technologien vorantreiben. Die Partner wollen gemeinsam Lösungen entwickeln und bei der Markteinführung zusammenarbeiten. Der Kunde profitiere dabei von einem einfachen Zugriff auf Cloud-Lösungen der nächsten Generation und damit einer schnelleren Einsatzbereitschaft. < Im Internet: www.netapp.com/de


unternehmen < aktuelles

HX-Factor = 70 % weniger Energiebedarf in der Rechenzentrumsklimatisierung Der HX-Factor ist unser Leistungsversprechen. Er steht für einzigartige Kompetenz im Wärmetausch (HX = HEAT EXCHANGE) und sichert Ihnen vielseitigen Produktnutzen. So auch mit GEA Adia-DENCO ®: Dieses speziell für die energiesparende IT-Klimatisierung entwickelte Gerät kann den Energiebedarf für die Kühlung eines Rechenzentrums um bis zu 70 % reduzieren. Es nutzt den Effekt der indirekten Freien Kühlung in Kombination mit indirekter adiabater Befeuchtung. Damit ist diese Innovation ein wertvoller Baustein zur Green IT. Erleben Sie den GEA Adia-DENCO® live auf der ISH.

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GEA Heat Exchangers it-director · Ausgabe 1–2/2013

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aktuelles aktuelles > unternehmen

Regional Director für Check Point > Mit Dietmar Schnabel holte sich Check Point einen erfahrenen Manager als neuen Regional Director Central Europe an Bord. Bereits seit Anfang des Jahres verantwortet Schnabel den Bereich Sales und Marketing des Anbieters.

Dietmar Schnabel, Regional Director bei Check Point

Der 52-jährige Bayer blickt auf mehr als 25 Jahre Berufserfahrung in führenden Positionen verschiedener Unternehmen zurück. Er wechselte von Bluecoat Systems, wo er zuletzt als Regio­nal Manager DACH & EE verantwortlich für Sales, Marketing sowie die Neukunden- und Partnerakquise war. Zuvor nahm er die Position des Regional Managers für Packeteer ein. Sein Fachwissen stellte der Manager ebenso als Vice President bei Hitachi Data Systems (HDS) im Bereich Sales unter Beweis. Weitere Stationen seiner Karriere waren u. a. Gupta Technologies, JNI Corporation und Get Manufacturing. < Im Internet: www.checkpoint.com

Meilenstein für Alfresco > Der Content-Management-Spezialist Alfresco gab Anfang Februar 2013 die Übernahme des Software-Anbieters WeWebU bekannt. Durch die Akquisition will Alfresco sein Portfolio für Unternehmenslösungen stärken: Die eigene Plattform soll damit um konfigurierbare, rollenbasierte Funktionen für das transaktionale ContentManagement sowie die Aktenverwaltung erweitert werden. „Die Übernahme ist ein Meilenstein auf unserem Weg, Unternehmen weltweit für ihre zentralen Geschäftsprozesse content-zentrische Applikationen bereitzustellen”, sagt Doug Dennerline, CEO von Alfresco. „Beide Unternehmen haben bereits gemeinsame Kunden und Partner. Unser Ziel ist es,

> Mit Wirkung zum 1. Januar 2013 übernahm Jochen Jaser als neuer Vorstandsvorsitzender die Gesamtverantwortung für die Matrix42 AG. Michael Schmidt ist weiterhin als Chief Financial Officer (CFO) verantwortlich, während der bisherige Vorstandsvorsitzende, Herbert Uhl, aus dem Vorstand ausschied. Jochen Jaser führte seit 2004 die Produktstrategie im Bereich Service­ management der Update4u Soft-

Vorstandsvorsitzender der Matrix42 AG

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Im Internet: w ww.alfresco.com www.wewebu.com

Neue Doppelspitze

Jochen Jaser, neuer

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durchgängige Lösungen anzubieten, die innerhalb der Unternehmensgrenzen ebenso nutzbringend eingesetzt werden können wie in der Cloud und auf Mobilgeräten.“ Die Verbindung beider Angebots­ paletten soll es Unternehmen ermöglichen, content-orientierte Geschäftsprozesse abzuwickeln. Dazu zählen etwa die Verwaltung von Verträgen und Unterlagen zu Geschäftsabschlüssen. Nach Abschluss der Akquisition soll WeWebU als neuer Geschäftsbereich unter dem Titel „Alfresco Business Solutions“ geführt werden. Die Leitung wird Stefan Waldhauser übernehmen, Gründer und CEO von WeWebU. <

ware AG, die 2009 mit der Matrix42 AG fusionierte und damit die Basis für die heutigen WorkplaceManagement-Lösungen legte. Die Matrix42 AG selbst ist Mitglied der internationalen Asseco-Gruppe. Mit der Fusion 2009 übernahm ­Jochen Jaser als Chief Technology Officer (CTO) die Verantwortung für die globale Markt- und Produktstrategie des Unternehmens. < Im Internet: www.matrix42.com


unternehmen < aktuelles

Intelligente Transportsysteme Die neue IT-Plattform „iCargo“ soll Fahrzeugrouten und intermodale Logistikabläufe synchronisieren, um CO2-Emissionen zu senken. iCargo steht dabei für „Intelligent Cargo in Efficient and Sustainable Global Logistics Operations“. > Die Leitung des Konsortiums hat der internationale IT-Dienstleister Atos übernommen. Ziel der Initiative ist es, CO2-Emissionen mittels effizienterer intermodaler, also mehrgliedriger, Frachtsysteme und intelligenter Entscheidungsunterstützung zu senken. Das Konsortium besteht aus 29 Unternehmen und Organisationen mit Erfahrungen im Logistik-, Informations- und Telekommunikationsbereich – darunter gewerbliche Dienstleister, Verbände, Forschungszentren und Behörden.

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Im Rahmen des Projekts arbeitet man an einer offenen Architektur, in der bestehende Systeme und neue Anwendungen effizient miteinander verknüpft werden können. Das soll die Frachtsysteme bei allen Transportarten optimieren, um den Verkehr nicht nur logistisch, sondern auch ökonomisch und ökologisch effizienter zu gestalten. Durch bessere Systeme für die intelligente Entscheidungsunterstützung kann die Beladung bei mehrgliedrigen Transportketten besser synchronisiert werden. Das soll die Zahl der Fahrzeuge auf der Straße sowie die CO2-Emissionen senken. Atos übernimmt innerhalb des Projekts eine führende Rolle und beteiligt sich aktiv an der Gestaltung und Implementierung der iCargo-Plattformkomponenten. Dazu zählen vor allem Aspekte im Zusammenhang mit der Cloud-Infrastruktur, semantischen Webdiensten, dem Software-as-a-Service-Konzept sowie mit der Koordinierung von Pilotprojekten und die Ausgestaltung von Geschäftsmodellen. < Im Internet: www.i-cargo.eu | www.atos.net it-director · Ausgabe 1–2/2013

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Interview aktuelles > unternehmen

Knigge für das Social Business Interview mit Ivo Körner, Vice President Software Group bei IBM in Deutschland, über die Notwendigkeit eines Verhaltenskodex für das Social Business sowie über den Stellenwert von Datenschutz und Vertraulichkeit IT-DIRECTOR: Herr Körner, inwieweit nutzen auch andere Aktivitäten des Benutzers abGroßunternehmen aktuell Tools rund um gebildet, etwa Postings in firmeneigenen das Social Business für ihre interne sowie Foren oder das Teilen von Medien sowie externe Kommunikation? Dokumenten – das ist durchaus ganz I. Körner: Immer mehr Unternehmen sind ­bewusst an die Erfahrung der privaten derzeit mit dem Aufbau von Netzwerken Social Networks angelehnt. IT-DIRECTOR: Wer verantwortet in Großunterund Communitys zur Verbesserung von nehmen die Umsetzung der Social-MediaKommunikation und Innovation beschäfMaßnahmen? tigt. Bei uns nutzen bereits 400.000 MitI. Körner: Initiativen für äußere Maßnahmen arbeiter Social-Software-Technologien. treiben in der Regel die Marketing- und Dabei sind 67.000 Communitys entstan- Ivo Körner, IBM-SoftwareKommunikationsverantwortlichen voran. den, es wurden 475.000 Dateien mittels ­Chef in Deutschland Aber auch andere Fachabteilungen haben sozialer Tools geteilt und wir tauschen jeden Tag 35 Millionen Instant Messages aus. Aber wir mittlerweile erkannt, dass sie das Social Business für sind kein Einzelfall: In einer von uns im letzten Jahr ihre Interessen gewinnbringend einsetzen können. Bedurchgeführten CEO-Umfrage identifizierten 57 Pro- reiche wie Human Resources, Sales oder Support hozent der Unternehmenslenker Social Business als Top­ len rasch auf. Hier sind es dann in der Regel die Fachpriorität. Und was die externe Nutzung betrifft: Bei ei- bereichsleiter, die die Maßnahmen verantworten. ner Umfrage unter 1.700 Chief Marketing Officers Darüber hinaus gibt es mehr und mehr maßgeschnei(CMO) gaben 82 Prozent der Befragten an, ihre Inves- derte Lösungen für die unterschiedlichen Bereiche wie titionen in Social Media in den nächsten drei bis fünf etwa die neue webbasierte Social-Networking-Lösung Jahren zu erhöhen. Nicht zuletzt bestätigen die Analys- für den HR-Bereich: die IBM Employee Experience ten diesen Trend: Laut Forrester übersteigt der Markt Suite. Sie verbindet Connections und die Software von Kenexas zu Tools und Analysen für Recruiting, Einarfür Social Software 2016 die Sechs-Milliarden-Marke. IT-DIRECTOR: Welche Tools werden besonders nachgefragt? beitung, Trainings- oder Performance-Management. I. Körner: Besonders stark steigt die Nachfrage nach prak- Geht es um die interne Einführung, kommt es ganz auf tischen Kommunikationstools. Allen voran steht hier den Umfang der Maßnahme an. Oder anders ausgedas wachsende Interesse an Instant Messaging, das drückt: Mit der Transformation in ein Social Business mehr und mehr die klassische E-Mail als ein informel- geht ein kultureller Wandel einher, der das ganze Unleres und schnelleres Tool ablöst. Hinzu kommt das ternehmen umfasst. Hier ist es letztlich unabdingbar, wachsende Interesse an einer kontextbezogenen Ein- dass die Unternehmensführung den Change-Prozess bettung sozialer Funktionen in die leitet und vorlebt. Es ist eine Frage der vorhandenen Office- und KommuniUnternehmens- und Führungskultur. IT-DIRECTOR: Worauf sollte der Verantwortkationstools in Form eines Activity liche bei der Organisation der eigenen Streams, wie wir ihn gerade auf unseSocial-Media-Aktivitäten achten? rer Hausmesse, der IBM Connect in I. Körner: Social Business braucht Zeit Orlando, vorgestellt haben. In unseund Geduld. Nicht alle Mitarbeiter rem neuen Notes-Release ist der Postsind Digital Natives, für viele bedeutet eingang durch und durch „social“. So der Wandel eine Umstellung ihrer Gewerden in der Inbox neben E-Mails

„Social Business braucht Zeit und Geduld, denn nicht alle Mit­ arbeiter sind Digital ­Natives.“

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unternehmen < aktuelles

wohnheiten. Der kulturelle Wandel hin zu einer internen „Shareconomy“ bedarf eines sorgfältigen ChangeManagements, bei dem sich die Mitarbeiter mitgenommen fühlen müssen. Das bedeutet auch, dass die Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen und alle Beteiligten frühzeitig einbinden und für einen sanften Übergang sorgen müssen. Gute Erfahrungen haben Kunden z.B. mit „Social Business Champions“ gemacht, d.h. man identifiziert Mitarbeiter, die bereits eine Affinität zu Social Media haben, und diese fördern Kollegen bei Fragen oder Unsicherheiten. IT-DIRECTOR: Inwiefern ist die Erstellung eines sogenannten „Social-Media-Knigge“ ratsam? I. Körner: Eine Guideline ist sehr wichtig, gerade um Fehler zu vermeiden, den Mitarbeitern notwendige Hilfestellung zu geben sowie Ratschläge zu vermitteln. Im Social-Media-Umfeld sind private und berufliche Aktivitäten nicht selten miteinander verschränkt. Es entstehen Grauzonen, in denen der Mitarbeiter nicht genau weiß, wie er sich verhalten darf oder soll. Daher braucht er hier für die eigene Orientierung einen klaren Rahmen – zur eigenen Absicherung und der des Arbeitgebers. Wichtig ist nur, dass man keinen strengen Verbotskatalog vorschreibt, sondern durchaus ermunternd auf die Themen eingeht und offen und frei Vor- und Nachteile benennt. Wir haben dies mit unseren eigenen Richtlinien angestrebt, die die Mitarbeiter selbst entwickelt und öffentlich gemacht haben.

IT-DIRECTOR: Was passiert, wenn Mitarbeiter gegen solche Regeln verstoßen? Welche Strafen sind realistisch? I. Körner: Es geht weniger um Verstöße gegen Social-Media-Regeln, sondern vielmehr darum, die sowieso bestehenden Regeln, die etwa im Arbeitsvertrag niedergeschrieben sind (Vertraulichkeit, Datenschutz etc.), auch kompatibel für Social Media zu machen. Dadurch entstehen keine neuen Strafkataloge und damit auch keine Unsicherheiten. Letztlich gelten im Social Business die gleichen Regeln wie überall im Unternehmen oder auf der Straße. Dies gilt es, den Mitarbeitern über Richtlinien bewusst zu machen. IT-DIRECTOR: Welche Schwierigkeiten im Umgang mit Social Media sehen Sie momentan in Großunternehmen? I. Körner: Eine Herausforderung besteht darin, Social Media in den täglichen Arbeitsalltag zu integrieren, ohne dass es Mitarbeiter als Zusatzbelastung empfinden. Außerdem sollte sowohl das Arbeiten im Büro als auch auf mobilen Endgeräten unterstützt werden. Dabei muss man sich immer wieder bewusst machen, dass es sich um einen Wandel handelt, der das ganze Unternehmen umfasst. Von daher müssen alle Mitarbeiter, Gremien und Interessengruppen mit ins Boot geholt werden – vom Betriebsrat über die Rechtsabteilung bis hin zur Führungsetage. Es gilt, konstruktiv die Arbeitswelt zu gestalten – nur so kann Deutschland im globalen Wettbewerb bestehen. < IS

Facebook ganz weit vorne Eine aktuelle Studie von Pitney Bowes Software beleuchtet die Effektivität von ­Marketing in sozialen Netzwerken. > Für die Studie befragten die Marktforscher von Vanson Bourne Konsumenten zu ihrer Einstellung gegenüber Marketing in sozialen Netzwerken und verglichen diese Aussagen mit den Meinungen von Marketingleitern, die solche Aktivitäten initiierten. Die Studie wurde in Australien, Frankreich, Deutschland, Großbritannien sowie den USA durchgeführt und umfasste sieben Branchen. Für die Marketingexperten stellte die Auswahl

der richtigen sozialen Netzwerke eine Herausforderung dar. Zwar waren Konsumenten und Experten gleichermaßen der Meinung, dass es sich bei Facebook um das beliebteste und vertrauenswürdigste sozi-

ale Netzwerk handelt. Dafür gingen jedoch die Meinungen über die Bedeutung anderer Netzwerke stark auseinander. Neben Facebook investieren Marketiers den Rest ihres verfügbaren Budgets in Twitter (57 Prozent) und Google+ (51 Prozent). Die Konsumenten dagegen bevorzugen Youtube gegenüber Twitter und Google+, während die Experten die Plattform nur auf Platz 5 ihrer Liste nannten. < Im Internet: www.pitneybowes.de it-director · Ausgabe 1–2/2013

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aktuelles aktuelles > unternehmen

ERP auf Hana bringt Tempo und viel Arbeit SAPs Business Suite läuft nun auch auf der In-Memory-Datenbank Hana. ERP-Prozesse werden damit deutlich schneller. Doch Anwender müssen bei der Nutzenrechnung langfristig denken. > Wenn die Business Suite nun auf Hana laufe, könne man von einer Neuerfindung der Softwarelösung sprechen. Dies verkündete Jim Hagemann Snabe, Co-CEO von SAP, auf der Pressekonferenz, bei der die große Neuigkeit präsentiert wurde. Die Kernanwendungen der Business Suite lassen sich jetzt auch auf der hauseigenen In-Memory-Datenbank nutzen. Nachdem SAP auf der vergangenen Anwenderkonferenz mit der CRM-Software erstmals die transaktionale Datenwelt für Hana erschlossen hatte, war mit Spannung erwartet worden, wann das ERP-System an der Reihe sei. Die Marktbeobachter der Experton Group sehen die Ankündigung „als extrem wichtig für SAP, den gesamten ERP-Markt, das Wettbewerbsumfeld und insbesondere auch die Anwender“ – so die Aussage in einer Stellungnahme, die von Wolfgang Schwab, Jürgen Weiß und Andreas Zilch verfasst wurde. Die Nutzer des Business Warehouse (BW) auf Hana hatten bereits über schnellere Prozesse berichtet – in Einzelfällen um den Faktor 10.000. Ähnliche Temposteigerungen erwarten jetzt auch die ERP-Anwender und die Analysten. Laut Experton zeigt ein erstes Kundenfeedback eine massive Beschleunigung von Planungs-, Simulations- und Analyseaufgaben. Entscheidungen könnten

Besuchen Sie uns: CeBIT in Hannover 05.–09. 03. 2013 Halle 11, Stand E06

eltefa in Stuttgart

„Hana ist die Neuerfindung der Datenbank“, glaubt Jim Hagemann Snabe, einer der beiden Co-CEOs von SAP. zeitnah mit allen verfügbaren Daten getroffen werden, ohne langwierig auf Informationen aus dem BW oder ähnlichen Systemen zu warten. „Dadurch verbessern sich die Entscheidungsgeschwindigkeit und die Qualität“, so das Statement der Experton Group. Doch neben den Chancen ergeben sich auch Herausforderungen. Die Datenbank des ERP-Systems ist quasi das Herz jeder Firmen-IT. Die Migration auf eine andere Datenbank ist somit kein triviales Projekt. SAP stellt die Nutzung von Hana für die Business Suite zwar als Enhancement-Paket zur Verfügung. Zusätzlich bieten die Walldorfer für die Einführung sogenannte Rapid

Make

easy.

20.–22.03.2013 Halle 9, Stand A11

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RiMatrix S: Das erste Rechenzentrum in Serie. Einfach anschließen und fertig.


unternehmen < aktuelles

Deployment Solutions. Damit sollen Anwender in weniger als sechs Monaten in den Live-Betrieb gehen können. Doch die Hauptarbeit müsse laut Experton trotzdem das Anwenderunternehmen leisten. Die Migration der Datenbank bleibt mit Aufwand verbunden, der viele IT-Verantwortliche abschrecken mag. In Sachen

Hasso Plattner wurde von Palo Alto live zugeschaltet. Migration sei gerade für größere Unternehmen ein Big Bang unrealistisch, meinen die Analysten. Die Walldorfer schlagen daher einen anderen Weg vor: Die vorhandene ERP-Installation wird inklusive aller Datenbestände und der bestehenden Applikationen zunächst 1 : 1 auf die neue Hana-Architektur migriert. „Wenn dies erfolgt ist, hat man zwar noch keine signifikanten Vorteile erzielt“, so die Einschätzung der Analysten, „aber die Basis für wertschöpfende Neuentwicklungen geschaffen.“ Wenn es um den wirtschaftlichen Nutzen von Hana im ERP-Umfeld geht, müssen Firmen allerdings langfristig denken. Für einzelne Projekte im

Analysebereich ist eine Wirtschaftlichkeitsrechnung zwar einfach. „Schwieriger ist es, den Business Case für die komplette Migration zur Hana-Architektur für das ganze Unternehmen zu rechnen“, heißt es in der Stellungnahme der Marktforscher. Zunächst sei eine hohe Erstinvestition notwendig. „Falls dieses auf die ersten Projekte voll umgelegt wird, ist eine positive Wirtschaftlichkeitsbetrachtung schwierig.“ Nach Aussage der Nutzervereinigung DSAG orientiert sich das Preismodell der Business Suite powered by Hana immerhin an der Wertschöpfung der Anwender. „Kunden müssen jetzt nur die Lizenzen upgraden, die wirklich auf die Datenbank zugreifen, und nicht pauschal den gesamten Lizenzvertrag“, erklärt Andreas Oczko, Vorstandsmitglied der DSAG. Die Datenbank für die Business Suite auf Hana koste damit lizenzseitig für Bestandskunden genauso viel wie herkömmliche Datenbanken. Wer sich für die Migration auf die In-Memory-Datenbank entscheidet, könnte jedoch Schwierigkeiten haben, die passenden Experten zu finden. Denn der Markt für SAP-Spezialisten ist derzeit extrem überhitzt. Nach Experton-Meinung kann sich die Umstellung auf Hana nicht nur aufgrund der genannten Vorteile lohnen. Viele SAP-Installationen seien zwar technisch auf dem aktuellen Stand. Bei Release-Wechseln hätten die Unternehmen aber häufig darauf verzichtet, die Geschäftsprozesse anzupassen. Die neuen Möglichkeiten der Hana-Architektur könnten den Anstoß geben, das ERP-System von Grund auf zu renovieren und „fit für die nächsten zehn bis 20 Jahre zu machen“. < Markus Strehlitz

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