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CONCEPT DESIGN FOOD BEVERAGE TRENDGUIDE 2020
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|CONCEPT|
Text: Barbara Becker
Alles wird anders, denn die „grüne Welle“ rollt unaufhaltsam weiter. Gesundheit, Fitness und Wohlergehen – das eigene und das der Welt – sind entscheidende Parameter, und wer gegen diesen Strom anschwimmt, wird es schwer haben. Trotzdem ist auch eine Richtungskorrektur in Sicht: ANSTATT „NO!“ MUSS ZUKÜNFTIG „GO!“ IM FOKUS STEHEN, denn inzwischen ist klar: Verzicht ist kein Geschäftsmodell!
Stattdessen trit Ökologie mit Hochgeschwindigkeit auf Ökonomie. Nachhaltige, dabei aber smarte Lösungen erö- nen neue Perspektiven und BusinessAnsätze: Neben Etabliertem wie No/ Low Waste, Bio oder Regionalität SPIELEN LOGISTISCHE PROZESSE WIE KREISLAUFWIRTSCHAFT, SOZIALE ASPEKTE WIE MITARBEITERPFLEGE, TECHNISCHE LÖSUNGEN WIE UPCYCLING UND NEUE IDEEN eine zentrale Rolle. Motto: Wer Ressourcen verbraucht, muss etwas zurückgeben – erst recht, wenn er damit Geld verdient. Angebote dieser Art werden sich häufen und NACHHALTIGES ENGAGEMENT ZUM HYGIENEFAKTOR machen. So hat das in Brooklyn ansässige Start-Up Air Co. nach eigenen Angaben den weltweit ersten kohlenstonegativen Wodka auf den Markt gebracht, der aus der täglichen Kohlenstoaufnahme von acht Bäumen resultiert. Das Start-Up „Holycrab“ aus Berlin verteidigt die heimische Fauna, indem es unerwünschte tierische Einwanderer auf die Speisekarte setzt und bekämpft damit auf einen Streich Hungergefühle und das lokale Artensterben. Wenn das keine KonsumArgumente sind!
ENTSPANNT UND FREUNDLICH soll das Konzept der Zukunft sein – nicht nur für die Umwelt, auch für die Gäste: In Großbritanniens Trendmetropole London hat CBD ganz relaxt die Gastronomie erreicht: In Drinks und Speisen fein dosiert, wird das Cannabis-Extrakt ohne Rauschwirkung in Lokalen wie der „Farmacy“ zum Bestseller.
Neue Impulse bringt auch das Angebot ALTERNATIVER STANDORTE in die Gastronomielandschaft: War das SzeneViertel für Trendbetriebe bisher erste Ganz entspannt mit CBD aus der Cannabis-Pflanze: „Farmacy“, London
Griechische Kochtradition für Trendsetter: „Sweet Greece“, Dresden
FOTO: FARMACY
Wahl, hat es nun Konkurrenz bekommen, denn die Betreiber von HOCHFREQUENZ-STANDORTEN haben Gefallen an der jungen Gastronomie gefunden: So hat sich die Entwicklung zur trendigen Hotelgastronomie – ein aktuelles Beispiel ist das „Leuchtendroter“ in Frankfurt – verstärkt und „Nachts im Museum“ ist nicht mehr nur ein rasanter Klamauk-Film, sondern ein zunehmend beliebtes Motto, um alte Meister und junge Kunst in den KULTUREINRICHTUNGEN an das passende Publikum zu bringen. Auch Shoppingmalls entdecken die Trendsetter – wer gegen den Onlinehandel bestehen will, muss analoge Erlebnisse bieten! Daher werden sich die Chancen für Individualkonzepte wie dem indischen Erfolgsmodell „EatDoori“ oder „Vincent Vegan“ genau wie für trendorientierte Systemanbieter hier weiter verbessern. Sofern sie es schaen, sich auf die veränderten Bedingungen einzustellen! Auch DIE MITARBEITERKANTINE , wie von „OhJulia“ bereits erschlossen, oder FerienClubs bieten neue Standort-Optionen. Die Zielgruppe ist schließlich dieselbe wie in der innerstädtischen 1A-Lage.
FOTO: LARS MÜLLER
Dabei wird das Angebot IMMER INTERNATIONALER: Asiatische, türkische und Levante-Konzepte sind bereits Topseller, letztere haben sich vom FoodHotspot zum Feel Good-ema entwickelt. Im Mittelpunkt steht neben dem Essen immer mehr die GEMEINSCHAFT, INTERNATIONALES FLAIR UND URLAUBSSTIMMUNG , auch wenn es nur für ein Abendessen mit Freunden ist. Die neuen Griechen wie die „Cantine – Souvlaki Bar“ in Dortmund oder „Sweet Greece“ in Dresden treten jetzt an, um die Traditionsküche in ein neues Zeitalter zu katapultieren. Und auch Mexiko macht sich mit Konzepten wie dem „Holy Taco“ aus Hamburg oder dem Kölner „Coyacan“ daran, in der deutschen Gastronomielandschaft wieder Boden gut zu machen.
FOTO: DADO (DP) PHOTOGRAPHY
Der progressive Kaee-Markt entspannt sich: Mit dem behaglichen Hygge-Feeling sind die Skandinavier in der deutschen Gastro-Szene angekommen und bringen nach Restaurants auch Kaee-Konzepte mit, wie das „Copen
Regionale Markthallen-Gastronomie im „Hobenköök“, Hamburg
hagen Coee Lab“ (teilweise mit Bakery). Einen GEGENTREND ZU DEN OMNIPRÄSENTEN BRÖTCHEN-KETTEN bieten auch die Bäckerei-Cafés: Gutes Brot, süße Teilchen und Tortenträume bis zum Abwinken.
Nach Bar-Hype und Foodie-Welle spielen die beiden Genuss-Katalysatoren Food und Beverage nun als gleichberechtige Partner in der Oberliga. In RESTAURANT-BAR-HYBRIDEN wie dem Frankfurter „Blumen“ oder dem Hamburger „e Dining Room“ steht ein ganzheitliches Aroma-Feuerwerk im Mittelpunkt: HOCHKARÄTIGE COCKTAILS UND SPEISEN werden in enger Abstimmung zwischen Barpro und Küchenfee als perfektes Paar präsentiert.
Dem Siegeszug der Food-Festivals folgt MARKTHALLEN-FEELING IN MINIATURFORMAT: In Berlin kombiniert das „Paolo Pinkel“ drei (untervermietete) Küchen und eine Bar zum Mini-Streetfood-Markt mit gemeinsamem Sitzbereich, und im Hamburger „Hobenköök“ (Hafenküche) wird konsequente Regionalküche direkt in der angeschlossenen Markthalle für Lebensmittel serviert.
FOTOS: DANIEL REMANÉ
Neue Standortangebote für Trendsetter: Für das Foodtopia in Frankfurt wurde „EatDoori“ Deli-tauglich gemacht
Bierkneipen, im letzten Jahrtausend eine dominierende Spezies der Gastrolandschaft, sind nicht nur als Craft-Protagonisten zurück: Mit dem entsprechenden Image dürfen auch Markenbiere wieder Flagge bzw. BRANDING ZEIGEN : Sie heißen BrewDog, Astra, Tannenzäpe oder Ratsherrn und lassen mit coolen Flagship-Outlets die Muskeln spielen.
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|DESIGN|
Text: Barbara Becker
Essen und Trinken kann man auch zuhause, daher gilt für die Gastronomie ebenso wie für den Handel: Wer die Kunden vor die Tür und ins eigene Outlet locken möchte, muss Erlebnisse bieten. Ein Gastronomieobjekt zu betreten, ist im Idealfall wie das EINTAUCHEN IN EINE GANZHEITLICHE ERLEBNISWELT: Licht, Farben, Wandgestaltung, Mobiliar und Materialauswahl entfalten kommunikative Kraft und entscheiden nicht nur, welche Zielgruppe sich einndet, sondern auch, bis zu welcher Preisklasse die Gäste bereit sind mitzugehen.
Ein das jeweilige Gastro-ema VERSTÄRKENDES CORPORATE DESIGN , das die Individualität der Location unterstreicht, ist für Trendsetter Picht. Und dann darf die Gestaltung durchaus auch markant sein. In der Bar „Pawn Dot Com“ in Berlin macht das Wall-Design der Grati-Künstler AKTEOne aus dem schlauchförmigen Raum einen UBahn-Schacht im Club-Style, im Hamburger „Holy Taco“ steht die Wand aus Totenköpfen für das Mystische und Makabre der mexikanischen Kultur – sicher nicht die schlechtesten VORLAGEN FÜR WERBEWIRKSAME INSTAGRAM-POSTS!
Minimalismus und die Konzentration auf das Wesentliche gelten als Besonderheiten der asiatischen Kultur. Das Berliner „Jabe“ entschleunigt mit Sperrholz, schwarzem Granit, Stahl und Keramikiesen. Die hängenden, linearen Leuchten hat die Berliner Lichtrma „Njebo“ speziell für das Restaurant entworfen. Das ebenfalls in Berlin beheimatete „Pho“ zeigt, wie breit ein ema bespielt werden kann: Hier zaubern die Designer von ett la benn mit GRÜNPFLANZEN, LICHTREFLEXEN UND STARKEN FARBKOMBINATIONEN das Lebensgefühl vietnamesischer Straßencafés in die Hauptstadt.
Auch Lichtdesign bietet tolle Möglichkeiten, ein Konzept in Szene zu setzen. Das perfekte Umfeld für Fisch? Unter Wasser natürlich – und das „e Catch“, Berlin. Das Bar-Restaurant transferiert die traditionelle japanische Kunst der Fischzubereitung in die Gegenwart und Entschleunigung auf Japanisch: Minimal-Design im „Jabe“
FOTO: CLAUDIA GOEDKE
Lichtdesign für den Aquarium-Style im „The Catch“, Berlin
FOTO: PR
wirkt durch DIE BLAUE BELEUCHTUNG wie ein Aquarium.
Darüber hinaus folgt das Interior-Design natürlich den aktuellen Lifestyle-Trends wie Nachhaltigkeit, Behaglichkeit, Komfort und Recycling bzw. Upcycling. Aber mit Stil. LEGERER LUXUS BLEIBT DER OPTISCHE LEITFADEN in der Gastronomielandschaft, denn die Gäste wollen es sich bequem machen: Wie ein Grandhotel mit weichen Polstern und kräftigen Farben präsentiert sich das Bar-Restaurant „Jamboree“ im Grand Hyatt, Berlin – allerdings mit einem Design für die next generation. Salon-Ambiente steht generell hoch im Kurs. Gestaltet wird es MIT SOFAS, SESSELN UND GRAZILEN BEISTELLTISCHEN FÜR'S COCKTAILGLAS , gerne im Art Déco Style. Auch Teppiche oder Bodeniesen ziehen mit kräftigen Kontrastfarben die Blicke auf sich.
Weich gepolsterte Sessel ndet man immer öfter auch am Tresen, der konzeptübergreifend einen Fixpunkt vieler Räume darstellt. Im Gastraum sorgen Bänke am laufenden Band für WohnzimmerFeeling. Die Bestuhlung segmentiert den Raum, ist vielfältig und kommt trotzdem nicht selten aus einer Familie. Der Vorteil: Stühle, Hochstühle, Sessel und Sofas, die AUF BASIS EINES GRUNDMODELLS entworfen werden, passen perfekt zusammen und bringen selbst bei Farbvariationen und Größenunterschieden Ruhe ins Ambiente.
SANFTE FARBEN SCHAFFEN RÜCKZUGSORTE FÜR EINE STRESSFREIE AUSZEIT VOM ALLTAG. Wer nicht in den bunten Farbtopf greifen möchte, ndet in Materialauswahl und Formgebung seine Spielwiese: Gedeckte, kühle Farben wie Blau, Hellgrau und Weiß in Verbindung mit Naturmaterialien und weichen, aber betonten Konturen bringen skandinavische Gemütlichkeit ins Lokal. Cognacfarbenes Leder setzt edle Akzente. Straßendschungel Berlin im „Pho“, entworfen von ett la benn
Outdoor wird es immer grüner und edler mit Mobiliar, das entweder in Naturfarben gehalten ist oder aber im SEHR BUNTEN ETHNO-STYLE MIT HANDWERKLICHER OPTIK . Panzen sind auch Indoor ein großes ema und werden als rankende Designelemente an der Wand oder als prächtige Solitäre im Raum eingesetzt. Wer dafür keinen Platz übrig hat, setzt auf Tapeten und Wandbilder, um mit Palmen oder Flamingos Tropical Island-Feeling ins Lokal zu zaubern.
Die Accessoires sind eine eigene Spielwiese und dürfen nicht fehlen. AUSGEWÄHLTE LIEBLINGSSTÜCKE UND UNIKATE verleihen dem Lokal seine besondere Ausstrahlung. Farbiges Glas und polierte Oberächen sind ein großes ema. In reduzierten Gasträumen erfüllen naturnahe, schlichte und nützliche Utensilien die Sehnsucht nach Ruhe und Ehrlichkeit. Dazu passen Textilien wie Wolle, Seide, Hanf und Leinen neben Holz, Stein, Stroh, Ton und Keramik – naturbelassen oder glasiert – auch auf RecyclingBasis. Wer Leben ins Ambiente bringen will, wählt das Kontrastprogramm, hier dürfen die Accessoires auch gerne bunt, organisch und individuell sein.
FOTO: GUDRUN DREWS
Mystisch und sehr Instagram-tauglich: „Holy Taco“, Hamburg
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|FOOD|
Ihre Speisekarte gliedert sich noch feinsäuberlich in Vor-, Haupt- und Nachspeisen? Die Küchenzeiten richten sich strikt nach Frühstück, Lunch und Dinner mit festen Pausen zwischendrin? Dann wird es schleunigst Zeit, das Food- und Küchenkonzept mal wieder an der Realität auszurichten. Die ist nämlich längst durchdrungen vom Gedanken der INDIVIDUALISIERUNG UND AUFLÖSUNG FESTER STRUKTUREN. Die Snacks von früher sind erwachsen geworden und trumpfen neu als MiniMahlzeiten auf, die viel mehr können als einen Heißhunger instant zu befriedigen. Sie stehen für eine gesunde, hochwertige und genussvolle Food-Lösung auf Höhe der Zeit, die zudem sehr wandelbar ist. Zur MINI-MAHLZEIT kann im Prinzip alles werden: vom japanischen Reis-Sandwich auf die Faust („Sando & Ichi“, Hamburg) bis zur kreativ belegten Stulle zum Inhouse-Verzehr („Lausebengel“, Berlin). Text: Benjamin Brouër
Rund zehn vegetarische Mini-Gerichte führt das Bar-Restaurant „Bonvivant“ in Berlin auf der Karte, ganz zeitgemäß zum Kombinieren und Teilen gedacht. Die Lebensmittel stammen aus Berlin und Brandenburg, die Kräuter werden zum Teil selbst angebaut. Eine regional verankerte und international beeinusste „Eat-Easy Cuisine“, die Fine-DiningAnsprüchen gerecht wird, aber auf steife Dogmen verzichtet. Wo sich Nachhaltigkeit und höchste Qualität begegnen, macht das Schlagwort des „HEALTHY HEDONISM“ die Runde. Aber auch ohne den Marketingsprech bemühen zu müssen, zeigt sich eines überdeutlich: Die vegetarischen und veganen Gerichte sind längst keine Alibi-Angebote mehr, sondern immer häuger die kreativnachhaltige Basis, zu der sich optional ein eischhaltiges Add-On bestellen lässt – oder auch nicht. Dass sich die vegetarische Küche vollends von alten Klischee-Vorstellungen löst, zeigen auch Beispiele wie das Frankfurter „Leuchtendroter“. Derb-deftig, vegetarisch und für alle verständlich lauten die Grundpfeiler der Küche, deren Produkte größtenteils von der EIGENEN PERMAKULTUR im Taunus stammen. Hochwertig und geerdet gleichzeitig – ein Zeichen dafür, dass die Demokratisierung der Spitzenküche weiter voranschreitet. Deutsche Linse im „Bonvivant“ – Mini-Mahlzeit mit Lokalbezug
FOTO: BONVIVANT
Ein großes ema bleibt weiterhin die Aufwertung des Soul- bzw. COMFORT FOODS , also all jener Gerichte, die warme (Kindheits)Erinnerungen wecken. Better Burger, Better Pizza, Better Wurst, Better Döner… die Liste wird laufend ergänzt. Gleich ein ganzes internationales Crossover an Soulfood-Gerichten bietet etwa das „Waya Kitchen“ in Düsseldorf mit Fried Chicken, Pork-Belly-Wraps, Poutine und koreanischen Bowls. Auf „deutsches Soulfood“ in moderner Form, namentlich Rinderroulade, Schnitzel, Currywurst, hat sich derweil das „sander“ in Frankfurt, das erste Restaurant des Food-ServiceDienstleisters, spezialisiert.
So klar abgegrenzt wie dort präsentieren sich die modernen Food-Konzepte jedoch meist nicht. Stattdessen herrscht ein wildes NEW INTERNATIONAL CROSSOVER – und kaum einer dieser Fusion-Ansätze kommt ohne asiatischen Einuss aus. Im „Restaurant Klinker“ in Hamburg etwa wird Rosenkohl mit Miso, Honig, Mandeln und vietnamesischen Kräutern vereint. Neben Vietnam und Korea setzt aktuell vor allem JAPAN – auch jenseits der bekannten Sushi-Konzepte – frische Akzente, optisch wie kulinarisch. Die Bandbreite reicht dabei vom klassisch-strengen „Nihonryori Ken“ in Frankfurt, wo japanische Menüs im Stil der französischen Haute Cuisine zelebriert werden, bis zum reduziert-urbanen „Jabe“ in Berlin, das mit Reis-Omeletts und Karaage (asiatischem Fried Chicken) überrascht.
Der zweite aktuelle Star der Ethno-Küchen ist die levantinische Kulinarik, also die Gerichte aus dem östlichen Mittelmeerraum, vor allem aus Israel. Frisch, aromatisch, größtenteils vegetarisch oder vegan und bestens zum Teilen geeignet – mit diesem Prol erfüllt LEVANTE die wichtigsten Trendkriterien par excellence. Falafel, Hummus & Co. – auch diese Küche hat das Imbissniveau längst hinter sich gelassen und präsentiert sich auf höchstem Niveau, verkörpert durch bekannte Gesichter wie Haya Molcho („Neni“, Köln), Meir Adoni („Layla“, Berlin) oder Yossi Elad („Joseph“, Berlin). Ein Direktimport aus Tel Aviv ist auch das „Kapara“, das derzeit als Pop-Up im Hamburger „Simbiosa“ gastiert und dessen
„Israeli inspired Kitchen“ temporär um authentische Hummus-Gerichte ergänzt. Der Sharing-Trend ist ungebrochen. Kleine Gerichte aus der Levante-Küche wie hier im „Salt & Silver“ eignen sich perfekt für die Tischmitte. FOTO: SALT & SILVER FOTO: LAUSEBENGEL
Braucht es bei so viel schmackhaften vegetarischen und veganen Optionen eigentlich noch einen FLEISCHERSATZ? Die Insektenburger kommen wohl auf absehbare Zeit nicht aus der Dschungelcamp-Skurrilitätenecke heraus. Auf die exotische und ökologisch fragwürdige Jackfrucht setzt derweil das „Hermann’s“ in Berlin, die Probierwerkstatt einer Gruppe an Food-Enthusiasten. Große Erfolge feiert der „Beyond Burger“ (von Beyond Meat) auf Erbsenbasis und Rote-Beete-Saft für den blutigen Faktor. Die perfekte Lösung für die steigende Zahl an Flexitariern könnte da der Hybrid-Burger sein, den es in den BrewDogPubs zu bestellen gibt. Der besteht nämlich zur Hälfte aus einem üblichen Fleisch-Patty, zur anderen Hälfte aus der veganen Beyond-Meat-Bulette. W
„Lausebengel“: Comfort Food im MiMa-Format
# 01 16#01 20 Stars der Stunde: frische Kräuter und Salate, „Hermann's“, Berlin FOTO: JAN VU / HERMANN'S
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|BEVERAGE|
Text: Alexander Thürer
Was trinken wir heute? Die Frage ist eher, was nicht, denn kaum eine üssige Kategorie ist völlig aus der Gunst der Kunden gefallen. Stattdessen kommt man sich vor wie auf einem Heiratsmarkt, wo mit allerlei süßen Versprechungen um die Aufmerksamkeit der Trinker gebuhlt wird. Wobei: süß geht es in Sachen Getränken eigentlich kaum noch zu, denn WENIGER ODER GAR KEIN ZUCKER ist ein allgegenwärtiges ema, das neben Spirituosen – ungezuckerte Rums etwa – vor allem im AFG-Bereich tonangebend ist. Zuckerreduzierte oder -freie Filler mit „Light“, „Slim“, „Bone Dry“ oder „Zero“-Adjektiven nden sich zuhauf, das ehemalige Wundermittel Stevia hingegen ist fast gänzlich von der Bildäche verschwunden. Überhaupt hat sich geschmacklich im Limo- und Filler-Bereich viel getan. ES WIRD FRUCHTIGER, EXOTISCHER UND AUCH HOCHWERTIGER – dank der omnipräsenten Pre
Entspannung ohne Rausch: CBD hat die Branche erreicht. mium-Oensive. Passend hierzu wird Storytelling rund um das Produkt auch im AFG-Segment immer elementarer, wobei Attribute wie bio, regional oder Fairtrade fast schon zum Grundvokabular gehören. Recht neu ist zudem die krautige Komponente, ergänzt durch ein feines Add-on: CBD. Dieser entspannend wirkende Sto aus der Cannabis-Panze setzt gerade zum großen Sprung an. In UK bereits weit verbreitet, GEWINNT CBD IN FORM VON ÖL ODER ALS ZUTAT VON LIMOS und Fillern immer mehr Beachtung. Immerhin hat Cannabis hierzulande ja immer noch den Ruf des Verbotenen – und das scheint anzuziehen, schließlich steht da ja immer ein kleines, wenn auch unerfülltes, Rauschversprechen im Raum.
FOTO: PR
Dass es beim Trinken aber schon lange nicht mehr um den Rausch geht, ist spätestens seit dem Auammen des ApéroTrends klar. Die LOW-ABV-WELLE
FOTO: PR
ROLLT WEITER und hat dabei en passant eine gewisse Sehnsucht nach MEDITERRANEM FLAIR geweckt. Die wird von diversen Bitters und Vermouths nur zu gerne bedient. Doch auch diverse Filler-Hersteller haben mit speziell auf Low-ABV-Apéros abgestimmten Sorten reagiert. Und was macht der klassische Filler-Partner Gin? Er wächst weiter und protiert dank diverser Neuzugänge, die mit lokalen Botanicals oder kreativen Aromatisierungen das Mittelmeerthema spielen, von frischen Synergieeekten. Wem das alles noch nicht „low“ genug ist, der kommt neuerdings mit ALKOHOLFREIEN DESTILLATEN auf seine Kosten, deren Segment trotz einer gewissen Nischigkeit viel Aufmerksamkeit erfährt. Waren die ersten Gehversuche meist noch etwas holprig, ist mittlerweile die nächste Entwicklungsstufe dieses noch jungen Trends spürbar. Die Produkte werden runder, stabiler, eigenständiger, aromatisch ansprechender und nähern sich den alkoholischen Vorbildern kontinuierlich an – auch wenn das im Purgenuss oftmals gar nicht das Ziel ist. Die alkoholfreien Destillate jedenfalls stellen momentan die Spitze des WENIGER-IST-MEHR-TRENDS dar. Ob sie sich durchsetzen werden? Das wird vor allem vom Preis und der Alltagstauglichkeit abhängen.
FOTO: BRENT GORWIN / UNSPLASH
Ausgenerdet? Kaffee darf jetzt wieder einfach Cappuccino sein.
Es gibt sie aber noch, die SpirituosenAcionados, die Purgenuss- oder HighVolume-Drinks allen gegenläugen Trends zum Trotz vorziehen. Das Schöne: auch dieser Klientel wird es nicht langweilig. War es in den letzten Jahren vor allem der Korn, der überraschen konnte, folgen diesem jetzt die Altvorderen KÜMMEL, DOPPELWACHOLDER und – man glaubt es kaum – derEIERLIKÖR ODER KLÖTENKÖM . Wer geschmackliche Herausforderungen lieber in der Ferne sucht, dem schwappt seit Neuestem der durchaus gewöhnungsbedürftige BAIJIU ins Glas. Gelingt hier eine Anpassung an den europäischen Gaumen (und nur so wird wohl ein Schuh draus), könnte uns das in Zukunft noch häuger beschäftigen. Die alles bestimmenden Trends i n Sachen Sprit liegen klar auf der Hand: HANDWERK, NACHHALTIGKEIT, TRADITION, INNOVATION, QUALITÄT – beliebig kom-
Craftbier 2019? Trinkbar und leichter zugänglich! Revival des Jahres? Der Eierlikör ist wieder da!
biniert oder alleinstehend. Ohne diese Attribute geht bei Destillaten nichts.
Ähnlich sieht es in Sachen Bier aus, wenn auch der Innovationsdrang sich ein wenig abgeacht hat. Immerhin bietet der Markt mittlerweile ein gewaltiges Angebot: über 6.000 Biermarken wurden jüngst gezählt. Diese werden nicht müde, mit LIMITED RELEASES ODER SONDERSUDEN immer wieder für temporäre Aufmerksamkeit zu sorgen. Doch dem gegenüber steht ein immer weiter sinkender Verbrauch von „nur“ noch 101,6 Litern pro Kopf/Jahr. Die Reaktion der Brauer? TRINKBAR MUSS ES SEIN! Die Zeiten, als Craft gleichbedeutend mit IPA oder Pale Ale war und Craftbier für Ungeübte vor allem anstrengend war, sind mehr und mehr vorbei. Stattdessen sind es alte Bekannte, die wieder nach oben schießen. PILS, BOCKBIER, HELLES, KELLER- UND LANDBIERE … besonders die beiden letzteren legten um 5,4 Prozent kräftig zu. Und auch „alkoholfrei“ ist bei Craftbier kein Tabu mehr. Warum auch, die Qualität spricht für sich.
Gefälliger geht es auch beim Kaee zu, wo uns mittlerweile die 4TH WAVE ERREICHT hat. Im Gegensatz zur verkopften, fast wissenschaftlichen dritten Welle, dreht sich der Trend wieder hin zur RÜCKBESINNUNG AUF EIN KERNSORTIMENT – meist bestehend aus Klassikern wie Espresso, Cappuccino, und Latte aus dem Siebträger. Hinein wandern dabei regelmäßig Spezialitätenkaees, Sortenreines und exklusive Spezialblends, geröstet wird dem nordischen Stil folgend gerne etwas heller. Eine Errungenschaft der 3rd Wave hat es aber endgültig geschat: der COLD BREW, der vor allem in Bars zum festen Repertoire gehört. Kein Wunder, er spart die Anschaung einer teuren Maschine und funktioniert bestens in ausgefallenen Cocktails. Cheers! W