IT-MITTELSTAND – Ausgabe 7-8/2014

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I T- B U S I N E S S

IM

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M I T T E L S TA N D

IT-BUSINESS IM MITTELSTAND

Industrie 4.0 Welche Rolle spielt der Mensch bei der virtuellen Produktion? Seite 28

Business Process Management Mehr als nur eine akademische Übung Seite 40

Unified Communications Multimedia am Patientenbett Seite 48

ote e s s Au t h s n a H

H ile Gmb

Auto-

teilehändler

gibt Gas

Im Interview Philipp Hess (re.), Geschäftsführer bei Autoteile Hess, und Dr. Ralf Kampker, verantwortlich für IT-Projekte im Unternehmen

Seite 20

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vo r wort

Kein Karriereende in Sicht

I

n diesem Monat gibt es einen runden Geburtstag zu feiern: Denn vor genau 30 Jahren begann das Zeitalter der E-Mail in Deutschland – und zwar am 3. August 1984 um 10:14 Uhr. Damaliger Empfänger der ersten, über das Internet versandten Nachricht war Prof. Michael Rotert, ­seinerzeit technischer Leiter an der Universität in Karlsruhe, heute Vorstandsvorsitzender des Eco – Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V. Gesendet wurde die erste elektronische Post gen Bundesrepublik Deutschland von Laura Breeden vom Computer Science Network Coordination and Information Center (CSNET) am ­Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston. Das sollte für die virtuelle Post der Startschuss einer langen Karriere sein, die bis heute anhält.

Wie der Hightech-Verband Bitkom anlässlich des Jubiläums ermittelte, senden und empfangen heutzutage fast vier von fünf Bundesbürgern (78 Prozent) regelmäßig E-Mails. Damit soll Deutschland auf Rang 7 im EU-Vergleich liegen, während sich der Durchschnitt aller EU-Länder bei 67 Prozent ansiedelt. Auch aus der Arbeitswelt ist die elektronische Post nicht mehr wegzudenken. Ferner sind über die Jahre

mit Facebook, Twitter & Co. viele weitere Kommunikationsdienste hinzugekommen, die die Welt zusammenwachsen lassen und einen Austausch über Grenzen hinaus ermöglichen. Unified Communications (UC) ist hier ein schönes Stichwort, das die Zusammenführung aller Kommunikationskanäle in einer einheitlichen Umgebung umschreibt und viele Unternehmen dieser Tage auf dem Schirm haben (siehe hierzu ab S. 48). Doch wird die E-Mail an sich, da sind sich die Experten einig, nicht im Kommunikationsmediendschungel untergehen. Vielmehr wird „die Zahl der E-Mail-Nutzer […] in den kommenden Jahren weiter steigen, trotz zunehmender Konkurrenz von Chats und Messaging-Diensten“, bekräftigt BitkomHauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. So scheint also noch lange kein Karriere­ ende in Sicht.

Lea Sommerhäuser,

Redakteurin IT-MITTELSTAND

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Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe,

Lea Sommerhäuser

Industrie 4.0 – gut vernetzt geht es in die Zukunft

› Schreiben Sie uns E-Mail: redaktion@itmittelstand.de | Twitter: @ITMredaktion | Facebook & Google+: IT-Mittelstand I T - M itt e l s ta n d

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Markt

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Trends 6 Sicherheitslecks vorhanden

Laut einer aktuellen Sicherheitsstudie ist bei fast jedem fünften Mittelständler immer noch Windows XP im Einsatz. 8

Für weniger Rücksendungen

Neue Softwarelösungen und Methoden können kleinen und mittelgroßen Händlern dabei helfen, ihre Retourenquote zu senken.

Internet Organisation

10 Verträge aus dem Internet

Im Interview erklärt Dr. Daniel Biene, Gründer von Smartlaw, wie sich mithilfe einer Software aus einem Frage-AntwortDialog im Internet rechtssichere Verträge erstellen lassen. 11 Social kommt nur langsam an

Eine TNS-Infratest-Studie fand heraus, dass Social-MediaAnwendungen im Mittelstand nur langsam in die Gänge kommen.

Energieeffizienz

ERP-Systeme

Gut vernetzt in die Zukunft Industrie 4.0 ist ein Schlagwort, die Vision dahinter ist nicht ganz so eingängig. Ein Definitionsversuch trifft es relativ gut: Industrie 4.0 bedeutet die industrielle Automation unter Einbindung aller relevanten Informationen, die über weltweite, offene Netze zur Verfügung stehen. Doch auch der Mensch soll wohl Teil der modernen Produktionsprozesse bleiben.

14 Schlüssel zur Energieeffizienz

Mit einer Zertifizierung nach den Vorgaben des Umweltzeichens „Blauer Engel“ können Mittelständler ihre Rechenzentren energieeffizienter betreiben.

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Stammdaten 18 Solide Stammdaten vonnöten

Bedingt durch eine neue EU-Lebensmittelinformations­ver­ ordnung (LMIV) müssen Unternehmen ihre Produktstammdaten überarbeiten. Was ist zu beachten?

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Organisation

Titelinterview

Autoteilehändler gibt Gas Im Gespräch mit Philipp Hess (re.), Geschäftsführer Hess Autoteile, und Dr. Ralf Kampker, verantwortlich für die IT-Projekte im Unternehmen

Personality Fernab vom

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Quartalsdenken

Standards

Stefan Hischer, Mitglied der Geschäftsleitung von BT Germany und Geschäftsführer der BT-Tochter Stemmer GmbH

3 47 56 58

Vorwort: Kein Karriereende in Sicht Buchtipps zum Thema Geschäftsprozessmanagement › Veranstaltungen Vorschau auf Heft 9/2014 I T - M I T T E L S TAND

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Juli / august 2014 SEITE

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Organisation

strategie

Geschäftsprozessmanagement

Unified Communications

Wer braucht BPM?

Multimedia am Patientenbett

Geschäftsprozessmanagement (BPM) könnte auch dem Mittelstand helfen, Transparenz in den eigenen Abläufen zu schaffen und diese zu optimieren. Könnte – denn viele Mittelständler sehen in der „akademischen Übung“ BPM keinen Nutzen. Einige Argumente sprechen aber durchaus für die Beschäftigung mit BPM.

Bei der Ausstattung sämtlicher Patientenzimmer setzen die Arcus Kliniken in Pforzheim auf eine IP-basierte Entertainment-Lösung. Die intuitiv zu bedienenden Terminals, die inzwischen an jedem der über 130 Patientenbetten installiert sind, ersetzen Fernseher und Telefon und bringen das Internet direkt ans Patientenbett.

Organisation

Organisation

Strategie

ERP-Systeme

Geschäftsprozess­ management

Cloud Computing

42 Drei Fragen an...

Die Microsoft-Manager Thomas Hansen (re.) und Wolfgang Brehm sprechen im Interview über den Einsatz cloud-basierter Produkte wie Office 365 im Mittelstand.

34 Ein groSSer statt viele kleine Schritte

Das Rellinger Unternehmen Dent Wizard führte statt kleinteiligen Projekten in einem Schritt eine neue ERP-, HR-, CRM-, DMS-Software sowie einen ApplikationsServer ein.

... Godelef Kühl, Inhaber und Vorstands­ vorsitzender der Godesys AG, und Frank Schroeder, geschäftsführender Gesell­schafter der Sycat IMS GmbH

52 Gute Geschäfte in der Cloud

46 Der Mensch macht 36 Standardprozesse im individuellen Zwirn

Ralf Höing von Reiners + Fürst, Hersteller von Spinnringen und Stahlläufern für die Ringspinn- und Zwirnmaschinen der Textilfertiger, erläutert im Interview, warum der Mittelständler auf Kontinuität bei seiner ERP-Software setzt.

den Prozess

IT-gestütztes Geschäftsprozessmanagement galt jahrzehntelang als Garant für Effizienz und Produktivität. Mit „Human Workflow“ rücken jetzt der Mensch und seine gelebten Arbeitsabläufe in den Mittelpunkt.

Strategie 38 Höhenflug für die Warenwirtschaft

Beim Gutscheinexperten Mydays stießen die innerhalb der Warenwirtschaft genutzten Excel-Sheets an ihre Grenzen – neue ERP-Module schaffen Abhilfe.

Unified Communications 50 Tradition trifft Moderne

E-Mail, Social Media, Videochat oder De-Mail: Mittelständische Unternehmen kommuni­ zieren auf vielen Kanälen. Doch was ist eigentlich mit etablierten Ausgabeformaten wie dem Fax? 51 Aufzeichnen erlaubt

Warum das Aufzeichnen von Videomeetings mitunter durchaus sinnvoll sein kann erklärt Uwe Klatt vom Videokonferenzanbieter Lifesize im Interview.

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m arkt | tre nds

Veraltete Windows-Version im Einsatz

Fakten

Sicherheitslecks vorhanden

18,73 % … der mehr als 6.600 mittelständischen Studienteilnehmer nutzen immer noch Windows XP.

54 %

Eine aktuelle Sicherheitsstudie fand heraus, dass fast jeder Fünfte Mittelständler weltweit Sicherheitsrisiken ausgesetzt ist, weil er auch nach Einstellung des Microsoft-Supports mit Windows XP arbeitet.

… der befragten Unternehmen haben sich bereits für ein Upgrade auf Windows 7 entschieden.

Die weltweite Untersuchung des Sicherheitsanbieters Bitdefender hat gezeigt, dass Unternehmen trotz aller Sicherheitsbedenken auch weiterhin auf das veraltete Microsoft-Betriebssystem setzen. Unternehmen sind jeden Monat millionenfach das Ziel von Malware-Angriffen – Hacker machen sich die Schwachstellen des veralteten Systems zu Nutze, um an vertrauliche Daten zu gelangen. Mittelständler, die weiterhin Windows XP nutzen, sind laut dem Anbieter anfälliger für Cyber-Angriffe, weil für sie Sicherheits-Updates, nicht sicherheitsrelevante Hotfixes sowie kostenlose oder kostenpflichtige Support-Optionen und technischen Inhaltsaktualisierungen ausbleiben. Die Studie zeigte zudem, dass sich rund 54 Prozent der Unternehmen für ein Upgrade auf Windows 7 Professional entschieden haben. Nur ein kleiner Prozentsatz der befragten KMUs setzt auf andere Windows-Versionen wie 7 Home Premium, 7 Ultimate oder Windows 8.1 Pro, einige wenige haben auch spezielle Server-Produkte installiert.  www.bitdefender.de

Support und Wartung

Umfrage unter

SAP-Anwendern Im Frühjahr dieses Jahres befragte die

Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG) e.V. ihre Mitglieder rund um die

Themen „Wartung/Service & Support“.

Kurzmeldungen Personal

6

Z

entrale Ergebnisse der Umfrage sind: Die Nutzung von Standard- und Enterprise-Support hält sich im deutschsprachigen Raum weiterhin die Waage. Dabei seien die DSAG-Mitglieder mit ihren ERPSystemen größtenteils auf dem neuesten Stand und über die Hälfte nutzt die aktuellsten Versionen der sogenannten Enhancement Packages. „Im deutschsprachigen Raum entscheiden sich die Anwender ganz bewusst für ein Support-Modell und halten daran fest. Der Wert ist über die letzten Jahre stabil und auch die Wechselbereitschaft niedrig“, kommentiert DSAG-Vorstand Andreas Oczko. Auf Drittanbieter setzen lediglich zwei Prozent der Befragten. Ohne Wartungsvertrag kommt ein Prozent der Teilnehmer aus. Was die schon mehrere Jahre andauernde Nutzendiskussion hinsichtlich des Enterprise-Supports betrifft, hat

SAP gemäß der Erhebung weiter Überzeugungsarbeit zu leisten – wenngleich sich die Zahlen verbessert haben. Zwar äußerte sich knapp ein Fünftel positiv bzw. neutral zum „teureren“ Support-Modell. Insgesamt 42 Prozent der Befragten sehen darin aber ›

Wie schätzen Sie … … den Mehrwert von SAP Enterprise Support im Vergleich zum bisherigen SAP-Angebot ein? keine Angaben

39

%

sehr groß 2

%

groß 6%

mittel 11%

gering

24%

keinen

18% ➔

Führungsgremium erweitert

Andreas Drechsler wird COO

;; Daniel Blank (Bild), bislang Sales Director bei Antispameurope wird ab sofort Mitglied der Geschäftsführung bei dem Cloud-SecurityAnbieter aus Hannover.

;; Omikron-Gründer und Geschäftsführer Carsten Kraus (CEO) hat Andreas Drechsler zum Chief Operating Officer (COO) ernannt. Das Pforzheimer Softwarehaus ist Spezialist für Suche, Navigation und Merchandising im Onlinehandel.

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Tr e n d s | markt Neelie Kroes, Vizepräsidentin der EU-Kommission, fördert die Cloud.

› immer noch einen geringen bzw. keinen Nutzen. Interessant sei dabei, dass fast 40 Prozent der Befragten keine Angabe zu diesem Thema machten. Dennoch zeichnet sich ein eher positiver Trend ab: Denn noch im vergangenen Jahr attestierten bei einer ähnlichen Umfrage gar fast drei Viertel der Teilnehmer dem Enterprise-Support wenig bis keinen Nutzen.

Skeptische Anwender Vor diesem Hintergrund lautet der Aufruf der DSAG an das Walldorfer Softwarehaus, den Standard-Support weiterhin im Fokus zu behalten. Die Leistungen dieses Modells, für das schließlich ein nicht unerheblicher Wartungssatz bezahlt wird, sollte nicht nur ein Mindestmaß an Service-Levels enthalten. Hier gilt es, mehr Transparenz

zu schaffen, welche Leistung in welchem Support-Vertrag enthalten ist. Desweiteren wurde in der Umfrage erstmals erhoben, wie DSAG-Mitglieder den Wert der Wartung im Verhältnis zu den gezahlten Wartungsgebühren einschätzen. Das Ergebnis: Die Mitglieder sind eher skeptisch. Und mehr noch: Die Skepsis ist stärker als die Zufriedenheit. Demnach werden Stimmen lauter, dass SAP hauptsächlich in Innovationen investiert und etablierte Produkte wie SAP ERP nur moderat bzw. kaum weiterentwickelt werden. Das führt gemäß der Untersuchung teilweise zu Unzufriedenheit unter den Anwendern.

Der EU Cloud Scout  Orientierungshilfe: Der neue „EU Cloud Scout“ soll Mittelständlern – basierend auf einem Onlinefragebogen – verständliche Informationen über die Cloud bieten, mit einem Schwerpunkt auf Sicherheitsfragen. Er wurde auf Initiative von Deutschland sicher im Netz (DsiN) entwickelt und gemeinsam mit Digitaleurope lanciert, einer Vereinigung von mehr als 30 nationalen Elektronikverbänden und über 50 IT-Konzernen.

„Im deutschsprachigen Raum entscheiden sich die Anwender ganz bewusst für ein SAP-Support-Modell und halten daran fest. Der Wert ist über die letzten Jahre stabil und auch die Wechselbereitschaft niedrig“,

Das Tool wurde in Anwesenheit der Vizepräsidentin der EU-Kommission Neelie Kroes in Brüssel präsentiert. Sie schätzt, dass Cloud-Computing die Wertschöpfung in der EU jährlich um 160 Mrd. Euro steigern kann und bis 2020 ca. 3,5 Millionen neue Arbeitsplätze entstehen. Viele Mittelständler sind noch zurückhaltend. Etwa 23 Prozent der Betriebe unter 100 Mitarbeitern sind unentschlossen – sie haben Sicherheits- und Datenschutzbedenken. „Ursache sind oftmals unzureichende Kenntnisse über Chancen und Risiken“, erklärte DsiN-Vorstandsvorsitzender Christian Illek. Der Scout sei „eine unabhängige Orientierungshilfe für Unternehmer, die CloudComputing, Fragen zu IT-Sicherheit und Datenschutz besser einschätzen können möchten.“

so DSAG-Vorstand Andreas Oczko.

www.sicher-im-netz.de

www.dsag.de

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RECHNUNGSWESEN

LOHN- UND GEHALTSABRECHNUNG


m arkt | tre nds

Einblick in das Projekt „Next in

Commerce“

Trends beim Retourenmanagement

Für weniger

Rücksendungen sorgen Neue Softwarelösungen und Methoden helfen kleinen und mittelgroßen Händlern dabei, ihre Retourenquote deutlich zu senken.

W

er dafür sorgt, dass die Käufer wirklich das gewünschte Produkte finden, und die Kunden exzellent betreut, macht Rücksendungen unwahrscheinlicher. Und wenn es doch zu Retouren kommt? Dann kann intelligente Software die Prozesse verschlanken und die Kosten senken. Welche konkreten Innovationen in den nächsten Jahren massentauglich werden könnten, zeigt beispielsweise das Projekt Next in Commerce (www.next-in-commerce. com). Dahinter verbirgt sich ein gemeinsames E-Commerce-Projekt des Anbieters Epages und der Brancheninitiative Hamburg@work.

Beim Gestalten der Warenbeschreibung nutzen Unternehmen derzeit verstärkt Live-Übertragungen über das Web, um das Einkaufserlebnis emotionaler zu gestalten. Das Einrichtungshaus Butlers zeigt z.B. deutschen Kunden seine Accessoires und Einrichtungsgegenstände online mithilfe von Verkäufern, die Headsets und Webcams mit sich führen und die Produkte in Live-Sessions vorführen. Gehen Händler ähnliche Wege, können sie nicht nur zusätzliche Umsätze erzielen, sondern auch ihr Profil als innovative Marke schärfen. Besonders dringlich ist das Senken der Retouren im Modebereich, wo Rücksendequoten von 40 bis 50 Prozent normal sind. Fast neun von zehn Kunden (86 Prozent)

Kurzmeldungen Produkte

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begründen den Rücktritt vom Kauf damit, dass die Kleidungsstücke nicht passen. Zwei von fünf Käufern kalkulieren bereits beim Bestellen die Rückgabe ein, indem sie etwa Bekleidung in mehreren Größen bestellen, so das Forschungsinstitut Ibi Research der Uni Regensburg. Der Service Virtusize setzt hier an und hilft Onlinekäufern, die richtigen Kleidergrößen zu finden – und nur diese zu bestellen. Virtusize lässt Kunden die Maße eines neuen Artikels online mit einem ihrer eigenen Kleidungsstücke vergleichen. Die Referenzbekleidung kann entweder selbst vermessen oder aus einem Katalog ausgewählt werden. Ist die Ware erst einmal verschickt, kommt es Unternehmen auf den Schutz vor Missbrauch der Rückgaberechte an. Das deutsche Start-up Fashion Controller hat hierfür einen Chip entwickelt, der in Kleidungsstücke eingenäht wird und misst, wie lange er der Körpertemperatur eines Trägers ausgesetzt ist. So ermittelt die Technik, ob die Stücke nach dem Kauf nur probiert oder auch durchgehend getragen wurden. Rein rechtlich kann der Verkäufer sich diese Praxis zwar durch Aufnahme entsprechender Klauseln in die allgemeinen Geschäftsbedingungen vom Kunden „genehmigen“ lassen. Jedoch begeben sich Händler in eine Grauzone, was den Schutz von persönlichen Kundendaten angeht. Statt Kunden möglicherweise durch den übermäßigen Technikeinsatz zu überfordern, können Unternehmen mithilfe von Innovationen jedoch auch vor ihrer eigenen Haustüre kehren. Auf die Verbesserung der Prozesse im Hintergrund fokussiert sich z.B. das Jungunternehmen Clear Returns aus Großbritannien. Es hat ein Programm für E-Commerce-Unternehmen entwickelt, das Kostenfallen im Versand und im Retourenmanagement aufdeckt. Die Software wird in die Onlineplattform und das Lagersystem integriert, identifiziert aus den Daten kostspielige Prozesse, Produkte oder teures Kundenverhalten und markiert diese. Anhand eines täglichen Reports können Händler gegensteuern.  Wilfried Beeck

Brandschutz für den IT-Bereich

Business Intelligence aus der Cloud

;; Spezielle Gaslöschanlagen auf Basis von Inertgas oder auch chemische Löschanlagen der Imtech Brandschutz GmbH sollen sich für Technikräume oder Rechenzentren (RZ) besonders eignen.

;; Mit „Jedox Cloud“ können Anwender BI-Lösungen für Planung, Reporting und Analyse als Service beziehen und dabei sämtliche Softwarekomponenten auf Knopfdruck nutzen.

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tr e n d s | markt

Modernisierung von Rechenzentren

Modularität erhöht die Agilität

Wegen nach wie vor bestehender Sicherheitsbedenken gegenüber Public Cloud Computing halten laut einer aktuelle Studie 90 Prozent der mittelständischen Unternehmen ein eigenes Rechenzentrum für unverzichtbar.

K

ontinuierliche Innovationen, beschleunigte Go-to-Market-Zyklen und Flexibilität bei der Bereitstellung von Ressourcen sind wichtige Voraussetzungen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Dies gilt vor allem für mittelständische Unternehmen, die sich durch den Einsatz moderner Technologien Vorteile gegenüber Wettbewerbern verschaffen müssen.

In einer aktuellen Studie hat IDC, im Auftrag des IT-Infrastrukturanbieters Rittal, in fünf europäischen Ländern, darunter Deutschland, untersucht, welche Bedeutung IT-Infrastrukturen für kleine und mittlere Firmen aktuell haben. Im Rahmen dieser Umfrage wurden 500 IT-Manager und andere relevante IT-Entscheidungsträger in Unternehmen befragt, die mit mindestens 30 Servern ausgestattet sind und mindestens 100 Mitarbeiter beschäftigen. Obwohl 93 Prozent der befragten IT-Manager ein eigenes Rechenzentrum für wichtig oder sogar sehr wichtig erachtet, zeigen die Weiterent­ Umfrageergebnisse wickelte eine Reihe von Defikühlkonzepte ziten. So meldeten die befragten Teilnehmer für ihre Rechenzentren ein Durchschnittsalter von 6,9 Jahren. Bei diesem Alter erschwert sich bereits der Einsatz moderner IT-Komponenten, da diese oft eine höhere Energiedichte besitzen und zudem hochverfügbar sein müssen. Auch haben sich die Energieeffizienz der IT-Komponenten sowie die Kühlkonzepte für Racks und Serverräume in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt.

Effectiveness) von über 2,0 angaben. Der PUE-Wert setzt die im Rechenzentrum verbrauchte Energie ins Verhältnis zur Energieaufnahme der Rechner. Für jede Kilowattstunde Strom, die von den IT-Geräten verbraucht wird, werden also nochmals mehr als 1 kWh für die Kühlung und die weitere Gebäude- und Anlagentechnik verbraucht. Einsparpotentiale sehen Experten durch veränderte Kühlmethoden. Anstatt komplette Räume zu kühlen, ist es deutlich effizienter, mit direkter Kühlung im Rack oder in einzelnen Gängen zu arbeiten. Industrieweit gilt ein PUE-Wert von 1,4 als ausgezeichnet, während große IT-DienstGroße Einsparpotentiale liegen laut Bernd Hanstein, Hauptabteilungsleiter Produktmanagement IT bei Rittal, beispielsweise in der Implementierung von effizienten, adaptiven Kühlkonzepten.

leister mit optimierten Anlagen sogar Werte von 1,2 oder weniger erreichen. Auch die Redundanzkonzepte vieler Rechenzentren entsprechen vielerorts nicht mehr den heutigen Anforderungen an die Ausfallsicherheit. Insgesamt schätzen nur 46 Prozent der befragten IT-Experten die Zukunftsfähigkeit der eigenen IT als sehr hoch ein. Damit das eigene Rechenzentrum geschäftliche Anforderungen auch zukünftig unterstützen kann, ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung der IT notwendig. „IT-Infrastrukturen müssen erneuert werden, um am Markt Schritt zu halten. Die Frage ist, ob modernisiert oder neu gebaut werden soll“, so Bernd Hanstein, Hauptabteilungsleiter Produktmanagement IT bei Rittal.

Ein sinnvolles Angebot Bei der Neuorganisation von Rechenzentren sollten Unternehmen nach Ansicht von Experten vorzugsweise auf modulare Konzepte setzen. So lassen sich kürzere Produktlebenszyklen oder die Implementierung neuer Vorschriften rasch umsetzen. Laut IDC verzeichnete dieses Marktsegment in den letzten Jahren ein starkes Wachstum im zweistelligen Bereich. „Modulare Rechenzentren sind ein sinnvolles Angebot, um den aktuellen geschäftlichen Herausforderungen zu begegnen. Die vorkonfigurierten Module oder Container können im Vergleich zu einem herkömmlichen Rechenzentrumsneubau kostengünstiger sein“, erläutert Chris Ingle, Vice President, IDC.  Siegfried Dannehl

Mit dem standardisierten Rechenzentrum Rimatrix S bietet

Rittal eigenen Angaben zufolge ein modulares Rechenzentrum, das innerhalb von sechs Wochen lieferbar ist.

Wenig überraschend ist es daher, dass 57 Prozent der Befragten für ihr Rechenzentrum einen PUE-Wert (Power Usage

Kurzmeldungen Unternehmen

I T - M ittelstand

Lohnabrechnungssparte erworben

IT-Paket: CRM und Warenwirtschaft

;; Sage erweitert durch den Erwerb der deutschen Lohnabrechnungssparte von Exact das strategisch wichtige Geschäftsfeld der Lohn- und Gehaltsabrechnungslösungen in Deutschland.

;; Bpi Solutions und Ametras Oboe haben eine strategische Kooperation vereinbart. Im Zuge dieser verschmelzen die CRM-Lösung Bpi Sales Performer und die Warenwirtschaftslösung Metals XHDS.

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m arkt | inte r net

Software setzt Rechtsdokument zusammen

Verträge aus dem Internet Im Interview erklärt Dr. Daniel Biene, Gründer von Smartlaw, wie sich mithilfe einer Software aus einem Frage-Antwort-Dialog im Internet rechts­sichere Verträge erstellen lassen.

Abmeldung im Trend  „Der digitale Wandel bietet viel Zündstoff für unsere Gesellschaft“, kommentiert Prof. Thorsten Hennig-Thurau die Ergebnisse einer Digitalisierungsstudie, die sein Marketing Center Münster (MCM) der Westfälischen WilhelmsUniversität gemeinsam mit Roland Berger erstellt hat. „Viele Deutsche stehen der digitalen Welt zunehmend skeptischer gegenüber.“ So hätten über zwei Millionen Deutsche seit 2012 entschieden, sich von allen sozialen Netzwerken abzumelden. Insgesamt über elf Prozent der deutschen Verbraucher mit Internetanschluss verfügen demnach heute über keinen Social-MediaAccount. Das sind vier Prozent mehr als noch vor eineinhalb Jahren. Mehr als ein Viertel der gesamten Internetnutzung erfolgt inzwischen mobil. Dem Smartphone kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu. In nur anderthalb Jahren hat sich die Internetnutzung pro Verbraucher um eine Stunde pro Tag und das mobile Surfen mit dem Handy um 27 Prozent erhöht.  digitalizationthinklab.com

Kurzmeldungen Unternehmen

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ITM: Maßgeschneiderte Rechtsdokumente aus dem Internet – das verspricht Smartlaw – wie funktioniert das? Daniel Biene: Mit Smartlaw können Unternehmen und Privatpersonen im Internet rechtssichere Verträge und Dokumente erstellen – z.B. Arbeitsverträge und Patientenverfügungen. Kunden benötigen weder juristische noch technische Vorkenntnisse. Sie beantworten lediglich Fragen, die sukzessive zum gewünschten Ergebnis führen. Dieser Frage-Antwort-Dialog entspricht dem Gespräch zwischen Anwalt und Mandanten. Zum Schluss erstellt die Software ein maßgeschneidertes Dokument, das der Kunde sofort bezahlen und herunterladen kann.

ITM: Worin unterscheidet sich Ihr Angebot von anderen kostenpflichtigen Muster-/Lückentextverträgen aus dem Internet? Biene: Mit unserem Vorgehen steht am Anfang eine leere Seite. Diese wird Wort für Wort und Satz für Satz gefüllt – passend zur individuellen Situation: Die Fragen und ihre Abfolge sowie sämtliche Textelemente sind dynamisch. Das heißt, sie leiten sich aus den Fakten ab, die der Kunde im Frage-Antwort-Dialog übermittelt. Zudem schützt unser System vor Logikfehlern. Bei der Testamentserstellung wird beispielsweise die Vermögensaufteilung überprüft.

ITM: Wie aufwendig ist die Programmierung gewesen? Biene: Die Aufgabe war technisch sehr anspruchsvoll, denn wir mussten komplexe juristische Zusammenhänge in ein ausgeklügeltes Logiksystem gießen – und dann unmittelbar einsatzfähige Dokumente erstellen. Bisher existierten nur einfache, eher formularmäßig arbeitende Systeme. Ein fünfköpfiges Team von Software-Ingenieuren bei uns im Haus hat ein Jahr ausschließlich an dieser Aufgabe gearbeitet, bis eine erste Version verfügbar war.

ITM: Wer gehört zu den typischen Nutzern? Biene: Zu unseren Nutzern gehören Privatpersonen und Unternehmen. Für den privaten Gebrauch lassen sich beispielsweise Patientenverfügungen, Vorsorgevollmachten und Autokaufverträge aufsetzen. Unternehmen erstellen etwa Arbeitsverträge und Aufhebungsvereinbarungen. Zum Kundenstamm zählen bereits mehr als 400 Unternehmen. Knapp 60 Prozent davon sind kleine Firmen mit weniger als zehn Mitarbeitern. Die Rückmeldungen sind fast ausnahmslos positiv und konstruktiv.

ITM: Derzeit bieten Sie eine Auswahl an Standardverträgen, inwieweit lässt die Software Sonderkonstellationen zu? Biene: Wir bieten rechtssichere Dokumente für juristische Standardfälle, die individuelle Komponenten haben. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wo ein juristisches Problem abwägungsbedürftig und kompliziert wird, empfehlen wir den Gang zum Anwalt. Zwischen einfach und kompliziert gibt es aber eine Fülle juristischer Probleme, die sich mit der Software lösen lassen.

Daniel Biene, Gründer von Smartlaw: „Das Wissen hinter den Fragefolgen sowie alle Texte stammen von Fachanwälten.“

ITM: Haben Sie Vorkehrungen zur Absicherung gegen Haftungsansprüche aufgrund falscher (Vertrags-)Beratung getroffen? Biene: Smartlaw bietet mit seinen Dokumenten und Verträgen Ratgeberleistungen für einfache bis komplexe Standardfälle an. Dabei agieren wir rechtlich gesehen nicht als Rechtsberatung, sondern als Verlag. Das heißt, wir haften für unsere Produkte wie ein Verlag, der traditionelle gedruckte Ratgeberwerke anbietet. Es ist nicht nur unser eigener Anspruch, die Qualität unserer Produkte zu prüfen, wir sind gesetzlich dazu verpflichtet. Deshalb arbeiten wir mit Juristen zusammen, die die Inhalte der Verträge und Dokumente erstellen und für deren ständige Aktualität Sorge tragen.  Kathrin Zieblo

ERP aus einer Hand

BI trifft ERP

;; Im Zuge ihrer internationalen Wachstumsstrategie im Bereich Microsoft Dynamics übernimmt Cosmo Consult alle Aktien der Tectura AG.

;; Die GUS Group, Anbieter von Lösungen für qualitätsorientierte Industrien sowie Logistik, hat eine Partnerschaft mit dem Business-IntelligenceSpezialisten Cubeware geschlossen.

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i n te r n e t | markt

figer gleich mehrere soziale Medien für ihren Online-Auftritt ein. Sie sind somit auch häufiger auf Karrierenetzwerken, wie Xing oder ­Linkedin, vertreten und nutzen diese auch für das Recruiting neuer Mitarbeiter. Auch in der interne Kommunikation werden in den Unternehmen E-Mail oder Intranet um den Einsatz von Foren, Blogs oder sozialen Unternehmensnetzwerken ergänzt.

Facebook, Twitter & Co.

Social kommt nur langsam an Social-Media-Anwendungen sind nicht nur im Privaten angekommen. Zunehmend sollen auch Unternehmen das Potential von Twitter, Facebook, Blogs und Co. erkennen – zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von TNS Infratest.

G

emäß der Untersuchung setzt etwa jedes siebte Unternehmen in Deutschland Social Media in seiner Öffentlichkeitsarbeit bereits ein. Jedes Zehnte plant oder hält den Einsatz grundsätzlich für richtig und wichtig, so die Studie weiter. Dabei soll das Engagement in Social Media stark von der Unternehmensgröße abhängen: Während nur jeder siebte kleine bis mittelständische Betrieb mit einem Jahresumsatz unter 25 Mio. Euro Social Media in der externen Kommunikation einsetzt, ist es bei größeren Unternehmen (Jahresumsatz über 25 Mio. Euro) bereits jedes vierte.

drei Jahren gegründete Unternehmen sind mit 23 Prozent Nutzungsquote Vorreiter beim Thema Social Media. Größere Unternehmen setzen gemäß der Erhebung häu-

in ihrer Außenkommunikation. Im verarbeitenden Gewerbe (acht Prozent) sowie im Bausektor (zwei Prozent) ist die Nutzung geringer. Vor allem junge, in den letzten

www.tns-infratest.com

Social-Media-Nutzung in deutschen Unternehmen Engagement in Social Media von Unternehmensgröße abhängig

74%

1%

Betriebe mit Jahresumsatz … … über 25 Mio. Euro

… unter 25 Mio. Euro

15%

15%

24%

4% 6

%

B2C- und B2B-Unternehmen sind mit jeweils 15 Prozent  Unternehmen nutzt Social Media gleichermaßen aktiv im  Keine Nutzung, ist aber in Planung Einsatz von Social Media.  Keine Nutzung, ist aber grundsätzlich wichtig Unterschiedlich hoch ist das  Keine Nutzung, ist auch nicht relevant Engagement nach Branchen.  Keine Angabe Unternehmen aus der Handels- (16 Prozent) und Dienstleistungsbranche (22 Prozent) Grundgesamtheit: Betriebe und Freiberufler mit mindestens zwei nutzen die neuen Kanäle 1.892) Quelle: TNS Infratest Finanzforschung AZ_Mittelstand_210x100mm_2013-12_Layout 1 Beschäftigten 18.11.13(n =09:31 Seite 1

Genutzte Plattformen   83 %

Facebook Xing

80 %

36 %

Google+

17 %

Youtube

16 %

53 %   30 %  41 %

Linkedin

10 %

24 %

Twitter

10 %

21 %

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m arkt | d oku m ent enm a na gem ent

ECM World in Düsseldorf

Positive

Wichtige Experten der ECM-Branche in einer Paneldiskussion

Bilanz zur Premiere Bereits Anfang Juni fand in Düsseldorf die „ECM World 2014“ statt. Zur diesjährigen Premiere konnte der Veranstalter rund 1.000 Besucher verzeichnen.

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as neue Branchenevent rund um das Thema Enterprise Content Management (ECM) feierte am 3. und 4. Juni 2014 einen erfolgreichen Auftakt. Zwei Tage lang informierten sich rund 1.000 Gäste über aktuellen Themen wie etwa das „Büro 2020 und die Dokumentenprozesse der Zukunft“. Dabei lautete das übergeordnete Motto der Veranstaltung „Knowledge Transfer“, wobei man sich vor allem mit der Fragestellung beschäftigte, wie sich die Arbeitswelt im Zuge der zunehmenden Digitalisierung in Zukunft verändern wird. Zahlreiche Entscheidungsträger auf Vorstands-, Geschäftsführerund Abteilungsebene, aber auch IT- und Organisationsverantwortliche erfuhren von verschiedenen ECM-Spezialisten, welche Chancen zur Geschäftsprozessoptimierung die jeweiligen Lösungen bieten. Der Branchenverband Bitkom als Veranstaltungspartner sowie die Sponsoren Docuware, Elo Digital Office, IBM, Opentext, Optimal Systems sowie Windream zeigten sich mit dem Auftakt des neuen Branchenevents sehr zufrieden. Vor allem das Konzept mit den drei Säulen Kongress, Fachausstellung und Networking soll überzeugt haben, heißt es in einer Pressemeldung.

Die Arbeitswelt im Wandel Im Rahmen der Veranstaltung ging es in verschiedenen Workshops, Roundtables und Vorträgen u.a. um Themen wie die Veränderungen unserer Arbeitswelt, Prozessoptimierung, Mobility, Social Collaboration sowie um Managementfragen. Im Brennpunkt standen vor allem die Vor- und Nachteile cloud-basierter Lösungen, aber auch der Wandel hin zu zunehmend vernetztem und ortsunabhängigem Arbeiten. Darüber hinaus standen zahlreiche Praxisvorträge auf dem Programm der Veranstaltung. So hat sich die Falke Gruppe als international tätiges Bekleidungs- und Lifestyle-Unternehmen hoher Qualität verschrieben und verfolgt dies bereits seit vielen Jahren auch bei der elektronischen Archivierung. Im Rahmen eines Relaunch der ECM-Prozesse wurden alle relevanten Geschäftsunterlagen in einem zentralen Dokumenten-Pool archiviert, über Workflows in Geschäftsprozesse eingebunden und berechtigten Mitarbeitern unmittelbar am Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt. Somit konnte die Bearbeitung von internen Prozessen wie der Rechnungseingangsprüfung und Kundenrückfragen deutlich beschleunigt werden, wie Karl-Heinz Hennecke, Projektleiter bei

Kurzmeldungen Anwendungen

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Der ehemalige FifaSchiedsrichter Dr. Markus Merk war einer der Keynote-Sprecher der ECM World.

› Falke, in seinem Vortrag erklärte. Desweiteren zeigte die Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen (LEG Thüringen) wie man mit seinen Eingangsrechnungen auch Geld sparen kann. Denn ob Poststelle, Abteilungssekretariate, Sachbearbeiter, kaufmännische Mitarbeiter oder Abteilungsleiter – eine Eingangsrechnung legt oft einen „weiten“ Weg zurück. Um bei all diesen Stationen nicht den Überblick zu verlieren, setzt die LEG Thüringen seit 2013 auf die digitale Bearbeitung von Eingangsrechnungen. Egal ob an Außenstandorten oder bei der Urlaubsvertretung des zuständigen Projektleiters: Der Standort und Bearbeitungsstand von Eingangsrechnungen kann jederzeit bestimmt und nachvollzogen werden. Dies erspart laut Projektleiter Maximilian Bey neben der zeitaufwendigen Recherche auch das Versäumnis von Skonto- oder Zahlungsfristen. In einem weiteren Kundenvortrag wurden am Beispiel der Arnold Jäger Holding Erfahrungen mit der Umsetzung eines intelligenten Business-InformationsSystems dargestellt, das alle wichtigen Firmeninformationen unabhängig von ihrem Ursprung in einer

PIM für Spielwarenhändler

BI-Plattform im einsatz

;; Die Haba-Firmenfamilie hat ein unternehmensweit konsistentes Produkt-Informations-Management(PIM) und Digital-Asset-Management-System (DAM) mithilfe von Arithnea realisiert.

;; Die Mucos Pharma GmbH hat sich bei der Umsetzung ihrer abteilungsübergreifenden Business-Intelligence-Plattform (BI) für Cubeware entschieden.

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d o kume n te n man ag e me n t | markt

Elektronische Rechnungsstellung

Besser schnell umstellen Einer aktuellen Studie zufolge sollen europäische Unternehmen mit einer elektronischen Rechnungsstellung bis zu 80 Prozent ihrer Kosten sparen können.

L

Die Besucher ließen sich im Ausstellungsraum verschiedene ECM-Möglichkeiten zeigen.

› einzigen IT-Gesamtlösung integriert. Dabei stellt die ECM-Lösung ein integriertes Modul im Kontext einer Enterprise-Ressource-Planing-Lösung auf Basis von Microsoft Dynamics dar. Neben den Praxisvorträgen soll laut Veranstalter vor allem das Matching-Verfahren Anklang gefunden haben: Dabei wurden Interessenten und Experten der ECM-Branche für einen gezielten Erfahrungsaustausch zusammengebracht. Hinzu kamen von den Firmen zuvor persönlich eingeladene Gäste. So wollte man sicherstellen, dass sich die jeweils richtigen Personen zu konstruktiven Gesprächen trafen. „Wir haben gesehen, dass das Thema ECM in den Unternehmen einen immer höheren Stellenwert bekommt. Erfreulich ist zudem, dass wir mit dem neuen Veranstaltungskonzept den Nerv der Zeit getroffen haben“, resümiert ECMWorld-Geschäftsführer Karl Heinz Mosbach. Nicht zuletzt kann er bereits den Termin für das kommende Jahr präsentieren: Am 11. und 12. Mai 2015 findet die „ECM World“ erneut in Düsseldorf statt.  www.ecm-world.com

Kurzmeldungen Cloud

I T - M ittelstand

aut einer von Ricoh Europe gesponserten Studie könnten Unternehmen in Europa durch E-Invoicing, d.h. durch die Einführung elektronischer Rechnungsstellung, im Vergleich zum herkömmlichen papierbasierten Prozess 60 bis 80 Prozent an Kosten einsparen. Der von Billentis veröffentlichte Bericht zeigt auf, dass die typische Amortisationsdauer zwischen sechs und 18 Monaten ab dem Zeitpunkt der Einführung liegt. Der Bericht prognostiziert, dass fast ein Viertel (24 Prozent) aller Rechnungen gespart. Die Kommission unterin diesem Jahr elektronisch ver- streicht außerdem, dass bei arbeitet werden. Rund sechs einer europaweiten Einführung Milliarden Rechnungen wer- von E-Invoicing in der öffentden so in ganz Europa papierlos lichen Beschaffung Einsparunausgetauscht. Schätzungen des gen von bis zu 2,3 Mrd. Euro Berichts zufolge wird es eben- möglich sind.Zudem bemerkt falls zu einem Anstieg von 22 die Studie, dass besonders Prozent bei der Nutzung von kleine und mittelgroße UnterE-Invoicing und nehmen den Bedarf E-Billing im Unteran neuen Lösungen Wettbewerbsnehmens- und fähig mit zur Verwaltung von öffentlichen Sektor E-Invoicing Rechnungsstellung kommen. und Rechnungslegung erkennen, mit denen sie Die europäische Kommission Kundenanforderungen erfülhat mögliche Kosteneinsparun- len, wettbewerbsfähig bleiben gen, die sich durch die Über- und die Kosten niedrig halten nahme der E-Invoicing-Tech- können. Gleichzeitig zeigte nologie realisieren lassen, an sich, dass Geschäftsführer von Beispielen gezeigt: So sparen die kleineren und mittleren Firmen dänischen Steuerzahler durch die Notwendigkeit des Wandels E-Invoicing jedes Jahr 150 Mio. zwar erkennen, aber dennoch Euro und lokale Unternehmen vorsichtig bei der vollständigen können ihre Kosten um 50 Mio. Einführung einer Lösung sind, Euro reduzieren. In Italien wer- die zu einer Änderung ihrer den durch die Verwendung von Arbeitsweise führen würde.  E-Procurement 3 Mrd. Euro ein- ricoh-europe.com/i-invoicing

Mehr Sicherheit in der Cloud

Hilfestellung beim Cloud-Einstieg

;; Ein neuer Vertragsleitfaden des Kompetenzzentrums Trusted Cloud soll bei der Gestaltung von Verträgen für Cloud-Anbieter und Cloud-Kunden helfen.

;; Der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) hat eine Rahmenvereinbarung für Software as a Service (SaaS) aus Anwendersicht veröffentlicht.

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m arkt | e ne r gi eef f i z i enz

Energiekosten im Rechenzentrum

Energieeffizientere Computer

Schlüssel

Bereits seit dem 1. Juli 2014 müssen alle neu auf dem europäischen Markt v­ erkauften Computer gemäß einer EUVorgabe erstmalig Öko­designEnergieeffizienzstandards ­entsprechen. Die Effizienz- und Informationsanforderungen betreffen Desktopcomputer, Notebooks, Tablet-PCs, Thin Clients, Workstations sowie einige Computerserver. Die Standards legen Mindestanforderungen in Sachen Energieeffizienz für die jährlich rund 70 Millionen in Europa verkauften Geräte fest. Durch die Ökodesignmaßnahmen sollen nach Schätzungen der EUKommission zukünftig Energie­ einsparungen von mindestens 12,5 Terrawattstunden pro Jahr erzielt werden. Das entspreche der Leistung von 16 mittelgroßen Kohlekraftwerken oder dem CO2Ausstoß von 2,5 Millionen Autos. Hierzu betont Robert Pörschmann, Energieexperte des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund): „Verbraucher und Unternehmen profitieren bei Neuanschaffungen, indem sie beim künftigen Verbrauch ihre Stromkosten senken können.“ Dennoch sei der umweltfreundlichste Computer nach wie vor jener, dessen Nutzung möglichst lange erfolge. „Bei der Herstellung der Geräte werden ­mehr Energie und Ressourcen eingesetzt als bei ihrem alltäglichen Gebrauch“, so Pörschmann. Der Experte rät daher, Ge­räte nur dann auszutauschen, wenn deren Lebensdauer tatsächlich abgelaufen sei.  www.bund.net

Kurzmeldungen Anwendungen

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zur Energieeffizienz Mit einer Zertifizierung nach den Vorgaben des Umweltzeichens „Blauer Engel“ können Mittelständler ihre Rechenzentren energieeffizienter betreiben und gleichzeitig eine gute Ausgangslage für eine zukunftsfähige IT schaffen.

B

ereits vor einiger Zeit wurde seitens der Verantwortlichen des Bundes die Notwendigkeit einer nationalen ITK-Strategie im Sinne von Umwelt und Wirtschaft erkannt. Mit der konsequenten Umsetzung sogenannter „Green IT“-Ziele könnten laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) bis zum Jahr 2020 die CO2-Emissionen in Deutschland um rund 25 Prozent gesenkt werden. Vor diesem Hintergrund wurden daher im Rahmen der Initiative „Deutschland Digital 2015“ eine Senkung des Energieverbrauchs sowie die Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz im RZ-Betrieb festgelegt.

Energieeffizienz bestimmt und bewertet werden. In dem bei der Zertifizierung zum Einsatz kommenden Fragebogen zur IstAnalyse sind präzise Fragen sowie exakte Messstellen vorgegeben. Wichtig ist hierbei, dass die unterschiedliche Komplexität von › Für Mittelständler wird die Energieeffizienz im Rechenzentrum immer wichtiger.

Als generelles Problem kristallisierte sich heraus, dass „Green IT“ bislang nur schwer greifbar war. Unterschiedliche Auslegungen des Begriffs erschwerten das Erreichen der gewünschten Ergebnisse – nämlich ITUmgebungen einheitlich bewerten und vergleichen zu können. Künftig wollte die Initiative jedoch Betreiber von Rechenzentren für ein vorbildliches Energiebewusstsein auszeichnen, wenn diese ihren Energiebedarf im RZ ausreichend messen und dokumentieren. Dafür entwickelte man eigens ein Green-IT-Messkonzept, das mittlerweile erfolgreich im Rahmen der Zertifizierung mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel für energiebewussten Rechenzentrumbetrieb“ umgesetzt wird.

Visualisierung der IT Fehlte es bislang an Transparenz, kann nun mit dem vorhandenen Fragenkatalog sowie einer einheitlichen Vergabegrundlage die

system für Zugverkehr

Optimierte Prozesse

;; Die neun Triebzüge und vier Panoramawagen der Mariazellerbahn wurden mithilfe der Fela Management AG mit einem Fahrgastinformationssystem und CMS ausgestattet.

;; Die Schöler GmbH hat sich zur Optimierung ihrer Prozesse in Vertrieb, Service und Marketing für die Einführung der Software SmartCRM entschieden, die diverse Insellösungen ersetzen soll.

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ener g i e e ffi z i e n z | mar kt

› Rechenzentren berücksichtigt wird, denn nur so klappt es mit einem aussagekräftigen Ergebnis. Desweiteren ist im Zuge der Zertifizierung der Einsatz spezieller Hard- und Softwarekomponenten sinnvoll, die eine bedarfsorientierte Visualisierung der IT sowie deren Infrastruktur gewährleisten.

Der Blaue Engel  Das Umweltzeichen „Blauer Engel“ wurde im Jahr 1978 vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) geschaffen, um Unternehmen für ihr Engagement im Umweltschutz auszuzeichnen. Mit Einführung der RAL-UZ 161 gibt es seit Juli 2012 den„Blauen Engel für energiebewussten Rechenzentrumsbetrieb“. Dieser soll ressourcenbewusste Unternehmen auszeichnen, die sich für die Umsetzung einer langfristigen Strategie zur Erhöhung der Energie- und Ressourceneffizienz ihres Rechenzentrums in Bezug auf die zu erbringende IT-Dienstleistung einsetzen sowie ein regelmäßiges Monitoring zur Optimierung des Rechenzentrumsbetriebes durchführen.  www.blauer-engel.de

Zudem ist entscheidend, dass das gesamte Rechenzentrum inklusive der IT-Performance und der Gebäudetechnik etc. mit einbezogen wird. Dies kann manuell unter Zuhilfenahme konventioneller Monitoringlösungen erfolgen. Sämtliche Daten werden dabei in Excel-Tabellen übertragen, die letztlich vom IT-Verantwortlichen zur Prüfung eingereicht werden. Häufig haben Monitoringsysteme, die aus der Gebäudetechnik kommen, jedoch Probleme, die Messwerte der IT zu integrieren – und umgekehrt. Besser dafür geeignet sind Konzepte, die sowohl das Energiemonitoring als auch die Inventarisierung aller RZ-Komponenten kombinieren. So ist das Monitoring-Energy. sys der RZ-Products GmbH beispielsweise in der Lage, alle relevanten Daten automatisiert zu erfassen sowie zu visualisieren. Das Tool verfügt zudem über ein „Blauer Engel“Feature, das die ermittelten Kennzahlen so zusammenfasst und aufbereitet, dass sie den Vorgaben der Vergaberichtlinie Ziel ist entsprechen und eine bessere antragskonform Umweltbilanz ausgedruckt werden können. Damit wird der Zertifizierungsprozess vereinfacht sowie der jährliche Energieeffizienzbericht, der zur Verlängerung des Zertifikats vorgelegt werden muss, automatisiert erstellt. Abgesehen von einer höheren Wirtschaftlichkeit und besseren Umweltbilanz des RZ-Betriebs stellt der „Blaue Engel“ hohe Ansprüche an das Management von Rechenzentren. Für den Erhalt des Zertifikats müssen eine effiziente Nutzung der vorhandenen IT, eine intelligente Stromversorgung sowie strenge Anforderungen an die Auswahl der Technik – speziell der Klimatisierung – nachweisbar sichergestellt werden. Dafür ist ein kontinuierliches Controlling notwendig, das Einblick in die Verbräuche bietet sowie Optimierungspotentiale aufzeigt. RZ-Verantwortliche müssen daher stets eine besonders effizient arbeitende State-of-the-Art-IT betreiben. Dabei werden sich neben der Effizienzsteigerung zusätzliche Effekte einstellen, die den Grundstein für weitere Maßnahmen zur Steigerung von Verfügbarkeit und Sicherheit legen.

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Marc Wilkens, IS

Kurzmeldungen

Gute Ausrüstung

Anwendungen

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;; Der Outdoor-Händler Globetrotter vertraut auf die PersonalManagement-Software Persis – damit soll eine hohe Datenqualität erreicht und Doppeleingaben vermieden werden.

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info @ oxaion.de I www.oxaion.de


m arkt | pe rs o na l i t y

IT-MITTELSTAND befragt die Verantwortlichen der großen IT-Anbieter. In dieser Ausgabe:

Stefan Hischer, Mitglied der Geschäftsleitung von BT Germany und Geschäftsführer der BT-Tochter Stemmer GmbH

Fernab vom Quartalsdenken Unter Mittelstand verstehe ich … … eine Besonderheit der deutschen Unternehmenslandschaft. Viele mittelständische Firmen sind als Familienunternehmen gegründet worden und können oft auf eine lange Historie zurückblicken. Der Begriff Mittelstand ist weit gefasst: Die häufig inhabergeführten Firmen reichen vom kleinen Zehn-Personen-Betrieb bis hin zu den „heimlichen Weltmarktführern“ mit mehreren Tausend Mitarbeitern.

Der Mittelstand hebt sich von Großkonzernen dadurch ab, dass … … die Entscheidungswege meist kürzer sind. Das Geschäft ist von Pragmatismus und Kostenbewusstsein geprägt. Trotz eines

Persönliche Daten Name: Stefan Hischer Alter: 55 Jahre Hobbys: leidenschaftlicher Golf­ spieler und HSV-Fan, wenn auch oft leidend

Karriere Ausbildung: Betriebswirt Beruflicher Werdegang: Hischer ist seit April 2006 in leitenden Positionen bei BT Germany tätig. Vor dieser Zeit war er als CEO Germany für die Aktivitäten der Thales Information Systems GmbH verantwortlich und leitete gleichzeitig die Thales ­Service Division als Country Manager ­Germany. Derzeitige Position: Stefan Hischer ist Mitglied der Geschäftsleitung von BT Germany und Geschäftsführer der BT-Tochter Stemmer GmbH; außerdem verantwortet er den Bereich BT Advise, der Consulting und Profes­ sional Services für mittlere und große Kunden erbringt. 16

oft ausgeprägten Traditionsbewusstseins agieren viele Firmen sehr zukunftsorientiert und können sich besonders gut auf die Anforderungen ihrer Kunden einstellen. Die Unternehmen haben oft eher abseits der Großstädte und Ballungsräume ihre Wurzeln und sind auch heute noch dort ansässig. Unsere Standorte wie Freudenberg und Ettlingen sind daher ideal in solche Regionen eingebunden.

Um als IT-Spezialist im Mittelstand Erfolg zu haben, bedarf es … … wettbewerbsfähiger Produkte und Lösungen sowie eines entsprechenden PreisLeistungs-Verhältnisses. Von besonderer Bedeutung sind aber auch langjährige, vertrauensvolle Beziehungen zu den Kunden und eine ausgesprochene Qualitäts- und Serviceorientierung. Um bestmöglich helfen zu können, muss man als IT-Anbieter das Geschäftsmodell des Kunden verstanden haben.

Was die IT anbelangt, ist der Mittelstand … … innovativer oder zumindest kreativer als so manches Großunternehmen. Dabei pflegen Mittelständler eine eher pragmatische Herangehensweise. Hier werden in der Regel keine technologischen Grundsatzdebatten geführt – auch die Cloud gilt nur als Mittel zum Zweck. Es geht vorrangig darum, das Kerngeschäft und die Serviceketten zu unterstützen und dabei wirtschaftlich zu bleiben. Gute Preise und guten Service – das erwarten die mittelständischen Kunden von einem IT-Anbieter.

Charakteristisch für IT-Investitionsentscheidungen im Mittelstand ist, dass … … bei jeder bevorstehenden Anschaffung vorher genau geprüft wird, welche Auswirkungen sie auf die Produktivität und Profitabilität des Unternehmens hat. Dann ist der Unternehmer in der Regel aber auch bereit, langfristig zu investieren, fernab

vom Quartalsdenken. Eine wichtige Rolle spielt auch, wie langlebig eine Lösung ist und wie gut sie sich in bestehende Systeme integrieren lässt.

Die typischen IT-Probleme des Mittelstandes sind … … die begrenzten eigenen IT-Ressourcen. In einer kleinen IT-Abteilung kann es nicht für jedes Spezialthema einen Experten geben. Das macht sich vor allem bei der Umsetzung von Wachstumsstrategien bemerkbar, wenn z.B. Infrastruktur im Ausland benötigt wird, oder bei der Einführung von neuen Technologien, verbunden mit der Transformation von IT-gestützten Prozessen.

Als Lösung für diese Probleme favorisiere ich … … ein „Ende-zu-Ende-Denken“: Wir übernehmen auf Wunsch die Verantwortung für die gesamte IT-Infrastruktur, vom internationalen Netzwerk bis zum Rechenzentrumsbetrieb. Modulare Lösungen wie Flexpod sorgen für Zukunftssicherheit und Skalierbarkeit. Bei speziellen Themen wie IT-Sicherheit oder Cloud-Transformation beraten die Experten von BT Advise.

Handlungsbedarf auf IT-Seite im Mittelstand sehe ich … … vor allem beim Thema Agilität: Um für die Globalisierung gerüstet zu sein, müssen Mittelständler in der Lage sein, schnell und flexibel auf die sich wandelnden Anforderungen der Märkte zu reagieren. Das heißt: Konzepte erstellen, die kurzfristig an mehreren Standorten bzw. in Funktionen des Unternehmens gleichzeitig umgesetzt werden müssen. Beispiele hierfür sind der produktive Einsatz moderner Kommunikationstechnologie oder die sinnvolle Beherrschung extrem steigender Datenmengen. Themen in diesem Zusammenhang, die auch den Mittelstand tangieren werden, sind Industrie 4.0, die „Real Time Economy“ oder das „Internet der Dinge“.  I T - M I T T E L S TA N D

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pe r s o n al i ty | markt

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Solide Stammdaten

Neue Lebensmittelinformationsverordnung

vonnöten

Zum 13. Dezember tritt die Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) der EU in Kraft,

die die Kennzeichnung von Lebensmitteln neu regelt. Unternehmen aus der Lebensmittelbranche müssen ihre Produktstammdaten überarbeiten.

V

on Dezember an gelten für die Kennzeichnung von Lebensmitteln europaweit strengere Richtlinien als bisher. Die neue Lebensmittelinformationsverordnung verlangt von

Sechs Punkte zur Umsetzung

Erzeugern, Herstellern und Händlern von Lebensmitteln transparente und verständliche Informationen über Inhaltsstoffe und Verfallsdaten in allen Vertriebskanälen, also auch in Webshops. So werden z. B. Angaben zum Nährwert eines Lebensmittels ebenso verpflichtend wie Informationen über Brennwert, Fett, gesättigte Fettsäuren, Kohlenhydrate, Zucker, Eiweiß und Salz.

LMIV sollte Chefsache sein: Damit alle Daten LMIV-konform sind und es nicht zu Klagen oder Sanktionen kommt, ist bei der Umsetzung der Chef gefragt.

Diese und alle weiteren durch die LMIV geforderten Informationen über den Inhalt, die Verarbeitung und das Verbrauchsda-

tum von Lebensmitteln stecken in den Stammdaten der Produzenten und „Inverkehrbringer“ von Lebensmitteln, also z.B. bei den Warenimporteuren aus Ländern außerhalb der EU. Die in der LMIV geforderten Informationen hängen entscheidend an verlässlichen Stammdaten. Eine hohe Datenqualität ist daher für alle Stammdaten entlang der Lieferkette wichtig. Dabei können Unternehmen mit konsolidierten Stammdaten ihren Informationspflichten nachkommen, Kosten sparen, die Kundenzufriedenheit erhöhen und die Produkteinführungszeit verkürzen. Dabei gilt generell: Wer seine Produktstammdaten zum Stichtag 13. Dezember 2014 auf dem aktuellen Stand und mit allen geforderten Angaben versehen hat, ist auf der sicheren Seite. Andernfalls wird man der Kennzeichnungspflicht nicht gerecht werden können und es drohen Klagen von Verbraucherschützern und Wettbewerbern. Trotz der langen Anlaufzeit für diesen Stichtag – das Gesetz wurde bereits 2011 mit langer Übergangsfrist beschlossen –, gebe es immer noch Lieferanten, die die Voraussetzungen für die Bereitstellung der Informationen noch nicht geschaffen haben, klagt beispielsweise die Kölner Rewe Group in einem Schreiben an ihre Lieferanten. Andreas Gayk, Leiter Vertriebspolitik/ Handelsbeziehungen beim „Markenver- ›

Erfahrene Partner suchen: Die LMIV betrifft technische, juristische und fachliche Themen. Von daher sollte man Experten-Know-how aufbauen.   Alle Abteilungen zusammenbringen: LMIV betrifft alle Abteilungen. Mittelständler sollten daher einen entscheidungsfähigen Projektleiter einsetzen.   Die wichtigsten Fragen beantworten: Was bedeutet LMIV-Konformität? Wie müssen die Stammdaten aussehen? Ein erfahrener Partner verfügt über Standards für LMIV-Prüfungen.   Ein LMIV-Monitoring aufsetzen: Bei künftigen Datenanpassungen wird kontinuierlich der Status quo gemeldet.   Die Daten an Partner weitergeben: Fehlerfreie Artikelpässe erzeugen, Aktualisierung des Webshops und Lieferung an 1WorldSync – automatisch über ein System.

Kurzmeldungen Anwendungen

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Neutralen ERP-Berater engagiert

Elektronische Archivlösung eingeführt

;; Die Mayer Maschinenbaugesellschaft mbH wählt den ERPAuswahlberater UBK, der bis Jahresende bei einer Prozess­ analyse helfen soll, das „richtige“ System und auch den „richtigen“ Einführungspartner zu finden.

;; Der Deutsche Golf Verband (DGV) hat sich von der papiergebundenen Ablage verabschiedet und soll stattdessen mit der Archivlösung des ERP-Spezialisten HS – Hamburger Software (HS) Papier, Stellfläche und Zeit sparen.

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s tammd ate n | markt

Die neue Lebensmittelinformationsverordnung … … (LMIV) regelt in der Europäischen Union (EU) die Kennzeichnung von Lebensmitteln. Sie wurde am 25. Okt. 2011 als Verordnung EU Nr. 1169/2011 beschlossen, gilt ab 13. Dezember 2014 verbindlich in allen EU-Mitgliedsstaaten und löst damit alle nationalen Vorgaben – z.B. in Deutschland die Lebensmittelkennzeichnungsverordnung – ab. Die neue Verordnung verlangt von Erzeugern, Herstellern und Händlern transparente und verständliche Informationen über Inhaltsstoffe und Verfallsdaten in allen Vertriebskanälen. So werden etwa Angaben zum Nährwert eines Nahrungsmittels ebenso verpflichtend wie Informationen über Brennwert, Fett, gesättigte Fettsäuren, Kohlenhydrate, Zucker, Eiweiß und Salz.

› band“, erklärt dazu: „Ich bin mir nicht sicher, ob das Thema überall mit der notwendigen Priorität behandelt wird. Das Problem liegt eher nicht bei den großen Unternehmen der Branche, sondern bei kleineren Herstellern.“

aufgabe, in die alle relevanten Geschäftsbereiche involviert werden müssen.

Die Umsetzung der LMIV betrifft dabei intern nicht nur die Rechtsabteilung. Vielmehr muss der Einkauf auf die Zulieferung LMIV-konformer ProHöchste Zeit also für die Unter- duktstammdaten achten und nehmen der Lebensmittelbran- die Qualitätssicherung diese che, die sich bisher noch nicht Daten prüfen. Überdies leitet an die Aktualisierung ihrer der Vertrieb die Daten in Form Stammdaten gewagt haben. Bis von Artikelpässen und GS1zum Stichtag bleiben nur noch konformen Standarddaten weiwenige Monate. Das sollten die ter, und die IT schließlich achIT-Leiter wissen, die nun bei tet auf korrekte Daten in allen ihren Chefs auf die Umsetzung betroffenen Systemen. Wer die der LMIV und die Konsolidie- Umstellung der Stammdaten in rung der Stammdaten drängen so kurzer Zeit noch erfolgreich müssen. Denn nicht gestalten möchte, erst zum Stichtag, sollte daher ein Viele Produzensondern so früh wie ten noch nicht abteilungsübergreifendes Projektteam möglich sollte die vorbereitet mit einem entscheiGeschäftsführung in die Verantwortung für das dungsfähigen Projektleiter LMIV-konforme Stammdaten- zusammenstellen. management eingebunden werden. Neben dem techni- Zu den ersten Aufgaben des Proschen Aspekt des Stammda- jektteams gehören die Antwortenmanagements (u.a. Daten- ten auf wichtige Fragen: Was modellierung) besteht immer bedeutet LMIV-Konformität eine fachliche Perspektive (u.a. für das Unternehmen und wie Beurteilung der fachlichen Rele- prüft man das? Welche Produktvanz spezifischer Daten), sch- stammdaten sind betroffen und reiben die Analysten von Ernst wo liegen diese Daten? Wel& Young dazu. Deshalb ist das che Produktstammdaten sind Stammdatenmanagement eine bereits LMIV-konform, welche interdisziplinäre Querschnitts- müssen ergänzt oder korrigiert

Kurzmeldungen

Luxusresort modernisiert

Anwendungen

I T - M ittelstand

;; Das Grand Resort Bad Ragaz hat seine Excel-Umgebung für Planung und Reporting durch eine Business-Intelligence-Lösung (BI) von IDL ersetzt.

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werden? Nutzen alle weiter- denn ein gutes System melführenden Systeme dieselben det auch bei künftigen DatenDaten oder müssen Prozesse anpassungen kontinuierlich und Abhängigkeiten verändert den Status quo. Dabei können werden? Aufgrund der kurzen Firmen, die den Betrieb eines Restzeit bis zum Inkrafttreten eigenen Stammdatenmanageder Verordnung ments scheuen, auf ist es wichtig, alle Cloud-Lösungen Aus Stamm­ setzen. So bieten Stammdaten eines daten ArtikelProdukts von den pässe erzeugen beispielsweise das zuständigen AbteiHamburger Unterlungen pflegen und von dort in nehmen Systrion und die Oetalle betroffenen Systeme vertei- ker Daten und Informationsverlen zu lassen. arbeitung (OEDIV) gemeinsam die Stammdaten-ManagementUnternehmen, die bereits in software Synfoxx/p als Cloudder Projektphase eine zentrale Lösung an. Lösung zum Produkt-Stammdaten-Management mit auto- Sind die Stammdaten LMIVmatischem Monitoring der konform, können sie an Datenqualität aufsetzen, kön- Geschäftspartner und Liefenen profitieren: Zum einen ranten weitergegeben werden. werden der Status der Umset- Auch hierfür bietet sich eine zung sowie die aktuelle Daten- Lösung an, die aus den korrekqualität transparent und geben ten Stammdaten automatisch dem Projektteam jederzeit die Artikelpässe erzeugt, den WebMöglichkeit, gegebenenfalls shop aktualisiert oder den weltsteuernd und korrigierend weiten Datenpool 1WorldSync einzugreifen. Zum anderen ist beliefert.  man für die Zukunft gerüstet, Wolfram Koller

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