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Top-Locations
Text: Benjamin Brouër, Alexander Thürer Vom Zero-Waste-Restaurant bis zum Better-Greek-Imbiss, von Berlin bis Dortmund. Diese Läden haben die deutsche Trendgastronomie 2019 geprägt.
JOSEPH, BERLIN Nahost-Erlebnis Ein zeitgemäßes Hotel-Restaurant, das als Verbindung zur Stadt gilt. Frische, gemüseorientierte Israel-Küche zum Teilen mit einem internationalen Star-Koch als Aushängeschild. Eine oene Showküche als Dreh- und Angelpunkt des Konzepts. Mit dem „Joseph“ als Teil des Berliner Hotels „AMO“ hat das deutsch-jüdische Ehepaar Mirit und Ariel Schi einen Ort geschaffen, der gleich mehrfach den Zeitgeist bedient. Und mit den Ardinast-Brüdern aus Frankfurt sowie dem israelischen Spitzenkoch Yossi Elad als kulinarischen Berater haben sich die Betreiber gleich mehrere Pros an Bord geholt, die die lebendige Stimmung Tel Avivs auf die Friedrichstraße bringen. Auf einem Robata-Grill werden Gemüse, Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte gegart, während Teiglinge in einem Tandoori-Ofen gebacken werden. Wie auf dem Markt geht es um den zwischenmenschlichen Kontakt zwischen den Köchen und dem Gast. Ein multisensorisches Erlebnis, wie es nur die Gastronomie schaen kann. www.amanogroup.de/de/ eat-and-drink/joseph/
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BONVIVANT, BERLIN Das Beste aus zwei Welten Hochwertig und dennoch leger speisen, davor, danach oder dazu einen guten Drink genießen – Bar-Restaurants zählen zu den Konzepttypen der Stunde. Und mit dem „Bonvivant“ in Berlin hat kürzlich ein Musterbeispiel erönet, das zudem weitere Trends aufnimmt. Im „ersten vegetarischen Cocktail-Bistro Deutschlands“ werden regionale Zutaten und Rezepte mit internationalen Einüssen zu einer „Eat-Easy Cuisine“ vereint, die Fine-Dining-Ansprüchen gerecht wird, ohne auf Etikette zu pochen. Auch beim Interieur setzt das Team auf einen einfachen Wohlfühlcharakter. Der 60er-Jahre-Style und die klaren, unprätentiösen Cocktail-Kompositionen
FOTO: DIRK RICHARD HEIDINGER
von Yvonne Rahm passen perfekt zum selbstgewählten Motto: Poolparty in Beverly Hills. Ein Platz an der Bar liefert zudem spannende Einblicke in die Küche, wo der Bio-Spitzenkoch Ottmar PohlHobauer für Nachhaltigkeit mit Geschmack sorgt. Ein Cocktail-Bistro mit Anspruch und einer ganz eigenen Lässigkeit. bonvivant.berlin
SANDER, FRANKFURT AM MAIN ETC. Democratic Food Wenn ein neues Systemkonzept das gastronomische Parkett betritt, hat das unter Trendaspekten meist den bekannten Sack-Reis-Faktor. Beim „sander“, das seine Premiere zunächst im Frankfurter Foodtopia feierte und mittlerweile auch in Köln und Bonn vertreten ist, verhält es sich etwas anders. Bemerkenswert ist, dass mit der Sander Gruppe einer der bekann- testen Foodservice-Dienstleister hinter dem Konzept steckt. Mit der neu entwickelten Marke, die zugleich auch als Showroom für die eigenen Produkte und Ideen verstanden werden kann, will das Unternehmen nun den B2C-Markt erobern. Das Ganztageskonzept aus Deli, Restaurant, Café und Bar nimmt für sich in Anspruch, „Democratic Food – Einfach gutes Essen für jeder- mann“ zu liefern. Die kulinarische Basis bildet die „Einzigartigkeit und Vielfalt der deutschen Küche“, das Ergebnis sind modern interpretierte Klassiker mit Zutaten aus der Region und Produkten aus eigener Herstellung. www.sander-restaurant.com
FOTOS: LUDWIG SCHWITZKE
CANTINE SOUVLAKI BAR, DORTMUND Neu-Griechisch Jeder hat ihn, seinen Lieblings-Griechen, den mit dem unschlagbaren FleischLeistungs-Verhältnis, den mit dem zweiten Ouzo aufs Haus und der Pappmaché-Kulisse. Die Atmosphäre, die Food-Inszenierung und der zeitgeistige Ansatz waren eher selten Grund der Zuneigung. Das könnte sich mit der „Cantine Souvlaki Bar“ (bislang in Hagen und Dortmund) ändern, denn Anna Tsianiou und Jorgos Papadopoulos haben ein Konzept aus der Taufe gehoben, das der griechisch-mediterra- nen Küche ein optisches und kulinari- sches Update und eine Verjüngungskur verpasst. Irgendwo zwischen schickem Imbiss und coolem StreetfoodRestaurant, zwischen traditionel- len Gerichten und urbaner Umsetzung, zwischen Athen, essaloniki und Ruhrpott. Im Mittelpunkt des Geschehens: die Grilltheke, an der die Gerichte frisch zubereitet werden. Lecker vegetarisch essen beim Griechen? Selbst das geht in der „Cantine Souvlaki Bar“. www.cantine-souvlaki-bar.de
PAOLO PINKEL, BERLIN Mini Food-Court Eine Fläche wie ein großer Systemer, darin jedoch drei individuelle Küchen und eine Bar – viel mehr Kiez geht kaum. Die Betreiber Kubilay Akkaya, Nick Kapros und Sebastian Schwendner führen lediglich das „üssige“ Geschäft selbst, die drei Küchen, die sie hier eingerichtet haben, haben sie hingegen untervermietet. So entstand ein überdachter MiniStreetfood-Markt mit gemeinsamem Sitzbereich. Auf die bierbankartigen Tische wandern daher teilbare Speisen aus der nordchinesi- schen, der peruani- schen und der zypriotischen Küche – von Dumplings und handgezogenen Nudeln über Ceviche und Yuca Frita bis zu Saganaki-Feta und Lammkoteletts. Um Genehmigungen, Küchentechnik und Co. kümmern sich die Vermieter, die Mieter stellen Equipment und Ware und behalten den Food-Umsatz ein (bezahlt wird bei Bestellung, serviert wird am Tisch). Kurzum: Eine TopWeiterentwicklung der sonst meist tagsüber stattndenden Streetfood-Märkte! www.paolopinkel.berlin
FOTOS: SHAUNA SUMMERS
FOTO: JENS SCHWARCK
QOMO, DÜSSELDORF Dreht sich Die Aussicht war schon immer grandios, Food und Drinks sind es nun endlich ebenso: In rund 172,5 Metern Höhe hat das „Qomo“ im Düsseldorfer Rheinturm eine echte Benchmark in Sachen Food & Drink-Fusion gesetzt. Küchenchef Masanori Ito kreiert
hierfür innovative Signature-Gerichte wie beispielsweise schwarzer Kabeljau und Wagyu-Rind, dazu gibt es eine oene Sushi-Bar, an der ein Sushi-Meister sein kulinarisches Handwerk präsentiert, und ein paar Meter weiter trumpft die Qomo Bar mit einem abwechslungsrei- chen Cocktailangebot auf. Schwerpunkt auch hier: asiatische Aromen. So hält Bar-Manager Claus Liebscher eine beachtliche Auswahl an Sake-Spezialitäten und japanischen Spirituosen bereit. Feiner Bonus für alle Besucher: Für Gäste des „Qomo“ samt rotierender Restaurantäche sind der Eintritt und die Fahrt mit dem Aufzug in die obere Ebene kostenlos. www.qomo-restaurant.com FOTO: ANSGAR PUDENZ
DAS HERZ VON FRANKFURT, FRANKFURT AM MAIN Ab ins Grüne Wie fühlt man sich im Herzen des Regenwalds? Vielleicht ja so wie in diesem innovativen Café in der Frankfurter Altstadt. Denn das jüngste Projekt der drei Zeleke-Brüder Mengi, Yeshi und Ta gibt sich als grüne Oase inmitten des GroßstadtDschungels. Das liegt vor allem an den Panzen, die von der Decke ranken, und den wandfüllenden Fototapeten mit Aufnahmen der üppigen Vegetation aus der äthiopischen Heimat der drei Brüder. Gleichzeitig liegt in der Region Kaa, aus der die Bilder stammen, auch der Ursprung des Kaees, der im „Herzen von Frankfurt“ auf ganz besondere Art zelebriert wird. So können Gäste unter anderem eine nahezu echte äthiopische Kaeezeremonie erleben. Nahezu deshalb, da sie normalerweise mehrere Stunden dauert, wofür in Deutschland aber die wenigsten Zeit haben. Entspannung ndet man hier aber trotzdem, dank täglich frisch gebackener Kuchen, gesunder Frühstücksoerten wie Bowls und kleinen Snacks oder Tapas zum Getränk, wenn aus dem Café abends eine Bar wird. www.facebook.com/herzfrankfurt/
FOTOS: ERNST STRATMANN
FOTOS: RUTTE AT DINING ROOM FRASER SUITES
THE DINING ROOM, HAMBURG Perfektes Zusammenspiel Kreative Cocktail-Pairing-Experi- mente in einem Art-déco-Restau- rant als Teil eines 5 Sterne plus Hotels? „e Di- ning Room“, das Signature-Res- taurant im Hotel „Fraser Suites“ am Hamburger Rödingsmarkt, zeigt, wie weit es die Cocktailkul- tur anno 2019 gebracht hat. Und wie groß die Möglichkeiten im Zusammenspiel mit hoch- wertiger Küche sind. Während Küchenchef Daniel ompson bekannte Gerichte in neuen Geschmackskombinationen präsentiert, maßschneidert seine Frau Carolin an der durch einen metallenen Paravent abgetrenn- ten Bar die passenden Cocktails, etwa einen White-Tomatoe-Mar- tini zu gebratenem Garnelen- tatar. Aber auch wer nur an der Bar Platz nimmt, muss auf das Aromenspiel nicht verzichten. Hier gibt es zu jedem Cocktail spannende Canapée-Pairings. www.thediningroom.de
LEUCHTENDROTER, FRANKFURT Entfesselte Küche Derbe und deftig; Attribute, die man bislang eher mit traditionellen Wirtshäusern als mit zeitgeistigen vegetarischen Hotelrestaurants zusammenbrachte. Das „Leuchtendroter“ als Teil des Community-Hotels Lindley Lindenberg belehrt uns eines Besseren. „Ein Befreiungsschlag aus dem Korsett der Schickeriaküche mit viel Herz und noch mehr Schnaps“ will es sein und löst den emanzipatorischen Anspruch unter anderem durch gläserne Karaen mit Hochprozentigem auf den Tischen ein. Ganz so spelunkig wie auf den Teambildern (rechts) geht es dann aber doch nicht zu. Mit einem unaufgeregten Bistro-Stil eher einladend für alle. So soll auch die Küche sein: zugänglich, verständlich und bezahlbar für (fast) jedermann. Der Anspruch an Qualität und Herkunft der Zutaten gleichwohl bleibt ungebrochen hoch. Die Produkte stammen zu großen Teilen von der eigenen Permakultur im Taunus. www.leuchtendroter.com FOTO: SIMON BOLZ
FOTOS: PR/FREA
FREA, BERLIN Null-Null-Hundert 2019 - das Jahr, in dem sich jeder Nachhaltigkeit auf die Fahnen schreibt. Die Gefahr, in die
Greenwashing-Falle zu tappen, nimmt zu. Nicht so beim Zero-Waste-Res- taurant „Frea“ in Berlin. Die Gründer Jasmin Martin und David J. Suchy set- zen das um, wovon andere nur spre- chen, verbinden Genuss mit Nachhaltigkeit. Und zwar konsequent. Von morgens bis abends bieten sie panzenbasiertes saisonales Essen an, ohne Müll zu produzieren. Alle Lebensmittel werden komplett genutzt. Schalen und Essensreste, die nicht mehr verwertet werden können, landen in der innovativen Kompostier- maschine, die sie innerhalb von 24 Stunden zu einem Bodener- satzsto weiterverarbeitet. Dieser landet dann wiederum bei den Zuliefer-Bauernhöfen des Restau- rants. Vorbildliche Kreislaufwirt- schaft in der Praxis umgesetzt. Bei „Frea“ gilt: Zero Waste und Zero Kompromiss bei 100% Geschmack. www.frea.de