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Konrad Willeit: Benedikt Pundleider, der erste Tiroler Josefs-Missionar
Benedikt Pundleider der erste Josefs-Missionar aus Tirol
1858 geboren in Mauls; 1882 Priesterweihe; im selben Jahr nach Borneo; 1906 auf die Philippinen; 1915 dort gestorben. Im Dom zu Brixen spendet Fürstbischof Vinzenz Gasser am Pfingstmontag 1866 unter rauschendem Orgelspiel die Firmung. Der achtjährige Benedikt Pundleider aus Mauls ist so tief ergriffen von der Pracht, dass er in dem Augenblick unwiderruflich beschließt, Priester zu werden, und zwar um jeden Preis.
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Kinderträume, denkt die Mutter und hofft trotzdem insgeheim. Da rinnt noch viel Wasser den Eisack hinunter, wenn überhaupt… Benedikts Vater können nur inständiges Bitten und Betteln erweichen, studieren gehen zu dürfen. Als dieser überraschend stirbt, sollte Benedikt das Studium aufgeben. Doch er beschließt: „Ich lasse es nicht, ich will Priester werden, ich kann nicht anders!“ Ein Artikel in den „Katholischen Missionen“, Jahrgang 1875, wo Herbert Vaughan seine Missionsgesellschaft vorstellt und die Aufnahmebedingungen mitteilt, lenkt Benedikts Aufmerksamkeit auf die Mission. Sofort schreibt er nach Mill Hill und bittet um Aufnahme. Mit der Zusage kommt postwendend auch die Fahrkarte von München nach London. Am 24. April 1877 soll Benedikt seiner Mutter beim Abschied gesagt haben: „Wenn ich wiederkomme, komme ich als Priester, oder gar nicht. Betet für mich!“ Am 29. Jänner 1882 erhält er in Mill Hill durch Bischof Vaughan die Priesterweihe. Auf dem Weg von London über Triest nach Borneo legt er einen Zwischenstopp in Mauls ein, um dort am 12. Februar 1882 Primiz zu feiern. Im Juni 1882 erreicht er Papar, wo gerade eine heftige Choleraepidemie grassiert, der viele Einheimische zum Opfer fallen. Sein Vorgesetzter Jackson notiert im Tagebuch: „Der Häuptling wurde von Cholera befallen. Pundleider hat ihn erfolgreich behandelt.“
Nur wenige Monate bleibt Benedikt in Papar. Ihn zieht es flussaufwärts, wo er in Simpudu auf einem kleinen Hügel am Flussufer eine kleine Hütte aus Brettern und eine Holzkirche baut. Unterernährt und geschwächt muss er sich im November nach Labuan begeben, wo Missionar Jackson ihn wieder aufpäppelt. Im Jänner 1883 kehrt Pundleider nach Simpudu zurück, bis er und sein Mitbruder nach Sandakan gerufen werden. Dort können sie bereits im Juli in einer einfachen Hütte St. Mary’s School eröffnen. Es hält ihn nicht lange in Sandakan. Im Februar 1884 findet man ihn an der Westküste, in Bundu Kuala Penyu. Als eine schlimme Hungersnot die Menschen zwingt, Bundu zu verlassen, muss im Juli 1893 auch die Missionsstation geschlossen werden. Nun arbeitet Pundleider einige Zeit in Tamparuli, bis er schließlich auf Labuan zurückkehrt, von wo aus er seine frühere Gemeinde Bundu Kuala Penyu betreut.
23 Jahre hat Benedikt Pundleider sich in Nordborneo abgemüht, dass die Frohe Botschaft gegen alle Widerstände Fuß fassen kann. Müde und ausgelaugt nimmt er 1905 den ersten Heimaturlaub, um Körper, Seele und Geist Erholung zu gönnen.
Da Mill Hill 1905 die Mission auf den Philippinen übernommen hatte, wo die Katholische Kirche durch bürgerkriegsähnliche Aufstände arg in Bedrängnis geraten war, bot sich für Benedikt eine neue Herausforderung, der er sich ab Jänner 1906 stellte. Nach einem Jahr schreibt er an seine Schwester: „Noch lebe ich und es geht mir gut. Seit Juni 1906 bin ich Pfarrer in Dao. Ich habe 8.000 Pfarrkinder, die in 40 größeren und kleineren Dörfern zerstreut wohnen. Obwohl ich erst kurze Zeit hier angestellt bin, habe ich schon über 300 Kinder getauft und etwa 90 Paare ‚unter Dach‘ gebracht.“ Nur auf die Auseinandersetzungen mit den Aglipayanern, einer revolutionären philippinischen Sekte, hätte er gerne verzichtet.
Im April 1912 schreibt er erneut begeistert an seine Schwester: „Ich habe jetzt von Dao nach Sibalom geschlängelt, das von meiner früheren Pfarre in acht Stunden erreichbar ist. Es ist die größte Pfarre dieser Provinz, hat 27.000 Einwohner, dazu noch San Remigio … alles in allem 32.000 Seelen … verteilt auf 62 Dörfer, aber nicht sehr weit voneinander entfernt, höchstens drei bis vier Stunden in den Bergen... “ Am 26. August 1913 kommt sein letzter Brief. Darin bemerkt er: „Es gibt sehr viele gute Leute hier, aber auch das Unkraut ist stark in die Halme geschossen. Trotzdem kann ich einen merkbaren Fortschritt verzeichnen… Anfangs haben mir die Gassenbuben Schimpfworte nachgerufen und Steine auf das Dach meines Hauses geworfen, aber jetzt ist vieles besser geworden. Gott wird schon weiterhin helfen. Betet für mich!“
Nach einem schweren Anfall von Ruhr bringt man den geschwächten Missionar nach Iloilo ins Krankenhaus, jedoch er erholt sich nicht und stirbt am 15. August 1915, nachdem er aus der Hand seines Freundes, Johann Kaufmann aus Welschnofen, die hl. Sterbesakramente empfangen hatte. Tags darauf wird er in der Gemeinde der Mill Hill Mission von Arevalo unter großer Anteilname beerdigt.
Pundleider war der erste Tiroler Josefs-Missionar in Mill Hill, 14 Jahre vor der Gründung des Brixner Missionshauses. Er war der erste Tiroler auf Borneo und der erste Tiroler Josefs-Missionar auf den Philippinen. In unerschütterlichem Glauben wollte er den Menschen in fremden Ländern von Gott erzählen. Durch seinen unermüdlichen Einsatz und die Gnade Gottes ist seine Saat aufgegangen.
Konrad Willeit
Franz Xaver Dibona, *1863 in Cortina, kommt vom Kassianeum in Brixen 1880 zum Theologiestudium nach Mill Hill, reist 1884 als Subdiakon nach Borneo, empfängt 1886 in Singapur die Priesterweihe. Wegen Sonnenstich kehrt er 1897 endgültig in die Heimat zurück. Er ist Seelsorger in mehreren Pfarren (Landro bei Toblach, Navis im Wipptal, Pichl in Gsies, Abfaltersbach, Antholz-Mittertal) und fast 34 Jahre Kaplan der Klarissinnen in Taisten im Pustertal. Dort stirbt er am 22. Oktober 1940.