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Transparenz auf der letzten Meile

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Redispatch 2.0 verlagert die Verantwortung für die Netzstabilität in die Verteilnetze – und könnte damit zum Treiber für die Digitalisierung der Ortsnetzstationen werden. Bei WAGO erkennt man deutliche Anzeichen für diesen Trend.

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Das künftige Redispatch-Regime sieht vor, dass sich auch die etwa 890 Verteilnetzbetreiber in Deutschland mit Netzengpassmanagement auseinandersetzen – und zwar weitgehend unabhängig davon, ob es im eigenen Netz Engpässe gibt oder nicht. Die Frist bis zur Umsetzung von Redispatch 2.0 läuft am 1. Oktober 2021 ab. Die Kosten zur Vorbereitung darauf können Netzbetreiber im Rahmen der Anreizregulierung bis zu diesem Termin noch als dauerhaft nicht beeinflussbare Kosten anführen. „Wenngleich die Anforderungen noch nicht in letzter Konsequenz klar sind, kennen wir doch schon eine zentrale Voraussetzung“, sagt Christian

Schubert, Manager im Business Development INDUSTRY im Bereich

LOCAL ENERGY. Um vorausschauende Netzzustandsberechnungen zu erstellen, Anlagenfahrpläne zu bewerten und Redispatchbedarf oder -potenziale auch im Austausch mit anderen Netzbetreibern zu ermitteln, seien zunächst einmal Daten aus den Betriebsmitteln erforderlich – und die werden in den unteren Spannungsebenen bekanntermaßen erst in begrenztem Umfang erhoben. „Mit den bevorstehenden Änderungen in der Engpassbewirtschaftung entsteht hier definitiv Handlungsbedarf, das spüren auch die Netzbetreiber“, berichtet Schubert, der aktuell in vielen Gesprächen vor Ort die Anforderungen auslotet. Sein erster Eindruck: „Das Interesse am digitalen Netzmonitoring wächst. Nun gilt es, Erfahrungen zu sammeln und passende Konzepte zu entwickeln.“ Redispatch 2.0

EINSTIEG INS NETZMONITORING WAGO hat hier ein umfangreiches Lösungsportfolio für die Erfassung, Fernauslesung und Visualisierung etwa von Strom- und Spannungsdaten in Ortsnetzstationen, die – so Christian Schubert – auch einen ganz niedrigschwelligen Einstieg in das Netzmonitoring ermöglichen. „Da die Daten lokal gespeichert werden, kann der Netzmeister im ersten Schritt einfach einmal schauen, wie es auf der ‚letzten Meile‘ tatsächlich aussieht“, erläutert er. Diese Informationen sind mit Blick auf Redispatch 2.0 in mehrfacher Hinsicht nützlich: Zum einen liefern sie praktisch unmittelbar eine gute erste Einschätzung, welche Netzabschnitte perspektivisch unkritisch sind und wo genauer überwacht oder ertüchtigt werden sollte. Zum anderen können die Daten in nachgeordneten IT-Systemen genutzt werden, um beispielsweise Netzprognosen zu erstellen, Fahrpläne oder geplante Redispatch-Maßnahmen zu evaluieren. Dazu übersetzen die gemäß BDEW-Whitepaper gehärteten WAGO-Steuerungen die Daten in die benötigten Kommunikationsprotokolle wie etwa IEC 60870-5-101/-103/-104 oder IEC 61850 und schicken sie über eine Datenleitung zur Leitwarte oder an jedes andere System.

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An der Schnittstelle zwischen Mittel- und Niederspannung liefert WAGO-Technologie die Grundlagen für die Planung und Umsetzung von Redispatch 2.0. (Grafik: WAGO Kontakttechnik GmbH & Co. KG)

ENERGIEMANAGEMENT UND FLEXIBLE NETZFÜHRUNG Bei allen Anstrengungen, die operative Umsetzung des neuen Redispatch-Managements zum Stichtag zu gewährleisten, sollten Netzbetreiber immer auch das übergeordnete Ziel der NABEG-Novelle im Auge behalten, empfiehlt Schubert: „Redispatch 2.0 soll die Integration der erneuerbaren Energien effizienter und kostengünstiger machen. In letzter Konsequenz wird das im Vorfeld durch einen Netzbetrieb erreicht, der Redispatch- oder Notfallmaßnahmen soweit als möglich vermeidet.“ Auch dazu braucht es Transparenz: „Schon einige wenige Daten aus der Ortsnetzstation zeigen, wo potenziell Netzengpässe drohen könnten oder wo umgekehrt auch weitere Einspeiser oder Lasten risikolos anschließbar sind“, so Schubert. Gleichzeitig unterstützen digitale Daten zum Netzzustand sowie zur Einspeiseleistung beziehungsweise den Lastprofilen angeschlossener Anlagen das Flexibilitätsmanagement, das heißt die Steuerung von Erzeugungs- und Verbrauchsanlagen anhand der tatsächlichen Erfordernisse im Netz.

Auf diese Anforderungen zahlen auch die aktuellen technischen Anschlussbedingungen der Netzbetreiber ein, die allerdings die Schnittstellen zwischen Anlagen und Netzbetreiber komplexer machen. Christian Schubert: „Dafür stellt WAGO seit jeher entsprechend Bibliotheken bereit, um Zertifizierungsprozesse und Inbetriebnahme vor Ort zu vereinfachen und die vorgeschriebenen Datenpunkte aus dem Fernwirkprotokoll den Hardware-Ein- und Ausgängen als auch per Modbusregister zur Verfügung zu stellen. Ein Beispiel dafür ist die bereits nach VDE-AR-N 4110 und 4120 zertifizierte Bibliothek WAGO Power Plant Control. Ein weiteres sind fertige Kommunikationsbibliotheken zum Download, mit denen Systemintegratoren die geforderten Schnittstellen per Fernwirkprotokoll im Netzanschlusspunkt herstellen können.

Später können die WAGO-Steuerungen dazu genutzt werden, Prozesse zu automatisieren und das Lastmanagement zu unterstützen. So kann Schritt für Schritt eine flexible Netzführung umgesetzt, das Risiko von Netzengpässen verringert und im Notfall schnelle und wirksame Reaktionen ermöglicht werden.

ROLLEN VERBINDEN Als weiteren wichtigen Aspekt im Kontext von Redispatch 2.0 stellt der WAGO-Manager die Tatsache heraus, dass viele Netzbetreiber heute auch als Einsatzverantwortliche (EIV) agieren müssen – zum Beispiel in ihrer Eigenschaft als Betreiber oder Direktvermarkter von Erzeugungsanlagen. „In dieser Rolle sind sie gefordert, Day-aheadFahrpläne und mögliche Redispatch-Potentiale an den zuständigen Netzbetreiber zu übermitteln“, erläutert Christian Schubert. Im Fall drohender Engpässe erhalten sie gegebenenfalls korrigierte Fahrpläne zurück und müssen diese umsetzen. „Auch diese Prozesse unterstützt unsere Technologie in vollem Umfang – zum Beispiel auch mit unserem zertifizierten EZA-Regler.“ Dieser entspricht den Anforderungen der neuen Anschlussrichtlinie VDE-AR-N-4110, welche seit Mai 2019 für alle Betreiber von Energieparks mit einer Gesamterzeugungsleistung ab 135 kW verbindlich ist.

Wie viele Experten sieht auch er in einer Gesamtsicht auf die Prozesse im Netz enorme Chancen für eine stabilen und rentablen Netz- und Anlagenbetrieb. „Gerade dort, wo beide Rollen in einem Unternehmen vorhanden sind, herrschen ideale Bedingungen für die Entwicklung und Erprobung entsprechender Prozesse“, sagt Christian Schubert. Eine leistungsfähige, sichere und langlebige Informations-, Kommunikations- und Automatisierungstechnik kann hierfür die erforderliche Infrastruktur bilden. (pq)

WAGO Kontakttechnik GmbH & Co. KG, Christian Schubert, 32423 Minden, christian.schubert@wago.com

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