JAN VAN EYCK aktiv seit 1422, verstarb 1441
Jan van Eyck war ein flämischer Maler, der für seine technische Meisterschaft in der Ölmalerei und für seinen bedeutenden Beitrag zur altniederländischen Kunst bekannt war. Als führende Figur der nördlichen Renaissance kombinierte er symbolische Bilder mit akribischem Realismus, um intensive Visionen von Himmel und Erde zu schaffen. Van Eyck war in Brügge ansässig und genoss die Unterstützung von Philipp dem Guten, Herzog von Burgund, der ihm ein großzügiges Einkommen für seine Arbeit als Hofmaler gewährte und Raum für seine Ideen ließ. Neben bedeutenden religiösen Szenen und Altarbildern schuf van Eyck auch Porträts und erhielt zahlreiche Aufträge von aufstrebenden Kaufleuten. Die Arnolfini-Hochzeit (1434) ist eines der frühesten überlieferten Porträts nicht-königlicher Modelle und das erste, das eine häusliche Umgebung darstellt. Es zeigt Giovanni Arnolfini, einen wohlhabenden Händler von Textilien und Luxusgütern, der die Hand seiner Verlobten, Giovanna Cenami, hält. Sie stehen Seite an Seite in einem Schlafzimmer an einem unbekannten Ort und scheinen gerade zu heiraten. Giovanna rafft ihre eleganten Kleider, die entstehende Wölbung deutet eher auf Fruchtbarkeit als auf Schwangerschaft hin. Andere symbolische Objekte sind strategisch im Raum verteilt: Ein kleiner Hund steht für Treue, während die Äpfel auf der Fensterbank vor sündigen Versuchungen warnen. Jedes Detail erstrahlt in van Eycks mystischem Licht. Dieses Paar sonnt sich im Glanz Gottes. Im 15. Jahrhundert musste kein Priester bei der Eheschließung anwesend sein; es genügte, einander die Hände zu reichen, wenn dies von einem Zeugen festgehalten wurde. Direkt über den Händen des Paares befindet sich das Selbstbildnis. An der Wand unter dem Kronleuchter steht geschrieben: »Jan van Eyck war hier, 1434«. Mittig darunter hängt ein Spiegel mit dem Spiegelbild des Künstlers, der neben einem anderen Zeugen steht. Dieses Doppelporträt funktioniert also gleichzeitig als Gruppenporträt, Selbstporträt und unterschriebene Heiratsurkunde. Flache, folienbeschichtete Spiegel waren außerhalb von Venedig zumindest bis 1500 kaum verbreitet. Gekrümmte konvexe Spiegel waren viel einfacher zu bekommen, und es ist wahrscheinlich, dass van Eyck einen besaß. Ein Selbstporträt mit einem solchen 10
Jan van Eyck Porträt eines Mannes (Selbstporträt?), 1433 Öl auf Eiche, 26 x 19 cm National Gallery, London Im Unterschied zur Arnolfini-Hochzeit mit ihrer komplexen Struktur und der symbolhaften Ikonografie erscheint dieses Porträt sehr schlicht. Die dunkle Jacke verschmilzt mit dem konturlosen Hintergrund, sodass die Aufmerksamkeit des Betrachters allein auf Kopf und Gesicht liegt. Ein sehr direktes Porträt mit allen Fehlern und Schwächen.