MEDI+GREEN
Das Hanf ist (fast) frei! CVB-Vorsitzender begrüßt den Koalitionsvertrag als überfälligen Schritt Wenzel Cerveny, Vorsitzender des Cannabis Verbandes Bayern (CVB), hat die Ergebnisse des Koalitionsvertrages der neuen deutschen Ampel-Regierung begrüßt. „Die Politik hat sich endlich bewegt“, freut sich Wenzel Cerveny. Er sieht Hanf als nachhaltigen Rohstoff für die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts.
D
as 177-Seiten-Werk begründet die Zusammenarbeit zwischen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), Bündis 90 / Die Grünen und den Freien Demokraten (FDP) in den vier kommenden Jahren. Unter dem Titel „Mehr Fortschritt wagen“ hat sich das neue Regierungsbündnis entschieden, einen neuen Weg in der Drogenpolitik zu gehen. Im Koalitionsvertrag heißt es: „Wir führen die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften ein. Dadurch wird die Qualität kontrolliert, die Weitergabe verunreinigter Substanzen verhindert und der Jugendschutz gewährleistet.“ Nach vier Jahren soll das Gesetz auf seine gesellschaftlichen Auswirkungen hin untersucht werden. Außerdem will die Regierungskoalition auf verstärkte Aufklärung setzen. „Die Legalisierung macht ohne Entkriminalisierung keinen Sinn“, betont Wenzel Cer-
40
veny. Deshalb fordert er, Ermittlungsverfahren wegen Kleinstmengen Cannabis müssten sofort eingestellt werden. Diese Maßnahme sei noch vor einer Lizenzierung durchzuführen. „Die Entscheidung, lizenzierte Fachgeschäfte mit dem Verkauf von Cannabis zu
betrauen, entspricht unserer Forderung“, betont Wenzel Cerveny, der selbst 18 Hanfläden in Deutschland, Österreich und Luxemburg betreibt. Cerveny rechnet, dass bis Herbst 2022 die ersten Lizenzen vergeben werden können. Der Legalisierungsaktivist plädiert dafür, weiter zwischen Freizeit- und MedizinCannabis zu unterscheiden. Apotheken sollen Patienten beraten und medinisches Cannabis auf Rezept mit gleichbleibender Qualität abgeben. Zudem sollen Cannabis-Informationszentren Aufklärungsarbeit leisten. Im Freizeitbereich sollten Konsumenten unterschiedliche Sorten ausprobieren können. Die lizensierten Fachgeschäfte könnten Erwachsene besser aufklären und beraten. Nicht geklärt ist etwa, ob der Eigenanbau von wenigen Pflanzen für den Eigengebrauch erlaubt sein wird. Nach Ansicht von Cerveny könnte sich Deutschland an Spanien orientieren. Dort organisieren sogenannte Cannabis Social Clubs die Aufzucht und den Verkauf für den Eigengebrauch. Ebenfalls eine Regelung fordert Cerveny für das Wellness-Cannabis, das sind Cannabidiol (CBD)-Produkte mit einem niedrigen Anteil (0,3 %) des berauschenden Tetrahydrocannabinols (THC). Cannabis „light“ sei - wie in der Schweiz – auf einen THC-Anteil von einem Prozent zu limitieren. Blockaden durch sogenannte Novel-Food-Regelungen sollen entfallen. Nutzhanf ist für Cerveny einer der vielseitigsten und nachhaltigsten Nutzpflanzen. Es ist die einzige Pflanze, die als nachwachsender Rohstoff in der Lage ist, den größten Teil an Papier, Textilien und Nahrungsmitteln sowie des privaten und industriellen Energieverbrauchs zu liefern und zugleich die Umweltverschmutzung einzudämmen und die Luft zu reinigen. Cerveny fordert den Anbau von Nutzhanf von bürokratischen Hürden zu befreien.
text: Josef König