Leseprobe zu »Das Selbstporträt« (ART ESSENTIALS)

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SOFONISBA ANGUISSOLA ca. 1532–1625

Der griechische Philosoph Aristoteles vertrat die Ansicht, Frauen seien grundsätzlich träge und passiv: das biegsame Ei, das auf den dynamischen Samen wartet. Diese klassische Philosophie beeinflusste das Denken der Renaissance. Die leere Leinwand und der Farbtopf galten als weiblich, während die Handlungen des Künstlers im Wesentlichen männlich waren. Die Vorstellung einer Frau als Künstlerin war ein Widerspruch in sich. In diesem patriarchalischen Kontext ist der Erfolg, den Sofonisba Anguissola zu Lebzeiten als Malerin hatte, um so außergewöhnlicher. Anguissola wurde in Cremona, Norditalien, als Tochter von Amilcare Anguissola, einem recht wohlhabenden Adligen, geboren. Anguissola hatte fünf Schwestern und einen Bruder, und Amilcare sorgte dafür, dass jedes seiner Kinder eine ausgezeichnete Ausbildung erhielt. Anguissolas künstlerisches Talent zeigte sich bald, was zu dem radikalen Entschluss ihres Vaters führte, ihr drei Jahre lang 26


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