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Hans Hofer: Missionar Andreas Zangerl

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Pa Aterea oder Josefs-Missionar Andreas Zangerl

Hans Hofer, Halbenrain, Steiermark

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Fasziniert von der Geschichte meines Großonkels unternahmen meine Kinder und ich im Jahre 2004 eine Reise nach Neuseeland, um dort seinen Spuren nachzugehen. Hans Bachmann, damals Josefs-Missionar in Auckland, half uns, die Reise vorzubereiten.

So fuhren wir von dort aus mit einem Wohnmobil nach Pawarenga, Father Zangerls Missionsgebiet. Eine Autopanne zwang uns zu einer Pause in der kleinen Stadt Kaitaia. Während das Auto repariert wurde, spazierten wir durch das Städtchen und entdeckten am Ende ein Gebäude mit der Aufschrift „Dalmation Club“. Die von der Dalmatinischen Küste ausgewanderten Kroaten hatten hier vor über 100 Jahren als Holzfäller Arbeit gefunden. Sie lebten in Zelten oder einfachen Holzhütten. Andreas Zangerl hatte die Aufgabe, diese Menschen geistlich zu betreuen. So reiste er von Camp zu Camp, las die heilige Messe, nahm Beichten ab und spendete Trost. Er übernachtete in ihren einfachen Hütten und teilte mit ihnen ihr hartes Los.

Priester der Maori

Während seiner Reisen zu den Arbeiterlagern wurde Andreas vom Altmeister der Maori Mission, dem aus Westfalen stammenden Johann Baptist Becker, gebeten, auch in den Versammlungshäusern der verstreut lebenden Maori manchmal die heilige Messe zu lesen. Dabei lernte er deren Sprache und begann wie Becker, liturgische Texte zu übersetzen. 1925 löste er Father Becker als Pfarrer von Pawarenga ab. Pawarenga ist ein breites Tal an der Nordwestküste Neuseelands. Nur wenige

Oben:

Pawarenga liegt in einem weiten Tal, das mit einem sumpfigen Mangrovenwald in einen Meeresfjord mündet.

Father Andreas Zangerl 1924.

Arbeiter aus Kroatien und ihre Hütte, in welcher Andreas mehrmals die Messe feierte.

Schulkinder auf Father Zangerls Pferd Pinto (um 1930). Kilometer von der Meeresküste entfernt liegt die Missionsstation Rotokakahi. Sie besteht heute aus einem Versammlungshaus, einem Schulhaus samt Garten und Wohnhäusern für die Lehrpersonen, einer kleinen Missionskirche und einigen Wohnhäusern. Die meisten Bewohner des Tales leben in zerstreut liegenden Bauernhäusern.

Als wir in Rotokakahi ankamen, wurden wir bereits erwartet. Sr. Elizabeth Ihaka, eine pensionierte Lehrerin, führte uns ins Versammlungshaus, wo die Schulkinder und viele Bewohner der umliegenden Gehöfte zusammengekommen waren, um uns, die Verwandten ihres Pa Atherea, zu begrüßen. Nach feierlichen Reden, Liedern und Gebeten bewirteten sie uns und erzählten Geschichten aus dem Leben unseres Großonkels.

Andreas lebte bei ihnen als ihr Priester und als Bauer, der sich selbst versorgte. Er stand sehr früh auf, molk seine Kühe, las die Morgenmesse, besorgte seinen Garten, hielt in der Schule Religionsunterricht und kümmerte sich um die Windkraftanlage, die er für die Gemeinde errichtet hatte. In seinem Garten wuchsen Getreide, Oliven, Gemüse und bunte Blumen. Die Überschüsse seiner kleinen Landwirtschaft gab er den Schulschwestern und das Olivenöl verwendete er für das Ewige Licht in der Kirche. „Er war Priester, Bauer, ein hervorragender Techniker und das Oberhaupt unserer Gemeinde“, meinte Elizabeth zusammenfassend.

An den Nachmittagen machte er Hausbesuche in seiner weit verstreuten Gemeinde. Wöchentlich einmal reiste er ganz in der Tradition der Wandermissionare mit dem Boot oder auf dem Rücken seines Pferdes Pinto zu den vier Außenkirchen, um dort die hl. Messe zu lesen, Beichte zu hören und mit den Menschen zu reden. Er kannte alle seine Pfarrkinder beim Namen und ebenso ihre Sorgen und Nöte.

Es war noch ziemlich am Beginn seiner Missionstätigkeit, als das Oberhaupt einer großen Familie ihm mitteilte, dass diese überlege, zum katholischen Glauben überzutreten. Nach vielen Gesprächen und Unterweisungen wurde in Pawarenga für die 37 „Neubekehrten“, darunter fünf Kinder, eine große Tauffeier ausgerichtet. Danach gab es für die 500 Gäste ein Festessen. Dazu sangen die Maori und führten alte Reigentänze

vor. Auch Elizabeth erinnerte sich, dass ihre Eltern voll Ergriffenheit von diesem Fest erzählt hatten.

Voll tiefer Freude schrieb Andreas seinem Bruder in Zams in einem Brief vom 15.1.1924:

Lieber Josef und Maria, Ihre Briefe sind schon längst hier angekommen und haben eine große Freude gemacht… Wie ich Euch früher berichtete, war der 1. November ein großes Fest für meine Mission. Die Maori kamen von überall her, um diesen Tag und die Taufe meiner Neubekehrten zu sehen. Gegen 25 Personen von meiner letzten Mission (Whangaroa) kamen hierher und scheuten nicht die beinahe 2 Tage lange Reise. Es tat mir ungemein wohl, sie wieder zu sehen, denn seit ich jene Mission vor über 2 Jahren verließ, hatte ich keine Gelegenheit, meine alten Pfarrkinder aufzusuchen, und meine Liebe zu ihnen ist groß ...

Schule und Gemeindeleben in Pawarenga

Am Tag nach dem Empfang im Versammlungshaus führte uns Elizabeth zur alten Missionskirche von Pawarenga, die majestätisch auf einem Hügel über dem Meeresstrand liegt und bis 1957 die Pfarrkirche war. Am Fuße dieses Hügels erinnern Betonfundamente und ein Gedenkstein an die alten Schulgebäude, die Andreas 1922 an dieser Stelle hatte errichten lassen. Elizabeth erzählte, dass sowohl für Father Becker als auch für Pa Atherea die Schule ein zentrales Anliegen war. Sie gewannen für dieses Projekt den irischen Orden der Sisters of Mercy und organisierten ab 1922 den Bau des Schulhauses und eines Konviktgebäudes, in dem die Schulschwestern wohnen und ihre Schülerinnen und Schüler tagsüber versorgen sollten. 1927 war es soweit. Mit einem

Die Kirche von Rotokakahi und das Grab von Father Zangerl.

1927 kamen die ersten Schulschwestern mit dem Boot.

Sr. Elizabeth Ihaka (links) und viele Bewohner von Pawarenga empfingen uns herzlich.

Maria Waipouri hat im Lauf ihres Lebens sieben Pflegekinder aus der Stadt aufgenommen und großgezogen.

Erinnerung

Boot brachte Andreas die ersten drei Schulschwestern nach Pawarenga.

In manchen Jahren, so erzählte uns Elizabeth, gab es zu wenig Kinder, und die Schule drohte geschlossen zu werden. Da bat Father Zangerl einige Frauen im Tal, so auch Maria Waipouri, Pflegekinder aus der Stadt aufzunehmen und in seine Schule zu schicken. Auf diese Weise war der Fortbestand der Schule gesichert. Die kleine Schule, inzwischen vom Staat übernommen, gibt es noch heute als Te Kura ā-Iwi o Pawarenga. Mit Stichtag 1. Juli 2019 besuchten neun Mädchen und zehn Buben diese Schule.

Für unseren letzten Abend in Pawarenga hatte Elizabeth zu einer Andacht in die kleine Missionskirche geladen. Am Altar stand das Bild des alten Father Zangerl. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass ihr Pa Aterea fast den Status eines Heiligen besaß. Die Lieder, die die Maori bei dieser Andacht sangen, waren schön und voller Harmonie. Ich habe noch nie eine Pfarrgemeinde so schön singen gehört. „Das sind Naturtalente“, meinte Sr. Elizabeth, als ich ihr meine Bewunderung zeigte. Bei unserem Besuch gab es in Pawarenga keinen Pfarrer mehr. Doch Elizabeth und der Diakon Pirikapa Pirini führten die kleine christliche Gemeinde auf dem Pfad des Evangeliums in eine hoffnungsfrohe Zukunft.

Zur Jahreswende möchten wir auf den jährlichen Mitgliedsbeitrag hinweisen. Er beträgt EURO 6,00 (sechs). Die Bitte, den Beitrag zu zahlen, ergeht besonders an alle, die den Missionsboten persönlich per Post zugeschickt erhalten. Bei der Überweisung ist die vollständige Anschrift des Einzahlenden wichtig, sonst ist die Bestätigung oder das Dankschreiben unmöglich. – Für Österreich: Zur Überweisung verwenden Sie den Zahlschein in der Mitte des Heftes. Vergessen Sie nicht, das graue Kästchen vor „Beitrag“ anzukreuzen. – Wir danken allen, die den Mitgliedsbeitrag schon gezahlt haben.

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