Mitte-Magazin Frühjahr 2014

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Frühjahr 2014

Das Bremer Citymagazin

Im Mittelpunkt

Breminent

Unterwegs mit …

Brüderchen und Schwesterchen

„Plattdeutsch ist für Rap, was Italienisch für die Oper ist“

Auf dem Trockenen

Selbstständige Geschwister in der Bremer City

Seite 10

Interview mit De fofftig Penns

Seite 16

Mit einem Seenotretter bei der Schiffswartung

Seite 18


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Editorial/Inhalt

Liebe Leserinnen und Leser! Mit Geschwistern ist das ja immer so eine Sache. Wer keine hat, beneidet andere darum. Wer sich in jungen Jahren mit Brüdern und/oder Schwestern ordentlich zoffen durfte, der hätte manchmal gern auf sie verzichtet. Doch unterm Strich dürfte die Erkenntnis bleiben: Blut ist dicker als Wasser und Familie muss zusammenhalten. So denken auch die Bremer Geschwisterpaare, die wir für ein Porträt besucht haben. Einige arbeiten Hand in Hand, andere hat es in komplett verschiedene Bereiche verschlagen – aber alle eint ihr Arbeitsort „Bremer Innenstadt“. Was sind das für Charaktere? Wie wurden sie, was sie sind? Erfahren Sie es ab Seite 10. Etwas Plattdeutsch geschnackt wird in unserem Interview auf Seite 16. Die Bremer Band De fofftig Penns rückt die aussterbende Sprache durch ihre Musik wieder in den Fokus und vertrat Bremen damit beim letzten Bundesvision Song Contest. Welch königliche Hoheit aus Nahost einmal die Samenhandlung Otto G. Balder in der Wachtstraße aufsuchte, warum Bremen in den 1970er Jahren westdeutsche Verkehrsgeschichte schrieb und was ein Seenotretter an der Weser so treibt, wenn sein Schiff auf dem Trockenen liegt – all das und vieles mehr in unserer Frühjahrsausgabe. Viel Freude beim Schmökern! Ihr Mitte-Magazin-Team

Impressum Herausgeber: Daniel Günther Redaktion: DIALOG Public Relations Daniel Günther e.K. Altenwall 24, 28195 Bremen www.dialog-pr.com Chefredaktion: Bastian Korte E-Mail: redaktion@mitte-magazin.de Telefon: 0421/32 88 110 Design: kraska – gestaltung, Jack Kraska Telefon: 0421/32 88 119 kontakt@kraska.net, www.kraska.net

Inhalt

Im Mittelpunkt

Mittendrin

Brüderchen und Schwesterchen

Highlights in der City Tipps von Bremern für Bremer

Seite 04

Im Quartier Eine Frage der Lage

Selbstständige Geschwister in der Bremer City

Seite 10

Breminent

Shoppingmeile Am Wall braucht neue Impulse

Seite 05

„Plattdeutsch ist für Rap, was Italienisch für die Oper ist“ Interview mit De fofftig Penns

Seite 16

Durchs Schaufenster

Mittach!

Vom Säen und Ernten

Es bleibt in der Familie?! Die Kolumne

Seite 17

Unterwegs mit … Zu Besuch bei Otto G. Balder

Auf dem Trockenen

Seite 06

Mitbringsel Tipps und Bestseller Von Verkäufern und Produkten

Seite 08

Unterwegs mit einem Seenotretter in der Werfthalle

Seite 18 Druck: Druckhaus Breyer GmbH Anzeigeninformationen erhalten Sie im Internet unter www.mitte-magazin.de oder telefonisch unter 0421/244 69 700 Auflage: 45.000 Die Ausgabe 2/2014 erscheint in der Kalenderwoche 20. www.facebook.com/mittemagazin

Seinerzeit Die Bremer Stadtradfahrer Die Ursprünge des Bikesharings

Seite 20

Zu guter Letzt

Kooperationspartner:

Bildnachweise: Nikolai Wolff/Fotoetage (Titel, S. 3, 10-14), Kay Michalak/Fotoetage (S. 3-7, 18-19, 22), GOP EntertainmentGroup GmbH & Co. KG (S. 4), Inge Lyngaard Hansen (S. 4), EmSiKey/Carhartt (S. 8), licht + wohnen/LUCIDE (S. 8), Graf Cox/REBELIGION (S. 9), idee. Creativmarkt/Rico Design (S. 9), Lars Kaempf (S. 16), Jochen Stoss (S. 20-21), Hannah Grundey (S. 21).

Seite 3

„Das Glas ist mindestens zu drei Vierteln voll“ Gespräch mit Dr. Klaus Sondergeld, WFB Wirtschaftsförderung Bremen

Seite 22

Mitte – Das Bremer Citymagazin


Mittendrin

Highlights in der City

Von Bremern

für Bremer

Bremer Bürger präsentieren an dieser Stelle künftig ihre ganz persönlichen Termintipps. Den Anfang macht Dr. Klaus Sondergeld, Geschäftsführer Standortmarketing bei der Wirtschaftsförderung Bremen und seit über 20 Jahren überzeugter WahlBremer (mehr von und mit Dr. Sondergeld lesen Sie im Interview auf Seite 22).

27.02. bis 04.05.2014

12.04. und 13.04.2014

Back to Base

8. Bremer Reisemeile „In den Urlaub fahre ich am liebsten immer woanders hin, in diesem Sommer, ich muss es gestehen, auf den Spuren von ‚Bruno – Chef de Police’ ins Périgord. Aber auch hier in der Region gibt es viele spannende Urlaubsziele – das beweist die Bremer Reisemeile bestimmt wieder vom 12. bis zum 13. April in der Lloyd Passage, auf dem Hanseaten- und dem Ansgarikirchhof.“

05.02. bis 11.05.2014

Bürgerparktombola „Bremen ohne seine grüne Lunge, für mich persönlich unvorstellbar. Deswegen freut es mich, dass sich die Menschen alljährlich so spendabel für den Erhalt einsetzen. Auch für mich selbst gehört der Loserwerb zwischen Anfang Februar und Mitte Mai zur obersten bremischen Bürgerpflicht.“ www.buergerpark-tombola.de

21.02. und 22.02.2014

Bremer Karneval „Neu-Bremer oder Gäste unserer Stadt sind immer wieder verwundert: Karneval im norddeutschen Bremen – und dann noch der größte seiner Art in Europa, der mit Sambarhythmen und exotischen Kostümen durch die City zieht. Ich habe mir den 21. und 22. Februar auf jeden Fall im Kalender angestrichen.“ www.bremer-karneval.de

22.02. bis 22.06.2014

Sylvette. Picasso und das Modell

„Die Kunsthalle ist einer der größten kulturellen Anziehungspunkte unserer Stadt – auch über die Region hinaus. Diese Sonderausstellung stellt Werke zu Sylvette, Picassos Muse aus den 1950er Jahren, in den Fokus. Wieder mal ein toller Anlass, um dort vorbeizuschauen.“ www.kunsthalle-bremen.de

www.bremen-city.de

13.04.2014 „Bremen, das ist auch immer Hafen – wenngleich dieser heute etwas anders ausschaut. Die Überseestadt verankert sich als Ausflugsziel mehr und mehr in den Köpfen der Menschen, dazu trägt auch das neue GOP Varieté-Theater entscheidend bei. Ich selbst war schon da und komme gern wieder.“ www.variete.de

Verkaufsoffener Sonntag „Nach der Arbeit bleibt immer wenig Zeit für Besorgungen. In den Sonnabend drängen meistens auch Grünmarkt oder Baumarkt. An einem Sonntag entspannt shoppen zu können – ein Vorteil und Vergnügen.“ www.bremen-city.de

08.03. und 09.03.2014

Rad+Outdoor „Eine Messe für Trends rund ums Radfahren und Outdoor-Aktivitäten wie den Wassersport könnte in meinen Augen keinen besseren Ausrichtungsort wählen als die Fahrradhauptstadt Deutschlands. Die 150 Aussteller werden am 8. und 9. März wieder zahlreiche Interessierte in die Bremer Messehallen locken.“

24.04. bis 27.04.2014

jazzahead!

www.rad-outdoor.de

11.04. bis 27.04.2014

Osterwiese „Alljährlich ein absoluter Pflichttermin. Vor der Wilden Maus oder dem Break Dancer habe ich zu großen Respekt, aber den Frühling mit Bratwurst oder Sahneeis zu begrüßen, am besten mit beidem, gehört einfach dazu.“ www.osterwiese.com

Mitte – Das Bremer Citymagazin

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„Musik bewegt die Leute – im wahrsten Sinne des Wortes. Dass die weltweit bedeutendste Jazz-Musikfachmesse zum 9. Mal in Bremen stattfindet, ist schon beachtlich. Ich freue mich auf die insgesamt 44 Konzerte und vor allem aufs Partnerland Dänemark.“ www.jazzahead.de


Im Quartier

Eine Frage der Lage Shoppingmeile Am Wall braucht neue Impulse Text Katja Nonnenkamp-Klüting

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wischen Doventor und Altenwall finden sich zahlreiche Fachgeschäfte des Einzelhandels. Doch trotz exzellenter Beratung und Angeboten, fehlt zuweilen die Laufkundschaft. Doch es tut sich was Am Wall – ein bremisches Quartier zwischen Herausforderungen und Aufbruchsstimmung. Die Menschenmassen, die an einem Samstagnachmittag aus den Bussen und Bahnen an der Haltestelle Herdentor aussteigen, zieht es in das „Shopping-L“ aus Söge- und Obernstraße. Die Einkaufsmeile Am Wall wird zumeist links (und rechts) liegen gelassen, denn für die meisten beginnt die Bremer City am Kundencenter der swb und führt schnurstracks zu den großen Ketten und Passagen. Galerien, Geschäfte für edle Beschläge und hochwertige Teppiche fügen sich Am Wall in das Bild, das eine eher exklusive Einkaufsstraße zeichnet und auch für den speziellen Geschmack Allerlei bietet. Es fehlt der anmutig geschlungenen Straße jedoch eine Art Rundlauf, die sie als Shoppingmeile mit einbezöge. Denn der Standort mit der grünen, ruhigen Atmosphäre der Wallanlagen und der guten Verkehrsanbindung hätte durchaus mehr Publikum verdient.

Seit über 100 Jahren an Ort und Stelle Glück hat, wer sich als Einzelhändler nah an der Bischofsnadel oder der Kreuzung Herdentor/Am Wall befindet, denn diese Durchgänge nutzen die Kundenströme, um sich zur Pulsader Obernstraße vorzuarbeiten. Nur als Spezialgeschäft lässt es sich Am Wall überleben, denn zu riesig ist die Konkurrenz der großen Ketten in unmittelbarer Nachbarschaft. Das große Bekleidungshaus Harms, das sich seit 1911 Am Wall befindet, punktet mit Fachberatung. Ebenso das Spezialgeschäft Bambini & Mamma oder das Reisebüro Reisetreff. „Unsere Kunden kommen gezielt durch Anzeigen von uns oder sind Stammkunden. Laufkundschaft haben wir selten“, erzählt die Reisebüro-Angestellte Cirsten Jürgens.

Gut sortierte Fachgeschäfte zeichnen die Einkaufsstraße Am Wall seit jeher aus. Doch fehlt vielen Händlern die Laufkundschaft. Neue politische Weichenstellungen sollen den Standort wieder nach vorne bringen.

Folgt man dem Wall vom Herdentor weiter Richtung Weser, fallen erste Leerstände ins Auge. So wird auch das Pelzgeschäft Hugo Köppe von Helmut und Christa Köppe bald leer stehen. Sie geben ihren Laden ohne konkreten Nachfolger aus Altersgründen auf. Um solche Geschäftsaufgaben künftig zu verhindern, hat die Gemeinschaft der Wallkaufleute zusammen mit der CityInitiative, den Hauseigentümern, dem Wirtschafts- und Bauressort sowie der Wirtschaftsförderung einen umfangreichen Maßnahmenkatalog erarbeitet. Nicht alle angestrebten Projekte werden bereits 2014 sichtbar werden – wie die Verlängerung des Passagendaches oder bessere Zuwege über den Schüsselkorb. Andere Maßnahmen könnten aber schon rasch Wirkung zeigen: eine eigene Webseite, ein Verkaufsoffener Sonntag am 6. Juli zu La Strada, eine verbesserte Ausschilderung oder Pflanzen zur Begrünung. „Das ist eine so tolle Lage hier, mit den Wallanlagen und guter Gastronomie, etwas mehr Belebung wäre aber schön“, gibt Hagen Klaile vom Outdoorausrüster Mammut zu bedenken. Der Laden für Bergsportaus-

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rüstung unweit der Bischofsnadel bezog nach dem Geschäftsumzug der Buchhandlung Geist die Räumlichkeiten. „Ich finde es positiv, dass wir hier unser Zielpublikum direkt ansprechen können und die Kunden einen hochwertigen Mix aus Fachgeschäften, Gastronomie und Büros geboten bekommen“, sagt der Verkäufer. Um dieses Kleinod für den Spezialbedarf weiter zu erhalten, ist nicht nur die Politik gefordert. Auch jeder einzelne Bremer entscheidet mit seinem Kaufverhalten über die Zukunft dieses besonderen Standortes.

Der Wall und seine Historie Im Mittelalter umschloss die Bremer Stadtmauer die Innenstadt und wurde im 17. Jahrhundert zur Befestigungsanlage umgebaut. Im Jahr 1802 entschloss man sich, die Brustwehre abzubauen und die Wälle zum Landschaftsgarten nach englischem Vorbild umzugestalten. Zwischen Wallanlagen und Altstadt entstand so die einseitig bebaute Einkaufsstraße Am Wall.

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Durchs Schaufenster

Die Bremer City blüht auf – machen Sie mit! Ab dem 1. Mai bereichern wieder 100 farbenprächtige Rhododendren für sieben Wochen die Einkaufsmeilen und Plätze der Innenstadt. Dieses verschönerte Stadtbild ist Jahr für Jahr den Kaufleuten der Bremer City zu verdanken, die als Sponsoren eine Patenschaft für die Pflanzen übernehmen. Wer an einer solchen Patenschaft interessiert ist, meldet sich unter info@bremen-city.de bei der CityInitiative Bremen.

Etwa 2.000 unterschiedliche Samensorten sowie Vogelfutter und allerlei Gartenaccessoires werden in der Wachtstraße geboten – ob im fast schon antiken Samenschrank oder schlicht im Regal.

Vom Säen und Ernten Bei Otto G. Balder gibt es alles, was das Herz des Gartenfreundes begehrt Text Anne-Katrin Wehrmann

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amentüten in allen möglichen Varianten, Gartenwerkzeug in den unterschiedlichsten Ausführungen, Pflanzenhilfsmittel in farbenfrohen Flaschen: Es ist ein bunter Mix, der Besucher des Samen- und Gartenfachgeschäfts Otto G. Balder in der Wachtstraße 22 erwartet. Inhaber Armin Tschorn ist als studierter Gartenbauingenieur ein Experte auf seinem Gebiet und steht Kunden aus nah und fern beratend zur Seite. Wegen seiner zentralen Lage in der Ladenzeile der Bremer Baumwollbörse, unweit des Marktplatzes, ist das Traditionsgeschäft auch für Touristen ein beliebter Anlaufpunkt. Selbst der König von Jordanien war schon da.

Ein paar Jahre ist es jetzt her, dass König Abdullah II. von Jordanien plötzlich durch die Eingangstür trat und diverses Saatgut einkaufte, um es mit in seine Heimat im Nahen Osten zu nehmen. Wen er da vor sich hatte, wusste Armin Tschorn in dem Moment nicht – das las er erst am nächsten Tag in der Zeitung. „Da war mir dann auch klar, warum zwei Leibwächter an der Tür gestanden hatten“, sagt Tschorn und grinst. Mit seinen Jeans und dem karierten Hemd macht der 53-Jährige einen unkomplizierten und entspannten Eindruck, der gut zur Atmosphäre in dem 140 Quadratmeter großen Ladenlokal passt. Dass er das Geschäft vor zwölf Jahren von seinem Vater übernahm, war ursprünglich nicht so vorgesehen gewesen: Eigentlich hatte er nach dem Studium die Leitung eines Gartenbaubetriebs übernehmen wollen. Inzwischen ist Tschorn froh über die Planänderung. „Das ist eine sehr abwechslungsreiche Arbeit, vom Ein- bis zum Verkauf ist alles dabei. Und ein bisschen hat es auch etwas von Sozialarbeit – manchmal bekomme ich hier ganze Lebensgeschichten zu hören.“

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Tradition bis zurück ins 18. Jahrhundert Otto G. Balder ist eines von jenen in der Innenstadt verwurzelten Geschäften, die man getrost als Traditionsunternehmen bezeichnen kann. Die Anfänge liegen in der Bremer Neustadt, wo Heinrich Bauer 1792 die Samenhandlung Bauer & Co. gründete. Nach diversen Umzügen und Geschäftsübernahmen kaufte Günther Karl Tschorn den Laden 1963 von seinem Vorgänger Otto G. Balder und behielt dessen Namen bei, da er sich mittlerweile bei der Kundschaft eingebürgert hatte.

Inhaber Armin Tschorn übernahm das Geschäft von seinem Vater. Neben dem Verkauf bekommt er hier manchmal auch ganze Lebensgeschichten zu hören.


Durchs Schaufenster „Den Kunden gefällt diese lange Geschichte“, sagt Armin Tschorn, „aber letztlich kann man von Tradition allein nicht leben. Ich halte darum ständig gezielt nach Neuem Ausschau.“ So sind zum Beispiel Taschen mit Katzenmotiven oder Fußmatten mit den Bremer Stadtmusikanten ins Sortiment gekommen, die reißenden Absatz finden. Weil die Kunden heute seltener mit dem Auto in die Stadt fahren, hat sich der Geschäftsmann auf Artikel spezialisiert, die sich gut tragen lassen: in erster Linie Pflanzenschutz- und Düngemittel, Vogelfutter sowie Gartenaccessoires.

Neuer Trend zur Selbstversorgung Und natürlich Sämereien, die nach wie vor einen wesentlichen Bestandteil der Produktpalette ausmachen. Auch wenn die im hinteren Bereich des Ladenlokals stehenden historischen Samenschränke inzwischen so gut wie leer sind, weil die Gärten tendenziell kleiner und darum geringere Mengen des Saatguts benötigt werden: Das Angebot ist immer noch enorm vielfältig, nur eben jetzt in Tütenform. Ungefähr 2.000 unterschiedliche Samensorten – von der Tomate bis zur Andenbeere – hat er permanent vorrätig, schätzt Tschorn.

Die Ladenzeile in der schmucken Bremer Baumwollbörse. Seit 1975 ist das Fachgeschäft an diesem Ort zu Hause.

Das Interesse an der Gartenarbeit sei bei den Bremern unverändert groß. „Viele junge Eltern pachten Kleingärten, um ihren Kindern zu zeigen, dass Kartoffeln nicht auf Bäumen wachsen. Und auch auf dem Balkon gedeihen viele Pflanzen gut. Es gibt einen regelrechten Trend zur Selbstversorgung.“ Was in diesem Jahr besonders angesagt sein werde, könne er allerdings

noch nicht abschätzen. „Die Gartensaison ist sehr stark vom Wetter abhängig, da müssen wir abwarten.“ Einen Tipp für den nahenden Frühling lässt er sich dann aber doch noch entlocken. Er rate gerne zu regionalhistorischen Sorten: „Da weiß man, dass sie funktionieren.“

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Mitte – Das Bremer Citymagazin


Mitbringsel

Trendtipp

Bestseller

„Die Idee eines exklusiven Wolle-Geschäfts hatte ich schon lange im Kopf. Als sich mir im Sommer 2013 die Gelegenheit bot, den Laden am Wall zu mieten, realisierte ich meinen Traum. Besonderen Wert lege ich auf die Unterstützung kleinerer Firmen sowie auf Bio- und Fairtrade-Produkte. Die Rosy Green Wool erfüllt all diese Kriterien und ist durch GOTS (Global Organic Textile Standard) zertifiziert. Hier wird alles kontrolliert – vom Scheren über das Spinnen bis zum Färben der Wolle, was übrigens ganz ohne die Verwendung von Schwermetallen auskommt. 100 Gramm kosten 16,50 Euro und entsprechen in der Version ‚Cheeky Merino Joy’ etwa 320 Metern, in der Variante ‚Big Merino Hug’ etwa 160 Metern.“

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Julia Hübotter strickt leidenschaftlich gern und hat sich bereits früher viel mit Wolle und Garnen beschäftigt. Die Innenarchitektin hat sich ihr Fachwissen vor allem auf Messen angeeignet. Ihr Geschäft „WOLLE“, Am Wall 164, hat dienstags bis samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet.

Fitnesstipp

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Sport und Turnen füllt Gräber und Urnen? „Falsch. Aber wie kommen die Spottdrosseln auf ihren komfortablen Sitzästen zu dieser Idee? Vielen steckt noch eine schmerzliche alte Erinnerung im Gefieder: der Schulsport. Für die nicht von Mutter Natur mit Bewegungsbegabung Beschenkten keine sehr freudvolle Erfahrung. Oft hat hier der Spott seinen Ausgangspunkt, wenn er sich als Zugabe zu schlechten Noten übers Opfer ergoss. Logische Konsequenz: Vermeidung der peinvollen Situation unter Mitnahme der Erkenntnis: Tut mir nicht gut, sollen mal die anderen. Und nicht einmal im Märchen existieren Sportlehrer, die z.B. sagen: ‚Hey, schon ganz gut! Lass Dir Zeit. Schau mal, was Du schon geschafft hast. Bald hast Du´s drauf. JA, richtig so, Du machst das klasse!’“

Die Expertin Susanne Begerow Diplom-Psychologin www.ulc-fitness.de

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Mütze „Watch Hat“ der Marke Carhartt aus 100 % Acryl. Zu kaufen bei EmSiKey in der Knochenhauerstraße 36-37 für 18,90 Euro.

In der dunklen Jahreszeit ist eine gute Leselampe mitunter unerlässlich. Umso besser, wenn sie so stylish ist, wie dieses Exemplar der belgischen Firma LUCIDE. Die warmweißen LEDs verbrauchen lediglich 4,8 Watt und leuchten dabei so hell wie eine reguläre 55 Watt Glühbirne.

Seit Stars wie Rihanna, Cro und Justin Bieber sie getragen haben, liegt sie bei Männern und Frauen gleichermaßen im Trend. Der Watch Hat ist in 16 verschiedenen Farben erhältlich – von Neongelb bis Dunkelblau ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Dreier-Set „Schnoor 25 Zigarren“ in einer edlen Holzschatulle. Erhältlich für 9,60 Euro bei Tabac & Pfeife in der Lloyd Passage.

Lange Jahre war der Schnoor bekannt für seine Zigarrenroller – heute erinnern nur noch die „Schnoor 25 Zigarren“ an diese Zeit. Die Geschmacksrichtungen wurden von den Mitarbeitern von Tabac & Pfeife selbst kreiert. Das Set besteht aus einer Sumatra-, einer Brasil- und einer Havanna-Zigarre, die alle in Deutschland gerollt wurden.

Neu dabei Büchlers beste Bohne Unter der Eigenmarke „Büchlers beste Bohne“ eröffnete Martin Büchler im Februar 2014 in der Crusoe-Halle, Böttcherstraße 1, seinen Kaffeeausschank und -verkauf. Neben verschiedenen Gourmetkaffees aus eigener Röstung gibt es hier Schokoladen aus aller Welt sowie historisches Zubehör. Geöffnet ist das Geschäft jährlich von Mitte Januar bis Mitte September. www.bremer-kaffeegesellschaft.de

Jack & Jones Der dänische Bestseller Konzern, der mehrere Modelabels vertreibt, mietet künftig eine Ladenfläche in der Sögestraße an und eröffnet einen 600 Quadratmeter großen Jack & Jones Store. Derzeit befindet sich noch die Buchhandlung Thalia in Seite 8


Mitbringsel

Gastrotipp

Das Häkel-Set „Hase Lenny“ enthält Wolle, Nadel sowie eine Anleitung und ist für 19,99 Euro beim idee. Creativmarkt in der Hutfilterstraße 24 zu erwerben.

„Mit dem ‚Chú Ba – Brasserie de Saigon’ möchten wir der Stadt Esskultur und Erlebnis bieten. Die Fusion-AsiaKüche ist modern europäisch-asiatisch angehaucht und sowohl gesund als auch preiswert. Dabei verfolgen wir zwei Konzepte mit unterschiedlichen Karten: Der Mittagstisch von 12 bis 15 Uhr soll neben Geschäftsleuten auch Schüler und Studenten ansprechen und bietet schnelles und leckeres Essen, wodurch wir unseren Gästen etwas Zeit schenken wollen. Abends hingegen sollten unsere Besucher etwas mehr von eben dieser investieren und bei einem ausgiebigen Essen den Alltagsstress vergessen und entspannen.“

Wer immer schon mal mit etwas Selbstgemachtem prahlen wollte, bisher aber eher zwei linke Hände vorweisen konnte, der ist mit diesem Häkel-Set bestens versorgt! Insbesondere zu Ostern ist der Hase ein passendes Geschenk oder DekoAccessoire.

Der Bremer Schlüssel einmal anders. Der Korkenzieher ist versilbert und kann für 176 Euro im Sieben-Faulen-Laden in der Böttcherstraße 9 erworben werden.

Für alle, die auf der Suche nach einem extravaganten hanseatischen Geschenk sind, bietet diese Version des Bremer Schlüssels die passende Lösung! Versteckt im Schlüsselbart befindet sich der eigentliche Korkenzieher. Zusammen mit einer Flasche Wein aus dem Ratskeller ein perfektes Mitbringsel.

Lederarmband REBELIGION True Silver mit frei wählbaren Elementen zum Aufziehen. Erhältlich ab 59 Euro bei Graf Cox in der Domshof Passage.

Der Experte Güngör Cerrah ist seit zehn Jahren in Bremen selbstständig und durch Gastronomiebetriebe wie Jackie Su, Madame Ho und Vivien Wu bekannt. Nach Zwischenstopps in Stuttgart und Berlin verfolgt er nun mit dem Chú Ba – Brasserie de Saigon in der Knochenhauerstraße 3-4 ein neues, individuelles Konzept.

Das individualisierbare Lederarmband von REBELIGION ist sowohl für Frauen als auch für Männer ein echter Hingucker! Die Grundausführung beinhaltet sogenannte Addons – durch das Ergänzen zusätzlicher Elemente in Silber oder Pink-Gold wird das Armband zu einem Einzelstück.

den Räumlichkeiten des ehemaligen Dörrbecker-Hauses. Die Umbauarbeiten beginnen noch im 1. Quartal 2014.

BID-Award für Sögestraße Die Bremer Sögestraße wurde jüngst mit dem bundesweiten BID-Award ausgezeichnet. Der Preis wird alljährlich an einen herausragenden Business Improvement District (BID) verliehen. Im BID Sögestraße, Laufzeit zunächst von 2012 bis 2017, sind 40 Eigentümer und rund 70 Gewerbetreibende aus Einzelhandel und Gastronomie aktiv, um die Attraktivität der Shoppingmeile weiter zu erhöhen. Bisherige Errungenschaften für die Passanten: neue Winterbeleuchtungen, ein Reinigungssowie ein Sicherheitsdienst und verstärkte Begrünung. www.bid-soegestrasse.de Seite 9

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Im Mittelpunkt

Brüderchen und Schwesterchen Selbstständige Geschwister in der Bremer City Text Lars Kattner

Nein, der folgende Text ist kein Märchen. Es gibt weder eine Hexe noch eine böse Stiefmutter noch spielen die Gebrüder Grimm irgendeine Rolle. Eine schöne Geschichte ist es dennoch. Und Geschwister kommen auch darin vor. Jede Menge sogar. Denn in der Bremer City gibt es viel mehr Geschwister, die sich ihren Traum vom eigenen Geschäft verwirklicht haben, als es zunächst den Anschein haben mag. Ob jeder für sich oder sogar gemeinsam – was sind das eigentlich für Typen, wie kommen sie miteinander aus und warum machen sie, was sie machen? Wir haben uns einladen lassen – und waren begeistert.

Der Sozialarbeiter und der Verkäufer: Wilfried und Reiner Hautop von der Werkstatt Bremen und dem Schuhgeschäft Hautop. Kreativität und energisches Auftreten – beides haben sie von der Mutter geerbt.

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it Wilfried Hautop durch die Bremer City zu gehen, ohne dass er jemanden grüßt, passiert eher selten. Kein Wunder, als Geschäftsführer der Werkstatt Bremen, Träger des Martinshofs, ist er der Boss von 2.200 Beschäftigten. Dabei stehen alleine 1.880 Arbeitsplätze an 37 Standorten für Menschen mit Behinderung zur Verfügung. Da kennt man sich eben schon mal. Und so hebt der 63-Jährige immer wieder munter die Hand, während es vom Fototermin in das Schuhgeschäft seines drei Jahre jüngeren Bruders Reiner an der Carl-RonningStraße geht. Dort liegt der schwere Duft von Leder in der Luft. Die Einrichtung, Möbel aus 250 Jahre altem Eichenholz,

verstärkt das gediegene Ambiente. Wer hier Schuhe kaufen möchte – und das sieht selbst der Laie in den grauen Sneakern von der Stange samt gelben Schnürsenkeln auf den ersten Blick – der bekommt Qualität. Wilfried Hautop lässt sich in einen Sessel fallen, während Reiner Hautop lieber stehen bleibt. Das heißt, eigentlich steht er nicht wirklich, er ist ständig in Bewegung. „Das habe ich von unserer Mutter geerbt, sie war auch ein sehr unruhiger Typ. Die innere Gelassenheit meines Bruders wäre sicherlich gesünder“, sagt er. „Wenn das meine Mitarbeiter hören, denken sie, du meinst einen anderen Wilfried Hautop“, sagt der Angesprochene. „Durch mein

Mitte – Das Bremer Citymagazin

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Auftreten wirke ich vielleicht ruhiger, aber wenn ich Sachen nach vorne bringen will, kann es mir gar nicht schnell genug gehen.“ Die Unterschiede sind also gar nicht so gravierend, wie es scheint. Und wie sieht es mit Gemeinsamkeiten aus? Auch da kommt die Mutter ins Spiel. „Sie war die Macherin bei uns zu Hause in Hemelingen, kreativ und gleichzeitig doch energisch. Das hat jeder auf seine Art geerbt“, erklärt der Schuhexperte. Und sein Bruder ergänzt: „Wer macht, wozu er Lust hat, macht es automatisch besser als andere.“ So erklären sich auch die unterschiedlichen Berufswege. „Ich habe erst Küper, mit Mitte 20 dann Sozialarbeiter gelernt. Ich wollte anderen helfen, Gutes tun, das


Im Mittelpunkt

Brüderlicher Geschäftsführer-Doppelpack: Harald und Andreas Knigge vom gleichnamigen Café. Der eine bewundert die Sorgfalt und Ruhe, der andere hätte gern die Fingerfertigkeit des Gegenüber.

war mein Ding. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal Geschäftsführer werde“, erinnert sich Wilfried Hautop. „Und ich war schon immer der Verkäufer-Typ. Gute Qualität, individuelle Beratung, Service – damit identifiziere ich mich“, so Reiner Hautop. Und sein Konzept geht auf: Selbst internationale Rock-Stars, hochrangige Politiker und Kunden aus ganz Europa kaufen bei ihm. Und manchmal sogar der eigene Bruder.

Knigge-Dynastie seit 125 Jahren Nur wenige Meter weiter liegt der unnachahmliche Duft frisch gerösteten Kaffees in der kalten Luft der Sögestraße. Ein erster, dezenter Hinweis auf das, was die Besucher erwartet, wenn sie ihre Schritte ins Café Knigge lenken: Kaffeehausatmosphäre mit dem Service der alten Schule.

Seit ziemlich genau 125 Jahren – im Mai ist Jubiläum – sorgt sich die Bremer Knigge-Dynastie um das Wohl ihrer Gäste. Und das offensichtlich mit Erfolg, schließlich führen die Brüder Harald und Andreas Knigge das Unternehmen bereits in der vierten Generation. Aber kann das wirklich gut gehen? Jeden Tag mit dem Bruder im Geschäft stehen, Entscheidungen treffen, Kompromisse finden? Ein brüderlicher Geschäftsführer-Doppelpack? Ja, sagen die Geschwister. Und im Gespräch wird schnell klar, warum: Hier funken zwei Menschen auf der gleichen Wellenlänge. Das passt. Gespielte Harmonie? Fehlanzeige! „Der eine kann sich voll und ganz auf den anderen verlassen. So hat jeder die Chance, sich auch mal entspannt zurückzulehnen“, erklärt Harald Knigge, der mit 47 Jahren ein Jahr jünger als sein Bruder ist. Ein wenig Entspannung kann ja auch nicht schaden, schließlich hat das

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Café Knigge an 365 Tagen im Jahr geöffnet, „und immer ist mindestens einer von uns da.“ Bereits nach der Schule habe sich abgezeichnet, dass sie einmal das unternehmerische Erbe ihrer Vorfahren antreten würden. „Wir haben beide Konditormeister gelernt, ich in Köln, Harald in Göttingen“, sagt Andreas Knigge. Gezwungen habe sie niemand, sie hätten auch den Weg ihrer beiden anderen Geschwister einschlagen können: Regina Knigge arbeitet im Finanzwesen im australischen Brisbane, Dr. Bernhard Knigge ist Elektrotechniker im amerikanischen Silicon Valley. Zwar hat auch Andreas nach seiner Lehre ein Jahr als Konditor in Frankreich gearbeitet, aber er ist genau wie Bruder Harald zu seinen Wurzeln zurückgekehrt – nach Bremen. Und nachdem beide die Weiterbildung zum Betriebswirt Mitte – Das Bremer Citymagazin


Im Mittelpunkt Das kann Michael Frenz so pauschal nicht behaupten. Zumindest nicht in Bezug auf seinen kleinen Bruder Carsten Frenz (53). Den hätte er nämlich nur allzu gerne weggeschickt – und zwar zum Einkaufen. Kaffee mit fettarmer H-Milch und Kandiszucker hat der Geschäftsführer der Augenoptik Frenz im Büro seiner Hauptfiliale an der Obernstraße 26 im Angebot. Und macht sich damit nicht eben beliebter. Auch nicht bei der Dritten im Bunde, seiner Schwester Christine Frenz-Roemer. Aber kleine Frotzeleien gehören bei den drei Geschwistern zum guten Ton, denn eigentlich verstehen sie sich blendend. Ob das schon immer so gewesen ist? „Naja, als kleine Schwester musste ich schon mit ein paar fiesen Tricks leben“, erinnert sich die 47-jährige Frenz-Roemer, bevor sie einen Rüffel vom acht Jahre älteren Michael bekommt. „Wir haben für dich doch alles freigekämpft. Du hattest es doch gut.“ Und er ergänzt: „Aber mein Bruder und ich, wir hatten uns ordentlich in der Wolle.“ So war das damals, in Kattenesch, als Vater und Mutter Frenz ihre insgesamt vier Kinder am Rande Bremens zu bändigen versuchten.

„Das Enfant terrible, der Klassenkasper“

Kleine Frotzeleien gehören bei den Geschwistern Frenz zum guten Ton. Carsten, Christine und Michael (v.l.n.r.) blicken zwar auf kindliche Kabbeleien zurück, verstehen sich heute aber blendend. Beruflich zu Hause sind sie in der Augenoptik bzw. in der (Landschafts-)Architektur.

des Handwerks sowie den Meisterbrief in der Tasche hatten, stand der Übernahme des väterlichen Betriebs nichts mehr im Wege.

Der Kreative und der Organisator Gibt es im Lebensweg der KniggeBrüder also einige Parallelen, so sind sie in ihren Eigenschaften grundverschieden. Ein echter Vorteil im Beruf. „Wir ergänzen uns super. Mir liegen eher die technischen Dinge, ich bin lieber kreativ, während Andreas gut planen kann und die betriebliche

Organisation im Blick hat. Ich bewundere ihn für seine Sorgfalt und Ruhe, bin da selbst viel chaotischer“, sagt Harald Knigge. „Dafür hat er die größere Fingerfertigkeit“, erkennt Andreas Knigge neidlos an. Und die sollte nicht unterschätzt werden: Immerhin türmen sich in den Auslagen rund 40 Sorten Pralinen und etwa 30 unterschiedliche Torten, die alle im Haus gefertigt werden. Allerdings nur noch selten von den Brüdern persönlich – es fehlt die Zeit. „Außer natürlich“, wirft Harald ein, „wenn Not am Mann ist, oder die Aufträge besonders speziell sind. Wir schicken keinen weg.“

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Aber sie haben es gut gemacht: Carsten Frenz leitet erfolgreich die Geschicke seiner Augenoptik, und Michael Frenz arbeitet als selbstständiger Architekt im Architektenbüro FSB am Wall, Tür an Tür mit Schwester Christine, die als Selbstständige im Büro Kilian + Frenz Landschaftsarchitekten tätig ist. Übrigens: Dass nicht immer der direkte Weg zum Ziel führen muss, dafür ist Carsten Frenz das beste Beispiel. „Das können Sie ruhig so schreiben“, sagt er. „Ich war das Enfant terrible, der Klassenkasper. Und ich bin gerne zur Schule gegangen – die vierte, achte und elfte Klasse habe ich wiederholt. Dann wollte ich Autodesigner werden, das war aber nichts. Und schließlich habe ich eine Schauspielausbildung begonnen und eine Optiker-Lehre abgeschlossen.“ Geblieben ist schließlich das Geschäft mit den Brillen. Mit der richtigen Frau an seiner Seite wurde er ruhiger, gründete eine Familie, hat gerade seine Silberhochzeit gefeiert. Und als Optiker hat er auch beruflich gefunden, was ihm am wichtigsten ist: der Kontakt mit Menschen. „Manchmal wünsche ich mir seine große Klappe und die Schauspielkunst“, deutet Michael Frenz an, dass sein Bruder noch immer austeilen kann. Carsten Frenz wiederum hält große Stücke auf den tro-


Im Mittelpunkt ckenen Witz seiner Schwester Christine. Die Vorstellung, dass es bei Frenz‘schen Familienfeiern hoch hergeht, fällt da nicht sonderlich schwer. „Beruflich haben wir ja nicht so viel miteinander zu tun, aber wir sind alle echte Familienmenschen. Weihnachten, Ostern, diese Feste feiern wir mit unseren Eltern, Geschwistern und Kindern zusammen“, verrät Christine FrenzRoemer, die nach beruflichen Abstechern in München und Berlin wieder nach Bremen zurückgekommen ist. „Bremen ist für Selbstständige ein gutes Pflaster und eigentlich doch auch ganz schön“, hat auch Michael Frenz festgestellt, nachdem auch er sein Glück zunächst auswärtig – in Kiel und München – gesucht hatte.

Eigene Kneipe statt Chemie-Studium Einen weiteren, nicht zu unterschätzenden Vorteil der Hansestadt nennt Soheil Ghofrani wie aus der Pistole geschossen: „Die Wege sind kurz. Ob Bahnhof, Stadion oder City – überall ist man in zehn Minuten.“ Für ihn und seine Schwester Setareh ein wichtiger Aspekt, denn die beiden Gastronomen pendeln häufig zwischen ihren Lokalen. „Wir helfen uns gegenseitig bei allem“, sagt Soheil Ghofrani, der seit 14 Jahren das „Kangaroo Island“ an der Schlachte betreibt. Übrigens nur, weil seine damalige Freundin ihn geradezu zu seinem Glück gezwungen hatte. Mit 22 Barhockern ist die ehemalige Garage übersichtlich, bietet dafür aber „die besten Caipirinhas der Stadt“, wie der Geschäftsführer betont. Sein Hauptaugenmerk gilt derzeit aber eher den Aktivitäten der kleinen Schwester. Die hat nämlich erst im April vergangenen Jahres den Schritt in die Selbstständigkeit

Gastronomen durch und durch: Soheil Ghofrani und seine Schwester Setareh. Die Betreiber des Kangaroo Island und von Achim‘s Beck‘shaus greifen sich gegenseitig unter die Arme. Doch ohne Mama geht nichts – sie macht die Buchhaltung.

gewagt, mit der Übernahme von „Achim’s Beck‘shaus“ an der Carl-Ronning-Straße. „Das Restaurant soll der Bremer City-Treff bleiben. Ich habe nur ein paar Kleinigkeiten geändert, aber die Leute gehen wieder mit einem Lächeln nach Hause“, sagt die gebürtige Iranerin. „Wir haben eben Un-

ternehmerblut in unseren Adern. Und, was noch wichtiger ist: Wir haben Spaß am Job.“ Genau dieser Spaß sei auch das einzige Argument gewesen, ergänzt ihr Bruder, das sein Vater akzeptiert habe, als der Sohn sein Chemie-Studium wegen einer eigenen Kneipe aufgab.

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Im Mittelpunkt

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Der Neuntgeborene neben der Zwölftgeborenen von insgesamt 13 Geschwistern: Max und Franziska Thein. Beiden im Blut – unschwer zu erkennen – liegt die Musik.

Zusätzliche Unterstützung erhalten die Geschwister von ihrer Mutter: „Sie macht die Buchhaltung, ohne Mama geht nichts“, sagt Soheil Ghofrani. Dabei müssten beide eigentlich gut mit Zahlen umgehen können, galten sie doch in ihrer Schule an der Kornstraße als echte MatheAsse. Apropos Schule: Im Gegensatz zu heute war die junge Setareh damals recht froh, wenn ihr Bruder mal nicht da war, da er es mit seinem „Beschützer-Auftrag“ sehr, sehr genau nahm. An ihrem Verhältnis zueinander hat das allerdings nichts geändert: „Wir sind Champions League. Erst als Geschwister, dann als Unternehmer.“

13 Brüder und Schwestern Ob Max und Franziska Thein auch in der Champions League antreten, haben sie nicht verraten – eine Klasse für sich sind sie und ihre Geschwister aber allemal. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn für insgesamt 13 Brüder und Schwestern kann gut und gerne ein eigener Lehrer beschäf-

tigt werden. Im Fall der Theins natürlich ein Musiklehrer, denn es ist die Musik, die das Leben der Theins bestimmt. Rund 400 Jahre gelebter Instrumentenbau, seit 1880 in Bremen, hinterlassen eben Spuren. „Ein Orchester ist immer eine soziale Gemeinschaft. Das gleiche gilt für eine Großfamilie. Jeder ist wichtig und hat seinen Platz, nur so funktioniert das Gebilde“, blickt Max Thein auf seine Kindheit zurück. Für den 57-Jährigen eher kleineren Bruder („Ich stehe an Position neun“) war die Musik immer Teil seiner Welt: „Ich habe schon als Junge unterm Flügel gelegen und zugehört. Das prägt.“ Weil er aber den Rückstand im Klavierspiel auf die Älteren nicht aufholen konnte und wollte, entschied er sich für die Posaune. Und leitet heute gemeinsam mit Bruder Heinrich eine eigene Firma für Blechblasinstrumentenbau am Rembertiring 40. Schwester Franziska, an Position zwölf geboren, kann ebenfalls nicht von der Musik lassen. Sie verkauft in ihrem Musikalien-Geschäft an der Kolpingstra-

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ße 1b im Schnoor Noten, Blockflöten und musikalisches Zubehör. Seit 2012 ist sie Inhaberin. Zuvor war die Chefin, wie sollte es auch anders sein: ihre Schwester, in diesem Fall Maria. „Mich begeistert der Klang der Sprache und der Musik, und somit faszinieren mich auch Noten, die Schrift der Musik“, sagt Franziska Thein. Ein Gefühl, das sie weitergeben möchte: „Ich gehe auch mal in Vorleistung, um den Geschmack meiner Kunden zu treffen. So wie Max: Er hat Visionen, wie Instrumente klingen sollen.“ Visionen verwirklichen, Spaß an der Arbeit haben, das Stadtbild bereichern – und dabei stets auf höchste Qualität achten: So unterschiedlich die einzelnen Charaktere in ihren Persönlichkeiten auch sind, in diesen Punkten unterscheidet sie rein gar nichts voneinander. Gut so. Für das Geschäft, für den Kunden, für die Familie und für das Happy-End, auch wenn der Text kein Märchen ist.


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Mode und Design, Einzelhandel und Dienstleistungen, gastronomische Besonderheiten – die Bremer Innenstadt hält quer durch die verschiedensten Quartiere bunte Angebote für Bummel- und Shopping-Freunde bereit. Entdecken auch Sie die Bremer City auf eine völlig neue Weise – individuell und vielfältig!

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Breminent mit De fofftig Penns

„Plattdeutsch ist für Rap, was Italienisch für die Oper ist“ Ik mutt gor nix, Denn man to oder Löppt – mit Titeln wie diesen bringt die Band De fofftig Penns plattdeutsche Mundart auf die Konzertbühnen und damit einer breiten, vor allem jüngeren Öffentlichkeit näher. Die drei Jungs aus BremenNord kennen sich seit über 15 Jahren und vertraten die Hansestadt beim letzten Bundesvision Song Contest. Wir hielten einen Schnack mit Riemelmeester Malde (Malte Battefeld), Plietsche Torbo (Torben Otten) und Kommodige Jaykopp (Jakob Köhler). Drei Bremer Jungs erklimmen den plattdeutschen Musikthron: Jakob Köhler, Torben Otten und Malte Battefeld (v.l.n.r.). Interview Bastian Korte

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oin Ihr Drei, gleich vorneweg die alles entscheidende Frage: Wie kommt man als junger Musiker auf die Idee, plattdeutsche Songs aufzunehmen? Jaykopp: Musiker suchen ja immer nach etwas, was noch niemand vor ihnen gemacht hat. Außer vielleicht Scooter. Malde: Und Justin Bieber. Torbo: Ey, nix gegen Justin Bieber. Malde: Ok, sorry. Torbo: Das Justin-Bieber-Gebashe muss aufhören. Anderer Versuch: Eignet sich die Sprache denn überhaupt zum Rappen? Malde: Denkt man zunächst nicht. Und dann macht man ein Album und stellt fest: Sie eignet sich erstaunlich gut. Torbo: Plattdeutsch ist für Rap, was Italienisch für die Oper ist. Jaykopp: Das war schlau, schreib das auf. Malde: Macht er, macht er. Oder, machste? Ja, mach ich. Was steht bei Eurem Tun im Vordergrund: sprachliche Barrieren zwischen Generationen zu überwinden oder schlicht der Spaß an der Freud? Jaykopp: Im Zentrum von allem steht doch eigentlich immer der Wunsch geliebt zu werden. Nur bei der Frage „Von wem?“ – da

unterscheiden wir uns von anderen Bands. Malde: Generationen überwinden, dies das, als Musiker willst du eigentlich doch immer nur noch weiter nach oben. Torbo: Und irgendwann merkst du: weiter nach oben als 200 Meter über Null, das geht in Norddeutschland eben nicht. Malde: Da setzt dann schnell die Enttäuschung ein … Wie würdet Ihr Euren Musikstil denn beschreiben? Malde: Dialektro, die Mischung aus Dialekt und Elektro. Mit Plattstep-Einflüssen, der Mischung aus Platt und Dubstep. NeoShanty eben. Jaykopp: Es gibt Leute, die mögen uns wegen der Sprache und welche, denen es eher um die Musik geht. Torbo: Beides zusammen ist eher selten. Jüngst wart Ihr im ausverkauften Bremer Tower zu Gast. Ist der Zuspruch seit Eurem TV-Auftritt bei Stefan Raab noch einmal spürbar angestiegen? Jaykopp: Unsere Zielgruppe ist gleich groß geblieben – nämlich sehr klein. Aber von denen kennen uns jetzt fast alle. Malde: Und für alle, die uns noch nicht kennen, gehen wir im April auf Deutschlandtour. Torbo: Wobei, es ist dann doch eher eine Norddeutschlandtour geworden. Aber lieber vor zwölf Leuten in OHZ, als wenn in München keiner kommt.

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Ihr seid waschechte Bremen-Norder, lebt aber alle nicht mehr hier. Was macht – neben der Sprache – Eure Verbundenheit zur Heimatstadt aus? Malde: Unsere Eltern leben in Bremen und wir besuchen außerdem so viele WerderSpiele, wie möglich. Jaykopp: Wer übrigens zum Geburtsort der Fofftig Penns pilgern will, dem empfehlen wir das Gymnasium Vegesack in der Kerschensteiner Straße. Torbo: Ein magischer Ort … Und wie gefällt Oma und Opa Eure Musik? Malde: Meine mögen Cro, Alligatoah und Prinz Pi lieber. Würden sie jetzt aber vor der Presse nie zugeben. Jaykopp: Ist ja aber auch klar: Bei denen versteht man wenigstens, wovon sie rappen. Torbo: Meiner Oma ist das deutsche Rapgame nicht real genug geblieben. Die hört eher die alten Sachen. Stieber Twins, Torch und so.

Ins Debütalbum „DIALEKTRO“ reinhören? Das geht unter www.defofftigpenns.de. Dort ist es auch für 12,90 Euro zzgl. Versand erhältlich. Wer es lieber live mag: Am 20. April 2014 sind die Bremer im Rahmen ihrer Tour in der Stadthalle Osterholz-Scharmbeck zu Gast.


Mittach!

Es bleibt in der Familie?! Eine Kolumne von Thorsten Nordberg

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ittagszeit in Bremen, da zieht es mich ab und an ins Katzencafé sowie das anhängige Toshido, eine enge Nachbargastronomie von Mutter und Tochter mit unterschiedlichen Küchen. Während ich genüsslich verdaue, komme ich ins Grübeln: Könnte ich einen Laden mit meinem Vater führen? Oder mit meiner chaotischen Schwester? Braucht es einen besonderen Charakter, um mit den Menschen, die man spätestens zum 25. Dezember am liebsten winkend im Rückspiegel sieht, ein Geschäft zu führen? Der Trigema-Chef Wolfgang Grupp erklärte unlängst, sein Unternehmen solle für seine Azubis ein Familienersatz sein – ich fasse so etwas als Drohung auf – und seine Kinder, Sohn und Tochter, stünden bereits in den Startlöchern, um das väterliche Trikotagenreich weiterzuführen. In dem Interview wurde auch ziemlich deutlich: Die dürfen gar nichts anderes, qua Genpool und väterlichem Zukunftswil-

len. Und die armen Monarchenkinder! Ist man Erstgeborener des Königs, ist doch die Selbstverwirklichungschance im Beruf perdu. Zum Beispiel Prinz William. Vielleicht wollte der viel lieber ein Nagelstudio in Soho aufmachen oder Heilpraktiker für Tiere werden, statt dauernd im Hubschrauber den Gutmenschen zu geben. Aber da hatte die Oma sicherlich auch ein Wörtchen mitzureden.

Typ taffe Trümmerfrau Überhaupt, die Großmütter: In der männerlosen Nachkriegsgeneration setzte sich der Typ taffe Trümmerfrau ja leider nachhaltig durch, was zur Folge hatte, dass heutzutage immer noch Familien unter den dauergewellten oder dementen Tyranninnen leiden. Meine Großmutter war exakt dieser Typus: Als Kind zerrte sie mich resolut an zehn Schlange stehenden Kunden beim Schlachter vorbei und verlangte hanseatisch-herrisch nach einem

… mit mehr Bildung im Stadtteil.

Pfund Dauerwurst. Die Peinlichkeit über eine solche Verwandte fühlte ich schon als kleiner Pöks bis in die Knochen. Aber es mag sicher auch gelungene Konstellationen im familiären Arbeitsleben geben, die sogar der Wirtschaftlichkeit dienen. Von Kinderschuhen an die Kaffeebranche, Reederei oder Textilfertigung zu kennen, bietet ein Zugehörigkeitsgefühl. Man kennt sich aus und hat seinen Platz. Nur: Wenn es doof läuft, steht man am Ende wie Wolfgang Joop da und sieht die Tochter wegen Erbstreitigkeiten nur noch vor Gericht. Wäre es nach meinem Vater gegangen, wäre ich jetzt irgendwas mit A – Anwalt, Arzt, was Anständiges. Meine Schwester macht was mit Ayurveda. Zumindest gibt es ein Familieninteresse: Wir gehen einmal im Jahr alle zusammen Angeln. Und keine kocht so gut Forelle wie Mutti.

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„gemeinsam gut!“ ist die neue Stadtteilinitiative der Sparkasse Bremen. Seit 1825 investieren wir einen großen Teil unseres wirtschaftlichen Ergebnisses wieder in unsere Hansestadt. Jeder unserer Kunden verbessert so gleichzeitig die Lebensqualität in seinem Stadtteil und in ganz Bremen – nun auch ganz unmittelbar: Sechs Jurys aus Kunden, Mitgliedern und Mitarbeitern der Sparkasse vergeben jeweils 18.250 Euro, um Bildungsprojekte in ihrem Stadtteil zu unterstützen. Also insgesamt fast 110.000 Euro. Machen Sie Ihren Stadtteil auch ein Stück schlauer? Bis zum 15. März 2014 bewerben! Weitere Informationen und Bewerbung unter: www.sparkasse-bremen.de/gemeinsamgut oder Telefon 0421 179-7979 Stark. Fair. Hanseatisch.

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Unterwegs mit …

Auf dem Trockenen Unterwegs mit einem Seenotretter in der Werfthalle Text Bastian Korte

Wussten Sie eigentlich, … … dass die DGzRS von Bremen aus sämtliche Such- und Rettungsmaßnahmen auf Nord- und Ostsee koordiniert und die Seenotretter sich aus-

Weser ist …

schließlich über Spenden finanzieren?

„… für uns Seenotretter der direkte Weg zum Meer. Nach jeder Werftzeit in Bremen bringt uns der Fluss wieder unserem Einsatzgebiet näher.“ Ulf Pirwitz

Ulf Pirwitz bei der Arbeit. Während der Reparaturzeit übernachtet der Usedomer in einer Unterkunft direkt neben der Werfthalle. Nach Feierabend hat er so auch die Gelegenheit, die Bremer Innenstadt zu erkunden.

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uf dem Stadtwerder, direkt an der Weser, steht seit 61 Jahren die wohl ungewöhnlichste Werkstatt der Bremer City. Regelmäßig steuern „Gäste“ von den Ostfriesischen Inseln bis zur Pommerschen Bucht sie an. Die Erklärung: Hier ist die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) beheimatet, in der hauseigenen Werfthalle wird die Flotte generalüberholt. Ein Ortsbesuch zwischen Bug und Heck, zwischen Back- und Steuerbord. Irgendwie winzig, so fühlt man sich kurz nach Betreten der zwölf Meter hohen Halle. Schon das aufgebockte Tochterboot wirkt imposant. Der daneben liegende See-

notkreuzer „Hannes Glogner“ erinnert an einen gestrandeten Wal und füllt die Werkstatt mit seinen 23,3 Metern Länge und 5,5 Metern Breite nahezu vollends aus. „Achten Sie darauf, wo Sie hintreten“, rät ein Mitarbeiter. In einer Ecke warten Propeller auf ihre Montage, Flexgeräusche hallen durch den Raum, der Geruch von frischer Farbe liegt in der Luft. Ganz hinten finden wir den Mann, mit dem wir verabredet sind: Ulf Pirwitz, Vormann der „Hannes Glogner“. Seit 7 Uhr morgens schleift er in seinem signalroten Overall ein Holzgitter ab, das später als Boden für den oberen Fahrstand fungieren soll. „Genau wie an Bord, ist auch die Arbeit hier Teamsache“,

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sagt der 46-Jährige. Er und ein weiteres Crewmitglied unterstützen die 15 Bremer Werkstattkollegen – vom Schlosser bis zum Funkelektroniker – bei der Inspektion. Usus sei diese Arbeitsteilung. „Die Spezialisten hier kennen unsere Schiffe aus dem Effeff, deshalb kommen wir ja auch von weit her. Aber wir von der Besatzung wissen noch am Allerbesten um jede Delle und führen penibel Liste.“

„Am Wohlsten fühle ich mich am Ruder“ Um einen Seenotkreuzer 30 Jahre einsatzbereit zu halten, steht diese RundumAuffrischung alle drei Jahre an – vom Ölwechsel über den Elektronik-Check bis zum erneuerten Namensschriftzug, der noch per Hand gepinselt wird. Für Ulf Pirwitz ist dies dennoch eine harte Zeit: „Nichts macht einen Seenotretter unruhiger, als das eigene Schiff auf dem Trockenen.“ Normalerweise


Unterwegs mit …

Besuchen Sie die Seenotretter Besichtigungen an der Werderstraße inklusive des ehemaligen Seenotkreuzers und heutigen Museumsschiffs „H.- J. Kratschke“ sind auf Anfrage möglich: info@seenotretter.de Im Maschinenraum der „Hannes Glogner“. Der über 23 Meter lange Seenotkreuzer – Baujahr 1991 – ist benannt nach einem verstorbenen Bauunternehmer, der eng mit der DGzRS verbunden war.

ist er es, der in Wartung befindliche Schiffe an ihren jeweiligen Stationen vertritt, denn die „Hannes Glogner“ ist ein Reserve-Kreuzer. Pirwitz bekennt freimütig: „Am Wohlsten fühle ich mich am Ruder, mit Kontakt zum Meer und der Natur.“ Auf den ersten Blick wirkt der Vormann eher norddeutschzurückhaltend, doch geht es um die Sache, funkeln seine Augen. In der Messe des Kreuzers: Wo sonst die Crew isst oder Gerettete medizinisch erstversorgt werden, liegen lose Bretter herum. Armaturen sind mit Schutzfolie vor dem Staub geschützt. Beim weiteren Rundgang heißt es oft „Vorsicht, steil“ oder

„Kopf einziehen“. Wahrlich geräumig ist es nicht, zumindest nach dem Empfinden einer „Landratte“. Dennoch: Theoretisch finden 90 Schiffbrüchige Platz an Bord. Eine Etage tiefer, der Maschinenraum. Auch die zwei Motoren werden dieser Tage ausgetauscht – zusammen wiegen sie etwa sechs Tonnen und sorgen für fast 2.000 PS.

24 Stunden am Tag, 14 Tage am Stück Doch wie wird man einer von 180 hauptberuflichen Seenotrettern? „Die Leidenschaft für das Meer ist mir in die Wiege gelegt“, so der Usedomer. Er war

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unter anderem Hochseefischer. Beim Vorstellungsgespräch vor 13 Jahren wurden Risiken und besondere Arbeitszeiten – 24 Stunden am Tag, 14 Tage am Stück – offen benannt. „Nach Rücksprache mit meiner Frau war aber klar, das will ich machen.“ Mit dem Reserve-Kreuzer mal auf Borkum, auf Nordstrand und dann in Maasholm im Einsatz zu sein, das macht ihm nichts aus. „Mobilität ist man als Seefahrer gewohnt.“ Wie viele Rettungsaktionen er über all die Jahre begleitet hat, weiß Pirwitz nicht. Kein Wunder: Allein 2013 haben er und seine Kollegen an allen 54 Stationen 718 Menschen in Seenot geholfen. Doch weder würde der Vormann damit hausieren gehen, noch sieht er sich als Helden. „Wir machen auch nur unseren Job“, zeigt er sich pragmatisch. Trotz der Notwendigkeit der technischen Wartung, im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehe eben immer noch der Mensch. Zurück in der Messe fällt ein gerahmtes Bild an der Wand ins Auge. Es zeigt ein junges Mädchen, darüber steht: „Ich hatte hier meinen Stapellauf“. Sie wurde 1993 während einer Rettung an Bord der „Hannes Glogner“ geboren. Ulf Pirwitz erzählt: „Unser Maschinist war Geburtshelfer und ist ihr Patenonkel.“ Der Mensch im Mittelpunkt, das passt.

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Seinerzeit

Die Bremer Stadtradfahrer Im Sommer 1978 schrieb Bremen ein Kapitel westdeutscher Verkehrsgeschichte. Sein Titel lautete „Aktion kommunale Fahrräder“. Dabei stellte die Stadt kostenlos Fahrräder in der City zur Verfügung. Zunächst allseits für ihre Fortschrittlichkeit gelobt, war die Idee letztlich doch zum Scheitern verurteilt. Text Gerrit Reichert

Eröffnungsfahrt für die „Aktion kommunale Fahrräder“ im August 1978: Am Herdentor lagen der damalige Innensenator Helmut Fröhlich (links) und Showstar Rudi Carrell (rechts) mit in Spitzenposition.

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Seinerzeit

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ie Zeit schien reif. Mitte der 1970er Jahre war das Fahrrad so populär wie lange nicht. Besonders in Bremen. Über 600 Kilometer Radwege wurden hier gemessen, damit war die Hansestadt bundesweit Spitze. Auch der Anteil des Fahrrads am Cityverkehr war mit 20 Prozent Höchstwert. Eine gute Grundlage, um den lästigen Parkplatzverkehr in der Bremer City noch weiter zu reduzieren, befand die Innenbehörde. Hinzu gesellte sich die Schattenseite des Bremer Fahrradbooms: Nirgendwo wurden so viele Fahrräder geklaut wie hier, über 11.000 waren es 1977. Mit der „Aktion kommunale Fahrräder“ wollte der Referent für kommunale Verkehrsangelegenheiten bei der Innenbehörde, Regierungsrat Klaus Hinte, zugleich den Autoverkehr und die Fahrrad-Diebstahlquote mindern.

Eine Miniatur-Ausgabe des rot-silbrigen Rades mitsamt vorderem Gepäckkorb. Dieses Foto schmückt zeitweise auch die Website des ADFC in Bremen, der damit an seinen Ursprung erinnert.

In Bremen rollten die städtischen Drahtesel an. 60 Fahrräder, die sonst beim Fundamt versteigert worden wären, wurden dazu von Jugendlichen des Ausbildungswerkes Bremen e.V. aktionstauglich gemacht. Das bedeutete: technische Instandsetzung, roter Anstrich mit silbrigweiß reflektierender Folie, Anbringung einer Schriftplatte „Eigentum der Stadtge-

Wegweiser Die Bremer Innenstadt – das ist nicht nur Shopping-Zentrum, sondern auch historisch gewachsener Stadtkern. Zahlreiche Straßennamen sind Zeugen dieser langen Geschichte. Doch

meinde Bremen“ und Anschweißen eines Gepäckkorbes vorne. Zudem wurden die Anzahl der Fahrrad-Stellplätze vergrößert, zusätzliche Radspuren angelegt und neue Hinweisschilder aufgestellt, an denen jeweils zehn Fahrradpumpen hingen und Hilfe für den Notfall boten.

Jedermann, jederzeit, an jedem Ort Auf insgesamt vier Quadratkilometern zwischen Bürgerweide und Innenstadt sollten die 60 Bremen-Fahrräder für jedermann, jederzeit und an jedem Ort verfügbar sein – frei nach dem Motto: Wer eines sieht und damit fahren will, nimmt es sich und stellt es dann irgendwo innerhalb der City ab, worauf der Nächste sich bedienen kann. Eine breite westdeutsche Öffentlichkeit blickte der Bremer Aktion gespannt entgegen. So schrieb das Hamburger Abendblatt von einem „einzigartigen Experiment, das kommunale Zweiradgeschichte schreiben könnte“. Der Rheinische Merkur titelte im Juni 1978: „Die Bremer Stadtradfahrer“. Am 16. August 1978 war es dann soweit, die „Aktion kommunales Fahrrad“ startete. Mit Rudi Carrell, Spaßmacher Heinz Eckner und 58 weiteren Bremer Repräsentanten aus Politik und Gesellschaft im Sattel. An acht Stellen in der Innenstadt wurden damals öffentliche Luftpumpen inklusive Hinweisschild installiert. Ein Jahr später waren viele jedoch geklaut worden.

Hundert Tage später, Mitte November, zog die Innenbehörde Bilanz. Von 60 Fahrrädern seien acht unauffindbar und sieben völlig zerstört, 45 hingegen einsatzfähig. Damit sei „die Größe der Ausfälle weit hinter den Erwartungen zurück“ geblieben, die Fortsetzung der Aktion für das kommende Jahr wurde empfohlen. Mitte Juni 1979 wurde der Fuhrpark mit 200 neu gekauften Rädern aufgestockt und deren Einsatzgebiet auf die Wohngebiete Neustadt / Buntentor, Ostertor, vorderes

Schwachhausen, Findorff und Walle erweitert. Doch nach nur sechs Wochen kam es zum plötzlichen Abbruch der Aktion, weil nach Halbzeit-Zählung bereits 70 der 200 Fahrräder geklaut waren. Aus den 130 übrig gebliebenen entstanden sowohl die ersten kommunalen Fahrradverleihstellen als auch der Allgemeine Deutsche FahrradClub Landesverband Bremen.

was steckt hinter Bezeichnungen wie zum Beispiel „Wüstestätte“? Es ist zu vermuten, dass es in dieser kleinen Schnoor-Gasse einstmals wüst zugegangen sein muss. Kämpferische Auseinandersetzungen etwa oder die Bestrafung von Gefangenen? Nicht ganz. Vielmehr wird vermutet, dass der Straßenname im Jahre 1659 entstanden ist. Bei einem Feuer brannten hier ein

Waisenhaus sowie sieben weitere Gebäude komplett nieder. Die Stätte blieb geraume Zeit wüst, also unbebaut. Davon ist in heutigen Tagen nichts mehr zu spüren: Bremer und Touristen kommen in großer Zahl zum Schlemmen und Genießen ins Teestübchen, zum Lachen und Staunen ins Packhaustheater oder zum Stöbern und Verschenken beispielsweise in die Schnoor Oase.

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Zu guter Letzt

„Das Glas ist mindestens zu drei Vierteln voll“ Gespräch mit Dr. Klaus Sondergeld, WFB Wirtschaftsförderung Bremen, zur Imagestudie über die Stadtmarke Interview Daniel Günther

Herr Dr. Sondergeld, was sind die drei häufigsten Dinge, die Sie von Bremern über Bremen hören? Oh, gleich die schwerste Frage am Anfang. Das kommt natürlich sehr darauf an, mit wem ich spreche. Aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Bremer stolz auf ihre gute Stube – Marktplatz mit Weltkulturerbe Rathaus und Roland – sind. Auf Platz 2 folgt die noch immer wichtige Rolle der maritimen Wirtschaft für Bremen, obwohl wir nicht mehr so viele Schiffe sehen wie früher. Und drittens ist es die große Bedeutung der Industrie für die Stadt. Und was fällt Nicht-Bremern als erstes zur Hansestadt ein? Die meisten sprechen davon, wie schön unsere Innenstadt ist, dann folgen natürlich die Stadtmusikanten und last but not least die sympathisierende Teilnahme am Schicksal Werder Bremens.

1953 in Wolfsburg geboren, zog es Dr. Klaus Sondergeld zum Studium der Politikwissenschaft nach Münster. 1983 kam er nach Bremen und leitete die Pressestelle der Uni Bremen, verließ die Hansestadt 1986, um beim damaligen Süddeutschen Rundfunk zu arbeiten, kam aber 1990 zurück und wurde Sprecher des Senats. Seit 1999 ist er für die Vermarktung Bremens bei der heutigen WFB Wirtschaftsförderung Bremen verantwortlich.

Die Bremer reden immer wieder davon, wie schlecht doch das Image der Stadt ist. Klären Sie uns auf: Wie steht es wirklich um uns? Alle Umfragen – sowohl jene, die andere gemacht haben, als auch unsere eigenen – zeigen, dass Bremen kein Imageproblem hat. Geprägt ist das Bild von der schönen Stadt an der Weser und den Sympathieträgern Stadtmusikanten. Hochinformierte wie Journalisten und Multiplikatoren sehen natürlich die hohe Staatsverschuldung und je weiter man nach Süden kommt, desto größer sind die Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Bundeslandes Bremen. Aber der Wandel des Wissenschaftsbereichs, dessen Krönung der Exzellenzstatus der Uni ist, bildet da ein gutes Gegengewicht. Im Großen und Ganzen lässt sich also sagen: Bremen steht sehr respektabel da!

Bremen ist eine schöne, historische, überschaubare und entspannt wirkende Stadt, die weder Besucher noch Einwohner stresst. Die Persönlichkeit Bremens wird übrigens als unprätentiös und zuverlässig beschrieben. Passt doch, oder? Passt! Wie steht es denn um Menschen, die zum Arbeiten nach Bremen ziehen? Das ist ganz spannend und eines der irritierenden Ergebnisse: Bei Hochqualifizierten mit Kindern spielt die Bildungslandschaft bei der Entscheidung für den Arbeits- und Wohnort Bremen keine Rolle! Also auch den PISA-Schock müssen wir nicht vor uns hertragen. Vielmehr geht es um das alltägliche Lebensgefühl. Als Beispiel nenne ich immer gern zwei Pariser, die im MARUM arbeiten. Beide sagen, dass die Lebensqualität hier deutlich höher ist, weil Bremen so überschaubar ist. Ich bin ja selbst aus Heidelberg nach Bremen gekommen. Da gab es wenig Grün im Wohnumfeld, und hier gibt es das an jeder Ecke. Bremen ist nach Hannover zweitgrünste Großstadt Deutschlands. Als Tourist sucht man in einer Stadt das Besondere und als Bewohner will man es eben schön haben. Da bietet Bremen eine gute Balance für beide!

„Bremen hat kein Imageproblem“

Sie haben nach sechs Jahren eine zweite Identitäts- und Imageanalyse der Stadtmarke Bremen durchgeführt. Was sind die Kernergebnisse? Bremen hat im Vergleich Traumwerte bei der Bürgerzufriedenheit und -identifikation mit der Stadt. Die Bekanntheit über die Region hinaus hat zugenommen. Bremen ist heute deutlich öfter Ziel für eine Städtereise. Eine enorm positive Wirkung hat die Schlachte! Und die Weser ist noch wichtiger geworden, was an der Überseestadt liegt. Wenn wir alle Attribute in einen Satz stecken, dann lautet der:

Mitte – Das Bremer Citymagazin

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Welche Rolle spielt denn eigentlich die Innenstadt für Bremen? Ich arbeite ja gern mit Zahlen. Und die Zahlen sagen, dass die Bremer zu 90 Prozent in der City einkaufen. Das ist unser starkes Pfund. Manchmal gibt es Tendenzen, das Glas halb leer zu sehen. Dabei ist es mindestens zu drei Vierteln voll. Aktuell gibt es wieder einen Aufbruch, weil klar ist, dass das Citycenter kommt und der Vorplatz des Hauptbahnhofs nun bald bebaut wird. Hinzu kommt der Neubau der Landesbank, der sich von einem potentiellen Sorgenkind zu einer unerwarteten Attraktion gewandelt hat, bei der sogar Stadtführungen Halt machen. Welche Aufgaben warten im Bezug auf die City noch? Besonders wichtig wird es sein, die Überseestadt auf der einen und das Viertel auf der anderen Seite – auch in unseren eigenen Köpfen – stärker an die Mitte anzubinden und zum neuen Zentrum zusammenzuführen, denn alle drei Stadtbereiche verbinden Bummeln und Erleben.


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