Virtuelle Arbeitsplätze · Netzgeräte als Energiefresser · Freiheit statt digitaler Fußfessel Österreich: 4,70 EUR Luxemburg: 4,95 EUR
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G 31227 I WWW.IT-DIRECTOR.DE
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IM Interview
Harald Grumser, Vorstandsvorsitzender von Compart Seite 22
Dokumenten- management
Wohin geht die Reise? Um die Informationsflut beherrschbar zu machen, setzen immer mehr Unternehmen auf mobiles Dokumentenmanagement. Werden dadurch klassische Installationen verdrängt? Seite 14 MEDIENHAUS VERLAG Postfach 300111 · 51411 Bergisch Gladbach »Entgelt bezahlt«
Infrastrukturen Cockpit für die IT-Sicherheit Seite 52
High Performance Computing Leistungsstark in die Zukunft Seite 42
ist der WorkfloW ihrer dokumente genauso effizient?
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vorwort september < 2014
Wann folgen die Taten? Scheinbar tut sich hierzulande etwas hinsichtlich so drängender Themen wie Sicherheit, Breitband ausbau und Datenschutz. > Vergangenen August zeigte sich die Bundesregierung recht umtriebig. Direkt nach der Sommerpause legten die Bundesministerien des Innern, Wirtschaft und Energie sowie Verkehr und digitale Infrastruktur ihre gemeinsamen Pläne zur Digitalen Agenda 2014 bis 2017 vor. Es handelt sich um Umsetzungsmaßnahmen in sieben Handlungsfeldern, darunter fallen allerdings weit dehnbare Begrifflichkeiten wie digitale Infrastrukturen, innovativer Staat oder digitale Lebenswelten in der Gesellschaft. Anhand dessen lässt sich bereits erahnen, dass viele der vorgestellten Ziele allein an der Oberfläche kratzen oder per se nichts Neues darstellen. So werden die Inhalte des IT-Sicherheitsgesetzes bereits seit Jahren diskutiert oder hinsichtlich des geplanten Breitbandausbaus auf die „Netzallianz Digitales Deutschland“ verwiesen. Bewusster Bürokratieabbau, Zusagen von Fördermitvon Ina Schlücker, teln oder Bestimmungen zur NetzneutraliRedakteurin IT-DIRECTOR tät sucht man vergebens. Somit erweist sich die Politik einmal mehr als extrem schwerfällig, was der immensen Geschwindigkeit gegenüber steht, mit der immer neue technologische Errungenschaften unseren (Berufs-)Alltag durchdringen. Von daher sind alle Worte nichts weiter als Schall und Rauch, wenn danach keine Taten folgen. Eine gute Gelegenheit, die digitale Zukunft in Deutschland weiter voranzubringen, könnte der für den 21. Oktober 2014 anberaumte Nationale IT-Gipfel bieten. Allerdings war zum Zeitpunkt unseres Redaktionsschlusses am 9. September – also sechs Wochen vor der eigentlichen Veranstaltung – auf der offiziellen Webseite www.it-gipfel.de noch kein einziger konkreter Programmpunkt zu finden.
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Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe,
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Inhalt 2014 > september
Wohin geht die Reise? Inwiefern haben mobile ECM/DMS-Lösungen
Effizientere Serviceprozesse: Der Informatikdienst der Stadt
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das Potential, klassische Installationen zu verdrängen?
Aktuelles > Unternehmen
8 Durchbruch für virtuelle Arbeitsplätze
Virtuelle Desktops warteten jahrelang auf einen Boom – jetzt stehen sie bei den CIOs auf Platz Eins der Investitionsziele.
9 Ein wichtiger Imagefaktor Kommentar von Bernhard Webler, Vice President Retail Solutions bei Microstrategy, über die Nachverfolgbarkeit von Lebensmitteln
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22 Titelthema > Dokumenten management
14 Wohin geht die Reise? Laut Bitkom stellt ECM auf Mobilgeräten den wichtigsten Branchentrend 2014 dar. Eine DMS-Marktuntersuchung von Softselect sagt wiederum aus, dass Cloud- Lösungen nur schleppend in Fahrt kommen. Ein Widerspruch?
Netzwerkgeräte als Energiefresser
20 Weitsichtige Weichenstellung
Veraltete Technologien verschwenden hierzulande rund 60 Mrd. Euro, wobei sich insbesondere in die Jahre gekommene Netzwerkgeräte hervortun.
Als das Papieraktenarchiv der Scherdel-Unternehmensgruppe an räumliche Grenzen stieß, beschloss das Unternehmen einen Strategiewechsel.
12 Freiheit statt digitaler Fußfessel Interview mit Christoph MüllerDott, Managing Director Germany & Austria bei Orange Business Services
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Rapperswil-Jona setzt auf ein neues Helpdesk-System.
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Interview mit Harald Grumser, Vorstandsvorsitzender der Compart AG
30 Zeitgewinn im Kundencenter Als sich Gira Anfang 2011 entschloss, durchgängig auf SAP um zustellen, sollten alle Dokumente in ein übergreifendes Archiv über nommen werden.
32 Operation gelungen Dank einer automatisierten Belegverarbeitung kann das Universitätsklinikum Köln Skontofristen verlässlicher einhalten.
34 Neue Wege gehen Interview mit Michael Hack, Geschäftsführer des Content- und Customer-Experience-ManagementSoftware-Anbieters Sitecore
september < 2014
Boliden für die Zukunft: HPC-Systeme werden immer leistungsfähiger. Wird künftig gar die Exaflop-Marke geknackt?
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Software > CRM-Systeme
Infrastrukturen > IT-Sicherheit
38 Effizientere Serviceprozesse
52 Steuercockpit für die
Um auf Kundenanfragen schneller zu reagieren, setzt der Informatikdienst der Stadt Rapperswil-Jona auf ein neues Helpdesk-System.
IT-Sicherheit
40 Ein Fall für Big-Data-Analysen Die Marketingkampagnen von Huk24 sollen maximale Wirkung bei minimalem administrativem Aufwand erzielen.
Steuercockpit für die IT-Sicherheit: Der Flughafen Köln Bonn setzt eine zentrale Managementlösung ein.
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Interview mit Norbert Drecker, Geschäftsführer des Beratungs unternehmens Twinsec
Der Flughafen Köln Bonn setzt eine zentrale Managementlösung ein, mit der er den Status der IT-Sicherheit in Echtzeit bestimmen kann. Anzeige
62 Schutz auf mehreren Ebenen Mobile Endgeräte können immer ein Risiko für die Unternehmens-IT darstellen, doch mittlerweile existieren Lösungen, um die Systeme auf verschiedenen Ebenen zu schützen.
Strategie > Cloud Computing
Infrastrukturen > High Performance Computing
66 Ein komplett neuer Marktplatz
Software für Versorger und Industrie www.psi.de
42 Boliden für die Zukunft
HPC-Systeme werden immer leisIT Director Inselanzeige 55x40 mm.indd 1 26.01.2012 Risikomanagement aus der tungsfähiger. Wird künftig gar die Cloud Exaflop-Marke geknackt? Vor allem IT-Sicherheitsdienst High Performance für alle leistungen aus der Cloud können Interview mit Dr. Oliver Tennert, eine Option in Sachen Risiko Director Marketing & HPC management sein. Solutions bei der Transtec AG
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60 Compliance für kritische Daten
Interview mit Jörg Mecke, Bereichsleiter Cloud-Plattformen & Business Productivity bei Fritz & Macziol 13:34:06
Standards 3 Vorwort: Wann folgen die Taten? 48 Buchseite zum Thema High Performance
Computing
70 Veranstaltungen 74 Letzte Seite: Vorschau und Impressum
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aktuelles aktuelles > unternehmen
Software AG erweitert Vorstand > Der Aufsichtsrat der Software AG hat Eric Duffaut (52) zum 1. Oktober 2014 als Mitglied des Vorstands bestellt. Duffaut soll in der neuen Funktion als „Chief Customer Officer“ weltweit die Bereiche Vertrieb, Consulting Services und Marketing verantworten. Duffaut hatte zuvor verschiedene Führungspositionen im Vertrieb bei Oracle und SAP inne, zuletzt die als „Corporate Officer“ und Präsident des gloEric Duffaut bringt balen PartnerökosysFührungserfahtems der SAP. Mit seirung aus dem ner Kenntnis der SoftVertrieb von Oracle und SAP ware-Industrie, seinen mit. Führungsqualitäten und seinem auf den Kunden ausgerichteten Managementansatz ist er laut Andreas Bereczky, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Software AG, die ideale Besetzung für diese neu geschaffene Position. Karl-Heinz Streibich, Vorstandsvorsitzender der Software AG, will so alle Go-to-Market-Aktivitäten in einem Vorstandsressort bündeln. „Damit beschleunigen wir unseren Transformationskurs und unsere Ausrichtung auf eine vollkommen kundenzentrierte Organisation“, wird Streibich in einer Presseinformation zitiert, und weiter: „Mit der neuen Organisationsstruktur stärken wir unseren Direktvertrieb und den Ausbau unseres globalen Partnerökosystems.“ < Im Internet: www.softwareag.de
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Umsatzgewinn für ADP > Automatic Data Processing (ADP), ein auch in Deutschland aktiver US-Spezialist für Lohnund Gehaltsabrechnungen, meldet für das Ende Juni abgeschlossene Geschäftsjahr 2014 einen Umsatzanstieg um acht Prozent auf 12,2
Mrd. Dollar. Synchron dazu wuchs der Gewinn ebenfalls um acht Prozent auf 1,5 Mrd. Dollar. Der Anbieter bedient nach eigenen Angaben rund 637.000 Kunden in über 125 Ländern. < Im Internet: www.de-adp.com
Zusammenschluss zweier GAD-Töchter > Durch den Zusammenschluss der beiden zur GAD-Gruppe gehörenden Firmen Ratiodata IT-Lösungen & Services GmbH und VR Netze GmbH entstand Anfang September das größte Systemhaus im genossenschaftlichen Finanzverbund. Das neue Unternehmen mit rund 600 Mitarbeitern und über 200 Mio. Euro Jahresumsatz firmiert als Ratiodata IT-Lösungen & Services GmbH mit Sitz in Münster. Das VR-Netzeangebot wurde in den Ratiodata-Geschäftsbereich „Systemhaus“ integriert. „Damit führen die beiden Unternehmen ihre Kompetenzen in den Bereichen Arbeitsplatzausstattung, Netzwerk- und Telekommunikati-
onsservices zusammen“, heißt es in der Pressemitteilung. „Speziell im Mobility-Bereich bietet die Ratiodata künftig überzeugende Produkte aus einer Hand.“ Zusammen mit den beiden anderen Geschäftsbereichen „Scan- & Dokumenten-Services“ sowie „Personal-Systeme & Services“ will Ratiodata jetzt „ein ganzheitliches Leistungsspektrum für verschiedenste Geschäftsprozesse“ anbieten – laut Geschäftsführer Martin Greiwe als „Anbieter hochintegrierter Lösungen für dezentrale IT in der GAD-Gruppe“. Die Zusammenführung beider Unternehmen gilt rückwirkend zum 1. Januar 2014. Geschäftsführer der Ratiodata sind Klemens Baumgärtel, Martin Greiwe und Winfried Richert. < Im Internet: www.ratiodata.de www.gad.de
Die Geschäftsführer der
atiodata IT-Lösungen & R Services GmbH (von links): Klemens Baumgärtel, Martin Greiwe und Winfried Richert
unternehmen < aktuelles
bullion
DIE FORTSCHRITTLICHSTE PLATTFORM ZUR VERARBEITUNG IHRER DATEN IN ECHTZEIT
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aktuelles aktuelles > unternehmen
Durchbruch für virtuelle Arbeitsplätze? Virtuelle Desktops warteten jahrelang auf einen Boom – jetzt stehen sie laut Studienergebnissen bei den CIOs auf Platz Eins der Investitionsziele. > Lange zögerten Entscheider, ihre IT-Arbeitsplätze zentral in Rechenzentren zu betreiben. Galt es zunächst viele Fragen zu beantworten: Wie aufwendig ist die Einrichtung der virtuellen Desktops? Wie leistungsfähig und zuverlässig ist das Rechenzentrum auch im Hinblick auf Sicherheit? Und rechnet sich das gegenüber dem klassischen Desktop überhaupt? Laufen alle Desktops in einem Rechenzentrum, erleichtert das zum einen Management, Wartung und Sicherheitsmaßnahmen. Zum anderen reagieren CIOs damit auf die Wünsche ihrer Mitarbeiter. Denn diese möchten überall und jederzeit arbeiten können. Das hat die Studie „Innovationsfelder der digitalen Welt 2013“ des Münchner Kreis e. V. herausgefunden. Mit einem virtuellen Desktop spielt es keine Rolle, wo und wann die Mitarbeiter arbeiten und mit welchem Endgerät. Denn sie greifen immer auf dieselben Daten und Anwendungen zu – auf zentral bereitgestellte Daten aus dem Rechenzentrum. Für 46 Prozent der deutschen IT-Entscheider ist die Desktop-Virtualisierung das wichtigste Investitionsziel. Das ergab 2013 eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Vanson Bourne unter 100 deutschen CIOs.
Doch die bestehenden Angebote für Desktop as a Service lassen sich oft nur im Komplettpaket buchen und nicht individuell erweitern. Manche Produkte eignen sich etwa nicht, um gezielt Applikationen zur Verfügung zu stellen und Zugriffsrechte dynamisch zu vergeben. Kunden können diese Funktion aber auch nicht hinzubuchen. Wenn Unternehmen zudem virtuelle Desktopinfrastrukturen (VDI) nur teilweise einsetzen, müssen sie z.B. Datenspeicher zusätzlich zur Cloud auch vor Ort betreiben. Dadurch zahlen sie doppelt. Eine Alternative stellen Lösungen dar, deren Angebot sich mit zusätzlichen Dienstleistungen modular anpassen lässt. Im Unterscheid zu reinen Desktop-as-aService-Angeboten betreiben entsprechende Lösungen, wie z.B. „Dynamic Workplace“ von T-Systems, auch die virtualisierten Applikationen in der Cloud. So lassen sich Doppelkosten für On-Premise-Elemente vermeiden. Zudem können Anwender Zusatzpakete buchen – diese unterstützen z.B. Mitarbeiter, die über verschiedene Unternehmensstandorte hinweg zusammenarbeiten, mit entsprechenden Applikationen wie z. B. Microsoft Lync, Exchange und Sharepoint. < Roger Homrich
Umstellung auf virtuelle Desktops Fünf Fragen, die sich Unternehmen vor der Umstellung auf virtuelle Desktops stellen sollten: 1. Welche Anforderungen haben die Anwender oder bestimmte Gruppen (z.B. Arbeiten im Offlinemodus)? 2. Wie hoch sind die Implementierungs- und Betriebskosten? 3. Wie können die Mitarbeiter miteinbezogen werden? 4. Welche Unternehmensprozesse müssen angepasst werden? 5. Wann soll die Virtualisierung stattfinden?
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it-director · Ausgabe 9/2014
Kommentar unternehmen < aktuelles
Ein wichtiger Imagefaktor Kommentar von Bernhard Webler, Vice President Retail Solutions bei der Microstrategy Deutschland GmbH, über die Nachverfolgbarkeit von Lebensmitteln und welche Rolle Standards in der Logistikkette spielen
> Ob Bananen aus Ecuador oder Schweikette passiert und welche Stationen nicht nefleisch aus Thüringen: Waren- und daoptimal laufen. Denn für die lückenlose zugehörige Informationsströme fließen Dokumentation und Überwachung der heute rund um die Uhr. Der globale WettLieferkette sind in den meisten Fällen nur bewerb gestaltet Märkte zunehmend vier Informationen notwendig: was (welkomplexer, während Verbraucher aufches Objekt), wann (zu welcher Zeit), wo grund von Lebensmittelskandalen sensib(an welchem Ort) und warum (in weller geworden sind. Auf diese Entwicklunchem Geschäftskontext). Diese Angaben gen hat die EU reagiert und eine Strategie können im EPCIS-Standard in Form eizur Lebensmittelsicherheit erarbeitet. Die ner XML-Struktur abgebildet werden. internationalen Gesetzgeber wollen so si- Bernhard Webler, VP Retail An bestimmten Punkten der Wertcherstellen, dass die Nachverfolgbarkeit Solutions bei Microstrategy schöpfungskette lesen Erfassungsgeräte, von Lebensmitteln auf allen Stufen gewährleistet ist – wie z.B. RFID- oder Barcodeleser, zunächst die ID eivon der Produktion über die Verarbeitung bis zur Ver- nes Objekts aus. Die erfassten Daten verknüpft das Systeilung. Zudem sollen sich alle am Produktionsprozess tem mit der aktuellen Ortszeit und Lokalität, dem akBeteiligten identifizieren lassen. tuellen Status sowie dem Geschäftsprozess. So entsteht Die EU-Gesetzgebung und Vorgaben, dass bestimm- eine zusammenhängende Reihe von Leseereignissen, te Produkte konsequent verfolgbar sein müssen, etwa die ein Tracking und Tracing jederzeit möglich machen im Fischfang, haben den Kommunikationsbedarf bei – vom Ursprung der verwendeten Rohstoffe bis in den allen am Produktionsprozess beteiligten Parteien so- Handel und zurück. Ein weiterer Vorteil ist, dass der mit erst geschaffen. Um die Prozesse über alle Stufen Standard von mobilen Endgeräten gelesen werden transparent abrufbar zu gestalten, ist ein global aner- kann. Microstrategy hat hierfür die Erfassungs- und kannter Standard gefragt. Dieser ermöglicht eine zent- Auswertungsapplikation für EPCIS entwickelt. So könrale Datenhaltung ohne Medienbrüche und, dass Infor- nen Mitarbeiter im Lager etwa Beschreibungen im mationen von jedem verständlich abgerufen werden Scan hinterlegen oder das Verkaufspersonal Informatikönnen. Möglicherweise problematische Chargen kön- onen zum Produkt direkt im Laden abrufen. nen so bis hin zum Zulieferer rasch zurückverfolgt Unternehmen und Behörden haben dank des Stanwerden. Früher mussten zeitaufwendig unterschiedli- dards nicht nur „Just-in-Time“ Zugriff auf Informatioche Datenquellen abgegriffen und Produktionsprozes- nen zur Wertschöpfungskette, sie können ihn ebenso se manuell recherchiert werden, weil diese nicht zent- zur Kundeninformation nutzen. Auch Discounter wie ral nach einheitlichem Standard erfasst wurden. Aldi gestalten ihre Wertschöpfungskette zunehmend Abhilfe verschafft hier etwa der von GS1 entwickelte transparent. So hat der Lebensmittelhändler scannbaEPCIS (Electronic Product Code re QR-Codes auf den VerpackunInformation Services) – ein global gen seiner Fleischprodukte geetablierter Standard, mit dem jede druckt, die dem Konsumenten erBewegung von Warengütern entlauben, weitere Informationen ablang der gesamten Lieferkette elek zurufen. Einen derartigen Standard tronisch erfasst werden kann. Uneinzusetzen, kann also ein wichtiternehmen können so in Echtzeit ger Imagefaktor für Unternehmen sehen, was in der Wertschöpfungssein, um Vertrauen zu schaffen. <
„Einen Standard einzusetzen, kann ein wichtiger Imagefaktor für Unternehmen sein.“
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aktuelles aktuelles > unternehmen
Netzwerkgeräte als Energiefresser Veraltete Technologien verschwenden hierzulande rund 60 Mrd. Euro, wobei sich insbesondere in die Jahre gekommene Netzwerkgeräte hervortun. Dabei ließen sich allein mit einem optimierten Standby-Modus rund 65 Prozent der Energie einsparen. > Laut aktueller Studie der Internationalen Energieagentur (IEA) verschwenden die derzeit rund 14 Milliarden onlinefähigen elektronischen Geräte jedes Jahr Energie im Wert von knapp 60 Milliarden Euro. Bis 2020 wird diese Summe um weitere 50 Prozent steigen. Einer der größten Energieverschwender sind der Studie zufolge Netzwerke, die bereits im Standby-Modus große Mengen an Strom verbrauchen. Selbst mit vorhandenen Technologien ließen sich ohne Nachteile für die Anwender 65 Prozent der Energie einsparen. Allein im vergangenen Jahr verbrauchten die weltweit 14 Milliarden Netzwerkgeräte laut IEA-Studie rund 616 Terawattstunden Strom. Der größte Teil ging dabei auf den Verbrauch im Standby-Modus zurück. Allein 400 Terawattstunden wurden aufgrund ineffizienter Technologien verschwendet. Das entspricht dem jährlichen Stromverbrauch von Norwegen und dem Vereinigten Königreich zusammen.
„Das Problem ist nicht, dass diese Geräte oft im Standby-Modus sind, sondern vielmehr, dass sie in der Regel wesentlich mehr Energie verbrauchen, als sie sollten, um eine Verbindung zu erhalten und mit dem Netzwerk zu kommunizieren“, kritisiert Maria Van der Hoeven, Leiterin der IEA. „Allein durch den Einsatz der besten Technologien, die heute bereits zur Verfügung stehen, könnten diese Geräte die gleichen Aufgaben ausführen und dabei im Standby-Modus rund 65 Prozent weniger Strom verbrauchen“, betont Van der Hoeven. Die Internationale Energiebehörde weist in der Auswertung der Studie darauf hin, dass Verbraucher Geld in Form von Energieverschwendung verlören, was letztlich auch zu teureren Kraftwerken, zusätzlicher Infrastruktur und unnötigen Treibhausgasen führe. Mit bereits verfügbaren Technologien könne dies verhindert werden. Zu ähnlichen Schlüssen kommt
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it-director · Ausgabe 9/2014
unternehmen < aktuelles
giesparend und kommt u.a. aufgrund seines eigenen geschützten Frequenzbereichs bislang in Bereichen wie Heimautomation, Klimatechnik und Sicherheitslösungen zum Einsatz. Da ULE auf für Telefonie reservierten DECT-Frequenzen basiert, können vorhandene Gateways, die DECT nutzen, durch ein Software-Update ULE-fähig gemacht werden und damit zusätzliche Hardware einsparen. „Die Ergebnisse der IEA bestätigen, dass es vielmehr an entsprechendem GeRené Kohlmann, Vorsitzender der ULE Joachim Dressler, Vorstandsmitglied der brauch denn an fehlender TechnoAlliance M2M Alliance logie mangelt, wenn es um effizienauch Joachim Dressler, Vorstandsmitglied des unab- tere Geräte und Netzwerke geht“, sieht sich René Kohlhängigen Branchenverbands M2M Alliance: „Mit dem mann, Vorsitzender der ULE Alliance, bestätigt. „AufInternet of Things hat die Vernetzung von Maschinen klärungsarbeit ist hier folglich mindestens ebenso und Geräten in den letzten Jahren einen gewaltigen wichtig wie die Weiterentwicklung der Produkte.“ Sprung gemacht, was die eingesetzten Technologien Die Internationale Energieagentur hat errechnet, und Wirtschaftlichkeit betrifft. Die Entwicklung ist si- dass 200 Kohlekraftwerke geschlossen werden könncherlich noch nicht am Ende, aber die Lösungen von ten, würden die derzeitig bereits verfügbaren Lösungen heute sind denen von vor wenigen Jahren deutlich konsequent umgesetzt. Die Agentur ruft in ihrem Beüberlegen.“ Das größte Problem ist Dressler zufolge, richt dazu auf, dass alle Parteien wie politische Entdass vielen Anwendern noch nicht bewusst sei, dass scheidungsträger, Entwickler von Standards sowie sich entsprechende Investitionen mittelfristig auszah- Software- und Hardwarehersteller und alle anderen len würden. involvierten Parteien besser zusammenarbeiten sollEin Beispiel für bereits vorhandene Lösungen, mit ten, um den Energiebedarf auf internationaler Ebene denen sich Ressourcen sparen lassen, ist der Funkstan- zu reduzieren. < Tillmann Braun dard Ultra-low Energy, kurz ULE. Dieser gilt als ener-
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it-director · Ausgabe 9/2014
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Interview aktuelles > unternehmen
Freiheit statt digitaler Fußfessel Interview mit Christoph Müller-Dott, Managing Director Germany & Austria bei Orange Business Services, über das Für und Wider flexibler Arbeitszeitmodelle und die Möglichkeit, mit sozialen Unternehmensnetzen die unsägliche E-Mail-Flut einzudämmen IT-DIRECTOR: Herr Müller-Dott, die Arbeitswelt stecken hilft nicht weiter: Denn wenn der wird immer mobiler, Mitarbeiter sind daMitarbeiter genau weiß, dass ihn die Edurch rund um die Uhr – unabhängig von Mail-Flut am nächsten Morgen ereilt, Ort und Zeit – für Vorgesetzte, Kollegen, schläft er sicher auch nicht besser, denn Partner, Lieferanten erreichbar? Sehen Sie bearbeitet werden müssen sie ja trotzdem hierin eine Form moderner Sklaverei? – und das erhöht den Druck für den C. Müller-Dott: Definitiv nein, denn aus vielen nächsten Tag. In der Praxis zeigt sich häuGesprächen sowie aus der Praxis unserer fig, dass Mitarbeiter Mittel und Wege finKunden weiß ich, dass Mitarbeiter dies im den, solche starren Regelungen zu umgeGegenteil schätzen. Denn die Mobilität hen: Wer z.B. die zulässige Arbeitszeit gibt ihnen die Freiheit, manche Arbeiten Christoph Müller-Dott, überschreitet, stempelt aus – und setzt dann zu erledigen, wenn es ihnen am bes- Orange Business Services sich wieder an seinen Schreibtisch, wenn ten passt, z.B. bei Leerläufen auf Reisen. Ich denke, es nötig ist. So gut diese Regelungen auch gemeint sind, dass in der Diskussion um gesundheitsgefährdende so wenig bringen sie faktisch, wenn die RahmenbedinÜberlastung von Arbeitnehmern häufig Ursache und gungen nicht stimmen und der Mitarbeiter dieses PenWirkung miteinander verwechselt werden. sum erledigen muss. IT-DIRECTOR: Wie meinen Sie das? IT-DIRECTOR: Wie können Unternehmen solchen Aus C. Müller-Dott: Überlastung droht nicht aufgrund einer per- wüchsen gegensteuern? manenten technischen Erreichbarkeit, sondern wenn C. Müller-Dott: Am besten ist es, wenn genügend Mitarbeiter erwartet wird, dass der Empfänger unmittelbar darauf zur Verfügung stehen, die die anfallende Arbeit bewälreagiert, egal, wann und wo sie ihn erreicht. Das aber tigen können. Ein anderer Ansatz kann sein, neue Forist eine Frage der Kultur im Unternehmen: Erwartet men der Zusammenarbeit zu etablieren, um die teils ein Absender noch eine prompte Antwort, wenn man untragbare E-Mail-Flut einzudämmen. Unternehmen eine Mail nach 18 Uhr verschickt? Oder wenn man am haben hier bereits gute Erfahrungen mit Social-Mediaspäten Vormittag etwas an einen Kollegen in San Fran- ähnlichen Plattformen gemacht. IT-DIRECTOR: Eine neue Plattform cisco weiterleitet, bei dem erst löst die Probleme nicht allein … früh am Morgen ist? IT-DIRECTOR: Einige große UnternehC. Müller-Dott: Jein. Zuviel Arbeit ist men sind dazu übergegangen, auf Dauer nicht gesund, keine nach bestimmten Uhrzeiten keiFrage. Aber diese neuen Plattne E-Mails mehr zuzustellen. Ist formen bieten das Potential, Ardiese Vorgehensweise sinnvoll? beitnehmer zu entlasten – und C. Müller-Dott: Das ist ein Akt der eine Organisation effizienter zu Verzweiflung und noch dazu machen: Inhaltliche Diskussion Augenwischerei. Ich halte so etüber ein bestimmtes Thema was für wenig zielführend, denn werden an einem zentralen Ort damit werden nur die Symptogeführt – und man ruft Informe, nicht aber die Ursachen bemationen zu einem Thema kämpft. Den Kopf in den Sand dann ab, wenn man sie braucht,
„Überlastung droht nicht aufgrund einer permanenten tech nischen Erreichbarkeit, sondern wenn erwartet wird, dass der Empfänger einer Information darauf unmittelbar reagiert.“
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unternehmen < aktuelles
statt sie immer wieder zur unpassenden Zeit per Mail in den Posteingang zu bekommen. Das kollaborative Arbeiten an gemeinsamen Dokumenten, die an einem zentralen Speicherort liegen, kann eine Menge bewirken: Statt die Dokumente dutzendfach in verschiedenen Versionen hin- und herzuschicken, kann jeder auf das Dokument zugreifen, seine Änderungen sichtbar für andere vornehmen, die zudem auf Wunsch benachrichtigt werden. Dies lässt sich auch über Apps statt behäbiger Office-Suiten erledigen. Teils bieten diese Plattformen auch die Möglichkeit, sich über Hashtags miteinander zu vernetzen, auch wenn man nicht direkt zusammenarbeitet. Oder man kann weltumspannende Gruppen innerhalb dieser Plattformen bilden, in der z.B. das Teilen von Informationen – wie im privaten Umfeld – selbstverständlich ist. Es geht dabei um nicht weniger, als die immer dezentraler werdenden Strukturen in Unternehmen auch in der IT abzubilden: Da wirken Desktop-Rechner fast wie ein Anachronismus. Denn bereichsübergreifend müssen Silos aufgebrochen werden, um die Menschen zusammenzubringen, die an einem Projekt arbeiten.
IT-DIRECTOR: Heißt das, dass Unternehmen diese Infra strukturen nur schaffen, damit die Mitarbeiter mehr arbeiten, es aber mit einem besseren Gefühl tun? C. Müller-Dott: Nein, es geht dabei um den Trend, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwinden – Stichwort „Consumerization“. Wer mobile Endgeräte privat nutzt, möchte im Büro darauf nicht verzichten. Dies stellt die Informationstechnologie in den Unternehmen vor Probleme, ist aber auch Teil der neuen Arbeitswelt. Und so wie sich die Endanwender weiterentwickeln, müssen die IT-Verantwortlichen umdenken und sich als Teil der Wertschöpfungskette sehen. Unsere aktuelle Studie zeigt, dass der Trend hin zu flexibleren und mobil(er)en Arbeitsformen ungebrochen ist: 42 Prozent der befragten Unternehmen haben bereits ein Social Network oder denken darüber nach, noch im Laufe dieses Jahres eines einzusetzen. Social Corporate Networks werden in 50 Prozent der großen Unternehmen bis 2016 Alltag und 30 Prozent davon werden dann so geschäftskritisch sein wie heute Mail oder Telefon. < Holger Neumann
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