# 63 | 02/2015 | D 6,00 € | A 6,00 € | CH 10 SFR | Benelux/E/I 7,20 €
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G r a d o
ab dem 18.06.2015 erhältlich!
Light Line
An einem warmen Nachmittag, Anfang September, begegnete ich dem illustrierten mann zum ersten Mal. ”Sonderbar“, sagte er, die Augen noch immer geschlossen. ”Man kann sie nicht fühlen, aber sie sind noch da.“ Ich hielt unwillkürlich den Atem an. ”Ja, sagte ich nach einer langen Pause. Sie sind immer noch da.“
Benedikt Geulen, Peter Graf und Marcus Seibert. Das Herz auf der Haut. mareverlag.
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S W ING IS KING . v o l v o o c e a n r a c e
surrounded by water and nothing to drink "Broken water maker. No more fresh water onboard. Bad. Funny how once you lose access to something as simple as drinkable water in the Atlantic Ocean you start to notice all of the water you can’t drink. Without fresh water we can’t continue. We have an emergency water maker onboard. 30 Minutes of manual pumping to produce 3 litres of water. Painful, but something that might allow to finish the leg if this device functions for 18 days of intense use." Sam Greenfield, Dongfeng Race Team
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foto // Yann Riou/Volvo Ocean Race
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EDITORIA L
Denn sie wissen nicht, was sie tun.
Neulich in einem griechischen Restaurant. Was ist dort zu hören? Und zwar im O-Ton! „Nicht das griechische Volk verarscht die Deutschen, sondern die griechischen Politiker verarschen die Deutschen. Das ist wirklich so." Dem mag man gern Glauben schenken, bei dieser momentanen Schmierenkomödie, halt, eher griechischen Tragödie, die vor aller Augen aufgeführt wird.
Fassen wir mal die Tatsachen zusammen und beginnen im Jahre 1830, dem Jahr
Ebenso die Posse, in der ein hoher Beamter des griechischen Finanzministeri-
der griechischen Unabhängigkeitserklärung. Nach mehr als 400 Jahren unter
ums den EU-Kommissar für humanitäre Hilfe um Unterstützung bat. Dumm nur,
der Herrschaft der Osmanen steht das Land vor einem finanziellen Scherben-
dass der nur außerhalb, nicht aber innerhalb Europas zuständig ist.
haufen. 1893 dann der Bankrott. Vier Jahre später springen die europäischen Länder ein – sie garantieren Anleihen, fordern aber Reformen, Kontrollen
Wer die feine nuancierte Politiksprache kennt, ist ob der gradlinigen, wenig char-
über die Rückzahlung und Überwachung durch eine Kommission. So weit, so
manten Sprache aus Berlin und Brüssel überrascht. Von „unsagbar unfähig und
bekannt. Was heute weitestgehend vergessen ist: Schon einmal gab es eine
inkompetent“ über „Totalausfall“ (Finanzminister Varoufakis) bis „Kaffeehaus-Re-
Währungsunion, die Lateinische Münzunion, die durch die Aufnahme Grie-
volutionäre“ reichen die Äußerungen. Aus Ärger über die Politiker wird Mitleid
chenlands in Schwierigkeiten geriet. Nicht nur deshalb, denn auch interne
mit der griechischen Bevölkerung. So langsam merken die griechischen Politiker,
Konstruktionsfehler taten ihr Übriges. Kennen Sie? Meinen Sie? Stimmt. Grie-
dass sie mit ihrer dummdreisten Zockerei nicht weiterkommen. Nur, wer soll die
chenland sei damals vom politischen Streit gelähmt, finanziell verrottet, wirt-
Verhandlungen leiten? Nun, da anscheinend die Regierung selbst den Überblick
schaftlich marode gewesen, so die offizielle politische Sprachregelung. Zudem
verloren hat und sich wie Rumpelstilzchen benimmt. Nur eines der Kabinettsmit-
verstößt das Land immer offensichtlicher gegen Fairness-Regeln und verschlei-
glieder besitzt politische Erfahrung – Vizepremier Giannis Dragasakis. Varoufakis
ert den erneuten Bankrott. 1908 wird Griechenland aus der Währungsunion
dagegen verbreitete seine politischen Thesen bis dato als Wirtschaftsprofessor in
ausgeschlossen. Der beginnende Erste Weltkrieg beendete die Münzunion.
Vorlesungen an der Uni, wo er ständig den Streit mit seinen Kollegen suchte. Zunehmend verlieren die Politiker auch den Rückhalt in der eigenen Bevölkerung.
Genau 100 Jahre danach wird Griechenland in die jetzige Währungsunion auf-
Weniger als 50 Prozent der Griechen stehen hinter ihrer Regierung, die es in bin-
genommen. Ein schlechtes Omen. Denn bis heute hat sich augenscheinlich
nen zwei Monaten nach Verhandlungsbeginn geschafft hat, sich unglaubwürdig
nichts geändert. Mal wieder wird ein Staatsbankrott verschleiert und, noch
zu machen. So schnell schaffte das bis dato niemand. Auch ein Erfolg.
schlimmer, subventioniert. Ihren Eintritt begannen die Griechen gleich mal mit einer gefälschten Bilanz. Was andere Länder wie Deutschland oder Frankreich
Das Land schwankt zwischen Aufruhr und Depression. Was aber geschieht hier
nicht davon abhielt, sie dennoch in die Europäische Union aufzunehmen. Es
eigentlich? Weil das Land seit 2009 dringend Geld braucht, wurden die Steu-
stellt sich die Frage, welches Verhalten trauriger stimmen soll. Europa, das
ern erhöht – vor allem für Arbeitnehmer und Immobilienbesitzer. Jetzt sitzen sie
wissentlich den Maastrichter Vertrag brach, oder die griechische Konkursver-
in ihren Wohnungen und können sich teilweise den Strom nicht mehr leisten.
schleppung. Seit 2010 dauert dieses Dilemma nun an und wird vor allem auf
Und wer wenig Geld hat, kauft wenig ein. Für ein exportschwaches Land wie
den Köpfen der griechischen Bevölkerung ausgetragen. Mittlerweile betragen
Griechenland ist der Einbruch der Inlandsnachfrage dramatisch. Besagte Woh-
die Staatsschulden 170 Prozent der Wirtschaftsleistung. Dabei, auch das ist fast
nungen sind indes unverkäuflich, weil niemand da ist, der Geld hätte, um sie zu
vergessen, stimmten die Signale im vergangenen Oktober noch optimistisch.
kaufen. Ausländische Investoren investieren ihr Kapital lieber in Serbien oder in der Türkei. Wirtschaftliche Strukturen für die vielen Kleinstbetriebe fehlen
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Nun stellt sich die Frage nach der Glaubwürdigkeit, vor allem der Europas, über
bis dato ebenso wie eine Steuerreform. Rund ein Drittel der Wirtschaft ma-
die griechische muss man wohl nicht diskutieren. Nur in einem hat der griechi-
chen Selbstständige aus, die aber werden nicht besteuert, weil die Kontrolle zu
sche Finanzminister recht, wenn er von kreativer Ambiguität spricht und damit
schwer ist. Die aber wäre möglich, wenn die Regierung Hilfe von außen zuließe.
ehrlich das Scheitern der Rettungspolitik meint. Endlich mal eine Ansage, mag
Dafür ist man aber zu stolz. Wobei die Troika auch nicht immer mit glücklicher
man denken, nach dem ganzen niederschmetternden Gequassel von Kompro-
Hand agiert, wie man bei dem finanzpolitischen Unsinn, als Zehntausende von
missen, die man in der Politik halt machen müsse. Muss man? Steht in keinem
Beamten in den vorzeitigen Ruhestand geschickt wurden, sehen konnte. Für die
Gesetz. Im Gegenteil, gerade wer am Euro interessiert ist, muss eine klare Kante
aber müssen nun Renten gezahlt werden. Damit ist das Sozialsystem allerdings
setzen und dieses Durchgewurschtel beenden. Das würde dem griechischen
komplett überlastet. Obwohl die Leistungen weit unter deutschen Maßstäben
Volk seine Würde zurückgegeben. Denn das sind die, die mit ihren Politikern
liegen. Wer in Griechenland arbeitslos wird, bekommt nach einem Jahr kein
leben müssen. Und das hat anscheinend Tradition. Wie bei jeder Wahl exis-
Geld mehr, auch keine Sozialhilfe. Auch sie haben dann weniger Geld, das nicht
tieren zwei Wahrheiten: eine vor der Wahl und eine danach. Der anfängliche
ausgegeben werden kann ... aber das hatten wir ja schon. Armut indes, war
Strohhalm der Veränderung brachte den Griechen bis dato kein Glück. Im Ge-
schon immer ein Nährboden für heillose Versprechen von obskuren Rattenfän-
genteil. Langsam setzt sich in Brüssel die Meinung durch, dass die anfänglich
gern – egal welcher Couleur. Wie beschrieb ein griechischer Unternehmer so
für Taktik (Spieltheorie) gehaltene Unwissenheit tatsächlich genau jenes ist. Die
treffend die neue Regierung? Es wäre so, als ob man einen Flugschüler ins Cock-
Weigerung, sich nicht in die Karten, pardon Bücher, schauen zu lassen, ist nur
pit eines Jumbo-Jets setzen würde. Der, in diesem Fall, fliegende Unternehmer,
ein weiterer unvermögender Schritt. Stattdessen sollte die EZB die griechischen
traut der Sache nicht und hat sein Geld schon längst ins Ausland gebracht. Wie
Schulden finanzieren. Das grenzt nicht nur an Frechheit, sondern an Dummheit.
viele andere auch. Schon wieder Geld, das fehlt.
Was blieb nach 100 Tagen Varoufakis? Ein Abgrund? Oder Veränderung? Mitt-
Ausgehandelt hat das Ganze Hans-Dietrich Genscher. Möglichst einfach formu-
lerweile von Tsipras entmachtet, indem er mit Giorgos Choulirakis einen erfah-
liert, lässt sich die Sachlage folgendermaßen zusammenfassen: Nach dem Krieg
renen Beamten vor die Nase gesetzt bekam. Sogleich fanden Geldgeber eine
hieß es, wir können nicht zahlen, und 1989 hieß es, wir wollen nicht zahlen. Das gilt
Tagesordnung in ihren E-Mail-Ordnern für die geplanten kommenden Gesprä-
auch für den Zwangskredit, den die Nazis den Griechen abgepresst haben. Selbst
che. Im Grunde nichts Besonderes, wenn es nicht die erste seit Beginn der Ver-
die Nazis haben den Kredit anerkannt und auch eine Rate zurückgezahlt. Natürlich
handlungen gewesen wäre. Man mag es kaum glauben, aber Varoufakis hasste
ist die Bundesrepublik Rechtsnachfolger und muss für diesen Kredit aufkommen.
Tagesordnungen. Die Brüsseler Beamten nannte er „die kleinen Leute“. Er woll-
Stattdessen hatte die deutsche Regierung den Griechen eine Amnestieregelung
te lieber alles neu denken, radikal und machtvoll, so wie als Uniprofessor. Do
für alle Naziverbrecher vorgeschlagen. Stellen Sie sich vor: Die Griechen haben
ut es, nehmen und geben, getreu diesem Motto arbeitet Brüssel. Dabei geht
abgelehnt. Als bis dato einzige finanzielle Hilfe transferierte die Bundesregierung
es darum, die eigenen Interessen Schritt für Schritt voranzubringen, das gilt
1960 115 Millionen Deutsche Mark für Menschen, die Opfer der Rassenideologie
natürlich für beide Seiten. Die entscheidenden Lösungen werden, anders als
wurden. Um sich vor den beziehungsweise weiteren Reparationszahlungen zu drü-
beim G7-Gipfel, zum Beispiel in abendlichen Galadiners gesucht. Varoufakis,
cken, zog die Bundesregierung sogar bis vor den Internationalen Gerichtshof in Den
der Spieltheoretiker mit Gastprofessur in Austin/Texas, hielt diese „informellen
Haag. Nach 70 Jahren gab es zumindest von Joachim Gauck eine Entschuldigung.
Treffen“ für Zeitverschwendung, ging nicht hin und traf sich stattdessen lieber mit seinen Mitarbeitern. Nachdem weitere Fauxpas dieser Couleur stattfanden,
Welche Regeln hatte die Bundesregierung eigentlich
meldete sich Brüssel und gab bekannt, dass mit Varoufakis keine Einigung mehr
in den Verhandlungen mit Griechenland aufgestellt?
vorstellbar ist. Zeit zum Handeln. Natürlich ist Griechenlands missliche Lage
• Regeln sind Regeln
nicht allein Schuld Varoufakis’, permanente Dementi und widersprüchliche
• Schulden müssen zurückgezahlt werden
Aussagen verschiedener Regierungsmitglieder zum selben Thema zermürbten
• Keine Tricks
die eh schon angespannten Beziehungen. Es bedarf schon einer sehr geschickten Strategie, um sich selbst nicht an seine eiAber wie steht es um das Verhältnis zu Deutschland? Touristisch unbeschadet,
genen Regeln zu halten. Oder aber einfach nur einer überheblichen Dreistigkeit,
aber politisch angespannt? Das Thema Reparationszahlungen (mittlerweile cir-
die man getrost als Arroganz bezeichnen kann.
ca 332 Milliarden Euro) steht seit Jahrzehnten auf beiden Agenden, allerdings mit verschiedenen Ergebnissen. Während die griechische Seite sie für rechtlich
Und nun? Was sagte vor einigen Tagen ein hochrangiger EU-Beamter? „Wenn wir
gerechtfertigt hält, sieht die Bundesregierung dies, spätestens seit den Zwei-
damals den heutigen Kenntnisstand gehabt hätten, hätten wir Griechenland aus
plus-Vier-Verträgen als Geschichte. Obwohl alle wissen, dass das nicht der Fall
dem Euro ausgeschlossen.“ Augenscheinlich würde es der EU heute zu viel Geld
ist. Fakt ist: Der Anspruch der Zahlungen ist rechtskräftig und hätten schon
kosten, wenn Griechenland Pleite ginge, vom politischen Ego ganz abgesehen.
lange gezahlt werden müssen. Verzögert vor allem durch eine Hinhaltepartie
Welcher Politiker würde schließlich nicht gern „als Retter“ dastehen? Zurück zur
seitens der Deutschen. Eine kurze Zusammenfassung: Nach Kriegsende war
Kohle: Nicht nur Merkel schwant, dass die jetzigen ausstehenden Hilfsgelder von
Deutschland am Boden zerstört. Mehr oder weniger. Weniger zumindest als
7,2 Milliarden wieder nicht lange reichen werden. Spätestens im Sommer wären
es uns die Geschichte Glauben machen wollte und will. Die manipulierten Auf-
sie aufgebraucht. Offiziell machen alle mal wieder gute Miene zum bösen Spiel.
nahmen in der Wochenschau prägten das Bild des Nachkriegsdeutschlands.
Aber nicht nur Merkel muss weitere Hilfen durch die jeweiligen nationalen Parla-
Ob Trümmerfrauen (die es so gar nicht gab) oder das Bild eines völlig zerstörten
mente bringen und da droht Ungemach. Wie formulierte es einer der Unterhänd-
Landes (traf nur auf die Großstädte und Industrieregionen zu). Aber das wäre
ler: „Es ist ein bisschen wie auf der Titanic. Die Stimmung ist jetzt besser als früher.
ein anderes Thema. Fakt war: Allen Beteiligten war klar, dass die Deutschen
Aber was nutzt das, wenn das Schiff untergeht?“ Selbst griechische Unterhändler
ihre Reparationszahlungen nicht leisten konnten.
wissen manchmal nicht, was ihre Regierung überhaupt erreichen wolle. So hat sich die griechische Regierung vom zweiten Reformprogramm eher entfernt als auch
Daher wurde 1953 auf der Schuldenkonferenz in London beschlossen, dass
nur ansatzweise begonnen, es umzusetzen, siehe Mehrwertsteuerreform, über
diese Art Zahlungen bis zu einem neuen Friedensvertrag aufgeschoben wer-
die man sich in den Verhandlungen eigentlich schon klar war. Allen läuft die Zeit
den sollen. 1989 wurde daher auch kein neuer Friedensvertrag geschlossen,
davon, spätestens Ende Juni muss sich die Regierung entscheiden, ob sie den IWF
sondern ein „Wiedervereinigungsvertrag“. Obwohl der Zwei-plus-Vier-Vertrag
bedient oder die griechischen Rentner bezahlt. Nicht wenige warten auf ebendie-
ein Friedensvertrag ist. Deutsche Beamte scheuen allerdings seit 1953 das Wort
sen Punkt. Denn dann müsste Tsipras auf alle Forderungen eingehen. Was wür-
Frieden wie der Teufel das Weihwasser. Schließlich brauchte man 1989 keinen
de das bedeuten? Athen bleibt erst mal im Euro, könnte staatliche Schuldscheine
Friedensvertrag, da es ja schon Frieden gab, so die Argumentation. Obwohl in der
einführen und besorgt sich über sogenannte T-Bills kurzfristig am Kapitalmarkt
Präambel steht: „Gewidmet den Völkern, die im Frieden leben.“ Die deutsche Re-
Geld. Egal, was die griechische Regierung machen wird, sie kann nicht eines ihres
gierung: „Der Vertrag ersetzt einen Friedensvertrag und ist als eine abschließen-
Wahlversprechen einhalten und die Griechen werden noch weniger Geld als jetzt
de völkerrechtliche Regelung zu sehen.“ Anwesend waren die Griechen bei den
haben, aber es gäbe kein Grexit. Das hat mittlerweile selbst Varoufakis erkannt, der
Verhandlungen nicht. Sie haben, wie wird es so schön formuliert, abschließend
sagte, dass ein Verbleib im Euro oberstes Gebot wäre, ansonsten würde sein Land
davon Kenntnis genommen. Während dem einen dieses Verhalten als Betrug an-
in der Steinzeit landen. Ganz so dramatisch würde ich das jetzt nicht sehen. Einer
mutet, wird es vom anderen als harte diplomatische Arbeit tituliert.
griechischen Tragödie aber kommt das schon recht nahe.
Tom Körber. Chefredakteur.
Fotografie
Lightning Bolt & Night Clubbing Schrift & Bild // richard walch
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F o to g r a fie L i g h t n i n g B o l t
22.00 Uhr auf der Kieler Woche, draußen in Schilksee. Die Hafenpolizisten sprühen nicht gerade vor Begeisterung. Eric und Thomas segeln mit Ihrem 49er durch die Dämmerung „ohne Positionsleuchten“, das ist nicht erlaubt. In wenigen Minuten beginnt das Feuerwerk zur Mitte der Kieler Woche – zu spät um zurück in den Hafen zu segeln.
Eric Heil und Thomas Plößel
Reise
Marooned inMozamBique Schrift & Bild // Jody Macdonald
The sun has set, we have been flying most of a day that none of us wants to end. I haven’t even thought about landing, I want to fly until I cannot see. We are still a long way from where the dinghy should be and I’m hoping it is just the light that robs us of the view. But in my gut I know we are screwed. Marooned.
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R ei s e M a r o o n ed i n M o z a m B i q u e
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heimat
d n a l n e e s u e N
Der Cospudener See (Spitzname: Cossi) ist das momentane Wassersportzentrum im Leipziger Neuseenland. Der Sandstrand am Nordufer gilt als l채ngster Sandstrand Sachsens.
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Heim at Ne u s ee n l a n d
Schrift & Fotos // Tom Körber
Wer viel reist, kennt das Gefühl. Die Frage bohrt sich spätestens am zweiten Tag in den Kopf. Dröhnend. Unaufhaltsam. Könnte ich hier leben? Spätestens ab diesem Punkt beginne ich die Stadt mit anderen Augen zu sehen.
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ausgaben & eine photo issue im abonnement f체r 22 Euro*
*innerhalb Deutschlands im europ채ischen Ausland 38 Euro
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foto // Amory Ross/Team Alvimedica/Volvo Ocean Race
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Te c h n i k R u derl ag er
Ein seltener Anblick – ein Ruderlager bei der Arbeit. Hier das Luv-Ruderblatt der ALVIMEDICA kurz vor dem Ziel in Lissabon.
Ruderlager Schrift // Michael Walther
Es gibt Komponenten bei einer Segelyacht, die fallen lediglich dann auf, wenn es Schwierigkeiten gibt. So verhält es sich beispielsweise mit den Ruderlagern. Kaum ein Bauteil ist so unverzichtbar und lässt sich während des Törns so schlecht austauschen oder reparieren wie dieses. Und dennoch benötigt beinahe jede Yacht ein Ruderlager. Einzige Ausnahme sind hier die Jollen, Katamarane und meist kleineren Yachten mit einem angehängten Ruderblatt.
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Die deutlich aufwendigere und teurere Lösung, um dieses Problem zu vermeiden, sind Nadellager. Die gängigen Nalle Yachten, ob Traditionssegler, Maxi-
dellager sind so aufgebaut, dass eine Hülse in den Rumpf-
Trimaran oder TP52, müssen ein oder
durchlass eingebaut wird, in der kleine Kunststoffrollen – die
mehrere Ruderlager montieren, um auch
Nadeln – dicht an dicht montiert sind (siehe Abbildung).
bei hohem Druck auf dem Ruderblatt zu-
Diese Nadeln liegen dann an der Ruderachse an und sorgen
verlässig und gefühlvoll steuern zu können.
für eine leichtgängige Beweglichkeit dieser. Notwendige Voraussetzung für die perfekte Funktion eines solchen
Während des Segelns erfüllt das Ruderblatt zwei Funktio-
Lagers ist, dass das Nadellager perfekt zu der montierten
nen. Zum einen gibt es natürlich die Richtung vor. Zum an-
Ruderachse passt. Zwischen den Nadeln und der Achse darf
deren ist es aber als Lateralfläche auch dafür zuständig, dass
nur wenig Spiel sein und die Achse muss absolut rund sein.
die Segelyacht möglichst wenig Abdrift hat. Bei diesen bei-
Bei Neubauten lassen sich diese Voraussetzungen unproble-
den Aufgaben wirken auf das Ruderblatt je nach Yachtgrö-
matisch erfüllen, was aber passiert, wenn sich ein Segler zur
ße immense Kräfte ein. Das stark belastete Ruderblatt soll
Nachrüstung eines Nadellagers entschließt?
nun über eine dünne Achse, die durch den Rumpf führt, gehalten und dann auch noch bewegt werden. Wenn man sich diesen völlig normalen Vorgang einmal auf der Zunge zergehen lässt, wird auch einem langjährigen Segler wieder einmal bewusst, was wir eigentlich von diesem vernachlässigten Bauteil – dem Ruderlager – erwarten. Dieses Lager soll dafür sorgen, dass die Ruderachse mit möglichst wenig Spiel im Rumpf aufgehängt ist und sich dann mit möglichst geringem Widerstand drehen lässt. Für eine Komponente, an die die wenigsten einen Gedanken verschwenden,
Ein selbststellendes JefaRuderlager. Die Nadeln des Lagers sind in einem beweglichen Gehäuse montiert, welches sich je nach Belastung des Ruderblattes und der Ruderachse ausrichtet.
bevor es Probleme gibt, keine ganz einfache Aufgabe. Welche Möglichkeiten gibt es und wo liegen die Unterschiede? Da wäre zum einen die einfachste Lösung. Wir kaufen
Um eine bestehende Ruderachse und eine bestehende
im Fachhandel ein paar Kunststoffhülsen und montieren
Yacht auf ein Nadellager umzurüsten, sind einige Modifi-
diese als Gleitlager auf der Ruderachse. Als Material für
kationen notwendig. Zum einen muss der Rumpfdurch-
die Hülsen wird hier zumeist POM (Polyoxymethylen), ein
lass vergrößert werden, da schon das Nadellager selbst
hochmolekularer, thermoplastischer Kunststoff, gewählt.
im Vergleich zu dünnen Gleitlagern deutlich mehr Platz
Die Hülsen werden also zwischen Rumpfdurchlass und
benötigt. Abgesehen davon muss auf die bestehende
Ruderachse angebracht. Diese Lösung ist natürlich die
Ruderachse eine Hülse geklebt werden, damit die alte
günstigste und wird daher von einigen Werften gerade bei
Ruderwelle in dem Bereich des Ruderlagers wieder
kleineren Yachten so verwendet. Sofern die Belastungen
perfekt rund ist und damit störungsfrei in dem Lager
auf das Ruderblatt nicht zu groß werden, funktioniert dies
läuft. Dies ist auch dann notwendig, wenn die alte Achse
auch mehr oder weniger gut. Mit zunehmendem Druck auf
eigentlich noch ganz gut aussieht. Durch die Belastun-
das Blatt wird der Reibungswiderstand in dem einfachen
gen auf die Ruderachse verformt diese sich nach einiger
Lager jedoch immer höher und sorgt damit neben dem
Zeit. Bei Niroachsen ist dies weniger das Problem als bei
sowieso erhöhten Druck für eine noch schwergängigere
Aluminium-Ruderachsen. Der Verschleiß der Aluminium-
Ruderachse. Die Kraft, die der Steuermann aufwenden
achsen ist bei der Benutzung von Gleitlagern deshalb so
muss, um seine Yacht in die gewünschte Richtung zu manö-
hoch, weil Aluminium schnell eine dünne Oxidschicht als
vrieren, wird also immer größer.
Korrosionsschutz bildet. Bei jeder Ruderbewegung wird diese Schicht jedoch direkt wieder heruntergerieben. Dadurch erhöht sich der Verschleiß deutlich.
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R ei s e D ie L ag u n e n v o n Gr a d o
Die Lagunen von Grado. Schrift & bild // Thomas Käsbohrer
Wer in den großen Häfen Nordkroatiens liegt oder chartert, der kennt sie alle: die Inseln südlich des Kvarner. Highlights wie Cres oder Losinj, Perlen wie Unije oder Susak, herbe Schönheiten wie Dugi Otok oder die Kornaten. Aber was ist eigentlich nördlich davon, da, wo das Meer endgültig auf Land trifft? Wo in der Ferne die Alpen wie Himalaja-Gipfel herüberschauen? Wo es plötzlich Gezeiten gibt und Fahrten ohne Tidenkalender zum Risiko werden?
Und ein Törn nach Venedig. 84
Wo die großen Alpenflüsse Isonzo, Tagliamento, Piave ins Meer münden und deren Sedimente das Meer von tiefem Blau in unergründliches Blaugraugrün färben? Nach vielen Jahren voller Törns vom slowenischen Izola aus nach Süden, nach Kroatien, aber vor allem nach Westen, nach Italien, möchte ich jetzt über ein Segelrevier berichten, das es mir bis heute angetan hat.
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C h a r a k t er He a d s & H o s t s
Heads&Hosts
BILD // TOM KÖRBER
Rund dreieinhalbtausend Segler, mehr als zweitausend Boote, drei Millionen Besucher – eine Region im Ausnahmezustand. Wirtschaft als auch Politik jubeln, es wird Kasse und Stimmung gemacht. Unbezahlbar sind die rund 300 ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen, die als Wettfahrtleiter fungieren, in der Jury sitzen oder als Tonnenausleger, Bootfahrer oder Sonstiges mit anpacken. Ohne sie würde der ganze Kram nicht funktionieren. Die folgenden elf helfenden Hände stehen stellvertretend für alle, die hinter, vor und zwischen den Kulissen den Laden am Laufen halten.
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AlexandraFoth
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foto // richard walch
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Ich kann kaum sagen, wie überwältigt ich dasaSS und ihn anstarrte; der ganze Mann floss förmlich über von Raketen, Quellen und Leuten, so echt in den kleinsten Einzelheiten und in den Farben, dass ich leise und gedämpfte Stimmen aus den Menschenmengen, die seinen Körper bewohnten, murmeln zu hören glaubte.
aus „Das Herz auf der Haut“ von Benedikt Geulen, Peter Graf und Marcus Seibert, mareverlag.