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Franz Bischof: Rückblick auf das Wirken von Adolf Pöll; Kirchweihe

Rückblick auf ein erfülltes Leben als Missionar

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Zu Pfingsten, den 23. Mai 2021, verabschiedet sich Missionar Adolf Pöll von seiner Gemeinde Witu-Kapini. Sicher haben viele Leser des Missionsboten den einen oder anderen Artikel des Josef-Missionars Adolf Pöll gelesen und werden sich ein vages Bild dieses eifrigen Priesters gemacht haben.

Ich lernte ihn anfangs der 1960er-Jahre flüchtig kennen. Damals schnupperte ich als Missionsbruder-Kandidat im Missionshaus Brixen am Missionarsleben, und er studierte dort Philosophie. Wenn ich mich recht erinnere, war er Teil einer Sechsergruppe, wovon heute nur noch der bekannte Pakistan-Missionar Leonhard Steger und eben unser Adolf Pöll leben.

Im Jahre 1969 band ich mich endgültig durch den „Ewigen Missionseid“ an die Missionsberufung, durfte aber erst 1977 „in die Mission“ nach Kisii in Kenia. Dort stieß ich in der Pfarre Nyabururu wieder auf Adolf, der inzwischen als „Father Alleluja“ bekannt war. Etliche Jahre war ich „als Lehrling“ bei ihm. Dabei konnte ich seine unglaubliche Ausdauer, sein tiefes Gottvertrauen und die große Hingabe für die ihm anvertrauten Leute bestaunen. Ich erinnere mich an ein Weihnachten: nach der Mitternachtsmette ging es mit dem Lieferwagen um 2h nachts bei leichtem Regen in eine Außenstation. Es war recht rutschig, doch Adolf hatte ein gutes Tempo drauf und kam so immer wieder, zu meinem Erstaunen, durch die heiklen Stellen durch. Nach etwa 10 km kamen wir bei der Kirche an: oh weh, alles dunkel, keine Seele da. Ja, bei solchem Wetter und zu dieser Zeit (3h früh) schläft es sich gut im trockenen Bett.

Also ging es wieder zurück. Adolf wollte bei der Hauptstation vorbei und in eine andere Außenstation fahren. Aber meine Lust auf Missionsabenteuer hatte einen Dämpfer bekommen. Ich bat, aussteigen zu

dürfen, um schlafen zu gehen. Adolf kam erst nach 16h am Nachmittag, recht glücklich, heim; und das nach zwei Tagen und einer Nacht Dauerdienst. 1991 zählte ich zu der Vierergruppe von Josef-Missionaren, die sich zu einem Neuanfang an Kenias Küste meldete; und wieder zehn Jahre später stieß auch Adolf zu uns. Seitdem, also seit 2001 bis heute, hat er mit Gottes Hilfe Unglaubliches geleistet. Das war wohl vor allem durch das St. Josef-Missionshaus Brixen, das diözesane Missionsamt Bozen-Brixen und viele Gönner und Wohltäter in der Heimat möglich. Nicht nur durch Projekte, sondern durch seine positive Einstellung, dass wir alle Kinder des einen Gottes sind, schien so seine Güte, Liebe und Weitsicht überall durch. Auch den Schwestern, die im Pastoral-, Schul- und Gesundheitswesen arbeiteten, war er ein verständnisvoller Vater und Begleiter.

Heuer zu Pfingsten, am 23. Mai, sollte einerseits das DANKE der Leute und andererseits das AMEN vom Missionar Adolf zum Ausdruck gebracht werden: „Ich habe getan, was mit Gottes Hilfe in meinen Kräften lag; und es ist gut so; andere können von hier aufbauen.“ Die Kirche war viel zu klein für alle Leute aus der ganzen Pfarre Witu-Kipini. So wurde unter freiem Himmel gefeiert. Viele Leute bekamen keine Gelegenheit, ihrem Pfarrer persönlich zu danken, aber schon ihr freudiges Dabeisein sagte alles.

Frühe Erfahrungen mit der Härte der Natur in seiner Heimat Platt im Passeier hatten ihn zu einem starken, visionären und tief gläubigen Mann geformt. Sein großes Vorbild in Stärke und Gottvertrauen ist ein anderer Tiroler: der heilige Chinamissionar Josef Freinademetz. Wohl hat Adolf vom Herrgott schon ein paarmal durch Unglücksfälle eine Warnung bekommen, dass auch er alles etwas ruhiger anpacken könnte; er hat sich jedoch jedes Mal erstaunlich schnell und gut wieder erholt.

Und würde ich Adolf fragen: „Und jetzt, wie meinst du: wie geht alles weiter?“, würde er wohl sagen: „Da mach ich mir keine Sorgen. Es mag wohl kleine Veränderungen geben, aber der Herrgott schaut schon darauf. Es ist ja Sein Werk. Ich war nur eines Seiner Werkzeuge.“

Unter freiem Himmel, im Schatten eines riesigen Baumes wurde gefeiert.

Um sich im heißen Klima zu erholen, machen sie es sich gemütlich: Adolf Pöll (links) und Franz Bischof (rechts).

Franz Bischof, der Baumeister: „Ich kann mich nicht satt sehen am schönen Gotteshaus.“

Nachgeholte Kirchweih

Vielleicht können sich einige Leser an den Artikel im 3. Missionsboten von 2020 erinnern. Damals schrieb ich vom Aufbauen und Weiterziehen. Gegen Ende des Berichtes deutete ich ein neues Projekt an: die Pfarrkirche von Mueyeye. Heute will ich unter das Kapitel der neuen Kirche einen Schlussstrich ziehen. Ungewollt hat sich alles in die Länge gezogen.

Ursprünglich wurde die Kirchweih auf den Sonntag, den 6. Juni, festgesetzt. Es wurde zugleich das Fest der Märtyrer von Uganda gefeiert. Wegen des Corona-Durcheinanders jedoch konnte die Weihe nicht stattfinden. Inzwischen hat die Diözese einen neuen Bischof erhalten. Mit ihm wurde der 22. August 2021 als Tag der Einweihe vereinbart. Bis zu diesem Tag hatten sich vielerlei Aktivitäten aufgestaut wegen der Corona-Einschränkungen: Weihe der Kirche, Weihe der Jesuiten Residenz, Erstkommunion, Firmung, Segnung des Kirchenchores… Alles musste im Expresstempo durchgeführt werden. Damit bot sich mir keine Gelegenheit, den Leuten und Mitarbeitern ausführlich zu danken. Die Kirche ist einfach ein schöner und herrlicher Bau. Die Idee dazu habe ich von Missionar Angelo Insam, der eine ähnliche Kirche in Narosura im Süden Kenias gebaut hat.

Die Pfarrgemeinde ist sehr stolz auf ihr Gotteshaus, auf ihre Heimat im Glauben. Selbst der Bischof hat sie „die schönste und beste Kirche seiner Diözese“ genannt. – „Großer Gott, wir loben dich.“ Wir dürfen deine Werkzeuge sein. Ich persönlich kann mich nicht satt sehen, da ich ja mit dem Bauen gewachsen bin. Einen aufrichtigen Dank an unsere Heimat und die Diözese Bozen-Brixen.

Das Innere der Kirche ist hell und bietet reichlich Platz.

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