ST. Josefs Missionsbote No 2 2022

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„Komm am Abend

mal in die Bar!“ Fons Eppink, Oosterbeek, Niederlande

Mit einer geschätzten Bevölkerung von etwa 800.000 ist Kibera Nairobis größtes Elendsviertel. Das Priesterseminar der Josefs-Missionare wurde in einer Entfernung von nur wenigen hundert Metern von seinen genau begrenzten Rändern direkt gegenüber einem sumpfigen Gebiet errichtet, das einst den grandiosen Namen „Chelsea Marina“ erhielt. Sein Standort spiegelt das GründungsCharisma und die missionarische Inspiration der Missionsgesellschaft wider: hinausgehen und den Randgruppen nahe sein. Unsere Theologiestudenten am Tangaza College im gehobenen Langata-Viertel sind daher nie weit davon entfernt, sich in der Hektik des Lebens am Rande, wie Papst Franziskus sagen würde, „die Füße schmutzig zu machen“, trotz Toren und hohen Schutzmauern. Am Ende meines Besuchs vor einigen Jahren in Ostafrika wurde ich eingeladen, die Studenten in St. Josef zu treffen und mit ihnen die Eucharistie zu feiern. Auch ein guter Anlass, dachte ich, um mir das nahegelegene Kibera einmal genauer anzuschauen. Also ging ich hinüber zu etwas, das „Komm am Abend mal in die Bar!“

wie eine Mülldeponie am anderen Ende des Sumpfes „Chelsea Marina“ aussah. Die Blechdächer Kiberas und die zerfurchten Gassen hoben sich mächtig vom nahegelegenen Hügel ab. Als ich näherkam, begegnete mir eine einsame Gestalt: ein junger Mann, der in anscheinender Gebetshaltung auf dem Boden kniete. Ein religiöser Exzentriker? Nach kurzer Zeit stand er auf, und wir kamen ins Gespräch. „Alfred ist mein Name.“ Er erklärte, dass er ein „Künstler“ sei, der in einer Musikband spiele. „Ich komme regelmäßig hierher, um Übungen zu machen und zu beten.“ – „Beten? Warum?“, war meine Frage. „Ich danke Gott jeden Tag und bitte um den Mut, der Versuchung des

Oben: Das Priesterseminar der ­Josefs-Missionare in Nairobi (rechts oben) steht am Rande des Elendsviertels Kibera. Zusammengekauert unten rechts Alfred, der Fons zum Gesprächspartner wird.

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