Leseprobe zu »Das Selbstporträt« (ART ESSENTIALS)

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MARY BEALE 1633–1699

Mary Beale war eine der ersten professionellen Malerinnen Englands. Sie betrieb ein erfolgreiches Atelier in Londons Pall Mall und war die Hauptverdienerin des Haushalts. Ihr Mann Charles, der früher in der City angestellt war, unterstützte sie viele Jahre lang: Er führte ihre Bücher, bereitete die Farben vor und hieß die Modelle willkommen. Außerdem zogen Mary und Charles gemeinsam zwei Söhne groß. Die Beales waren ein sehr modernes Paar. Charles erklärte, dass sein »liebstes Herz« sich selbst »zum Studium und zur Verbesserung« malte. Das war nichts Radikales; viele Künstler nutzten Selbstporträts, um ihr Können zu verbessern. Beale führte jedoch ein neues Motiv ein: Sie war die erste Künstlerin, die sich in Selbstporträts als arbeitendes Elternteil darstellte. Selbstporträt mit ihrem Ehemann Charles und dem Sohn Bartholomew (ca. 1663–64) erkennt die Unterstützung an, die sie durch ihre Familie erfuhr. Charles hält liebevoll die Hand seines Sohnes und schaut bewundernd auf seine Frau. Beale steht dicht neben beiden, bewahrt sich aber eine gewisse Autonomie, indem sie sich stolz und selbstbewusst dem Betrachter zuwendet. Mit erhobenem Finger weist sie auf sich selbst und signalisiert damit ihre Position an der Spitze der Familie. 50

Mary Beale Selbstporträt mit ihrem Ehemann Charles und dem Sohn Bartholomew, ca. 1663–1664 Öl auf Leinwand, 63,5 x 76,2 cm Museum of the Home, London Im Großbritannien des 17. Jahrhunderts gab es einen wachsenden Markt für Porträtmalerei. Viele Künstler konnten erfolgreich davon leben, auch wenn Beale als Malerin eine Rarität darstellte. Um genug Geld zum Unterhalt der Familie zu verdienen, brauchte ein Porträtmaler eine erfolgreiche Formel, einen steten Strom an Klienten und die Bereitschaft, hart zu arbeiten.


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