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Frans Mol: Ein Missionar bekehrt sich
Vom Priester- Missionar zum Missionar-Priester
Frans Mol, Oosterbeek, Niederlande
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Die Kirche stand im Schatten eines riesigen Dornenbaumes mit Blick auf Afrikas höchsten Berg, den Kilimanjaro. Dieses Jahr feierte der Josefs-Missionar Frans Mol sein 60-jähriges Priester-Jubiläum. Im Folgenden erinnert er sich an einen Wendepunkt im Verständnis seiner missionarischen Berufung – eine „Bekehrung“ gerade an Weihnachten.
Der Unterschied, ob Priester-Missionar oder doch Missionar-Priester, ist mir in den letzten sechzig Jahren sehr klar geworden. Nach meiner Weihe 1961 ging ich als Priester-Missionare in das Maasai-Gebiet in Kenia. Man war Priester. So konnte man taufen, Beichten hören und die Messe lesen. Aber bald stand ich vor einer Situation, in der man sich nicht taufen lassen wollte, samstags keine langen Beichtschlangen auf einen warteten und die Messe vielfach eine private Affäre blieb zwischen mir und dem Katecheten mit seiner Frau.
Von Anfang an fand ich es sehr seltsam und unbefriedigend, in eine Schule in einer Außenstation zu gehen, um die Messe zu halten. Man stand an einem wackeligen Tisch, das Gesicht zu einer leeren Wand gekehrt, während hinter deinem Rücken einige zehn oder zwölf Maasai-Jungen sich verrenken, um sehen zu können, was der Priester in einer unverständlichen Sprache, damals noch Lateinisch, zu dieser kahlen Wand murmelte.
Ganz langsam wuchs dieses Unbehagen, ganz langsam dämmerte mir, dass ich zunächst einmal ein Missionar bin, der erst beginnen musste, das Evangelium zu verkünden, bevor ich die sakramentale und pastorale Arbeit beginnen konnte. Damals hat man versucht, nach dem Zufallsprinzip zu ernten, wo überhaupt keine Aussaat stattgefunden hatte. Ich musste vorne beginnen, nicht am Ende. Ich war „Missionar-Priester“, nicht PriesterMissionar. Aber die Leute haben alle möglichen Gewohnheiten angenommen nach dem Motto: Das war schon immer so ...
An einem Weihnachtstag habe ich mich bekehrt. Ich war gebeten worden, auf Safari zu einer neuen Außenstation zu gehen, wo eine Gruppe von Maasai Interesse an der Kirche gezeigt hatte. So war ich wieder sehr gehorsam mit meinem Messkoffer unterwegs: Darin lag alles für die Messfeier bereit: Messkleider, Missale, Kelch, Wein, Wasser… alles Notwendige. Die Kirche stand im Schatten eines einsamen großen Dornenbaums in der weiten Ebene vor der Kulisse des Kilimanjaro, Afrikas höchstem Berg, wie ein riesiges buntes Glasfenster. In der Nähe befanden sich mehrere Maasai-Siedlungen. Die Kirchenglocke war eine verlorene Felge eines Autorades, die an diesen einen Baum gebunden war. Sie würden die Felge anschlagen und warten, bis die Dinge passieren. Nach einiger Zeit hatten sich ungefähr dreißig Leute versammelt, und ich hatte meinen Altar ordentlich vorbereitet. „Heute“, begann ich feierlich, „heute ist Weihnachten“. – Stille! Bis jemand fragte: „Was?“ – „Heute“, fuhr ich mutig fort, „feiern wir die Geburt Jesu.“ – Schweigen, bis jemand sagte: „Von wem?“ Dann verstummte sogar ich, der ehrwürdige Zelebrant. Stille Nacht, heilige Nacht!
Ich legte meine Sachen zurück in meinen hölzernen Messkoffer und setzte mich. Und dann ging ich Wort für Wort mit den Anwesenden die Weihnachtsgeschichte des Evangeliums durch. Ich erzählte ihnen alles, was ich über Betlehem wusste, über Maria und Josef und das Baby in der Krippe, über die Hirten, Schafe und die Engel: „Seht ihr, ich bringe euch gute Nachrichten.“ – Das war es also: zu verkünden und zu erklären. Das machte endlich Sinn. Diese Erkenntnis hat mich bereichert und mir viele Jahre großer Freude und Dankbarkeit gebracht.
Schließlich durfte ich im Herbst meines Lebens auch dreizehn sehr schöne Jahre Seelsorger in einer lebendigen und aufstrebenden Gemeinde in Südlimburg in den Niederlanden sein. Dort hat die größte Arbeit ein sehr leidenschaftlicher, verantwortungsvoller und engagierter Pfarrgemeinderat geleistet in Frieden, Zusammenarbeit und Einheit.
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Quelle: www.millhillmissionaries.co.uk
Ehe ich als Seelsorger im fremden Land meinen Beruf lebe, muss ich das Fremde schätzen und werten lernen.
Staunen vor der Weihnachtskrippe; eine Darstellung aus Europa.
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