Gesundheit
Gerd Nettekoven Deutsche Krebshilfe
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Krebs-t Repor
Michael Lesch
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Jährlich erkranken 436.000 Deutsche an Krebs. Hier berichten 11 Menschen, wie sie ihn überwanden und was ihnen dabei Kraft gab
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s war Mittag, als Ingrid Schürheck am Chemotherapie! Zwar wurden im Lauf der 23. Oktober 1990 im Krankenhaus er- Jahre immer wieder kleinere Knoten entfernt wachte. Die Lider noch geschlossen, und Bestrahlungen vorgenommen, doch die hörte die damals 41-Jährige, wie der größte Macht im Kampf gegen den Krebs war Arzt am Fuß ihres Bettes ihrem Mann Winand für die Sekretärin die Liebe ihres Mannes. zuflüsterte: „Ihre Frau hat Brustkrebs. Leider „Mir ist egal, ob meine Frau eine Brust hat oder drei – Hauptsache, sie lebt“, ist der Tumor extrem bösartig.“ sagte er. Und sie versuchte, trotz In diesem Moment brach Ingrid „Über die allem optimistisch zu bleiben. Ihr Schürhecks Welt zusammen. „Ich Hälfte der Leitspruch wurde ein Zitat des glaubte damals wirklich, mein Patienten Schriftstellers Mark Twain: „Gib Todesurteil zu hören“, erinnert überlebt!“ sich die heute 60-Jährige im Gejedem Tag die Chance, der schönsGerd Nettekoven spräch mit HÖRZU. Doch von Tod te in deinem Leben zu werden.“ wollte ihr Mann nichts hören. Er ermutigte Wie Ingrid Schürheck fanden die elf Menseine schwer kranke Frau, den Kampf auf schen, die auf diesen Seiten vorgestellt werzunehmen: „Du schaffst das! Für mich und den, ihren eigenen Weg, mit der Schockdiunseren Sohn Christian!“ agnose Krebs fertigzuwerden. Sei es die LieKraftquelle Liebe. Seit der Schockdiagno- be, der Glaube, Vorbilder – oder einfach die se sind jetzt 19 Jahre vergangen. Heute gilt Freude am Reisen und am eigenen Garten. Ingrid Schürheck als geheilt. Und das ohne Für alle aber gilt: Mit ihrer ganz persönli-
Friedrich Seelbach Blasenkrebs: Sechs Jahre liegt das Krebsleiden des 72-Jährigen zurück. Am 16.4.2003 wurde seine Blase entfernt, er musste eine Chemotherapie machen. Mit seiner neuen Blase, geformt aus 70 Zentimeter Darm, lebt er heute nahezu problemlos. Angst hatte er kaum. Woher er die Kraft für seinen Kampf nahm? „Die gab mir meine Ehefrau Doris, die immer für mich da war. Und unser paradiesischer Garten!“
Alexander Spitz Knochenkrebs: 1979 wurde dem damals Zehnjährigen das rechte Bein amputiert. Heute ist Spitz 41. Die Kraftquelle des Vaters aus Wesseling heißt: Skifahren. 1994 gewann er sogar Gold und dreimal Silber bei den Paralympics in Lillehammer.
Lymphknotenkrebs: Der 52-jährige TV-Star schrieb ein Buch über sein Leiden: „Ein Jahr Hölle“. Er überwand den Krebs 1999/2000 dank OPs, Chemo- und Strahlentherapie. Große Hilfen waren seine Frau und die Biografie des Golfers Paul Azinger, der ebenfalls Lymphknotenkrebs besiegte. Lesch zu HÖRZU: „Er war mein weißer Ritter!“
chen Kraftquelle gelang es ihnen, den Krebs zu überwinden. Hoffnung für jene 436.000 Menschen, die jährlich in Deutschland an Krebs erkranken. Jede Minute erhält eine Person hierzulande diese Hiobsbotschaft. Immer mehr von ihnen besiegen die Krankheit. Doch wann gelten sie als geheilt? Die Forschung ist sich weitgehend einig: „Als dauerhaft geheilt gilt ein Patient, wenn er nach erfolgreicher Therapie die gleiche Lebenserwartung hat wie ein ihm vergleichbarer Bürger, der nicht an Krebs erkrankt war“, erklärt Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe.
Werner Kubitza
Elke Röbenack
Kehlkopfkrebs: 1997 und 1998 mussten Stimmband und Kehlkopf entfernt werden, sonst wäre der Krebs in die Bronchien gewuchert. Der heute 61-Jährige ermutigt sich selbst mit einer inneren Vision: Licht am Ende des Tunnels. Er ist Präsident des Bundesverbands der Kehlkopf operierten.
Schilddrüsenkrebs: Vor 19 Jahren schwollen die Lymphknoten am Hals: Ihre vom Krebs befallene Schilddrüse wurde entfernt. „Kämpfen war nie mein Ding. Das schafft nur Druck“, sagt die heute 57-Jährige. „Ich vertraute den Ärzten, wurde bestrahlt, ging zur Selbsthilfe. Vor allem aber betete ich zu den Engeln.“
„Wir haben den Kre bs besiegt!“ 6
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Gesundheit
Oskar Blum Prostatakrebs: Nach der Diagnose vor zwölf Jahren zögerte der heute 72-Jährige keine Sekunde: „Was in meinem Körper keine Miete zahlt, soll raus!“ Der Preis: Sein Liebesleben musste er gegen das „liebe Leben“ mit Frau Christa (66) tauschen. Kraft gaben ihm Reisen in die neuen Bundesländer. Betroffene erreichen Blum unter www.prostata-shg-landshut.de
„Über alle Krebsarten gerechnet wird heute etwa die Hälfte aller Krebspatienten geheilt.“ Manche Wissenschaftler berufen sich dabei auf die sogenannte „Fünfjahresüberlebensrate“: Sie zeigt in Prozentzahlen, wie viele Patienten fünf Jahre nach der Diagnose noch am Leben sind (siehe Infografik unten). Zwar kann auch nach dieser Frist ein sogenanntes Rezidiv, also ein erneutes Ausbrechen der Krankheit, auftreten, doch gilt tendenziell, dass die Therapie erfolgreich war. Bei Sabine Hastedt liegt die Diagnose Darmkrebs exakt fünf Jahre zurück. „Im
Krebs: Die Überlebenschancen 0 Hodenkrebs Morbus Hodgkin Lippenkrebs Schilddrüsenkrebs Hautkrebs Prostata-Krebs Gebärmutterkörperkrebs 60 80 100 % Brustkrebs 100 Harnblasenkrebs Nierenkrebs 97 90 Non-Hodgkin-Lymphome Kehlkopfkrebs 90 Gebärmutterhalskrebs 88 87Darmkrebs 82 Mundhöhle 81 Rachenkrebs 76 Eierstockkrebs Leukämie 67 66 Magenkrebs 62 Speiseröhrenkrebs 61 Lungenkrebs 60 Bauchspeicheldrüsenkrebs 55 55
Alle Angaben in Prozent Männer Frauen
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90 88 87 82 81 76 67 66 62 61 60 55 55 47 43 35 22
Elfriede Kottbusch Eierstock- und Dünndarmkrebs: Zwei Krebsarten überlebte die 69-Jährige: vor 15 Jahren ein Dünndarmkarzinoid, das sich durch Kopfschmerz bemerkbar gemacht hatte, vor 14 Jahren Eierstockkrebs. Kottbusch graute es vor der Chemo, trotzdem absolvierte sie sie tapfer. „Ich kämpfte, weil ich meinen Mann nicht verlassen wollte!“ Ihr Symbol: der Ehering.
Schnitt bricht diese Krebsart erst ab 55 aus“, Dort fand sie Unterstützung von anderen erzählt die heute 44-Jährige. „Bei mir war es Betroffenen: „Ich fühlte mich nicht mehr als jedoch bereits mit 39. Das Leiden zeigte sich Exot, sondern chattete dort mit anderen mit Symptomen wie drei Kilo Gewichtsab- Krebskranken. Die gaben mir wertvolle Tipps, etwa zu alternativen nahme, Müdigkeit, Blut im Stuhl Therapien. Die Erfahrung eines und wochenlangem Sodbren- „Tipps aus anderen Patienten bewahrte nen.“ Im größten Tief entdeckte dem Internet die Marketingassistentin ihren bewahrten mich sogar davor, einer sinnlosen unbedingten Willen: „Es ging mich vor einer Operation zuzustimmen.“ um mein Leben!“ Die Therapie sinnlosen OP!“ Kraftquelle Internet? Krebsextrat sie ganz pragmatisch an: perte Gerd Nettekoven bestätigt: Sabine Hastedt „Weder Chemo noch OP waren „Das Web ist eine wichtige Quelfür mich ein ‚Krieg gegen den Krebs‘, son- le für medizinische Infos.“ Er schränkt aber dern eine Notwendigkeit. ein: „Als Laie braucht man einen Lotsen, der Bei einer Schwanger- einem hilft, die einzelnen Informationen schaft kann man ja auch zu bewerten und zu verstehen. Hier unternicht zwischendurch stützen den Betroffenen Beratungsdienste, aussteigen!“ Außer- etwa von der Deutschen Krebshilfe.“ Sehr dem nutzte sie re- wichtig kann auch eine Selbsthilfegruppe gelmäßig Internet- sein – eine Kraftquelle, die fast alle hier vorforen wie etwa gestellten Betroffenen nutzten. Entgegen den www.krebs-kom Klischees sind dies keine gefühligen Kaffeepass.org/forum. kränzchen, sondern sehr kompetente Zirkel.
Sabine Hastedt
Alle Angaben in Prozent Männer Frauen
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Dargestellt ist die sogenannte „Fünfjahresüberlebensrate“ für diverse Krebsarten: So viele Patienten leben jeweils noch nach fünf Jahren
Darmkrebs: Vor fünf Jahren wurde die Mutter aus Zeven von der Diagnose überrascht. Zeitgleich fand sie die Liebe ihres Lebens Bernd Wohlenberg (47). Ein großes Glück, das ihr durch die Krise half. Die 44-Jährige rät allen Betroffenen: „Ich würde immer in ein spezialisiertes Krebszentrum gehen. Und Freunde ermuntern, offener auf uns Kranke zuzugehen!“
„Kontakt zu anderen Betroffenen ist für viele Krebspatienten sinnvoll und wichtig“, sagt Gerd Nettekoven. Oskar Blum (72), der erfolgreich seinen Prostatakrebs bekämpfte, kann das nur bestätigen: „Bevor man als Krebspatient etwa irgendeine OP über sich ergehen lässt, ist es besser, eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen. Dort findet man Menschen, die ihre Krankheit gemeistert haben und neuen Betroffenen gut erklären können, was jenseits aller Therapien psychisch auf sie zukommt.“ Umfassende Informationen (etwa zu örtlichen Selbsthilfegruppen) bekommen Erkrankte und Angehörige unter der Telefon-Hotline 0800/420 30 40. Diesen Service hat das Deutsche Krebsforschungszentrum (dkfz) eingerichtet. Ebenso wie auf der Homepage der Deutschen Krebshilfe (www. krebshilfe.de) kann man hier zudem erfahren, wo es spezialisierte Kliniken und zerti fizierte Organ-Krebszentren gibt (etwa für Brustkrebs). Generell gilt: Diese Fachinstitute haben oft mehr Erfahrung mit OPs und Therapien als normale Kreiskrankenhäuser. Überlebensstrategie Information. Auf sie setzte auch der Schauspieler Michael Lesch, der an Lymphknotenkrebs erkrankte. „Als
Vorsorge: Das ist wichtig!
Peter Lustig Lungenkrebs: Ein Jahr lang hustete der Ex-ZDF-Moderator (71, „Löwenzahn“), wurde auf Tbc behandelt. Dann die Diagnose: Krebs! Die Ärzte gaben ihm nur noch fünf Jahre. Inzwischen sind 25 vergangen. Er überstand eine OP, der rechte Lungenflügel wurde entfernt. Lustig „vergaß“ die kurze Rest überlebenszeit: „Ich habe einfach weitergemacht. Die Sendung „Löwenzahn“ gab mir Kraft!“ Sein Rezept: Optimismus.
ich erfuhr, dass meine Überlebenschance 85 bis 90 Prozent betrug, bestand ich darauf, keine Sekunde mit der ersten Chemo zu warten – obwohl es vier Tage vor Weihnachten war. Nach der erfolgreichen Chemo meinten die Ärzte, ich sei geheilt. Doch ich bestand auf Bestrahlung – damit jedes Krebsfitzelchen beseitigt wurde.“ Wie er sich die Informationen aneignete? „Beruflich hatte ich mich in viele Arzt-Rollen eingearbeitet, privat hatte ich schon öfter mit Krankheit zu
Je eher Krebs erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen: Die Krebshilfe empfiehlt diese Früherkennungsuntersuchungen: GebärmutterhalsKREBS Unter suchung der inneren und äußeren Geschlechtsorgane ab 20 einmal pro Jahr. BRUsTkrebs Tastuntersuchung ab 30. Zwischen 50 und 70 alle zwei Jahre ein Mammografie-Screening und Röntgen. PROSTATAkrebs Tastuntersuchung ab 45 plus Inspektion des äußeren Genitals. Ab 40 zudem ein PSA-Test, den die gesetzlichen Kassen jedoch nicht zahlen. HAUTkrebs Untersuchung der gesamten Hautoberfläche ab 35 Jahre alle zwei Jahre beim Dermatologen. DARMKREBS Zwischen 50 und 55 jährlich ein Stuhltest auf Blut, ab 55 Darmspie gelung. Wiederholung: nach 10 Jahren. Tipp: Gerd Nettekoven von der Deutschen Krebshilfe sagt: „In Kürze bieten wir zudem kostenlose Faltblätter an, die sich kritisch mit den Vor- und Nachteilen der Früherkennung auseinandersetzen.“
Gesundheit
Krebsexperte Prof. Dr. Michael Hallek
Klaus Schröter
Ingrid Schürheck
Darmkrebs: Es begann vor 20 Jahren mit scheinbar harmlosen Hämorrhoiden. Dann der Schock: Darmkrebs! Schröter, heute 74, entschloss sich zur Total-OP: „Ich bin ein gründlicher Mensch. Das rettete mein Leben!“ Kraft gab ihm das Wandern: Er bestieg alle 4000er der Alpen.
Brustkrebs: Als bei der 60-Jährigen vor 19 Jahren Karzinome gefunden wurden, entschied sie sich für OPs, aber gegen eine Chemotherapie. Die Brust blieb erhalten. Kraft gab Schürheck ein Teddy vom Ehemann – ein Symbol für die Liebe. Heute empfiehlt sie jeder Frau die Mammografie.
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KREBSBEHANDLUNG: Welche Methoden sind erprobt?
Klassische oder alternative Therapie? Vielen Patienten fällt die Wahl schwer. Die gängigsten Heilverfahren im Überblick – bewertet von HÖRZU-Experten
Fotos: ARNE WEYCHARDT FÜR HÖRZU (10), LIVESEY/NELEMAN/GETTY IMAGES (2), SCHOBER/BRAUER PHOTOS, PLAINPICTURE, DAMM/BILDAG. HUBER, KOLODZIEJ/OSADZIN/FOTOLIA.COM (2), PUBLIC ADDRESS
Gespräch tun. Das alles führte dazu, dass es mir leichter fiel, HÖRZU-Reporter das ganze medizinische Wissen aufzunehmen.“ Mike Powelz (l.) Klaus Schröter (74), ebenfalls ein sehr genauer, interviewte elf Überlebende, wissbegieriger Mensch, weiß, dass es neben aller hier W. Kubitza Information auch Glück war, was ihm das Leben rettete. Ein Internist, der seine damalige Ärztin vertrat, entdeckte bei ihm Darmkrebs, der bislang heit-kosmetik/frueherkennung/krebs). Gerd Net übersehen worden war. Nach einer erfolgreichen tekoven ist aber überzeugt: „Untersuchungen auf Tumor-Entfernung schätzte man sein Restrisiko Brust-, Prostata-, Haut-, Darm- und Gebärmutauf zehn Prozent. Für Schröter zu viel. Er erkun- terhalskrebs sind dennoch sinnvoll. Je früher digte sich bei Spezialisten – und traf eine folgen- man diese Krebsarten erkennt, desto höher ist die schwere Entscheidung: Freiwillig ließ er das kom- Wahrscheinlichkeit, dass sie noch heilbar sind.“ Ingrid Schürheck jedenfalls hat die plette Darmende inklusive Schließmuskel entfernen. Heute ist er in der „Ilco“ „Vom OPfreiwillige Mammografie mit 41 das Leaktiv, der Vereinigung für Menschen Tisch ging es ben gerettet. Ihre Überlebensratschlämit künstlichem Darmausgang. für mich auf ge fasst die Leiterin der Selbsthilfegrup„Jeder Betroffene muss seinen eige- die Skipiste.“ pe „Leben mit Krebs“ (www.lebenmit nen Weg finden“, sagt Experte Gerd Netkrebs-rsk.de) heute so zusammen: „Die Alexander Spitz tekoven. „Auch Religiosität kann dabei Krankheit annehmen, Mut fassen, sich eine Rolle spielen.“ Elke Röbenack (57) etwa fand in Selbsthilfegruppen über Fachärzte informieHalt im Gebet zu Engeln. Alexander Spitz (41) ren, beim kleinsten Zweifel eine Zweitmeinung hielt sich an eine irdische Kraftquelle: seine Lie- einholen und dann ins zertifizierte Zentrum statt be zum Sport. „Als mir mit zehn das rechte Bein ins Krankenhaus. Ich gehe ja auch nicht mit Zahnwegen Knochenkrebs amputiert wurde, lautete weh zum Hausarzt!“ Mike powelz meine erste Frage: ‚Kann ich wieder Ski fahren?‘“ Die Ärzte bejahten. Spitz gewann den Kampf FR 16.10. 3sat 21.30 Uhr gegen die Krankheit – und wurde zur 3sat börse Spitzentechnik aus Deutschland. Koryphäe im Behindertensport. So schrumpfen Tumoren dank Nanotechnologie Umstritten ist unterdessen die Bedeutung von Vorsorgeunter suchungen. Stiftung Warentest nahm sie kürzlich unter die Lupe – und kam zu einem traurigen Fazit: Nur wenige sind erkennbar nützlich (www.test.de/themen/gesund
Operation, Strahlen- und chemotherapie Sie sind die drei kombinierbaren Hauptsäulen moderner Krebstherapie, so Gerd Nettekoven, Geschäftsführer der Deutschen Krebshilfe. Auch Prof. Dr. Michael Hallek, Direktor des Centrums für Integrierte Onkologie Köln/Bonn, sagt: „Jede Erkrankung, die sich ganz wegoperieren lässt, ist damit bestens behandelt!“
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alternative therapien Über 70 Prozent aller Patienten nehmen im Lauf der Zeit sogenannte Komplementärverfahren in Anspruch, etwa Homöopathie oder Akupunktur. Sie spielen eine wichtige Rolle, können dazu beitragen, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und Nebenwirkungen der Chemo- und Strahlentherapie zu verringern. Prof. Hallek: „Die Schulmedizin sollte offen sein gegenüber allen Alternativen, denn die einzige Medizin, die wirklich gut ist, ist jene, die hilft. Man hat jetzt etwa entdeckt, dass grüner Tee eventuell Stoffe enthält, die sich zur Krebstherapie eignen.“
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Angiogenesehemmer Um sich auszubreiten, stellen Tumoren Wachstumsfaktoren her. Bestimmte Substanzen, die Angiogenesehemmer, blockieren das Wachstum, der Tumor „verhungert“. Prof. Hallek: „Mehrere Medikamente sind in Entwicklung, etwa Bevacizumab, mit nachgewiesener Wirkung bei Dickdarmkrebs.“
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Immuntherapie Hier werden durch Botenstoffe körpereigene Immunzellen ak tiviert, um Krebszellen abzutöten. Hallek: „Zu ihr gehört auch die Antikörpertherapie (s. u.). Doch andere Immuntherapien haben sich bisher nicht durchgesetzt.“
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Antikörpertherapie „Sie gehört zu den herausragenden Ansätzen moderner Krebstherapie“, sagt Prof. Hallek. „Viele Antikörper haben bei einigen Krebspatienten das Leben entscheidend verlängert. Beispiele dafür sind etwa das Medikament Herceptin beim Mammakarzinom oder – noch viel eindrucksvoller – das Mittel Rituximab bei Lymphknotenkrebs.“
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exklusiv in
Hyperthermie Der betroffene Körperteil wird auf bis zu 42 Grad Celsius überwärmt. Die hitzeempfindlichen Krebszellen sollen dadurch absterben. Hallek: „Die Therapie bringt eine geringfügig verbesserte Über lebenszeit bei speziellen Sarkomen, ist aber sonst ohne erwiesenen Nutzen.“
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Psycho-oNKOLOGIE „Die seelische Be wältigung der Krankheit mithilfe von Therapeuten ist oft entscheidend“, sagt Hallek. „Sie kann das Leben verlängern und trägt zu besseren Heilungschancen bei.“
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Misteltherapie Eiweißstoffe aus der Mistel sollen das Immunsystem anregen, krebsbekämpfende Zellen zu bilden. Hallek: „Ein beliebtes Verfahren in Bestrahlung Deutschland. Krebszellen werden Wahrscheinlich hat die mit „ultraharten Mistelbehandlung Röntgenstrahlen“ positive Effekte auf beschossen die Verträglichkeit der Chemotherapie, aber sonst keinen erwiesenen Nutzen.“
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1 zu empfehlen 3 eingeschränkt zu empfehlen