FRANCISCO GOYA 1746–1828
In vielerlei Hinsicht steht das Werk von Francisco Goya an einem konzeptuellen Scheideweg. Seine grüblerischen Gemälde und Grafiken kombinieren die Fertigkeiten und Techniken der »alten Meister« mit der psychologischen Intensität der Romantiker. Dieser produktive und vielseitige spanische Künstler war ein erfolgreicher Porträt- und Hofmaler. Sein grafisches Werk, das gedruckt wurde und weite Verbreitung fand, drückte seine dunkleren Visionen, einen starken narrativen Impuls und satirische Kommentare aus. Ein faszinierendes Selbstporträt diente als Titelbild für seinen Zyklus Los Caprichos (»Die Marotten«) von 1799. Die 80 Aquatinta-Radie rungen zeigen verschiedene Akte menschlicher Gewalt, des Horrors und der Zerstörung. Das Titelbild zeigt einen mürrischen Mann, der nur widerwillig für sein Selbstporträt posierte. Er scheint kein Verlangen zu spüren, sich umzudrehen, sondern wirft nur einen verstohlenen Blick aus den Augenwinkeln auf den Betrachter. Zum Ende seines Lebens wurde Goyas Kunst noch düsterer und er zog sich nach und nach immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Etwa 1792 erkrankte er an einem mysteriösen Leiden, das ihn taub 58
Francisco Goya Selbstporträt mit Dr. Arrieta, 1820 Öl auf Leinwand, 114,6 x 76,5 cm Minneapolis Institute of Art, Minneapolis Goyas Interesse an Geschichten zeigt sich in dieser ungewöhnlichen Komposition, die seinem Arzt Ehrerbietung erweist. Die ausführliche Inschrift am unteren Rand des Werkes lobt Dr. Arrieta für sein »Mitgefühl und seine Sorge, mit denen er während der heftigen und gefährlichen Krankheit, an der er litt, sein Leben gerettet hatte.«