SAILING JOURNAL 71

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Lichtbild- & Geschichtenmagazin

ESTLAND BILDERWELTEN WINTERVERLOSUNG

# 71 | 05/2016 | D 6,90 € | A 6,90 € CH 12 SFR | Benelux/E/I 8,90 €

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Schmutzig graue Luft und leichter Morgennebel, das Deck gehüllt in den Rauch zweier kleiner Schlepper, die ihre Nasen gegen das abgetakelte Schiff drückten und es, als wäre es ein umhertastender Blinder, mit sanftem Nachdruck zu dem ihm bestimmten Platz am Kai lotsen. Asta Maris hatte es vorgezogen, ihren Träumen nachzuhängen, alle anderen standen an Deck und sahen zu, wie die Posen anlegte. Moser verabschiedete sich bereits von den Matrosen, zündete sich noch eine Zigarette an und blickte mit glänzenden Augen auf die Stadt. Begeistert lief er an der Reling hin und her, deutete entzückt auf Lastwagen, freute sich wie ein Kind über Kräne. ALLARD SCHRÖDER. AUS „DER HYDROGRAF“. MAREVERLAG.


EDITORIAL

DIE MACHT DER LÜGE.

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as haben Donald Trump und Mazedonien gemeinsam? Von hier aus betrieb er seinen digitalen Wahlkampf. Exakter: seine Internet-Lügenmaschine. In dem 40.000-Seelen-Nest sind mehr als 140 Trump-Webseiten registriert, wie DonaldTrumpNews.com, USConservativeToday.com oder WorldPolitics.com. – alles Abspielstätten für seine haarsträubenden Meldungen, die als Posts im World Wide Web auftauchten. Das Ding heißt ja schließlich nicht umsonst so. Programmiert von Jugendlichen, die Trump weder kennen noch schätzen, schlimmer noch, er ist ihnen scheißegal. Hauptsache, sie verdienen mit ihm Geld. Und das ist sogar verhältnismäßig einfach. Zu einfach. Die Jungs bekommen für jeden Klick eine Gutschrift bei Google. Deren Anzeiger-Ableger GoogleAds schaltet auf den – in diesem Fall – Trump-Seiten Werbung. Je mehr Klicks, desto mehr Werbung. Der Inhalt der jeweiligen Seite? Egal. Nur Klicks zählen. Je „gehaltvoller“ die Lügen, desto mehr Klicks. Ganz einfache Rechnung. Wie gut, dass das mittlerweile auch bei den deutschen Politikern angekommen ist. Jetzt geht’s nämlich ans Eingemachte, denn die nächsten Wahlen stehen an. Schätzungsweise werden dementsprechende Verschärfungen für Facebook und Co. noch in dieser Legislaturperiode auf den Weg gebracht. Hinter den mazedonischen Jugendlichen, die für jede programmierte Seite knapp 100 Euro bekamen, ist mittlerweile die Polizei her. Dabei war der USWahlkampf nur der bisherige Höhepunkt, denn auf die Idee, per GoolgeAds Geld zu verdienen, kamen sie hier schon lange vorher. Trump war da nur so etwas wie Zufall, weil die Klickraten durch die Decke gingen, was bei Clinton oder Sanders vorher nicht der Fall war. Dass die Luft für die Jugendlichen langsam sehr dünn wird, merken Journalisten daran, dass die Jungs abtauchen und bereits zugesagte Interviews absagen oder plötzlich nicht mehr erreichbar sind. Deren Methode ist so unfassbar einfach, dass einem angst und bange wird. Der englischen Sprache muss da niemand richtig mächtig sein. Copy & paste reicht, überwiegend von rechtsradikalen und rechtspopulistischen Seiten. Eine dieser Seiten ist Breitbart.com von Stephen Bannon, der nun zum offiziellen Berater Trumps ernannt wurde. Andere Meldungen haben sich die Jungs einfach ausgedacht. Wer auf diese Weise 3.000 bis 5.000 Euro im Monat (bei einem Durchschnittseinkommen von 350 Euro) verdienen kann, ist in der Wahl seiner Methoden beziehungsweise deren Konsequenzen nicht wählerisch. Was sagt das über uns selbst und unsere Zukunft aus? Wenn Jugendliche, die mitunter nicht wahlberechtigt sind, Wahlen mit weltweiten Konsequenzen beeinflussen? Was sagt das über die Amerikaner aus, die so etwas glauben oder glauben wollen? Wobei dies kein ur-amerikanisches Problem ist, wie wir alle hier in unseren Landen wissen. Gilt der lahme Spruch, dass das Volk die Politiker bekommt, die es verdient? Wohl denn.

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Auch hier können vor allem jüngere Nutzer nicht zwischen seriösen und unseriösen Meldungen unterscheiden. Und wenn ich das Zitat eines unbekannten Vierjährigen lese, der sagte „Ich glaube nur das, was im Internet steht“, frage ich mich, was für Eltern der „kolossale Knabe“ hat. Ob die das auch glauben? Sind das die Eltern, die sich abends nach dem Nach-Hause-Kommen aufs Sofa schmeißen und ins Netz, zu RTL oder SAT.1 abtauchen? Vielleicht glauben sie auch das, was von der AFD verbreitet wird, die – wen wundert’s – bei diesen Fake-News ganz weit vorn ist. Die klassischen Parteien gehen diesen Weg nicht, was deren Versagen beim Vermitteln politischer Inhalten gerade an Jugendliche nicht unbedingt besser macht – im Gegenteil, ein einziges Armutszeugnis. Nun Facebook und Co. die alleinige Schuld in die Schuhe zu schieben, zeugt von den immer gleichen Reflexen. In diesem Fall liegen die „Volksvertreter“ allerdings nicht so falsch, auch wenn sich Facebook gar nicht als Nachrichtenseite sieht beziehungsweise dafür programmiert wurde. Hier haben die Nutzer die Seite über ihre Inhalte verändert und Zuckerberg hat Schwierigkeiten, die Geister, die er rief, zu bändigen. Denn die klassischen Medien sind mittlerweile ein Minderheitenprogramm, die meisten informieren sich über Facebook. Facebook nimmt nun – ohne Vorankündigung – alle Seiten offline, die extreme politische Meinungen fördern und wer mit Fake-News Geld verdient, soll nicht mehr an Einnahmen partizipieren. Dass Zuckerberg damit selbst auf Einnahmen verzichtet, sei wertungsfrei nur am Rande erwähnt. Schlanke 90 Millionen Dollar investierte die Trump-Kampagne im Internet, der überwiegende Teil davon in Werbung. Auf Facebook. Wir sehen, wie alles mit jedem heutzutage verzahnt ist. So sehr, dass ich der Meinung bin, dass Fächer wie „Medienverhalten“ oder „Mediennutzung“ in den Schulen gelehrt werden sollte. Aber dafür müssten ja Lehrpläne infrage gestellt und geändert werden. So etwas erst an den Unis anzubieten, die heutzutage dank der Bologna-Reform von teils 16-/17-jährigen völlig unvorbereiteten Schülern belagert werden, zeugt entweder von völliger Ignoranz oder eklatanter Fehleinschätzung. Beides scheint heute fast schon zum politischen Rüstzeug zu gehören. Neben Alpha-Männchen-Gehabe, das man schmunzelnd in den abendlichen Kaffeekränzchen, ehemals Talkshows, bewundern darf. Klebt dann noch das schnell aufs Parkett geschmissene Attribut „Politik“ davor, wird’s wirklich gruselig. So langsam fragen sich Experten und andere Programmverantwortliche, ob diese „Druckbetalkung“ nicht zur „Verrohung“ der Diskussionskultur beigetragen hat. Kann ich nur unterstützen.



EDITORIAL

Denn diskutiert wird schon lange nicht mehr. Zuhören, Meinungen akzeptieren, Nachdenken gehören bald auf die Artenschutzliste. Das eigene Wort gilt als heilig und jedwedes „ins Wort fallen“ als narzisstische Kränkung. Dazu passt es, dass „Lassen Sie mich ausreden“, als meistgenutzter Imperativ in Talkshows oder besser Kaspertheater gilt. Seit mehr als zehn Jahren überschwemmen die Programmacher mit Talkshows die Sendeplätze. Dass das nicht ohne Folgen bleibt, kann sich jeder selbst ausmalen. Manch einer behauptet süffisant, dass Talkshows nicht fürs Debattieren, sondern für Polit-Platzhirsche gemacht werden. Natürlich prägen sie damit auch die Gesprächskultur der Gesellschaft, zumindest deren, die sich das Theater noch immer antun. Und seien es nur die Kritiker, deren Kritiken am nächsten Morgen für Klickrate sorgen sollen. Höhepunkt dieser „Tour de Talk“ war Terror, Schirachs Theaterstück, das in der ARD für Kontroversen sorgte. Vor allem, weil sich doch epochale Unterschiede zwischen Sendung und Talkshow offenbarten. Während in der Verfilmung fast 90 Minuten argumentiert, Fragen gestellt, geantwortet und zugehört wurde, taten sich bei „Hart aber Fair“ (was für ein passender Titel) gesellschaftliche und erzieherische Abgründe auf. Während die Verfilmung bei den Zuschauern für einen – sagen wir – ungewohnten Effekt sorgte, denn sie konnten sich eine Meinung bilden, warfen sie aufgrund neuer Argumente über den Haufen, hörten weitere Argumente und revidierten ihre schon geänderte Meinung nochmals. Egal, ob man das Stück mag oder nicht, es zeigte doch, wie ein Meinungsaustausch funktionieren kann, denn das hat die Gesellschaft verlernt beziehungsweise nie gelernt. Das mag traurig stimmen und einen am Fortbestehen einer funktionierenden Gesellschaft zweifeln lassen. Vielleicht wären „Diskussionskultur“, „Auseinandersetzen mit anderen Meinungen“ zukunftsträchtige Schulfächer. Ich frage mich, warum mal als Zweijähriger Chinesisch lernen muss, während das gesellschaftliche Miteinander in seine Einzelteile zerlegt wird. Sichtbar in der auf das Theaterstück folgenden Talkshow, in der sich alle gleichzeitig ins Wort fielen. Dabei war es die ARD höchstselbst, die eine endlich einmal aufkeimende Debatte abwürgte, indem sie mit der Abstimmung einen Schlusspunkt hinter den Meinungsaustausch setzte, als müsste sich (m)eine Meinungsbildung nach dem Sendeplan richten. Letztlich ging es wohl mal wieder nur um Klickraten und Quote. Und so bricht ein insich stimmiges Prozedere fleischlos in sich zusammen und wirft ein fahles oder eher grelles Licht auf verkrustete Strukturen des Formatfernsehens. Wahrscheinlich muss es für die Programmmacher eine gruselige Vorstellung sein, dass sich jemand nach 90 Minuten keine eigene Meinung gebildet haben könnte. Jetzt könnte man ausschalten, zurücklehnen und nachdenken. Aber das ist ja wohl nicht im Interesse einer Fernsehanstalt, also wird unheilvoll weitergesendet, anstatt sich vernünftig mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Aber wer sollte das auch machen? Die „leisen Moderatoren“ wie Beckmann oder Maischberger wurden eingestellt oder abgeschoben. Auch die Fotografie hat sich verändert. Unser Sehen, unsere Wahrnehmung und unser Umgang gleich mit. Jeder fotografiert wie selbstverständlich mit seinem Handy, wird aber hochgradig nervös, wenn es um „sein Recht am eigenen Bild“, geht.

Für sich selbst gelten halt andere Regeln als für andere. Wer möchte sich selbst schon so sehen, wie ihn andere sehen? Ist das nun eine eklatante Verletzung der Menschenwürde oder Kunst? Oder beides? Und gibt es das wirklich, das Recht am eigenen Bild? Was bedeutet es, (heimlich) andere Menschen zu fotografieren? Da gibt es den Paragraphen §22 Kunst UrhG. Bildnisse dürfen demnach nur mit Einwilligung des Abgebildeten verbreitet (aber was ist mit dem Akt des Aufnehmens an sich?) oder zur Schau gestellt werden. Eine Ausnahme liegt dann vor, wenn eine Verbreitung in einem höheren Interesse der Kunst liegt. Im Falle aber eines reinen privaten Lebensvorgangs besitzt die abgebildete Person dennoch Anspruch auf Unterlassung. Doch was ist ein rein privater Lebensvorgang? Eis essen auf einer Parkbank? Rumliegen im selben Park? Über die Straße gehen? Im Straßencafé einen Kaffee trinken? Aber was wenn man beim Trinken kleckert oder das Handy runterfällt? Für den Fotografen ist das bestimmt der interessantere Augenblick als das reine Trinken. Der Fotograf (ich nutze den Ausdruck synonym für jeden, der fotografiert und nicht als Berufsbezeichnung) würde vielleicht argumentieren, dass sich die Aufnahme aufgrund des Gesichtsausdrucks beim Herunterfallen der Handys als Kunst definiert. Gerichte haben da schon in die eine und in die andere Richtung entschieden. Sprich: Einzelfalllösung. Da das Landgericht in München anders entscheidet als die Gerichte in Hamburg oder in Berlin. Ist unsere „mobile Fotografie“ nicht schon längst Teil der modernen Kunstgeschichte? Wer entscheidet aber, was wann als Kunst definiert beziehungsweise deklariert wird? Sicherlich reicht die Aussage des Künstlers nicht aus. Was aber, wenn es sich um einen berühmten Künstler handelt? Grenzen sind in diesem Fall keine unverrückbaren Landmarken.Für Susan Sonntag (Schriftstellerin und Journalistin, Lebensgefährtin von Annie Leibovitz) ist das ein Akt der Gewalt, der die Verletzung der Menschenwürde beinhaltet. Wohlgemerkt sprechen wir hier nur von heimlichen Aufnahmen, nicht von Porträts. In diesem Zusammenhang muss ich unwillkürlich an die Abermillionen unvorteilhafter Selfies denken, auf denen sich die Leute in erschreckendem Ausmaß selbst entlarven. Bliebe da die Selbstanzeige als einziger Ausweg? Oder doch eher eine Art der Selbstauflösung in der Cloud? Was geschieht mit uns in der Masse, mit unser Individualität und Identität? Was bleibt, wenn mein Ich immer weiter verschwindet? Egoismus und Narzissmus als einzige „Überlebensformel“. Wie weit man damit kommen kann dieser Tage, zeigt Trump. Während es früher Schauspieler und Farbige ins Präsidentenamt schafften, ist es heute ein klassischer Narzisst. Für eine Frau im mächtigsten Amt der Welt scheint die Zeit indes noch nicht reif zu sein. Warum eigentlich nicht? Da könnte frau doch mit Fake-News nachhelfen.

Tom Körber. Chefredakteur.

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TEAM SAILING JOURNAL

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010

Estland

030

Faber & Münker

050

Fotowelten

092

Leidenschaft Ozean

098

Fehmarn Belt Race

110

Das Meer ist immer noch da

124

Everyday is a sea day

004

Editorial

008

Inhalt

026

Verlosung

038

Lesen

080

Kolumne Recht

082

Kolumne Öko

084

Kurz. Knapp. Kolossal.

106

Kalender

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Abo

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Technik, Taktik & Taktvoll

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Kolumne ART

Tom Körber Er sieht die Welt nur noch in Bildausschnitten und Perspektiven. Das kann mitunter sehr belastend sein – für die Augen und das Gehirn. Ob analog oder digital ist dabei völlig egal. Über Tellerränder und in Magazine zu schauen, ist seine zweite große Leidenschaft. Das Sailing Journal basiert auf seiner Idee.

Jan Weisner Bei seiner Leidenschaft für anspruchsvolles und schönes Layout kam 2007 das Sailing Journal gerade zum richtigen Zeitpunkt. Er ist seither für die grafische Umsetzung und Druckvorstufe zuständig. Mit seiner Firma Outline-Graphix gestaltet er noch weitere erstklassige Special-Interest-Magazine.

RC44. ARTEMIS RACING. Cascais. Bild // Pedro Martinez/Martinez Studio

KURZ

LANG

INHALT

Michael Walther Wenn er nicht segelt, denkt er übers Segeln nach. Und wenn er nicht übers Segeln nachdenkt, redet er darüber. Mehr Segeln geht kaum. Der fertige Jurist liebt Mehrrümpfer. Egal ob auf einem F18 bei der Archipelago Raid, auf einem Extreme 40 mit Roland Gäbler oder, oder, oder …


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Diese beeindruckende Stille und Ruhe ist es, die das kleinste der baltischen Länder ausmacht. Nun war dies nicht immer so in diesem Landstrich. Deutsche und Russen kämpften viele Schlachten um dieses kleine Land – immer zulasten ihrer Einwohner. Wie üblich also! Seit 1991 ist Estland nun unabhängig. In Ruhe gelassen! Frei von Besatzung und Einflussnahme des großen Nachbarn Russland. Eine 294 Kilometer lange Grenze trennt die beiden Länder und schafft damit Ruhe! Eine Ruhe, die hoffentlich lange anhält, auch im eigenen Interesse, denn Estland ist seit 2004 Mitglied der Nato und der EU. Schon die Anreise nach Estland gestaltet sich geruhsamer als erwartet. Per Propellermaschine geht es von Hamburg über Riga nach Tallinn. Trotz der geringeren Reisegeschwindigkeit erreichen wir unser Ziel bereits nach 4,5 Stunden – es sind eben nur 1.000 Kilometer Luftlinie. Dann ist jedoch erst einmal Schluss mit der Gemütlichkeit. Vom Flughafen ab zum Hotel und dann direkt in die Altstadt. Dass diese beeindruckend ist, verwundert nicht weiter – ist sie doch aufgrund ihres sehr guten Zustands und der Vollständigkeit als UNESCOWeltkulturerbe eingestuft. Und diese Entscheidung lässt sich an jeder Ecke nachvollziehen. Während man in vielen anderen Altstädten auf die ein oder andere Bausünde aus den 1950er und 1960er- Jahren trifft, zeigt sich die Altstadt von Tallinn im Originalzustand. Da ist das markante Rathaus mit dem umliegenden Rathausplatz, an dem sich unzählige Restaurants angesammelt haben. Weiter geht es an der Nikolai-Kirche vorbei auf den Domberg mit der prunkvollen AleksanderNevskij-Kathedrale. So langsam nähert sich der Abend und die vielen kleinen, großen, edlen, einfachen, auffälligen oder versteckten Restaurants rufen. Schnell wird klar, dass wohl auch ein Sabbatical nicht ausreichen würde, um jedes einmal zu besuchen. Und es ist nicht nur die schiere Anzahl, die beeindruckt. Auch die Qualität und die Begeisterung, mit der

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hier verschiedene Gerichte gezaubert und dem ausgehungerten Gast präsentiert werden, habe ich selten so erlebt. Liebevoll eingerichtete Restaurants, die ebenso zubereitete Speisen anbieten – häufig zu einem überraschend günstigen Preis. Nächster Tag. Gepäck einsammeln und ab zum Hafen. Die kleine Hanse 325 schaukelt gemütlich an ihrem Steg und wartet darauf, übernommen zu werden. Charterurlaub in Estland? Ist das nicht kalt und nass? Gibt es da Häfen? Viele Fragen wurden mir vor der Abreise gestellt, vielleicht kann ich ja ein paar davon beantworten. Kurz das bürokratische Prozedere abhaken und schnell noch im Hafen-Supermarkt einkaufen. Wo finde ich denn bloß die Grundnahrungsmittel? Neben Bier, Schnaps, Wein, Schnaps und noch mehr Schnaps gehen Nudeln, Soßen und Eintöpfe ein wenig unter. Die Nähe zu Finnland macht sich bemerkbar. Täglich besuchen Tausende von finnischen Touristen Tallinn und decken sich hier natürlich auch mit alkoholischen Grundnahrungsmitteln ein. Es ist, nebenbei bemerkt, sehr angenehm, ein Land zu bereisen, in dem man als deutscher Tourist eine Ausnahme ist. Kommt selten vor in Europa, ist aber sehr erfrischend. Mit sämtlichen Einkäufen also kurz an der finnischen Schlange vorbei und schon geht es an Bord. Maschine an und erst einmal raus aus dem Hafen. Zwischen den Kreuzfahrtschiffen und Schnellfähren durchgeschlängelt und schon bin ich auf der offene Ostsee. Wie so häufig kommt der Wind zunächst von vorn, also in diesem Fall aus Westen. Trotzdem schnell die Segel hoch. Der brummelnde Diesel wirkt beinahe aggressiv im Gegensatz zu der mich umgebenden Ruhe. Eine kurze Welle macht der kleinen Hanse etwas zu schaffen, aber bei strahlend blauem Himmel und zwölf Knoten Wind ist dies quasi das gesuchte Haar in der Suppe. Schon nach wenigen Seemeilen stellt sich eine tiefe Entspannung ein. Wenig andere Yachten, die stören könnten, kreuzen den Kurs.


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Vereinzelt tauchen Seehunde ihren Kopf aus dem Wasser – man könnte meinen, dass diese beim Anblick der Segelyacht auch etwas überrascht sind. Kommt es doch nicht allzu häufig vor, dass sie hier in ihrer Ruhe gestört werden. Vorbei geht es an der Landzunge von Suurupi, dann einen kleinen Schrick in die Schoten und ab nach Lohusalu! Der kleine Hafen liegt gut geschützt etwa 20 Seemeilen von Tallinn entfernt und eignet sich damit perfekt als Unterschlupf an diesem Abend. Überraschenderweise liegt bereits eine Hanse 325 im Hafen. Der Nachbar ist gerade an Bord und beginnt direkt mit dem Fachsimpeln über die Selbstwendefock und die Segelleistungen der kleinen Yacht. Ich maße mir noch kein tiefergehendes Urteil über das Schiff an, schlage aber die Einladung auf ein Willkommensbierchen nicht aus. In Kombination mit dem anschließenden Saunagang und einer schnellen Portion Nudeln falle ich anschließend direkt in die Koje. In den nun folgenden Tagen geht es nach Dirhami, Haapsalu und zu den beiden vorgelagerten Inseln Osmussaare und Naussaar. In allen Häfen beeindrucken mich die sehr moderne Infrastruktur und die gepflegten sanitären Einrichtungen. Natürlich ist WLAN überall verfügbar und auf meine Frage

nach dem Kennwort werde ich nur freundlich belächelt. In einem Land, das eine Online-Staatsbürgerschaft anbietet, die Wahl online und per SMS zulässt und in dem eine Firmengründung online binnen 20 Minuten erledigt ist, erscheint es beinahe selbstverständlich! Aber es sind die vielen kleinen Momente, die diese Reise in Estland besonders machen. Fernab von großen Touristenströmen. Ohne durchgeplante Angebote für Urlauber. Natürlich ohne es zu planen, entdecke ich in Lohusalu ein kleines Fischereimuseum. Dieses ist deshalb so beeindruckend, weil es eigentlich nur eine kleine Fischerhütte ist. Vor zehn Jahren blieb der dazugehörige Fischer auf See. Und um seine Erinnerung zu bewahren, hat seine Ehefrau seine Fischereihütte einfach unverändert gelassen. Und es hinterlässt einen bleibenden Eindruck, weil ebendiese Ehefrau vor mir steht und mir aus dem gemeinsamen Leben erzählt, welches natürlich von der Fischerei bestimmt war. Alte Uhren, Navigationsbesteck, ein russischer Außenborder, handgeknüpfte Netze, Reusen und natürlich ein Ölzeug, welches diesen Namen noch verdient. Relikte aus einer Zeit ohne Smartphone und Navigations-Apps in einem Land, in dem der Onlinezugang ein Grundrecht wie Wasser- oder Stromanbindung ist.

Es ist sehr angenehm, ein Land zu bereisen, in dem man als deutscher Tourist eine Ausnahme ist. Kommt selten vor in Europa, ist aber sehr erfrischend.


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In Estland leben diese Kontraste nebeneinander: Natur, Tradition, Hightech und Onlinevernetzung. Ruhe und das schnelle Onlineleben. So treffe ich auf Naussaar ein älteres Paar, das beinahe nur Russisch spricht und gerade Pfifferlinge für das eigene Restaurant sammelt. Auf meine Frage, ob ich ihnen welche abkaufen kann, wird das Smartphone bemüht, um zu übersetzen und mir zu zeigen, wie genau ich die richtigen Pilze identifiziere. Online, mitten im Wald auf einer Insel in der Ostsee. Mithilfe der beiden suche ich also selbst – es wäre ihnen unangenehm gewesen, mir direkt neben den Fundstellen Geld für die Pilze abzuknöpfen, abends gibt es dann also selbst gesammelte Pilze. Bisher habe ich davon eigentlich immer die Finger gelassen. Zu groß war die Angst, einen Falschen zu erwischen. Als ich am nächsten Morgen ganz normal aufwache, bin ich doch ein wenig beruhigt. Einen weiteren Kontrast zu den kleinen Häfen bietet Hapsaluu. Der alte Kurort mit seinen 11.000 Einwohnern ist sehr lebendig. Viele kleine Kaffees säumen die Innenstadt und es verwundert nicht, dass schon der Komponist Tschaikowski und der Maler Roerich hier flanierten. Getreu dem Motto „Das Überraschende macht Glück“ stolpere ich über das wohl älteste noch erhaltene Friedrich-Schiller-Denkmal. Eine Bekannte von Schillers Frau errichtete es 1813 in der Nähe der Stadt, 1957 wurde es im Läänemaa-Museum (im Zentrum) vor den Witterungseinflüssen in Sicherheit gebracht. Ebendiesen sind die vielen Jugendstilvillen der Stadt ausgesetzt. Nach und nach werden sie jetzt renoviert!

So vergehen zehn Tage. Entlang an Estlands Küste. Meist bewaldet, mal mit Steilküste, mal mit Sandstränden, selten mit, meist ohne Menschen. Es verwundert nicht weiter, dass beinahe alle Esten, die ich während dieser Tage getroffen habe, Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen. 29 Einwohner pro Quadratkilometer – in Deutschland sind es 230. Ansonsten nur unberührte Natur. So leben beispielsweise aktuell 800 Braunbären in Estland. Die meisten davon in den Taigawäldern nahe der russischen Grenze. Bevor es wieder zurück ins hektische Deutschland geht, buche ich noch eine Nacht in einer kleinen Holzhütte in einem dieser Wälder. Zusammen mit drei französischen Naturkundlern mache ich mich also gegen 16 Uhr auf den Weg, um die kleine Hütte tief im Wald vor Anbruch der Dunkelheit zu erreichen. Nach vier Stunden, ohne ein Wort zu sagen, in absoluter Stille – abgesehen von einer einfliegenden Hummel – taucht aus dem Gestrüpp des Waldes ein dunkler Schatten auf. Es ist ein circa 200 Kilogramm schweres Männchen, das in etwa 60 Meter Entfernung an uns vorbeiläuft. Gerade einmal 15 Stunden später sitze ich zurück in der AirBaltic-Propellermaschine nach Deutschland. Schon jetzt bin ich mir sicher, dass es nicht die letzte Reise nach Estland gewesen sein wird. Sei es eine Städtereise nach Tallinn, mit dem Stand-up-Paddelboard einen estnischen Fluss hinab oder ein weiterer Segeltörn an dieser traumhaften Küste. Denn für mich steht fest, dass es keinesfalls zu kalt und nass für so einen Törn in dieser Region ist – womit nun auch die letzte Frage beantwortet sein dürfte!

trip is covered by European Regional Development Fund

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Die Hanse 325 wurde zur VerfĂźgung gestellt von: Sailing.ee Sadama 25/4 15051 Tallinn Estland Tel.: +372 5333 1117 E-Mail: info@sailing.ee


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DER TON DES TRIMMENS

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Bis weit in die 1990er-Jahre wurden die Segel hier noch größtenteils per Hand gemacht. Und ja, auch hier werden die Tuchrollen beim Verarbeiten kleiner – bis heute. Seit mehr als 30 Jahren werden in Kiel Segel auf höchstem Niveau gefertigt. Ob nun wie früher in Handarbeit oder heute mithilfe von Maschinen, spielt keine Rolle, denn viele der detailreichen Arbeitsschritte wie Aufdoppeln, Einlieken oder Säumen werden nach wie vor per Hand ausgeführt. Dass sich Uli Münker und Christian Tinnemeyer (Tinne) gegen international agierende Segelmachereien durchsetzen konnten und heute sogar eher auf Wachstum setzen, kommt nicht von ungefähr. Vom viel gepriesenen individuellen Service ist die Rede, dass auf die Wünsche des Kunden eingegangen wird und dass aus „Reparaturkunden“ Stammkunden wurden. Wie man das schafft? Zuhören. Beraten. Handwerk. Erfahrung. Selbst die Lehrlinge versinken hier noch kopfüber gebeugt an den versenkten Nähmaschinen, auch wenn bereits seit den 1980er-Jahren Spituch-Laminate verklebt und nicht vernäht werden – heute im Ultra-Sonic-Verfahren. 1986 rüsteten Faber & Münker den Cupper JAN POTT (Boot von

Mitbegründer Bernd Faber) mit leichten, durch Lastlinien verstärken Segeln aus, die damals noch „Power Lines“ genannt wurden, heute eher als Membransegel bekannt sind. Bis heute lernen die Azubis, wie man Segel per Hand schneidet und repariert, denn auf dem Atlantik hat man selten eine Nähmaschine dabei. Allein das ist schon ein triftiger Grund, eine Schere halten zu können. Segelbahnen schneiden können Lasercutter viel präziser (und reproduzierbarer), als man es mit der Hand könnte, außerdem tun sich die neuen Materialien recht schwer – mit Scheren. Es sei denn, es gäbe Scheren, die heiß schneiden und die Kanten gleich versiegeln. Dennoch lernen die Segelmacher hier traditionelles Wissen – allein schon, um es dann wieder an die kommende Generation weiterzugeben. Aus zweidimensionalen Tuchbahnen dreidimensionale Segel schneidern. Da braucht es viel Vorstellungskraft bei der Formgebung. Die ist wohl in der jeder Segelmacherei ein wohlgehütetes Geheimnis. Detailverliebtheit bringt einen da nicht unbedingt weiter, sondern eher schon Aerodynamik und – man höre und lese – Kundenpflege. Der Umgang mit Menschen ist ein wichtiger Aspekt beim Segelmachen. Kaum etwas ist so individuell wie die Natur beziehungsweise das Erleben derselbigen.


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MADE BY HAND

Natürlich kann man Geschwindigkeit oder Windwinkel an den Geräten ablesen, aber was da war und immer bleiben wird, ist das Gefühl des Vortriebs und des Windwinkels des Bootes. Und noch wichtiger: Wie hört sich das Segel an? Segel klingen? Wer weiß das schon. Auf jeden Fall hören sich perfekt getrimmte Segel anders an als schlecht getrimmte. Das Trimmen immerhin ist eher Kunst als Wissenschaft. Für viele Segler gehört der richtige Trimm „zum guten Ton“. Streng genommen ist nur ein einziges Profil pro Segel für die jeweiligen Bedingungen, deren Parameter Windstärke, Windeinfallswinkel und Wellenbild, das richtige. Die Kunst des Segeltrimmens besteht nun darin, die Segel der vermeintlichen Formgebung weitgehend anzupassen. Somit wären wir also wieder bei der Formgebung des Segels, sprich beim Segelmacher. Da hilft es, wenn man über Jahrzehnte alle möglichen Profile schneidert, vom Gaffelkutter (GUDRUN III) über Rennyachten (HEXE, KPMG, WALROSS IV) bis zur 2,4mR von Heiko Kröger, der mit Segeln von Faber & Münker Weltmeister wurde. So was geht nicht ohne Zuhören. Aha, also nicht nur Segel kann man hören, sondern auch die Segler. Gute Garderobe entsteht durch Schneidern und Segeln, durch Ausprobieren und Auswerten. Es ist ja beileibe nicht so, dass nicht andere Segelmacher auch gute Segel machen könnten. Was macht also den Unterschied? Vielleicht ist das so wie beim Arzt. Ernst gemeintes Zuhören fördert den Heilungsprozess. Okay, nicht jeder Arzt muss alle Nase lang krank sein, um die Krankheiten seiner Patienten verstehen zu können, Einfühlungsvermögen allerdings hilft da oft schon weiter. Ähnlich beim Segelmachen. Wenn Tinne oder Uli ihre Kunden auf der Regattabahn treffen, entsteht dieses unsichtbare Band des Vertrauens. Da ist es völlig unwesentlich, ob es sich um den damaligen Commodores’ Cup oder um das Whitbread Around the World (Vorläufer des Volvo Ocean Race) handelt, die Boote J80, Opti, 505er oder Klassiker wie die SPHINX sind – diese Authentizität in den verschiedensten Klassen schenkt Vertrauen. Und damit Zukunft. www.faber-muenker.de

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A DIFFERENT VISION ON FASHION PHOTOGRAPHY PETER LINDBERGH

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eitgleich mit seiner großen Retrospektive in der Kunsthalle von Rotterdam stellt dieser Band über 400 Bilder aus vier Jahrzehnten Lindbergh-Fotografie zusammen, um seine einzigartige und revolutionäre Herangehensweise an die Modefotografie zu würdigen. Seine charakteristisch monochromen Bilder, die zugleich roh und verführerisch wirken, sind durch einen romantischen und erzählerischen Gestus gekennzeichnet, der der Kunst- und Modewelt ganz neue Impulse gab. Lindberghs Bildsprache ist von einer filmischen Ausdrucksweise bestimmt und vom Spiel mit weiblichen Archetypen. Seine Aufnahmen haben einen extrem hohen Wiedererkennungswert und sind längst Klassiker und Ikonen. Ein Urteil, dem sich auch die prominenten Zeitgenossen uneingeschränkt anschließen, die in diesem Band zu Wort kommen. Darunter Jean Paul Gaultier, Nicole Kidman, Grace Coddington, Cindy Crawford und Anna Wintour, die ihn einst für die US-VOGUE mit an Bord holte.

HIER VIDEO ABSPIELEN

ISBN 978-3-8365-5282-0, 59,99 Euro, 524 Seiten, Format: 24 x 34 cm. Taschen Verlag

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ull dB Re

Segelprojekt Camp 24/7

Segel Bundesliga

Kieler Woche

g ilin Fo ion rat ne Ge

EINZIGARTIG! Vielen Dank allen Partnern, Unterstützern und Segelbegeisterten für ein spektakuläres Segeljahr 2016. Erleben Sie die Möglichkeiten eines der weltweit besten Segelreviere. Nutzen Sie als Projektpartner von Kiel.Sailing.City das maritime Lebensgefühl für Ihr Unternehmen. Mehr Infos auf www.kiel-sailing-city.de/dabeisein.

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HASSELBLAD MASTERS VOL. 5

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ie Hasselblad Masters ist einer der angesehensten, professionellsten Fotowettbewerbe der Welt und gibt sowohl gestanden Profis als auch aufstrebenden Newcomern die Möglichkeit, sich in der Welt der High-End-Fotografie einen Namen zu machen. Der diesjährige Wettbewerb ermutigte zu über 10.000 Einreichungen. Die zehn Gewinner wurden durch eine Kombination aus einer Fachjury und einer öffentlichen Online-Abstimmung ausgewählt. Seit nunmehr fünf Jahren werden alle Gewinner zusammen in einem Buch veröffentlicht. In diesem Jahr steht es unter dem Motto: Inspire. Ein Muss für alle Freunde der High-End-Fotografie.

ISBN 978-3-8327-3424-9. 79,90 Euro. 240 Seiten. 27 x 34 Zentimeter. Text in Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch und Japanisch. teNeues Verlag.

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MODERNISM REDISCOVERED. JULIUS SHULMAN.

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er International Style sagt, sagt auch Julius Shulman. Seine Fotografien, nicht nur der kalifornischen Nachkriegsmoderne, haben dafür gesorgt, dass dieser Architekturstil einer breiten Öffentlichkeit bekannt und zum Inbegriff des Modernismus wurde. Shulmans Aufnahmen erfassen nicht nur die baulichen, funktionalen und gestalterischen Bestandteile eines Gebäudes, sondern vermitteln auch einen Eindruck von seiner Umgebung, seinen Bewohnern und deren Wohnwelten. Diese Neuausgabe von Modernism Rediscovered, von Benedikt Taschen persönlich kuratiert, zeigt die meisterlichen Aufnahmen aus Shulmans persönlichen Archiven von über 400 Bauten aus den USA, aus Mexiko, Israel und Hongkong.

ISBN: 978-3836539197 Neuausgabe 99,90 Euro, Originalausgabe 250 Euro. 1008 Seiten. 25 x 32 Zentimeter. Hardcover, drei Bände im Schuber. Taschen Verlag


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NEW DEAL PHOTOGRAPHIE USA 1935-1943

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wischen 1935 und 1943 bereisten Fotografen, im Auftrag der Farm Security Administration, die gesamten Vereinigten Staaten von Amerika, um die Armut im Lande zu dokumentieren und „den Amerikanern Amerika vorzustellen“. Dieses Buch präsentiert ihre Arbeiten. Mit knapp 400 Bildern von Fotografen wie Dorothea Lange, Marion Post Wolcott, Walker Evans, Russell Lee und Arthur Rothstein zeigt diese Sammlung das erschütternde Bild einer krisengeplagten Nation während der großen Depression auf. Bilder von Strafgefangenen und Straßenkindern, Bergleuten und Baumwollpflückern, Wanderarbeitern und Migranten dokumentieren die Härten dieser Ära ebenso wie den Mut, mit dem die Menschen der allgegenwärtigen Not in jenen Jahren begegneten.

ISBN: 978-3-8365-3711-7 14,99 Euro. 608 Seiten. 14 x 19 Zentimeter. Taschen Verlag

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MALLORCA SELECCIÒ

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utor und Herausgeber Stefan Loiperdinger zeigt die Lieblingsinsel der Deutschen mit all ihren Facetten aus ungewohnten Perspektiven, endlosen Sandstränden, idyllischen Buchten und malerischen Bergdörfern. Die romantische Westküste mit unvergesslichen Sonnenuntergängen und die vom Wind zerfurchte hunderte Meter abfallende Steilküste bei Formentor. Aber auch noble Yachthäfen, jahrhundertealte Kulturschätze, moderne Galerien und Museen mit den Werken internationaler Künstler werden aufgezeigt. Die Inselhauptstadt Palma mit Europas größter Altstadt und einem Kontrastprogramm aus edlen Flaniermeilen und urigen Künstlervierteln.

ISBN: 978-3000541-810. 49 Euro. 342 Seiten. 30 x 26 x 35 Zentimeter. Titel geprägt und lackiert. Erhältlich unter www.mallorcas-schoene-seiten.de Verlag MünchenSüd-Loiperdinger GmbH


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MITTELMEER M ATHI A S B OTHOR

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er Berliner Fotograf Mathias Bothor suchte nach dem Wesen des Mittelmeers und er fand es in den Gesichtern der Bewohner seiner Küsten. Vier Jahre reiste er in die Länder des Mittelmeers und schuf Porträts der Menschen und Landschaften. Ihre schlichte Schönheit hilft, das Fremde, Andere, was uns dieser Tage so aufwühlt, besser zu verstehen. Der einleitende Essay ist aus der Feder des Weltenwanderers Joachim Sartorius, der wie nur wenige das Meer und seine Menschen zu beschreiben vermag. 1962 in Berlin geboren, machte Mathias Bothor sich 1992 als freier Fotograf selbstständig. Heute ist er einer der gefragtesten Porträtfotografen; seine Arbeiten wurden bereits mehrfach ausgestellt. Bei mare erschien zuletzt sein viel gepriesener Bildband Bretagne (2009). Er lebt mit seiner Familie in Berlin und arbeitet überall. Auf seinen Mittelmeerreisen konnte er meistens privat wohnen und hatte ortskundige Begleiter. Einige der Begegnungen waren vorab geplant, andere passierten spontan. Er traf Menschen jeden Alters, aus allen Schichten und Religionen. Er erlebte überbordende Gastfreundlichkeit, grenzenlose Hilfsbereitschaft und wohlwollendes Interesse, aber manchmal auch undurchschaubare Sicherheitsmaßnahmen und scheinbar willkürliche Kontrollen seitens des Militärs. Jede Reise war anders, jede war neu, aber eines begegnete ihm auf der Suche nach dem Wesen des Mittelmeers immer wieder: Im Alltag in den verschiedenen Ländern fand er immer wieder Beispiele für den gelebten Wunsch nach friedlichem Miteinander. Sein Fazit nach den vielen Reisen: „Ungeachtet der Kriege und Grausamkeiten, die unser jetziges Bild bestimmen, steht nach allem, was ich auf meinen Reisen gesehen und erlebt habe, das Mittelmeer vor allem für die Gemeinsamkeit seiner so unterschiedlichen Menschen.“ In Alexandria, Ägypten „In der Nacht bin ich von Alexandria aus mit dem Taxi etwa 50 Kilometer nach Westen gefahren, um vor Sonnenaufgang in der Kleinstadt Al Max die Brüder Mohamed und Hassan in einer Teestube zu treffen. Es ist noch stockdunkel, und während wir unser Heißgetränk schlürfen, beginnt sich das Morgenlicht auszubreiten. Erst jetzt kann ich erkennen,

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dass wir neben einem ins Meer mündenen Fluss sitzen, der zu beiden Seiten von kargen Hütten und halbfertigen Betonbauten gesäumt ist. Überall liegen blaue Boote vertaut, die nun von Fischern bestiegen und rückwärts ins wenige Meter entfernte Mittelmeer manövriert werden. Die Sonne ist noch nicht zu sehen und das weiche Licht gibt der Szenerie eine vermeintlich romantische Note. Im Verlauf der nächsten Stunden begreife ich jedoch, dass diese Stadt durch und durch verarmt und – wie ich unschwer erkennen kann – ziemlich ungesund ist. Al-Max ist zwischen einer Ölraffinerie und einer Betonfabrik eingeklemmt, die ihre giftigen Abwasser offenbar seit Jahrzehnten ungefiltert in Fluss und Meer entsorgen. Mohamed, gerade 30 geworden, erzählt uns, dass der Fisch in der Umgebung praktisch ungenießbar ist, aber trotzdem verkauft und gegessen wird, denn wer keine Arbeit in den Fabriken findet, muss fischen. All das könne man ändern, sagt er. Unmittelbar nach der Revolution schienen sich die Dinge zu verbessern, aber die umfassende und staatlich sanktionierte Korruption verhindert die meisten Versuche. Aber Mohamed will nicht aufgeben und hat mit einfachsten Mitteln und sehr wenig Geld ein Nachbarschaftsbüro gegründet, um Stadt und Natur zu schützen. Als wir am Vormittag, viele Fotos und Begegnungen später, in seinem Büro frühstücken, erzählt er von den Tagen Ende Januar 2011 und dass er Menschen hat sterben sehen, andere für immer verschwunden sind oder noch im Gefängnis sitzen. Er glaubt fest, dass es einen 'zweiten Frühling' geben wird, vermutlich gewalttätiger als der erste. Bis dahin will er dafür sorgen, dass das Leben in Al-Max erträglicher wird, am besten für alle. Mal wieder muss ich mit großer Kraft die alles zersetzende Sozialromantikfalle beiseite räumen, um mir erlauben, Mohamed tatsächlich zu glauben. Nicht weil ich will, sondern weil ich kann. Der Mann hat Hoffung dort, wo ich es kaum wage, dieses Wort nur zu denken. Diese Kraft, diese Zuversicht und diese Empathie habe ich auf die eine oder andere Art überall am Mittelmeer gefunden, letztendlich in allen Menschen, die ich fotografiert habe.“


45 In Algier, Algerien „Für sieben Tage bin ich Teil der Familie Bernard, Annabelle und Frédéric mit ihren Töchtern Adèle und Jeanne, im Stadtteil El Biar von Algier. Der warmherzige Empfang und der unmittelbare Einlass ins Familienleben geben mir das Gefühl, wieder 16 zu sein. Mit ziemlich coolen Eltern. Unter der Terrasse ihrer Wohnung befindet sich der Vorplatz der hiesigen Markthalle. Jeden Morgen (außer am Freitag) sehe ich mit Tüten, Taschen und Kleinkindern beladene Frauen, die sich mühevoll ihren Weg durch die den Platz beherrschenden Männeransammlungen bahnen, die so sehr mit Rauchen und Nichtstun beschäftigt sind, dass sie keine Zeit finden, auch nur einen Schritt zur Seite zu treten. Deutlicher wurde der Begriff 'Männergesellschaft' nirgendwo auf meinen Reisen in Szene gesetzt. Die ganze Stadt scheint kaum Platz zu haben für Frauen ohne Kopftuch, Hidschab oder Niqab. Später dann, auf dem Weg nach Westen entlang der Küste, geistert auch die eine oder andere in schwarzer Burka den Straßenrand entlang. Und doch finde ich am Port de Cherchell zu meiner großen Freude eine Segelschule für Mädchen, die mit Neoprenanzügen und offenem Haar zum Training antreten. Ein paar Meter weiter drei Mädchen in Designerjeans und mit fest um die einen Hauch zu überschminkten Gesichter gewickelte Kopftücher, smartphonebesessen und dauerkichernd. Und glücklich.“ In Tel Aviv, Israel »Die Whatsapp-Gruppe der ZAKA Divers Unit von Tel Aviv schreibt sich die Nachrichten auf Hebräisch, wie auch sonst. Dank meiner umfassend vernetzten Freundin Tal wissen wir bald, wo und wann die Männer im Einsatz sind. Was sie suchen, weiß das ganze Land, denn es sind nur noch wenige Tage bis zum Gazakrieg 2014, unter vielem anderem ausgelöst durch die Entführung und Ermordung von drei Kibbuzjugendlichen. Als ich die vier Männer am frühen Abend am Stadtstrand von Tel Aviv treffe, weiß offiziell noch niemand von den Morden. Es wird gesucht, überall. So auch in den verzweigten Unterwasserhöhlen. Kurz vor Sonnenuntergang sind Gershon Gershman, Roi Liberman, Amit Lebert und Isachar Weiss bereit zum Foto. In knallorangener Tauchkleidung paddeln sie für mich zu einer Landzunge, damit ich sie vor der Stadtkulisse fotografieren kann. Ich brülle Anweisungen durch die Brandung, aber sie machen alles anders und alles besser. Bald ist die Sonne weg und ich lade alle zum Drink ins Strandcafé ein. Es ist wunderbar warm und wir beginnen, über alles mögliche zu reden. Roi interessiert sich sehr für meine Erlebnisse in Beirut und gesteht bedauernd, dass die Stadt eines seiner unerreichbaren Traumziele ist, denn Israelis dürfen nicht in den Libanon einreisen. Wie soll sich irgendetwas verbessern, wenn wir einander nicht kennenlernen können, seufzt er.

Aber etwas ändert sich heute Abend doch. Der achtzehnjährige Isachar ist Tora-Schüler und hat Tal bisher keines Blickes gewürdigt. Wie er später erzählt, dachte er bis zum heutigen Tag, dass lesbische Frauen mit Tatoos nicht zur menschlichen Rasse gehören. Doch in diesen paar Stunden, die wir gemeinsam verbringen, ist etwas in ihm gelöst worden. Immer mehr Fragen, meist auf Hebräisch, sprudeln aus ihm heraus und irgendwann sehe ich ihn fröhlich mit Tal ins Gespräch vertieft. Als wir uns schließlich verabschieden, umarmt er auch sie. Wie hätte dieser Tag besser enden können?“ Auf Mallorca, Spanien „Um einen Eindruck von seinem Grundstück zu bekommen, bittet mich Toni Ferrer in einen seiner Golfcaddys, denn zu Fuß bräuchten wir den ganzen Tag. Er hat recht. Es nimmt kein Ende und dieser warmherzige Mann, dessen Gastfreundlichkeit kaum zu überbieten ist, kann seinen Stolz nicht verhehlen. Er erzählt mir in streckenweise abenteuerlichem Englisch, dass sein Schwager Miquel Amengual und er unter anderem 'Ballermann' erfunden haben, um den Deutschen etwas zu geben, was ihnen gefällt. Wir grinsen uns an. A matter of taste, betont er. Toni, Miquel und ein paar andere Herren gleichen Alters scheinen die Insel seit fünfzig Jahren im Griff zu haben, gegen alle immer wieder auftretende Widerstände. Politik und Besitz ist auch hier eine Sache von in geschlossenen Zirkeln agierenden alten Männern, die vor der Zeit des Massentourismus


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als Hotelboy oder Küchenhilfe angefangen haben. Dinosaurier nennt Toni sich und die anderen, denn mit ihnen fing alles auf Mallorca an. Als ich ihn frage, ob es Leute gab und gibt, die andere Vorstellungen von der wirtschaftlichen Entwicklung Mallorcas haben, hebt er nur die Augenbrauen und lächelt. Während wir bereits seit einer halben Stunde über Tonis Finca juckeln, frage ich mich, wie viele Kriegsbeile hier wohl über die Jahre begraben wurden.“ ISBN 978-3-86648-264-7, Format 30x26 Zentimeter, Preis 39,90 Euro, 144 Seiten, fadengeheftet, Leineneinband mit Schutzumschlag inklusive separater Karte des Mittelmeerraums und mit Musik von Thomas Moked Blum, exklusiv komponiert für mare

BILD // PARADIS SAUVAGE

MATHIAS BOTHOR IM GESPRÄCH. Mit welchem Equipment arbeitest du? Leica S2, Mittelformat, mit den Optiken 35 Millimeter, 70 Millimeter und 120 Millimeter. Für das Mittelmeer-Buch ausschließlich mit Tageslicht. Welche ist deine Lieblingskombination? Die S2 mit dem leichten Tele 120 Millimeter. Mit welchen Brennweiten hast du im Buch fotografiert? Die Landschaften mit dem 35er und dem 70er, die Porträts mit dem 70er und dem 120er. Wie beeinflusst die Kamera die Herangehensweise an Motive? Die Leica S ist relativ groß, schwer und in meinen Augen die ‚analogste‘ Digitalkamera. Nichts an ihr verleitet zum Rumknipsen und für Schnappschüsse ist sie einfach nicht zu gebrauchen.

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Das Sichtfeld ist großartig und führt bei mir dazu, dass meine Fotos fast ausschließlich Vollformate sind. Arbeitest du noch analog oder bist du komplett auf digitales Arbeiten umgestiegen? Bis 2011 habe ich ausschließlich analog fotografiert, seitdem nur noch mit Leica digital. Wie gehst du bei solch langen Projekten vor? Lässt du dich treiben und folgst deinem Instinkt oder hast du einen relativ festen Plan, den du quasi abarbeitest? Der zugrundeliegende Plan beim Konzipieren des Buchs war nicht, einen umfassenden Reisebericht zu erstellen, der den Mittelmeerraum beschreibt, sondern sich über die Konzentration auf die am Meer lebenden Menschen und den jeweiligen Kulturraum zu nähern. Letztlich wollte ich herauszufinden, ob und wo die einzelnen Unterschiede fotografisch dann noch wieder wahrnehmbare Gemeinsamkeiten bilden. Im Schnitt habe ich mich zwei Wochen in einem Land aufgehalten, um dann zurück nach Berlin zu fahren und von dort das nächste Gebiet anzusteuern. „Der feste Plan“ war in erster Linie für die logistischen Anforderungen (Anreise, Visa, Unterkunft etc.) nötig sowie den Kontakt zu einer Person, die übersetzen kann und ortskundig ist. Die Reise selbst war immer eine Mischung aus Verabredungen, die schon im Vorhinein getroffen wurden (und auch gern mal nicht oder anders stattfanden) und dem instinktfolgenden Sich-treiben-Lassen, ohne das dieses Buch nicht denkbar gewesen wäre. Viele Autofahrten und noch mehr Fußmärsche waren an der Tagesordnung, denn gute Leute mit guten Gesichtern müssen gesucht werden.


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Photo: Lloyd Images

marinepool.com


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Je klarer im Laufe der Zeit meine Bildvorstellungen wurden, je mehr ich mich auf meine Intuition verließ, desto schneller geriet ich an die Menschen, die ich treffen wollte. Mein dauerhafter Anker in den vier Jahren Arbeit an dem Buch war die geistige Standleitung zu meinem Verleger Nikolaus Gelpke, der mich als fotografischer Lektor, Berater und Freund immer aus der Ferne begleitete. Sein gedankliches Mitreisen hat es mir letztlich überhaupt ermöglicht, dieses riesige Areal in den Griff zu bekommen und nicht an der schieren Vielfalt irre zu werden. Wie bekommst du Kontakt zu den Menschen? Der eben beschriebene Weg war sicher der häufigste, aber ich habe noch aus Berlin oder dann bei meiner Ankunft Leute kontaktiert, die ich später traf und manchmal fotografiert habe, manchmal halfen mir die tollen Übersetzerinnen und Guides mit ihren Kontakten.

ISBN 978-3-86648-264-7, 39,90 Euro, 144 Seiten, Format: 30 x 26 cm, Fadenheftung, Leineneinband mit Schutzumschlag inklusive separater Karte des Mittelmeerraums, Musik exklusiv komponiert von Thomas Moked, Mare Verlag.

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Wie es auch immer lief, spannend wird es erst richtig in der Begegnung. Es gibt Menschen (wenige), die sich gerne vor eine Kamera stellen, diejenigen, die sich überwinden müssen (viele) und welche, die behaupten, es nicht gern zu tun, aber im Prozess des Entstehens unvermutete Freude an der Sache bekommen (mehr als man denkt). Das Wichtigste bleibt immer, glaube ich, als Fotograf zu begreifen, dass das Ganze ein Dialog ist und das Gelingen bis zu einem gewissen Punkt von der beidseitigen Bereitschaft abhängt, etwas von sich preiszugeben. Ganz nach dem Motto: Gibste was, kriegste was.


PROFESSIONALLY SEAPROOF GULFMASTER GWN-Q1000 Tough Professionals wie das Team der KNRM verlieren auf See keine wertvollen Sekunden. Dank präziser, brandneuer Sensortechnologie wissen sie jetzt im Handumdrehen, was Wellen und Wetter für sie bereithalten. Jetzt erstmals erhältlich: professionelle QUAD SENSOR TECHNOLOGIE: Digital-Kompass | Altimeter | Barometer | Tiefenmesser

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BILD // VINCENT CURUCHET/DPPI/VENDEE GLOBE

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THE CHAOS & THE CALM

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A CAMERA, LIKE A GUITAR, IS JUST A BOX WITH A HOLE IN IT. UNTIL IT'S PLACED IN THE HANDS OF A TRUE ARTIST, IT WILL NOT MAKE MUSIC, ONLY NOISE. TIM MANTOANI 2016

Les Sables d'Olonne, Start des Vendeé Globe.


BILD // JEAN MARIE LIOT/ DPPI/ VENDEE GLOBE.

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Morgan Lagraviere auf seiner SAFRAN vor Groix beim Training für das Vendée Globe.

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BILD // ROLEX/ CARLO BORLENGHI

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Maxi Yacht Rolex Cup. NIKITAs Vorschiffcrew trimmt den Spi.


BILD // PEDRO MARTINEZ/ MARTINEZ STUDIO

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RC44. Portugal, CHARISMA, Cascais.


BILD // PEDRO MARTINEZ/ MARTINEZ STUDIO

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BILD // PEDRO MARTINEZ/ MARTINEZ STUDIO

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BILD // ROLEX/CARLO BORLENGHI

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LEOPARD vor der Küste Sardiniens beim Maxi Yacht Rolex Cup.

Bermuda, das ORACLE TEAM USA beim Training.

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BILD // SAM GREENFIELD

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BILD // LLOYD IMAGES

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Lissabon,Portugal, Extreme Sailing Series.


BILD // PORTO CERVO. ROLEX/CARLO BORLENGHI

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Porto Cervo. Sardinien.


BILD // ARNAUD PILPRE/ ST.MICHEL-VIRBAC

Jean Pierre Dick beim Kochen während den Vorbereitungen des Vendée Globe.

ORACLE TEAM USA beim Work-out.

BILD // SAM GREENFIELD

BILD // MARK LLOYD/ DPPI/ VENDEE GLOBE

Fans beim Start des Vendée Globe.

Brioche mit Nutella.

BILD // TANGUY DE LAMOTTE

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BILD // IAN ROMAN/ WMRT

World Match Racing Tour. Kopenhagen, Dänemark.

World Match Racing Tour. Kopenhagen, Dänemark.

BILD // IAN ROMAN/ WMRT

BILD // IAN ROMAN/ WMRT

Siegerehrung World Match Racing Tour. Marstrand, Schweden.

World Match Racing Tour. Kopenhagen, Dänemark.

BILD // IAN ROMAN/ WMRT

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BILD // PEDRO MARTINEZ/ MARTINEZ STUDIO

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Cascais, Portugal. RC44, ARTEMIS RACING.


BILD // TOM KÖRBER

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Lübecker Bucht, Kellenhusen. Die Super Sail Tour auf der Ostsee.


Maxi Yacht Rolex Cup, ATALANTA & the Rocks.

BILD // ROLEX/ CARLO BORLENGHI

Cascais,Portugal. RC44, ARTEMIS RACING.

BILD // PEDRO MARTINEZ/ MARTINEZ STUDIO

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BILD // ROBIN CHRISTOL/ BASTIDE OTIO/ VENDEE GLOBE

J'Kito de Pavant vor La Ciotat beim Training fürs Vendée Globe.

BILD // GILLES MARTIN RAGET/ BARCELONA WORLD RACE

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Chemisées Poujoulat bei Krängungstests


BILD // VINCENT CURUCHET/ DPPI/ VENDEÉ GLOBE.

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Armel Le Cleac'h kurz vor dem Start des VendĂŠe Globe. Einer muss ja die Ruhe bewahren.


BILD // CLEO BARNHAM/ HUGO BOSS/ VENDEÉ GLOBE

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Alex Thomson auf seiner HUGO BOSS.

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BILD // VINCENT CURUCHET/ DPPI/ VENDEE GLOBE

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Armel Le Cleac'h auf seiner BANQUE POPULAIRE III. Vendée Globe.

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BILD // JEAN MARIE LIOT/ DPPI/ VENDEÉ GLOBE

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Vincent Riou vor der Belle Ile beim Training fĂźr das VendĂŠe Globe.


BILD // VINCENT CURUCHET/ DPPI/ VENDEE GLOBE

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Les Sables d'Olonne. VendĂŠe Globe.


KOLUMNE RECHT

VERTRAUEN IST GUT … ABER NICHT IMMER!

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er schon einmal eine neue Yacht bei einer Werft in Auftrag gegeben hat, kennt das Problem:

Als Kunde möchte man nicht zu viel anzahlen; als Werft möchte man nicht zu viel vorausleisten, ohne Geld auf dem Konto zu haben. Beide Seiten, Kunde und Werft, haben in dieser Situation gute Argumente: Der Kunde möchte durch zu hohe Vorausleistungen verhindern, vor dem Nichts zu stehen, wenn es zur Insolvenz oder sonstigen Leistungsstörungen bei der Werft kommt. Die Werft will nicht ein Schiff bauen oder einen Umbau vornehmen und nach der Fertigstellung auf ihr Geld warten. Sie möchte gern Zahlungen entsprechend dem Baufortschritt. Um diese Risiken abzufedern, werden üblicherweise Bankbürgschaften eingesetzt. Die Absicherung kann damit perfekt gestaltet werden. Die Bank der Werft leistet eine Bürgschaft an den Kunden und verpflichtet sich darin zur Rückzahlung der Anzahlungen für den Fall, dass die Werft das Boot nicht fertigstellt; die Bank des Kunden leistet Sicherheit für die Schlusszahlung gegenüber der Werft. Das klingt nicht nur nach viel Administration, es ist tatsächlich sehr viel formaler „Papierkrieg“. Ohne Juristen auf beiden Seiten ist es kaum zu leisten. Banken sind heute vorsichtiger denn je und benötigen viele Erklärungen und Unterlagen, bevor sie sich in das vielleicht unbekannte Revier der Absicherung eines Yachtbaus begeben. Bei den Formulierungen der Bankbürgschaften gibt es deutliche inhaltliche Unterschiede und auch die Preise sind einen Vergleich wert.

Es gibt es jedoch eine wesentlich einfachere, kostengünstige Möglichkeit. Sie ist vielfach erprobt, beinhaltet jedoch ein Risiko von etwa 15 Prozent des Auftragswertes für eine der beiden Parteien. Bei diesem System baut die Werft den Rumpf ohne Vorleistungen oder der Kunde leistet eine Anzahlung von etwa 15 Prozent ohne Sicherheiten. Sobald der Rumpf fertiggestellt ist, wird dieser übereignet. Wir empfehlen, diese Übereignung mit einer Zwischenabnahme und einem Protokoll zu untermauern. Sinn dieses Vorganges ist es, dem Kunden schon in diesem frühen Stadium des Baus Eigentum an dem Rumpf zu verschaffen. Sinnbildlich übergibt die Werft den Rumpf an den Kunden und dieser bringt ihn anschließend wieder zur Werft zurück, um die Werft mit dem weiteren Ausbau zu beauftragen. Nach dieser Phase arbeitet die Werft an einem fremden Schiff und jede Schraube, jedes Stück Holz, jeder Lack, jedes Zubehörteil, das die Werft einbaut, wird durch die feste Verbindung unmittelbar Eigentum des Kunden. Die Werft erhält Abschläge nach Baufortschritt, sodass auch sie keine großen Risiken eingeht. Sie muss nur darauf achten, dass der Baufortschritt mit den Abschlagszahlungen im Einklang steht. Bei diesem Verfahren wird die Werft auf vollständige Restzahlung vor der Auslieferung bestehen. Dies liegt daran, dass die Werft ein gesetzliches Pfandrecht (Werkunterunternehmerpfandrecht) hat, solange die Yacht auf ihrem Werftgelände ist. Das Pfandrecht würde erlöschen, wenn sie die Übergabe oder den Abtransport vor der Restzahlung zulässt.

Rechtsanwalt Eckhard „Ecki“ von der Mosel berät viele Betriebe in der Wassersportbranche und hilft Eignern bei Stress mit Werften und Versicherungen. In seiner Freizeit engagiert er sich für die Seeregatten des Kieler Yacht-Club, darunter MAIOR, BlueRibbonCup und die Kieler Woche. www.vondermosel.de

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KOLUMNE ÖKO

ABGETAUCHT

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latsch! Die Maske auf dem Gesicht, den Atemregler im Mund und schon beginnst du abzutauchen. Du befindest dich mit deinem Tauchbuddy zwei Meter über dem Riffplateau. Das Wasser ist perfekt, kristallklar, warm und voller Leben. Schwerelos. Der Tauchplatz „Blue Holes“ von Palau in Mikronesien bestehen aus einer großen lichtdurchfluteten Kaverne mit vier Löchern im oberen Bereich die vor langer Zeit durch Erosion entstanden sind, als das heutige Riff noch über dem Meeresspiegel lag. Durch die diffusen Lichtverhältnisse hat sich an der Decke und den Wänden ein ganz eigener Lebensraum mit einer hochspezialisierten Artenzusammensetzung entwickelt. Als Erstes geht es kopfüber hinunter durch einen zehn Meter langen Schlot hinein in den großen Saal von schätzungsweise 40 Metern Durchmesser. Durch die aufgehobene Schwerkraft unter Wasser wirken die fließenden Bewegung wie ein meditativer Tanz und du drehst dich beim Abtauchen zur sonnendurchfluteten Wasseroberfläche. Folge noch einmal deinen schillernden Luftblasen und verabschiede dich für die nächste Stunde von der Welt da oben. Alles ist ruhig. Nur du und dein Atem. Sie ähnelt eher einer Kathedrale, durch deren Decke vier Bündel von dicken Sonnenstrahlen den Raum erhellen. Ein spektakuläres Bild. Die vier Himmelslöcher erscheinen in einem hellen Blau und die gebündelten Sonnenstrahlen scheinen glorreich in den Saal hinein. Halleluja! Zu deiner Rechten eröffnen sich das azurblaue kleine Seitenfenster zur Riffkante und der darunter liegende dunkelblau schimmernde Ausgang.

Ein buntes Dekor aus wirbellosen Wesen. Mit den Taucherlampen geht es auf Erkundungstour entlang der Innenwände. Durch das Verschwinden der Farben mit der Tiefe des Wassers und dem schattigen Plätzchen kann nur der Lichtkegel den bunten Bewuchs enthüllen. Zwischen dunkelgrünen Korallenästen wirken Schwämme wie Farbklekse in Gelb, Blau, Pink und Orange. Und je näher du an die Wände heranschwebst, desto tiefer dringst du in einen einzigartigen Mikrokosmos ein. Die Diskomuschel erzeugt elektrische Impulse am Rande ihres Mantels und im dämmrigen Licht der Kathedrale wirkt sie wie ein kleines Stroboskop. Auf ungefähr 40 Metern Tiefe tauchst du durch die große Öffnung raus an die Riffkante. Du passierst eine fedrige schwarze Koralle, an der ein Langnasenbüschelbarsch wacht. Wer kommt auf solche Namen? Oxycirrhites typus, sein lateinischer Name, klingt doch auch schön. Ein mutiger kleiner Kerl, rot-weiß kariert mit einer zotteligen Rückenflosse und zugespitzter Nase. Er hüpft von Ast zu Ast und bewacht seine Hauskoralle mit allem, was er hat. Von der Diskomuschel ab zur Fischparty. Mit der Riffwand zu deiner Linken macht ihr euren Weg Richtung „Blue Corner“, einem Plateau auf 20 Metern, an dem es so richtig windet. Die fliehenden Wassermassen der Tide lassen euch die Wand entlang bis zur Plateaukante driften. Und dort ist sie, die Fischparty! Ihr fliegt mit der Strömung auf das Plateau und hakt euch in einer eleganten Drehung mit euren Riffhaken am Felsen ein. Was für die Segler der Rückenwind ist, ist für den Taucher die Strömung.

Kristina Stemmer ist promovierte Meeresbiologin, Tauchlehrerin und Unterwasserfotografin. Während ihrer Promotion zum Einfluss der Meeresversauerung auf schalenbildende Meerestiere forschte sie in einer Kooperation zwischen dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung und dem Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie. Expeditionen führten sie in die Tropen, das Mittelmeer und auch an deutsche Küsten.

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PROBEWOHNEN IM PLUSENERGIEHAUS

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in eigenes Haus baut man in der Regel nur einmal und für die meisten Bauherren ist dies wahrscheinlich die größte Investition ihres Lebens. Umso wichtiger erscheint es, sich im Vorfeld möglichst genau über die persönlichen Ansprüche und Möglichkeiten klar zu werden und auch zukünftige Bedürfnisse und gesetzgeberische Anforderungen bei den Planungen nicht außer Acht zu lassen. Auch Vorzüge und mögliche Nachteile verschiedener Bauweisen und Baustoffe wollen sorgsam abgewogen werden und schließlich muss ein zuverlässiger Baupartner gefunden werden, dem man sein persönliches Großprojekt anzuvertrauen bereit ist. Wie hilfreich für die Entscheidungsfindung wäre da die Möglichkeit, das »Produkt Eigenheim« vor dem Kauf schon einmal unverbindlich ausprobieren und auf Herz und Nieren prüfen zu können. Genau diese Chance bietet sich Bauinteressenten ab Oktober 2016 im schleswig-holsteinischen Garding, wo die VarioSelf Unternehmensgruppe zur Zeit ein hochmodernes PlusEnergiehaus der Sonderklasse errichtet. Nur zehn Autominuten vom Sandstrand St. Peter Ordings entfernt, werden sich hier künftig Bauherren in spe im Rahmen eines einwöchigen Probewohnens persönlich und hautnah von den Vorzügen der umweltfreundlichen VarioSelf Massivbauweise überzeugen können und sich nebenher einen entspannten Nordsee-Urlaub im idyllischen Nordfriesland gönnen. Was die VarioSelf Bauweise unter anderem in Bezug auf Wärmedämmung und -Speicherung, Schall- und Brandschutz und gesundem Wohnklima so einzigartig macht, ist der verwendete Baustoff: natürlicher Ton, bei 1.200°C steinhart und praktisch unverwüstlich gebrannt. Der Clou: die massiven Wandelemente werden witterungsunabhängig als millimetergenaue Umsetzung der individuell gestalteten Baupläne vorgefertigt und können in der Regel innerhalb eines einzigen Tages vor Ort montiert werden. Auch ein bereits integriertes Leerrohrsystem, das die gesamte Elektro-, Sanitär- und Lüftungsinstallation aufnimmt, sowie der Umstand, das kein Innenputz benötigt wird, der erst trockengeheizt werden müsste, sorgen für kürzeste Bauzeiten.

Das Gardinger Probewohnhaus kann darüber hinaus mit etlichen Besonderheiten aufwarten, die sich sehen lassen können: als eines der ersten Gebäude erfüllt es nicht nur die Voraussetzungen als Effizienzhaus 40 Plus gemäß den aktuellen KfW Förderrichtlinien, sondern entspricht sogar bereits heute den Anforderungen der EU Gebäuderichtlinie für das Jahr 2021. Möglich wird dies durch das sogenannte VarioEnergy System, das das Unternehmen im vergangenen Jahr vorgestellt hat. „Der Schlüssel liegt bei den drei Komponenten Gebäudehülle, Haustechnik und Energiebedarf. Werden diese optimiert und perfekt aufeinander abgestimmt, kann ein energetischer Standard erreicht werden, der es ermöglicht, dass ein Gebäude mehr Energie produziert, als von außen zugeführt werden muss. Der Überschuss kann gespeichert oder verkauft werden“, so Jens Stasko, Geschäftsführer von VarioSelf. Das 125 Quadratmeter große barrierefreie Gebäude hat es wirklich in sich. Technisch ist hier alles state of the art und kaum etwas, das dank hochmoderner Technik das Wohnen heute schöner, bequemer und sicherer machen kann, fehlt: Ob Licht, Rollläden, Klima, Türschlösser, Heizung oder Türkommunikation, alles kann dank Hausbustechnik automatisiert und bequem per App von jedem Ort der Welt aus gesteuert werden. Die luxuriöse Ausstattung des Hauses: hochwertige Küchen- und Badeinrichtung, Sanitärobjekte mit LED-Beleuchtung, zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, Wärmepumpenheizung, Home Manager für intelligentes Energiemanagement sowie eine Indach-Photovoltaikanlage, die einen Überschuß von mehr als 1.000 Kilowatt pro Jahr erzeugt, um nur einige Features des auch optisch sehr modernen Gebäudes zu nennen. Ein Probewohntermin kann bei einem Beratungsgespräch in einem der VarioSelf Verkaufsbüros vereinbart werden. Weitere Informationen zu VarioSelf Häusern finden sich auf der Homepage des Unternehmens www.varioself.de oder unter der kostenfreien Hotline 0 800 – 0 604 604.


K U R Z . K N A P P. K O L O S S A L .

WINTER-SURFER Schrift // Michael Walther Bild // Tom Körber

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a breche ich mir doch die Hacksen – dachte ich mir zumindest, als ich das Razor RipSurf das erste Mal sah. Diese jungen Typen aus unserer Redaktion haben mir diesen Test eingebrockt. „Probier doch mal was Cooles aus...“ hieß es letzte Woche. Und da will man sich ja keine Blöße geben. Also, her mit dem Teil und rauf aufs Board. Beginnen wir mit dem technischen Aufbau des RipSurf. Ein Board, zwei drehbare Rollen – hintereinander montiert – und fertig ist das gute Stück. Es ist einfach und robust, und das ist auch gut so. Den vorderen Fuß wie beim Skateboard platzieren und mit dem hinteren ein wenig Anschwung geben. Dann einfach in Wellenbewegungen Schwung geben, sagte man mir. Der erste Versuch schlägt natürlich komplett fehlt. Vorbeikommende Spaziergänger schütteln nur mit dem Kopf. Ich meine in ihren Gesichter zu lesen „Zwei Rollen unter einem Board – und dann wundert der sich, dass er auf der Nase landet...“ Recht haben sie und ich bin kurz davor aufzugeben. Aber einmal probiere ich es noch. Und siehe

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da, vorsichtig Anschwung geben und ich komme gut 20 Meter weit, dann bleibe ich an einem Gulli hängen. So angespornt trainiere ich weiter und binnen 15 Minuten komme ich verhältnismäßig sicher von A nach B. Okay, ein wenig Gleichgewichtssinn ist sicher hilfreich und wenn man schon einmal auf einem Skateboard stand, ist es sicher auch nicht übel. Aber ich würde mich nun nicht für den Spitzenskater halten und dennoch komme ich nach überraschend kurzer Zeit mit dem RipSurf klar. Es sieht auf jeden Fall komplizierter aus, als es ist. Für den kurzen Weg zum Brötchenholen oder mal kurz zum Duschen ist das Board in jedem Hafen genau richtig. Als Fazit kann ich bei diesem alternativen Fortbewegungsmittel nur sagen, dass es wahrscheinlich nicht jedermanns Sache ist. Mir hat es aber tatsächlich richtig Spaß gemacht und für den geringen Preis kann ich es nur jedem empfehlen, der auch an Land mal ein wenig Surffeeling erleben möchte. www.razor.com


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MISSION SEENOTRETTUNG WENN JEDE SEKUNDE ZÄHLT Schrift // Benjamin Hellwig

DIE KÖNIGLICHE NIEDERLÄNDISCHE SEENOTRETTUNG KNRM UND DIE UHRENSERIE G-SHOCK GULFMASTER VERBINDEN ATTRIBUTE, DIE TOUGH GENUG SIND, UM HÄRTESTEN BEDINGUNGEN AUF SEE ZU TROTZEN: MÖRDERISCHEN WELLEN, VOM ORKAN AUFGEPEITSCHTER GISCHT, WIDRIGEN STRÖMUNGSVERHÄLTNISSEN.


Routinierte Rettungsaktionen dank intensiven Trainings.

enn Albert und Rick van der Plas ausrücken müssen, eilt die Zeit. Mittendrin auf rauer See kämpfen Vater und Sohn, beide Seenotretter der Königlichen Niederländischen Seenotrettung (KNRM), am Limit. Es sind jene Momente, in denen Windgeschwindigkeiten über der Nordsee für andere Boote lebensgefährlich werden, Schiffsführer und Besatzungsmitglieder um ihr Leben ringen, das Wetter plötzlich umschlägt, die Sicht durch Nebel und peitschenden Regen eingeschränkt ist und der Sturm das Boot zum Spielball der Wellen macht. „Wenn andere schnell den schützenden Hafen aufsuchen, sind wir diejenigen, die hinausfahren. Ich mag das“, sagt Albert van der Plas mit entschlossenem Blick. Und ergänzt: „Es geht dabei nicht um Mut. Wir haben eine gute Ausbildung und den nötigen Respekt vor dem Meer. Und versuchen, so schnell es geht, rauszukommen. Von zu Hause zum Bootshaus aufs Meer hinaus – in fünf bis acht „Fokussiert auf das, was du Minuten. Das ist eine gute Zeit“, sagt er ambitioniert. Sein Sohn Rick leisten kannst für diejenigen, ergänzt: „Wir sind dabei sehr fokussiert

die in Gefahr geraten sind.“ Rick van der Plas

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auf den Job, der gemacht werden muss. Fokussiert auf das, was du leisten kannst für diejenigen, die in Gefahr geraten sind.“ Genau wie die Schiffe der Seenotretter ist die Uhrenserie G-SHOCK GULFMASTER bereit für das Extreme. Sie ist spezialisiert auf das Maritime, auf die Ansprüche von Profis, die im Auf und Ab der Wellen ihrer kräftezehrenden Tätigkeit an Deck von Rettungskreuzern, Patrouillenbooten oder Segelschiffen nachgehen. Und für Momente geschaffen, in denen Menschen über sich hinauswachsen müssen. G-SHOCK kooperiert wie bereits mit der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) seit 2016 auch mit der KNRM. Wie tough die neue GULFMASTER wirklich ist, zeigt sich im täglichen Einsatz mit der KNRM – dem niederländischen Pendant zur DGzRS. G-SHOCK baut die Uhrenkollektion MASTER OF G weiter aus und setzt mit der KNRM auf einen starken Partner im gemeinsamen Ansatz „Suche und Rettung“.


89 ADVERTORIAL Liefert die relevantesten Daten, die auf See benötigt werden: G-SHOCK GWN-Q1000.

Die neue G-SHOCK GWN-Q1000 ist die bislang leistungsstärkste GULFMASTER. Das Modell vereint gleich vier verschiedene Sensoren (Luftdrucksensor, Wasserdrucksensor, Temperatursensor, magnetischer Sensor) und liefert so die relevantesten Daten, die auf See benötigt werden. Der Luftdrucksensor warnt per Alarm vor plötzlichen Wetterumschwüngen und ermöglicht es, entsprechend zu reagieren. Die Temperaturanzeige ist sowohl an Land als auch im Wasser eine nützliche Funktion. Mit dem Digitalkompass verliert man auch in brenzligen Situationen nie das Ziel aus den Augen.

Ebbe und Flut können mit der neuen G-SHOCK perfekt abgepasst werden, was gerade für gefährliche Rettungseinsätze ein wichtiger Aspekt ist. „Dieses Feature mag ich am liebsten. Gezeiten spielen bei unserer Arbeit eine herausragende Rolle. Der alle sechs Stunden stattfindende Wechsel bringt laufend neue Strömungsverhältnisse mit sich, die wir nicht aus den Augen verlieren dürfen“, sagt Albert van der Plas.

Zupacken – für Momente geschaffen, in denen Menschen über sich hinauswachsen müssen.


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91 ADVERTORIAL Im Uhrzeigersinn von links oben: Rick und Albert van der Plas einsatzbereit. | Gehäuse mit Karbonfasern, die herausragende Robustheit gewährleisten. | Markantes Gehäuse, Zifferblatt, Bedienelemente – wie geschaffen für eine raue Welt. | KNRM ist mit gut 1.300 angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeitern die größte wohltätige Organisation für Seenotrettung in den Niederlanden.

Zur optimalen Bedien- und Ablesbarkeit werden die unterschiedlichen Informationen wie Luftdruck, Höhe/Tiefe, Temperatur, plötzliche Veränderungen in der Atmosphäre und ein Ebbe-Flut-Indikator auf dem Digitaldisplay oder dem Zifferblatt an der 5-UhrPosition angezeigt. Das Gehäuse der GWN-Q1000 wurde eigens für den Einsatz auf See optimiert, mit Karbonfasern, die herausragende Robustheit gewährleisten. Zu den absoluten Highlights der GWN-Q1000 gehört neben einem Solarbetrieb auch der integrierte Tiefenmesser, der Wassertiefen bis zu 50 Meter zentimetergenau bestimmen kann. „Von meinem Equipment erwarte ich, dass es in schwierigen Bedingungen funktioniert. Bei schlechtem Wetter, großen Wellen, heftigen Stößen und jeder Menge Salzwasser an Deck muss es von hoher Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit sein“, sagt Albert van der Plas. Und ergänzt: „Es ist notwendig, dass man sich darum keine Gedanken machen muss und sich einfach darauf verlassen kann.“ Anforderungen, die schon seit jeher von Mitarbeitern der Institution geschätzt werden, auch wenn heutige technische Möglichkeiten ein komplett anderes Level aufweisen

Mit ihrem Know-how und ihrem professionellen Equipment ist die KNRM unverzichtbar an den Küsten des Landes.

als zur Gründungszeit. Das gilt auch für die Schiffe der KNRM. Ihrer Gründung im Jahr 1824 folgte 1907 das erste Motorrettungsboot aus Stahl. 1953 strich man das letzte Ruderrettungsboot aus der Flotte. Heute ist die Vereinigung mit gut 1.300 angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeitern die größte wohltätige Organisation für Seenotrettung in den Niederlanden und mit ihrem Know-how und ihrem professionellen Equipment unverzichtbar an den Küsten des Landes. Die KNRM unterhält zu diesem Zweck 45 Stationen. Zu den Prinzipien gehört auch, dass die Rettungseinsätze kostenfrei sind. Finanziert werden sie durch private Spenden. Die Einsatzgebiete für den Such- und Rettungsdienst liegen an der niederländischen Nordseeküste und dem Ijsselmeer. Trainiert wird gemeinsam mit weiteren europäischen Einsatzkräften auch in Schottland: „Für eine Woche sind wir dann draußen und werden dabei in die unterschiedlichsten Situationen versetzt. Daneben aber gibt es auch jede Menge Theorie über das, was draußen zum Repertoire gehören muss“, sagt Rick van der Plas. Sein Vater bringt die Gemeinsamkeiten auf den Punkt: „Die GULFMASTER GWN-Q1000 ist so tough wie die Mitarbeiter der Seenotrettung. Sie widersteht härtesten Bedingungen und liefert dabei elementare Informationen.“ Das markante Gehäuse, ihr Zifferblatt und die Bedienelemente der Uhr sind wie geschaffen für eine raue Welt.

ÜBER G-SHOCK G-SHOCK entstand aus der Idee und dem Wunsch, eine unzerstörbare Uhr zu erschaffen. Die Ingenieure von CASIO folgten dem Triple-10-Konzept, welches beinhaltete, dass die Uhr einen Sturz aus zehn Metern Höhe überstehen, zehn Bar Wasserdruck aushalten und mit nur einer einzigen Batterie eine Laufzeit von zehn Jahren habe sollte. Seit dem Launch im Jahr 1983 hat G-SHOCK an diesem Konzept festgehalten und die Modelle durch Entwicklung immer weiter perfektioniert. Weitere Infos unter www.masterofg.de


ENGAGEMENT

LEIDENSCHAFT

OZEAN

ULI KUNZ SCHEUT WEDER EISIGE KÄLTE NOCH VÖLLIGE FINSTERNIS. ER TAUCHT IN ENGE HÖHLEN HINEIN ODER SUCHT DIE NÄHE VON MEERESRIESEN. IN SEINER LIVE-FOTOSHOW ERZÄHLT DER KIELER MEERESBIOLOGE, FORSCHUNGSTAUCHER UND NATURFOTOGRAF VON SEINEN ABENTEUERLICHEN EXPEDITIONEN IN DIE TIEFEN DES BLAUEN PLANETEN. Schrift // Greenpeace Bild // Uli Kunz

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Auf Großleinwand präsentiert Uli Kunz eine Auswahl seiner besten Bilder, Videos und Geschichten. Er erzählt mit Witz und Charme und untermalt seine Unterwasserwelten mit atmosphärisch stimmiger Musik. Ängste beim Tauchen sind Uli Kunz fremd: „Unter Wasser fühle ich mich wohl und sicher“, sagt er, „ich vertraue einfach meiner Ausbildung, meiner Ausrüstung – und einem guten Team.“ Auch die Bedrohungen der Ozeane wie die Verschmutzung mit Plastikmüll, die Jagd auf Haie für Haiflossensuppe oder die Folgen der Klimaerwärmung spricht Kunz in seinem Vortrag an. Er motiviert dazu, sich für den Meeresschutz einzusetzen. „Ich möchte dazu beitragen, dass noch viele Generationen nach mir all das live sehen können, was ich sehen durfte – und nicht nur auf Erinnerungsfotos.“

BILD // ROBERT LOHSE

Während der Polarnacht im norwegischen Andfjord: Von einem Boot aus ließ sich Uli Kunz in das drei Grad kalte Wasser gleiten, um Buckelwale und Orcas bei ihrer Jagd auf Heringe zu filmen. Dazu schnorchelte er direkt in einen Heringsschwarm hinein. „Umgeben von zahllosen zuckenden Silberleibern, fühlte ich mich wie in einem riesigen Kochtopf gefangen, während Dutzende Wale mit aufgerissenen Mäulern immer wieder in den Beuteschwarm hineinstießen“, erzählt Kunz. Dabei blieb er erstaunlich gelassen und wurde – wie so oft – mit fantastischen Fotos belohnt. An Bord der ARCTIC CRUISE entstand dann die Idee, gemeinsam mit Greenpeace mit einer Live-Reportage und Live-Fotoshow auf Tour zu gehen:„Leidenschaft OZEAN“. Die Tour startet im Februar 2017 und führt durch 20 deutsche Städte.

Oben: Helgoland im Querschnitt. Oben die Felsenkombination „Lange Anna“, unten Braunalgen. Links: Cathedral Cave, Tasmanien. Rechts: Uli im Vortrag.


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Helgoland. Hier haben sich JungvÜgel in Plastikschnßren verheddert und hängen erdrosselt von der Sandsteinklippe herunter.


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Oben: Kegelrobbe, Helgoland. Unten links: Abgestorbenes Korallenriff, Malediven. Unten rechts: Helgoland. Mittlerweile finden sich Reste von Fischernetzen in mehr als 90% aller Seevogelnester.

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07.11.16 31.01.17 01.02.17 03.02.17 04.02.17 05.02.17 08.02.17 09.02.17 10.02.17 11.02.17 14.02.17 16.02.17 17.02.17 18.02.17 21.02.17 22.02.17 23.02.17 05.03.17 07.03.17

Montag Dienstag Mittwoch Freitag Samstag Sonntag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Dienstag Donnerstag Freitag Samstag Dienstag Mittwoch Donnerstag Sonntag Dienstag

20457 67346 67434 67547 76829 97877 69469 69117 68766 64625 68159 24682 24568 25421 20335 22880 26721 24105 22844

Hamburg Speyer Neustadt Worms Landau/Pfalz Wertheim Weinheim Heidelberg Hockenheim Bensheim Mannheim Stade Kaltenkirchen Pinneberg Hamburg Wedel Bremen Kiel Norderstedt

19.30 19.30 19.30 19.30 19.30 18.00 19.30 19.30 19.30 19.30 19.30 19.45 19.30 19.30 19.30 19.30 19.30 11.00 19.30

Der Eintritt ist frei. Einlass ab 30 Minuten vorher. Eine Platzreservierung ist weder nötig noch möglich. Weitere Infos über Uli Kunz unter: uli-kunz.com

Greenpeace Stadthalle Scheffelsaal, Bahnhofstr. Lincoln - Theater Kulturzentrum Alter Saal Aula Alte Steige Rolf-Engelbrecht-Haus Karlstorbahnhof Stadthalle Hockenheim Parktheater Bensheim Museum Weltkulturen D5 Stadeum Kulturzentrum Ratssaal, Rathaus Ratssitzungssaal Laeiszhalle Ernst-Barlach-Haus Modernes, Neustadtwall Metro - Kino Festsaal am Falkenberg

www.uli-kunz.com www.leidenschaft-ozean.de


RACE

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FEHMARN

BELT RACE Text // Michael Walther Fotos // Ron Rademacher

EIN UNGLEICHES RENNEN. MENSCH GEGEN MASCHINE, DAVID GEGEN GOLIATH, 13,94 QUADRATMETER SEGELFLÄCHE GEGEN MEHR ALS 23.000 PS!

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s ist Dienstag, der 22. November. Ich stehe an der Ostseeküste. Kalter, beißender Wind macht den Aufenthalt im Freien zu einer Herausforderung. Die windige, graue Ostsee schickt hin und wieder Salzwassergischt über den Deich. Das ist die winterliche Ostsee, wie ich sie kenne, wie ich sie erwarte. Leider war 2016 alles anders! Rückblick: Es ist Sommer in Norddeutschland und die Ostsee ist voll von weißen Dreiecken. 13 Knoten Wind, Wochenende, da ist beinahe jeder auf dem Wasser. Die Bedingungen sind auch für einen A-Cat perfekt. Der 5,49 Meter lange und nur 75 Kilogramm leichte Katamaran hebt sich etwa 15 Zentimeter aus dem Wasser. Beide Rümpfe schweben auf ihren Foils dahin. Die Geschwindigkeit steigt. Mein Speedpuck zeigt 14 – 15 – 16 – 18 – 18,5 Knoten. Ich falle noch etwas ab und die 20 Knoten stehen. Ein breites Grinsen macht sich breit. Komplett irre, diese Technik, denke ich mir. Aber eigentlich wie gemacht für eine ganz besondere Herausforderung. Schon seit einigen Jahren lässt mich der Gedanke eines Rennens gegen die Fähre von Puttgarden nach Rødby nicht mehr los. Die Strecke ist perfekt. In Südwest-Nordost-Richtung gelegen und etwa zehn Seemeilen lang. Ein interessantes Seegebiet mit ordentlich Welle bei West- oder Ostwind und natürlich mit den Scandlines-Hybridfähren als Gegner.


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Der Sommer geht ins Land, auch dieses Jahr wechselhaft. Das Rennen aber hat sich als Idee bei mir im Kopf festgebissen und so nehme ich Kontakt zur Reederei Scandlines auf. Denn von Beginn an ist klar, dass so ein Rennen nur dann richtig Spaß macht, wenn der Gegner auch voll motiviert ist. Kapitän Jensen ist direkt dabei. Der dänische Seemann steuert die PRINSESSE BENEDIKTE zwischen Deutschland und Dänemark und ist für so ein Rennen zu haben. Bei einem Besuch auf der Fähre wird mir schnell klar, worauf ich mich da eingelassen habe. 23.000 PS, 142 Meter Länge und 25 Meter Breite sind beeindruckend. Insbesondere wenn ich mir meinen kleinen Katamaran daneben vorstelle. Kapitän Jensen und ich werden uns schnell über die Rennmodalitäten klar. Diese sind auch denkbar einfach: Die Startlinie liegt vor Puttgarden, das Ziel vor Dänemark. Zeitgleich mit der Fähre werde ich die Linie kreuzen, anschließend zählt nur noch Geschwindigkeit.

müssen. L-Foils wie bei den größeren GC32- oder America’sCup-Katamaranen, die einfach von unten in das Boot gesteckt werden, sind also nicht möglich. Außerdem muss zwischen den Schwertspitzen im komplett heruntergelassenen Zustand eine Distanz von 1,50 Meter bleiben – so sagen es die Klassenregeln. Ein modernes Schwert zieht deshalb wie ein gestrecktes „Z“ aus und soll natürlich möglichst wenig Wasserwiderstand bei möglichst viel Auftrieb erzeugen. Um das Optimum herauszufinden, habe ich zusammen mit Corporate Planning verschiedenste Designs getestet. Eine übersichtliche Darstellung der Parameter hilft da einfach sehr. Meine neuen Foils kommen der Perfektion nun sehr nahe. Viel Auftrieb, relativ wenig Widerstand und gerade noch so stabil, dass sie die Belastungen aushalten sollten. Meine Taktik ist also einfach: Ich liege an der Linie, warte auf die Fähre, falle ab und schon geht es Vollgas nach Rødby. Es kommt anders, aber dazu später mehr!

Die Fähre fährt einen Durchschnitt von 18,5 Knoten auf der freien Stecke. Ich rechne mir zu Beginn und zum Ende einen kleinen Vorteil aus. Knapp 15.000 Bruttoregistertonnen müssen erst einmal in Schwung kommen – das sollte bei 75 Kilogramm schneller gehen. Es wird sicher darum gehen, schnellstmöglich auf die Foils zu kommen, um die maximale Geschwindigkeit zu erreichen. Fährt der A-Cat erst einmal auf den Foils beziehungsweise Schwertern und den Ruderblättern, nimmt der Wasserwiderstand stark ab und die Geschwindigkeit nimmt schlagartig zu. Zum Glück hat Rouven Rademacher, Karbonspezialist aus Kiel, gerade noch neue Foils in meine A-Cat eingebaut. Insbesondere die neuen Schwertkästen haben es in sich. Denn durch diese muss das Foil durchgefädelt werden. Bei dem A-Cat gilt nach wie vor die Regel, dass die Schwerter von oben montiert werden

Langsam nähert sich der Wettkampftag. Am 22. November um 12:15 Uhr soll es losgehen. Die Windvorhersage sagt fünf Tage vorher noch 15 Knoten Südostwind an. Jeden Tag, den das Rennen näherrückt, wird diese Vorhersage reduziert. Am Abend vor dem Rennen ist die Anspannung groß. Nur noch acht bis zehn Knoten, und die größtenteils aus Süd. Das ist sehr wenig und insbesondere die Richtung ist extrem schwierig. Bei zehn Knoten Windgeschwindigkeit sind 15 bis 18 Knoten machbar – aber nicht vor dem Wind. Raumschots oder auf Halbwind könnte es passen. Bei stärkerem Wind ginge es auch. Segelt der A-Cat erst einmal auf den Hydrofoils und nimmt Fahrt auf, kann ich weit abfallen. Der scheinbare Wind kommt dann so vorlich, dass es klappen könnte. Aber die Kombination aus wenig Wind aus Süd stellt mich vor eine echte Herausforderung.

Bei zehn Knoten Windgeschwindigkeit sind 15 bis 18 Knoten machbar – aber nicht vor dem Wind.


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Es sind noch 60 Minuten bis zum Rennen. Ich bringe den A-Cat zu Wasser und entferne mich langsam von der Insel. Je weiter ich mich von Fehmarn entferne, desto kräftiger weht es. Ich luve leicht an. Zehn Knoten, zwölf Knoten Bootsspeed sind kein Thema. Einen Schritt nach hinten, ab in die Fußschlaufe. Das Boot stellt sich etwas an und hebt sich aus dem Wasser! Die Stimmung steigt, die Geschwindigkeit auch. „Es geht doch“, denke ich. Viel ist es nicht, aber vielleicht reicht es ja! Zwei, drei kurze Schläge vor dem Hafen, dann nähert sich die Startzeit. Die Böen, die mich gerade noch grinsen ließen, verschwinden von der Wasseroberfläche. Rauch steigt im Fährhafen auf, die Scandlines nimmt Fahrt auf. Langsam nähert sie sich der Startlinie, markiert durch die grüne und rote Fahrwassertonne vor dem Hafen. Auch ich pirsche mich an die Linie ran – merke aber schon, dass es nicht schwer+fällt, sich langsam der Linie zu nähern. Schnell hingegen geht gar nichts mehr. Vereinzelte Böen nähren meine Hoffnung. Die Fähre erreicht die Linie und gemeinsam starten wir Richtung Nordost. Schnell muss ich anluven, um überhaupt Fahrt im Boot zu halten. An Trapezsegeln ist nicht mehr zu denken. Ich bleibe auf dem Trampolin und bringe mein Gewicht teilweise nach Lee, um zumindest den Luvrumpf aus dem Wasser zu bekommen. Noch weiter anluven, Fahrt aufnehmen, vorsichtig wieder abfallen. So geht es langsam nach Osten. Ja, nach Osten! Ich muss mit Raumwind kreuzen, um überhaupt voranzukommen. Schnell

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eine kleine Halse, vielleicht passt der Winkel ja auf dem anderen Bug. Also schnell auf die andere Seite, wieder Fahrt aufnehmen! Dann der Blick nach vorn, der mir direkt klar macht, dass es so einfach nichts wird. Zwar nähere ich mich der Schifffahrtslinie und damit auch Dänemark langsam an, allerdings ist die Fähre schon deutlich weiter. Ein kleiner Böenstrich lässt mich noch einmal Hoffnung schöpfen. Ich teste noch mal kurz, wie sich der Winkel zum Ziel verändert, wenn ich anluve, Geschwindigkeit aufnehme und ins Trapez gehe. Die Böe ist aber wohl der letzte Atemzug des Windes. Um nicht im Fahrwasser zwischen Fehmarn und Dänemark ohne Wind als treibendes Hindernis zu enden, breche ich das Rennen ab. Die Fähre hat Rødby bereits erreicht und auch wenn ich als Sportler natürlich gern zumindest ins Ziel kommen würde, muss ich einsehen, dass der Wind mich an diesem Tag einfach im Stich gelassen hat. Von Beginn an war es zu wenig und nun schläft er komplett ein. So wird sogar der Rückweg noch zu einer Geduldsprobe. Parallel mit der PRINSESSE BENEDIKT erreiche ich nach zwei Stunden wieder den Hafen von Puttgarden. Etwas enttäuscht ziehe ich mein Boot an Land und winke Kapitän Jensen auf der Brücke noch kurz zum Gruß zu. Vielleicht bekomme ich ja eines Tages die Chance auf eine Revanche! Dann hoffentlich bei grauer, kalter und aufgewühlter Ostsee!


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Auch wenn die Straße endet: Das Abenteuer geht weiter – mit Terrain Response* für optimale Traktion. Im Innenraum bieten Ihnen die 5+2 Sitze* dabei jede Menge Platz für weitere Abenteurer, oder auch bis zu 1.698 Liter zusätzlichen Stauraum. Diese sowie viele weitere Features machen den Discovery Sport zu einem der vielseitigsten Kompakt-SUV. Auf der Straße wie im Gelände. landrover.de

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KALENDER

MARE MEERESBLICKE Magische Momente, Farben und Licht im Wechsel der Jahreszeiten – das ist der neue mare-Kalender. Eingefangen von den Fotografen Markus Bühler-Rasom, Hajo Hinz, Pooyan Shadpoor, Leo Seidel, Alexander Lembke, Christoph Lingg, Christian Grund, Damian Shields, Christian Vorhofer und Fred McMurray. Ausgezeichnet mit dem gregor international calendar award 2017 in Silber. 82 x 58 Zentimeter. 49 Euro.

SAIL FD DER KALENDER Auf zwölf Bildern präsentiert sich der Flying Dutchman als ästhetische Jolle und knochenhartes Sportgerät. Der professionelle Fotograf Jörg Müller lieferte die dazu passenden sensationellen Perspektiven. Der Erlös aus den Einnahmen wird vom Herausgeber, der International Flying Dutchman Class Organisation, den kleineren, regionalen Klassenvereinigungen zur Förderung der PR- und Jugendarbeit gestiftet. Zu bestellen ist der Kalender unter info@sailifdco.net, Porto und Versand werden mit fünf Euro berechnet. DIN A4 quer. 10 Euro.

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HEINRICH HECHT SEGELN Dieser DuMont-Kalender im Hochformat wurde in Deutschland gestaltet, gedruckt und verarbeitet, er ist „made in Germany". Dies gilt auch für das eingesetzte Papier, welches allen Standards einer zertifizierten und umweltverträglichen Herstellung entspricht. Für diesen Kalender war Heinrich Hecht unterwegs vor SaintTropez, Glücksburg, Marseille, Cascais, Sainte-Maxime, Valencia, Mallorca und auf der Kieler Woche. ISBN 978-3-8320-3460-3. 34 x 69 Zentimeter. 25 Euro.

NICO KRAUSS WATTENMEER Natur pur: Ursprünglichkeit, Ruhe, Freiheit und Klarheit bilden den besonderen Reiz des Weltnaturerbes Wattenmeer. Die scheinbare Unendlichkeit ist Erholung für die Seele. Als erste deutsche Naturlandschaft ist das Wattenmeer von der UNESCO zum Welterbe der Menschheit erklärt worden. Unbestritten ist das Wattenmeer vor der niederländischen und deutschen Nordseeküste nicht nur die größte zusammenhängende Wattfläche der Erde, sondern in seiner Einzigartigkeit auch von herausragender ökologischer Bedeutung. ISBN 978-3-667-10513-6. 67 x 47 Zentimeter. 29,90 Euro. Erhältlich im Buchhandel oder über mail@nico-krauss.de

NICO KRAUSS YACHT CLASSIC Klassische Yachten aus Holz, restauriert und regattatauglich, sind en vogue: Klassikertreffen in Skandinavien, in Deutschland und im Mittelmeer haben großen Zulauf. Im Mittelpunkt des Kalenders stehen die Klassiker aus Nordeuropa und vom Mittelmeer, aber auch die Boote auf Bodensee oder Chiemsee. Die Bilderläuterungen zu den Aufnahmen stammen von Nico Krauss, der sich als Fotograf klassischer Yachten europaweit einen Namen gemacht hat. ISBN 978-3-667-10516-5. 67 x 47 Zentimeter. 29,90 Euro. Erhältlich im Buchhandel oder über mail@nico-krauss.de


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W W W. S A I L I N G - J O U R N A L . D E


DAS MEER IST IMMER NOCH DA. Schrift // Tom Kรถrber & Michael Walther Bild // Maserati

DIE 22 KNOTEN DURCHSCHNITT, DIE DER MASERATI MULTI 70 MACHEN SOLL, SIEHT MAN IHM NICHT AN. STATTDESSEN LUNGERT DIE NEUE GENERATION DES MOD-70-TRIMARANS, EINGEKLEMMT ZWISCHEN ZWEI BEDROHLICH HOHEN MOTORUNGETร MEN, AM ANLEGER HERUM. 110

HIER VIDEO ABSPIELEN


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ABENTEUER

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Sieht ein bisschen aus wie eine segelnde Baustelle, so mein erster Eindruck. Aus den beiden äußeren als auch aus dem mittleren Schwimmer luken die mannshohen Daggerboards heraus. Da diese riesigen Steckschwerter nach oben und unten bewegt werden müssen, werden die Dinger mithilfe einer Hydraulik betrieben. Und die dafür nötigen Schläuche und Kabel laufen gut sichtbar über Deck verteilt herum. Dazu gesellen sich Segel, Werkzeuge und sonstige Notwendigkeiten. Dass der 70-Füßer gerade so aussieht, wie er aussieht, ist auch einem Unfall geschuldet, den die Crew kurz vorher beim Middle Sea Race erlitt. „Nachts, als wir mit gemütlichen 30 Knoten auf Nachtfahrt unterwegs waren“, erzählt Giovanni Soldini, „rammten wir plötzlich einen im Wasser treibenden Gegenstand. Ich glaube ja, es war ein großer Thunfisch, aber sicher bin ich mir da auch nicht. Auf jeden Fall haute es uns das Ruder komplett weg. Jetzt entwickeln wir gerade ein Ruder, das bei Berührung nach hinten wegklappt, daher können wir nicht mit dir segeln.“ Na gut, dafür reden wir. Über die alte GITANA, über das Foilen, über Sponsoren und über das Meer.

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Giovanni Soldini: „Das Boot ist die alte GITANA. Wir haben es vor einem Jahr übernommen, die meisten Umbauten hat das alte Team aber gemacht. Gitana plant gerade den Bau eines 100-Füßers und hat dieses Boot zum Testen genommen. Die ersten beiden Foil-Generationen, die sie testeten, waren noch nicht besonders ausgereift. Aber die jetzige, die dritte, als L-Foil geformte Generation funktioniert schon viel besser. Seit März segeln wir den Trimaran und sind seitdem nur am Testen. Wir haben zwar mit diesem Boot einen Schritt nach vorn gemacht, es sind aber noch viele Details, an denen wir arbeiten müssen. Das betrifft nicht nur das Boot, sondern auch die Segel. Wenn du am Foilen bist, brauchst du andere Segelgrößen und Schnitte. Im Grunde jagen wir nach wie vor Rekorde und testen dabei gleichzeitig. Nicht immer einfach. Ich denke, dass das Foilen die Zukunft des Segelns sein wird. Wer schnell segeln will, muss heute foilen, ob Einrümpfer oder Mehrrümpfer. Was aber nicht heißt, dass es einfach ist. Draußen auf dem Meer in hoher Dünung ist Foilen alles andere als einfach.


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„Sich auf eine Autofähre setzen, ist viel gefährlicher.“ Giovanni Soldini


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ABENTEUER

„Beim Segeln sagt die Natur zu dir: Ich bin groß und du bist klein.“ Giovanni Soldini

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Zum Glück haben wir mit Maserati einen Sponsor, der so was finanziert und diese Geduld aufbringt. Es ist halt nicht wie auf kleineren Booten, auf denen du die ganze Zeit am Trimmen bist. Du suchst dir eine entspannte Durchschnittsgeschwindigkeit und versuchst diese zu halten. Zurzeit foilen wir nur auf dem einen Bug. In unserem Backbordrumpf haben wir ein einfaches C-Schwert, das nur bedingt Auftrieb generiert. Wenn wir aber auf dem Steuerbordrumpf segeln, kommt das L-Foil zum Einsatz und hebt den Trimaran komplett aus dem Wasser. So können wir vergleichen, wie sich ein MOD 70 mit und ohne Foils verhält. Bei bestimmten Bedingungen drehen wir wieder um und segeln die identische Strecke noch mal auf dem anderen Bug. Nur so können wir Vergleiche anstellen. Aber uns ist dabei natürlich klar, dass auch diese Testbedingungen Schwierigkeiten mit sich bringen. Wenn die Dünung auf dem einen Kurs anders läuft, verfälschen sich die Testergebnisse direkt. Im mittleren Windbereich zwischen acht und zwölf Knoten ist der MOD 70 mit Foils aber definitiv schneller, weil die benetzte Fläche geringer ist. Anstatt eines kompletten Rumpfes sind nur Ruder und Foils im Wasser! Um ehrlich zu sein, waren wir bis dato in allen Bedingungen mit den Foils schneller. 40 Knoten sind überhaupt kein Problem, sondern, bei perfekten Bedingungen, über einen längeren Zeitraum machbar. Bei mehr als 18 Knoten Wind sind wir mehr als zehn Prozent schneller. Bei nur zehn bis zwölf Knoten ist der Unterschied mit oder ohne Foil noch größer. Wir sind aber der erste Trimaran dieser Art, der foilt. Also müssen wir uns

alles selbst erarbeiten. Es gibt schlichtweg keine Daten. Und wie so oft sind es die Kleinigkeiten, die zwischen Sieg und Niederlage entscheiden.“ Soldini muss wieder am Boot arbeiten, die Zeit drängt. Bald geht es in die Karibik zum 600-Meilen-Race, danach steht das Transpac an. Also weiter im Text. Die Frage ist, wie bekommt man einen 21 Meter langen und 17 Meter breiten Trimaran ins Fliegen. Soldini hat recht, wenn er sagt, dass man noch vor drei Jahren nicht in der Lage war, stabile Foils zu entwickeln, die zum einen hohe Geschwindigkeiten aushalten und zum anderen große Boote. Der America’s Cup ist wohl die Entwicklungsküche, von der nun unter anderem Soldini profitiert. Kein Wunder, denn dort werden circa 50 Millionen Dollar pro Jahr in Entwicklung gesteckt. Ähnlich wie die Formel 1 großen Einfluss auf die Automobilentwicklung hat, konzentrieren sich die Teams im America‘s Cup auf das technisch machbare Limit. Nicht ungewöhnlich ist es also, wenn sich Autokonzerne auch im Segelsport engagieren. BMW mit ORACLE, Mercedes Benz mit Alex Thomson, Audi im SAILING TEAM GERMANY, alle brachten ihre technologischen Erfahrungen in Aerodynamik, strukturelle Konstruktionen und Werkstoffe im Segelsport mit ein. Maserati macht da keinen Unterschied. Mehr als angeregt unterhalten sich Giovanni Soldini und Paolo Dellachá – seines Zeichens Chefentwickler des neuen Levante, dem ersten SUV Maseratis – über Aero- und Hydrodynamik.


ABENTEUER

Der neue Levante ist ein Meilenstein in der über 100-jährigen Geschichte von Maserati, denn erstmals haben die Italiener einen SUV im Programm. Noch coupéhafter als die Mitbewerber kommt der Levante daher, aber nicht ohne auf eine markante Linienführung zu verzichten. Nachdem ich mich einige Minuten im typisch italienisch-chaotischen Straßenverkehr von La Spezia an das Fahrzeug gewöhnt habe, bekomme ich in den engen, nicht immer guten ligurischen Straßen einen Vorgeschmack, was mich im Gelände erwarten würde, wenn ich dort denn fahren würde. Da keine Geröllpisten in Sicht sind, beschleunige ich einfach mal in den engen Kurven und schaue, was passiert. Nichts. Erstaunlicherweise lenkt sich der Levante fast von selbst. Also Fenster unter, Schiebedach auf, mediterrane Luft rein. Und den Motor kann ich so auch besser hören. Nicht aufdringlich laut, sondern eher gewagt zurückhaltend. Plötzlich am Ende einer der vielen engen Kurven kommt mir ein holländischer Schwerlaster entgegen, natürlich halbwegs auf meiner Spur. Macht nix, auch hier muss ich am Lenkrad nicht übergreifen, um zügig auszuweichen. Ähnlich verhält es sich auch in den kabbeligen Kurven, deren letzte Fahrbahnerneuerung vor Jahrzehnten stattfand – nie komme ich in irgendeine Verlegenheit. Gnädig darf ich meine Hände in Neun- und Drei-Uhr-Stellung behalten. Auf dem Weg zurück zum Hafen fällt mir noch ein: Was ist eigentlich mit der HYDROPTÈRE? Die war ihrer Zeit weit voraus. Der Unterschied zu den heutigen Foils liegt vor allem darin, dass dieses Boot auf V-Foils flog. Bei dem System müssen beide Foils, also eines in Luv eines in Lee, im Wasser sein, um ausreichend Auftrieb zu generieren. Bei den GC32 sowie den heute im America‘s Cup und vielen anderen foilenden Multihulls eingesetzten Foils handelt es sich häufig um L-förmige Systeme. Hierbei entwickelt ein Foil ausreichend Auftrieb, um das Boot aus dem Wasser zu heben. Der Maserati-Mod-70 ist teilweise mit mehr als 40 Knoten, also circa 80 Stundenkilometer, unterwegs. Im Durchschnitt sind es nicht selten 22 Knoten. Während sich ein normales Segelboot bei guten Bedingungen über zehn bis zwölf Knoten freut. Da stellt sich die Frage, ob Foilen überhaupt noch Segeln ist oder schon Fliegen. Und obwohl wir hier über hydraulisch versenkbare Hydrofoils, nach hinten klappende Ruder und der Physik Schnippchen schlagende Trimarane reden, ist Soldini so etwas wie ein „Analog-Mensch“ geblieben. „Das Meer ist immer noch da, wenn ich das Smartphone weglege. Die besten Informationen, die ich bekommen kann, sind die, die ich mit eigenen Augen sehe.“

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„Wenn ich mein Ziel erreicht habe, dann nur, weil das Meer es mir erlaubt hat.“ Giovanni Soldini


TECHNIK, TAKTIK & TAKTVOLL

FUJI XT-2 Wer eine puristische und eher klassische Arbeitsweise schätzt, wird garantiert zur Fuji greifen. Der neue 24-Megapixel-Sensor besitzt eine Empfindlichkeit von ISO 200 bis 12.800, Push und Pull bieten ISO 50 und 51.200. Den Bildstabilisator findet man in den entsprechenden Objektiven. Videos werden in 4K-Auflösung aufgenommen, der Monitor lässt sich um 90 Grad nach oben und 45 Grad nach unten gekippt werden. Erhältlich ab 1.700 Euro.

NIKON KEYMISSION 360 Actionkameras liegen voll im Trend, da will Nikon nicht zurückstecken, sondern präsentiert mit der KeyMission 360 realistische 360-Grad-Filme in 4-K Auflösung. Das Gehäuse ist bis zu 30 Meter wasserfest, bis -Zehn Grad frostsicher und soll einen Sturz aus bis zu zwei Metern Höhe locker wegstecken. Erhältlich ab ca. 500 Euro.

TEUFEL ROCKSTER XS Perfekter Sound auch unterwegs. Der Teufel Rockster XS bietet dank NFC und Bluetooth eine einfache Art der Verbindung und grandiosen Sound in robuster und hochwertiger Verpackung. Notfalls kann sogar ein alter Walkman per Aux-Eingang angeschlossen werden. Erhältlich ab 200 Euro. INFO www.teufel.de

SONY ALPHA 99 II Highlight der neuen Alpha 99 II ist der 42,2-Megapixel-Sensor, mit dem gleichzeitig noch 4K-Videos aufgenommen werden können. Der rückwärtig beleuchtete Sensor erlaubt Empfindlichkeiten von ISO 100 mit 25.600, per Push oder Pull auch von ISO 50 bis 102.400. Das Autofokusmodel besitzt 79 Kreuzsensoren und zusätzliche 399 Messfelder über den gesamten Bereich. Durch den beweglich gelagerten Sensor ist eine Fünf-Achsen-Bildstabilisierung möglich. Erhältlich ab 3.600 Euro.

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OLYMPUS OM-D E-M1 MARK II Wenn man sich vom mehr als komplizierten Namen nicht abschrecken lässt, ist die neue OM-D E-M1 Mark II ein echter Knaller. Highspeed-Autofokus mit 121 Kreuzsensoren, 18 Bilder im RAW-Format, 20,4-Megapixel-Sensor und eine FünfAchsen-Bildstabilisierung, um nur einige Highlights zu nennen. Ebenso ist das Gehäuse staub- und spritzwassergeschützt, sowie frostsicher. Erhältlich ab 1.999 Euro (Body) oder 2.599 Euro (im Kit mit dem ZUIKO 2.8/12-40 Millimeter Pro).

LEICA SL Das mit 875 Gramm relativ schwere Gehäuse ist aus einem Aluminiumblock gefräst, arbeitet mit 24 Megapixeln und löst Aufnahmen zwischen ISO 50 und 50.000 auf. Momentan erhältlich sind die beiden Zooms 2490 Millimeter und 90-280 Millimeter. Dateien werden auf SD-Karten gespeichert, für die zwei Steckplätze vorhanden sind. Neben Full-HDMovies werden 4K-Videos und Cinema-4K- sowie UHD-Auflösungen angeboten. Ein GPS-Modul ist ebenfalls an Board. Einstellungen können über einen Touchscreen vorgenommen werden. Erhältlich ab 6.900 Euro.

HASSELBLAD X1D Die neue Hasselblad ist weltweit die erste spiegellose Systemkamera im Mittelformat, also ein echter „Schmackofatz“. Die Kombination bietet damit sowohl die hervorragenden Bildergebnisse des Mittelformats als auch die Kompaktheit von Systemkameras. Jeder, der noch die Mamiya 7 (als auch Mamiya 6) kennt, weiß, was das bedeutet. Der 50-Megapixel-CMOS-Sensor verspricht in Verbindung mit den Objektiven ungeahnte Ergebnisse. Der hochauflösende Touchscreen unterstreicht die moderne und einfache Bedienung. Erhältlich ab 9.400 Euro, ohne Objektiv.

VA-Q-TEC VA-Q-BOX Eisgekühlte Getränke nach Stunden und Tagen auf See … ein Wunschtraum ist jetzt Realität. Durch Hightech-Isolierung kann die Box eine konstante Temperatur über 72 Stunden halten – ohne externe Energiezufuhr. Die Kühlleistung wird durch Verwendung der kostenlos mitgelieferten Akkus oder mit Eis nochmals deutlich verbessert. Ebenso lässt sich die Box leicht reinigen und auswaschen. Die Außenmaße sind: 46 x 46 x 36 Zentimeter. Box inklusive Akkus für 419 Euro. INFO www.va-Q-world.com


KOLUMNE ART

DIE KUNST ALS ÜBERSETZERIN DER REALITÄT. EIN GESPRÄCH MIT UNSEREN KOLUMNISTINNEN KATJA VEDDER UND DR . ANA KAR AMIN OVA

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atja, Ana, während Kunst für die meisten Menschen eine Freizeitbeschäftigung ist, bildet sie für euch den Berufsschwerpunkt. Ihr schreibt über Kunstwerke, vermittelt zwischen Künstlern und Institutionen, organisiert Ausstellungen ... Wie lässt sich diese Hingabe erklären? Ana Karaminova: Weil wir die Kunst als ein unfassbar starkes und authentisches Medium empfinden. Wir haben den Eindruck, dass trotz oder vielleicht wegen der Dynamik unseres Zeitalters viele wichtige Sachen übersehen werden. Allein die Kunst in all ihren Formen (bildende Kunst, Musik, Film, Theater) scheint in der Lage zu sein, eine Essenz aus unserem Dasein herauszuziehen, Schönes und Hässliches festzuhalten und auf uns alle zu wirken, und zwar auf emotionaler Ebene. Somit ist die Kunst für uns eine effektvolle Vermittlerin, ja vielleicht sogar Meinungsbildnerin. Aber ist die Kunst nicht gleich Fiktion und hat sie wirklich die Macht zur Veränderung der Wirklichkeit, also zu soziopolitischen Veränderungen? Ana Karaminova: Oh, ja! Und das ist nicht nur eine These von uns, sondern kulturhistorischer Fakt. Nehmen wir zum Beispiel die mittelalterliche Kunst in Europa, die bekanntlich im Dienste der christlichen Kirche stand. Da die meisten Menschen Analphabeten waren und die Bibel nicht lesen konnten, wurden die Hoffnungen, Ängste, ja sogar das Handeln der Volksmassen vor allem durch narrative, aber auch belehrende, apokalyptische Bildgeschichten in der Form von Fresken, Skulpturen, Holzschnitte etc. gesteuert. Heutzutage haben wir natürlich eine andere Ausgangsposition: Viele Menschen sind gebildet bis überqualifiziert, verlieren jedoch im Wirbel der Informationsflut oft den Fokus von dem,

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was wichtig und unwichtig ist. Die visuellen Strategien von Kunstwerken fordern einen Moment des Stillseins, des Nachdenkens und im besten Fall der Reflektion. Und was die Fiktionalität der Kunst betrifft, sind wir uns einig – da die Kunst eine Reflektion der Wirklichkeit ist, kann sie gar nicht fiktiv sein, nicht mal ihre abstraktesten Formen. Die Kunstwerke entstehen aus Emotionen heraus, übersetzen diese in eine ästhetische Form und rufen wiederum Emotionen, Gedanken und Reaktionen bei dem Betrachter hervor. Gibt es denn eine bessere Auseinandersetzung mit der Realität als diese? Wir glauben nicht! In eurer Kunstkolumne für das Sailing Journal zeigt und beschreibt ihr Kunstwerke, die sich mit dem Thema „Wasser“ auf unterschiedliche Weise auseinandersetzen. Was möchtet ihr damit bewirken? Katja Vedder: Unsere Vision ist es, die Perspektiven der zeitgenössischen Kunst einem breiten Publikum zugänglich zu machen und so den visuellen Diskurs über die Ozeane und das Element Wasser zu gestalten. Wir wollen damit inspirieren und im besten Falle ermöglichen, dass die Menschen über emotionales Erleben neuer Bilderwelten wieder mehr Respekt und Verantwortungsbewusstsein für dieses wertvolle Element Wasser und die Natur im Allgemeinen entdecken. Spätestens seit dem Zeitalter des Internets leben wir in


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einer immer stärker visuell geprägten Welt. Im Bereich des Umweltschutzes wird viel mit dokumentarischen Naturaufnahmen gearbeitet. Diese sind unglaublich stark und wichtig, um den Menschen vor Augen zu führen, welch Vielfalt und schützenswerte Einzigartigkeit auf unserem Planeten existiert. Wir möchten diesen Diskurs um die Perspektiven der aktuellen Kunst erweitern, da wir in der Arbeit der Künstler einen starken Weg sehen, insbesondere globale und abstrakte Probleme, wie zum Beispiel den Klimawandel oder die Plastikverschmutzung der Meere, auf bildliche und somit auch emotionale Weise für die Menschen greifbar zu machen. Es geht nicht darum, mit erhobenen Zeigefinger eine Mahnung auszusprechen, sondern vielmehr neue Denkstöße zu geben und einen Moment der Reflektion zuzulassen oder einfach mit Freude die Schönheit der Ozeane neu zu entdecken. Kannst du uns ein Bildbeispiel dafür geben? In dieser Ausgabe zeigen wir eine Reihe von Werken der türkischen Künstlerin Merve Özaslan. In ihren Collagen setzt sie farbige Ausschnitte von Meereslandschaften in nostalgische Schwarz-Weiß-Fotografien. Die Künstlerin fragt nach dem Verhältnis von Natur und Mensch und sucht zu ergründen, wie menschliche Eigenschaften wie Gier und Habsucht sowie gesellschaftliche Tendenzen fortschreitender Urbanisation, Automatisierung und Digitalisierung unsere Beziehung zur Natur beeinflussen. Wir

Merve Özaslan | www.merveozaslan.com entdecken plötzlich eine Küstenlandschaft inmitten einer grauen Fassade oder sehen das Meer im Kontrast zu dem Asphalt, auf dem die Kinder spielen. In anderen Werken wird die Natur sogar als Teil von uns dargestellt. In unserem täglichen Leben sind wir oft gefangen in der Wahrnehmung unserer Realität und verlieren den Blick für das Wesentliche. Bilderwelten, wie Merve Özaslan sie schafft, indem sie zwei scheinbar getrennte Welten miteinander verbindet, bieten eine Möglichkeit, uns überraschen zu lassen und mit Freude für einen Moment eine ganz neue Sichtweise entdecken zu dürfen. Wir sind auf weitere Bildbeispiele der Serie OCEAN Contemporary gespannt! Vielen Dank für das Gespräch.

Dr. Ana Karaminova und Katja Vedder präsentieren für das Sailing Journal regelmäßig Werke zeitgenössischer Kunst, die neue Perspektiven zum Thema Wasser und Ozean eröffnen. www.art-objective.com


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PERSPEKTIVE

EVERYDAY IS A SEA DAY

Interview // Tom Körber Bild // Daniell Bonhoff

DON'T BE AFRAID OF THE NEXT STEP, BE AFRAID OF STANDING STILL." DANIELLS LIEBLINGSZITAT SPIEGELT " GENAU SEINE EINSTELLUNG WIDER. DAZU PASST, WIE ER SICH VOM MODEL (KAMPAGNE BOOT) ZUM FOTOGRAFEN (MIT SPEZIALGEBIET WASSERSPORT) ENTWICKELTE. UND WIE VIELE JUNGE FOTOGRAFEN ZIEHT ES IHN IMMER ÖFTER (UND WENN ES PASST) ZUR ANALOGEN ARBEITSWEISE. DAS IST EIN GROSSER SPAGAT – AUSSENSTEHENDE ODER REINE DIGITALER" KÖNNEN SICH DAS GAR NICHT VORSTELLEN. ER SCHON. "

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Katrin Grรถper, Mauritius 2015. Hasselblad 500 CM mit 2.8/80 Millimeter. Kodak T-Max 400.


PERSPEKTIVE

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Aufzeichung. So weit ich denken kann, hat mich die Fotografie interessiert.Als ich dann 2006 nach Gran Canaria ausgewanderte und mein Windsurfen immer besser wurde, kam irgendwann der Zeitpunkt, an dem ich auch gern ein paar Fotos von mir haben wollte. Also hab ich mir damals die Canon Eos 40D mit einem Tele gekauft und damit meine Freundin an den Strand gesetzt. Die Kamera war nun da und ich fing an, damit herumzuspielen, ein weiteres Objektiv kam hinzu. Nun zog immer öfter los und habe fotografiert, was das Zeug hält. Zeitgleich wurde ich als Statist für einen Werbedreh angeheuert. Das war mein erster Kontakt mit einem großen Werbedreh und ich fand es extrem spannend. Nicht unbedingt vor der Kamera, weil ich den ganzen Tag auf meinen Einsatz warten musste, aber was hinter der Kamera ablief, begeisterte mich zusehends. Ich kannte den Typen, dem die Foto- und Filmproduktionsfirma gehört, vom Windsurfen in Pozo (Windsurfspot) und wir kamen ist Gespräch. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden (obwohl er Österreicher ist) und er bot an, ich solle für ihn arbeiten. Anfangs arbeitete ich in der Requisitenabteilung, merkte aber schnell, dass das nicht das Richtige für mich war. Dann habe ich als Fahrer gearbeitet und zwischen Michael (CEO der Firma) und mir entstand eine immer engere Freundschaft. Irgendwann auf einer Party zeigte ich Michael Fotos, die ich gemacht hatte. Er war total begeistert und meinte, dass ich ein gutes Auge habe und unbedingt weitermachen sollte. Das hörte ich gern und es spornte mich noch mehr an. Jeden verdientenEuro investierte ich fortan in neue Fotoausrüstung. Schließlich zog mich Michael als Fahrer ab und setze mich als Locationscout ein. Über die Inseln jetten, tolle Locations suchen und abfotografieren – das war mein Ding. Während der Produktion setzte er mich dann als Locationmanager ein und so war ich bei Fotoproduktionen immer am Set.Jetzt konnte ich den Profifotografen über die Schulter schauen, wann und wie sie welches Licht einsetzten und mit welcher Kameraeinstellung sie arbeiteten. Bessere Lehrmeister konnte ich nicht haben. Dann kam ein Dreh, auf dem der Kunde gute Makingof-Fotos vom Dreh haben wollte, und Michael hat mich als Fotograf vorgeschlagen.Seitdem arbeite ich als freiberuflicher Fotograf.

Oben: Airton Cozzolino. Mauritius 2015. Unten: Klaas Voget. Mauritius 2015.

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PERSPEKTIVE

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„Ich liebe es, wenn ich im Wasser bin.“ DANIELL IM KURZEN GESPRÄCH Mit welchem Equipment arbeitest du? Derzeit arbeite ich hauptsächlich mit meiner Canon EOS 5DS R und meinen analogen Lieblingskameras, der Leica M3 oder der Hasselblad 500 CM. Die Canon nutze ich vor allem für Unterwasserfotos. Ich liebe es, wenn ich im Wasser bin und entweder die actionreiche Welt des Wassersports oder die wunderbare Unterwasserwelt fotografieren kann. Welche sind deine Lieblingsbrennweiten? Mit 50-Millimeter-Festbrennweite kann ich analog einen tollen Look der Bilder erzielen. Im Gegensatz zu einem Zoom muss ich mich aktiv bewegen, um den Bildausschnitt zu ändern. Dadurch entstehen andere Blickwinkel, die sonst vielleicht nicht entstanden wären, die überraschen und das Foto zu etwas Besonderem macht. Mein

Oben links: Klaas Voget. Barbados 2016. Oben rechts: Moritz Mauch. Gran Canaria 2015. Unten: Klaas Voget. Guadeloupe 2015.

liebstes Objektiv ist das Leica Summilux 1.4 50 Millimeter, nach wie vor eines der besten Objektive der Welt. Arbeitest du lieber von Land beziehungsweise einem Boot aus oder lieber im Wasser? Analog bin ich nicht so sehr im Wasser unterwegs. Ansonsten bin ich aber eher die Wasserratte und daher lieber im Wasser als am Land. Das Element Wasser hat mich schon immer fasziniert und da ich selbst Windsurfer bin, weiß ich, dass die Perspektive aus dem Wasser noch dynamischer und spektakulärer ist. Statt Boot dann lieber direkt in den Heli ... Du arbeitest auch noch analog, warum? Noch oder besser gesagt schon wieder. Auf Film ist für

mich das Foto einfach echter. In der digitalen Welt wird heutzutage so viel gefälscht und geändert, was in der analogen Fotografie nicht möglich beziehungsweise nur mit extremem Aufwand zu bewerkstelligen ist. Der Look, den ein analoges Bild bringt, ist digital nicht möglich. Analog fotografieren ist nicht einfach nur knipsen, man muss sich viel mehr mit dem Objekt beschäftigen. Bildaufbau und Endprodukt müssen gedanklich schon vorher fertig sein. Man wählt die Lichtverhältnisse bewusster aus und macht sich mehr Gedanken, als es in der digitalen Welt der Fall ist. Zudem kommt der Überraschungseffekt, wenn der Film entwickelt wird. War der Film richtig eingelegt? Gibt es gute oder schlechte Lichtreflexe? War die Belichtung korrekt? Das alles macht die analoge Welt für mich so unglaublich beeindruckend.


Er trat von einem Bein aufs andere, um endlich von Bord gehen zu dürfen, um die Gangway zu betreten und mit lauter Stimme zu verkünden, dass er, Amilcar Moser, geboren in Triest, doch kein Italiener, Bevollmächtigter eines renommierten Hamburger Salpeterhauses, Gatte einer ehebrecherischen Frau, doch Liebhaber aller Tatsachen, Raucher, Trinker, Händler und Herold des Fortschritts, in der glücklichen Stadt Valparaiso eingetroffen ist. ALLARD SCHRÖDER. AUS „DER HYDROGRAF“. MAREVERLAG.

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© OUTLINE-GRAPHIX.DE

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MADE IN GERMANY

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DIE LEGENDE UNTER DEN IKONEN.

Portugieser Jahreskalender. Ref. 5035: Die portugiesischen Seefahrerhelden brauchten Jahrhunderte der Überlieferung, um zu Legenden

werden, lässt sich am Jahreskalender ablesen – zeigt er doch auf einen Blick Monat, Datum und Wochentag an. I WC . E N G I N E E R E D FO R M E N .

zu werden. IWC nur 75 Jahre. So lange ist es her, dass das erstmalige Verbauen eines Taschenuhrwerks in eine IWC Portugieser eine legendäre Ära begründete. Die damals revolutionäre Leistung

Mechanisches IWC Manufakturwerk, automatischer

spiegelt sich noch heute im Manufakturkaliber 52850 wider. Und dass auch neue Technik mit-

Pellaton-Aufzug, 7-Tage-Gangreserve mit Anzeige, Jahreskalender mit Anzeige von Monat, Datum und Wochentag, entspiegeltes Saphirglas, Saphirglasboden,

unter keine Ewigkeit braucht, um legendär zu

wasserdicht 3 bar, Durchmesser 44,2 mm

Das Video zur neuen IWC Portugieser Kollektion finden Sie hier.

IWC Schaffhausen. Deutschland: +49 89 55 984 210. Schweiz: +41 52 635 63 63. Österreich: +43 1 532 05 80 51. www.iwc.de


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