SAILING JOURNAL 59

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J A H R E

L I C H T B I L D -

&

G E S C H I C H T E N M A G A Z I N

IN FULL SWING – 15 JAHRE VOILES DE SAINT-TROPEZ ORC-WM – TURN THE TABLE MAXIS – FAST & FIRST

# 59 | 03/2014 | D 6,00 € | A 6,00 € | CH 10 SFR | Benelux/E/I 7,20 €


e l l e W r e d . g n Auf u r e t s i e g e B r e d ts. elspor g e S s r de partne m u i Prem Audi – en am groĂ&#x; nehmen il e t t l z t ie Je innsp ing Gew Audi Sail iling.de s .audi- a w w w f au


3 LIGHT LINE

ES WAR SO: VOR NEUNZEHN JAHREN SASS ICH AN EINEM FRÜHEN

JUNIABEND AN DECK DER ALKYONE UND SPANNTE DIE WANTEN. SIND SIE SEGLER, HERR KOMMISSAR? IN DEM FALL WISSEN SIE, UM WAS FÜR EINE NERVENAUFREIBENDE UND UNWISSENSCHAFTLICHE TÄTIGKEIT ES SICH

HANDELT. IST EINE WANT ZU LOSE GESPANNT, GEHT DER MAST ÜBER BORD. SPANNT MAN SIE ZU STRAFF, KANN MAN DIE VERANKERUNG DER PÜTTINGS BESCHÄDIGEN, MIT DEMSELBEN ERGEBNIS. ALSO SPANNT MAN MAL AUF DER EINEN SEITE, MAL AUF DER ANDEREN, WANTEN UND UNTERWANTEN, PEILT ZUM MASTTOP AUF, GLAUBT MAL DIES, MAL DAS UND GIBT AM ENDE AUF, SICH VOLLKOMMEN BEWUSST, DASS MAN KEINE AHNUNG HAT, WAS LETZTLICH DABEI HERAUSGEKOMMEN IST.“

JOHAN BARGUM. AUS: SEPTEMBERNOVELLE MAREVERLAG.

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SWING IS KING

als

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erhältlich

unter www.sailing-journal.de – Grösse: Leinwand 60 x 40 ZENTIMETER für 99 euro oder Poster 60 x 45 für 69 Euro zzgl. versandkosten.

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„ A

t the 2009 Louis Vuitton Trophy in Nice, raced

in the Type 5 boats. This is SYNERGY, a Russian sailing team helmed by Karol Jablonsky. The wind disappeared by 10 am for most of the series, so with a few exceptions the boats went out at dawn. This shot of SYNERGY’s navigator is from late on the only windy day, after that too disappeared. This was taken with a 2005 Nikon D2x and the 24-70 f/2.8, from the on the water judges rib. As I apparently kept my mouth shut about what was said on the rib, I was happily aboard for almost all the series, able to work from a unique angle in Cup racing. And the camera is still working today after nine years on the water! Post production Macintosh and Lightroom. Automobile, VW Passat SW TDI.

HIER VIDEO ABSPIELEN

JAM E S RO BI NS O N TAY LO R

And lots of coffee.


EDITORIAL

WUMM, MACHT DIE SONNE. Schon Sokrates klagte vor 2.500 Jahren über den Verfall der Jugend.

unterstützt. Das Ergebnis fasst der Welternährungsexperte Raj Patel

In den 1980er-Jahren wurde die heutige Generation als No-Future-

zusammen: „Es nützt nichts, den Leuten zu erzählen, sie sollten mehr

Generation tituliert. Wer erinnert sich? Das war lange vor Generation

Obst und Gemüse essen. Ursache des Problems ist die wachsende Ar-

Golf, vor Generation Hastenichgesehn. Was kommt? Generation Plus?

mut. Und der Grund dafür ist, dass die Arbeit immer schlechter bezahlt

Jetzt ist es raus: Generation Maybe. Es ist wissenschaftlich erwiesen,

wird.“ Einmal mehr fordere ich einen Einstellungstest für Politiker, also

dass der IQ in den vergangenen 20 bis 30 Jahren gestiegen ist – auch

die Menschen, die sich sozial kompetent fühlen, Verantwortung für

noch deutlich. Leider bekomme ich davon nichts mit. Weder im Stra-

ein ganzes Volk zu übernehmen. Aber wahrscheinlich würde den Job

ßenverkehr noch im alltäglichen Umgang. Geschuldet ist der Intelli-

dann keiner mehr machen wollen.

genzzuwachs einer besseren Ernährung, die wichtig für das Gehirn ist. Da frage ich mich schon, wie das sein kann. Schließlich hat ein Prozent

Apropos Intelligenz: Wissenschaftler fanden gleichermaßen heraus,

der Deutschen monatlich weniger als 100 Euro zur Verfügung, genaue

dass die Intelligenz des Einzelnen durchaus sinken kann, wenn er sich

Zahlen gibt es so gut wie gar nicht, weil die Politik das Thema Ernäh-

in einer Gruppe aufhält. Also keine Schwarmintelligenz, sondern so

rungsarmut einfach ausklammert beziehungsweise ignoriert. Der Be-

was wie „Dümmer im Schwarm“. Während sich bestimmte Tierarten im

griff taucht noch nicht einmal im Armutsbericht auf. Seit Hartz IV hat

Schwarm sicher fühlen und Angreifer durch schiere Menge irritieren,

sich die Lage dramatisch verschlimmert. Man schätzt, dass heute circa

überlassen es bestimmte Hominiden anderen für sich zu denken – wenn

sechs Millionen Menschen zumindest zeitweise unter Ernährungs-

sie in Massen auftreten. Sprich auf Flughäfen, im Straßenverkehr, in der

armut leiden, meist am Ende des Monats. Die 300.000 Obdachlosen

Bahn oder im Urlaub.

noch gar nicht einberechnet. Auf Hartz-IV-Niveau ist eine ausgewogene Ernährung schlichtweg nicht möglich. Meistens geht es ums Satt-

Dagegen hat die Evolution eine (exzessive) Handynutzung nicht einge-

werden, nicht mehr und nicht weniger. Je billiger das Essen, desto mehr

plant. So haben Gesundheitsschäden durch radebrechendes Nutzungs-

Kalorien und desto weniger Nährstoffe. Das hat zur Folge, dass Men-

verhalten zugenommen. Das können Sie sich gar nicht vorstellen? Eine

schen, die am verborgenen Hunger leiden, tendenziell übergewich-

illustre Auswahl: Da wäre das Halswirbelsäulen-Syndrom (Text-Check),

tig sind. Ein Trugbild also. Die Bundesregierung (wohl eher uns Bürger) wird das teuer zu stehen kommen. Leiden Kinder unter Mangelernährung und Wachstumsstörung, hat das unwiederbringliche Kon-

das Karpaltunnel-Syndrom

SIE WISSEN NATÜRLICH, DASS GOOGLE DIE GRÖSSTE SUCHMASCHINE DER WELT IST. WUSSTEN SIE, DASS YOU TUBE DIE ZWEITGRÖSSTE IST?

sequenzen für ihr restliches

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(Blackberry-Daumen), den Handy-Arm lasse ich mal außen vor, weiter gehts mit der großbogigen Kyphose der Wirbelsäule (ChattingBuckel, Kinderärzte sagten früher Rundrücken dazu),

Leben, wie zum Beispiel Konzentrationsstörungen. Während bei uns

die Horopter-Täuschung (IOS-7-Übelkeit). Apple fand das lustig, Nutzer

von offizieller Seite der Hunger schlichtweg geleugnet wird (schließ-

eher zum Erbrechen. Entwickler bauten eine zweite Schriftebene ein,

lich hungert in Deutschland nach dem Wirtschaftswunder niemand

die von vielen mit Übelkeit quittiert wurde. Zum Schluss hätten wir da

mehr), wird er in anderen Ländern, wie den USA, zumindest erforscht.

noch die Selektive Hyperwahrnehmung für taktische Reize (Phantom-

Hier hungert selbst die Mittelschicht. Trotz Jobs leiden immer mehr

vibration). Oder besser: Das Handy vibriert, obwohl es gar nicht vibriert.

Menschen unter Hunger. Dieser Begriff wurde 2006 durch Nahrungs-

Auch wenn sich das witzig liest und sich kaum einer ein Schmunzeln

unsicherheit ersetzt. Der gilt für Haushalte, die sich nicht ausreichend

verdrücken kann, die Lage ist durchaus ernst. Was raten die Medizi-

ernähren können. 2012 waren das 48 Millionen Amerikaner. Fünfmal

ner? Ganz einfach: Eine Stunde am Tag das Handy ausschalten, das sei

so viel wie Ende der 1960er-Jahre. Während Mais- und Sojaanbau vom

wie Ferien. So einfach kann es manchmal sein. Aber ab genau diesem

Staat im großen Stil (11 Milliarden) subventioniert werden, wird der

Zeitpunkt setzen, wenn man amerikanischen Wissenschaftlern glauben

Anbau von Obst und Gemüse mit eher bescheidenen 1,6 Milliarden

schenken will, die ersten Entzugserscheinungen ein.


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Passend zu meinen akrobatischen Gedanken erstaune ich darüber, dass

Alltag unmittelbar sowie mittelbar beeinflussen. Meistens nehmen wir

in ersten Bundesländern die Schreibschrift abgeschafft wird (NRW) und

sie gar nicht wahr. Aus Ignoranz, Unfähigkeit, Zeitnot oder Angst.

in weiteren Ländern darüber sinnigerweise nach-, aber nicht weitergedacht wird (HH). Wer weiterdenkt, könnte auf den Gedanken kommen,

Man muss kein Marxist, Kommunist oder Revolutionär sein, um zu wis-

dass die Entwicklung seiner ureigenen Handschrift ein Reifeprozess der

sen, dass der Kapitalismus an gebildeten Käufern nicht interessiert ist.

eigenen Menschwerdung bedeutet und sich seine eigene Persönlichkeit

Der Mensch wird hier funktional gemessen und nicht kulturell. Sprechen,

nicht nur entfaltet, sondern sich durch das Schreiben erst bildet. 1953 war

Sehen und Hören reicht, um effektiv zu produzieren. Aber Schreiben?

es so weit. Ray Bradbury schrieb in seinem Roman „Fahrenheit 451“ von

Die Analphabetisierungsrate lag in Deutschland noch Ende des 19. Jahr-

der Abschaffung des Lesens. Kurzerhand wurden seine Bücher verboten,

hunderts bei 90 Prozent, in Frankreich noch vor 100 Jahren bei jenseits

weil die Herrscher Angst vor (denkenden) Bürgern hatten. Gleichschaltung

der 80 Prozent. Heute zum Beispiel in Bangladesch bei knapp 50 Prozent und die Kleidernäherei läuft trotz-

der Menschen ist eine durchaus probate Waffe. Übrigens, ein Stilmittel sehr vieler Science-FictionFilme. Erstaunlich, wer hier wohl wen beeinflusst? Filmemacher

IN DER VERNETZTEN WELT BLEIBT NICHTS MEHR SO WIE ES WAR. WIR SPRECHEN UNS IN ZEHN JAHREN.

die Entwickler oder umgekehrt?

dem auf Hochtouren. Das sich das Lesen „nur“ ins Internet verlagert hat, glauben noch nicht mal mehr die, die das schreiben. Gelesen wird schon, aber nur von einer kleinen Minder-

Entwickeln Entwickler das, was von geheimdienstlicher Seite initiiert wur-

heit. Die Massen lesen höchstens Überschriften und Infos. Laut Suchma-

de – quasi als Test? Unumstritten ist, dass wir heute durchaus in einer Welt

schinen sind Begriffe wie E-Shopping, Pornografie, Unterhaltung, Wetter

leben, in der die Masse ganz zaghaft, eher unterbewusst, konfektioniert

und Fahrpläne ganz weit vorn. Und auf den Tageszeitungsseiten? Richtig,

wird. Produkte werden immer ähnlicher, unsere Überwachung läuft auf

Sie haben es sich schon gedacht: Videos und Bilder. Als sich Anfang des

Hochtouren – natürlich alles für unser Wohlbefinden und unsere Sicherheit.

Jahres die Krim-Krise zuspitzte, wurde auf Spiegel Online die Fotostrecke „Grimassen beim Eislauf“ am meisten angeklickt. Darüber behalte ich mei-

Videos. Allerorten. Und es funktioniert. Schon seit Längerem bekommen

ne Gedanken für mich und schreibe meine – vielleicht bald schon über-

in der Flugzeugindustrie Mechaniker ihre auszuführenden Wartungs- und

flüssigen – Gedankenspiele weiter. Denn hier wird, wie in einigen ande-

Reparaturarbeiten auf Bildschirmen visuell beigebracht oder bringen

ren Titeln wie mare, FAZ, ZEIT etc. gelesen. Heute fällt es vielen schwer,

Videos uns Fluggästen die Sicherheit an Bord näher. Es blinkt und piept,

längere Texte zu lesen – es fehlen innere Ruhe, Geduld und Zeit. Die geht

wir lieben Piktogramme. Wirklich? Sie glauben das nicht? Sie wissen na-

fürs Sender-Zappen oder die schnelle Ablenkung drauf. Wo wir wieder

türlich, dass Google die größte Suchmaschine der Welt ist. Wussten

bei den anfänglichen Konzentrationsproblemen wären.

Sie, dass You Tube die zweitgrößte ist? Hier finden Sie zu jeder Frage ein Video, mittlerweile können Sie die mündlich mittels Sprachsoftware

Nehmen Sie zum Beispiel die „Washington Post“, von Jeff Bezos

stellen. Schreiben? War gestern. Und das, obwohl sich die Menschheit

(Internet-Guru) gekauft und umgekrempelt. Was fehlte, nach eingehen-

durch die Schrift über längst untergegangene Kulturen weiterentwickelt

der Analyse? Richtig. Videos. Und das in einer Welt, in der – Smartphone

hat. Ohne Schrift hätten wir Raum und Zeit nicht transportieren können.

sei Dank –mehr geschrieben wird als jemals zuvor? E-Mail, SMS, What’s

Kein Pergament, kein einziges gespeichertes Wort, keine Bibel, kein Buch,

App, doch die Veränderungen sind schon heute sichtbar: Jeder kann sich

kein Wissen. Keine Kultur? Wir werden zu einer oralen Gesellschaft.

seine SMS vorlesen lassen, Sprachnachrichten nimmt heute jedes Smartphone auf. Sicherlich funktioniert das alles noch nicht ganz so toll, aber

Natürlich wird an den Schulen noch Lesen und Schreiben gelehrt, na-

die Kulturrevolution ist (weiterhin) in vollem Gange. In der vernetzten

türlich steht die Menschheit nicht unmittelbar vor einem alphabetischen

Welt bleibt nichts mehr so, wie es war. Wir sprechen uns in zehn Jahren.

Schock, natürlich wird das Papier (nicht sofort) überflüssig. Eher die le-

Ebenso auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz, die mittels Maschi-

sende und schreibende Menschheit. Wir erleben um uns herum per-

nen immer vehementer in unser Leben eingreift. Siehe selbst fahrende

manente und eklatante Veränderungen, die unser Leben und unseren

Autos. Aber das ist ein anderes Thema.

Tom Körber. Chefredakteur.


COVERSHOT // JESÚS RENEDO

INHALT

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IN FULL SWING - 15 JAHRE VOILES DE SAINT-TROPEZ

LA PILARELLA -

60

T U R N T H E TA B L E - O R C - W E L T M E I S T E R S C H A F T I N K I E L

A R G E N TA R I O W E E K

78 108

Modernes Rigging, moderne Masten - Hightech für jedermann

92

HEADS & HANDS - SEGLER AUF DER KIELER WOCHE

Swing is King 4 Editorial 6 Inhalt 8 Shorttracks 10/74 Kolumnen 42/88 Technik,Taktik & Taktvoll 56 Da, Da & Da 58 Lesen 77 Kurz, knapp & Kolossal 106 Wissen To Go 107 Abo 120 Ausblick 122

8

FA S T & F I R S T - M A X I - YAC H T E N

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L I Z WA R D L E Y, T E A M S C A I N T H E V O LV O O C E A N R A C E 2 014 –15

HELLY HANSEN CATWALK

ILLUSTRATION // PIERRE HERVÉ

Tom Körber Er sieht die Welt nur noch in Bildausschnitten und Perspektiven. Das kann mitunter sehr belastend sein – für die Augen und das Gehirn. Ob analog oder digital ist dabei völlig egal. Über Tellerränder und in Magazine zu schauen, ist seine zweite große Leidenschaft. Das Sailing Journal basiert auf seiner Idee.

Jan Weisner Bei seiner Leidenschaft für anspruchsvolles und schönes Layout kam 2007 das Sailing Journal gerade zum richtigen Zeitpunkt. Er ist seither für die grafische Umsetzung und Druckvorstufe zuständig. Mit seiner Firma Outline-Graphix gestaltet er noch weitere erstklassige Wassersport-Magazine.

Michael Walther Wenn er nicht segelt, denkt er übers Segeln nach. Und wenn er nicht übers Segeln nachdenkt, redet er darüber. Mehr Segeln geht kaum. Der fertige Jurist liebt Mehrrümpfer. Egal ob auf einem F18 bei der Archipelago Raid, auf einem Extreme 40 mit Roland Gäbler oder, oder, oder …

Skandinavisches Design ist der Eckpfeiler sämtlicher Helly Hansen Bekleidung, die optimale Kombination von zweckmässigem Design, Schutz und Style. Aus diesem Grund wählen professionelle Segler, Bergführer, und anspruchsvolle Enthusiasten Helly Hansen.

FOTO // EBI FLECK

HE L LY H AN SEN . CO M

Heinrich Hecht Der Hannoveraner ist ganz verliebt in Saint-Tropez. Jedes Jahr mietet er sich um diese Zeit ein Haus. Und das seit mehr als 25 Jahren. Da ist sein Archiv dementsprechend groß.

Bendix Hügelmann Früher arbeitete er neben seinem Studium beim Sailing Journal, danach bei der Yacht und diversen anderen Magazinen als freier Autor. Nun ist er auf der SILVA NEO für's schreiben zuständig. Mit Dirk Manno und der Crew wurde er gerade beste deutsche Yacht auf der ORC-WM. Darüber schrieb er dann auch ein paar Zeilen.

CONFIDENT WHEN IT MATTERS


FOTO // MARC ROUILLER

SHORTTRACK

WELTMEISTERSCHAFT

D

HIER VIDEO ABSPIELEN

ie deutschen Segler Robert Stanjek und Frithjof Kleen haben im italienischen

kämpfen würden: Negri/Lambertenghi, Melleby/Prada und Stanjek/Kleen. Die

Malcesine die International Star Class World Championship gewonnen. Das

Italiener konnten sich dann zwar absetzen und gewannen das Rennen, zum Gesamt-

Duo, das mit zehn Punkten Vorsprung in die letzte Wettfahrt ging, setzte

sieg reichte dies allerdings nicht. Die Deutschen Stanjek und Kleen kämpften verbis-

sich in einem dramatischen Finale durch. Die neuen Champions sind die ersten

sen um den Anschluss, und schafften schließlich noch den zwölften Rang – das Ergeb-

deutschen Starboot-Weltmeister seit 17 Jahren. Zweite in der Gesamtwertung wur-

nis reichte, um den WM-Titel mit zwei Punkten Vorsprung zu gewinnen. Nach Willy

den die Italiener Diego Negri und Sergio Lambertenghi, Bronze ging an Eivind

Kuhweide/Karsten Meyer (1972), Alexander Hagen/Vincent Hoesch (1981) und

Melleby und Bruno Prada, die für Norwegen starteten.

Alexander Hagen/Marcelo Ferreira (1997) sind Stanjek und Kleen das vierte deutsche Team, das den prestigeträchtigen Titel eines Starboot-Weltmeisters gewinnen konnte.

Wolken über den Dolomiten und ein klarer Himmel über dem Gardasee sorgten für klassische Oro-Bedingungen. Der typische warme Südwind blies mit zwölf Knoten. Hun-

„Auf der ersten Kreuz unterlief uns ein Fehler und wir standen von da an ziemlich

derte Zuschauer beobachteten vom Ufer des Gardasees das dramatische letzte Rennen.

unter Druck“, sagte Frithjof Kleen nach dem Rennen. „Auf dem ersten Vorwindkurs konnten wir nur wenige Sekunden gutmachen. Nach der zweiten Kreuz waren wir

Der erste Start verlief hektisch. Wegen zahlreicher Frühstarts rief die Regattaleitung

wieder im Rennen, aber wir hatten keine Ahnung, auf welcher Position wir auf der

das gesamte Feld zurück. Der anschließende zweite Versuch wurde nach der Black-

letzten Vorwindstrecke waren. Wir konzentrierten uns dann darauf, den zwölften

Flag-Regel durchgeführt. Trotzdem starteten neun Boote zu früh und wurden dafür

Platz zu erobern, denn wir gingen davon aus, dass das genügen würde. Als wir die

disqualifiziert. Erst der dritte Startversuch gelang, so gingen Diego Negri und Sergio

Ziellinie überquerten, wollten wir noch nicht daran glauben. 2011 wurden wir Zwei-

Lambertenghi zunächst in Führung. Stanjek und Kleen starteten konservativ, erwisch-

te. Mit dem Sieg in diesem Jahr haben wir also etwas abgeschlossen.“ Johannes Pol-

ten aber zunächst keinen guten Wind und fielen auf Platz 16 zurück. An der ersten

gar und Markus Koy landeten auf dem zehnten Platz. Diese Weltmeisterschaft wird

Wendemarke hatten dann die Griechen Emilios Papathansiou und Antonis Tsotras die

in die Annalen eingehen als die mit einer der knappsten Entscheidungen unter allen

Führung erobert. Nach drei Bahnen war klar, dass noch drei Teams um den WM-Titel

bisherigen 92 Ausgaben der International Star Class World Champioship.

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FOTO // CHRISTAN BEECK

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BMW DRAGON GRAND PRIX

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MW-Yachtsport-Botschafter Markus Wieser sichert sich in der „Königsklasse“

„Wir freuen uns sehr, dass wir diese Regatta noch für uns entscheiden konnten“, sagte

nach spannendem Finish den Sieg beim Grade 1 Event auf der Ostsee.

Wieser. „Nachdem wir am Dienstag mit einem neunten Platz und einer Disqualifikation einen nicht wirklich guten Tag erwischt hatten, haben wir heute noch mal alles gege-

Insgesamt 48 Drachen-Crews aus zehn Nationen haben in den vergangenen vier Tagen

ben und gewonnen.“ Wieser durfte sich mit seiner Crew als Sieger des BMW Dragon

beim BMW Dragon Grand Prix im Ostseebad Kühlungsborn um wichtige Punkte für die

Gold Cup über einen Sonderpreis, ein BMW M Intensive Training freuen. Am Steuer

Weltrangliste gesegelt. Den Sieg sicherte sich am Mittwoch in der siebten und letzten

eines BMW M4 geht es für die Drachen-Segler auf einer hochkarätigen Rennstrecke

Wettfahrt BMW-Yachtsport-Botschafter Markus Wieser mit seiner Crew Sergey

wie dem Nürburg-, Salzburg- oder Hockenheimring ans Limit. Nach den ersten drei

Pugachev und George Leonchuk. Als Grade 1 Event der International Dragon Associati-

Regattatagen mit eher wenig Wind hatte sich zum Finale am Mittwoch eine stabile

on (IDA) gehört der BMW Dragon Grand Prix zu den vier hochrangigsten internationa-

15-Knoten-Brise aus West eingestellt. Vor den beiden abschließenden der sieben an-

len Regatten in der „Königsklasse“.

gesetzten Wettfahrten hatte Wieser, der mit seiner BUNKER QUEEN unter der Flagge der Vereinigten Arabischen Emirate segelt, noch auf dem vierten Gesamtrang gelegen.

„Die Eleganz, Dynamik und Tradition dieser Bootsklasse passen perfekt zu den Werten

Mit einem Sieg zu Beginn des Tages schob sich Wieser auf den zweiten Platz vor und

und Ansprüchen unseres Hauses“, sagte Hans de Visser, Leiter Events, Ausstellungen und

verdrängte im letzten Rennen mit einem 13. Rang seinen Transbunker-Teamkollegen

Sportmarketing, BMW-Vertrieb Deutschland. „Hier in Kühlungsborn haben wir spannen-

Evgeny Braslavets (UKR) noch vom ersten Rang im Gesamtklassement. Der ehemalige

de Wettfahrten der Weltspitze der Drachensegler gesehen. Mein Dank dafür gilt allen

470er-Olympiasieger war in der abschließenden Wettfahrt nur 21. geworden.

Teilnehmern. Besonderer Glückwunsch natürlich an Markus Wieser, der mit seiner Crew eine fantastische Aufholjagd gezeigt hat.“ Nach der Europameisterschaft zum Saisonauf-

Als Dritter komplettierte der Russe Vasiliy Senatorov das Podium. Der amtieren-

takt und dem BMW Dragon Grand Prix ist BMW auch Partner des International Dragon

de Europameister Lars Hendriksen (DEN) wurde Gesamtsechster, Weltmeister Klaus

Gold Cup (5.-12. September, Medemblik, NED), des Hans-Detmar Wagner Cup (9.-12.

Diederichs (GER, startet unter der Flagge Großbritanniens) kam auf Rang acht. Beste

Oktober, Torbole, ITA) und von Dragon Saint Tropez (15.-18. Oktober, Saint Tropez, FRA).

Amateurcrew war die von Peter Fröschl (GER) auf dem siebten Platz.


FOTO // LARS WEHRMANN

SHORTTRACK

BUNDESLIGA

B

HIER VIDEO ABSPIELEN

ei der zweiten von sechs Regatten der 1. Segel-Bundesliga im Rahmen der

Punkt Vorsprung vor dem nördlichsten Bundesligisten der Republik gewinnt der

Travemünder Woche gewannen erneut die Titelverteidiger vom Norddeut-

alte und neue Tabellenführer vom Norddeutschen Regatta Verein (NRV).

schen Regatta Verein (Hamburg) und behalten damit ihre Tabellenführung,

aber erst auf der Zielgeraden. Gesamtzweiter ist der Deutsche Touring Yacht-Club

Neben den beiden Nordclubs schob sich der Deutsche Touring Yacht-Club vom

(Tutzing) vor dem Verein Seglerhaus am Wannsee (Berlin).

Starnberger See als Dritter in Travemünde auf den zweiten Tabellenplatz vor und ist jetzt erster Verfolger des NRV.

Die einhellige Meinung nach diesem bombastischen Bundesliga-Wochenende mit Segelsport auf höchstem Niveau: Das war geil! Segelfans, Seglerinnen und Segler

Das knappe Gesamtergebnis von der 1. Segel-Bundesliga in Berlin (22. bis 24.

sowie die Zuschauer sind von der Live-Übertragung von SAP und den hochspan-

August 2014) spiegelt die Hochspannung wieder, die bis zum letzten Rennen

nenden Rennen komplett begeistert. Bei der zweiten Bundesliga-Regatta wurden

auf dem Wannsee greifbar war. Altmeister Jochen Schümann gewinnt für sei-

innerhalb von drei Tagen 45 Wettfahrten gesegelt – 15 für jeden der 18 Vereine.

nen Yachtclub Berlin-Grünau (YCBG) die dritte von sechs Regatten. Die Tabelle

Dass die Segler nach diesem Pensum fix und fertig an Land ankamen, aber alle ein

führt weiterhin der Norddeutsche Regatta Verein (NRV, Hamburg) an. Die wich-

breites Grinsen auf dem Gesicht hatten, spricht für sich.

tigste Nachricht des Wochenendes vorweg: Der Hattrick des Tabellenersten vom Norddeutschen Regatta Verein aus Hamburg wurde verhindert. Mit ihrem

Einen kleinen Verlierer gibt es trotzdem: Der an der Ostsee zweitplatzierte Flens-

zweiten Platz auf dem Berliner Wannsee behauptet der Titelverteidiger aber

burger Segel-Club (FSC) führte bis zum vorletzten Rennen und hätte den Favo-

seine Führungsposition in der Tabelle. Dahinter folgen der Deutsche Touring

riten aus Hamburg um ein Haar auf die Plätze verwiesen. In der Tabelle macht

Yacht-Club (Tutzing) und der Gastgeber des Wochenendes, der Verein Segler-

der FSC aber einen großen Sprung vom achten auf den vierten Platz. Mit einem

haus am Wannsee.

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Design. Technology. Passion. marinepool.com


CLASSIC

Saisonabschluss im Mittelmeer. Ohne Worte.

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In Full Swing SCHRIFT // HEINRICH HECHT, TOM KÖRBER BILD // HEINRICH HECHT

„Saint-Tropez, am Eingang der wunderbaren, ehemals Golfe de Grimaud genannten Bucht, ist die Hauptstadt dieses kleinen Königreichs der Sarazenen, dessen Dörfer, fast alle auf die Berggipfel gebaut, voller maurischer Häuser sind mit ihren Torbogen, ihren schmalen Fenstern und Innenhöfen, wo hohe Palmen gewachsen

2007


CLASSIC

An diesem Strand von Pampelonne liegt das wohl ber端hmteste Strandlokal der Welt, der Club 55. Als ihn vor 60 Jahren die Eltern des jetzigen Besitzers Patrice de Colmont gr端ndeten, dachte niemand im Traum an diesen Aufstieg.

16

2011


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So unrecht hatte Guy de Maupassant nicht, als er circa 1880 die südfranzösische Küste entlangsegelte. Tatsächlich schlugen die Bewohner im Jahr 1637 ohne jegliche Hilfe von außen eine spanische Flotte, die die Stadt einnehmen wollte, kämpften gegen Korsaren, gegen die

ter für Kaiser Nero. Als dieser in Pisa die Göttin Diana als

Bourbonen, gegen Charles Quint (spanischer König) und

Erschafferin des Universums betitelte, bekannte sich Torpes

gegen allerlei Piratengesindel. Ebenso 1813, als sie ein

zum Christentum. Da er selbst unter Folter nicht widerrufen

englisches Geschwader zurückschlugen. Ein hartnäckiges

wollte, wurde er enthauptet und in besagtes Boot gelegt.

Völkchen also, das selbst Louis de Funès als wuseligen

So trieb er das Tyrrhenische Meer hinunter, bis er schließ-

Polizisten überlebte. Und nun die Russen, aber auch die

lich im heutigen Saint-Tropez landete.

wird man nonchalant überstehen. Man glaubt es kaum, wie friedlich ein Leben als Fischerstädtchen sein kann. Denn

Sant-Troupès, so der provenzalische Name, ist heute, nein,

das war Saint-Tropez wie auch alle anderen Dörfer an der

kein Fischerort mehr, sondern eine der einflussreichsten

Côte d’Azur, der azurblauen Küste. Bis ein Brite kam. Ein

Städte an der Küste, neben Hochburgen wie Cannes,

kranker und daher übellauniger Schotte war tatsächlich der

Antibes, Grasse oder Nizza. Gesegelt wird an der gesamten

erste Urlauber, der hier im Jahre 1763 seine Schwindsucht

Küste, aber nur die Voiles erreichte diesen unverrückbaren

auskurierte. Hernach berichtete er in seinem Buch „Travels

Nimbus, des verzückten, entrückten, beglückten und viel-

through France and Italy“, dass die Franzosen allesamt wi-

leicht doch etwas verrückten Ende ein jeder Segelsaison.

derlich und verlogen seien, aber die Mandelbäume schon

Während der neuntägigen Regatta entlang der Côte d’Azur

im Februar zu blühen beginnen. Offenbar reichte dieses De-

treten vier verschiedene Bootsklassen gegeneinander an

tail aus, damit nordatlantische Heerscharen (schon wieder)

und liefern sich Bug an Bug Rennen. Gesäumt werden die

ihre Neurosen und Tuberkulosen statt im nasskalten angel-

sportlichen Auseinandersetzungen von einem nicht minder

sächsischen Regen lieber in mittelmeerländischer Glückse-

exaltierten Kulturangebot und diversen Abendveranstaltun-

ligkeit ausrotteten. Und Sie dachten, Brigitte Bardot, Gary

gen an exklusiven Schauplätzen, wie dem „Place de Lices“

Grant oder Gunter Sachs wären diejenigen gewesen, die

oder „Môle Jean-Réveille“. Traditionellerweise gehören die

dem Ort ihren amourösen Stempel aufdrückten? Mitnich-

letzten beiden Septembertage den modernen Yachten und

ten. Die Engländer prägten das landschaftliche Bild durch

sind sozusagen der Aperitif, bevor Anfang Oktober die klas-

ihre Paläste und durch den Train bleu, der die Küstenorte

sischen Ein- und Zweimaster in den Golf von Saint-Tropez

miteinander verband. Eine Fauna aus Dichtern und Dandys

einfahren. Seit einigen Jahren treten die designverliebten

ergoss sich über die Fischer. Stephen Liègeard, ein französi-

Wallys einer gesonderten Disziplin gegeneinander an.

scher Jurist, war es schließlich, der in seinem Buch „La Côte

Dazu gesellen sich schon seit vielen Jahren J-Class, Classic

d’Azur“ dem Landstrich seinen Namen gab. Als er 1925 in

und nach IRC gesegelte Rennen.

Cannes starb, hinterließ er einen Mythos, der schon im 1. Jahrhundert begann. Damals trieb ein herrenloses Boot an diese Gestade. An Bord der kopflose Körper des hingerichteten heiligen Torpes, ein frühchristlicher Märtyrer, samt Hund und Hahn. Der Legende nach arbeitete er als Beam-

REICHSTEN STÄDTE AN DER KÜSTE.


2012 18


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2012


CLASSIC

2007 Geistiger Vater der heutigen Les Voiles de Saint-Tropez

schen Regatta erregte das Interesse eines Lokalreporters.

ist der Vorstand des örtlichen, sagen wir mal Strandclubs,

Verdutzt über die Aussage Colmonts, es handele sich um

des Club 55, Patrice de Colmont. Im September 1981, er-

eine ganz neue Regatta, titelte die Zeitung am nächsten

innert sich der bis heute amtierende Vereinspräsident, lag

Tag überschwänglich: „Ein neuer America’s Cup ist ge-

eine amerikanische Crew um Dick Jayson (PRIDE) mit ihrer

boren!“ Allerdings sollte nicht nur Patrice de Colmont als

Segelyacht vor Saint-Tropez, nachdem sie in Porto Cervo

Erfinder der Nioulargue gelten, sondern ebenso der Ame-

auf Sardinien als Sieger hervorgegangen war. Während ih-

rikaner Dick Jayson, der unter anderem mit seiner PRIDE

res Aufenthaltes imponierte den Amerikanern die Einfahrt

schon das Newport Bermuda Race, den SWAN World Cup

der 12mR-Holzyacht IKRA so sehr, dass sie Colmont baten,

on Porto Cervo und dreimal das Fort Lauderdale to Key

ein Rennen mit dem Skipper des Schiffs, Jean Laurin, zu

West Race gewann.

vereinbaren. Dieses eher ungleiche Rennen zwischen der 40 Meter langen, ultramodernen SWAN und der nur zwölf

Die klassische Holzyacht gewann schließlich, sagen wir

Meter langen Yacht sollte am Morgen des darauffolgenden

überraschend, den Wettkampf gegen den modernen Rie-

Tages beginnen. Notgedrungen organisierte Colmont zwei

sen, ließ sich von der amerikanischen Crew aber das Ver-

Seekarten der Region und malte mit rotem Filzstift im Golf

sprechen zur Revanche im Folgejahr abluchsen. Aus diesem

von Saint-Tropez herum. Er markierte den Turm de Portalet

Umstand entstand schließlich eines der prestigereichsten

als Start-, die Boje der Nioulargue-Untiefen als Wende-

Segelevents der Welt. An ihre Ursprünge erinnert bis heute

und erklärte kurzerhand seinen Club 55 zum Endpunkt der

die Klassenaufteilung Classic und Modern – auch auf ande-

Regatta. Als Trophäe präsentierte er beiden Crews einen

ren Regatten. 2014 feiert die Voiles ihren 15. Geburtstag.

silbernen Teller der französischen Marine, bevor in tradi-

Zur Grand Dame wird sie aber erst, wenn man ihre Vorgän-

tioneller Manier gemeinsam gegessen wurde. Die ausge-

gerin Nioulargue in die höfliche Altersnennung einbezieht.

lassene Stimmung zwischen den Beteiligten der provisori-

Was im realen französischen Leben einem gnadenlosen

20


21

Vergleicht man Aufnahmen des Hafens, so wird man schwerlich Veränderungen über die Jahre feststellen können.

GEISTIGER VATER DER HEUTIGEN LES VOILES

Fauxpas gleichkommt, macht im regattafreundlichen Umfeld die Sache erst richtig rund. 33 Jahre sind eben 33 Jahre. Das muss man anderen Ortes erst einmal schaffen. Einen weiteren Geburtstag feiert die IKRA, die 50 Jahre alt wird. Ja, die alte Dame, die 1981 die erste Nioulargue gegen die PRIDE segelte, gewann, den Ehrgeiz der Amerikaner endgültig weckte und einen Nimbus schuf. Die 21 Meter lange Yacht wurde 1964 von Alexander Robertson & Sons als KURREWA V gebaut. Vier Jahre später, 1968, wurde sie zur LÈVRIER DE MER, zur GREYHOUND OF THE SEAS. In IKRA umbenannt segelt sie seit 1976, heute unter ihrem Eigner Yves-Marie Morault. Das Erbe der Nioulargue, die Voiles de Saint-Tropez, in der beim Boule-Turnier die Segler noch immer in die Knie gehen, das Blau des Meeres, das nur bei Mistral noch blauer wird und aus einer durch die Hochsaison abgetakelten Kokotte im Herbst wieder eine elegante Femme fatale wird, die seit jeher Künstler in ihren Bann zog. So auch den Fotografen Heinrich Hecht, der seit 25 Jahren regelmäßig hier vorbeischaut. Roger Vadim drehte hier 1956 „Und ewig lockt das Weib“ mit seiner damaligen Frau Brigitte Bardot. Später kaufte sie La Madrague, wo sie mit Jean Paul Belmondo und Sacha Diestel (Chansonnier) endlose Partys feierte, während ihr Gunter Sachs aus dem Helikopter Rosen hinunterwarf. So oder so ähnlich ging es auch in den Anfängen der Nioulargue zu. Insgesamt etwas unaufgeräumter, etwas lasziver und etwas extravaganter.


CLASSIC

„Die Abendstimmung ist geradezu kitschig – wie eine Fototapete mit einem röhrenden Hirsch“, gibt Thomas Jungblut

Inspiration

VON HEINRICH HECHT

(North Sails Deutschland) zu. Zu diesem Vergleich mögen ihn die vielen Harleys inspiriert haben, die schon zu Zeiten Brigitte Bardots hierher kamen und direkt am Hafen park-

In Saint-Tropez liegt ein unwirkliches Licht über der Bucht.

ten. Röhrend verlassen sie später den Hafen. Aus aller Welt

Fast golden und unglaublich weich streicht die Sonne über

kommen die klassischen Yachten hierher. Die schönsten der

die Yachten und hinterlässt Spuren auf dem Meer, die schon

teilweise über 100 Jahre alten segelnden Denkmäler, stam-

vor Jahrhunderten Maler wie Vincent van Gogh faszinierten

men aus der Feder von Fife, Heereshoff, Camper & Nickolson

und auch im vergangenen Jahrhundert Künstler wie Picasso

oder Sparkman & Stevens. Es gibt wenige Regatten, auf de-

und Matisse zu Höchstleistungen anregten. Der Fotograf

nen sie alle zusammen versammelt sind.

freut sich Heute auf Motive. Es sind noch 36 Stunden bis zum Start der ersten Regatta. Die Klassiker sind schon fast

Vorbei das Putzen und Polieren, das Salzwasser spritzt

alle da und überall wird Hand angelegt, um die Schiffe in ei-

übers Deck und kennt keine Gnade mit den empfindlichen

nen Zustand zu versetzten, der einen glauben lässt, sie hät-

Materialien. Dennoch schmeckt das Meer hier anders.

ten die Werft zum ersten Mal verlassen. Noch einmal wischt

Ebenso hoch wie die Dichte an Klassikern ist die der gutaus-

der weiche Baumwolllappen, von verhornter Matrosen-

sehenden Mädchen und gutgefüllten Champagnergläsern.

hand geführt, über die glänzende Winsch, die nunmehr als

Ja, das Wasser schmeckt hier wirklich anders.

Spiegel herhalten könnte. Die Atmosphäre lässt erahnen: Die Ergebnisse sind hier in Südfrankreich nicht so wichtig.

2004

22

2010


23

Die IKRA feiert dieses Jahr ihren 50. Geburts tag. Sie gewann damals (1981) die erste Nioulargue gegen die Amerikaner.

KRANKER UND DAHER ĂœBELLAUNIGER SCHOTTE KAM.


FOTO // ANTOINE SÉZÉRAT

CLASSIC

und gemeinsam aßen. Als die darauffolgende Party so richtig Patrice de Colmont und André Beaufils.

im Gange war, kam ein Journalist vom Var-Matin (regionaler Ableger der Tageszeitung Nice-Matin) vorbei und wollte wissen, was um aller Welt denn hier los sei. Ich erklärte ihm, dass

Patrice de Colmont, der Direktor des Clubs 55 und

es sich um eine Regatta handelte. Er: Was für eine Regatta?

Begründer der Regatta, sowie Andrè Beaufils, der

Ich: Der Club 55 Cup. Als die Segler auch noch anfingen zu

Organisator der Regatta, im Gespräch.

erzählen, wie schwierig es war unter diesen Bedingungen gegen solche Topsegler zu segeln und dass es im kommenden Jahr

Es wird gemunkelt, dass die Ursprünge mehr als 30

eine Revanche geben sollte, fand ich das zwar etwas übertrie-

Jahre zurückliegen. Stimmt das? Patrice de Colmont.

ben, sagte aber nichts dagegen. Am nächsten Tag stand in der

Kann man so sagen. Alles begann durch glückliche Um-

Zeitung auf der Titelseite: Ein neuer America’s Cup ist geboren!

stände im September 1981, als ein paar Amerikaner in Saint-Tropez anlegten. Sie hatten kurz zuvor beim SWAN

Das reichte, um die Regatta ins Leben zu rufen? Patrice

Cup in Porto Cervo teilgenommen. Mehr oder weniger aus

de Colmont. Nicht ganz. Ehrlich gesagt hatten wir die Austra-

Langeweile nahmen sie an einigen kleineren Rennen in der

gung bis September völlig vergessen. So mussten wir die zwei-

Umgebung teil und lernten so jede Menge Leute kennen,

te Regatta doch sehr improvisieren. Da die Amerikaner auf

bis ihnen eines Tages die IKRA auffiel. Das war fast schon

eine Revanche beharrten, mussten wir uns was einfallen las-

Fügung, denn genau zu dem Zeitpunkt, als sie über ihre Sie-

sen. Wir organisierten einige Bekannte und Freunde mit ihren

ge schwadronierten, lief die IKRA in den Hafen ein. Im ur-

Yachten, darunter die FANTOMAS (Eintonner), die QUEEN OF

eigenen amerikanischen Siegesgefühl fragten sie mich, ob

SHEBA (ein belgisches Boot), die HELISARA (Maxi Racer, der

ich glaubte, dass sie die IKRA besiegen könnten. Ich denke

für Herbert von Karajan gebaut wurde) und die BOURRU III

schon, antwortete ich. Wenn sie die Herausforderung an-

(ein alter Gaffel-Kutter). Wer gewann, weiß ich gar nicht mehr,

nehmen, sollten wir darüber nachdenken. Ohne zu Zögern

aber es war eine äußerst vergnügliche Siegerehrung, in der es

ging ich zu Jean (Laurin) dem Skipper der IKRA, der natür-

von einer Medaillenüberreichung des Bürgermeisters über die

lich sofort das Rennen akzeptierte. Gleich am kommenden

Belgier, die ihr Gewicht in Kartoffeln aufgewogen bekamen,

Tag sollte es losgehen. Mit diesem Rennen zwischen einer

bis zur Überreichung eines Kürbisses ganz anders zuging als

modernen 40-Fuß-SWAN und einer historischen 12mR-

auf anderen Siegerehrungen. Mann, das war lustig. Zu diesem

Yacht begann die Geschichte der Voiles de Saint-Tropez.

Punkt war uns aber auch klar, dass es zukünftig ohne die MaxiYachten nicht vernünftig weitergehen würde. Wenn das also

Ein eher ungleicher Kampf. Wer gewann? Patrice de

das einzige Problem sein sollte, dann wollten wir die Maxis ein-

Colmont. Ein Freund und ich wollten ein Flipchart kaufen,

laden. Aber wie nur? Die kannten uns ja gar nicht.

damit wir den Crews den Kurs zeigen konnten. Das war uns aber zu teuer und so kauften wir kurzerhand eine Karte und zeichneten den Kurs einfach dort ein. In die große blaue Fläche malten wir: die Bucht von Saint-Tropez. Am Zielpunkt an meinem Club stellten wir einen großen Tisch auf und warteten. IKRA erreichte das Ziel lange vor der SWAN. Aber das war nicht so entscheidend. Wichtiger war, dass alle Teilnehmer hinterher an dem großen Tisch saßen

24

EHRLICH GESAGT HATTEN WIR DIE AUSTRAGUNG BIS "SEPTEMBER VÖLLIG VERGESSEN. SO MUSSTEN WIR


25

Zwei klassische Yachten nach dem Start in Saint-Tropez.

2008


CLASSIC

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2011


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2013


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2012


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2009


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2009


CLASSIC

Vorschiffmann auf der TUIGA, einem Gaffelkutter aus dem Jahr 1909, der von William Fife III designt wurde.

36

1991


37

1991

Mastbruch auf der ALBATROS.

1993

Made by Hand auf der MOONBEAM.


CLASSIC

2012

HIER VIDEO ABSPIELEN 38

Die MARISKA ist eine 15 MJI Aurigue, die 1908 gebaut wurde.


39

Mit anderen Worten, es sah so aus, als ob ihr eine Niete gezogen hättet, oder? Patrice de Colmont. Warte, nicht ganz. Einige Wochen später lief eine der Maxis, die

André Beaufils. Das stimmt. Zusammen auf dem Wasser

MISTRESS QUICKLY, in die Bucht, um an ihrer elektroni-

zu sein fanden wir besser als allein zu segeln. So erfanden

schen Ausrüstung Reparaturen ausführen zu lassen. Sie

wir Klassen wie Sea Explorer, Tropezian Marconis oder Tro-

lagen in Port Grimaud. Wir also hin, um ihnen einen denk-

pezian Workboats, damit möglichst alle Boote teilnehmen

würdigen freundlichen Empfang zu bereiten. Wir zeigten

konnten. Die Paraden, die engen Wettkämpfe auf dem

uns von unserer besten Seite. Das nahm schon beängsti-

Weg zurück in den Hafen, die knapp bekleideten Mädels,

gende Ausmaße an. Als einer der Segler eine Bemerkung

die Boule-Wettbewerbe – es war herrlich. Es gab wenig

darüber machte, dass ihn die Turmuhr nachts nicht schlafen

Grenzen, alle wollten einfach eine schöne Zeit zusam-

ließ, kletterte Gouédard kurzerhand auf den Glockenturm

men verbringen. Auf der anderen Seite wurde die Niou-

und verstellte das Uhrwerk, sodass es nicht mehr läuten

largue schnell zu einer international beachteten Regatta,

konnte. Die Amerikaner dachten, sie wären in einem Ha-

dank der die klassischen Yachten, vor allem deren Res-

fen voller Verrückter gelandet, fanden das aber lustig. Am

tauration, einen breiten Aufschwung erfuhr. Menschen

nächsten Tag luden wir sie nach Saint-Tropez ein. Unsere

wie Albert Obrist zum Beispiel, der ganze Archive nach

eigentliche Idee bestand darin, ihnen eine Nonstop-Party

Restaurationsmöglichkeiten durchforstete, um alte Yach-

zu organisieren, mit grandiosem Essen, Boule-Contests

ten wieder so nah wie möglich am Original aufzubauen.

und verrückten Nächten. Oh Mann, wenn ich heute daran

Nach einiger Zeit sahen wir wieder deutlich mehr traditio-

zurückdenke ... Wir erfanden sogar das australische Früh-

nelle Riggs auf den Booten. Es fand so etwas wie ein men-

stück: Croissants und Bier, morgens um acht Uhr. Eines

taler Wechsel statt, hin zum Original. Jetzt mussten nur

Tages kamen die MIDNIGHT SUN und Christian de Galèa

noch die Crews lernen, mit den alten Riggs umzugehen,

mit seiner neuen Maxi dazu. Somit hatten wir vier Boote

was viel Training und Durchsetzungsvermögen erforder-

zusammen und wurden für die kommende Maxi-Saison im

te. Was sich aber ausgezahlt hat, wenn ich mir heute die

Regattakalender aufgenommen.

ganzen klassischen Yachten anschaue.

Wenn ich mir das so anhöre, was war eigentlich die Grundidee hinter der Regatta? Patrice de Colmont. Wir wollten Spaß haben. Das war alles. Wir arbeiteten wie verrückt den Sommer über, um im Herbst endlich ein bisschen zu relaxen. Fast könnte man meinen, wir brauchten einen Vorwand, um eine große Party zu rechtfertigen. Wir hatten keinen kommerziellen Hintergrund, sodass uns alle Extravaganzen quasi willkommen waren.

"


CLASSIC

2009

Oben: Überblick über den Hafen von SaintTropez. Unten: LIONHART. Eine J-Class, die erst im Jahre 2005 nach verworfenen Plänen von Burgess-Stephens aus den 1930er-Jahren gebaut wurde.

2013 40


41

Hand aufs Herz, denkt ihr nicht ein bisschen wehmü-

2004

tig an die gute alte, sagen wir mal, ausgelassene Zeit

Der fatale Unfall 1995 zwischen der MARIETTE und

in der es stattfindet, von den jeweiligen gesellschaftlichen

der 6mR TAOS BRETT markierte den Schlusspunkt

und politischen Einflüssen. Ein Beispiel: Annabelle Buffet,

der Nioulargue und dessen freien Geist. Wie habt

die Witwe des Malers Bernard Buffet, antwortete, als sie

ihr es geschafft, quasi wie Phönix aus der Asche, die

nach dem alten Saint-Tropez gefragt wurde: „Ich finde nicht

Voiles de Saint-Tropez aus dem Boden zu stampfen?

mehr das Saint-Tropez, das ich früher liebte, aber ich weiß,

André Beaufils. Nach dem schrecklichen Unfall und dem

dass meine Kinder ihr heutiges Saint-Tropez lieben.“ Dassel-

Gerichtsverfahren mussten wir die Regatta bis zu einem Ur-

be gilt gewissermaßen auch für die Regatta. Das Regattafeld

teil aussetzen. Aber die Segler, Freunde, Bekannte, Einwoh-

war noch nie so schön und vielseitig wie in der heutigen Zeit.

ner hatten sich an die Regatta gewöhnt und wollten sie nicht

Früher oder später nimmt jede klassische Yacht an der Voiles

mehr missen. Gerade am Ende der Saison, wo alle gern noch

teil, was können wir uns Schöneres wünschen?

zurück? Patrice de Colmont. Nein, eigentlich nicht. Man kann dasselbe nicht zweimal machen. Alles lebt von der Zeit

einmal zusammen segeln wollten, um sich dann im Winter in alle Winde zu zerstreuen. 2000, als alles ausgestanden war,

André Beaufils. Ich erinnere mich an einen treffenden

war es der Société Nautique in Saint-Tropez (SNST), vor al-

Satz, den Eric Tabarly sagte: „Ich habe mir kaum vor-

lem der Präsident René Catino, der den Stein für eine neue

stellen können, das in der Realität zu sehen, was ich nur

Regatta ins Rollen brachte. Heue segeln hier etwas mehr als

aus Büchern und von Fotos kannte. Mein persönlichster

300 Boote, fifty-fifty moderne und klassische Yachten.

Wunsch ist die Arbeit von Patrice zu würdigen, dem wir es zu verdanken haben, der diese Regatta zu einem Hoch-

Der ursprüngliche Geist hat sich dennoch verändert.

genuss gemacht hat. Die Voiles de Saint-Tropez hat ihren

Kann man sagen, dass es heute ein bisschen erwach-

einzigartigen Charakter innerhalb des Regattazirkus’ be-

sener zugeht? Es gibt keine hübschen Mädchen mehr,

halten, obwohl sie sich ständig verändert hat, vorange-

die Wassereimer auf den Crews ausgießen ... André

trieben wurde und dabei aber nie ihre Wurzeln vergessen

Beaufils. Die Zeiten haben sich geändert, ebenso die Regu-

hat.“ Besser könnte ich es nicht ausdrücken.

larien, die Yachten und auch die Segler selbst. Die heutigen Regeln lassen solche Spielchen nicht mehr zu. Die meisten Crews schlafen im Hotel. Wenn ich mir das so recht überlege, ist es nahezu das Gegenteil von früher. Aber diese Entwicklungen müssen wir akzeptieren und das ist auch gut so. Wir können nicht mehr so frech und unverfroren wie früher sein. Alles in allem dürfen wir auch nicht vergessen, wie anstrengend es gerade für Patrice war, die ersten Regatten zu organisieren. Dagegen ist das heute ein Kinderspiel.


KOLUMNE RECHT

PROMILLE AN DER PINNE

S

ommer, Sonne, Salzwasser machen durstig. Doch sollte der Schiffs-

Hier noch einmal die exakte Rechtslage:

führer vorsichtig mit Alkohol sein. Auch auf einem Boot gilt die 0,5-Promille-Grenze – wie im Auto. Sie gilt im Übrigen nicht nur

für den Schiffsführer, sondern auch für jede Person, die verantwortlich an

§ 3 Absatz 3 und 4 Seeschifffahrtstraßenordnung: § 3 Grundregeln für das Verhalten im Verkehr

der Führung des Schiffes beteiligt ist, wie beispielsweise der Navigator. … (3) Wer infolge körperlicher oder geistiger Mängel oder Auch im Schiffsverkehr wird bei 1,1 Promille die absolute Fahruntüchtig-

des Genusses alkoholischer Getränke oder anderer berau-

keit unterstellt. Es hilft nichts, sich auf die viel geringeren Geschwindig-

schender Mittel in der sicheren Führung eines Fahrzeuges

keiten zu berufen. Die hohen Gewichte und damit verbundenen langen

oder in der sicheren Ausübung einer anderen Tätigkeit des

Bremswege, Sichtbehinderungen und die manchmal komplizierten Re-

Brücken-, Decks- oder Maschinendienstes behindert ist,

geln auf dem Wasser fordern die volle Aufmerksamkeit. Sie verbietet eine

darf ein Fahrzeug nicht führen oder als Mitglied der Schiffs-

alkoholische Benebelung.

besatzung eine andere Tätigkeit des Brücken-, Decks- oder Maschinendienstes nicht ausüben. Dies gilt für das Fahren

Kleiner Trost, wenn es doch passiert ist: Der Entzug des Sportbootführer-

mit einem Wassermotorrad oder einem Kite- und Segel-

scheins aufgrund einer Alkoholfahrt ist nicht zwingend mit dem Verlust

surfbrett entsprechend.

des Kfz-Führerscheins verbunden, wie dies häufig behauptet wird. Hier sind gesonderte Merkmale zusätzlich festzustellen. Problematisch ist die

… (4) Wer 0,25 mg/l oder mehr Alkohol in der Atemluft oder

Trunkenheitsfahrt auch auf See bezüglich der Kaskoversicherung. Wäh-

0,5 Promille oder mehr Alkohol im Blut oder eine Alkohol-

rend die Haftpflichtversicherung in den meisten Fällen noch eintreten

menge im Körper hat, die zu einer solchen Atem- oder Blut-

wird, aber möglicher Weise anteilige Rückerstattung verlangt, wird die

alkoholkonzentration führt, darf ein Fahrzeug nicht führen

Kaskoversicherung die Zahlung verweigern, wenn der Schaden durch

oder als Mitglied der Schiffsbesatzung eine andere Tätig-

den Alkoholmissbrauch verursacht wurde. Segeln oder Motoren mit mehr

keit des Brücken-, Decks- oder Maschinendienstes nicht

als 1,1 Promille wird immer als grobe Fahrlässigkeit gewertet, bei weni-

ausüben. Dies gilt für das Fahren mit einem Wassermotor-

ger ist es eine Abwägung. Dann ist die Frage, inwieweit das Fehlverhalten

rad oder einem Kite- und Segelsurfbrett entsprechend.

durch den Alkoholeinfluss verursacht wurde. Doch selbst ein Fahrfehler bei nur 0,3 Promille kann den Führerschein kosten, wenn der Fehler auf Alkohol zurückzuführen ist. Fazit: Auch bei Flaute nur Selters – Sekt erst, wenn die Leinen fest sind.

Ecki von der Mosel Rechtsanwalt Eckhard „Ecki“ von der Mosel berät viele Betriebe in der Wassersportbranche und hilft Eignern bei Stress mit Werften und Versicherungen. In seiner Freizeit leitet er die Seeregatten des Kieler Yacht-Club, darunter MAIOR, BlueRibbonCup und die Kieler Woche.

42


43 KOLUMNE R2R

EUROPAMEISTER 2014 IM 49ER IN HELSINKI

E

HIER VIDEO ABSPIELEN

ine großartige, spannende und vor allem erfolgreiche Woche

besten Europäer im Feld und damit offiziell Europameister!

liegt hinter uns. Alles war dabei, viel Wind, wenig Wind, Start-

Im Gesamtklassement der offenen Wertung können wir auf

verschiebung, Krankheit und am Ende ein riesen Erfolg für un-

den zweiten Platz auch mehr als stolz sein. Nur Peter Burling

sere seglerische Laufbahn.

und Blair Tuke aus Neuseeland waren noch stärker. Wir möchten ihnen zum Gesamtsieg ganz herzlich gratulieren.

Die sechs Segeltage haben uns wieder einiges abverlangt. Nachdem Thomas mit einer starken Erkältung angereist war, konnten wir vor Ort leider kaum

Ein so stark besetztes Starterfeld und ein so großartiger

trainieren. Im Fokus stand Thomas’ Regeneration, um zum Start der Regat-

Erfolg lassen natürlich auf mehr hoffen und unser Ziel Rio

ta fit zu sein. Am ersten Tag spielten die Bedingungen glücklicherweise in

2016 rückt ein großes Stück näher. Wir werden weiter hart

unsere Karten, sodass Thomas trotz seiner Schwächung mit wenig Auf-

trainieren, um unsere Erfolge aus dieser Saison zukünftig

wand maximale Leistungen erzielen konnte und wir diesen Tag mit sehr

routiniert abrufen und wiederholen zu können. Dieses Er-

konstanten Platzierungen als Fünfte im Gesamtklassement beendeten. Am

gebnis zeigt auch, dass wir sehr gut vorbereitet waren, und

folgenden Tag gab es keine Rennen, da einfach zu wenig Wind war.

trotz der starken Erkältung von Thomas eine sehr hohe Leistung abrufen konnten. Das verdanken wir unter anderem

Freunde aus Deutschland berichteten uns derweil von Unwettern und

unserem Trainer Thomas Rein, der uns bereits über längere

Starkwind in Deutschland, der dann am Tag darauf auch bei uns eintraf,

Zeit betreut und uns intensiv die richtige Richtung zeigt. Wir

und uns am dritten Regattatag körperliche Höchstleistungen abverlangte.

haben wieder einmal gesehen, wie wichtig es ist, konstante

Thomas war mittlerweile wieder fit genug, sodass wir die vier Wettfahr-

Ergebnisse zu erzielen, um am Ende ganz oben zu stehen.

ten weitestgehend erfolgreich absolvieren konnten. Wir sind zwar auf den achten Platz zurückgefallen, aber die Punkteverteilung lag so dicht zusam-

Wir freuen uns sehr, euch von dieser erfolgreichen Euro-

men, dass wir sehr zufrieden waren. An den beiden Tagen der Finalrennen,

pameisterschaft zu berichten. Um auch die anstehenden

konnten wir dann endlich unser volles Potenzial ausschöpfen und segelten

Events, wie das Testevent in Rio und die WM in Santander,

mit sechs konstanten Ergebnissen bis auf Platz vier vor.

so überragend abschließen zu können, werden wir auch weiterhin alles geben.

Am letzten Tag sollte es dann um alles gehen. In den drei einfach gewerteten Medal-Races haben wir dann mit zwei dritten und einem zweiten Platz

Viele sportliche Grüße,

den Sprung ganz nach vorn geschafft. Wir überholen zwei Teams, sind die

Eure Erik und Tomi

Eric Heil (Steuermann aus Hamburg) und Thomas Plößel (Vorschoter aus Kiel) schreiben in ihrem Blog Road to Rio" was " sie als professionelle Segler erleben. Gutes und Schlechtes. www.rio.sailing-team-germany.de


KOLUMNE MENTAL

POSITIVE SELBSTGESPRÄCHE RICHTIG GEFÜHRT.

E

ine sehr wirksame Form der Selbstbeeinflussung sind po-

Weil der Traum für uns real erscheint. Das bedeutet: Wenn wir wichtige

sitive Selbstgespräche.

Handlungen planen (EM, WM, Olympische Spiele) ist es entscheidend wichtig, mit einer gut trainierten optimalen Vorstellung („Das optimale

Dies wird dem Laien besonders dann bewusst, wenn die Selbst-

Rennen“) in diese Situation zu gehen. Es gibt keine Garantie. Häufiges

gespräche ins negative Umschlagen und leider zu selbsterfüllenden

mentales Training der optimalen Vorstellung lässt die Wahrscheinlich-

Prophezeiungen werden. Als Beispiel sei die angstverstärkende Selbst-

keit steigen, dass wir in unseren optimalen Zustand kommen, weil wir

suggestion eines Akrophobikers (Höhenangst) genannt, der schon beim

diesen kennen.

Anblick einer Leiter Höhenangst entwickelt, wenn er dabei folgendes Selbstgespräch führt: „Wenn ich auf eine Leiter steige, bekomme ich

Der erfahrene Sportler nutzt aktive Wörter für eine aktive Handlungs-

schwere Höhenangst, Herzrasen, Schnappatmung und wackelige Bei-

vorbereitung ohne „hätte, wäre, könnte, aber, muss, schwierig“ etc. Er

ne. Das war bisher immer so.“

nutzt stattdessen: „Ich weiß, ich kann das, wenn ich jetzt will. Ich habe bisher immer gute Leistungen gebracht und ich werde jetzt besonders

Man kann so mit sich selbst sprechen, sollte es aber nicht tun. Denn

gut auf einen sauberen Trimm achten sowie auf eine saubere taktische

die Art und Weise, WIE wir mit uns selbst sprechen, entfaltet eine Wir-

Arbeit am Start.“

kung. In diesem Fall führt der Anblick der Leiter auf der Basis dieser Suggestion mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Fokussierung von Herz-

2. Wir können uns nur positive Zielbilder vorstellen.

rasen, Schnappatmung und wackeligen Beinen. Die Tatsache, dass wir uns darauf konzentrieren, führt dazu, dass wir diese Symptome stärker

Negationen haben in der Selbstführung und Führung von anderen Men-

erleben und die Situation dementsprechend interpretieren: „Ich habe

schen nichts verloren. Wir können uns Negationen schlichtweg nicht

Höhenangst. Siehst du, habe ich es doch gesagt!“

vorstellen. „Vergiss bitte nicht, die Post mitzunehmen.“ Wir fokussieren automatisch auf das „Vergessen“, weil wir uns eine Negation schwer

Erfolgreiche Sportler sprechen völlig anders mit sich selbst. Sie haben

vorstellen können. Richtig wäre es zu sagen: „Bitte denk daran, die Post

sich eine positive, aktive Sprache angewöhnt. Dazu ist es wichtig, dass

mitzunehmen.“

wir uns zwei Dinge klarmachen. Fazit: Wenn wir beide Aspekte zusammenbringen, erklingt fol1. Jeder Handlung geht eine visuelle mentale Vorstellung voran.

gendes „realistisches“ Selbstgespräch: „Heute ist mein Tag. Ich bringe meine Leistung, wenn ich es will. Ich weiß, ich kann das. Meine

Neurowissenschaftliche Studien zeigen, dass die Aktivierung des Ge-

Stärken sind meine Kraft, meine Ausdauer und meine taktische Erfah-

hirns durch eine körperliche Handlung identisch ist mit der Aktivierung

rung. Das werde ich zeigen. Ich fühle mich gut und angemessen ange-

durch reine Vorstellung. Vorstellung und Handlung ist für das Gehirn

spannt entspannt. Immer wenn es darauf ankommt, werde ich konkret

ein und dasselbe. Deshalb können wir uns neue Bewegungen vorstel-

auf den nächsten Schritt fokussieren. Mein Fokus ist es, das Boot opti-

len und erfinden. Deshalb fühlt sich ein Alptraum so verdammt real an:

mal zu segeln. Dazu stelle ich jetzt den Trimm optimal ein et cetera.“ Diese Erfolgssprache ist erlernbar und höchst wirkungsvoll. Ich bin neugierig darauf, welche Impulse zur Anwendung den Lesern gekommen sind und freue mich über Rückmeldung unter: info@mentalgewinnen.de.

Weert Kramer Der Psychologe bestritt den America’s Cup und alle großen europäischen Offshore-Rennen. Als Inhaber von TeamThink berät er seit zwölf Jahren Unternehmen und unterstützt als Mentaltrainer Sportler/innen des Sailing Team Germany (STG).

44


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WAS AUCH IMMER DU tust: AM ENDE DES TAGES ZÄHLT, WAS DU erlebst. DaGallo macht Funktionsbekleidung, von Hand und in kleinen Stückzahlen.

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Von Seglern für Abenteurer.


REGATTA

Die REVAL CAFE (EST 703, X 41), vor der deutschen CACILIE einer IMX-40, der ELKE (NED, First 40) und der d채nischen SOLDIER BLUE, einer xp-38 an der Luvtonne. Spi ziehen und ab daf체r, wenn Wind w채re.

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FOTO // PAVEL NESVADA

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Turn the Ta b l e Text //

Bild // Tom Körber, Pavel Nesvada

DIE ETWAS ANDERE WELTMEISTERSCHAFT DER HOCHSEESEGLER 27 Knoten Wind in den Schauerböen! Bedeckter erreichen unter Spinnaker und Gennaker Spitzengeschwindigkeiten von 20 Knoten – jedes Manöver muss perfekt sitzen! So zeigt sich die Weltmeisterschaft der Hochseesegler am letzten

Segler an all den anderen Tagen zu kämpfen

HIER VIDEO ABSPIELEN


REGATTA

Insbesondere Raumschots stellt sich hier immer die Frage, welche Taktik aufgeht. Fahre ich tiefer, also nahezu vor dem Wind, bleibt die Yacht beinahe stehen, der Weg ist aber deutlich k체rzer. Luve ich etwas an und nutze den Gennaker optimal, verl채ngert sich der Weg.

48


49 Von links nach rechts: PLATOON (Carcreek 47), EMBER SEA (Brenta 55), DESNA (Knierim 49), EDIN PROGGRESSA (One off), HIT (X-Treme 37) und SANTA (Landmark 43), der spätere Vizeweltmeister.

E

s sind noch zwei Tage bis zur Weltmeisterschaft

den verschiedenen Bahnen die gefürchtete Black Flag, um

und beinahe alle Teilnehmer sind bereits vor Ort.

für die nötige Disziplin an der Linie zu sorgen. (Startet man

Der morgens zunächst leichte Ostwind dreht

trotz gesetzter Black Flag zu früh, hat man keine Möglich-

auf Nordost und nimmt stetig zu. Fünf bis sechs

keit mehr, den Lauf gewertet zu Ende zu segeln. Da die

Windstärken und strahlend blauer Himmel, dazu

Teilnehmer dieses Risiko scheuen, verlaufen Starts unter

26 Grad, auch so kann die Kieler Förde sein. Perfekte Be-

Black Flag meist deutlich gesitteter.) Da die Regattaleiter

dingungen, die auch die Damencrew der DK46 TUTIMA

in dieser Woche nie wissen, wie lange die leichte Brise

zu einem ausgedehnten Manövertraining nutzt. Kurze

durchhält, sind sie bemüht, die Verzögerungen durch Mas-

Ups und Downs direkt vor dem Austragungsort der WM,

senfrühstarts und dem folgenden Gesamtrückruf des Re-

Kiel Schilksee, bringen die 14-köpfige Crew um Skipperin

gattafeldes zu vermeiden. Dennoch wird Montag lediglich

Kirsten Harmstorf richtig in Schwung. Für die perfekt ein-

einer von zwei geplanten Läufen gesegelt. Dieser wird erst

gespielte Crew ideale Bedingungen, um kurz vor dem Sai-

am Mittwoch nachgeholt, da für Dienstag erst einmal eine

sonhöhepunkt noch an Kleinigkeiten zu feilen, die in den

Langstrecke auf dem Plan steht. Und diese hat es in sich.

folgenden Rennen eventuell über Sieg oder Niederlage entscheiden werden.

Der Start des Feldes findet bei etwa fünf Knoten Wind statt. Die schnelleren Yachten ziehen langsam davon und

Leider kann der Sonntag nicht halten, was der Samstag ver-

so teilt sich das Feld Minute um Minute weiter auf. Soweit

sprochen hat. Alle Crews, die diesen Tag noch für den Fein-

scheint zunächst alles noch normal zu verlaufen. Langsam

schliff eingeplant haben, werden hierfür hart bestraft. Sel-

nimmt jedoch der Wind an der Spitze des Feldes ab. Im-

ten ist die Kieler Förde über einen ganzen Tag so glatt wie

mer weiter. Bis die Ostsee beinahe spiegelglatt ist. Kurze

an diesem Sonntag. Daran kann auch die Sonne, die sich

Zeit später baut sich jedoch neuer, frischer Wind mit bis

ab mittags zeigt, nichts mehr ändern. Keine Thermik, kein

zu fünf Windstärken auf. Dieser erreicht zunächst den

Trainingswind – dafür ideale Bedingungen für die Vermes-

hinteren Teil des Feldes. Die kleineren Yachten schließen

ser des DSV, um kurz vor WM-Beginn noch einige Yachten

so mit frischem Wind auf die größeren an der Spitze des

zu überprüfen. Gerade bei den Tests hinsichtlich Rankheit

Feldes wieder auf, was sie letztlich im Ergebnis an die

und Steifigkeit einer Yacht ist Wind normalerweise ein Stör-

Spitze spült. Die schnelleren Yachten liegen noch in der

faktor. Nicht so an diesem Sonntag. Ist diese Flaute etwa ein

Flaute und können den Geschwindigkeitsunterschied,

schlechtes Omen für die kommende Wettkampfwoche?

den der Rennwert vorgibt, nicht heraussegeln, während die langsamer eingeschätzten Teilnehmer mit einsetzen-

Klare Antwort: Ja! Von Montag bis Freitag zeigt sich die

der Brise aufschließen (genauere Informationen zu der

Ostsee größtenteils sehr schwachwindig. So startet der

Vermessung nach ORC und den daraus resultierenden

erste Wettkampftag zunächst mit einer Startverschie-

Rennwerten gab es im SAILING JOURNAL 2/14). Die

bung. Die rot-weiß gestreifte Flagge wird diese Woche

amerikanische EXTREME WAYS, eine XP-38, macht in der

noch häufiger zum Einsatz kommen. Ebenso wie auch die

Klasse ORC B das Beste aus dieser Situation und ersegelt

schwarze. Ein ums andere Mal setzen die Regattaleiter auf

sich einen Vorsprung von fast zwei Minuten.


REGATTA

Der Mittwoch beginnt wie auch die anderen Tage sehr flau. Drei Läufe stehen auf dem Programm, um wieder im Plan zu liegen.

Bei wenig Wind gilt, dass jede unnĂśtige Bewegung an Bord vermieden werden soll, dennoch segeln die Yachten mit symmetrischem Spinnaker die Bahn bei nahezu allen Bedingungen gleich ab. Aber fĂźr moderne Yachten wie die GP42, die TP52 oder die Carkeek 47 sind diese Bedingungen nervenraubend.

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Der Mittwoch beginnt wie auch die anderen Tage sehr flau. Drei Läufe stehen auf dem Programm, um wieder im Plan zu liegen. Die Yachten werden um elf Uhr bereits auf die Förde geschickt, um mit dem ersten Einsetzen des Windes direkt starten zu können. Dieser lässt jedoch zunächst auf

FOTO // SVEN CHRISTENSEN

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sich warten. Die Crews vertreiben sich auf unterschiedliche Art und Weise die Wartezeit. Die Damencrew der TUTIMA nutzt die Startverschiebung für eine Abkühlung in der 21 Grad warmen Ostsee. Dass sich diese Abkühlung auszahlt zeigen sie mit einer sehr konstanten Tagesleistung. Zwei zehnte Plätze im Feld, das 27 Yachten umfasst, zeigen das Potenzial der eingespielten Crew. Gegen Mittag kommt chen hält sich immerhin bis in den frühen Abend. Es kann also fair gegeneinander gesegelt werden. Für die verschiedenen Yachten ist der Umgang mit den Leichtwind-Bedingungen jedoch vollkommen unterschiedlich. Fragt man die Jungs auf den kleineren, eher klassischen Yachten, ändert

FOTO // PAVEL NESVADA

dann der lang ersehnte Wind. Es ist nicht viel, aber das biss-

sich im Vergleich zu stärkerem Wind recht wenig. Natürlich gilt auch hier bei wenig Wind, dass jede unnötige Bewegung an Bord vermieden werden soll, dennoch segeln die Yachten mit symmetrischem Spinnaker die Bahn bei nahezu allen Bedingungen gleich ab. Aber für moderne Yachten wie die GP42, die TP52 oder die Carkeek 47 sind diese Bedingungen nervenraubend. Insbesondere Raumschots stellt sich hier immer die Frage, welche Taktik aufgeht. Fahre ich tiefer, also nahezu vor dem Wind, bleibt die Yacht beinahe stehen, der Weg ist aber deutlich kürzer. Luve ich etwas an und nutze den Gennaker optimal, verlängert sich der Weg und es stellt sich die Frage, ob der Geschwindigkeitszuwachs ausreicht um den längeren Weg zu rechtfertigen.

Claus Landmark keine Chance mehr, den Weltmeistertitel

Diese Frage stellt sich wohlgemerkt bei jeder Wettfahrt, bei

nach Skandinavien zu holen. Aus deutscher Sicht verlaufen

jedem Raumwindkurs und nahezu bei jeder kräftigeren Böe

die letzten Tage ebenfalls sehr erfolgreich. Die junge Crew

erneut. Nutze ich die Böe um ein wenig Gas zu geben oder

der SILVA NEO um Steuermann Dennis Gehrlein und den

fahre ich den kürzesten Weg zur Tonne?!

Taktiker Dirk Manno segelt konstant zwischen dem vierten und sechsten Platz und leistet sich keinen wirklichen Aus-

Diese Entscheidung muss jedes Team auf den Yachten

reißer. Diese Konstanz wird schlussendlich mit der Bronze-

für sich treffen. Das Team um den Regattaleiter Eckhard

medaille der ORC A belohnt. Mit diesem Ergebnis ist die

von der Mosel schafft es auf jeden Fall, am Mittwoch alle

SILVA NEO erfolgreichste deutsche Yacht. Dicht gefolgt

geplanten Läufe durchzuziehen und auch den ausgefalle-

von Albert Schweizer mit seiner LEU, der in der ORC-B-

nen Lauf vom Montag nachzuholen. Zum Glück, denn der

Klasse auf dem respektablen vierten Platz landet. Den Spit-

Wind am Donnerstag und Freitag reicht gerade, um die

zenreitern aus Estland, der X-41 FORTE, war der Titel we-

angesetzten Regattaläufe zu segeln. Mit den Plätzen eins,

der von ihm noch von den zweitplatzierten Niederländern

zwei und eins zeigt die italienische TP52 ENFANT TERRIBLE

der CHECKMATE oder der tschechischen THREE SISTERS

in der ORC-Klasse A klar, dass sie berechtigt an der Spitze

streitig zu machen. Mit 18 Punkten Vorsprung und einem

der Gesamtwertung liegt. Da die Crew um Alberto Rossi

fünften Platz als schlechteste Platzierung konnten die Esten

diese Serie auch am Samstag fortsetzt, bietet sich der Crew

am Samstag im Hafen bleiben und ihren Titel bereits am

der zweitplatzierten Landmark 43 SANTA des Norwegers

Freitagabend ausgiebig feiern.

Oben: Trainingstag am Samstag mit ordentlich Druck auf dem Teich. Die SILVA NEO beim surfen. Unten: Die EFFANT TERRIBLE, der spätere Weltmeister, kurz vor der Luvtonne.


REGATTA

Die junge Crew der SILVA NEO um Steuermann Dennis Gehrlein und den Taktiker Dirk Manno segelt konstant zwischen dem vierten und sechsten Platz. Diese Konstanz wird letztlich mit der Bronzemedaille der ORC A belohnt. Mit diesem Ergebnis ist die SILVA NEO erfolgreichste deutsche Yacht.

Ähnlich eindeutig ging es in der Klasse der kleinsten ORC-

Die Bedingungen dieser ORC-Weltmeisterschaft waren für alle Teilneh-

Yachten zu. Die Italiener der M37 LOW NOISE sicher-

mer sehr anstrengend. Das Warten auf den Wind, segeln bei ein bis zwei

ten sich den Titel vor den schwedischen Yachten TEAM

Windstärken und sehr wechselhaften Bedingungen, das erfordert starke

PRO4U, einer modifizierten First 36.7, und der VENCOM,

Nerven. Die frisch gekürten Weltmeister der verschiedenen Klassen ha-

einer Salona 27. Auch hier konnte der Weltmeister bereits

ben sich den Titel in diesem Jahr auf eine andere Art und Weise erkämpft,

Freitagabend den Champagner fließen lassen. Beste deut-

als wohl von den meisten erwartet. Es war weniger die harte Hochsee-

sche Yacht dieser Klasse wurde die X-332 Sport mit dem

Segelei, die einige erwartet haben, sondern ein echter Nervenkrieg, wie

passenden Namen SPORTSFREUND.

man ihn sonst wohl eher auf Binnenrevieren kennt.

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INTERVIEW MIT KIRSTEN „KIRSCHE“ HARMSTORF, SKIPPERIN DER TUTIMA

Die internationalen Teams haben diese WM domi-

Wie ist es für euch gelaufen und seid ihr zufrieden

Treppchen gesegelt. Hast du dafür eine Erklärung?

mit dem Resultat? In unserer Gruppe 1 waren 27 Boote

Ehrlich gesagt fällt mir da kein besonderer Grund ein.

niert. Bis auf SILVA NEO ist kein deutsches Team aufs

am Start und wir haben den 15. Platz belegt. Damit sind wir zufrieden, obwohl es eigentlich unser Ziel war, ein paar Plät-

Hättest du die jetzigen Weltmeister auch als Favo-

ze weiter vorn zu landen, aber die lauen Windbedingungen

riten gesehen oder überrascht dich einer davon be-

haben uns besonders auf den beiden Mittelstrecken das

sonders? In unserer Gruppe gab es keine großen Über-

Leben sehr schwer gemacht.

raschungen. Was uns natürlich sehr gefreut hat, ist die Bronzemedaille der SILVA NEO. Das junge Team hat es

Die WM war sehr schwachwindig. Wie seid ihr mit

sich redlich verdient! Sie zählten zwar zu den Favoriten,

den ruhigen Bedingungen zurechtgekommen? Wo

aber dass sie es dann tatsächlich schafften sich gegen so

liegen da die Stärken und Schwächen der DK46? Und

viele Profis auf dem Treppchen zu behaupten, war schon

wo würdest du eure Stärken und Schwächen ausma-

sehr beachtlich.

chen? Die extrem schwachwindigen Bedingungen liegen uns und dem Boot leider nicht so sehr. Die TUTIMA ist ein

Die nächste ORC-Weltmeisterschaft wird im kom-

sogenannter Cruiser/Racer aus dem Jahr 2005 und ein sehr

menden Jahr in Barcelona stattfinden. Werdet ihr

solide gebautes Schiff. Mit knapp neun Tonnen gehörte es

den Weg dorthin antreten? Ohne Frage würden wir alles

wohl eher zu den schwereren Booten der Gruppe, was be-

dafür geben, in Barcelona dabei sein zu können. Allerdings

sonders bei den Starts ein Nachteil war. Bei so wenig Wind

wäre dies natürlich ein sehr großer Kostenfaktor. Es wäre

dauert es ein bisschen, bis es in Schwung kommt. So weit

auf jeden Fall sehr reizvoll, einmal gegen das Schwester-

zu den Schwächen.

schiff der TUTIMA zu segeln (im Mittelmeer mischt eine DK46 im Regattazirkus mit, mit deren Crew wir seit der

Sobald der Wind über acht bis neun Knoten geht, blüht

Copa del Rey 2012 in Kontakt sind). Falls es nicht klappen

unsere Lady richtig auf. Viel Wind mag sie auch, allerdings

sollte, wäre die EM in Pärnu in Estland eine Alternative.

sind die Kräfte der Crew dann eher das Problem. Dies ist die einzige Schwäche, die mir bezüglich der Crew einfällt. Aber im Laufe der Jahre haben wir gelernt, das Bootshandling auch bei viel Wind im Griff zu haben. Unsere Stärke liegt eindeutig in dem einzigartigen Teamspirit und dem respektvollen Umgang miteinander! Die Crew hält in jeder Situation zusammen und kann sich aufeinander verlassen. Die gute Stimmung hat uns besonders bei den zähen Mittelstrecken geholfen, das gemeinsame „Leiden“ erträglich zu machen. Trotz Gesangseinlagen etc. in der Flaute verlieren wir nie den Ehrgeiz, ein gutes Ergebnis zu erzielen – ganz im Gegenteil: Es motoviert eher! Frauen sind ja zum Glück multitaskingfähig.

Das Warten auf den Wind, segeln bei ein bis zwei Windstärken und sehr wechselhaften Bedingungen, das erfordert starke Nerven.


REGATTA

von

ORC-WELTMEISTERSCHAFT. SUBJEKTIV.

der Wettfahrtleitung, sondern vor allem den Segler das Leben schwer. Unge-

Aufstehen, viel zu früh. Scheiß Wecker. Die Vorhut ist bereits un-

ahnt leichte Winde zogen sich durch die gesamte Woche, einzig am letzten Tag

terwegs zum Schiff, Boot abtauchen. Die Glieder schmerzen und

konnten die Finalrennen bei Wind um 20 Knoten bestritten werden.

auch die zweite Tasse Kaffee schlägt nicht an. Willkommen auf der ORCi-WM 2014.

Für uns in der Klasse ORCi 1 zeichnete sich vom ersten Renntag an ab, was wir im Vorfeld bereits vermutet hatten: Die Deltas in den berechneten Er-

Für unsere Crew der SILVA NEO, einer GP 42, begann die Weltmeister-

gebnissen lagen so dermaßen eng beieinander, dass man sich auf dem Was-

schaft bereits eine knappe Woche vor der offiziellen Eröffnung. Für die

ser weniger als keine Fehler erlauben durfte, um nicht den Anschluss an die

Mannschaft ist dies bereits die sechste Teilnahme an einer ORCi-Kontinen-

Führungsgruppe zu verlieren. Kleines Beispiel gefällig? Das dritte Rennen

talmeisterschaft in Folge. Seit ersten Gehversuchen vor Ystad im Jahr 2009

der Serie, eines von sieben ausgeschriebenen Up and Downs, beendeten

konnten wir mit einem fünften Platz bei der WM 2012 vor Helsinki, und

wir mit einer berechneten Zeit von 01:09:37 auf dem vierten Rang. Nachfol-

einem vierten Platz im letzten Jahr vor Sandhamn unsere Leistung nicht

gend die berechneten Zeiten der Plätze fünf (01:09:45), sechs (01:09:47),

nur stetig voranbringen, auch hat sich hinsichtlich der Organisation sol-

sieben (01:09:48), acht (01:09:50), neun (01:10:03), zehn (01:10:05) und

cher Zielwettkämpfe eine gewisse positive Routine herausgearbeitet. Das

elf (01:10:18). Noch Fragen? Für alle überraschend auch die Performance

schafft Ruhe, vorausgesetzt, alles läuft nach Plan.

der norwegischen Landmark 43 SANTA. Hatten im Vorfeld alle Augen auf den High Performance Booten – allen voran dem zweimaligen Weltmeis-

Über 170 Boote aus 19 Nationen hatten gemeldet. Das war nicht nur Rekord,

ter Alberto Rossi mit seiner TP52 ENFANT TERRIBLE – gelegen, war es die

sondern versetzte auch alle Beteiligten in angeregte Vorfreude. Wer würde

leicht behäbig wirkende Landmark, die mit drei ersten Plätzen in die erste

von wo mit welchem Boot anreisen? Solche

Hälfte der Woche gestartet war. Damit hatte

Sachen eben. Schon kurz nach der Kieler

eigentlich keiner gerechnet. SANTA blieb

Woche, die wir nach viel Bruch als Zweiter hatten beenden können, konnte man Yachttransporte um und in Schilksee beobachten, die die Yachten aus dem Mittelmeer und der Adria gen Norden gebracht hatten. Entsprechend ungewohnte Töne im übli-

Ein straffer Zeitplan war es, der sich dann für alle wie ein roter Faden durch die Meisterschaftswoche hindurchziehen sollte.

bis zum letzten Rennen auf Titelkurs, hatte bei frischeren Bedingungen der überragenden Performance von ENFANT TERRIBLE jedoch wenig entgegen zu setzen. ENFANT TERRIBLE wurde verdient Weltmeister, vor SANTA aus Norwegen und uns, SILVA NEO

chen Trash Talk auf den Stegen: Plötzlich

auf Rang drei. Wahnsinn! Klar geht man in

sprachen alle von „den Italienern“ und die

so eine Regatta nicht ohne Zielvorstellung –

Ergebnisse der Europameisterschaft, die im heißen Valencia vier Wochen vor

Top 10 hatten wir angepeilt, wenn es gut laufen würde vielleicht Top 5. So

der WM ausgesegelt wurde, entwickelten eine ungeahnte Relevanz für die

die Idee im Vorfeld. Dass wir in der ersten Saison mit dem neuen Schiff

nordeuropäisch kühlen Gemüter.

jedoch direkt auf dem Podium gelandet sind, ist natürlich ein riesen Erfolg der alle Crewmitglieder sehr glücklich und auch ein kleines bisschen stolz

Ein straffer Zeitplan war es, der sich dann für alle wie ein roter Faden durch die

macht. Damit hatten wir nicht gerechnet. Rückblickend war die WM trotz

Meisterschaftswoche hindurchziehen sollte. Die Veranstalter hatten alle Hän-

des leichten Windes eine anstrengende, lange Woche, die viel Nerven und

de voll zu tun, den Teilnehmern ob der schieren Massen an Yachten gerecht

Konzentration gefordert hat. Wenig Schlaf, wenig Wind und viel Warten

zu werden. Vielen waren die teilweise chaotischen Verhältnisse während der

ist was in Erinnerung bleibt. Es waren intensive Tage vor Kiel die trotz der

ORCi-WM 2012 vor Helsinki (121 Yachten) noch schmerzlich genau in Erin-

zähen Bedingungen vergangen sind wie im Flug. Wir werden uns lange und

nerung, wo es wiederholt zu Ungenauigkeiten in der Auswertung, schiefen

gern daran erinnern, so viel ist sicher. Dieser Text endet ohne Anspielung

Kursen und langen Wartezeiten auf dem Wasser gekommen war. Von dieser

auf die Fußball-WM 2006 „im eigenen Land“, weil das echt kein Mensch

Seite gab es vor Kiel wenig zu beanstanden. Einzig das Wetter machte nicht nur

mehr hören kann. #silvalieblingsteam

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CLASSIC

L A

P I L A R E L L A

SCHRIFT // TOM KÖRBER & GUIDO CANTINI/PANERAI BILD // TOM KÖRBER & JESUS RENEDA

Die Halbinsel Monte Argentario an sich ist schon eine kleine Sensation: Die 60 Quadratkilometer kleine

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FOTO // GUIDO CANTINI/PANERAI

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CLASSIC

HIER VIDEO ABSPIELEN

S

ie liegt circa zwei Stunden nordwestlich von Rom

Namen Velo d’Argentario entstanden, 1999 zur Argentario Sailing

am Tyrrhenischen Meer. Direkt um die Ecke liegt

Week werdend und seit Jahren zum festen Austragungsort zur

die Insel Giglio, die vor zwei Jahren zu traurigem

Classic Challenge zählend, treffen sich hier im Juni vor allem mari-

Ruhm kam, als eine Costa-Fähre in Sichtweite auf

time Unikate. Durch die günstige geografische und geschützte Lage zwischen Talamone auf dem Festland und der halben Insel Monte Argentario sind die Winde steter, das Flair smarter und die Yachten

alljährlich die Panerai Yacht Classic Challenge statt. 1992 unter dem

schöner als anderswo. Gut, das war prosaisch, aber dennoch richtig.

FOTO // GUIDO CANTINI/PANERAI

Grund lief. Gleich um eine weitere Ecke, in Porto

Stefano, einem der beiden Häfen, die zur Insel Giglio laufen, findet

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Die Spanier benutzten den Ort sowohl als militärischen Stützpunkt als auch für ihre Handeslflotte

Ähnliche Gefühle äußert James, der Skipper der EILEAN, als

Auf historischen römischen Landkarten erscheinen am Monte

wir bei – ausgerechnet heute – sehr lauen und mauen Winden

Argentario Häfen mit den Bezeichnungen Portus Traianus, Portus ad

auf Besserung hoffen. Die stirbt ja bekanntermaßen zuletzt, so-

Cetarias und Portus Incitaria. Eine direkte Verbindung zum heutigen

dass wir entspannt hin und her cruisen. James, der Skipper einer

Porto Santo Stefano lässt sich jedoch schwer bis gar nicht nachweis-

festen Crew, die den ganzen Sommer über auf der EILEAN „Di-

en, da erst seit dem 14. Jahrhundert, als der Hafen Marinestützpunkt

enst schiebt“, mag die Ecke. Neben Menorca, seinem absoluten

von Siena war, Urkunden vorliegen. Zum Schutz gegen Piratenan-

Lieblingsrevier im mittleren Meer. Start und Zieleinlauf ist dort ein besonderer seglerischer Leckerbissen. Wohl an. Was man am heutigen Tage vom Meer vor Porto Santo Stefano nicht gerade behaupten kann. Daher also zurück zur EILEAN. Im Grunde hat die Marconi-Ketch mehr Zeit mit dem

griffe wurden 1442 der Torre Argentiera

IM GRUNDE HAT DIE MARCONIKETCH MEHR ZEIT MIT DEM PENDELN ZWISCHEN EUROPA UND DER KARIBIK VERBRACHT.

und einige weitere Küstenwachttürme gebaut. Erst nach dem Fall Sienas 1555 und der Vereinnahmung des Territoriums durch die spanischen Habsburger unter König Philipp II. entwickelte sich das mittelalterliche Städtchen unter dem Gouverneur Nunez Orejon de Avila im Stato

Pendeln zwischen Europa und der Karibik verbracht. Designt

die Presidi zu einem wichtigen Hafen. Die Spanier benutzten den Ort

wurde sie 1937 von Wilhelm Fife III., gebaut von der Fife-

sowohl als militärischen Stützpunkt als auch für ihre Handelsflotte.

Werft. Alles Fife also. Little Island, sprich EILEAN in Gälisch,

Davon zeugt die mächtige Festung Fortezza Spagnola aus dem be-

wurde im Video „Rio“ von Duran Duran zum heimlichen Star

ginnenden 17. Jahrhundert. Sie wurde vom spanischen Habsburg-

und die Musiker zu ihren größten Liebhabern. 2006 wurde

er Don Parafan de Rebiera angelegt, nachdem er die Stadt von

sie im Auftrag von Officine Panerai bei Francesco Del Carlo

französischen Besatzern befreit hatte. Danach ging die Geschichte

in Viareggio drei Jahre lang generalüberholt. Heraus kam eine

genauso illuster weiter. Im Übrigen teilte Porto Santo Stefano die

Yacht, deren originale Rumpfplanken nahezu erhalten blieben

Geschichte des spanischen Garnisonsstaats: 1707 fiel er an Öster-

konnten. Ein 22 Meter langer Augenschmeichler also.

reich, 1737 an die Bourbonen (französisches Adelsgeschlecht).


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CLASSIC

Hauptsache gepeikert beziehungsweise t채towiert. Als Seemann bewegt man sich da auf traditio nellen Wegen. Links: An Bord der EILEAN.

HIER VIDEO ABSPIELEN 70


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1801 vereinnahmte Napoleon ihn in seiner Etrurischen Republik

Zurück aufs Wasser. 45 Yachten waren auf selbigem zu finden, freu-

nach deren Untergang im Wiener Kongress 1815 gelangte das

ten sich über Windstärken zwischen sieben und zwölf Knoten und

Territorium an das Großherzogtum Toskana und 1860 an den italie-

segelten drei lange Up-and-down Kurse, die direkt an der Küsten-

nischen Nationalstaat. Danach wurde es endlich ruhiger. Heute

linie verliefen. Die Siegerprämien gingen an die MARIQUITA in der

strahlt die Altstadt , die nach dem Zweiten Weltkrieg im Borgo-Stil

Big-Boat-Klasse, den Gaffelkutter CHINNOK in der Vintage-Klasse,

(ein befestigtes Dorf) wieder aufgebaut wurde, bis auf das Kastell

den Marcino Kutter BUFEO BLANCO in der Classic-Klasse und

in typischen Tönen des Mittelmeeres, vor allem in Beige und Rosé.

an die Gaffelslup WIANNO in der Klasse Spirit of Tradition.


CLASSIC Ein Treffen der besonderen Art erlebte die Wianno-Seniors-Klasse.

Der Zugang zur Halbinsel erfolgt über die nördliche Nehrung

Anlässlich des hundertjährigen Geburtstags der Wianno-Seniors-

oder über die mittlere (meist benutzte) Nehrung bei Orbetello. Die

Klasse traten außerdem vier dieser eleganten, 1914 in Massachu-

südliche Nehrung ist als Naturschutzgebiet für den Verkehr

setts konstruierten Slups in sieben Wettfahrten gegeneinander

weitestgehend gesperrt. Die Fachwelt streitet noch darüber,

an. Zwei davon wurden von amerikanischen Crews gesegelt, die

ob das Vorgebirge schon von den Estruskern (sprich: Ur-

gekommen waren, um ihre Bande mit Wianno Senior Italia, dem

Italienern) bewohnt war oder nicht. Zumindest wurden zum

Hersteller dieser 7,62 Meter langen Boote in Europa, zu festigen.

Bau des Hafendamms von Orbetello etruskische Quader verwendet. Interessant wäre noch die Namensgebung des Mon-

Die hier lebenden Fischer haben nicht so viel Glück. Sie müssen

te Argentario: Eindeutig dokumentiert ist der spätere Besitz

mittlerweile bis nach Sardinien fahren, um zu fischen. Kein Wunder,

durch die römische Familie der Dohmitii Ahenobarbi, die das

gilt die Gegend um den Monte Argentario als überfischt. Zum Glück

Gebiet als Entschädigung für ein Darlehen an die römische

löste der Tourismus den Fischfang als Haupteinnahmequelle ab. Vor

Republik erhielt. Bei besagter Familie handelte es sich um

allem reiche Italiener, aus Florenz und Rom, haben hier ihre Sommer-

Argentarii (Geldbesitzende = Darlehensgeber). Von dieser

villen stehen, wie Susanna Agnelli (Ex-Bürgermeisterin), Schwester

Berufsbezeichnung rührt nach herrschender Meinung der

von DEM Agnelli und Olin Stephens (richtig gelesen). Eher seltener

Name des Gebirgszuges. Das hat sich bis in die heutige Zeit

trifft man dagegen deutsche Touristen. Ein seltenes Glück auf Erden.

nicht geändert.

Gleich um die Ecke liegt die Insel Giglio, die durch das Unglück der Costa Concordia zu unrühmlichen Ruhm gelangte.

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FOTO // GUIDO CANTINI/PANERAI

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DIE HIER LEBENDEN FISCHER HABEN NICHT SO VIEL GLÜCK. SIE MÜSSEN MITTLERWEILE BIS NACH SARDINIEN FAHREN, UM ZU FISCHEN.


FOTO // JENS HANNEMANN

SHORTTRACK

HOBIE WORLD CAT SYLT

D

HIER VIDEO ABSPIELEN

as australische Hobie-16-Team James Wierzbowski/Pip Pietromonaco hat

sie kenterten, brachen sich den Mast und zerstörten ihr Segel. An den darauffol-

den top besetzten Hobie World Cat 2014 im Rahmen der Sylt Sailing Week

genden Tagen waren die Teams auf den vorderen Plätzen noch einmal hoch moti-

überlegen vor den dänischen Vizeweltmeistern Daniel und Nicolaj Björn-

viert, doch noch nach vorn segeln zu können. Für das Team Dodds/Dodds (RSA)

holt sowie den vierfachen Weltmeistern Blaine Dodds/Roxanne Dodds gewonnen.

waren die Bedingungen vor Sylt nicht so ungewöhnlich, segelt man doch auch vor Kapstadt in extremen Gewässern. Doch ebenso wie dem deutschen Team gelang

Nach elf gesegelten Regatten in der Brandung vor Westerland auf Sylt hatten die

es auf den Südafrikanern nicht, Australien ernsthaft zu attackieren. Das deutsche

Australier vor dem abschließenden Sonntag einen satten Vorsprung auf ihrem

Team Stefan Wiese-Dohse/Susanne Gehrmann, das eine Woche zuvor noch das

Konto. Aber schon am Abend zuvor zeichnete sich durch die Wetterprognosen

Final Race der Super Sail Tour an derselben Stelle gewinnen konnte, landete auf

ab, dass es vielleicht keine weiteren Rennen mehr geben würde. Die Gewissheit

dem undankbaren vierten Platz.

kam dann am Sonntagmorgen. „Die Brandung macht es unseren hochklassigen Teams leider unmöglich, in das Regattagebiet zu fahren. In einem der anspruchs-

Ranking:

vollsten Segelreviere für Katamarane in der Welt, wollten sich zehn der besten

1. James Wierzbowski/Pip Pietromonaco/AUS

Hobie-16-Teams der Welt, angereist aus fünf Kontinenten, messen. Nach stür-

2. Daniel Bonholt/Nicolaj Björnholt/DEN

mischen Tagen auf der Nordseeinsel galt es zunächst, die Brandung mit ihren

3. Blaine Dodds/Roxanne Dodds/RSA

Tücken zu meistern. Dem kanadischen Team misslang gleich der erste Versuch,

4. Stefan Wiese-Dohse/Versi Gehrmann/GER

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FOTO // SVEN JÜRGENSEN

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EXTREME

M

it einem neun Kilogramm leichten und 14 Fuß langen Stand-up-Paddle-

herrschen am Kieler Außenleuchtturm bereits fünf Windstärken aus Ost. Durch

board aus Kohlefaser von Kiel nach Dänemark – natürlich nonstop. Das

den starken Seitenwind bleibt Michael nichts anderes übrig, als permanent auf

war der Plan. Teil dieses Plans war eine ruhige Wetterlage, die sich dann

der linken Seite zu paddeln, um den Kurs Richtung Dänemark beizubehalten.

aber leider nicht einstellen wollte. Aber beginnen wir am Anfang.

Diese einseitige Belastung führt schon früh zu einer Übersäuerung der linken Schulter, sodass es bereits die erste Hälfte der Strecke an die Schmerzgrenze

Es ist Freitag, der 4. Juli gegen 20:30 Uhr am Falkensteiner Strand. Mit seinem 60

geht. Und der Wind nimmt weiter zu.

Zentimeter breiten Fanatic Raceboard macht sich Michael Walther auf den Weg nach Dänemark. Kurs 18 Grad, etwa 28 Seemeilen entfernt liegt die dänische Insel

Gegen zwei Uhr nachts werden die Wellen auf der offenen Ostsee so groß und be-

Ærø. Diese möchte Michael paddelnderweise erreichen.

ginnen zu brechen, dass Michael Schutz hinter dem Sicherungsboot, einer Greenline 33, suchen muss. Diese Hybrid-Motoryacht fährt die zweite Hälfte der Strecke

Ziel dieser Aktion ist es, für jede gepaddelte Seemeile einen Spendenbeitrag für

so dicht vor dem Stand-up-Paddleboard, dass es damit ein wenig Wind und Wel-

die Paulchen Esperanza Stiftung zu sammeln. Diese Stiftung kümmert sich um den

lenschutz bietet. Längst wird jedoch klar, dass der Plan, nachts zu paddeln, um die

Aufbau von Schulen und Waisenhäusern in Argentinien, Tansania und auf Sri Lanka.

meist flaueren Nachtstunden zu nutzen, nicht aufgegangen ist.

Mithilfe der Apotheke Altenholz, Secret Spot Kiel, der Fischbar und Kiel Marketing sammelt Michael Walther einen vierstelligen Spendenbetrag bei dieser Aktion.

So erreicht Michael um 5:32 Uhr, nach nahezu neun Stunden durchgängigem Paddeln, mit letzter Kraft die dänische Insel. Das Ziel ist erreicht!

Dieser Betrag will jedoch hart erarbeitet werden. Bereits wenige Seemeilen nach dem Start nimmt der Wind deutlich zu und statt der angesagten ruhigen Nacht


FOTO // CHRISTOPHE FAVREAU

SHORTTRACK

SAP HIER VIDEO ABSPIELEN

N

ach zwei Vizeweltmeistertiteln ist der US-Amerikaner nun auf den Thron

war für den fünfmaligen Weltmeister Wolfgang Hunger damit früh vertan. Ledig-

der 505er gestürmt. Bei der SAP-505er-Weltmeisterschaft vor Kiel hol-

lich ein Missgeschick oder ein Schaden bei den beiden Topmannschaften hätten

te sich der Kalifornier gemeinsam mit seinem Vorschoter Rob Woelfel

ihn noch nach vorn bringen können.

den Titel – standesgemäß mit einem Sieg im letzten Rennen. Damit triumphierten Holt/Woelfel vor den überraschend starken Australiern Peter Nicholas/Luke

Hinter den beiden Topteams (USA und AUS) wurde es dagegen noch einmal denk-

Payne und den Lokalmatadoren Wolfgang Hunger/Julien Kleiner, die in einer

bar eng. Hunger/Kleiner und Smith/Needham kämpften im Fernduell um die Bron-

Millimeter-Entscheidung noch den Kampf um WM-Bronze zu ihren Gunsten ent-

zemedaille. Während die Deutschen einen dritten Platz dringend brauchten, hätte

schieden, während die Briten Andy Smith/Tim Needham punktgleich mit Platz

den Briten ein siebter gereicht. Und beide Crews arbeiteten sich beständig nach vorn.

vier zufrieden sein mussten.

Hunger schnappte sich nach der zweiten von drei Runden den dritten Rang und zitterte die Platzierung ins Ziel. Doch damit war noch keine Entscheidung gefallen, denn

Die Situation vor dem finalen Rennen ließ für die Titelaspiranten wenig Spielraum

Smith war plötzlich an Rang sieben dran. Ganz konnte er die vor ihm Platzierten aber

für direkte Duelle. Denn sechs Crews lagen dicht beieinander, hatten noch Chan-

nicht mehr schnappen, und so kam er mit Rang acht und der bangen Frage „Where is

cen auf Titel oder Medaillen. So galt es, sich voll auf das eigene Rennen und die

Wolfgang?“ ins Ziel. Die Antwort sorgte für Ernüchterung und die Erkenntnis, dass es

Geschwindigkeit zu konzentrieren. Die Chance auf einen erneuten Titelgewinn

für die Engländer punktgleich hinter Hunger/Kleiner nur zu Platz vier gereicht hatte.

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77 LESEN

EIN SEEWÖRTERALPHABET Was es an Land gibt, gibt es auch im Wasser? Bären, Hunde und Löwen haben ein Pendant im Meer – genau wie zahlreiche Blumen, Früchte und Gemüsesorten. So gibt es Seeanemonen, -nelken und -gras oder Seeblumenkohl. Doch viele dieser Namen führen auf die falsche Fährte. Die Seenelke etwa ist kein Fischgewürz, sondern sie zählt zur Gattung der Hohltiere, so die Seegurke, die hässliche Verwandte des Seeigels und des Seesterns, zu den Stachelhäutern. Seebohnen und -datteln werden kaum im Gemüseladen zu finden sein, essbar sind sie dennoch, als Muscheln nämlich. Birgit Pelzer-Reith lehrt im Zentrum für Ernährung, Kultur und Gesellschaft und hat schon in mehreren Büchern einen kuriosen Blick auf kulinarische (Be-)Sonderheiten geworfen. ISBN 978-3-86648-197-8, 272 Seiten, Preis 18 Euro. mareverlag

SEPTEMBERNOVELLE Zwei Männer, die beide mit derselben Frau verheiratet waren, begeben sich auf eine gemeinsame Segeltour. Nur einer von ihnen kehrt zurück. Eine Dreiecksgeschichte? Ein Krimi, könnte man meinen. Olofs Bekenntnisse zeigen, dass sie beide ein Motiv hatten, den jeweils anderen zu ruinieren. Ein raffiniertes, mit leiser Eleganz skizziertes Buch über die großen Paradoxa des Lebens. Voller spätsommerlicher Atmosphäre und in souveräner, klarer Sprache erzählt der Autor von dem Gepäck der Vergangenheit, das sich nie abschütteln lässt. ISBN 978-3-86648-193-0, 112 Seiten, Preis 18 Euro. mareverlag


SCHRIFT // MICHAEL WALTHER

mit Bauteilen aus diesem Material um die Wette, dennoch wird nur ein sehr sehr

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HIGHTECH FÜR JEDERMANN?

MODERNES RIGGING, MODERNE MASTEN

TECHNIK


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Auf aktuellen Yachten werden grĂśĂ&#x;tenteils noch Aluminiummasten eingesetzt. Hier in Kombination mit textilen Stagen. Im Bild die DESNA, eine Knierim 49 aus Kiel.


TECHNIK

M

Noch vor etwa 20 Jahren waren Kohlefasermasten ausschließlich den grazilen Hightech-Yachten aus der „America's Cup“-Szene vorbehalten. Zum einen konnte man die Haltbarkeit und das Handling solcher Masten damals noch schwer einschätzen, zum anderen war es einfach

oderne Regattayach-

eine Preisfrage. Jeder Kohlefasermast war damals eine Ein-

ten werden zum Groß-

zelanfertigung und wurde perfekt auf die betreffende Yacht

teil aus Kohlefaser-

zugeschnitten. In den folgenden Jahren, kurz nach der Jahr-

gelegen gefertigt. Dabei

tausendwende, änderte sich dies langsam. Das Vertrauen

werden Kohlefasern

in den neuen Werkstoff wuchs, sodass auch die „Volvo

miteinander verwoben, mit Epoxidharz getränkt und dann

Ocean Race“-Yachten auf die neuen, leichteren Masten

in die entsprechende Form gebracht. Dieses Verfahren, der

setzten. Die Gewinneryacht ILLBRUCK war eine der ersten

Werkstoff und die Verarbeitung sind aufwendig und teuer,

Yachten, die mit Kohlefasermast um die Welt segelte. Mitt-

sodass entsprechende Rennyachten wohl auch in naher Zu-

lerweile werden auch kleiner Kohlefasermasten bei Firmen

kunft eine Besonderheit bleiben werden. Anders ist dies bei

wie Southern Spars, Future Fibres, Hall Spars oder Nordic in

Masten und stehendem Gut. Lässt man den Blick durch die

Serie gefertigt, was die Herstellungskosten und damit den

Yachthäfen schweifen, so fällt auf, dass immer mehr Masten

Preis pro Mast deutlich reduziert. Einige der sogenannten

und deren Verstagung aus Kohlefaser oder anderen moder-

Performance Cruiser oder auch kleinere Daysailer wie die

nen Materialien gefertigt werden.

J-70 werden mittlerweile schon serienmäßig mit Kohlefasermasten ausgestattet.

Was ist der entscheidende Vorteil und welche Materialien bieten dabei welche Vorzüge? Der Segeldruck und der Einfluss der Wellen auf eine Segelyacht lässt diese schwanken und krängen. Je nachdem wie hoch der Schwerpunkt einer Yacht liegt, krängt und schwankt sie mehr oder weniger. Und genau an dieser Stelle liegt der hauptsächliche Vorteil eines modernen Riggs gegenüber eines herkömmlichen. Ein Kohlefasermast und modernes,

Das Volvo Ocean Race 2001/2002 war eine Härteprobe für Kohlefasermasten. Die deutsche ILLBRUCK war eine der ersten Yachten, die mit einem Kohlefasermast um die Welt segelte.

stehendes Gut sind deutlich leichter als ein Aluminiummast mit normalen 1x19-Drahtwanten und verlagern damit den Schwerpunkt jeder Segelyacht weiter nach unten. Abgesehen von dem reinen Gewichtsvorteil ist ein Kohlefasermast außerdem steifer und setzt den Segeldruck daher besser in Vortrieb um. Betrachten wir die Entwicklung der Masten

FOTO // VOR/RICK TOMLINSON

und die des stehenden Gutes einmal getrennt.

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FOTO // JESÚS RENEDO

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Vor allem beim textilen Rigging lässt sich Gewicht einsparen. Hinzu kommt eine höhere Bruchlast und weniger Dehnung als beim herkömmlichen Rigging.

Einige Stage lassen sich aber auch bei einem modernen Mast nicht verbannen, sodass auch hier in den vergangenen Jahren eine beeindruckende Entwicklung stattgefunden hat. Die Entwicklung ging dabei von einem einfach

Das Rohr eines Kohlefasermasts, also ohne Salinge oder

1x19 Draht über Nitronic 50 Rod Rigging bis hin zu neu-

andere Anbauteile, wiegt etwa 30 Prozent weniger als ein

artigen Fasermaterialien – dem textilen Rigging. Seit etwa

herkömmlicher Aluminiummast. Dieser Vorteil wird natür-

zehn bis 15 Jahren werden Wanten und andere Stage mitt-

lich einerseits über die Faser selbst gewonnen, andererseits

lerweile ohne Metall gefertigt. Wie auch bei den Masten

aber auch durch die Konstruktion. Bei der Fertigung eines

kommt diese Entwicklung natürlich aus dem America’s

Kohlefasermasts können die stärker belasteten Punkte,

Cup und dem Volvo Ocean Race. Es begann mit einer Fa-

wie die Salingaufnahme oder der Lümmelbeschlag geson-

ser, die viele nur als Abkürzung kennen. PBO als Abkür-

dert verstärkt werden. Bei einem Aluminiumprofil ist dies

zung für p-phenylene-2,6-benzobisoxazole ist auch heute

nicht der Fall. Hier muss das gesamte Profil so stark sein,

noch eine Faser, die bei vielen Yachten in Wanten und

dass es an den besonders belasteten Teilen die Kräfte unbe-

dem Vorstag Verwendung findet. Aber auch Kohlefasern

schadet aufnimmt. Neben diesen beiden Vorteilen kommt

finden mittlerweile in den Stagen Verwendung. Zu Beginn

hinzu, dass ein moderner, steifer Kohlefasermast teilweise

jedoch als steife, feste Stäbe, die sehr knickempfindlich

mit deutlich weniger Verstagung auskommt als ein norma-

waren. Mittlerweile gießen die Hersteller die Fasern statt

ler Aluminiummast. Benötige ich bei letztgenanntem noch

in Harz in eine Silikonmasse, was zu flexiblen, sehr leich-

Backstagen, kann es sein, dass bei einem entsprechenden

ten und dehnungsarmen Stagen führt.

Kohlefasermast ein einzelnes Achterstag völlig ausreicht, um genug Spannung auf das Vorstag zu ziehen. Auch die Gefahr, dass der Mast zu „pumpen“ beginnt, sich also durch den Stauchdruck in unterschiedliche Richtungen verwindet, ist bei einem Aluminiummast höher, sodass zusätzliche Stagen, die dies verhindern sollen, bei einem neuen Mast eingespart werden können. Und nichts spart so viel Gewicht wie das einfache Weglassen von ganzen Komponenten.

Das Rohr eines Kohlefasermasts wiegt etwa 30 Prozent weniger als ein herkömmlicher Aluminiummast. Dieser Vorteil wird natürlich einerseits über die Faser gewonnen, andererseits aber auch durch die Konstruktion.


Auch klassische Yachten nutzen seit Jahren die Vorteile moderner Materialien. So wurden viele traditionelle Yachten zun채chst auf Aluminiummasten umger체stet, auch hier geht die Entwicklung jedoch zur Kohlefaser. Hier die RANGER eine J-Class.

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FOTO // JESÚS RENEDO

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TECHNIK

Die Nachteile Kommen wir zur Kehrseite der Medaille. Bei all den genannten Vorzügen modernen Riggings gibt es natürlich auch Nachteile. Zum einen müssen die textilen Wanten sehr Wie groß ist der Vorteil der modernen Stage? Durch

pfleglich behandelt werden. Auch das Knicken eines Drah-

die Verwendung von modernen Materialien statt des noch

tes sollte tunlichst vermieden werden, dies gilt in gleicher

häufig verwendet Nitronic 50 Rods lassen sich je nach

Strenge auch für Kohlefaser- und PBO-Stage. Zwar sind die

Yachtgröße schnell mehrere Kilogramm im gesamten Rigg

neuen Kohlefaserstage flexibel, diese Flexibilität ist jedoch

einsparen. Als Faustformel kann man bei der Umrüstung zu

mit der eines 1x19-Drahtes zu vergleichen. Vorsichtig auf-

textilen Wanten von einer 80-prozentigen Gewichtserspar-

rollen lassen sie sich zwar, werden sie jedoch geknickt, bre-

nis ausgehen. Bei einem Vergleich zu dem herkömmlichen

chen die kleinen Fasern im Inneren schnell. Zum anderen ist

1x19-Draht ist die Ersparnis noch höher. Neben dem reinen

es schwer auszumachen, wie lange sich die Fasern in wel-

Gewichtsvorteil bieten die neuen Materialien außerdem

chem Zustand halten. So empfehlen die großen Hersteller

eine etwa 50 Prozent höhere Bruchlast bei vergleichbarer

dieser modernen Fasern, nach etwa sechs bis acht Jahren,

Dehnung des Materials.

eines der Stage zu testen. Dies klingt nicht sonderlich problematisch. Allerdings wird bei diesem Test einfach eines

Wie beeindruckend dieser Effekt ist, lässt sich durch folgen-

der Stage zerrissen, um zu prüfen, wie hoch die Bruchlast

de Rechnung verdeutlichen. Das gesparte Toppgewicht wird

im Vergleich mit dem Neuzustand noch war. Je nachdem

mit sieben multipliziert, um zu ermitteln, wie viel Mann-

wie das Ergebnis ausfällt, müssen dann alle anderen Stage

schaftsgewicht auf der Kante oder wie viel Ballast im Kiel

ebenfalls gewechselt werden oder eben nur diese eine.

eingespart werden kann – bei gleichbleibender Rankheit

Diese Art des Testens führt zu dem letzten Nachteil. Tex-

oder Steifigkeit der Yacht. Spare ich bei einer 40-Fuß-Yacht

tiles Rigging für eine normale 40-Fuß-Yacht kostet je nach

also 40 Kilogramm im Rigg ein, kann der Kiel um 240 Kilo-

Hersteller schnell 20.000 Euro. Neben den Stagen selbst

gramm leichter werden. Wie dieser Gewichtsvorteil ge-

müssen die Salinge gewechselt oder zumindest die Salings-

nutzt wird, bleibt dabei aber natürlich jedem Konstrukteur

enden überarbeitet werden.

überlassen. Wenn das Gesamtgewicht der Yacht keine Rolle spielt, kann auch der Kiel verkürzt werden, was sich in ei-

Die modernen Fasern bieten technisch immense Vorteile

nem geringeren Tiefgang niederschlägt.

gegenüber Drähten oder Nitronic 50 Rod. Allerdings sind sie zurzeit noch so kostspielig, dass wohl wenige Eigner sich von diesen Vorzügen überzeugen lassen. Ähnlich wie bei den Masten könnte die echte Serienfertigung dies in den kommenden Jahren vielleicht ändern.

Als Faustformel kann man bei der Umrüstung zu textilen Wanten von einer 80-prozentigen Gewichtsersparnis ausgehen. Bei einem Vergleich zu dem herkömmlichen 1x19-Draht ist die Ersparnis noch höher. 86


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Bei der ORCi-WM vor Kiel war ein GroĂ&#x;teil des Regattafeldes mit Kohlefasermasten und textilem Rigging unterwegs, unter anderem auch die DK46 TUTIMA und die Carkeek 47 PLATOON.


KOLUMNE REGELN

DAS EWIGE LEID MIT DEM PROTESTIEREN,

ODER WIE LERNE ICH, OB ICH WAS FALSCH GEMACHT HABE, OHNE LANGE PROTESTVERHANDLUNG UND MÖGLICHE DISQUALIFIKATION.

SCHRIFT // WILLII GOHL

E

s mag dem einen etwas überzogen sein, immer über das Protestie-

formellen Protestverhandlung. Bei der Schlichtung beschreiben die Par-

ren reden beziehungsweise lesen zu müssen, aber auf der anderen

teien, was auf dem Wasser vorgefallen ist, und der Schlichter gibt seine

Seite gibt es Segler, die einfach verärgert sind, weil sich einige nicht

Einschätzung, wie wohl das Schiedsgericht entscheiden würde, welches

an die Regeln halten. Ist der Weg dafür nur der formelle Protest oder gibt

Boot, wenn überhaupt eines, eine Regel verletzt hat. Der Partei, die eine

es andere, einfachere Methoden, die unterschiedlichen Auffassungen von

Regel verletzt hat, wird die Möglichkeit eingeräumt, eine geringere Strafe

„wer hat jetzt Recht gehabt“ aufzulösen? Es gibt mehrere Möglichkeiten.

als eine Disqualifikation anzunehmen, welche aber in der Segelanweisung spezifiziert sein muss. Wenn die Auffassung des Schlichters akzeptiert

1. Die Regelforen: Da gibt es einige, bei denen im Nachhinein eine Situ-

worden ist, zieht der Protestierende seinen Protest zurück, was ihm auch

ation dargestellt, diskutiert und von erfahrenen Schiedsrichtern oder Seg-

gewährt wird, und der Konflikt ist gelöst, bevor der Protest formell in einer

lern analysiert wird. Dies hat natürlich den Nachteil, dass erst mit einiger

Protestverhandlung von einem Schiedsgericht gehört wird. Jede Partei hat

Verspätung der Vorfall geklärt wird und es nicht sicher ist, dass der betrof-

aber die Möglichkeit, den Vorschlag des Schlichters abzulehnen und damit

fene Kontrahent dies auch liest und seine Lehren daraus ziehen kann. Der

den Protest doch in eine formelle Protestverhandlung zu bringen.

Vorteil liegt aber darin, sehr viele Interessierte an der Lösung des Vorfalls teilhaben zu lassen.

Wie soll jetzt eine solche Strafe aussehen, die durch eine Schlichtung verfügt wurde? Auf jeden Fall soll sie größer sein als eine auf dem Wasser

2. Das Beratergespräch (Advisory Hearing) Dies ist ein Weg, geeignet

angenommene Strafe (1 oder 2 Strafdrehungen), aber deutlich niedriger

für alle Vorfälle, die auf dem Wasser stattfinden und bei denen die Parteien

als eine Disqualifikation. Bewährt hat sich eine 30-Prozent-Strafe. Eine hö-

nicht formell protestieren wollen. Trotzdem möchten sie lernen, wer gege-

here führt eher dazu, dass eine Partei das Ergebnis der Schlichtung ablehnt

benenfalls eine Regel verletzt hat, um ihre Sache das nächste Mal besser

und auf einen „Freispruch“ in einer Protestverhandlung setzt. Es ist ratsam,

machen zu können. Dabei wird nur ein neutraler, der Regeln kundiger,

in der Ausschreibung und der Segelanweisung zu notieren, dass für alle

sogenannter Regelberater benötigt. Diese Form ist dann geeignet, wenn

Proteste, die Regeln des Teils 2 der Wettsegelregeln betreffen (Begegnung

sich die Parteien einig über die Tatsachen sind und nur eine unterschied-

von Booten), zunächst eine Schlichtung vorgesehen ist.

liche Auffassung der Regeln existiert (zum Beispiel, wenn Einigkeit darüber besteht, dass Boot A Wind von Backbord hatte und Boot B Wind von

Eine Schlichtung wird durchgeführt, nachdem ein Protest schriftlich einge-

Steuerbord oder dass eine Überlappung bei Erreichen der Zone bestand).

reicht wurde. Sie sollte in einer ruhigen Umgebung, ohne Anwesenheit an-

Es ist kein schriftlicher Protest nötig, die betroffenen Parteien treffen sich

derer Segler oder Beobachter stattfinden. Nur der Schlichter, der Protest-

und beschreiben dem Regelberater den Vorfall. Der Regelberater erklärt,

führer und der Protestgegner dürfen anwesend sein. Es sind auch keine

welche Regeln gegebenenfalls verletzt worden sind und ob einer oder

Zeugen zugelassen. Wenn eine der Parteien meint, ihr Fall benötigt einen

beide einen Fehler gemacht haben. Keine Partei wird disqualifiziert oder

Zeugen, wird der Protest in einer formellen Protestverhandlung gehört. Ich

bestraft, wenngleich das Boot, das eine Regel verletzt hat, von sich aus

danke meinem Freund Mufti Kling (Sailing Media GbR) für Anregungen zu

eine Entlastungsstrafe annehmen kann. Diese Methode halte ich für sehr

diesem Artikel.

gut anwendbar bei den sogenannten Mittwochs- oder Freitagsregatten. Gerade bei diesen werden häufig aus Unkenntnis die Regeln verletzt und die davon Betroffenen sind oft unzufrieden. 3. Die Schlichtung (Arbitration) Die Schlichtung ist ein Verfahren, bei dem Proteste entschieden werden können, ohne eine formelle Protestverhandlung durchführen zu müssen. Die Schlichtung ist ein einfaches kurzes Treffen zwischen den betroffenen Seglern und einem erfahrenen Schiedsrichter, der als Schlichter fungiert. Alle beteiligten Parteien müssen diesem Schlichtungsverfahren zustimmen und falls nur eine Partei dagegen ist, kann damit nicht weitergemacht werden und es kommt zu einer

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Willii Gohl ist langjähriger internationaler Schiedsrichter des Weltseglerverbandes ISAF. Bei den 8mR-Yachten ist er genauso zu Hause wie bei den J 24 und den 420/470ern sowie im ISAF Sailing World Cup. Er ist Mitinhaber von Sailing Media, einem Unternehmen, das Seminare im Bereich Wettfahrtregeln und Taktik anbietet. Die deutschsprachige Ausgabe des Standardwerks „Wettfahrtregeln in der Praxis“ von Bryan Willis wurde von ihm bearbeitet, ebenso der „Regelbegleiter 2009-2012“!


89 KOLUMNE UMWELT

MEET & GREET

E

s muss ein wahrhaft emotionaler Einschlag gewesen sein für die

ist einen Eintrag wert! Eigentlich sollten sich die Wale aktuell in Spitz-

Segler Søren und Anegrethe Bomholt, denn das, was sich da

bergen, Grönland, Kanada oder den Gewässern um St. Joseph Land

im Juni diesen Jahres direkt vor ihren Augen in der Flensbur-

den Bauch mit Fisch und Krill vollschlagen. Aber nicht mit Dorsch und

ger Förde abspielte, kam selbst für den erfahrensten Blauwasser-Segler

Hering südlich von Sonderburg.

überraschend und total unerwartet. Aus dem Nichts sprang ein Buckelwal aus dem Wasser, in seiner ganzen Länge, um dann, begleitet von

Im Sommer halten sich die Buckelwale üblicherweise in ihren Futtergebie-

einer explosionsartigen Fontäne, wieder in die Ostsee abzutauchen.

ten in den Polarmeeren auf, im Winter wandern sie in ihre Paarungsgebie-

Ein magischer Augenblick, der sich sieben bis acht Mal wiederholte,

te in tropische und subtropische Gewässer. Man geht davon aus, dass es

und den die beiden dänischen Segler ganz gewiss ihr Leben lang nicht

eine nördliche und eine südliche Population gibt, die jeweils den Äquator

vergessen werden. Buckelwale in der Ostsee?

nicht überquert. Auf ihren Wanderungen legen einige Arten – wie der Buckelwal – Tausende Kilometer zurück. Was die beiden – offensichtlich

Heimisch sind Buckelwale vom Prinzip her in allen Ozeanen. Was aber

halbstarken und noch nicht ausgewachsenen Buckelwale – vor Flens-

noch lange nicht heißt, dass diese auch in unseren Gewässern zu Hau-

burg und in der Dänischen Südsee zu suchen haben, bleibt vorerst

se sind. Die letzten Buckelwal-Beobachtungen in der Ostsee stammen

unbeantwortet. Vielleicht haben sie grobe Navigationsfehler begangen

von 1766, 1978, 2003 und 2008. Bei diesen Sichtungen handelte es

und sich schlicht und einfach verirrt. Vielleicht aber erkunden sie neues

sich stets um einzelne Vertreter ihrer Art. Ab und an verirrt sich auch

Terrain auf ihrer Futtersuche. Es scheint unmöglich ihr Begehr tiefer zu

mal ein Finnwal in unsere Gefilde, um dann, nach kurzer Aufregung und

ergründen, kann man ihren Besuch doch als gutes oder auch schlechtes

Euphorie unter uns Menschen, wieder das Weite zu suchen.

Zeichen werten.

Diesmal aber ist alles anders. Bereits Anfang Juni hat die Besatzung ei-

Immerhin lebten auch schon mal Pottwale in der Nordsee und Blauwa-

nes Zollschiffes gleich zwei Buckelwale am Leuchtturm Kalkgrund am

le im Baskenland. Warum dann nicht auch Buckelwale in der Ostsee?

Eingang der Flensburger Förde entdeckt. Diese hätten sich laut Crew

In Zeiten von Global Warming scheint alles möglich zu sein. Ganze

eine halbe Stunde lang beobachten lassen. Dass es sich gleich um

Ökosysteme und Wanderrouten ändern sich, abhängig davon, wo die

zwei Individuen handelte, war neu und wurde in unseren Geschichts-

meisten Fischbestände sind. Bleibt nur, die Augen aufzuhalten auf der

büchern so noch nie dokumentiert. Und dass zumindest einer dieser

Suche nach dem magischen Augenblick. Nun auch hier bei uns, direkt

vermeintlich gleichen Tiere Wochen später auch noch akrobatische

vor der Haustür, und den seltenen und friedlichen Besuchern eine gute

Einlagen liefert wie sonst nur im fernen Hawaii oder der Karibik, das

Reise zu wünschen.

Daniel Opitz Der 42 Jahre alte international preisgekrönte Filmemacher ist Kopf und Gründer von Ocean Mind mit Sitz in Kiel. Er schreibt regelmäßig im SAILING JOURNAL über Umweltthemen, die alle Segler angehen sollten.


KOLUMNE TECHNIK

WINDMESSUNG MIT ULTRASCHALL

O

hne Wind geht beim Segeln nichts. Der Druck im Segel ist entscheidend für die Bootsgeschwindigkeit. Die Windstärke selbst wird in späteren Erzählungen gerne großzügig aufgerundet. Beim „Seemannsgarn“ finden

Geschichten aus dem Seglerleben gerne bei Windstärken von mindestens sechs Beaufort statt. Für die eigentliche Messung kommen dabei oft Schalenanemometer zum Einsatz. Der Wind wird also anhand der Umdrehungen eines Schaufelrades gemessen. Diese Technik ist bekannt und auf den Mastspitzen vieler Segelboote sind die Windmesser bereits zu Hause. Zu den alten Schaufelrädern gibt es jetzt eine Alternative. Mithilfe von Ultraschall kann die Windgeschwindigkeit ohne Mechanik gemessen werden. Zwischen zwei Platten, durch die der Wind hindurchweht, werden Ultraschallsignale gesendet. Anhand der Veränderung des Signals durch den Luftzug errechnet ein Prozessor die aktuelle Windstärke und -richtung. Wird diese Technik zusammen mit einem GPS-Gerät eingesetzt, kann die Bootsgeschwindigkeit herausgerechnet werden und man erhält das Windprofil des wahren Windes, unabhängig davon, wie schnell man sich selbst durch das Wasser bewegt. Segeltrainer können auf ihren Motorbooten den Wind über einen kompletten Regattatag messen und speichern. Die Messung wird durch die eigenen Bewegungen nicht verfälscht. Die Windstärke bleibt daher nicht nur eine Momentaufnahme, denn es wird für den ganzen Tag ein Windprofil erstellt. Ob man in den eigenen Geschichten auf die „gefühlte“ Windgeschwindigkeit vertraut, die im Zweifel etwas höher ausfallen dürfte, bleibt natürlich auch in Zukunft jedem selbst überlassen.

Marcus Baur Der Diplom-Ingenieur und zweifache Olympiateilnehmer im 49er entwickelte die erfolgreiche Zielmanagementsoftware Goalscape und ist Leiter der technischen Projekte beim Sailing Team Germany (STG).

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VOLL ABGEKOCHT.

E

igentlich ... was bedeutet eigentlich eigentlich? Eigentlich

Wenigstens war es kein Schlauchboot, in dem wir selbst

wollte ich dieses Mal über etwas Intellektuelles, etwas mit

reichlich nass geworden wären, sondern eine stilvolle

Tiefgang (kein Gauchogang ...) schreiben, wie zum Beispiel

Kiel Classic, nebst einem hervorragenden Fahrer, der sei-

die Etrusker und deren Einfluss auf den Segelsport und die Fo-

nem Namen Jens „Schnecke“ Willer in diesem Fall keine

tografie, aber da kam mir die Kieler Woche dazwischen mit ihren so

Ehre machte, sondern wie ein Derwisch durch und über

einmaligen Bedingungen.

die Wellen ritt. Immer waren wir just im richtigen Augenblick nach meinen Anweisungen an der Tonne oder am

Was wurde über das Wetter der Kieler Woche nicht schon alles ge-

Boot. Nach manch einem Eintaucher des Bugs wünschte

schrieben? „Kaiserwetter, die Kieler Woche beginnt!“. „Es regnet – es

ich mir allerdings eher gemeinsam mit den Damen der

muss Kieler Woche sein!“. „Flaute ... das kann nur Kieler Woche sein ...“

TUTIMA an Bord zu sitzen. Länge läuft halt. Und so lang

Leider konnte ich weder den Wettermann Meeno Schrader vor dem

ist die Kiel Classic nun auch wieder nicht. Was aber lang

Schreiben dieser Zeilen erreichen noch die Weather Girls, um Hinter-

lief, war das überkommende Wasser in meinen Kragen –

gründe zu erfahren, warum und wieso gerade an dem Tag diese spe-

vom Nacken bis zum A...! Wenn ich mich recht erinnere,

ziellen Bedingungen herrschten. Allerdings sagt mir mein Gedächtnis

waren wir auch nicht ohne Grund, zumindest an die-

auch so, dass die Kieler Woche in jedem Jahr so ziemlich alles parat hält,

sem Tag, das einzige Fotoboot auf der Seebahn. Danke

was das Herz begehrt – oder auch besser: nicht begehrt! Aber dass

Schnecke und Thorsten!

ausgerechnet nach einem ausgedehnten WM-Wochenende im Kieler Yacht-Club auf der Förde solche Bedingungen herrschen, dass, bis auf

Nun sitze ich wieder zu Hause, die blauen Flecken sind

der Seebahn, alle Regatten abgesagt wurden, weiß nur Rasmus allein!

längst Geschichte, der Muskelkater vom Tänzeln mit

Nur gut, dass wenigstens ein Tag Ruhe zwischen dem Spiel gegen Gha-

Kamera und 300-Millimeter-Objektiv in der Hand ist be-

na, Wein, Gin Tonics und über dreißig Knoten Wind lag. Was für tolle

reits zugunsten einer Verspannung im Nacken von der

Bedingungen – Licht, Welle und Wind!

Schreibtischarbeit gewichen. Die Fotos aber, die ich jetzt sichte, waren alle Mühen wert. Wer Lust hat, die Atmo-

Heinrich Hecht lebt auf einem historischen Gutshof im Schaumburger Land bei Hannover. Seit 1986 arbeitet er im Segelsport. Er fotografierte den America’s Cup, die Olympischen Spiele und war Sprecher des deutschen Teams beim Admiral’s Cup 1989. Privat segelt er mit viel Liebe eine historische H-Jolle auf dem Steinhuder Meer – seit drei Jahrzehnten die H-484.

sphäre an Bord der Kiel Classic in einem kurzen Video zu schnuppern, kann sich gern meinen Facebook-Eintrag dazu anschauen – Welcome aboard. www.facebook.com/HeinrichHecht


CHARAKTER

HEADS&HANDS

BILD // TOM KÖRBER

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ARNDHOWAR


CHARAKTER

BENDIXHÜGELMANN

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CAL NMULLER


CHARAKTER

CHRISTINAMADAT

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DIYACORREA& ZARAARSIWALLA


CHARAKTER

ELISABETHPANUSCHKA

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ERNIPHILIPPE


CHARAKTER

MARJALIISAUMB

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MATTHIEUJANSSENS


CHARAKTER

SANTIAGOALEGREPORELLADO

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STEPHANZURFLUH


CHARAKTER

YANNICKLEFEBURE

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GARMIN QUATIX SCHRIFT & BILD // MICHAEL WALTHER

Die Praxis: Für mich stellt sich zu allererst die Frage, wie sich zumindest ein kleiner Teil dieser mannigfaltigen Funktionen im Bordalltag nutzen lässt. Zunächst lege ich das Chronometer an und starte das GPS. Die Uhr macht einen robusten Eindruck, wirkt aber aufgrund des prominenten blauen Kunststoffknopfs an der linken Seite nicht wirklich edel. Nun möchte man mit dieser Uhr ja aber auch nicht unbedingt im benachbarten Yachtclub Eindruck schinden, sondern seinen Bordalltag vereinfachen. Und an dieser Stelle zeigt die Quatix ihre Stärken. Die Bedienung ist denkbar einfach. Es gibt drei häufiger benutzte Metallknöpfe und den blauen Kunststoff Okay-Button. Mit diesem bestätigt man die Funktion, die man soeben auf dem gut ablesbaren Display ausgewählt hat. Nicht ein Mal hatte ich an Bord Schwierigkeiten, das Display zu entziffern. Ich habe die Uhr einen ganzen Tag auf der Ostsee bei 18 Knoten Wind auf einer Class 40 genutzt, um zu ermitteln, welche wirklichen Schwächen beim Offshore-Segeln vielleicht auftreten könnten. Mir sind nach acht Segelstunden keine gravierenden Mängel aufgefallen. Im Gegenteil. Die Garmin Quatix ermittelt beeindruckend schnell ihr GPS-Signal. Nicht mit einem Smartphone zu vergleichen. Natürlich nicht, nutzt dieses doch

Sie lässt sich in wenigen Sekunden mit dem Garmin-Autopiloten verbinden.

das Mobilfunknetz, um den eigenen Standort schneller zu ermitteln. Binnen

Übrigens kann man den Autopiloten mit der Armbanduhr sogar fernsteuern.

einer Minute hatte ich jedoch immer ein korrektes Signal. Einziges kleines

Und sollte man einmal über Bord fallen, meldet die Quatix unmittelbar die

Manko, das ich im Betrieb feststellen konnte, war die Verzögerung, mit der die

letzte bekannte Position, sodass ein Mann-über-Bord-Manöver eingeleitet

Uhr auf Geschwindigkeitsunterschiede reagiert. Insbesondere während mei-

werden kann. Aber auch für Regattasegler bietet die Uhr einiges: So lässt

nes zweiten Tests auf einem Nacra 20 Carbon, fiel mir die Verzögerung beson-

sich in die Quatix die Startlinie einprogrammieren. Ist diese festgelegt, zeigt

ders auf. Beschleunigte der Nacra 20 auf seinen L-Foils in einer Böe, benötigte

die Uhr auf Wunsch die verbliebene Distanz zur Startlinie an. Nach dem Start

die Uhr etwa zwei Sekunden, um auf die Beschleunigung zu reagieren. Ich

kann man sich permanent über die aktuelle Geschwindigkeit auf dem Laufen-

gebe aber zu, dass die Beschleunigung auf diesem Bootstyp wohl nur schwer

den halten. Die Uhr bietet viele weitere Funktionen, die in einer beeindru-

zu überbieten ist. Abgesehen davon benötigte ich auf den ersten Metern auch

ckend langen Liste auf Website von Garmin zu finden sind.

etwas Eingewöhnungszeit, um nicht von Bord zu fliegen ... Alles in allem ist die Garmin Quatix ein wirklich beeindruckendes kleines, großes Stück Technik. Kaum größer als eine normale Armbanduhr – nur etwas

Alles in allem ist die Garmin Quatix ein wirklich beeindruckendes kleines, grosses Stück Technik. Kaum grösser als eine normale Armbanduhr – nur etwas dicker – versammelt sie die technischen Funktionen, die sonst nur deutlich grössere Geräte bieten.

dicker – versammelt sie die technischen Funktionen, die sonst nur deutlich größere Geräte bieten. Wie bereits erwähnt wirkt sie nicht besonders edel. Hier muss man jedoch deutlich zwischen einer edlen Anmutung und einer hochwertigen Verarbeitung unterscheiden. Denn Letztere bietet die Uhr definitiv. Alle Bedienelemente wirken gut eingepasst, nichts wackelt oder wirkt billig. Für 449 Euro bietet sie sehr viele Funktionen, die sich dank des durchdachten Bedienkonzepts auch einfach und schnell an Bord nutzen lassen. Auch selten genutzte Funktionen lassen sich jederzeit aufrufen, da die Bedienung durchgängig demselben, sehr einfachen Prinzip folgt.

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FOTO // TOBBY TOPARKUS/PIXELIO.DE

WISSEN TO GO

01 Hurrikane mit weiblichen Namen sind tödlicher. 01

02

02 Wale sind Säugetiere und müssen daher Süßwasser „trinken“, das in ihrer Heimat, den salzigen Weltmeeren, nicht vorhanden ist. Daher fressen sie mit Vorliebe Tintenfische und Quallen, deren Körper zu einem hohen Prozentsatz aus Süßwasser besteht.

03 „Freak Waves“ sind bis zu 35 Meter hohe Wellen, die sich ohne erkennbaren Grund mitten im Ozean bilden. Satellitenaufnahmen zufolge ziehen täglich rund zwei dieser Monsterwellen übers Meer.

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04 Cäsar war Epileptiker. 05 Wenn die Statue einer Person auf einem Pferd nur auf den Hinterbeinen steht, starb diese Person in der Schlacht. Hat das Pferd ein Vorderbein erhoben, starb die Person an den Folgen einer Verwundung in einer Schlacht. Hat das Pferd alle vier Hufe auf der Erde, starb der Reiter eines natürlichen Todes.

01 Die Garmin Quatix im Einsatz 02 Zuverlässige Geschwindigkeitsmessung am Handgelenk 03 Auch bei höheren Geschwindigkeiten … 04 … und härteren Bedingungen erlaubt sich die Uhr keine Aussetzer. 05 Sie ergänzt damit die sonstige Bordelektronik. 06 Gerade beim Segeln mit kleiner Crew ist die Mann-über-Bord-Funktion Gold wert. 07 Karger Innenraum und moderne Technik. Auf einem Class 40 unmittelbar vereint.

06 Das längste Lied der Welt heißt „Longplayer“, 05

ein computergeneriertes Lied, das 1.000 Jahre lang ist. Es hat am 1. Januar 2000 angefangen zu spielen und endet am 31. Dezember 2999, ohne dass es sich einmal wiederholt.

07 Wenn man einen Weißen Hai am Hals krault, verfällt er in Trance.

08 Kokoswasser wurde im Zweiten Weltkrieg als Blutplasma-Ersatz eingesetzt.

09 Barbra Streisand sang mit Neil Diamond im selben Schulchor.

06

07

10 Der Ekel vor Knöpfen heißt Koumpounophobie.


TECHNIK

FAST & FIRST BEIM MAXI YACHT ROLEX CUP.

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SCHRIFT // REGATTANEWS BILD // ROLEX/CARLO BORLENGHI


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Die NILAYA von Filip Balcaens, eine 112 FuĂ&#x; Super-Maxi von Reichel/Pugh. Ein Design, das auf Am-Wind-Kurse ausgelegt ist. Sie gewann die vergangenen drei Titel.

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TECHNIK

HIER VIDEO ABSPIELEN 110


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In den 1980er-Jahren wurden die Rümpfe aus Fiberglas, Aluminium und in manchen Fällen sogar aus Holz gefertigt. Masten und Takelage waren aus Metall, Schoten aus Draht. Das machte die Schiffe behäbig und nicht besonders schnell. Das hat sich grundlegend geändert.

Der alljährliche Maxi Yacht Rolex Cup in Porto Cervo auf Sardinien, an dem nur Yachten mit über 18,29 Meter Länge (60 Fuß) teilnehmen dürfen, ist eine eindrucksvolle Schauveranstaltung und zugleich ein gnadenloser Härtetest für diese Boote, deren Eigner und Designer. Das hohe Wettkampfniveau und die überaus schwierigen Regattakurse machen diesen Event zur ultimativen Herausforderung für jede Maxi. Von Aluminium zu Kohlefaser. Der Maxi Yacht Rolex Cup wurde 1980 mit dem Anliegen aus der Taufe gehoben, großen, leistungsstarken Yachten die Möglichkeit zu bieten, sich im direkten Wettkampf in anspruchsvoller Umgebung miteinander zu messen. Seit 1985 gilt die vom Yacht Club Costa Smeralda organisierte Veranstaltung als das Kronjuwel im internationalen Rolex Segelsportportfolio. Die mittlerweile fast 30 Jahre währende Partnerschaft zwischen Event, Yachtclub und Titelsponsor gehört zu den ältesten und wichtigsten Verbindungen im Segelsport. Ihre Beständigkeit beruht auf gemeinsamen Wertvorstellungen und dem Streben aller Beteiligten nach Perfektion und stänDie J-One von Jean Charles Decaux. Die Super-Maxi gewann im vergangenen Jahr die Wettfahrten beim Rolex Maxi Cup.

diger Innovation. In den 1980er-Jahren wurden die Rümpfe aus Fiberglas, Aluminium und in manchen Fällen sogar aus Holz gefertigt. Masten und Takelage waren aus Metall, Schoten aus Draht. Das machte die Schiffe behäbig und nicht besonders schnell. Durch das hohe Gewicht waren die Manöver schwerfällig und zudem nicht ungefährlich.


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Die RAN 2, die Mini-Maxi von Skype-Erfinder Zenntrรถm auf der Kreuz. Gezeichnet wurde sie von Judel/Vrolijk.


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TECHNIK

Dem Konstruktionsbüro Reichel/Pugh in San Diego, haben wir einige der besten Maxi-Yachten der Welt – von der WILD OATS XI bis hin zur ESIMIT EUROPA 2 – zu verdanken.

Zwischen den Booten von damals und heute liegen Welten.

wie von Zennströms neuester RÁN, die in diesem Jahr vom

Die schnittigen Yachten unserer Tage basieren auf Erkennt-

Stapel lief und in Kürze ihr Debüt in Porto Cervo geben

nissen aus der Raumfahrttechnologie. Die Verwendung

wird) und der BELLA MENTE von Hap Fauth, nennt einige

von Kohlefaserwerkstoffen verleiht ihnen Schnelligkeit und

der Gründe, warum und wie sich die Yachten weiterentwi-

Wendigkeit. Bei richtiger Handhabung gleiten manche da-

ckelt haben: „Zahlreiche Veränderungen gehen auf Ver-

hin wie Jollen.

messungsregeln zurück, nach denen Boote zu bauen sind.“ Weitere Änderungen sind die Folge von Verbesserungen

„Anfangs waren Maxis Boote mit Festkiel, hoher Verdrän-

auf anderen Gebieten, beispielsweise wurden „das Tuch

gung und geringem Tiefgang“, erklärt Jim Pugh vom Konst-

und die Form der Segel überarbeitet und zeitgleich wurde

ruktionsbüro Reichel/Pugh in San Diego, dessen zukunfts-

die Konstruktion der Masten optimiert.“

weisenden Ideen wir einige der besten Maxi-Yachten der Welt – von der WILD OATS XI bis hin zur ESIMIT EUROPA

Die kontinuierliche Auslotung der Möglichkeiten neuer

2 – verdanken. Die Maxis, die heute in Porto Cervo an den

Bootsbaumaterialien hat zur Entstehung verschiedener

Start gehen, unterscheiden sich grundlegend von ihren

Schiffsgrößen und -typen geführt. Die Palette ist weit-

Vorgängern. Inzwischen haben neue Vorschriften, Mate-

aus vielfältiger geworden und reicht von Mini-Maxis mit

rialien und Erkenntnisse die Palette der Möglichkeiten be-

einer Länge von 18,29 bis 21,95 Metern (60 bis 72 Fuß)

achtlich erweitert. „Einige der Maxi-Yachten wiegen jetzt

für Regatten bis hin zu majestätischen Supermaxis mit

26 Tonnen statt 75 Tonnen, wie vor 30 Jahren. Das ist ein

mehr als 50 Metern (165 Fuß); von Booten, die als Re-

gewaltiger Unterschied. Die Takelung ist ungefähr doppelt

gatta- und Freizeitschiffe gebaut werden, bis hin zu je-

so groß. Ihre deutlich längere Wasserlinie macht sie noch

nen, die einzig und allein als Highspeed-Boote gedacht

leistungsstärker, sodass sie mittlerweile dreimal so schnell

sind. Sie alle spiegeln das unaufhörliche Streben nach

sind wie vor drei Jahrzehnten.“

immer neuen Dimensionen in Bezug auf Leistung und Eleganz wider. Die Unterschiede zwischen einer Mini-

Rolf Vrolijk vom deutschen Konstruktionsbüro Judel/Vroli-

Maxi für Regatten (BELLA MENTE) und einer Supermaxi

jk, auf dessen Konto die Entwicklung so siegreicher Mini-

(Vorjahresklassensieger NILAYA, der in erster Linie als

Maxis geht wie der RÁN 2 von Niklas Zennström (ebenso

Freizeitsegler dient).

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MAGIC CARPET 3, eine Wally Cento 100 der Maxi-Klasse. Sie ist gute 100 Fuß lang und wurde ebenfalls von Reichel/Pugh designt.

Gemeinsam ans Ziel. Beim Blick auf die Vielfalt von Ideen

Laut Pugh setzt sich der Konstruktionsprozess aus einer

und Lösungen überrascht es kaum, dass der Maxi Yacht Ro-

Reihe wichtiger Etappen zusammen. Am Anfang steht ein

lex Cup Ausgangspunkt und Inspiration für zahlreiche Vor-

Briefing durch den Eigner. „Man redet darüber, was der Eig-

haben ist. „Bei einem solchen Event sind viele unterschied-

ner will, was das Boot kann und wo es segeln soll, worin

liche Bootsstile zu sehen“, so Pugh. „Das gibt der Kreativität

seine Stärken liegen müssen, damit all diese Vorstellungen

definitiv einen Kick.“

umgesetzt werden.“ Einige Aufträge sind ziemlich speziell,

Die ALEGRE war 2013 Neuling und bot eine imposante Leistung. Die Vorhersagen lauten, dass die Crew dieses Jahr das Potenzial des Bootes besser kennt und erneut eine Spitzenposition neben der BELLA MENTE aus den USA, dem Gewinner von 2012, belegen wird.


TECHNIK

HIER VIDEO ABSPIELEN

wie Mark Mills am Beispiel der kürzlich vom Stapel gelaufe-

bei der Experten für Verbundkonstruktionen mit Segel-

nen Mini-Maxi ALEGRE mit 21,95 Metern (72 Fuß) Länge

machern, Mastbauern und Spezialisten für nahezu jeden

erklärt: „Der Maxi Yacht Rolex Cup ist mehr als die per-

denkbaren Bereich des Segelbootbaus zusammenarbei-

fekte Testgelegenheit. Er ist der Anlass für die Entstehung

ten. Wenn das Boot fertig ist, startet die Crew eine weitere

des Bootes. Die Konstruktion und das ganze Drumherum

Testphase mit ausgedehnten Probefahrten auf See und der

dienen einzig und allein dem Ziel, hier dabei zu sein und

anschließenden Teilnahme an Regatten. Es kann eine gan-

sein Bestes zu geben. Der Cup bildet den Dreh- und Angel-

ze Weile dauern, bis ein Boot seine volle Leistung erreicht.

punkt, um den herum die ALEGRE gebaut wurde.“ Sobald

„Jeder hofft, dass die Zielvorgaben bereits beim Stapellauf

der Auftrag erteilt ist, beginnt ein aufwendiger Forschungs-

erfüllt werden“, erklärt Mills, „aber aufgrund der Größe

und Entwicklungsprozess. „Forschung und Entwicklung

dieser Boote und wegen des komplexen Zusammenspiels

spielen bei der Konstruktion von Booten dieser Art eine

vieler Faktoren, zu denen auch die circa 22-köpfige Crew

zentrale Rolle“, so Mills. „Als Erstes erstellt man ein Wet-

gehört, dauert es für gewöhnlich ein Jahr, bis ein Boot rich-

termodell, verständigt sich auf die passenden Bedingungen

tig funktioniert.“ An diesem Punkt ist die ALEGRE derzeit

und lässt 80 oder 90 Rumpfformen durch das Modell lau-

angelangt. Nachdem sie im vergangenen Jahr den zweiten

fen. Die Rumpfform und die Parameter des Boots sind das

Platz erreichte, soll sie in Kürze ihren ersten Sieg bei der

Ergebnis von Forschung und Entwicklung. So gesehen ist

Mini Maxi Rolex World Championship einfahren.

der Forschungsprozess die Grundlage für das Aussehen.“ Durch die Zuhilfenahme technischer Geräte ist die Mann-

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„Manchmal machen wir Modellversuche, manchmal arbei-

schaft in die Lage, eine beachtliche Fülle von Daten zu

ten wir am Computer“, sagt Pugh. „Dann konstruieren wir

erfassen. Diese reichen von Kameras, die die Form der

eine Reihe weiterer Entwürfe, die sich leicht vom Grund-

Segel aufzeichnen, bis hin zu Sensoren zur Messung der

konzept unterscheiden. Wir verändern einige Parameter

Spannung von Achterstag und Vorstag. Selbstverständlich

wie Breite und Verdrängung und wir verwenden andere

bedürfen die Daten der fachkundigen Auswertung durch

Rumpfformen für die Computersimulation. Es ist ein ziem-

den Menschen. In dieser Hinsicht sind die Teilnehmer beim

lich langer Prozess, der zwischen vier und sieben Monate

Maxi Yacht Rolex Cup die Crème de la Crème ihrer Zunft.

dauert.“ Wenn der Konzeptentwurf steht und die Tests

Sie verfügen nahezu ausnahmslos über Kenntnisse, die weit

abgeschlossen sind, beginnt die komplizierte Bauphase,

über das bloße Segelwissen hinausgehen.


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Größer und leichter. Die Entwicklung beschränkt sich nicht

gibt Faktoren, die unseren hochfliegenden Träumen

auf reine Regattaboote. Die Wally CENTO ist ein Beispiel für

Grenzen setzen, sodass wir beim Design nicht vor revolu-

das neue duale Konzept für Yachten, die als Renn- und Frei-

tionären Umwälzungen stehen“, prognostiziert Pugh. „Al-

zeitboote gleichzeitig dienen. Den Auftakt bildete hier 2012

lerdings dürfte durch die kontinuierliche Weiterentwick-

die HAMILTON. Anfang 2013 folgte die MAGIC CARPET 3,

lung der Rumpfkonstruktionen, der Besegelung und der

ein Entwurf von Reichel/Pugh im Auftrag eines anderen Eig-

Takelage mit noch höherer Leistung zu rechnen sein.“ „An

ners, der sich die Entwicklung stabilerer und leichterer Materi-

Möglichkeiten wird es nie fehlen“, ergänzt Vrolijk. „Auch

alien zunutze machte. „Das Projekt ist überaus spannend“, so

der Wille, Geschwindigkeitsrekorde zu brechen, wird nie

Pugh. „Es geht nicht um eine absolute Rennbootkonstruktion.

erlöschen. Jede neue Bootsgeneration muss schneller

Sie muss den Klassenregeln von Mindestkomfort unter Deck

sein als ihre Vorgänger.“ Die alljährlichen Neuerungen

entsprechen. Das stellt uns vor eine noch größere Herausfor-

beim Maxi Yacht Rolex Cup sind in vielerlei Hinsicht be-

derung, als einfach nur einen schnellen Kasten zu bauen.“

deutsam: Sie setzen die Maßstäbe bei Design und Konstruktion immer höher. Sie dehnen die Nachfrage nach und

Sir Lindsay Owen Jones, Besitzer der MAGIC CARPET 3,

den Einsatz von Hightechmaterialien auf alle Aspekte des

machte sich während der gesamten Konstruktionsphase Sor-

Segelsports aus. Die Eigner von Maxi-Yachten investieren

gen, ob seine neue Yacht auch wirklich schnell sein würde.

hohe Summen in die weitere Beschleunigung ihrer Boote.

Erleichtert konstatierte er im Nachhinein: „Sie ist deutlich

Der Wunsch nach mehr Komfort an Bord treibt die Ent-

schneller, spannender und macht echt mehr Spaß. Parado-

wicklung zügig voran. Zu den Innovationen, die für mehr

xerweise ist sie durch den extrabreiten Rumpf eine ausge-

Geschwindigkeit sorgen sollen, dürften in nächster Zu-

zeichnete Fahrtenyacht, denn sie bietet mehr Raum und Be-

kunft veränderte Unterwasserprofile und Folien gehören.

wegungsfreiheit und hat eine sehr stabile Lage. Es ist ziemlich aufregend, wenn man spürt, wie sie beschleunigt. Man fühlt

So sicher, wie Maxis in immer neue Dimensionen vor-

sich wie auf einem Rennboot und genau das wollten wir.“

dringen, so gewiss wird der Maxi Yacht Rolex Cup die ultimative Bewährungsprobe für die größten und schnells-

Evolution statt Revolution. Was können wir in den nächs-

ten Yachten der Welt bleiben. Daran wird sich auch 2014

ten Jahren in puncto Maxi-Yacht-Design erwarten? „Es

nichts ändern. Die 72 Fuß lange Yacht wurde speziell für den Maxi Yacht Rolex Cup gebaut.


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ES WEHTE EIN FRISCHER WIND AUS SÜDWEST. SCHÖN HATTEN SIE

IM ÄUSSEREN FAHRWASSER GEKREUZT, ES WAR RICHTIGES ALKYONE-

WETTER, UNTERWEGS HATTEN SIE FÜNF MODERNE, ÜBERTAKELTE SCHIFFE ÜBERHOLT, DIE VOR ALLEM DAMIT BESCHÄFTIGT WAREN, SEGELFLÄCHE ZU REDUZIEREN. ... DAS GROSSSEGEL KILLTE UND KNALLTE IM WIND, UND DER BAUM TANZ ÜBER IHREM KOPF. ... „DU WEISST WIE SICH DAS ANHÖRT“, SAGTE ELIN. „ES IST FAST, ALS WÜRDE ES SPRECHEN.“ IM SELBEN MOMENT HÖRTE SIE, DASS ES NICHT SPRACH, SONDERN SCHRIE UND ZWAR IMMER DASSELBE WORT, WIEDER UND WIEDER: PAENITET, PAENITET. ABER SIE HATTE DOCH BEREUT, SIE HATTE UM VERGEBUNG GEFLEHT. MAL UM MAL.“

JOHAN BARGUM. AUS: SEPTEMBERNOVELLE MAREVERLAG.

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